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  Stories zu Medizinischen Fesseln (Moderatoren: LordGrey, HarryTasker, DieFledermaus)
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Deep Wishes
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  Sechs Monate Datum:15.08.22 16:33 IP: gespeichert Moderator melden


Nach monatelangem stillen Mitlesen poste ich nun eine Geschichte mit vielen Kapiteln, die in Grundzügen schon länger fertig ist. Ein wenig zugrunde liegen der Story bestimmte Sehnsüchte und mein doch recht ausgeprägter Brillen-Fetisch. In der Geschichte geht es um Katrin, die aufgrund von Aggressivitätsschüben sich freiwillig in eine Klinik einweisen lässt, deren Programm vor allem aus Verhaltenstherapie und bewusst eingesetzter Reizreduzierung besteht.

Prolog
Sie haben mir wieder die Jacke angezogen, mich dann in den großen, grauen Pflegerollstuhl gesetzt und sicher verpackt. Ich werde aus dem Zimmer geschoben und irgendwo auf dem Flur abgestellt.
Fest und unnachgiebig umschließt der Stoff der Jacke meine gekreuzten Arme und meinen Oberkörper. Ich rieche das Leder, das eng meinen Mund bis hin zur Nase umschließt. Ich spüre die Riemen rund um meinen Kopf und meinen Hals, mit denen das Ledergeschirr befestigt ist.
Durch die starken, dicken Gläser meiner Brille sehend erahne ich höchstens, was und wer auf dem Flur vorbei kommt. Auf meinem Kopf sitzt dieser braune Lederhelm, der mich schützen soll, wenn ich falle, und der jetzt so nutzlos ist.
Es ist meine Strafe für die Sache von gestern, so wie hier alles Strafe oder – ja auch – Belohnung ist.
Und ich ahne, wie es nach dem Mittagessen weitergehen wird. Mittagsruhe voll fixiert im Pflegebett. Die Gurte warten schon darauf, sich liebevoll und unerbittlich um meinen Rumpf, die Hände und die Beine zuschließen. Wenn ich jetzt brav bin, vielleicht belohnen sie mich und lassen den Schultergurt und vielleicht auch den Schrittgurt weg.
Strafe und Belohnung – so läuft das hier. Das habe ich jetzt kapiert, hätte es eigentlich schon am ersten Tag kapieren können.
Aber – es gibt mir Sicherheit. Klare Regeln und das schöne Gefühl, sich einfach fallen zu lassen und sich auszuliefern. Ich genieße meine Ohnmacht. Und es kribbelt jedes Mal ganz tief in mir drin, wenn sie mich im Bett fixieren oder mich in die Zwangsjacke stecken.
Aber heute bin ich eine Warnung für andere.

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Deep Wishes
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  RE: Sechs Monate Datum:15.08.22 16:40 IP: gespeichert Moderator melden


Die Ankunft
Es ist Sonntag, später Nachmittag. 12 km bis Bodenhain steht auf dem Hinweisschild. Am Bahnhof war ich in das Taxi gestiegen, dessen Fahrer mich nun zur Klinik bringen wird. Zum Glück legt der Fahrer es nicht auf Smalltalk an, so dass ich in Ruhe meinen Gedanken nachhängen kann und mich zum x-ten Mal fragte, ob der Schritt, den ich nun gehen möchte, wohl der Richtige sei.
Schon als Kind galt ich als schwierig. Meine Aussetzer und Wutanfälle waren berüchtigt. Als Jugendliche begab ich mich dann zum ersten Mal in psychologische Behandlung, um mein aggressives Verhalten in den Griff zu bekommen. Eigentlich bin ich ruhig und besonnen, aber es kann passieren, dass ich plötzlich explodiere. So als wenn ein Kurzschluss im Gehirn wäre, ein kleiner Anlass genügt. Je unstrukturierter die Situation, desto eher passiert mir das. Dann kenne ich mich selbst nicht mehr wieder. Irgendwas läuft mir quer und ich werfe mit Sachen um mich, schlage mit dem Kopf gegen die Wand und die Biss- und Kratzwunden an Händen und Armen heilen schon gar nicht mehr richtig. Es war schon mal so schlimm, dass ich unbeteiligte Passanten weggeschubst habe oder bei der Arbeit auch mal auf andere einschlug. Natürlich trudelte die eine oder andere Anzeige ein; dank eines fähigen Anwaltes konnte ich das Äußerste noch stets abwenden.
Nun, ich nahm jahrelang Medikamente ein, um mich selbst besser steuern zu können. Das klappte am Anfang auch ganz gut, dann musste die Dosis erhöht werden. Die Nebenwirkungen waren leider nicht ohne. Ich fühlte mich permanent müde, entwickelte aber auch einen enormen Appetit. Ich nahm immer mehr an Gewicht zu und konnte mich selbst nicht mehr im Spiegel sehen. Der Selbsthass schlug dann wieder in Aggressionen um, und dann wieder mehr Medikamente, und der Teufelskreis ging weiter.
Ich wechselte den Psychiater. Auch der Neue verschrieb mir irgendwelche Medikamente. Damit ging es mir zeitweise besser. Ein schöne Nebenwirkung: ich hatte kaum noch Appetit und näherte mich wieder meinem Normalgewicht.
Aber die Tabletten machten mich so etwas von müde. Dann musste auch da wieder die Dosis erhöht werden. Morgens kam ich irgendwann gar nicht mehr aus dem Bett und ich fühlte mich kraftlos und erschöpft. Ich musste meine Arbeit als Altenpflegerin aufgeben, mein Freund hatte genug von mir und nun bin ich 25 Jahre alt, bin arbeitslos, allein und versuche von meinem Erspartem zu leben.
Finanziell bin ich relativ gut abgesichert. Meine Mutter hatte mir ein beachtliches Erbe hinterlassen. Von diesem Geld kaufte ich eine Eigentumswohnung, die dank der guten Konditionen, die mein ehemaliger Freund, er ist Banker, ausgehandelt hatte, zum größten Teil schon abgezahlt ist.
Trotzdem befinde ich mich in einem absoluten Tief. Ich bin einsam, habe niemanden, mit dem ich sprechen kann. Meine Außenkontakte sind gleich null und über meine Arbeit im Altenpflegeheim, die mir so viel bedeutete, kann ich mich auch nicht mehr definieren. Es muss etwas passieren.
Was mir Hoffnung gibt, ist das Versprechen des Flyers, den ich bei meinem letzten Besuch beim Psychiater fand. Da wirbt die Klinik in Bodenhain damit, psychisch kranken Menschen möglichst ohne Medikamente und in erster Linie durch Maßnahmen, die auf Verhaltensänderungen zielen, zu helfen. Mein Psychiater kennt diese Klinik zwar nicht, denkt aber, dass diese Maßnahmen meiner Persönlichkeitsstruktur entgegenkommen.
Ich habe zwar ein flaues Gefühl bei dem Gedanken, mich stationär einweisen zu lassen, aber vielleicht findet sich hier für mich ein Weg. Mein Psychiater hatte zunächst ein ausführliches Gutachten über mich nach Bodenhain geschickt - er müsse da ein bisschen nachhelfen, wie er betonte - und mir dann ein Telefongespräch mit dem Leiter der Klinik in Bodenhain in seiner Praxis vermittelt. Und weil sich das alles gar nicht so schlecht anhörte und ich von den Medikamenten ja unbedingt herunter möchte, unterschrieb ich vor zwei Wochen die Selbsteinweisung in der geschlossenen Abteilung mit der ausdrücklichen Billigung, in notwendigen Situationen aus medizinischen Gründen auch freiheitsentziehende Maßnahmen zuzulassen.
Da am Hang liegt die Klinik. Sieht gar nicht schlecht aus, hell und recht modern. Ich checke noch schnell mein Bild im Rückspiegel. An die neue Kurzhaarfrisur muss ich mich noch gewöhnen – doch, ich gefalle mir. Eigentlich wäre jetzt die Zeit, um wieder die Tabletten zu nehmen. Aber ich habe sie zu Hause gelassen, ich will es ohne schaffen.

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Deep Wishes
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  RE: Sechs Monate Datum:15.08.22 21:28 IP: gespeichert Moderator melden


Der Empfang
Im Foyer der Klinik melde ich mich an. Mir wird gesagt, ich werde gleich abgeholt, mein Gepäck könne ich da lassen, das wird mir auf mein Zimmer gebracht. Es dauert gar nicht lange, da kommt schon eine junge, freundliche Schwester auf mich zu. Hinter ihr gehen zwei Pfleger, die einen großen, leeren Rollstuhl schieben. „Hallo, ich bin Schwester Yvonne“, stellt sie sich vor. „Sie müssen Frau Ferner sein. Ihr Psychiater hat uns schon die Unterlagen mitsamt Diagnose gefaxt. Kommen Sie doch einfach mit auf Station. Bitte nehmen Sie Platz. Wir fahren Sie.“
Ich zögere etwas. „Ich soll mich in den Rollstuhl setzen?“ frage ich. „Ja, bitte“, sagt einer der Pfleger. „Aber ich kann doch gehen“, setze ich an, doch die Schwester unterbricht mich freundlich: „Frau Ferner, jetzt bitte nicht diskutieren. Lassen Sie sich fahren.“ Ich setze mich vorsichtig hinein. Ein seltsames Gefühl, mal selber in einem Rollstuhl zu sitzen; dabei habe ich schon so viele geschoben. „Und nun bitte einmal anschnallen“, sagt die Schwester und schon wird mir von hinten eine Weste vor den Oberkörper gehalten und, bevor ich realisiere, was los ist, blitzschnell hinten am Rollstuhl befestigt. Ich bin wie vor dem Kopf geschlagen. Diese Fixierwesten kenne ich aus meiner Arbeit, kaum zu glauben, dass ich sie auch mal ausprobieren muss. „Was machen Sie da?“ rufe ich. „Das ist Sicherheitsvorschrift“, sagt die Schwester, während ich spüre, wie die Weste stramm gezogen wird, „damit nichts passiert.“ So langsam werde ich unruhig. „Auf was habe ich mich hier eingelassen“, denke ich.
Ich werde durch mehrere Flure und Gänge gefahren, bis Schwester Yvonne eine Milchglastür aufschließt und wir in der Station W 2 angekommen sind. „Wir haben hier Zwei-Bett-Zimmer. Aber die erste Nacht werden Sie erst einmal allein im Beobachtungszimmer verbringen. Das ist üblich bei allen Neuzugängen. Ihr Abendessen werden Sie heute auf diesem Zimmer einnehmen.“ Eigentlich bin ich ganz froh darüber, zunächst alleine zu sein, andererseits hätte ich gerne ein paar der Mitpatientinnen gesehen.
Plötzlich schrillt der Pieper der Schwester. „Da ist was los in Zimmer 6“, ruft sie, „Frau Ferner, Sie warten bitte einen Moment, wir sind gleich wieder da.“ Einer der Pfleger zieht die Bremsen meines Rollstuhls an und die drei eilen davon.
Nun sitze ich hier festgeschnallt in einem Pflegerollstuhl und warte. Nach gefühlten zehn Minuten wird mir das doch zu bunt. Ich weiß, wie üblicherweise diese Westen festgemacht sind, drehe mich so gut es geht, erreiche den Verschluss und fummele daran herum.
„Was machen Sie denn da“, ruft eine Männerstimme, „kaum lassen wir Sie einen Moment allein…“ „Oh, Scheiße“, denke ich. Und schon stehen die beiden Pfleger neben mir. „Frau Ferner, Frau Ferner“, sagt einer der beiden, „wir sollen Sie nun auf Ihr Zimmer bringen. Schwester Yvonne wird kommen, wenn sich die Situation beruhigt hat. Aber ich denke, wir sollten Ihnen die Versuchung nehmen, sich medizinischen Notwendigkeiten zu entziehen.“ Dann nehmen beide je einen Unterarm von mir und fixieren ihn mit einem weichen Ledergurt auf den Armlehnen des Rollstuhls. Ich fange an zu protestieren, doch einer der Beiden herrscht mich an: „Sie wollen doch nicht schon an Ihrem Ankunftstag in ernsthafte Schwierigkeiten kommen? Seien Sie jetzt besser mal still. Yvonne wird sich ja gleich um Sie kümmern.“ Ich halte mich nun besser zurück und warte auf das, was kommen wird.
Es geht nun etwas den Gang entlang und dann stehe ich in einem nüchtern eingerichteten Zimmer mit einem Krankenhausbett, einem Tisch, einem Stuhl und einem angrenzendem kleinen Badezimmer. „Hier warten Sie nun auf die Schwester“, sagt einer der Männer, „und wehe, Sie werden laut!“

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tatiana.m
Sklavin

Sachsen


uneinsichtig + starrsinnig + vorlaut = Ausschluss

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  RE: Sechs Monate Datum:16.08.22 07:32 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Deep Wishes
werte Gemeinde,

Danke für den tollen Beginn.
Sehr schön beschrieben, weshalb Katrin in ihre missliche Lage geraten ist.

Irgendwie entdecke ich Parallelen. Auch in meinem Kopf tobt manchmal ein "Sonnensturm".
Und ja, Pillen sind doof.

Wünsche viel Vergnügen beim weiteren schreiben.

Allen einen wunderbaren Tag.

mit demütigen Grüssen
miststück

Der Kommentar wurde mit freundlicher Erlaubnis erstellt.
Dem Miststück ist, aufgrund fortgesetzter Störungen, ab 16. Juli 2021 dauerhaft die aktive Teilnahme an diesem Forum einschließlich der Nutzung des Postfaches untersagt.
Erneuert am 15. August 2022. D.L.


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cbobby
Einsteiger

Münsterland




Beiträge: 11

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  RE: Sechs Monate Datum:16.08.22 11:49 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Deep Wishes,

ein toller Anfang. Richtig klasse, genau meine Vorliebe. Ich hoffe es geht bald weiter. Bin schon richtig gespannt.


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Doran
Erfahrener





Beiträge: 34

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  RE: Sechs Monate Datum:16.08.22 12:01 IP: gespeichert Moderator melden


Wow, eine tolle Geschichte - davon träume ich auch ständig - völliger Kontrollverlust und Fixierung in Rollstuhl und Pflegebett. Welche Windeln bekommt Sie denn angelegt? Eigenständige Toilettennutzung geht ja nicht mehr ...
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Deep Wishes
Einsteiger





Beiträge: 30

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  RE: Sechs Monate Datum:16.08.22 21:45 IP: gespeichert Moderator melden


Vielen Dank für das positive Feedback!
Es geht weiter:

Der erste Abend
Diesmal dauert es nicht lange und ich höre wieder Schritte. „So, Frau Ferner“, sagt Schwester Yvonne, „Sie sind nun hier in der geschlossenen Abteilung für Menschen mit einem erhöhten Risiko der Selbst- und Fremdverletzung. Wir kennen Sie noch nicht, aber aufgrund der Dokumentationen Ihres Psychiaters müssen wir gewisse Vorsichtsmaßnahmen eingehen. Daher das Anschnallen im Rollstuhl. Da müssen Sie gar nicht erst versuchen, sich davon zu befreien. Sie sehen ja, wo das hinführt.“ „Und wann werde ich endlich losgemacht“, frage ich. „Gleich“, sagt die Schwester, „ich möchte Ihnen noch etwas erklären. Zu unseren Maßnahmen gehört auch, dass Sie wie alle Neuzugänge auf dieser Station während der ersten Zeit die Nächte fixiert im Bett verbringen werden, gerade wenn wie bei Ihnen ein erhebliches Aggressionspotential diagnostiziert ist. Und in ihrem Fall wohl weitgehend voll fixiert.“
Voll fixiert? Mir verschlägt es vor Erstaunen die Sprache und ich frage mich, was mein Psychiater so alles in meine Unterlagen geschrieben hat. Ich schaue genauer auf das Bett und sehe die Gurte eines kompletten S-Fix-Fixiersystems darauf liegen. Ich hatte diese schon einmal bei meiner Arbeit im Altenheim gesehen, aber nie bei den alten Menschen benutzen müssen. Mir wird plötzlich sehr warm; der Gedanke, bald selber fixiert zu werden, erregt mich merklich. Trotzdem frage ich: „Und wenn ich nicht möchte?“ „Glauben Sie mir, es ist besser, Sie machen mit“, ist die Antwort. „Außerdem liegt uns Ihre ausdrückliche Zustimmung vor. Wissen Sie, es geht hier um Verhaltensänderung und ein Grundsatz lautet: „Keine Aktion ohne Reaktion.“ Sie widersetzen sich einer Maßnahme, schon kommt die Sanktion. Deshalb musste Eddie Ihre Arme festschnallen. Es gibt negative Konsequenzen, aber bei entsprechendem Verhalten auch positive. Wie gesagt, morgen wird Ihnen alles genauer erklärt. Und denken Sie daran, Sie sind hier nicht im Gefängnis. Diese Klinik ist eine Modelleinrichtung und vielleicht Ihre letzte Chance. Sie entscheiden selbst, wohin der Weg geht. Ich hoffe, Sie kooperieren“, fährt Yvonne fort, „morgen wird Ihnen Frau Dr. Schardtwald alles Weitere erklären.
Nun schlage ich aber vor, Sie duschen zunächst. Dann werden Sie Ihre Klinikkleidung anziehen, etwas zu Abend essen und dann auch bald zu Bett gehen.“ Damit bin ich einverstanden, denn die bleierne Müdigkeit durch meine letzten Tabletten gestern spüre ich immer noch.
Ich ziehe mich aus, lege meine Sachen in eine Metallkiste und gehe dann ausgiebig unter die Dusche. Nachdem ich mich abgetrocknet habe, kommt Schwester Yvonne wieder herein. „Da Sie fixiert werden, muss ich Ihnen auch eine Windel anlegen“, sagt sie. “Im Liegen oder im Stehen? Wie ist es Ihnen lieber?“ Ich zucke zusammen, widerspreche aber lieber nicht. „Meinetwegen im Stehen.“ „Es ist eine Nachtwindel“, erklärt Yvonne, „die ist etwas dicker als eine normale.“ Flink zieht mir Yvonne von hinten die Windel an. Es wird mir warm und weich zwischen den Beinen. Die Folie knistert leicht, ich fasse sie an und mache ein paar Schritte. Es ist ein seltsam dickes Gefühl zwischen den Beinen.
„Nun, geht`s ?“ fragt Yvonne, „und jetzt noch den PVC-Slip darüber, damit nichts ausläuft.“ Sie zieht mir den Slip über die Windel und macht die Druckknöpfe zu. Plötzlich überkommt mich eine warme Welle der Erregung und ich muss mich schütteln. Yvonne sieht mich verwundert an und reicht mir dann einen durchgehenden Pflegeoverall. Ich ziehe ihn an und Yvonne schließt die Reißverschlüsse an den Beinen und auf der Rückseite.
Ich betrachte mich im Spiegel – ich in einem hellbeigen Einteiler mit dickem Windelpopo. Hübsch kleidsam ist das.
Nach dem Essen darf ich mich nun aufs Bett legen. Ich bin schon sehr müde. Die Windel ist ungewohnt und ich bin froh, wenn ich schlafen kann. Plötzlich steht ein junger kräftiger Mann in der Tür. „Das ist Sven“, sagt Yvonne, „er wird mir helfen“. Sven sieht nicht unsympathisch aus und nun machen sie sich zu zweit an mir zu schaffen. „Am besten, Sie entspannen sich jetzt,“ sagt die Schwester „und lassen uns machen.“
Zunächst wird der Bauchgurt gespannt und mit Magnetschlössern gesichert. Ich weiß nicht, ob ich das alles jetzt wirklich möchte, wage aber keine Einwände zu erheben. Ich schließe meine Augen und lasse alles mit mir machen. Jemand der beiden fasst meine Handgelenke und ich spüre, wie sie fest von weichen Manschetten umschlossen werden. Dann werden meine Handgelenke mit Fixiergurten festgeschnallt, aber so dass ich sie noch ein wenig anheben kann. Danach sind die die Fußgelenke dran, meine Beine werden dabei etwas gespreizt und damit sind die Füße auch fixiert. Auch hier nicht zu fest, so dass sie noch etwa Bewegungsspielraum haben „Wir legen Ihnen jetzt etwas um die Oberschenkel und ziehen dann den Schrittgurt fest“, sagt Yvonne. „Ist noch alles o.k. so? Nicht zu stramm?“ Ich merke, wie sich die Gurte um meine Beine legen und wie der Schrittgurt die Windel etwas zusammendrückt. „Ist nicht zu stramm“, sage ich „aber etwas ungewohnt.“ Ich lasse alles geschehen und genieße es sogar ein wenig, so ausgeliefert zu sein.
„So jetzt noch zum Schluss die Schulterhalterung und dann sind Sie fertig für die Nacht“, sagt Sven. Außer meinem Kopf kann ich mich nun nicht mehr bewegen. Es ist ein seltsames Gefühl, fast ganz bewegungsunfähig zu sein, aber irgendwie auch spannend. Yvonne meint: „Die ersten zwei, drei Nächte werden vielleicht etwas schwierig sein, aber danach haben Sie sich daran gewöhnt. Ich habe das selbst mal zwei Nächte ausprobiert, wie das so ist, fixiert im Bett zu liegen. Das wird uns von der Klinikleitung angeboten, damit wir wissen, was wir da tun. Wie gesagt, am Anfang ungewohnt, dann geht’s, finde ich.“ Ich bin merklich erregt und meine Stimme klingt ganz seltsam, als ich antworte: „Das geht schon. Ist schon o.k.“ „Sie werden übrigens wie jeder fixierte Patient per Video beobachtet, damit wir direkt eingreifen können, falls irgendetwas ist.“ „Und“, wage ich zu fragen, „werde ich jetzt jede Nacht fixiert?“ „Ihr vorläufiger Behandlungsplan wird erst morgen ausgegeben. Aber meiner Erfahrung nach werden die meisten unserer Patientinnen nur in den ersten Nächten voll fixiert. Bei entsprechendem Verhalten wird die Fixierung dann nach und nach reduziert, bis man später dann ganz darauf verzichtet.
Nun schlafen Sie gut,“ fährt Yvonne fort. „Morgen erwartet Sie ein harter Tag.“ „Wie meinen Sie das?“ frage ich. „Die vielen neuen Eindrücke, die Einführung ins Therapieprogramm – da wird vieles für Sie fremd sein. Aber Sie schaffen das.“ Die beiden wünschen mir eine gute Nacht – „und wenn etwas ist, rufen Sie!“ - und löschen das Licht. Irgendwie bin ich froh, alles mit mir geschehen lassen zu können, die Verantwortung abzugeben. Sollen sie doch machen. Ich probiere ein wenig das letzte bisschen Bewegungsfreiheit aus. Hände, Füße und den Kopf kann ich ein wenig anheben, das ist es aber auch schon. Ich schließe die Augen und lasse meine warmen Gefühle beim Fixiert werden noch einmal hochkommen. Von Sven würde ich mich gerne noch einmal mit dem S-Fix-System versorgen lassen…
Aber ein wenig bange ist mir vor morgen. Was wird das Gespräch mit der Ärztin bringen? Ich weiß nicht, was ich mir unter Bodenhain vorgestellt hatte. Dass ich nun gewindelt und fixiert im Pflegebett liege, das habe ich mir jedoch wirklich nicht denken können. Aber spannend ist das schon.
Sehr bald schlafe ich ein.

Der Morgen
Als ich aufwache, merke ich, dass irgendetwas anders ist. Das Atmen fällt mir schwerer, da ist etwas vor meinem Mund und an meinem Kopf. Ich bekomme leichte Panik, versuche etwas zu rufen, aber heraus kommt nur ein unartikulierter Laut. Ich zappele mit Füßen und Armen, soweit es die Fixierung zulässt, und rufe lauter.
Dann fällt mir ein, dass ich nachts wach geworden bin. Ja, im Dunkeln wusste ich nicht mehr, wo ich war, die Fixierungen hatten mir Angst gemacht. Und dann hatte ich geschrien und meinen Kopf hin und her geschlagen. Es kam jemand herein, sprach mit mir und was dann?
Plötzlich öffnet sich die Tür und Schwester Yvonne kommt herein. „Sie haben uns in der Nacht etwas auf Trab gehalten“, sagt sie lächelnd, „Sie waren laut und … ziemlich unruhig. Wir haben Ihnen ein leichtes Mittel zur Beruhigung gegeben. Aber wir mussten noch präventiv tätig werden. Können Sie gleich mal sehen.“
„Aber erst will ich Sie mal befreien“, fährt Yvonne fort, „ich hoffe, es war nicht zu unbequem für sie.“
Es geht so. Aber was bleibt mir übrig? Wie Yvonne sagte, ist die Fixierung für die ersten Nächte wohl die Regel. Yvonne lockert und öffnet nach und nach alle Fixierungen, so dass ich mich hinsetzen kann. Ich fasse mir mit meinen Händen an meinen Kopf und spüre überall Leder; Leder vor dem Mund, Lederriemen am Hals, Lederriemen rund um den Kopf. Was trage ich da? Ich stehe auf, um mich im Spiegel näher zu betrachten und erstarre. Ich fasse es nicht. Mein Kopf steckt in einem Ledergeschirr. Eine weiße Platte vor dem Mund und um mein Kinn, ein breiter, weicher Gurt um den Hals, Riemen an der Seite sowie zwei weitere Riemen, die jeweils links und rechts an der Nase vorbeilaufen und an Ledergurten, die über und um meinen Kopf laufen, befestigt sind. Alles mit Schnallen schön stramm fest gezogen. Hübsch sehe ich aus. Erinnert mich an eine Episode von Pretty Little Liars. Alison in einer Klinik und auch mit diesem Teil ausgestattet. Ich spüre das Leder an meinem Mund, das verhindert, dass ich mehr als undeutliche Laute ausstoßen kann. Trotzdem versuche ich etwas zu sagen, heraus kommen nur dumpfe Töne. Ich fasse nach den Lederriemen an meinem Kopf; das Geschirr ist dermaßen festgezurrt, dass es sicher und eng anliegt.
„Wissen Sie, als wir in der Nacht bei Ihnen waren und Sie beruhigen wollten, haben Sie versucht, nach meinen Fingern zu beißen“, erklärt mir Yvonne. „Da blieb uns nichts anderes übrig, als Ihnen das Kopfgeschirr anzulegen. Zusammen mit dem leichten Beruhigungsmittel hat es ja auch genützt. Sie haben übrigens um 10.00 Uhr einen Termin bei der Ärztin. Sie wird mit Ihnen den Therapieplan besprechen. Bis dahin können Sie duschen, etwas Frisches anziehen und auf dem Zimmer frühstücken. Es besteht die Anweisung, dass Sie zumindest bis Mittag auch heute eine Windel tragen. Wenn Sie mit dem Duschen fertig sind, mache ich das.“
Wieder eine Windel! Was machen die mit mir? Dabei ist meine Nachtwindel doch trocken geblieben! Aber ich sage lieber nichts und lasse erst einmal alles geschehen. Yvonne nimmt mir das Ledergeschirr ab. „Das ist jetzt ihrs“, spricht Yvonne weiter. „Es ist gut möglich, dass Sie es manchmal tragen müssen. Deshalb bleibt es zunächst hier.“ Ich bin erst einmal froh, die ganze Vorrichtung wieder los zu sein. Ich recke und strecke mich erst einmal.
Nach dem Duschen bekomme ich einen frischen Overall angeboten. Der Overall hat wieder Reißverschlüsse an den Beinen und im Rückenbereich, die so gut gesichert sind, dass ich ihn nicht alleine ausziehen kann, selbst wenn ich wollte. Dann gibt es Frühstück und gut gesättigt bin ich bereit für das Gespräch mit der Ärztin.
Sven und ein weiterer Pfleger kommen herein und bringen den großen grauen Pflegerollstuhl mit. „Wir möchten nicht, dass irgendetwas passiert“, sagt der fremde Pfleger, „deshalb bauen wir vor. Zuerst setzen Sie sich bitte mal hier in den Rollstuhl. Den kennen Sie ja schon.“ „Aber ich kann doch gehen, ich mach auch keinen Unsinn“, wende ich ein, aber schon fassen mich die beiden an den Oberarmen und führen mich zu dem Rollstuhl. „So, jetzt aber hinsetzen“, befiehlt der Pfleger und drückt mich in den Sitz. Jetzt werden mir dick gepolsterte Fausthandschuhe übergezogen, die sorgfältig an meinen Unterarmen fixiert werden. „Was soll das denn jetzt?“ frage ich. „Nun“, sagt Sven. „Anweisung von oben. Sie haben draußen ja einiges angestellt und wir möchten kein Risiko eingehen! Am besten ist es, Sie lassen alles über sich ergehen und schauen dann einfach mal weiter.“ Dann schnallen die beiden meine Unterarme und meine Füße fest. Ich frage: „Muss das denn sein?“ „Ja, das muss, und jetzt Ruhe“, antwortet der fremde Pfleger kurz angebunden. Ich bin den Tränen nahe und schlucke ein paar Widerworte runter. Aber die beiden sind noch nicht fertig, denn sie legen noch die breite Weste um meinen Oberkörper und befestigen sie hinten am Rollstuhl. Dann ziehen sie noch Gurte um meine Oberschenkel. Außer meinem Kopf ist nun alles fixiert. „So, nun sind Sie fertig, Frau Ferner“, sagt der fremde Pfleger, „ich hoffe, Sie sitzen bequem. Darf ich mich übrigens vorstellen, ich heiße Arthur.“ Ich fühle mich so ausgeliefert, sitze zwar gut, kann mich aber kaum rühren, und dann bricht es aus mir heraus: „Was soll diese ganze Scheiße“, brülle ich die beiden an. „Lasst mich aus diesem Rollstuhl raus. Ich kann gehen, ich mach auch nichts. Ich bin doch freiwillig hier. Ihr sollt mich rauslassen.“
„Jetzt beruhigen wir uns aber schnell wieder“, lächelt Sven. Das macht mich rasend und vor Wut spucke ich in seine Richtung. „Das reicht“, sagt Arthur und hält plötzlich das Kopfgeschirr in der Hand. „Los, aufsetzen“, sagt er und dann stülpt er es mir über und befestigt es blitzschnell an Hals und Hinterkopf. Ich versuche mich zu wehren, habe aber, festgeschnallt wie ich bin, keine Chance. Ich schreie in das Leder, aber heraus kommt nur ein Grunzen.
Die beiden Pfleger schieben mich über den Flur. Andere Patientinnen sehen mich an. Es ist mir peinlich, diese Blicke auf mir zu fühlen. Was denken die über mich? Kommt da jemand Gemeingefährliches? Ich schaue bewusst weg und stiere meine dicken weißen Fausthandschuhe an. Was für ein Kontrast, denke ich. Gestern um diese Zeit habe ich noch gemütlich in meiner Wohnung gefrühstückt und dabei schöne Musik gehört. Und jetzt bin ich fest in einem Rollstuhl fixiert und kann weder sprechen noch einen Finger rühren.

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Klett-max
Stamm-Gast

NRW




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  RE: Sechs Monate Datum:16.08.22 22:35 IP: gespeichert Moderator melden


Zur besseren Lesbarkeit habe ich eine kleine Bitte:

Mache je Absatz ZWEI Zeilenvorschübe, um eine komplette Leerzeile zu öffnen.

Dasverhindertdaßdertextzueinemriesenblockverschwimmtundmansichbeimlesendari nverirrt.

Ich hoffe, Du verstehst nach den Einwortbandwurmsatz, was ich im Bezug auf Absätze in längeren Texten meine.

Der Text erscheint interessant, jedoch werde ich das Fenster zum Lesen erst zurechtbasteln müssen, um mich nicht dauernd in den Zeilen zu verlieren.
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tatiana.m
Sklavin

Sachsen


uneinsichtig + starrsinnig + vorlaut = Ausschluss

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  RE: Sechs Monate Datum:17.08.22 07:47 IP: gespeichert Moderator melden


Guten Tag Deep Wishes
werte Gemeinde

Hihi, wenn einem der Ruf vorauseilt...
Dazu noch Entscheidungen nach "Aktenlage".
Dann sind Meinungen gebildet und es wird schwer.

Aber Katrin ist in guten Händen. Was sie sich abgewöhnen muss, ist das Diskutieren.
Ist für alle einfacher.

Und soooo schlimm sind Pämpies und Overall nicht. Ich weiss das.

Vielen Dank für die neue Episode.

Allen einen entspannten Tag.

mit demütigen Grüssen

miststück

PS: War noch zu zeitig um jemanden um Erlaubnis zu fragen.
Dem Miststück ist, aufgrund fortgesetzter Störungen, ab 16. Juli 2021 dauerhaft die aktive Teilnahme an diesem Forum einschließlich der Nutzung des Postfaches untersagt.
Erneuert am 15. August 2022. D.L.


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Deep Wishes
Einsteiger





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  RE: Sechs Monate Datum:17.08.22 18:47 IP: gespeichert Moderator melden


Die Begegnung

Unterwegs kommen wir an einer Frau vorbei, die ebenfalls in einem Rollstuhl sitzt. Was ich jetzt sehe, kann ich kaum glauben. Sie hat irgendetwas Weißes an und im Mund einen roten Ball.

Zwangsjacke und Knebel? Außerdem festgeschnallt an den Füßen, am Bauch und selbst am Kopf. Die Frau ist ungefähr in meinem Alter. Die Augen weit geöffnet, sie hat einen merkwürdig angespannten Gesichtsausdruck. Ich frage mich so langsam, wo ich hier eigentlich gelandet bin.

„Guten Morgen, Frau Hendricks!“ begrüßt sie Sven. Die Frau antwortet mit einem unartikulierten Grunzen. Ich schlucke und sehe Sven an. Er erklärt: „Manchmal müssen Zwangsmaßnahmen sein, sonst ist der Therapieerfolg gefährdet. Frau Hendricks war heute früh äußerst renitent. Das, was Sie da sehen, ist eine Sanktion bei negativem Verhalten.“ „Sie trägt jetzt eine Schutzjacke“, ergänzt Arthur, „und der Ballknebel ist eine äußerst effektive Maßnahme, wenn Patienten hier alles zusammenschreien.“

Ob ich die Jacke auch mal tragen muss, denke ich. Bei dem Gedanken, so eingezwängt zu sein, überkommt mich wieder ein Wärmeschauer. Diese ganzen Maßnahmen hier wirken echt crazy. Andererseits faszinieren sie mich auch. Die angegurtete Nacht im Bett, das Kopfgeschirr, nun im Rollstuhl festgeschnallt - diese absolute Hilflosigkeit macht auch was mit mir. Meine Wut von gerade spüre ich schon nicht mehr – ich lass mich jetzt ganz einfach in meine passive Rolle hineinfallen und bin gespannt auf das, was mich erwartet. Ich hoffe, nur der plötzliche Tablettenentzug geht nicht nach hinten los.

Vor einem Zimmer am Ende des Ganges halten wir, die Pfleger klopfen an, die Tür wird geöffnet. „Es tut mir leid, aber ich möchte Sie bitten, noch ungefähr zehn Minuten zu warten“, sagt eine Schwester und schließt die Tür wieder.
„O.K.“, sagt Arthur zu mir, „ich ziehe jetzt mal die Bremsen an und dann lassen wir Sie ein paar Minuten alleine.“

Dann gehen er und Sven weg und ich habe Zeit, das Kommen und Gehen auf dem Flur zu beobachten. Mir fallen zwei Frauen auf, die wie ich einen durchgehenden Overall anhaben. Beide tragen einen dicken Lederhelm und darunter klobige, dickrandige Brillen. Sie bewegen sich vorsichtig und etwas unbeholfen. „Oh“, denke ich, „Epilepsie, die Helme sind wohl wegen der Sturzgefahr.“ Mich ignorieren sie völlig. Wenig später kommen drei junge Frauen auf mich zu. Sie tragen normale Kleidung und grüßen mir freundlich zu.

Und dann kommen Sven und Arthur zurück. Sven schiebt den Rollstuhl mit der Frau in der Zwangsjacke und dem Ballknebel. Er bleibt kurz stehen und ich wechsele mit der Frau einige Blickkontakte und nicke ihr zu. „Ich bringe Frau Hendricks eben zu Frau Dr. Hahn und bin dann gleich wieder zurück“, sagt Sven. „Gut“, antwortet Arthur, „ich warte dann mal hier.“ Plötzlich öffnet sich dir Tür mit einem „Sie können jetzt hereinkommen.“

„Ich bin Frau Dr. Schardtwald und bin hier die Chefärztin“, begrüßt mich eine korpulente ältere Frau. „Sie sind Katrin Ferner?“ Ich nicke und grunze ein „ja“. „Zunächst möchte ich Sie bei uns im Namen aller herzlich begrüßen und hoffe, dass wir Ihnen mit unserem Konzept weiterhelfen können. Ich würde nun gerne mit Ihnen den Therapieplan besprechen und sonst noch einiges zu Ihrem Aufenthalt bei uns erklären. Wie ich hörte, gab es bereits bei Ihrer Ankunft und dann noch in dieser Nacht ein kleines Problem, und wie ich sehe, jetzt auch. Nun wir sollten jetzt erst einmal in Ruhe alles besprechen.“ Und an Arthur gewandt: „Machen Sie bitte mal das Kopfgeschirr ab.“


Die Chefärztin

„Ich hoffe, es geht Ihnen gut. Vieles hier wird für Sie neu und ungewohnt sein. Ich möchte aber, dass Sie unsere Maßnahmen verstehen. Es war Ihr Wunsch, auf eine wie auch immer geartete medikamentöse Behandlung zu verzichten. Ihrem Wunsch kann hier, wenn Sie zu Kooperation und Absprachen bereit sind, entsprochen werden. Ich verspreche Ihnen, dass wir auf Beruhigungsmittel und Tranquilizer nur im absoluten Ausnahmefall zurückgreifen müssen“. Ich denke, dass klingt doch mal ganz gut.

„Ich habe den Bericht Ihres behandelnden Arztes gelesen und ich hoffe, Ihnen ist klar, wie ernst die Lage ist. Wenn ich die Ausführungen des Kollegen richtig interpretiere, stehen Sie, Frau Ferner, drastisch formuliert, kurz vor der Zwangseinweisung.“ Ich kriege so einen Schreck, dass ich keinen Ton herausbekomme.
„Aber ich denke, hier kann Ihnen geholfen werden“, fährt die Ärztin fort, „die Herren machen Sie jetzt los und Sie kommen mit mir in den Nebenraum.“

Frau Dr. Schardtwald öffnet eine Tür und dort sehe ich einen Schrank, ein Regal, einen großen Spiegel, ein Gerät, das ich noch nicht identifizieren kann, und eine an einen Zahnarztstuhl erinnernde Sitzmöglichkeit. Die Ärztin zeigt auf die dort angebrachten Fixiergurte. „Ich hoffe, wir können darauf jetzt verzichten.“ Ich sage „Ja, natürlich“, und werde von den beiden Pflegern losgebunden. Die dicken Fäustlinge muss ich anbehalten.

„Tragen Sie normalerweise eine Brille?“ fragt mich die Ärztin. Ich bin etwas überrascht wegen dieser Frage und verneine sie. „O.k., dann setzen Sie sich bitte mal vor dieses Gerät.“ Ich setze mich an den Tisch und stelle fest, dass das Gerät ein Sehtestgerät ist, wie es von Optikern und Augenärzten verwendet wird. „Sie schauen jetzt bitte gleich in das Gerät und dürften erst einmal gar nichts erkennen. Ich schiebe dann verschiedene Linsen davor und wenn Sie die oberste Reihe klar und deutlich sehen, lesen Sie die bitte vor.“ Ich schaue in das Gerät und sehe nur verschwommen. „Können Sie die oberste Reihe mit den großen Buchstaben lesen?“ „Nein, ich kann nichts erkennen, überhaupt nichts“, antworte ich. „Und jetzt“ fragt sie und schiebt wieder Linsen vor. „Nein, noch nichts.“ „Und nun?“ „F, O, A“, lese ich. „Darunter ist alles verschwommen.“„Gut, ich komme gleich wieder“, sagt sie, „Sven und Arthur bleiben so lange bei Ihnen.“

Ich verstehe nicht, was das Ganze soll. Ehe ich mir weitere Gedanken machen kann, kommt die Ärztin wieder herein, begleitet von einer Frau, die sich als Schwester Dorothea vorstellt. „Bitte setzen Sie sich jetzt in den Stuhl dort. Ich werde Ihnen gleich alles erklären.“ Ich setze mich in den Zahnarztstuhl und warte stumm ab. Dorothea zeigt mir drei Brillengestelle, ein schwarzes und ein braunes, jeweils aus Kunststoff und ein großes silbernes Metallgestell.

„Das sind jetzt nicht die allerstylischsten Brillen“, sagt sie lächelnd. „Ich setze sie Ihnen mal auf, Sie betrachten sich im Spiegel und wählen dann eine aus.“ Ich weiß zwar immer noch nicht, wohin das führt, spiele aber mit. „Ich glaube, die braune gefällt mir “, sage ich. „Irgendwie stehen sie mir alle, aber die braune vielleicht am besten.“ „Gut“, sagt Dorothea, „ich werde Ihnen das Gestell jetzt anpassen. Halten Sie bitte still.“ Sie misst etwas an meinen Augen, biegt das Gestell hinter meinen Ohren zurecht und schreibt sich irgendwas auf. Ich soll also eine Brille tragen, das habe ich verstanden. Weiß zwar nicht warum, aber das werde ich wohl bald erfahren. „Welche Stärke sollen die Gläser haben?“ fragt Schwester Dorothea. „8 Dioptrien“ sagt die Ärztin. „Damit sollten wir einsteigen.“ Und zu mir gewandt: „Ich bin Ihnen nun eine Erklärung schuldig.“

„Ihre Ausbrüche lassen sich gemäß dem Bericht Ihres Psychiaters darauf zurückzuführen, dass Sie es nie gelernt haben, vielleicht auch nicht lernen konnten, Außenreize zu filtern. Wenn dann zu viele Reize, die Sie zum Teil ja gar nichts angingen, Sie aber auch nicht einfach ausblenden konnten, auf Sie einströmten, hat Ihre Psyche überreagiert und es kam zu den Ihnen wohl bekannten Ausbrüchen. Ihre Medikamente sorgten dafür, dass es Ihnen leichter fiel, Reize, besonders visueller Art, auszublenden. Wir haben hier nun gute Erfahrungen mit einer künstlich hergestellten Reizarmut gemacht. Dazu gehört auch, in visueller Hinsicht eingeschränkt zu sein. Das heißt für Sie, dass Sie ab heute eine Brille tragen werden, durch deren Gläser Sie ca. ein Meter weit deutlich sehen können, alles andere ist völlig unscharf. Diese Brille, die Schwester Dorothea jetzt anfertigt, werden Sie von morgens bis abends kontinuierlich tragen. Sie werden Sie nicht nach Belieben auf und absetzen. Sie werden sie aufbehalten. Natürlich wird die eingeschränkte Sicht am Anfang ungewohnt sein, aber Sie werden sich daran gewöhnen. Falls Sie Kopfschmerzen bekommen, können Sie gerne jederzeit Kopfschmerztabletten bekommen, aber nach einigen Tagen sollten die Beschwerden vorbei sein. Sollten ihre Ausbrüche hier nicht mehr auftreten, werden Sie schwächere Gläser bekommen, die hier mit der Stärke 8 sind ziemlich stark. Haben Sie das so weit verstanden?“ Ich schlucke, mir wird warm und kalt gleichzeitig. „Ja“, sage ich mit belegter Stimme.

Da kommt Schwester Dorothea herein und setzt mir die Brille auf. Ich sehe … nichts. „Warten Sie einen Moment“, sagt sie. „Ich helfe Ihnen aus dem Stuhl und führe Sie zum Spiegel.“ Allmählich kann ich wieder etwas sehen, zumindest das, was nah vor mir ist. Ich gehe vorsichtig zum Spiegel und erschrecke. Das bin ich? Die dicken Gläser machen aus meinen schönen Augen große runde Glubschaugen, ich glotze wie eine Kuh, finde ich. „Das möchte ich nicht“ stöhne ich und fasse mir mit den Handschuhen ans Gestell. “Doch, Sie sollen, es ist zu Ihrem Besten, glauben Sie mir“, sagt die Ärztin. „Sie sitzt noch zu eng“, sagt Dorothea, „ich nehme die Brille wieder mit und richte sie. Sie brauchen sie in der nächsten Stunde ja doch nicht.“ Sie nimmt mir die Brille ab und geht aus dem Zimmer.

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Deep Wishes
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  RE: Sechs Monate Datum:17.08.22 21:16 IP: gespeichert Moderator melden


Nun geht`s weiter in der Sprechstunde bei der Chefärztin.

Die Schutzjacke

„Setzen Sie sich bitte. Und nun weiteres zur Therapie“ beginnt Frau Dr. Schardtwald wieder. „Sie umfasst verpflichtende Gesprächs- und Bewegungsangebote. Dazu noch künstlerisch-musische Angebote, eine Beschäftigungstherapie sowie regelmäßige Aufenthalte auf dem Außengelände. Morgenvormittag geht es damit los. Schwester Yvonne wird Ihnen heute Abend den Wochenplan geben.“ Ich nicke. „Ein Therapieziel wird die weitestgehende Wiederherstellung der Selbststeuerungskompetenzen sein. Das bedeutet, Sie sollen nach und nach lernen, wieder Verantwortung für Ihr Handeln zu übernehmen. Das schaffen Sie nicht in vier Wochen, rechnen Sie mal lieber mit einem halben Jahr bei uns. So lange ist übrigens auch die Maßnahme bewilligt.“ Ich zucke zusammen. „Was, so lange?“ Die Ärztin nickt. „Tabletten helfen schneller. Sind aber nicht dauerhaft und Sie kennen ja die Nebenwirkungen. Nun“, fährt sie fort „zu unserem Ansatz gehört ein auf den ersten Blick rigides, aber logisches und für den Patienten nachvollziehbares Belohnungs- und Bestrafungssystem. Der Patient soll ein angemessenes Verhalten lernen, indem gutes Verhalten belohnt, schlechtes bestraft wird. Können Sie mir folgen?“ Ich nicke. „Gut. Verhalten Sie sich angemessen, Frau Ferner, können wir die Bettfixierungen allmählich zurücknehmen. Auch der Rollstuhl muss dann in Kürze nicht mehr sein.

Damit Sie aber wissen, was auf ein unangemessenes Verhalten folgen kann, sollen Sie nun eine Selbsterfahrung machen. Eben mit dem Hintergrund, dass Sie gewarnt sind und ein renitentes Verhalten aus dieser Erfahrung heraus unterdrücken. Wir nehmen Ihnen jetzt die Handschuhe ab. Sie bleiben bitte ganz ruhig. Es wird Ihnen nicht wehgetan. Dann stellen Sie sich hin und strecken Ihre Arme nach vorne.“ „Was passiert jetzt?“ frage ich. „Sie werden nun die Erfahrung machen, wie es ist, eine Schutzjacke zu tragen“, sagt die Ärztin.

Ich fange an zu zittern und da kommt Sven, löst die Schnallen der Handschuhe und zieht sie ab. Der schmierige Pfleger Arthur nähert sich mir mit einem blöden Grinsen und einem weißen Paket im Arm. Er wickelt es aus und hält tatsächlich eine Zwangsjacke in der Hand. Ich springe auf, gehe ein paar Schritte rückwärts und stammele: „Nein, nein, bitte nicht.“ Sofort sind die Pfleger bei mir und fassen mich an den Oberarmen. Ich winde mich in ihrem Griff und fange an zu schreien. Da greift die Ärztin nach meinem Kinn und sieht mir fest in die Augen: „Sie haben die Wahl. Entweder im Guten oder auf die harte Tour. Die Schutzjacke werden Sie auf jeden Fall tragen. Denken Sie nach.“ Ich schaue sie an und murmele ein „ist schon gut“.

Dann muss ich meine Arme nach vorne strecken und Arthur streift die Ärmel der Jacke über sie. Meine Hände fühlen den schweren Stoff; da die Ärmel keine Öffnung haben, bleiben die Hände drinnen stecken. Die Ärmel werden nach vorne immer enger, so dass ich meine Finger kaum spreizen kann. Ich sehe im Spiegel, wie Arthur nun mehrere Gurte auf meinem Rücken schließt und diese fest anzieht. Nun liegt die Jacke fest um meinen Körper. Ich fühle, wie der feste Stoff meinen Oberkörper umschließt und mich einpackt. Dann muss ich meine Arme vor meinem Bauch verschränken und Arthur führt die Enden der Ärmel zuerst durch eine Schlaufe und fixiert sie dann auf meinem Rücken. Zum Schluss nimmt Frau Dr. Schardtwald einen weiteren Gurt, der von vorne zwischen meinen Beinen baumelt, führt ihn zwischen den Beinen nach hinten durch und befestigt ihn ebenfalls am Rücken. Dabei lobt sie meine Kooperationsbereitschaft.

Ich betrachte mich im Spiegel. Bin ich so gefährlich, dass ich in eine Zwangsjacke gesteckt werden muss? Gut, das alles ist nur eine Warnung, aber immerhin. Ich muss jedoch zugeben, dass das Tragegefühl nicht unangenehm ist. Im Gegenteil, ich werde nun zwar in diese Jacke gesteckt, aber dieses Ausgeliefertsein fühlt sich gar nicht mal so schlimm an. Ist auch irgendwie kuschelig.

Währenddessen macht sich Arthur an meinen Knöcheln zu schaffen und legt mir Ledermanschetten um, die er mit einem ca. 30 cm langen Riemen verbindet. Jetzt kann ich nur noch kleine Schritte machen. „Gehen Sie mal vorsichtig durch den Raum“, fordert er mich auf. Ich setze vorsichtig einen Fuß vor den anderen, Sven hält mich dabei an der Jacke fest und gibt mir dadurch Sicherheit. Dann drückt er mich auf einen Stuhl und ich setze mich.
„Das alles dient nur der Warnung und der Prävention“, sagt die Ärztin. „Sie wissen jetzt, was passieren wird, wenn wir Ihr Verhalten sanktionieren müssen. Sie kommen gleich für eine halbe Stunde in den Auszeitraum, auch Weichzelle genannt oder bekannt als Gummizelle, dann lernen Sie diese Örtlichkeit auch mal kennen. Vorher jedoch: machen Sie bitte den Mund etwas auf.“ Ich gehorche und schnell legt sich ein kleiner Ball in meinen Mund, ein mit dem Ball verbundener Riemen wird blitzschnell hinter meinen Kopf gezogen und dort fixiert. Ich will protestieren, bringe aber nur ein undeutliches Stöhnen heraus. Im Spiegel sehe ich, was der Knebel mit meinem Gesicht macht, die Haut ist merkwürdig gespannt, die Augen scheinen größer geworden zu sein.

„Der Ballknebel ist gut gegen Schreie, ein ganz probates Mittel“, sagt Frau Dr. Schardtwald. „Sven und Arthur begleiten Sie jetzt in die Weichzelle. In einer halben Stunde holen wir Sie dort wieder heraus. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sich dort ruhig verhalten. Eine Kamera überwacht den Raum. Der Ballknebel hat Luftlöcher, so dass sie relativ gut atmen können. Sie brauchen also keine Angst zu haben, dass irgendwas passiert. Auf Wiedersehen, Frau Ferner.“ Die beiden Pfleger bringen mich raus. Ich grunze in meinen Knebel hinein, merke, wie etwas Speichel aus meinem Mund tropft und mit kleinen Schritten gehe ich über den Flur auf eine Tür zu, in die oben ein kleines Fenster eingelassen ist.

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cbobby
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  RE: Sechs Monate Datum:18.08.22 10:12 IP: gespeichert Moderator melden


Tolle Fortsetzung Deep Wishes, insgeheim hatte ich auf eine Zwangsjacke/Schutzjacke gehofft. Hoffentlich wird Sie eine schöne Zeit darin verbringen
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modex Volljährigkeit geprüft
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  RE: Sechs Monate Datum:18.08.22 21:29 IP: gespeichert Moderator melden


Beeindruckende Schlagzahl und sehr anregender Inhalt. Danke und weiter so !
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Giba2000
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  RE: Sechs Monate Datum:19.08.22 14:34 IP: gespeichert Moderator melden


Ein guter Beginn, vielleicht wird die Brille nachts durch einen Augenverband ersetzt, ein mit elastischen Binden fixierter Mullknebel verhindert das Austreten von Spucke, alles ein wenig angenehmer...
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Deep Wishes
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  RE: Sechs Monate Datum:20.08.22 19:42 IP: gespeichert Moderator melden


In der Gummizelle

Die beiden öffnen die Tür und ich befinde mich in einem kleinen gepolsterten Raum. Die Wände sind hell, der Fußboden grau, alles weich und nachgiebig, so dass ich mich kaum auf den Beinen halten kann. Die Pfleger setzen mich behutsam auf den Boden und verschließen dann die Tür. Na toll, denke ich, nun lernst du schon am ersten Tag das ganze Waffenarsenal kennen. Zwangsjacke, Windel, Fußfessel, Knebel, Gummizelle. Fehlen nur noch Elektroschocks, weiß aber gar nicht, ob sie die hier überhaupt anwenden. Die halbe Stunde wird wohl bald vorbeigehen. Ich lege mich auf den Boden und starre an die Decke. Dann versuche ich aufzustehen, was in Zwangsjacke und mit dem Fußriemen gar nicht so einfach ist. Ich schaffe es, indem ich mich langsam an der Polsterwand hoch drücke. Dann gehe ich einige Schritte durch die Zelle, verliere aber bald das Gleichgewicht und lasse mich auf den weichen Boden fallen.

Ich versuche meine Gedanken zu sortieren und stelle fest, dass mich die Sache mit der Brille sehr neugierig macht. Brillen fand ich schon immer faszinierend und als Kind hatte ich gerne heimlich die Lesebrille meiner Mutter getragen. Mein letzter Freund war ziemlich kurzsichtig und ab und zu machte ich mir einen Spaß daraus, seine Brille aufzusetzen. Er war dann halbblind und auch ich konnte mit seiner Brille nur schemenhaft sehen. Aber es war für mich ein besonderes Gefühl, eine Brille aufzuhaben. Bei diesem Wechselspiel hatten wir viel Spaß miteinander und besonders ich war merklich erregt. Als er mal zum Optiker ging, um sich stärkere Gläser anpassen zu lassen, habe ich ihn begleitet und im Geschäft einige Gestelle aufgesetzt. Ich finde Brillen stehen mir. Der Sehtest, zu dem ich damals aufgefordert wurde, ergab, dass ich einigermaßen gute Augen habe. Zwar nicht ganz optimal, aber eine Brille sei noch nicht unbedingt nötig. Ich solle in einem halben Jahr noch mal meine Augen checken lassen, meinte die Optikerin. Diesen Befund habe ich fast bedauert, ich hätte gern eine Brille getragen.

Der Knebel im Mund nervt allmählich. Meine Lippen werden trocken. Mir wird immer wärmer und unangenehmer. Ich liege auf dem Rücken und versuche etwas zu rufen, aber heraus kommt nur ein Grunzen. Dann juckt mich irgendetwas am Kopf. Auch das stört ziemlich, ich robbe rückwärts zur Wand und setze mich. Ich scheuere meinen Kopf an der nachgebenden Wand. Das Jucken lässt etwas nach, aber dann bricht es plötzlich aus mir heraus. Was habe ich mir nur angetan, dass ich hier bin. Ein halbes Jahr soll das dauern – ich könnte schreien und kann doch nur stöhnen. Dann schlage ich mit dem Hinterkopf gegen die Wand, immer und immer wieder. Es tut gut, das zu fühlen, der Schmerz könnte zwar heftiger sein, aber immerhin. Immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand. Das hat doch was, besonders wenn es keine Verletzungen gibt. Irgendwann werde ich müde und gebe auf. Schaue zur Tür hin und warte, dass jemand aufmacht.

Zur Warnung für andere

Und das dauert gar nicht mehr so lange und die beiden Pfleger kommen herein. „Wir sollen Sie jetzt wieder zur Chefin bringen“, sagen sie. Beide helfen mir auf und setzen mich dann in den tiefen Rollstuhl, der vor der Tür steht. Sofort fixieren sie mich mit der Weste und legen einen weiteren Gurt um meine Füße. Ich denke an Frau Hendricks. So ungefähr müsste ich auch jetzt aussehen. Außer dem Kopf kann ich nichts mehr bewegen und nur noch vor mich hingrunzen. Sven ist wenigstens so nett, mir den Speichel abzuwischen.

„Nun“, sagt Frau Dr. Schardtwald, als wir in Ihrem Zimmer angekommen sind. „Das hat ja nicht allzu gut geklappt.“ Ich schaue sie fragend an. „Das Schlagen mit dem Kopf“, lautet ihre Antwort. „Unerwünschtes Verhalten. Ich hatte Sie gebeten, ruhig zu bleiben. Als Konsequenz folgt: Sie bleiben bis zum Mittagessen fixiert. Ungefähr eine Stunde. Zur Erinnerung und als Warnung für andere werden wir Sie im Rollstuhl in den Flur vor den Speisesaal stellen. Ihr Mittagessen bekommen Sie, wenn alle anderen ihr Essen beendet haben.

Ihre Brille ist übrigens fertig. Wenn Sie die dann gleich aufhaben, werden Sie zunächst kaum etwas von den anderen Patientinnen mitbekommen. Außerdem werden Sie in den nächsten Wochen einen Lederhelm tragen, damit Sie sich nicht wie gerade autoaggressiv Ihren Kopf irgendwo einschlagen oder sich bei einem Sturz verletzen. Denn aufgrund der eingeschränkten Sicht könnte es ja mal sein, dass Sie fallen. Dient nur zum eigenen Schutz. Wir haben die passende Größe schon herausgesucht. Ist nicht das schickste Modell, aber zweckmäßig.“

Zunächst setzt Schwester Dorothea setzt mir die Brille auf. Ich sehe zuerst wieder nichts, dann wird es zumindest im Nahen etwas schärfer. „Schütteln Sie mal ordentlich mit dem Kopf“, werde ich aufgefordert, was ich dann auch mache. „Alles in Ordnung“, sagt die Schwester, „die Brille sitzt hundertprozentig.“

Arthur bringt nun einen hellbraunen Helm, setzt ihn mir auf und zieht den Kinngurt fest. Der Helm hat eine besonders dicke Polsterung im Stirnbereich, „damit die Brille bei einem Sturz nicht kaputt geht“, wie mir Arthur versichert. Nun also der Deppenhelm – es ist also noch immer eine Steigerung möglich. Der rote Knebel, der mir den Mund sperrt, der unmögliche Helm, ich könnte schreien, wenn ich nur könnte. Dann bekomme ich mit, wie Arthur den Helm irgendwie mit Schnallen an der Kopfstütze des Rollstuhls befestigt und zwar so, dass ich meinen Kopf nun nicht mehr bewegen kann. „Damit Sie nicht wieder mit dem Kopf schlagen“, wie er kommentiert. Ich sitze zwar einigermaßen bequem, bin nun aber komplett bewegungsunfähig. Ich werde im Rollstuhl näher an den Spiegel herangeschoben und darf mich betrachten. Zwangsjacke, Knebel, der Deppenhelm, die Glubschaugen – bin ich das im Spiegel? „Schauen Sie sich jetzt mal genauer an“, sagt Frau Dr. Schardtwald. „So wollen Sie doch nicht wirklich die Tage verbringen, oder?“ Jemand schiebt den Rollstuhl wieder zurück, dann klickt irgendetwas leise. „Ich habe Sie jetzt fotografiert“, sagt die Ärztin. „Dieses schöne Foto werden wir gleich vergrößern und heute Abend werden Sie es in Ihrem Zimmer aufgehängt finden. Als bleibende Warnung sozusagen. Apropos Zimmer – Sie sind mit Frau Hendricks zusammen, ähnliche Symptome wie Sie, brauchte aber die Brille nicht mehr, hat sich schon alles sehr gebessert. Leider dieser Rückfall heute Morgen. Nun Sie werden hoffentlich gut miteinander auskommen. Nur heute Abend wird die Kommunikation bei Ihnen beiden etwas eingeschränkt sein. So, nun ab zum Speisesaal. Sie werden dort gebraucht.“

Jemand, ich kann gar nicht sehen, wer, schiebt mich nun durch irgendwelche Gänge, die ich kaum erkennen kann. Menschen, die vorbeigehen, nehme ich nur als Schemen wahr. Dann stoppt der Jemand, zieht die Bremsen fest und lässt mich stehen.

Irgendwann höre ich Schritte und lauter werdende Stimmen. Dann sehe ich ein paar Gestalten näher kommen, die aber schnell in den Speiseraum weitergehen. Scheint jetzt wohl Mittagessenszeit zu sein, na denn.

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DieFledermaus
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Freunde findet man wie Sand am Meer, gute und wahre Freunde so selten wie Muscheln mit einer großen Perle darin

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  RE: Sechs Monate Datum:22.08.22 10:07 IP: gespeichert Moderator melden


Eine wundervolle Geschichte, ich hoffe es geht bald weiter.

Wenn du möchtest kannst du auch gerne mal einen Beitrag in meinem Bereich schreiben "weitere Fetische" vielleicht finden sich ja gleichgesinnte die deinen Brillenfetisch teilen.

Ich persönlich finde den Ansatz deiner Geschichte sehr interessant. Denn ich halte auch nichts von Chemie, welche das Gehirn auf dauer zu Matsch machen. Dauerhaft löst man Probleme in seinem Kopf nur, wenn man sich damit auseinander setzt. Nicht wenn man sie durch irgendwelche Medikamente torpediert und vernebelt. Wo also kann man besser seine eigenen abgründe erforschen als in einer gesicherten Umgebung?

In diesem Sinne wünsche ich dir viel freude und Inspiration beim weiterschreiben.

mit lieben Grüßen von der Fledermaus
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Deep Wishes
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  RE: Sechs Monate Datum:22.08.22 16:18 IP: gespeichert Moderator melden


@DieFledermaus: Danke für deine lieben Zeilen - das beflügelt...


Die Mittagszeit

Wenig später wieder Schritte, dann schemenhafte Umrisse. Die Frauen gehen wieder an mir vorbei, sie ignorieren mich. Oder gucken sie mich doch an? Ich weiß es nicht, soweit kann ich nicht sehen. Dann spricht mich jemand an. „Ich bin´s, Yvonne, erkennen Sie mich?“ Ich grunze etwas in meinen Knebel. „Ich mache Sie jetzt mal los und dann gibt es Mittagessen.“ Zuerst löst Yvonne den Helmgurt von der Kopfstütze, dann nimmt sie mir den Knebel aus dem Mund. „Und war´s schlimm?“ fragt sie. „Machen Sie sich nichts daraus. Das erleben fast alle Neuzugänge. Nützt aber auch. Man lernt daraus.“ Dann löst Yvonne den Fußgurt vom Rollstuhl und dann die Fußfesseln. Dann ist der Brustgurt dran und sie hilft mir beim Aufstehen. „Ich lass sie jetzt aus der Schutzjacke. Dauert ein bisschen. Ich hoffe, Sie können es noch aushalten.“ „So schlimm ist die Jacke gar nicht“, sage ich „habe mich schön verpackt gefühlt.“ „Nun“, antwortet Yvonne, während sie sich an den Gurten und Verschlüssen zu schaffen macht, „das waren ja auch höchstens 90 Minuten. Frau Hendricks musste heute, nachdem sie völlig ausgerastet ist, vier Stunden in der Jacke verbringen. Das ist dann schon eine ganz andere Nummer. Aber Hauptsache, Sie fühlen sich noch gut.“ „Ich habe nun mächtig Hunger“, antworte ich, „und muss ganz schnell diesen Knebelgeschmack wegbekommen.“ „Die Küche hier ist nicht schlecht“, lacht Yvonne. „Ich glaube, heute gibt es unter anderem einen vegetarischen Auflauf. Und trinken Sie bitte genug. Nach dem Essen werde ich Sie von der Windel befreien.“ Dann wird sie plötzlich wieder ernst. „Nach der Sache in der letzten Nacht muss ich Ihnen heute Mittag und heute Abend wieder das Kopfgeschirr anlegen.“ Ich nicke, so schlimm fand ich das nicht. „Neben dem Kopfgeschirr haben Sie ja jetzt auch den Ballknebel kennengelernt.“ „Ja“, antworte ich „der war schon etwas unbequemer. Besonders der Sabber nervte und ich hatte schon Angst, ich bekomme Maulsperre.“ „Ich möchte Sie warnen“, sagt Yvonne und drückt dabei meine Hand. „Frau Dr. Schardtwald weiß, dass Sie sich schon selbst gebissen haben. Sie ist bei Knebeln sowieso nicht zimperlich. Ich weiß, dass bei beißenden Patienten auch schon mal zum Mundspreizer gegriffen wird. Den habe ich selbst schon mal freiwillig ausprobiert, nein danke, nicht noch mal. Ein paar Stunden mit einem Mundspreizer herumzulaufen, ist nicht gerade lustig... Aber jetzt gibt es erst einmal etwas zu essen. Da vorne ist für Sie gedeckt.“ Ich recke meine Arme, strecke mich, massiere mir etwas den Mund und dann führt mich Yvonne zu einem Tisch, wo ich mir ein leckeres Essen schmecken lasse.

Nach dem Essen spüre ich, dass ich jetzt aber ganz plötzlich zur Toilette muss. Die Windel ist bis jetzt trocken geblieben und so soll es auch bleiben. Ich sage das Yvonne und sie geht mit. Ich habe ganz vergessen, dass ich den Reißverschluss meines Overalls gar nicht alleine öffnen kann. Yvonne hilft mir und erleichtert erledige ich mein Geschäft. „Nun sind 90 Minuten Mittagsruhe“, sagt Yvonne, „danach dürfen Sie ein bisschen über die Station gehen und auch nach draußen. Wenn eine Türe geöffnet ist, dann dürfen Sie dort auch hereingehen. Aber passen Sie gut auf sich auf“, und dabei tippt sie gegen den Stirnschutz meines Helmes, „es sollte Sie eine der Praktikantinnen begleiten. Ich glaube, das ist am Anfang besser so. Ich bringe Sie jetzt auf Ihr neues Zimmer. Frau Hendricks ist nicht da, Sie werden sie heute Abend kennenlernen. Sie müssen sich auf Ihr Bett legen und ich muss Sie dann auch wieder fixieren.“ „Ich weiß, ist ein bisschen oft heute“, fügt sie lächelnd hinterher.

Das Zimmer ist ein typisches nichtssagendes Klinikzimmer, nur dass auf den beiden Betten das komplette S-Fix-System liegt. Ich kenne die Prozedur ja nun schon und lasse alles geduldig mit mir geschehen. Ich finde Yvonne nett, auch als sie mir zum Abschluss das Kopfgeschirr wieder anlegt und an den Seiten sorgfältig stramm zieht. Den Helm hatte sie mir vorhin abgenommen, die Brille soll ich auch während der Mittagsruhe tragen. Die Nasengurte des Kopfgeschirrs laufen dabei über den Mittelsteg der Brille. So liege ich schön verpackt da.

Es ist ein seltsames Gefühl, zum ersten Mal eine Brille auf der Nase zu haben. Eigentlich habe ich mich schon lange nach einer Brille gesehnt und fand es geil, die Brille von Martin, meinem letzten Freund zu tragen. Ich erinnere mich an ein Spiel, das wir mal gespielt hatten. Ich hatte im Handschuhfach seines Wagens seine Ersatzbrille entdeckt und aufgesetzt. Damit konnte ich nicht weiter als bis zur Motorhaube blicken. Martin parkte dann den Wagen am Waldrand und wir gingen spazieren. Er musste mich die ganze Zeit führen, weil ich kaum etwas sehen konnte. Dieses Gefühl des Nicht-richtig-sehen-könnens und des Ausgeliefertseins an Martin machte mich richtig heiß. Am Abend hatten wir für mein Gefühl den besten Sex unserer Beziehung. Ich hatte dabei die ganze Zeit seine Brille auf.

Bei dem Gedanken daran spüre ich, wie sich meine Brustwarzen verhärten. Mir wird immer heißer. Gerne würde ich mich nun unten herum berühren, aber der Overall und die ganzen Gurte lassen keine Bewegung dahingehend zu.


Der Nachmittag

Meinen Tagträumen nachhängend merke ich gar nicht, wie Yvonne hereinkommt. „Ich habe noch jemand mitgebracht. Das ist Jasmin, sie ist hier Praktikantin. Sie wird Sie heute Nachmittag begleiten, damit Sie nicht fallen.“ Yvonne macht die Gurte los und ich kann aufstehen. Ich taste nach dem breiten, weichen Gurt um meinen Hals – zum Glück ist er nicht stramm. Meine Finger wandern über die übrigen Riemen an meinem Gesicht und an den Rändern der Brille entlang. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
Jasmin sieht mich an. Hat sie schon mal eine Frau mit einem weißen Knebelgeschirr gesehen? Auf Anhieb ist sie mir unsympathisch. Was soll die Glotzerei? Du bist hier in der Psychiatrie, mein Kind.

Als Yvonne mir nun das Kopfgeschirr abnehmen will, schüttele ich den Kopf. Ich will nun die ganze Hässlichkeit, Knebel, Glotzbrille und Helm. Diese Jasmin soll mich ja begleiten; ich finde, sie soll ruhig Angst vor mir haben.

„Nein, nein, ich nehme das Kopfgeschirr jetzt ab“, sagt Yvonne. „Keine Sonderregeln. Aber den Helm müssen Sie jetzt tragen.“ „Reine Vorsichtsmaßnahme“, fügt sie hinzu. Dann nimmt sie mir das Geschirr ab, legt es in einen Schrank, stülpt mir den Helm auf und befestigt den Gurt unter meinem Kinn. Nun bin ich fertig für den Nachmittag.

Ich gehe nun langsam durchs Haus; mehr oder weniger der Nase lang, sehen kann ich nicht viel. Die dumme Kuh von Jasmin immer einen halben Schritt hinter mir. Wenn mir jemand begegnet, erkenne ich immer erst im letzten Moment, ob es eine Patientin oder jemand vom Personal ist. Einmal stoße ich fast mit jemand zusammen, ich kann gerade noch verhindern, dass ich nicht falle. Eine weibliche Stimme murmelt eine Entschuldigung, sie habe mich nicht sehen können, die Brille, ich muss verstehen. Jetzt hätte ich doch gerne mit ihr geplaudert über ihre Erfahrungen. Geht nun leider nicht.

Ich muss sagen, an die Brille habe ich mich schon ein wenig gewohnt. Es ist gar nicht so unangenehm, nur die Hälfte mitzukriegen. Außerdem trägt sie sich ganz angenehm - Schwester Dorothea hat gut gearbeitet. Bei einem Spiegel im Entree halte ich an, ich bin von mir selber fasziniert. Eine schlanke mittelgroße Frau in einem weißen Overall, der Deppenhelm auf dem Kopf und Riesenaugen hinter dicken Brillengläsern. Passt so. Vielleicht bin ich ja hier schon angekommen.

Irgendwann sind wir draußen. Ich rieche die kühle Herbstluft, höre das Zwitschern der Vögel. Toll, dass, wenn ein Organ weitgehend lahmgelegt ist, die anderen Sinne umso besser funktionieren.

Jasmin sagt mir, sie müsse mal auf die Toilette, ob ich kurz hier warten könne. Ich merke, dass ich auch mal muss und sage es ihr. „O.k., erst sind Sie dran“, sagt sie. Auf der Toilette befreit sie mich etwas vom Overall, so dass ich mich setzen kann. Ich solle, wenn ich mit allem fertig bin, klingeln, sie würde mir dann den Reißverschluss hochziehen. Ich lasse mir ausgiebig Zeit mit dem Toilettengang, soll sie doch in die Hose machen. Als ich fertig bin, wasche ich mir die Hände.
Es kribbelt gerade ein wenig unter der Brille. Ich weiß, ich soll sie auflassen, aber ich muss sie nun mal abnehmen und die Augen reiben. Also den Helm gelockert und abgesetzt, und dann nehme ich die Brille ab. Ich erschrecke. Ohne Brille sehe ich zunächst nur noch undeutlich, erst langsam wird alles wieder schärfer. Haben sich meine Augen schon so schnell an die Brille gewöhnt? Ich schaue durch die dicken Gläser, dann wieder ohne. Doch – ohne Brille ist fast alles wieder normal. Ich will das aber noch klären, ob da kein bleibender Schaden bleibt. Ich hoffe, Yvonne weiß da Bescheid. Oder ich frage mal Frau Hendricks, die hatte ihre Brillenzeit ja schon hinter sich, wie ich gehört habe.

Plötzlich geht die Außentür auf und eine mir unbekannte ältere Schwester steht im Toilettenraum. „Wo bleiben Sie denn so lange?“ herrscht sie mich an. „Und was soll das hier mit der Brille? Die Anweisung lautete „auflassen“ und zwar immer außer nachts. Und wo ist überhaupt ihr Helm?“ Ich bin so verdattert und bringe kein Wort heraus. „Na, Sie scheinen mir ja ein besonders schwerer Fall zu sein“, meint die Schwester. „Am ersten Tag schon so renitent. Das ist doch nicht ihr erstes Vergehen heute. Tja, die Akte füllt sich. Kommen Sie mal her.“ Dann setzt sie mir die Brille wieder auf, stülpt mir meinen Lederhelm auf den Kopf und zieht den Kinngurt fest. Nun bin ich wieder ganz in meiner Ein-Meter-Welt. Die Schwester führt mich nun am Oberarm in irgendein Zimmer. Die Tür geht auf und ich höre an der Stimme, dass Jasmin hereingekommen sein muss. „Also, die Brille bleibt auf. Ununterbrochen bis zum Schlafengehen, verstanden“, sagt die Schwester. „Und damit Sie damit keine Probleme bekommen, habe ich hier etwas Nettes für sie. Die Handschuhe kennen Sie ja schon.“ Ich bleibe jetzt ganz ruhig, um nicht noch mehr Ärger zu bekommen und lasse mir bereitwillig die Fäustlinge anziehen. Dann legt mir die Schwester einen Gurt um die Hüfte. Jasmin legt mir um beide Unterarme je eine lederne Handmanschette an, die wiederum am Gurt fixiert werden. Na toll, meine Hände und Arme kann ich ja für den Rest des Tages vergessen. „Ich hätte durchaus Lust, Sie nochmal in den Rollstuhl zu setzen. Denke aber, das wird jetzt erst einmal genügen. Ich bin übrigens Schwester Gerda. Wir beide werden noch häufiger miteinander zu tun haben und ich glaube, das wird noch ganz lustig. Ich werde das da gerade übrigens nach oben melden. Freuen Sie sich schon mal auf die nächsten Tage mit Fausthandschuhen. Die Maltherapie wird dann schwierig.“

Ich finde diese Frau auf Anhieb unangenehm. Mein Widerspruchsgeist regt sich nun doch und ich werde lauter, als ich eigentlich möchte: „Ich bin immer noch freiwillig hier. Was Sie da machen, ist Freiheitsberaubung!“ „Liebe Frau Ferner“, zischt die Schwester als Antwort, „ich weiß ganz genau, was ich darf und was nicht. Und ich brauche nicht mit Ihnen über medizinisch notwendige Maßnahmen diskutieren.“ „Los, hinsetzen“, herrscht sie mich an, „und jetzt den Mund auf.“ Sie drückt mich auf den nächstbesten Stuhl und hält mir einen roten Ballknebel vor die Nase. „Den kennen Sie ja schon. Also Mund auf … oder es wird für Sie nur noch schlimmer.“ In dem Moment nähert sich mir ein Pfleger, ich glaube, es ist dieser Arthur, und da öffne ich doch lieber meinen Mund. Der harte Ball wird zwischen meinen Zähnen platziert, der Gurt schön stramm gezogen und damit bin ich still gelegt.


Das Abendessen

Jetzt fühle ich mich doch ziemlich mies. Ich gehe durch irgendeine offene Tür - Jasmin sagt, dies sei der Aufenthaltsraum – und ich lasse mich in einen Sessel fallen. Gar nicht so einfach bei schlechter Sicht und mit fixierten Händen.
Ich verwünsche den Ballknebel, will wieder sprechen und das Ding los sein. Versuche, dies Jasmin deutlich zu machen. Aber meine Gestik ist nun eingeschränkt, sie versteht einfach nicht, was ich will. Meine Lippen werden trocken, die Kiefer schmerzen und ich habe den Eindruck, alle, die vorbeikommen, gucken mich an.

Kurz vor 18.00 Uhr sagt Jasmin, es sei nun Abendessenzeit. Sie würde mir nun die Knebel lösen und mich zum Speisesaal bringen. „Und wie soll ich essen mit fixierten Händen?“ frage ich, als ich wieder sprechen kann. „Ich soll sie füttern“, sagt Jasmin. „Das heißt nicht füttern, sondern das Essen anreichen“, fahre ich sie an. Das fehlt mir gerade noch, mich von der blöden Kuh füttern zu lassen. Immerhin fragt sie mich, was ich essen und trinken möchte. Ich beschließe, mich in mein Schicksal zu ergeben.

Jasmin führt mich zu einem freien Tisch, holt ein Tablett mit Essen und setzt sich mir schräg gegenüber. Mittlerweile habe ich ziemliche Kopfschmerzen, wahrscheinlich sind wegen der Brille meine Augen überanstrengt. Jasmin verspricht, mir nach dem Essen eine Kopfschmerztablette zu besorgen. Und dann füttert sie mich tatsächlich. Sie macht das eigentlich gar nicht so schlecht. Hat das Brot in Stücke geschnitten und führt es mir mit einer Gabel in den Mund. Zum Trinken benutzt sie doch tatsächlich einen Schnabelbecher, auch dies muss ich mir gefallen lassen. Ich bin doch kein Tattergreis, aber ehrlich gesagt habe ich es im Altenheim selber oft so gemacht.


Melanie

Dann führt mich Jasmin ins Badezimmer, nimmt mir endlich die Fesselgurte von den Armen und zieht mir die Handschuhe aus, löst den Helm und hilft mir beim Ausziehen des Overalls. Nachdem ich mich gründlich gewaschen habe und Jasmin mir die Nachtwindel und den Overall für die Nacht angezogen hat, die Fäustlinge dürfen auch nicht fehlen, bringt sie mich auf mein Zimmer. Dort ist Yvonne. „Ich habe es schon von Schwester Gerda gehört“, sagt sie. „So was kann passieren, aber versuchen Sie einfach, sich besser zusammenzureißen. Sie können hier kaum etwas machen, ohne dass es beobachtet wird.“ Dann gibt sie mir den Therapieplan für die Restwoche. Mit der Brille kann ich erstaunlich gut lesen; jetzt weiß ich, dass es morgen mit der Kunsttherapie losgeht und am Nachmittag eine Gruppengesprächstherapie dran ist. Nun, ich bin gespannt.

Dann geht die Tür auf und zwei Pfleger, die ich noch nicht kenne, bringen eine Frau herein. Sie steckt in einer Zwangsjacke und hat einen roten Knebel im Mund. Das kann sogar ich erkennen. „Die hat uns heute einen heißen Tanz bereitet“, sagt einer der Männer. „Du sollst ihr bitte noch eine frische Windel anlegen und dann ab ins Bett.“ „Mit dem Ballknebel?“ fragt Yvonne. „Nee, Knebelgeschirr reicht“, antwortet der Mann. „Schade, Frau Hendricks war schon so weit und nun das“, sagt Yvonne. Sie geht mit einem der Männer und Frau Hendricks kurz ins Bad, während der andere auf mich aufpasst. Dann wird Frau Hendricks aus der Zwangsjacke befreit, ins Bett gelegt und sofort mit allen möglichen Gurten fixiert.

„Frau Hendricks, ich hole jetzt den Knebel aus ihren Mund“, sagt Yvonne und fummelt irgendetwas an dem roten Knebel, was ich nicht erkennen kann. Dann höre ich, wie die Frau erleichtert aufstöhnt. „Frau Hendricks, Sie sind von nun an zu zweit. Darf ich Ihnen Frau Ferner vorstellen. Sie ist gestern neu hier angekommen.“ Da ich das Bett mit Frau Hendricks nur ganz undeutlich sehe, stehe ich auf und gehe zu ihr hin. Ich erkenne eine hübsche Frau ungefähr in meinem Alter. „Hallo, ich bin Katrin“, sage ich. „Ich bin Melanie, willkommen hier“, antwortet mir die Frau. „Nach diesem Tag bin ich jetzt einfach nur noch müde und möchte schlafen. Aber ich bin froh, dass du da bist.“

Yvonne legt ihr das Knebelgeschirr an, fixiert dann ihren Kopf und deckt sie zu. Dann kommt sie zu mir, führt mich zu einer Wand nahe meinem Bett und zeigt mir ein großes Foto, was da hängt. „Können Sie das erkennen?“ fragt sie mich. Ja, das kann ich. Ich sehe mich von heute Mittag – das volle Programm – Rollstuhl, Zwangsjacke, Knebel, Helm und Brille. Ich liebe es.

Dann die übliche Prozedur, allmählich wird es Routine. Bauchgurt, Unterarme, Oberschenkel, Füße, Schritt und Schultern. Yvonne nimmt mir die Brille ab und schnallt mir das Kopfgeschirr um. Sie wünscht uns eine gute Nacht und löscht das Licht.
Ist das jetzt Realität oder ein böser Traum, denke ich. Da liegen zwei junge Frauen abends um halb acht zum Schlafen fertig gemacht im Bett. Beide gewindelt, sorgfältig fixiert und unfähig mehr als ein bloßes Grunzen auszustoßen. Ich will meine Medikamente zurück.

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pauli2004 Volljährigkeit geprüft
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  RE: Sechs Monate Datum:24.08.22 10:30 IP: gespeichert Moderator melden


Spannend, bin gespannt, wie es weitergeht.
Wunderbar geschrieben, vielen Dank.

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windel28 Volljährigkeit geprüft
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  RE: Sechs Monate Datum:25.08.22 07:18 IP: gespeichert Moderator melden


Intressante Geschichte die einzelnen Details sind super beschrieben.
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Erika2
Freak





Beiträge: 161

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  RE: Sechs Monate Datum:25.08.22 08:22 IP: gespeichert Moderator melden


Ein wunderbare Geschichte, bitte weiter schreiben.
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