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RE: Maria 13 - In Amerika - Teil 20
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Datum:26.03.16 06:11 IP: gespeichert
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Maria
Kapitel 13 - In Amerika - Teil 20
Autor: Karl Kollar
(noch Dienstag, den 7. September 1984)
»Nur eine kurze Ohnmacht.« Betty kannte die Symptome schon von Sarah. »Sie ist gleich wieder fit.«
»Ich sehe, ich kann mich auf sie verlassen.« Frederike war erleichtert. »Wenn ihr möchtet, dann könnt ihr das heutige Training auch aussetzen.« Doch insgeheim wusste sie, wie die Antwort lauten würde.
Maria signalisierte, dass sie den Parcours auf jeden Fall laufen wollte. Auch Pauls Miene zeigte, dass er von einer Absage eher enttäuscht wäre.
»Na gut«, Marias Mutter grinste. »Macht aber noch fünf Minuten Pause.« Sie verließ die Station.
Maria genoss es sehr, in dem Ponygirlkostüm den Parcours zu laufen. Irgendwie, sie konnte es selbst gar nicht erklären, machte es ihr Spaß, sich in die Rolle fallen zu lassen und sich von ihrem Ponyherrn antreiben zu lassen.
Paul.
Das war wichtig. Er war dabei und sie war sein Pony. Er schaffte es sogar, so etwas wie Autorität auszustrahlen.
Wie schon gestern war Paul in die Rolle des Ponyherrn geschlüpft und mit der Gerte, die er in der Hand hielt, verteilte er liebevolle Klapse, wenn sein Pony in seiner Leistung etwas nachließ. Er hatte gestern nach Sarahs Parcours an sich selbst ausprobiert, wie fest er schlagen durfte, ohne dass es ernsthaft weh tat.
Manchmal hatte er den Eindruck, Maria schien ihn sogar zu provozieren, denn sie hob ihre Beine nicht an, sondern blickte ihn nur trotzig an. Erst nach dem zweiten oder dritten Schlag mit der Gerte gab sie das gehorsame Pony. Sie war in einer besonderen Stimmung, bei der die immer leichten Schläge mit der Gerte sie eher antrieben und ihre Erregung steigern, anstatt das sie weh taten.
Ohne dass es ihm selbst bewusst war, achtete Paul sehr genau auf alle Signale, die Maria mit ihrem Körper ausstrahlte. Manchmal forderte sie ihn geradezu auf, fester zu schlagen, manchmal waren schon Streicheleinheiten genug. Zuviel war es zu seiner Erleichterung nie.
Betty und Sarah mittlerweile aus der eisernen Lunge befreit, und nun standen beide am Rand des Parcours und sahen fasziniert zu, wie Paul und Maria sehr innig miteinander spielten. »Ich wollte aufpassen und eingreifen, wenn er es übertreiben sollte.« flüsterte sie zu Sarah. »Doch sie sind so verliebt miteinander.«
Sarah legte ihren Arm und Bettys Schulter und sucht mit dem Mund ihre Lippen.
Auch Anna und Gertrud waren den Geräuschen gefolgt und nun schauten sie ebenfalls das Spiel an.
Sarahs Blick zur Uhr war es schließlich, der Betty zum Eingreifen nötigte. Sie überlegte kurz, wie sie das Spiel wohl beenden konnte, ohne dass es als ein Abbruch herüber kam. Schließlich hatte sie eine Idee. Sie ging zu Paul und flüsterte ihm ein »letzte Runde« ins Ohr. Damit war es möglich, das Spiel sanft zu beenden.
Anna war sich mittlerweile sicher. Paul und Maria waren keine Spione. Solch eine Liebe war nicht gespielt. Doch dann fiel ihr wieder ein, dass ihr Mund verschlossen war und sie keinem davon erzählen konnte. Hatte die Familie schließlich doch gewonnen?
* * *
Warum war Anna in der Klinik? Frederike wollte das unbedingt geklärt haben. Sie hatte sich schon beim Investor erkundigt und Herr Brown hatte auch zugegeben, dass er Annas Unterbringung in der Klinik veranlasst hatte. Doch als sie sich darüber beschwert hatte, dass sie nicht Bescheid wusste, wurde sie mit einem Verweis auf die schlechte Vermögenslage der Klinik abgespeist.
Innerlich war Frederike am Kochen. Doch sie wusste, dass sie vorsichtig sein musste. Annas Familie war sehr mächtig, ihr Vater war Senator und hatte Kontakte bis zum Präsidenten.
Außerdem musste es in der Klinik einen Maulwurf geben. Die Familie wusste über alles, was Anna betraf, Bescheid. Sie wusste von der Unterbringungen von Maria und Sarah, den Austausch des Personals.
Ja sogar die verspätete Behandlung mit dem Monohandschuh war ihr bekannt, obwohl es erst gestern passiert war. Dies hatte sie aus einem der viele Beschwerdeanrufe erfahren. Die Familie hatte sie gewarnt, sich nicht zwischen sie und Anna zu drängen. Es wäre nur noch eine Frage der Zeit, dann wäre Anna bereit für die Hochzeit.
* * *
Maria kam aus der Dusche und strahlte. Sie machte zwar einen sehr müden Eindruck, doch ihre Augen zeigten, wie sehr sie das Spiel mit Paul genossen hatte.
»Ich glaube, mein Pony möchte bald ins Bett?« Paul lächelte, als er Marias erschöpften aber glücklichen Blick bemerkte.
Maria hob ihren Kopf und lächelte etwas gequält, dann nickte sie. Sie blickte Paul eindringlich an.
Paul ahnte, was sie bewegte. »Morgen ist erst mal Pause.« Er streichelte ihr über das Gesicht. »Aber am Donnerstag hole ich ´Wildfire´ wieder aus dem Stall.
Maria schmiegte sich verliebt an ihn. Wenn sie nicht so hundemüde wäre, hätte sie sich an der neuen Situation erfreuen können. Ihre Mutter hatte ihre Spiele mit Paul gesehen und ihn sogar eher ermutigt und ihm zudem das ´Du´ angeboten. Doch jetzt wollte Maria nur noch eines, ins Bett und schlafen.
Anna war erleichtert, als sie die vertraute Berührung von Florian spürte. Doch diesmal war es anders. Sie konnte nicht mehr reden. Sie nahm seine Hand und führte sie an ihren Mund. Sie öffnete ihre Lippen und ließ ihn ertasten, was die Familie ihr angetan hatte.
»Und du kannst gar nicht mehr reden?« So richtig wollte Florian es nicht glauben.
Anna begann zu schluchzen. Sie streichelte seine Hand. Das war das letzte, was ihr noch geblieben war. Sie traute sich nicht, Licht zu machen. Sie wusste nicht, ob die Kamera auch nachts lief, dann würde sie Florian enttarnen und das wollte Anna auf keinen Fall.
Sie war so froh, dass er sie in der Klinik gefunden hatte und dass er sie jetzt so gut wie jede Nacht besuchen kam. Sie genossen die gemeinsame Zeit und blendeten dabei den Gedanken an die Zukunft aus, denn eine gemeinsame Zukunft war ausgeschlossen.
Paul war noch wach und saß am Tisch. So viel Aufregendes hatte sich heute ereignet. Sein Blick fiel auf Maria, die schon eingeschlafen war, noch bevor Paul sie überhaupt zugedeckt hatte.
Hätte Paul seinen Blick nicht im Zimmer umherschweifen lassen, dann wäre ihm vermutlich gar nicht aufgefallen, dass sich plötzlich ganz ohne einen Laut die Zimmertür öffnete.
Betty steckte ihren Kopf zur Tür herein und legte sofort einen Finger auf ihren Mund. Sie trat ein und schloss die Tür wieder so leise, wie sie sie auch geöffnet hatte. Auf Zehenspitzen schlich sie zu Paul an den Tisch.
»Da ist jemand in Annas Zimmer« flüsterte sie. Ihre Anspannung war deutlich zu spüren. »Ich habe ein Weinen gehört.«
»Du meinst, wir sollten nachsehen.« Paul flüsterte ebenfalls. Eigentlich hatte er keine Lust mehr auf ein weiteres Abenteuer, der heutige Tag war schließlich schon aufregend genug gewesen.
»Wer auch immer das ist, wir müssen ihn überrumpeln.« Betty zeigte eine gewisse Entschlossenheit. »Maria sagte, du kennst dich mit Selbstverteidigung aus?«
Paul hatte nicht mehr die Kraft, um zu widersprechen. Er hatte doch bloß bei Marias Übungen zugesehen und sich das eine oder andere Mal als ´Angreifer´ zur Verfügung gestellt. Doch er spürte, dass er hier gebraucht wurde.
»Ich reiße die Tür auf und du machst Licht an.« Bettys war etwas grimmig. Gestern hatte es zu lange gedauert, außerdem hatten sie schon auf dem Flur Lärm gemacht.
»Nun denn, gehen wir es an.« Paul war sehr mulmig zu mute.
»Florian?« Betty war überrascht, als sie Annas Zimmer gestürmt hatten.
Paul und Betty bot sich ein seltsames Bild. Florian, den Betty als den neuen eher lausigen Pfleger erkannt hatte, kniete vor dem Bett und hielt Anna im Arm.
Als Anna sah, was passiert war und das Licht im Zimmer an war, brach sie auf dem Bett zusammen. Jetzt war ihre letzte Hoffnung auch zerstört.
* * *
Leonie blickte sehnsüchtig auf ihr Bett, welches jetzt die erste Nacht unbenutzt war. Sie lag in ihrem Käfig und hatte sich in die Decken gehüllt.
Wilde Träume hatten sie in der Nacht begleitet, in der sie immer wieder von Sklavinnen und Käfigen geträumt hatte.
Gestern Abend hatte Selma ihr offenbart, dass heute ein wichtiger Tag für sie sei. Sie würde sie heute einigen wichtigen Leuten vorstellen, und wenn sie sich gut aufführte, dann würden sie sie vielleicht nehmen wollen.
Immer wieder hatte Leonie darüber gegrübelt, was diese Worte wohl zu bedeuten hatten. Würde Selma sie wirklich weggeben oder verkaufen?
Doch dann kam ihr immer wieder ihre aktuelle Situation in den Kopf, und alles was Selma bisher angekündigt hatte, war auch eingetreten. Auch ihre Familie schien von ihrem Schicksal zu wissen und war damit einverstanden.
Andererseits lebten sie doch in einem zivilisierten Land und es war einfach illegal, jemand zu verkaufen. Sklavenhandel war schon seit langem abgeschafft.
Der Käfig war wirklich schön, toll verarbeitet und er vermittelte ein Gefühl von Geborgenheit. Das Schloss war immer noch so, wie Leonie es angebracht hatte, Selma hatte es selbst noch nicht berührt. Sie hatte ihr die Erlaubnis gegeben, sich selbst von ihrem Knebel zu befreien, dann hatte sie ihr das Abendessen in den Käfig hineingereicht.
Es war für Leonie ein sehr aufregendes Gefühl, dass sie in dem Käfig ihr Essen bekam. Gedanklich hatte sie sich in dem Käfig schon eingerichtet. Vorn an der Tür hatte sie gegessen und dann hatte sie sich in den hinteren Teil zurückgezogen, um doch einzuschlafen. Doch gerade nachdem Leonie sich nach dem Essen wieder den Knebel angelegt hatte, hatte Selma ihr von der Vorstellung heute erzählt.
Leonie war immer wieder über die Konsequenzen ihres Wunsches nach Gefangenschaft erstaunt. Gestern Abend hatte Selma ihr sogar eine Windel in den Käfig gelegt. Das hatte sie nochmals schwer ins Grübeln gebracht. »Morgen früh kümmere ich mich um die Hygiene«, hatte Selma angekündigt.
Sie hatte die Windel erst nur empört in die Ecke geschoben, doch dann arbeitete es in ihr. Wenn Selma ihr eine Windel zur Verfügung stellte, dann hieß dies aber auch, dass sie nicht beabsichtigte, sie aus dem Käfig zu befreien.
»Jetzt darfst du erst mal duschen.« Selma betrat ihr Zimmer und hielt ein Schlüsselbund in der Hand. »Hast du nachgedacht, ob du heute artig sein willst bei der Vorführung?«
Leonie gab es einen Stich ins Herz, als sie gleich wieder an das heutige Ereignis erinnert wurde. Sie blickte zwischen den Gitterstäben durch und nickte.
»Wenn du mir versprichst, still zu sein und nur zu antworten, wenn ich dich etwas frage, dann darfst du dir den Knebel abnehmen.« Selmas Stimme war seltsam liebenswürdig.
Leonie war zunächst erfreut von der Aussicht ihre Stimme benutzen zu dürfen, und sie löste die Schnallen ihres Kopfgeschirrs. Doch dann zögerte sie. Auf die Frage, welches Schicksal sie erwartete, würde sie sicher keine Antwort bekommen. Sie erinnerte sich noch mit Schaudern an die letzte Frage, die ihr letztendlich den Knebel eingebracht hatte.
Selma beugte sich herunter und öffnete die Käfigtür. »Wirklich eine tolle Arbeit, findest du nicht auch?«
Leonie musste ihr zustimmen. »Ein Traum.«
»Komm dann bitte ins Bad.« Selma ging zur Tür. »Ich bereite alles vor.«
Leonie kroch langsam aus dem Käfig und richtete sich auf. Sie vermied es, an ihrem Körper herunter zu sehen, sie wollte die Windel nicht sehen, auch wenn sie ihr eine unbeschwerte Zeit im Käfig ermöglicht hatte. Es war, wenn sie ehrlich zu sich selbst war, sehr demütigend.
Doch eine Gefangene hatte es eben nicht besser verdient, sagte sie sich selbst.
Die Dusche hatte Leonie mehr als genossen, auch wenn sie auch hierbei ihre Ketten stets an ihren eigentlichen Zustand erinnerten.
Selma half ihr beim Abtrocknen und half mit einem Föhn nach, um den Keuschheitsgürtel und die Ketten zu trocknen. »Zum Anziehen werde ich dir kurz die Ketten öffnen, wenn du versprichst, ruhig zu halten und dich anschließend wieder verschließen zu lassen.«
»Ja, Madame, das werde ich.« Leonie begann von sich aus mit der Anrede ´Madame´.
Sie bekam ein schönes Kleid angezogen und schicke Schuhe, dann schloss Selma die Ketten wieder. Leonie wollte sich wieder den Knebel anlegen, doch Selma hielt sie zurück. »Den brauchen wir erst mal nicht. Komm jetzt zum Frühstücken.«
Nachdem der erste Hunger gestellt war, stellte Selma eine Frage. »Gefällt es dir, meine Gefangene zu sein?«
Leonie musste heftig schlucken, bevor sie antworten konnte. »Ja sehr.«
»Du möchtest sicher wissen, welches Schicksal auf dich wartet?« Selma wollte zeigen, dass sie durchaus wusste, was Leonie bewegte.
»Ja, sehr gern.« Doch dann seufzte sie. »Aber sie werden es mir wohl nicht sagen.«
»Damit hast du recht.« Selma lächelte. »Jetzt mache dich bitte fertig für die Vorführung.«
Ein Auto wartete vor dem Haus, welches sie abholte. Sie fuhren nur ein paar Straßen weiter und Leonie konnte den Straßennamen ´Rathausplatz´ lesen. Das Auto hielt und sie wurden von einem Herrn im Anzug erwartet. »Sie warten schon.«
Leonie stieg aus und blickte sich um. Es war ein großes Gebäude, vielleicht das Rathaus, dies legte zumindest der Straßenname nahe. Sie gingen eine Treppe hoch und betraten einen großen Saal.
»Das ist also ihr Schützling?« fragte einer der Herren.
Leonie kannte ihn nicht, aber zwei der anwesenden Personen erkannte sie wieder. Sie waren schon einmal bei Selma zu Besuch gewesen.
»Meinen sie, sie wäre geeignet?« Selma bat Leonie, sich einmal umzudrehen.
»Die Ketten sind von Herrn Schwerterle?« fragte der Herr, der schon einmal zu Besuch gewesen war.
»So ist es.« Selma bestätigte es.
Der Herr kam näher. »Und die Ketten machen ihnen wirklich nichts aus?«
Nach einem kurzen Blickwechsel mit Selma war Leonie in der Lage zu antworten. »Sie sind sehr bequem.« Es war fast etwas befremdlich, nach so langer Zeit des Schweigens wieder ihre Stimme zu hören.
»Könnten sie etwas umher gehen?« Der Herr, der sie zuerst begrüßt hatte, war hervorgetreten.
Leonie wusste nicht, was genau von ihr erwartet wurde, doch es machte ihr nichts mehr aus, sich vor fremden Leuten in ihren Ketten zu zeigen. Schließlich war einer ihrer Träume wahr geworden.
»Meine Dame und meine Herren, was meinen sie? Können wir Leonie gebrauchen?«
Vier Herren und eine Dame stellten sich kurz zusammen und schienen sich zu beraten. Schließlich trat der Herr nach vorn, den Leonie schon als Herrn Greinert kennengelernt hatte. »Ja, wir nehmen sie.«
Selma verbeugte sich symbolisch. »Ich danke ihnen.« Sie drehte sich zu Leonie. »Komm, wir gehen wieder nach Hause.« Sie streichelte ihr über den Kopf. »Ich bin stolz auf dich.«
Leonie verstand immer weniger, was gerade passiert war. Sie war in ihren Ketten vorgestellt worden, und sie wurde anscheinend akzeptiert, doch jetzt konnte sie mit Selma wieder nach Hause gehen. Sie lächelte in sich hinein. Einen Sklavenmarkt hatte sie sich anders vorgestellt. Vor dem Rathaus wartete wieder das Auto auf sie, das sie auch schon her gefahren hatte.
»Ich bin sehr zufrieden mit dir.« Selma blickte Leonie mit etwas Stolz im Blick an.
»Danke, Madame.« Leonie wollte sich für das Kompliment bedanken.
»Zur Belohnung darfst du heute bis zum Zubettgehen im Wohnzimmer bleiben.«
* * *
Frederike war endlich dazu gekommen, eine Beschwerde über einen ihrer Angestellten zu bearbeiten, einem Pfleger namens Florian. Sie hatte sich die Unterlagen angesehen und sich gewundert. Es gab keine Bewerbungsunterlagen von ihm und eingestellt war er durch den Investor. Zudem arbeitete er für einen Hungerlohn. Frederike hatte es als sehr verdächtig empfunden und ihn zu sich gebeten.
Eben war er zu einem Gespräch bei ihr gewesen und hatte einen sehr nervösen Eindruck gemacht. Er hatte versprochen, seine Leistungen zu verbessern, wollte sich ansonsten aber nicht äußern.
Frederike kam es weiterhin verdächtig vor. Er wurde bisher nur nicht entlassen, weil er bereit war, seine Arbeit für solch einen Hungerlohn zu erledigen. Da musste etwas faul dran sein. Sie beschloss, ihm heimlich nach zu gehen.
* * *
Frederike bot sich ein seltsames Bild, als sie Annas Zimmer betrat. Florian saß vor Annas Bett und hielt ihre Hand. Paul und Betty standen daneben und schauten ungläubig.
»Was ist hier los?« Ihr waren vor allem Annas Tränen aufgefallen.
»Die Kameras.« Florians Stimme zeigte, dass auch er verzweifelt war. »Jetzt wissen sie, dass ich hier bin.«
»Ich kann sie beruhigen«, Frederike kombinierte schnell, »Die Kameras laufen nur tagsüber.« Sie wandte sich an Anna. »Wollen sie mir nicht sagen, warum sie hier wirklich hier sind?«
Betty musste sich erst räuspern. »Sie kann nicht mehr reden.«
»Warum?« Frederike hatte Mühe, die Fassung zu waren.
»Sie trägt so einen Mundverschluss wie Sarah und Maria.« Betty hatte die Dimension des Problems auch erkannt.
Frederike blickte Paul auffordernd an, doch erst als sie mit der Hand eine drehende Bewegung machte, begriff Paul, was sie meinte.
Paul wusste, dass er das Werkzeug für den Mundverschluss nicht hätte behalten dürfen. Doch jetzt war es allen Beteiligten klar, dass es gebraucht wurde.
* * *
Als er mit dem Werkzeug zurück kam, war nur noch Frederike im Raum. »Anna möchte mit dir reden, das hat Florian mir gesagt. Zu dir hat sie Vertrauen.«
Paul zögerte.
»Du bist hier nur dir selbst gegenüber verantwortlich.« Sie blickte ihn ernsthaft an. »Handele so, wie du es für richtig hältst.«
Er zögerte immer noch.
»Ich weiß, dass du das kannst.« Sie lächelte. »Sonst hättest du dich nicht mit meiner Tochter anfreunden können.«
Unter normalen Umständen hätte Paul sich über dieses Kompliment sehr gefreut, doch jetzt fühlte er es eher als eine große Belastung. Doch er wusste, dass er sich dem stellen konnte und musste.
»Anna vertraut dir. Höre dir ihre Geschichte an, und dann erzähle mir das, was du für richtig hältst.« Frederike blickte zum Bett. »Und weil sie das sicher fragen wird, ich habe mit ihrer Familie nichts zu tun gehabt. Sie haben bisher direkt mit dem Investor verhandelt. Das mag sie glauben oder nicht, auf jeden Fall ist es die Wahrheit.«
Frederike ging zur Tür. »Und noch etwas. Es gibt einen Maulwurf in der Klinik, der Details nach außen verrät. Ich weiß nicht, wer es ist, doch die Familie ist bisher sehr sehr gut informiert über das, was in der Klinik vorgeht.«
Mit sehr laut klopfendem Herzen verfolgte Paul, wie sich die Tür hinter Frederike schloß. Langsam drehte er sich um und ging auf Annas Bett zu. Sie lag auf dem Bett und wischte sich mit einem Handtuch die Augen aus.
Sie setzte sich auf und öffnete ihren Mund, damit Paul die Verschraubung ihres Mundverschlusses öffnen konnte. Nachdem Paul ihn ihr vorsichtig aus dem Mund genommen hatte und sie ein paar Mal ihren befreiten Kiefer bewegt hatte, begann er das Gespräch mit einer Begrüßung.
»Hallo Anna, ich bin Paul.«
»Ich weiß.« Sie legte das Handtuch beiseite. »Ich habe euch vorhin beim Pferdespiel beobachtet. Du liebst Maria sehr.«
Paul war über diese Gesprächseröffnung sehr irritiert. »Ja, das tue ich. Es ist zu bewundern, was sie so alles auf sich nimmt.«
»Oh ja«, Anna seufzte, »und glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.«
Irgendwie spürte Paul, dass er die Fragen stellen musste. »Du liebst Florian?«
Anna senkte nur den Kopf.
»Und deine Familie möchte, dass du jemand anders heiratest.« Paul hoffte, dass er mit seiner Vermutung richtig lag.
Wieder liefen bei Anna die Tränen. »Es ist so hoffnungslos.« Sie griff wieder nach dem Handtuch.
»Warum ist es hoffnungslos?«
»Sie würden mich überall finden, egal wo ich mich verstecke.«
»Überall? Auch in Deutschland?«
Anna blickte auf. »Deutschland?«
»Das ist das Land, wo Maria und ich leben.« Er wusste nicht, wie gut Anna sich auskannte. »In Europa.«
»Das wäre über den Atlantik.« Anna schien laut nachzudenken. »Das könnte weit genug weg sein.« Sie seufzte. »Ich hatte mich ohnehin schon an den Gedanken gewöhnt, das Haus meiner Kindheit nie wieder zu sehen.«
Sie wischte sich mit dem Handschuh noch einmal durch das Gesicht. »Jeden Dienstag und Donnerstag kommen die Anwälte und wollen wissen, ob ich zu der Hochzeit bereit bin. Und sie wissen immer, was bisher in der Klinik passiert ist.«
Paul erinnerte sich daran, was Frederike ihm gesagt hatte. »Marias Mutter sagt, dass sie an der Klinik einen Maulwurf vermutet.«
»Schwester Sandy.« Anna seufzte. »Ich dachte einige Zeitlang, ich könnte ihr vertrauen. Bis ich sie einmal getestet habe. Ein Detail habe ich nur ihr erzählt. Und beim nächst Besuch wussten es die Anwälte.«
Paul begriff auf einmal, wie groß das Vertrauen war, welches Anna ihm entgegenbrachte. Er hatte einen Kloß im Hals.
»Heute waren sie wieder da.« Anna kicherte etwas seltsam. »Diesmal konnte ich mich wenigstens nicht verplappern.« Doch auf einmal wurde sie nachdenklich. »Warum stellt ihr die Maschinen nicht so ein wie es bestellt ist?«
Paul zuckte mit den Achseln. »Betty hat mir gesagt, dass die Werte ungewöhnlich hoch sind und dass bei den anderen Patienten weniger einzustellen ist.« Auf einmal hatte er eine Idee. »Ich hoffe, das war in Ordnung so. Machen mussten wir die Behandlung aber trotzdem.«
Anna lächelte, und es war das erste Lächeln seit langer Zeit. »Ich war richtig überrascht und hatte schon angenommen, die Maschine wäre kaputt.«
»Deine Familie ist sehr mächtig?« Irgendwie konnte Paul es noch nicht so richtig glauben.
»Naja«, Anna grinste etwas, »Immerhin ist Kennedy mein Nachname.«
Paul wusste nicht viel über Amerika, aber von dieser Familie hatte er schon gehört. »Und wie soll es jetzt weiter gehen?«
»Wenn ich das wüsste.« Anna seufzte. »Ich träumte mal von einem Leben mit Florian.«
Paul fiel die Vergangenheit in dem Satz auf. »Du liebst ihn nicht mehr?«
»Doch, mehr denn je.« Sie schlug mit der Hand auf die Bettdecke. »Aber wir haben doch keine Zukunft.« Sie seufzte tief. »Meine Familie wird es erfahren und sie werden immer Mittel finden, es zu verhindern. Man darf sich nicht gegen sie stellen.«
Paul war ratlos. Er wusste nicht mehr, was er sagen sollte. Doch langsam reifte ein Plan in ihm. Sie mussten Anna zur Flucht verhelfen, Anna und Florian. Wobei Florian nicht von der Familie gesucht wurde.
»Wir werden dafür sorgen, dass du Florian wiedersehen kannst.« Er wollte Anna nicht unnötig Hoffnung machen, doch er hatte schon einen recht handfesten Plan. Einen Plan, zu dem er aber Hilfe brauchte. Hilfe von oben.
* * *
»Ich dachte mir schon, dass du noch diese Nacht kommen würdest.« Frederike empfing ihn an ihrer Wohnungstür in der Klinik. »Maria hat dich richtig eingeschätzt.« Sie lächelte.
»Ich habe einen Plan.« Woher Paul die Kraft nahm, sich für Anna einzusetzen und sich gegen die mächtige Familie zustellen, wusste er nicht. Aber er fühlte unbewußt, dass sie nur wenig Zeit hatten, um Annas Flucht zu ermöglichen.
»Jetzt komm erst mal herein.« Sie führte ihn ins Wohnzimmer.
Paul hatte keinen Blick für die Einrichtung. Er war immer noch dabei, alles, was er von Anna erfahren hatte, richtig einzuordnen. »Schwester Sandy ist der Maulwurf.« Er erzählte, wie Anna sie enttarnt hatte.
»Oh je, ausgerechnet sie hatte ich mit der Betreuung der VIP-Patienten beauftragt.« Frederike war entsetzt. Doch dann wurde sie etwas nachdenklich. »Seltsam. Sandy hat mich morgen um einen Besprechungstermin gebeten.«
»Ich habe Anna bisher noch nicht viel von meinem Plan gesagt, aber könnten wir sie mit nach Landsbach nehmen?« Er schluckte. »Sie haben doch dort ein so großes Haus.«
Irgendwie spürte Frederike die Ernsthaftigkeit hinter diesen Gedanken. »In Landsbach gibt es auch ein Hotel.«
Paul war über diese scheinbare Ablehnung etwas enttäuscht. Er blickte Frederike nur wortlos an.
»Naja, Maria fliegt ja erst am Mittwoch zurück und deswegen ist Mrs. Potter auch erst am Dienstag wieder da.« Frederike blickte auf den Kalender, der an der Wand hing. »Bis dahin ist das Haus verschlossen.«
Jetzt erkannte Paul, dass Frederike nicht nur mit seinem Plan einverstanden war, sondern auch gleich weiter gedacht hatte. »Anna muss so schnell wie möglich die Klinik verlassen.« Er dachte wieder laut. »Und bis dahin müssen wir sie so verstecken, dass die Familie sie nicht finden kann.«
In Frederike begann ein Plan zu reifen. »Geh jetzt ins Bett.« Sie stand auf. »Morgen wird es turbulent und da sollten wir alle ausgeschlafen sein.«
Paul fühlte, dass er etwas ganz Wichtiges erfolgreich hinter sich gebracht hatte. Er verabschiedete sich und ging wieder zurück in die Sieben.
Frederike ging zu ihrem Schreibtisch und dachte lange nach. Die Familie Kennedy war sehr einflussreich und hatte überall Kontakte. Doch interessanterweise war sie nicht Mitglied im Konsortium. Frederike lächelte, als sie darüber nachdachte, dass auch sie sehr einflussreiche Kontakte hatte. Sie stand wieder auf und ging zu dem kleinen Tresor an der Wand. Nur ein kleines Notizbuch mit Telefonnummern lag darin, doch die aktuellen Vorkommnisse in der Klinik zeigten ihr, dass ihr diesbezügliches Misstrauen durchaus berechtigt war.
Sie nahm das Buch und setzt sich an ihren Schreibtisch. Sie blätterte darin, dann wählte sie eine Nummer. Während sie auf ihr Gegenüber wartete, dachte sie darüber nach, dass es vermutlich eine lange Nacht werden würde.
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Wölchen |
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Stamm-Gast
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RE: Maria
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Datum:26.03.16 09:14 IP: gespeichert
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Ole.
Eine weitere schöne Fortsetzung.
Mann da wird ja der Paul,ja für eine menge Damen der strahlend weiße Ritter.
MAl schaun wie es weiter geht und wie das Kräfte messen aus geht.Freu mich schon drauf.Hoffe Anna bleibt der Gruppe auch später noch erhalten.Sowoll im letzten Kapitel als auch in der neuen Geschichte.Währe doch toll,wenn sich alle immer mal wieder treffen würden.
mfg Wölchen
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der suchende |
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Stamm-Gast
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RE: Maria
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Datum:26.03.16 09:24 IP: gespeichert
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Da kann ich mich Wölchen nur anschließen. Und dir gag_coll nur immer wieder zu deinen Geschichten gratulieren. Danke.
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kamikazekifferin |
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Stamm-Gast
Von nichts kommt nichts
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RE: Maria
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Datum:26.03.16 13:26 IP: gespeichert
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Zitat | Da kann ich mich Wölchen nur anschließen. Und dir gag_coll nur immer wieder zu deinen Geschichten gratulieren. Danke.
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Ich stelle mich da auch hinten an. Nu wirds echt spannend Du verstehst dich echt dadrauf, deine Leser Wahnsinnig zu machen,
Auch von mir ein Riesiges Dankeschön
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Zwerglein |
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Sklavenhalter
Baden - Württemberg
alles kann - nichts muss
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RE: Maria
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Datum:26.03.16 13:40 IP: gespeichert
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Da kann ich mich meinen Vorrednern (Vorschreiber) nur noch anschließen, und ein HERZLICHES DANKESCHÖN sagen.
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Gruß vom Zwerglein
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Wölchen |
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Stamm-Gast
Beiträge: 688
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RE: Maria
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Datum:26.03.16 14:09 IP: gespeichert
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Wießt ihr.
Was so richtig die Krone aufsetzen würde.Wenn Paul auf einen weißen Roß Maria vor den Baron retted.
Dan währe er so richtig der strahlende Prinz/Ritter auf den weißen Roß,der die holde Maid retted.
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kamikazekifferin |
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Stamm-Gast
Von nichts kommt nichts
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RE: Maria
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Datum:26.03.16 14:37 IP: gespeichert
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Zitat | Wießt ihr.
Was so richtig die Krone aufsetzen würde.Wenn Paul auf einen weißen Roß Maria vor den Baron retted.
Dan währe er so richtig der strahlende Prinz/Ritter auf den weißen Roß,der die holde Maid retted.
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Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünscht
Aber da muss ich dir Zustimmen
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von kamikazekifferin am 26.03.16 um 14:39 geändert
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Stamm-Gast
Meck-Pom
Gehorsam benötigt keine Gewalt
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RE: Maria
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Datum:26.03.16 15:32 IP: gespeichert
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Hi gag_coll,
Danke!! Und ich liebe deine Muse, platonisch aber intensiv!
viele Grüße
pardofelis
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Stamm-Gast
Großraum Köln-Bonn
Das Leben ist sch...., aber die Graphik ist geil!
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RE: Maria
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Datum:27.03.16 16:46 IP: gespeichert
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Hallo cag_coll
Schließe mich der Lobhudelei meiner Vorredner an.
Und warte natürlich wie immer auf den nächsten Teil.
MfG Rainman
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Story-Writer
München
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RE: Maria Kapitel 13 - In Amerika - Teil 21
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Datum:27.03.16 17:59 IP: gespeichert
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Maria
Kapitel 13 - In Amerika - Teil 21
Autor: Karl Kollar
Mittwoch, den 8. September 1984
Paul hatte die Nacht nur schlecht geschlafen. Immer wieder gingen ihm die traurigen Augen von Anna durch den Kopf. Einerseits war sie wirklich todunglücklich, andererseits glaubte er doch auch einen winzigen Funken Hoffnung darin gesehen zu haben.
Er blickte immer wieder auf das Bett neben ihm, in dem Maria tief und fest schlief. Er hätte sich gern mit ihr unterhalten, doch er wusste, wie nötig sie den Schlaf brauchte. Zudem hätte er ihr den Mundverschluss abnehmen müssen und er wusste, dass er das eigentlich nicht durfte. Außerdem wäre es unfair gegenüber den anderen, die diese Möglichkeit nicht hatten - wobei er aber den Eindruck hatte, dass es Sarah genoss, schweigen zu müssen.
Ein leises Brummen von Marias Bett forderte seine Aufmerksamkeit. Er drehte sich lächelnd zu seiner Freundin um und wünschte ihr einen guten Morgen.
Maria setzte sich auf und zeigte mit der Hand auf ihren Mund. Sie wollte offensichtlich ihren Mundverschluss loswerden, um Paul einen richtigen Guten-Morgen-Kuss zu geben.
Doch Paul machte keinerlei Anstalten, ihrem Wunsch nachzukommen. Er trat zu ihr an das Bett und beugte sich zu einem Kuss zu ihr herunter. »Heute nicht.« Er streichelte ihr über den Kopf.
Maria blickte ihn verwundert an. Sie hätte ihn gern gefragt, warum er ihr den Mundverschluss nicht abnahm so wie gestern, doch sie musste erkennen, dass sie sich seinem Willen beugen musste. Ohne dass er etwas tat forderte er doch ihre Unterwerfung. Maria stöhnte leise.
Er befestigte Maria an das Schienensystem und befreite sie von der kurzen Kette, die sie an Bett gefesselt hatte. »Nun ab ins Bad.« Er gab ihr einen zärtlichen Klaps. »Ich sehe in der Zwischenzeit nach Anna.«
Während Maria langsam ins Bad trottete, kam Paul ins Grübeln. Es war das schlechte Gewissen Sarah und Betty gegenüber, was ihn bewogen hatte, Maria heute die Abnahme des Knebels zu verweigern. Doch irgendwie spürte er auch, dass Maria bereit war, sich seinem Willen unterzuordnen.
Als sich die Badezimmertür geschlossen hatte, ging Paul nachdenklich zu seiner anderen Patientin, um die er sich zu kümmern hatte.
Zu seiner Überraschung saß Anna schon in einem Rollstuhl und Betty war dabei, Anna mit übertrieben vielen Riemen daran zu befestigen.
»Guten Morgen,« Paul fühlte sich zu einem Morgengruß genötigt, doch dann runzelte er die Stirn.
Betty sah seinen skeptischen Blick. »Dir auch einen guten Morgen.« Sie machte mit den Riemen weiter. »Die Familie hat noch mal neue Vorgaben geschickt. Wir sollen Anna jetzt nicht mehr selbst gehen lassen.«
»Was macht Sarah?« Irgendwie fühlte Paul unterschwellig so etwas wie Eifersucht, weil Betty sich um Anna gekümmert hatte. Dann realisierte er, was Betty gerade gesagt hatte und er war erleichtert, dass er das Anna nicht antun musste. Doch das wollte er sich nicht anmerken lassen.
»Anna soll ab sofort immer fixiert werden und wir sollen vor allem darauf achten, dass sie ihre Medikamente nimmt.« Bettys Stimme klang irgendwie wichtig.
»Du bist schon auf?« Paul war erstaunt.
»Die Oberschwester hat mich und Sandy aus dem Bett geklingelt und uns mit den neuen Aufträgen versorgt.« Betty blickte kurz zu Anna. »Sie hat es so dringend gemacht, dass ich schon angefangen habe.«
Paul blickte erstaunt zu Betty, doch er wagte nicht, seinen Vorwurf auszusprechen.
»Ich wollte euch nicht stören«, gab sie als Entschuldigung an.
* * *
Als Paul und Betty mit Annas Rollstuhl zum Frühstück kamen, wurden sie von Paula schon erwartet. »Ich hätte ja schon angefangen, doch ich finde hier nichts für das Frühstück.
Paul wartete, bis Annas Rollstuhl fixiert war, dann ging er zum Aufzug und holte die Tabletts heraus. »Du könntest mir beim Tragen helfen.«
»Fünf Portionen?« Paula war verwundert. »Wir sind doch zu acht?«
Paul zeigte kurz auf die drei weißen Beutel. »Maria, Anna und Sarah tragen doch eine Magensonde und haben den Mund verschlossen bekommen.«
»Wie ´verschlossen´?« Sie hatte auf einmal ein Leuchten in den Augen.
»So wie mit Spangen, nur dass die im Mund verschraubt werden.«
»Das wird Sabeth interessieren.« Paula grinste. »Jetzt verstehe ich auch, warum die Mädchen so still sind.«
* * *
Zwei große Schaufensterpuppen wurden von der Schneiderin und ihrer Assistentin in die Sieben getragen und es war auf die ersten Blick zu sehen, dass Teile des Ganzkörperkorsetts auf den Figuren befestigt war. Dahinter betrat die Oberschwester die Station.
»Seid ihr fertig mit dem Frühstück?« fragte sie, nachdem sie allen einen guten Morgen gewünscht hatte. »Die neuen Ganzkörperkorsetts sind fertig.«
Maria und Sarah blickten erwartungsvoll zu den Figuren.
»Was bekommt ihr denn da Feines?« Sabeth war aufgestanden und an die Figuren getreten.
»Das sind Ganzkörperkorsetts für die richtige Formung des Körpers.« Maria hatte einen gewissen Stolz in der Stimme.
»Das sieht aber sehr restriktiv aus.« Sabeth war sichtlich fasziniert von der großen Menge von Leder, die vor ihr stand. Deutlich waren die Korsettstangen zu sehen, die dem Korsett die erforderliche Stabilität gaben.
»Wir möchten ihnen die Korsetts einmal anlegen und sie dann zum Röntgen fahren, um zu kontrollieren, ob alles passt und wir die richtig Form haben.«
Beim Stichwort Röntgen war Betty auf einmal hellwach und war aufgesprungen.« Wie gestern?«
Die Oberschwester bestätigte. »Genau so.«
»Machen wir sofort.« Betty trällerte eine kleine Melodie. Sofort ging sie zu einer Schublade und nahm einige Gegenstände heraus.
Paul erkannte Ohrstöpsel und eine Augenbinde.
»Haben sie die Schilder vorbereitet?« fragte die Oberschwester die Schneiderin. »Mit den Ohrstöpseln ist kein Hören mehr möglich.«
»Alles bereit.« Die Assistentin zeigte einige Tafeln, auf denen Anweisungen notiert waren.
Maria erschauderte etwas. Natürlich kannte sie die Prozedur zur Genüge, und doch was es auch immer ein Gänsehaut-Moment, wenn ihr gleich so nach und alle Sinne und auch fast alle Bewegungsmöglichkeiten genommen wurden. Diesmal sogar durch Paul. Deswegen versprach es, besonders aufregend zu werden.
»Im Gegensatz zu gestern müssen wir ihnen zuerst die Ohren verschließen.« Die Schneiderin besprach sich mit der Oberschwester. »Wenn die Kopfhaube erst mal sitzt, kommen wir nicht mehr an die Ohren heran.«
»Ich bin wieder in meinem Büro.« Frederike verabschiedete sich, denn Sandy hatte sich angemeldet. »Beim Röntgen seid ihr angemeldet.«
Betty bestätigte es. Sie blickte zu Paul und der Assistentin. »Wie weit seid ihr?«
»Wir haben doch gerade erst angefangen.«
Anfangs glaubte Maria noch, die Berührungen von Paul und der Assistentin unterscheiden zu können, doch je stärker sich das Korsett um ihren Körper legte, desto weniger war sie sich sicher. Außerdem wusste sie natürlich, dass sie es ohnehin nicht überprüfen konnte.
Insgeheim liebte Maria das Ganzkörperkorsett. Es gab ihr das Gefühl, wirklich überall berührt zu werden. Von Paul berührt zu werden. Und soweit sie es noch sehen konnte, hatte sie weitgehend Paul eingeschnürt unter Anleitung der Assistentin, und sie vertraute darauf, dass Paul sie auch weiter bemuttert hatte. Nur noch durch den Spalt zwischen Augenbinde und Kopfhaube spürte sie ab und zu einen Atemhauch.
Maria spürte, wie sie hochgehoben wurde. Schließ schien sie auf einem Podest zu stehen. Im Moment waren ihre Arme noch frei, weil sie sich festhalten sollte. Sie hatten vorher durchgesprochen, was Maria wann machen sollte. Zum Röntgen würde sie erst einmal ohne das Gebet gefahren und dann erst ohne und dann mit Gebet geröntgt.
Maria klammerte sich an dem Stangen fest, die Paul ihr gezeigt hatte. Erst als sie auf dem Podest in der Halterung festgeschraubt war, durfte sie loslassen. Sie hatten sich vorher einmal die Podeste angesehen und erschauderte bei dem Gedanken, dass das Podest mit den Halterungen stark genug war, um sie in dem Korsett festzuhalten.
Auf einmal fühlte sie, wie der Druck an den Waden stark zunahm. Sie begriff, dass sie jetzt auf dem Wagen stand.
Sie hatten auf Anregung der Assistentin verschiedene Zeichen vereinbart. Paul signalisierte ihr jetzt, dass sie zum Röntgen gerollt wurden.
Nach dem Röntgen war noch eine halbe Stunde Zeit bis zur Mittagspause. Paul gab das vereinbarte Zeichen, um nach der Befreiung zu fragen. Doch wie er es insgeheim erwartet hatte, gab Maria durch zwei gedämpfte Seufzer das Zeichen, dass sie noch länger in dem Panzer verbleiben wollte.
* * *
Frederike war sich noch nicht sicher, wie sie mit Sandy verfahren sollte, als sie sie um einen Termin gebeten hatte. Sollte sie sie erst anhören und dann auf den Verrat ansprechen? Oder sollte sie sie gleich feuern? In USA war letzteres ja sehr einfach. Doch als Sandy ihr Büro betrat, sah sie sofort an ihrer Miene, dass etwas Einschneidendes passiert sein musste.
Sandy machte einen sehr traurigen Eindruck. »Ich habe ihr Vertrauen missbraucht und bitte um meine Entlassung.« Sie legte das vorbereitete Papier auf den Tisch. »Meine Kündigung.« Sie kramte in ihrer Tasche, holte eine Medikamentenpackung und ein Geldbündel heraus und legte beides auf den Schreibtisch.
»Was ist passiert?« Frederike spürte, dass Sandy ihr Herz erleichtern wollte.
»Sie kommen morgen und holen sie.« Sandy schluchzte. »Und ich soll ihr diese Medikamente geben.«
»Jetzt erzähl bitte mal der Reihe nach.« Frederike lehnte sie zurück.
»Ich habe Klinik-Interna an die Familie verraten.« Sandy blickte zu Boden.
»Das wissen wir.« Frederike gab sich Mühe, keine Überraschung zu zeigen. In ihr begann ein Plan zu reifen, bei dem Sandy noch eine Rolle spielen sollte.
Sandy hob ihren Kopf hoch und blickte ihre Chefin erstaunt an.
»Anna hat dich enttarnt.« Frederike berichtete kurz über Annas Erzählung. »Aber warum kommst du zu mir?«
»Die Familie will Anna mit Gewalt zur Hochzeit zwingen.« Sandys Stimme zeigte, wie empört sie über diese Wendung war. Sie reichte Frederike die Packung. »Diese Tabletten soll ich ihr geben, dabei sind die wegen der starken Nebenwirkungen noch gar nicht zugelassen.«
Frederike bekam eine Gänsehaut. Ihr Blick fiel auf das Geldbündel.
Sandy war dem Blick gefolgt. »Das Geld habe ich von ihnen bekommen.« Sie blickte geradezu verächtlich auf das Geldbündel. »Fünfzigtausend«, sagte sie verächtlich. »Ich will es nicht, es ist schmutziges Geld.«
Frederike begriff, dass sie schnell eine Entscheidung treffen musste. Sandy konnte ihr nützlich sein, wenn die Familie nicht wusste, dass sie aufgeflogen war. »Wann wäre der nächste Kontakt?«
»Ich muss die Familie heute Abend anrufen und sagen, dass ich ihr die Medikamente verabreicht habe.«
Frederike warf noch mal einen Blick auf die Packung. Es waren starke Psychopharmaka in der Erprobungsphase und für Menschen noch nicht zugelassen. »Machen sie das. Lassen sie die Familie in dem Glauben, sie würden weiter für sie arbeiten.«
Sandy blickte ihre Chefin erstaunt an.
»Es ist besser für sie, wenn sie nicht wissen, was wir vorhaben.« Frederike hoffte, dass ihre Taktik aufgehen würde. »Dann können sie sich auch nicht verplappern.« Frederike legte die Medikamentenschachtel wieder auf den Tisch. »Sagen sie einfach, dass sie ihr die Tabletten gegeben haben.«
Später würde Sandy der Familie von der geplanten Flucht nach Australien berichten, und zwar so, dass der Flieger quasi schon in der Luft war, wenn sie es erfuhren. Die Familie brauchte nicht zu wissen, dass Sandy aufgeflogen war.
»Aber das wird doch auffliegen.« Sandy begriff, dass sie gerade dabei war, die Seiten zu wechseln.
»Das lassen sie meine Sorge sein.« Sie nahm sich die Kündigung vom Schreibtisch und zerriss sie demonstrativ. »Und jetzt gehen sie wieder an ihre Arbeit.«
Sandy musste schlucken, als sie dem Befehl ihrer Chefin nachkam.
Frederike blickte kurz auf den Geldstapel, der noch auf ihrem Schreibtisch lag. Sie wusste erst nicht, wie sie damit umgehen sollte, doch dann hatte sie eine Idee. Das Geld würde Anna und Florian beim Start in ihr neues Leben helfen.
* * *
Frederike hatte die Nacht auch nur wenig geschlafen und stattdessen über einen Fluchtplan für Anna nachgedacht, der nicht negativ auf die Klinik zurückfallen konnte. Zum ersten Mal war sie dankbar, dass sie mit dem Konsortium ein paar höchst einflussreiche Kontakte hatte. So war es vielleicht möglich, Annas Flucht zu ermöglichen, ohne sich mit der Familie Kennedy anzulegen.
Immer wieder nahm sie den Text der Presseerklärung zur Hand. Sie hatte lange jedes einzelne Wort abgewogen und sehr sorgfältig gewählt. Der eigentliche Grund war, dass Florian mit Anna verschwinden würde und es einen Grund geben musste, warum er nicht mehr Pfleger an der Klinik war. Aber sie wollte auch seine Liebe zu Anna nicht verraten.
Ebenso war ihr daran gelegen, dass Schwester Sandy nicht enttarnt wurde. Immer wieder las sie die Erklärung und feilte an jedem Wort. »Der Pfleger Florian Glas wurde dabei ertappt, wie er Interna der Klinik über eine prominente Patientin an die Öffentlichkeit gegeben hatte.«
Die Erklärung sollte einerseits recht belanglos klingen, denn es war nicht üblich, eine Kündigung an die große Glocke zu hängen. Und doch sollte in dem Text auch genügend Informationen enthalten sein, so dass die Familie eine plausible Erklärung für das Verschwinden von Florian bekommen würde.
Es war Frederike klar, dass die Familie alle Hebel in Bewegung setzen würde, um Anna wiederzubekommen. Die Familie Kennedy war sehr mächtig und hatte überall Verbindungen.
Doch auch Frederike hatte durch das Konsortium ein paar sehr einflussreiche Kontakte und mit denen hatte sie veranlasst, dass falls die Polizei mit der Untersuchung des Falles beauftragt werden würde, ein Kommissar mit dem Fall betraut werden würde, der bisher nur mit schlechten Leistungen aufgefallen war.
Wieder nahm sie die Erklärung zur Hand. Das Papier hatte auch noch einen anderen Zweck. Es würde nämlich auch erklären, warum Sandy jetzt etwas weniger an die Familie berichten würde. Aus Sicht der Familie war es richtig, wenn Sandy vorsichtig sein würde.
* * *
Leonie hatte wieder die halbe Nacht wach gelegen. Es wurde immer rätselhafter. Gestern war sie im Rathaus vorgeführt worden und wenn sie die Äußerungen der Herren richtig verstanden hatte, dann schien sie angenommen zu sein. Doch sie durfte dann wieder mit Selma nach Hause fahren. Sie hatten dann noch einen gemütlichen Abend im Wohnzimmer verbracht, und erst spät in der Nacht hatte Selma sie wieder in ihren Käfig eingeschlossen.
Leonie hatte schon begriffen, dass etwas für sie geplant war, doch sie wusste einfach nicht, was. Und sie wusste auch, dass Selma es ihr nicht sagen würde.
Sie hatte sich regelrecht gefreut, als sie am Abend den schönen Käfig wiedersehen konnte. Insgeheim hatte sie sich schon auf einem Kamel sitzend in einer Sklavenkarawane im Orient gesehen.
Die Schritte auf der Treppe kündigten Selma an und Leonie richtete sich auf, soweit der Käfig dies zuließ.
»Das Gehen musst du noch üben« sagte Selma nach dem Morgengruß. »Ich denke, wir werden den Tag heute draußen verbringen.«
Gleich nach dem Frühstück hatte Leonie wieder darum gebeten, ihren Knebel tragen zu dürfen. »Dann fällt es mir leichter, nicht zu weinen.«
Selma kam der Bitte nach. Natürlich hätte sie Leonie auch sagen können, dass es für die Tränen keinen Anlass gab, doch das lag nicht in ihrem Interesse. Außerdem faszinierte sie der Anblick eines jungen Mädchens, dass in Ketten und mit Kopfgeschirr in ihrem Garten herum lief und das vor allem nicht wusste, welches Schicksal auf sie wartet.
* * *
Es war eine kleine verschworene Mannschaft, die sich jetzt um den kleinen Tisch im Zimmer der Herzogin drängte. Neben der Herzogin waren nur Frederike, Paul, Anna und Florian anwesend.
Frederike erläuterte ihren Plan. »Ich habe schon einen Flug gebucht für Anna und eine Taxifahrt bestellt. Das wird als falsche Spur sicher erst mal reichen.«
Sie blickte in erstaunte Gesichter.
»Die Familie wird sich sicher an die Polizei wenden, um Anna zu suchen. Ich habe veranlasst, dass ein völlig unfähiger Kommissar damit beauftragt wird.« Als sie Pauls verwunderten Blick sah, musste sie lächeln. »Ich habe auch einflussreiche Kontakte.«
Sie stellte die Zeitplanung vor. »Morgen am Donnerstag werden die Anwälte wiederkommen und feststellen, dass Anna geflohen ist.« Sie wandte sich an die Herzogin. »Könnten wir Anna bei ihnen verstecken? Ich wüsste sonst keinen Ort, der sicher wäre.«
Die Herzogin dachte nach. »Meine Tochter hat sich mal zwei Tage in Koffer eingesperrt.« Sie verdrehte die Augen.
Frederike war verwundert »Sie meinen wir könnten Anna darin verstecken?«
»Der Koffer enthält ein Lebenserhaltungssystem mit Ernährung und gesicherter Atemluft.« Sie lehnte sich zurück. »Das war mir damals sehr wichtig.« Sie blickte Anna an. »Wir sollten das aber vorher ausprobiert haben. Haben sie Platzangst?«
Anna schüttelte den Kopf.
»Um unsere Zimmer zu durchsuchen, muss ein Antrag in der Botschaft gestellt werden, so dass wir früh genug davon erfahren.« Die Herzogin lächelte. »Ich denke aber, dass der Kommissar sich von den Diplomatenpapieren abschrecken lässt.«
»Ich werde meinen Mann nicht ins Vertrauen ziehen.« Sie lächelte. »Dann ist er am überzeugendsten.«
»Anna, bist du bereit, den Koffer einmal auszuprobieren?« Frederike machte sich ein paar Notizen. »Wir sollten für den Ernstfall mit den nötigen Handgriffen vertraut sein.«
Anna war sichtlich gerührt. »Das mache ich.« Sie suchte Florians Hand. »Aber...« Sie stotterte.
»Aber?« die Herzogin war verwundert.
»Das kann ich doch nie wieder gut machen.« Sie wirkte traurig.
Frederike erkannte sofort, was Anna bewegte. »Jetzt sorgen wir erstmal dafür, dass deine Flucht gelingt.«
* * *
»Paul, kommen sie bitte mit?« Die Oberschwester hatte einen sehr freundlichen Ton, als sie Paul mit einer Handbewegung zu sich bat.
Paul blickte noch einmal zu Maria, dann folgte er der Oberschwester.
Als er hinter der Oberschwester den Raum betrat, erschrak er zunächst einmal. Es dauerte einen Moment bis her erkannte, dass auf dem Gynäkologenstuhl nur eine Puppe saß.
»Die Chefin hat gesagt, dass ich ihnen das Anlegen eines Katheters beibringen soll.« Sie wies ihn zunächst an eine Tafel, auf dem schematisch der weibliche Unterkörper dargestellt war. »Sie sagt, dass sie keine medizinischen Kenntnisse haben und dass ich deswegen geduldig mit ihnen sein soll.«
Paul begriff erst nach einiger Zeit, was jetzt von ihm erwartet wurde. Er hörte sehr aufmerksam zu, als die Schwester ihm zunächst die Grundlagen erklärte.
»Und hier haben wir unser Modell, an dem sonst unsere Studenten üben können.«
Paul blickte sich sehr verunsichert um, als er vor den gespreizten Beinen Platz nahm.
»Blenden sie ihre Gefühle für ihre Freundin möglichst aus und konzentrieren sie sich auf die Sache an sich.«
Paul begriff, dass er von der Oberschwester sehr wichtige Tipps bekam.
»Für die ersten Male bietet es sich an, etwas Kältespray einzusetzen.« Sie rechte ihm eine Spraydose.
* * *
»Das hier ist der Koffer.« Sabeth rollte einen großen Schrankkoffer in den Raum. »Er lässt sich von beiden Seiten öffnen und es fällt überhaupt nicht auf, dass in der Mitte noch ein großes Geheimfach ist.«
Sie öffnete den Koffer und ließ die Umstehenden hineinblicken. Alle waren fasziniert, denn der Koffer sah wirklich aus, als wäre er leer. Große Innenfächer zeigten viel Stauraum an.
Sabeth und Paula nahmen alle Schubladen und Fachbretter heraus. »Ein Schlüsselloch wäre viel zu auffällig. Sie zeigte auf die Luftlöcher im Deckel. »Das zweite und das vierte Loch in der dritten Reihen gleichzeitig drücken, dann wird die Tür geöffnet.«
Es knarzte etwas, als sich in dem Schrank die Tür öffnete. Sie gab den Blick auf sehr viele Schläuche frei sowie auf diverse Lederriemen. »Hier ist die Sauerstoffzusatzversorgung, ganz wichtig.« Sie zeigte auf eine Gasflasche. Hier ist die Nahrung und hier der Behälter für die Entsorgung.«
Anna trat vor den Schrank. Ihr Hand zitterte, als sie das Innere des riesigen Schrankes erkundete.
»Es lässt sich darin bis zu vier Tage aushalten.« Sabeths Stimme zeigte etwas Begeisterung.
Frederike war es genau wie Anna sehr unheimlich zu mute. »Wir sollten den Schrank auf jeden Fall ausprobieren, auch wenn ich glaube, dass wir ihn nicht brauchen.
»Auf die Verschlauchung können wir verzichten.«
Anna drehte sich um. »Jetzt sofort?« Sie wirkte sehr erschrocken, doch in ihren Augen begann so etwas wie Hoffnung zu keimen.
»An manchen Stellen kann der Schrank noch an die Körpergröße angepasst werden.« Sabeths Augen leuchteten verdächtig.
»Nein, wartet, das geht doch nicht.« Sabeth wirkte auf einmal sehr traurig. »Wenn die Tür geschlossen wird, setzt sofort das Unterhaltungsprogramm ein, und das lässt sich nicht abstellen.«
»Worum geht es dabei?« Frederike war enttäuscht.
Paula mischte sie ein. »Es ist leichter, wenn sie fliegen.«
Anna blickte zu Florian. »Das will ich auch mich nehmen.« Ihr Körper war in den vergangenen Monaten so sehr malträtiert worden, da würde sie diese angenehme Folter auch überstehen. »Ich möchte es wagen.«
Sabeth und Paula mussten erst die ganzen Riemen und Schläuche beiseite schieben, bevor Anna sich in die Form stellen konnte.
»Wir machen jetzt die Tür zu, damit du sehen und fühlen kannst, was auf dich zukommt.«
Anna nickte vorsichtig.
Die Tür klickte als sie in die Rahmen geschoben wurde. Sofort setzte ein leises Brummen ein. Annas Stöhnen war durch die Tür zu hören.
»Im Ernstfall sollte sie auch so etwas wie einen Knebel tragen, damit ihre Stimme gedämpft ist.«
Paula lächelte. »Wir räumen den Koffer einfach voll mit unseren Sachen, dass dämpft auch sehr gut. Sabeth ist dann so gut wie nicht zu hören.«
Frederike wartete noch einen kleinen Moment, dann öffnete sie die Tür wieder und blickte Anna fragend an.
»Nicht viel schlimmer als das, was ich in den vergangenen Wochen ertragen musste.« Sie ergriff Florians Hand. »Ich habe mir vorgestellt, es wären deine Hände gewesen.«
»Trotzdem, ich hoffe, es wird nicht nötig sein.« Frederike gab sich zuversichtlich. »Der Diplomatenstatus müsste eigentlich Schutz genug sein.«
»Ich denke auch.« Sabeth klappte den Koffer zu. »Es war eine schöne Zeit.« Sie lächelte verträumt.
Anna spürte, dass alle bemüht waren, ihr bei ihrer Flucht zu helfen. Und die Aussicht auf ein Leben mit Florian lag vor ihr.
* * *
»Warum denn ein Hotel?« Maria war verwundert, als Paul ihr nach dem Abendessen von den Fluchtplänen für Anna erzählt hatte. »Ihr habt doch so ein großes Haus.« In Anbetracht der neuen Situation hatten sie auf den Mundverschluss verzichtet.
Paul dachte daran, dass das Obergeschoss bei seiner Oma seit dem Tod der Uroma leer stand und als eigenständige Wohnung inklusive Küche und Bad eingerichtet war. »Ja, das müsste gehen.«
Paul ging zum Telefon und rief noch mal kurz bei Frederike an, doch sie würgte ihn ab. »Ich komme vorbei.«
Als sie im Zimmer war, erklärt sie. »Ich bin mir nicht sicher, ob mein Telefon nicht auch abgehört wird.«
Als Paul seine Idee geschildert hatte, war Frederike einverstanden. »Dann vermeiden wir auch die Anmeldung im Hotel.«
»Jetzt hört genau zu.« Frederike bemühte sich, ihre Stimme wichtig klingen zu lassen. Immerhin hatte sie von dem Konsortium einige Klimmzüge verlangt. »Freitag Nachmittag wird der deutsche Botschafter zu einer Routineuntersuchung in die Klinik kommen. Er wird dabei von zwei Leibwächtern begleitet, einem Mann und einer Frau.« Sie machte eine deutliche Pause.
»Die beiden werden in der Klinik bleiben, stattdessen werden Anna und Florian ihn auf der Rückfahrt begleliten. Die Fahrt geht zu dem kleinen Privatflugplatz, wo ein Flieger auf den Botschafter wartet. Ihr werdet am Samstag Nachmittag in Landsbach landen. Von dort bringt euch ein Taxi zu Pauls Oma, wo ihr die nächste Zeit wohnen könnt. Ihr bekommt neue Papiere und eine neue Identität. Allerdings wäre es gut, wenn ihr in Zukunft Deutsch lernen würdet.«
Anna nahm Florians Hand und drückte sie fest. »Das machen wir.«
»Anna, du solltest in deinem eigenen Interesse weiter Korsetts tragen und mit der Schnürung nur langsam nachlassen, sonst könnten Probleme auftreten.« Frederike blickte Anna und Florian abwechselnd an.
Florian versprach, sich darum zu kümmern. »Mit der schlanken Taille gefällst du mir wirklich gut.« Er gab ihr einen Kuss.
»Fürs erste werde ich weiter Korsetts tragen«, versprach Anna. »Wenn es dir gefällt.«
»Ich werde in dem Brief für Pauls Oma noch ein paar Sätze zu deinem Körperzustand hinzuschreiben, dann weiß Frau Mohr, was für dich wichtig ist.«
Anna blickte Frederike nur wortlos an. Eine Antwort wusste sie nicht.
»Wie bist du denn mit dem Monohandschuh zurecht gekommen?« Frederike zeigte einige Verlegenheit. »Ich weiß, dass er dir aufgezwungen wurde, aber es wäre gut, wenn du ihn ab und zu weiter tragen würdest, da dein Körper an die Haltung gewöhnt ist.«
Anna blickte Florian vorsichtig an. Eine Frage zu stellen traute sie sich aber nicht.
»Du solltest dich mit Maria austauschen. Sie ist eine sehr erfahrene Trägerin des Handschuhs.«
Maria kam näher. »Alle sind dann immer sehr aufmerksam und wollen dich bemuttern.« Sie blickte verschmitzt zu Paul.
»Du trägst den Handschuh gern?« Anna wollte es von Maria selbst hören.
Auf einmal begriff Maria, dass sie jetzt in Gegenwart von Paul und ihrer Mutter Farbe bekennen musste. »Gewiss, ich muss dann auf meine Arme verzichten, doch ich habe gelernt, wie ich mich trotzdem verteidigen kann.«
»Wie, du hast das gelernt?« Annas Miene zeigte, dass sie immer weniger verstand.
Frederike fühlte sich genötigt, einzugreifen. »Wie wäre es, wenn ihr euch diese Nacht unterhaltet?« Sie spürte, dass Anna jetzt viel Unterstützung gebrauchen konnte. Maria würde ihr am ehesten vermitteln können, dass Bondage auch etwas Positives sein konnte. »Du erzählst ihr einfach alles über das Fest und dass du bald mit Paul vor dem Altar stehen wirst und vor allem wie.«
Außerdem war es gut, wenn Anna diese Nacht nicht in ihrem Zimmer war. Dann konnten die Fluchtspuren gelegt werden.
Anna schaute noch etwas skeptisch, wie Maria von dem System an der Decke an ihr Bett gebunden wurde, dann machte Paul das gleiche bei ihr. »Wir stellen eure Betten nebeneinander, dann könnt ihr euch noch unterhalten.«
Als Anna sah, dass Maria genauso wie sie behandelt wurde, fühlte sie sich in ihren Gefühlen bestärkt.
Frederike kam herein. »Anna, wenn du erlaubst, würde ich dir gern ein wenig Blut abnehmen.«
Anna blickte die Chefin fragend an.
»Es ist besser für dich, wenn du nicht weißt, wofür.«
»Gut, ich bin einverstanden.«
»Ich habe noch einiges mit Paul zu besprechen.« Sie winkte Paul zu sich. »Wir kommen dann später und machen euch bettfertig.«
»Was meinte die Chefin damit, dass du bald vor dem Altar stehen wirst?« Annas fragte ins das Dunkel des Zimmers.
»Das ist eine ganz lange Geschichte.« Marias Stimme war erfüllt von Schwärmerei. »Angefangen hat es damit, dass Paul in unsere Klasse kam. Das war vor einigen Monaten.«
* * *
»Und dann stand er plötzlich hier in meinem Zimmer.« Marias Stimme klang schwer verliebt.
»Du bist sehr glücklich trotz der Fesseln?« Anna hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört.
»Ich weiß nicht genau« Maria war nachdenklich. »Vielleicht sogar wegen der Fesseln.«
* * *
»Es wird eine zweite falsche Spur geben, sonst wird die Familie nicht aufgeben.« Frederike saß mit Paul im Büro.
»Zweite falsche Spur?« Paul runzelte die Stirn.
»Je weniger Leute die Wahrzeit kennen, desto sicherer ist Anna.«
Paul erkannte sofort, dass er nicht weiter fragen sollte. So langsam realisierte er, weilche Rolle ihm Frederike zugemutet hatte und welches Vertrauen sie in ihn gesetzt hatte.
»Erzähle Betty nur das Notwendigste. Ich werde ihr sagen, dass sie sich dir unterordnen soll bei allen nicht medizinischen Dingen.«
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kamikazekifferin |
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Stamm-Gast
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RE: Maria
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Datum:27.03.16 19:27 IP: gespeichert
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Hat echt was von A- Team
Danke für die Fortsetzung
gruß Kami
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Wölchen |
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Stamm-Gast
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RE: Maria
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Datum:27.03.16 20:41 IP: gespeichert
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na das wird ja noch richtig spannend.Vielen Dank dafür.
Irgendwie hoffe ich noch mehr über das Konsortum zu erfahren.Und was ihre weitergehenden Pläne sind.
mfg Wölchen
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Zwerglein |
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Sklavenhalter
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RE: Maria
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Datum:28.03.16 01:05 IP: gespeichert
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Klasse Fortsetzung!
Freue mich schon auf den nächsten Teil.
Allen noch frohe Ostern.
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Gruß vom Zwerglein
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von Zwerglein am 28.03.16 um 01:10 geändert
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RE: Maria
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Datum:29.03.16 05:58 IP: gespeichert
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Maria
Kapitel 13 - In Amerika - Teil 22
Autor: Karl Kollar
Donnerstag, den 9. September 1984
»Die Chefin sagt, ich soll dir folgen.« Betty war zu Paul gegangen. »Es gäbe dafür ganz besondere Gründe und ich soll nicht nachfragen.«
Paul blickte Betty vorsichtig an. »Du wärst einverstanden?«
»Und bei medizinischen Dingen soll ich dich gut beraten, damit du die richtigen Entscheidungen treffen kannst.« Sie lächelte verlegen.
Paul wollte erst widersprechen, weil Frederike den letzten Punkt etwas anders formuliert hatte. Doch dann fühlte er, dass er von Betty wirklich Unterstützung und ebenso auch Gehorsam bekommen würde. Die Sorge um Annas Zukunft vereinte sie.
»Wir wissen nicht, wo Anna ist.« Paul blickte Betty an.
»Du weißt es.« Sie schaute ihn herausfordernd an.
Paul blickte warnend zurück. »Wir wissen es nicht.«
»Schon gut, habe verstanden.« Es war Pauls Blick allein, der sie zur Ordnung rief. Irgendwie spürte sie, dass er es wirklich ernst meinte. Die Sorgen um Anna schweißte sie zusammen und ließ sie über so manches hinwegsehen, was sie unter normalen Umständen gestört hätte.
* * *
Nach dem Frühstück sollten sie Maria und Sarah mit den neuen Korsetts vertraut machen. Falls noch Sachen geändert werden mussten, war das hier in der Klinik leichter möglich, als wenn sie erst in ihren Heimatländern weilen würden.
Zuerst war Sarah an der Reihe. Betty war sehr aufmerksam und ließ sich erklären, was sie zu dem Korsett so alles wissen musste. Sie machte keinen Hehl daraus, dass es ihr besonders Sarahs Hilflosigkeit in dem Korsett angetan hatte.
Sarah war Bettys Neckereien zwar hilflos ausgeliefert, aber durch den dicken Korsettpanzer war sie auch etwas geschützt.
Maria stöhnte ebenfalls recht heftig, als sie das neue Korsett in all seiner Strenge spürte. Der Gedanke, dass Paul es ihr angelegt hat und es damit seine heftige Umarmung war, tröstet sie ein wenig.
In ihren sonstigen Fesselungen hatte sie stets noch einige Freiheiten gehabt, doch in dem neuen Korsett gab es kein einziges Gelenk, welches sie noch bewegen konnte. Ihre Arme wurden durch eigens geschnürte Röhren an den Seiten unbeweglich gehalten, nur ihre Hände schauten noch heraus. Sogar ihre Fußgelenke, die beim alten Korsett noch frei beweglich waren, waren hier durch Stahlstreben fixiert.
»Am besten bleibt ihr bis zum Mittag im Korsett, dann können wir gleich überprüfen ob es auch wirklich gut sitzt.«
Sie wandte sich an Betty und Paul. »Passt bitte gut auf die beiden auf.«
»Wollen wir ein Spiel machen?« Betty hatte ein Leuchten in den Augen. »Wer zuerst kommt, hat verloren.«
Paul blickte sie verblüfft an. »Wie soll das gehen?«
Betty blickte ihn triumphierend an. »Wir tauschen die Fernbedienungen.«
»Gute Idee«, Frederike grinste ein wenig. »Das ist ein guter Belastungstest. Aber passt auf, dass sie nicht umfallen. Ihr könntet sie an die Schienen hängen.« Sie reichte Paul ein paar zusätzliche Riemen.
Als Maria den Satz ihrer Mutter hörte, musste sie vor Entsetzen stöhnen.
»Siehst du, sie freuen sich darauf.« Betty liebte diesen Sarkasmus.
Auch Sarah zeigte mit ihren weit aufgerissenen Augen, was sie von der Idee hielt.
Betty rollte zwei Sessel nebeneinander, dann grinste sie Paul an. »Wir machen es uns gemütlich und genießen die Show.«
Sie wartete, bis Paul auch Platz genommen hatte, dann reichte sie ihm die Fernbedienung für Sarah.
»Auf die Plätze, fertig los.« sprach sie langsam, dann drückte sie alle Knöpfe auf der Fernbedienung gleichzeitig.
Paul war zunächst wie erstarrt. Erst als Maria das erste Mal aufstöhnte, besann er sich und war bemüht, Sarah ebenfalls mit allen Vibrationen zu versehen.
»Woran erkennen wir eigentlich, dass sie nicht schummeln?« Sie erklärte, dass Sarah es manchmal schaffte, einen Orgasmus zu verbergen.
»Bei Maria ist das auch wichtig.« Er beschrieb einige Situationen aus der Festvorbereitung, bei denen Maria in seinen Armen gekommen war, ohne dass es die Umstehenden wahrnehmen konnte. »Dadurch, dass ich sie in ihren Armen hielt, konnte ich es stets spüren.«
»Ich glaube, so geht das nicht mit dem Wettbewerb.« Betty schaltete Marias Vibratoren wieder ab.
Doch ihr herzzerreißendes Stöhnen ließ Paul aufhorchen. »Genießen wir doch einfach die Show, die sie uns bieten.« Er reichte Betty die Fernbedienung von Sarah.
»Du hast vermutlich recht, das ist besser.« Sie reichte Paul Marias Bediengerät. »So können wir das auch viel länger auskosten.«
Paul begann zunächst nur mit den Brust-Vibratoren. »Wofür ist eigentlich dieser kleine Knopf?« Er war nicht beschriftet.
»Das ist das Zufallsprogramm.« Betty bekam auf einmal einen ganz glasigen Blick. »Es ist ein herrlicher Anblick, wenn sie zu einer Pause gezwungen werden und nicht kommen dürfen.«
Unwillkürlich musste Paul zu Maria blicken und er sah vor allem Lust in ihren Augen. Doch gleich bemerkte er, wie sich Marias Augen auf und abbewegten, um danach auf der Fernbedienung liegenblieben.
Sarah versuchte ihrer Geliebten den Stinkefinger zu zeigen, was Betty natürlich genüsslich übersah. Sie stupste Paul in die Seite. »Siehst du, wie sehr sie sich darüber freut.«
Ein grimmiger Blick von Sarah war die Antwort.
»Was machen eure Tests?« Frederike stand auf einmal im Raum.
Betty zuckte zusammen. »Wir sind noch dabei.« Dabei versuchte sie die Fernbedienung zu verstecken, da sie wegen ihrer Programmwahl einschlechtes Gewissen hatte.
»Ihr testet das Zufallsprogramm?« Frederike blickte auf die Fernbedienung, die Paul in den Händen hielt. »Das mag ich auch sehr gern.«
Erst jetzt begriff Paul, warum Betty auf einmal so hektisch reagiert hatte.
»Die Schneiderin hätte die Venus-Korsetts fertig und lässt fragen, ob ihr zu einer Anprobe bereit seid.« Sie blickte einmal in die Runde. »Ich dachte, wir könnten das gleich mit den Korsett-Tests verbinden.«
Sie ging zu dem Telefon und wählte eine kurze Nummer. »Sie können vorbei kommen, die Mädchen sind bereit.«
Maria hielt innerlich den Atem an. Das würde die ultimative Fixierung werden. Sie konnte schon jetzt in den Armkorsetts nur noch ihre Hände bewegen, und dabei war jede dieser Bewegungen nutzlos, weil die Arme längs am Körper fixiert waren.
Jetzt würde sie auch noch das Gebet tragen dürfen und dann würden ihre Arme in dem Korsett fixiert werden. Sie begann schneller zu atmen.
»Ihr solltet aber das Programm abstellen, sonst werden sie ihre Arme nicht so ruhig halten, wie wir es brauchen.«
Betty seufzte etwas. »Schade.« Sie grinste etwas.
»Ihr werdet in Zukunft noch oft Gelegenheit haben, dieses Spiel zu spielen.«
Die Worte erinnerten Betty daran, dass der Herzog immer noch auf eine Entscheidung von ihr wartete. Das ernüchterte sie ein wenig.
Diesmal war es der Korsettschneider selbst, der mit seiner Assistentin und seiner Angestellten vorbeikam.
»Wer kommt zuerst dran? Maria oder Sarah?« Frederike blickte Paul und Betty fragend an.
»Wie wäre es mit Schnick, Schnack, Schnuck?« Bettys Blick hatte etwas Herausforderndes.
Paul war einverstanden und doch hatte er ein seltsames Gefühl, ein Spiel zu spielen, bei dem Maria der Einsatz war, auch wenn es nur darum ging, wer mit dem Venuskorsett als erstes dran kam.
Doch er gewann mit zwei Mal Schere und einmal Stein.
Auch Maria kam es etwas seltsam vor, als Paul für sie gegen Betty spielte. Dabei war es weniger das Ziel des Spieles, sondern mehr die Tatsache, dass für sie gespielt wurde. Trotzdem freute es sie, dass Paul für sie gewonnen hatte.
»Lassen wir die Mädchen noch einen Moment verschnaufen, dann fangen wir an.«
Maria war im Nachhinein nicht mehr sicher, ob sie überhaupt an Widerstand gedacht hatte. Doch kaum war klar, dass mit ihr begonnen werden sollte, als sich sofort zwei Hände um ihren Arm legten und ihn festhielten, solbald er losgeschnallt war.
Zuerst wurde ihr ein Geschirr umgelegt, welches die Aufgabe hatte, ihre Arme passend für das Gebet auf dem Rücken zu fixieren. Darüber wurde das Venuskorsett gelegt.
Zu Beginn hatte die Schneiderin die Anweisung bekommen, Paul und Betty bei den Anproben möglich überall mit einzubeziehen, damit die Partner an die Erfordernisse der Kleidungsstücke gewöhnen könnten. Doch Frederike wusste auch, welche zusätzliche Wirkung es hatte, wenn die Partner die Fesseln anbrachten.
* * *
»Ich hatte ja erst Bedenken, ob es in einer Klinik wirklich so schön sein kann.« gestand Sabeth. »Doch in eurer Gegenwart sind alle meine Zweifel beseitigt. Ich möchte euch danken, dass ihr da seid.«
»Hast du die Herzogin schon gefragt, ob wir Anna heute auch schon bei ihnen unterbringen können?«
»Nein, bisher nicht.« Sabeth war etwas verlegen, weil sie spürte, wie wichtig das Thema war. »Aber nachher bin ich bei ihr. Sie wird sicher zustimmen.«
»Die Anwälte werden gegen 16 Uhr wieder hier aufkreuzen. Bis dahin muss Anna ´verschwunden´ sein.«
»Das kriegen wir hin, da bin ich mir ganz sicher.«
»Könnten wir Anna auch bei dir unterbringen?« Betty versuchte eine Alternative.
»Sehr riskant«, antwortete Sabeth, »Der Diplomatenschutz gilt nur für meine Eltern, nicht für mich.«
»Schade«, Betty dachte laut.
»Ja, da hast du Recht« Paula mischte sich ein. »Sabeth müsste auf ihren Entspannungshogtie verzichten.«
»Entspannungshogtie?« Paul war verwundert. »Ist das nicht ein Widerspruch in sich selbst?«
»Sollte man meinen.« Sabeth lachte. »Aber in einem Hogtie kann ich wunderbar abschalten.«
Paul fiel auf einmal auf, dass Maria ihn intensiv ansah. Er ahnte, was sie bewegte. »Kannst du das etwas genauer erklären? Ich glaube, Maria möchte mehr darüber wissen.« Er blickte sie kurz an und entnahm ihrer dankbaren Miene, dass er es getroffen hatte.
»Wenn es schnell gehen muss, dann nimmt Paula Lederriemen, aber wenn wir viel Zeit haben, dann benützt sie Seile, um mich zu verschnüren.« Sie warf Paula einen verliebten Blick zu.
»Ganz wichtig ist das Schrittseil.« Paula erwiderte den Blick. »Wenn ich das an ihre Handgelenke binde, dann kann sie es genießen. Ich setze mich dann gern neben sie und schaue ihr einfach nur zu.«
»Natürlich hat sich mich auch geknebelt. Wenn mein Kopf über das Kopfgeschirr nach hinten gezogen wird und ich jeden Muskel im Körper spüren kann, ist es das Höchste.«
»Wortwörtlich.« Paula grinste.
Sabeth wurde etwas rot. »Ich fiebere immer den Gelegenheiten nach, wenn wir viel Zeit haben.« Sie lächelte verlegen. »Hat Maria noch Fragen?«
Maria deutete mit ihren Armen die Monohandschuhhaltung an und blickte Sabeth fragend an.
»Das geht auch mit einem Monohandschuh.« Sie blickte zu Paula.
»Es ist allerdings etwas schwieriger, dass Schrittseil um die Handgelenke zu binden.« Paula lachte. »Den Knoten sollte man vorher üben.«
Paul bemerkte Marias auffälligen Blick. »Kannst du es mir zeigen?« Irgendwie wusste er, was Maria von ihm erwartete.
»Komm mal mit.« Paula erhob sich. »Ich habe da was in unserem Zimmer.«
* * *
»Können wir Anna und Florian für eine Nacht bei euch in der Suite unterbringen?« Sabeth wusste, dass sie ihre Mutter ins Vertrauen ziehen konnte. »Es wäre nur für eine Nacht.«
»Was wäre nur für eine Nacht?« Die Herzogin war zurückhaltend.
»Wir müssen Anna bis Morgen verstecken, damit sie keiner zu Gesicht bekommt.«
»Und warum fragst du mich?« fragte die Herzogin, obwohl sie die Antwort eigentlich schon wusste.
»In euren Zimmern wäre sie sicher, weil diese nicht von der Polizei durchsucht werden dürfen.« Sabeth zwang sich, ihrer Mutter dabei ins Gesicht zu blicken.
»Warum wird Anna gesucht? Du weißt, dass wir keine Verbrechen decken dürfen.«
Sabeth berichtete ihrer Mutter von den Aktionen der Familie, und je mehr sie erzählte, desto entschlossener wirkte die Herzogin.
»Wir decken kein Verbrechen, sondern wir verhindern eines.« Sie streichelte ihrer Tochter durch das Gesicht. »Uns trennt viel, doch die Liebe zur Gerechtigkeit verbindet uns.«
Doch Sabeths Blick verdunkelte sich. »Es wäre gut, wenn Papa davon gar nicht erst etwas erfährt. Dann ist er am überzeugendsten.«
»Aber wir wollt ihr das erreichen?« Die Herzogin lächelte. Sie wusste, dass ihr Mann nur schlecht lügen konnte. Man sah es ihm immer sofort an.
»Anna und Florian werden in dem kleinen Gästezimmer übernachten. Sie werden ganz leise sein und du musst nur dafür sorgen, dass Papa etwas abgelenkt ist.«
So ganz war die Herzogin noch nicht einverstanden. »Was meinst du mit Ablenken? Sollen wir etwa, wenn fremde Leute in unserer Suite sind...« Sie sprach nicht weiter.
»Ich dachte eher an einen lang dauernden Theaterbesuch und ein ausgiebiges Frühstück bei Joe. Das kleine Zimmer wird abgeschlossen sein. Du msst ihn nur ablenken.«
»Na gut, probieren wir es.«
* * *
Paula lehnte in der Tür. »Judith ist im Besuchszimmer. Sie sagt, Nicolas hätte sie beauftragt.«
Sabeth spürte sofort, dass Paula ein wenig eifersüchtig war, auch wenn sie sich Mühe gab, es zu verbergen. »Um was geht es denn?« fragte sie, obwohl sie vermutlich schon ahnte.
»Das wird sie dir sagen.« Paula hatte Mühe, ihre Eifersucht unter Kontrolle zu halten. In Brasilien war es etwas anderes, doch hier wollte sie ihre Geliebte nicht mit Nicolas teilen.
»Ihr Mann hat für sie auch so einen Mundverschluss bestellt.« Judith war etwas verlegen. »Sind sie darüber informiert?«
Sabeth war recht unsicher. Sie wusste noch nicht, was sie von Nicolas Initiative halten sollte. Wollte er sich doch zwischen Paula und sie drängen? Sie entschied sich für ein vorsichtiges Ja.
»Er sagt, sie könnten dann auch in ihrer Heimat schweigen.« Judith packte ihre Geräte aus.
Sabeth erkannte auf einmal, dass für Eifersucht kein Grund bestand. Sie hatten schon öfters einmal darüber nachgedacht, dass sie ihre geliebten Knebel in der Öffentlichkeit nie tragen konnte. »Fangen sie bitte an.«
»Ich nehme heute nur die Abdrücke.« Judith war der Stimmungswechsel der Herzogstochter nicht entgangen. »Der Mundverschluß wird Morgen vormittag fertig sein.«
* * *
»Ich habe etwas ganz Tolles für dich.« Paula stand mit leuchtenden Augen vor ihrer Geliebten.
´Noch toller als der Mundverschluss?´ dachte Sabeth bei sich, doch sie wollte Paula nicht enttäuschen. »Ja?« Normalerweise bedeuteten diese strahlenden Augen stets süße Qualen für sie selbst.
»Gertrud hat mir ihre Mumie gezeigt und ich habe gefragt, ob ich dich dort auch mal einsperren darf.« Paula hatte Mühe, ihre Begeisterung zu verbergen.
»Mumie?« Sabeth runzelte die Stirn.
»Viel Spaß« Betty blickte kurz auf. Es war deutlich zu erkennen, dass sie im Gegensatz zu Sabeth wusste, was auf die Herzogstochter zukommen würde.
»Komm einfach mit und lass dich überraschen.« Paula ergriff Sabeths Hand und zog sie hoch.
»Von der sehen wir heute nichts mehr.« Betty schaute auf die Uhr und grinste. »Die fällt aus der Mumie direkt ins Bett.«
Paul lächelte wissend. »Wie auf der Hütte, aber zusätzlich mit Massage.«
Maria grinste ebenfalls.
* * *
»In diesem Moment sind die Anwälte wieder in der Klinik.« Paul hatte sich in Marias Zimmer geschlichen und sah, dass Anna auf dem Bett saß. Er ging auf das Bett zu und setzte sich neben sie.
Anna machte Anstalten, aufzustehen, doch Paul hielt sie zurück. »Sie werden dich nicht antreffen.«
»Wie, ich bin doch da.« Noch verstand Anna nicht.
Frederike hatte Paul es offen gelassen, ob er Anna von den Plänen der Familie erzählen wolle oder nicht. Er sollte es je nach Situation entscheiden. »Heute sind es vier Anwälte und sie haben einen Rollstuhl dabei.«
»Sie wollen mich holen.« Anna umklammerte Pauls Arm und drückte ihn fest an sich. »Sie haben es immer schon angedroht.«
»Keine Sorge, sie werden dich nicht finden.« Paul zwang sich, Annas Klammerung zu ertragen.
»Wo werde ich versteckt?« Anna begriff langsam die Brisanz der Situation.
»Ich passe auf dich auf.« Zu seiner Erleichterung spürte er, dass Anna ihren Griff löste. Doch auf einmal begann Anna zu weinen.
Paul legte seinen Arm um sie und zog sie zu sich heran. »Was ist denn?«
»Ihr seid so gut zu mir und riskiert so viel.« Sie schluchzte. »Ich kann mich dafür doch nie revanchieren.«
Paul war dankbar, dass Frederike ihn auf diese Situation vorbereitet hatte. Er hielt Anna in den Arm, so wie es Frederike ihm empfohlen hatte. »Mach dir darüber keine Gedanken. Jetzt ist erst mal wichtig, dass es gelingt.«
* * *
Diesmal waren es vier Personen, die in das Besuchszimmer kamen.
»Habt ihr die Papiere dabei?« fragte der älteste der drei Anwälte.
»Natürlich.« der Jüngste zeigte eine Mappe hoch. »Noch so einen Einlauf kann ich nicht gebrauchen.«
Die vierte Person war eine Frau, die einen Rollstuhl vor sich her schon. Es war kein gewöhnlicher Rollstuhl, denn sofort fielen die vielen Extrariemen auf, mit denen die Sitzende auf ihrem Platz fixiert werden konnte.
»Und wenn sie nicht will?« Der Mittlere äußerte seine Bedenken.
»Sie hat die Tabletten bekommen, so wurde uns berichtet.« Der Älteste blätterte in seinen Unterlagen. »Dann sollte ihr Willen unterdrückt sein.«
»Ich frage mich immer noch, ob es richtig ist, was wir hier tun.« Doch wieder jeder Geschäftsmann mussten die Anwälte zunächst auf das Geld und auf die Zufriedenheit der Kunden schauen. Ein Gewissen konnten sich die wenigsten Anwälte leisten.
Betty war mehr als nervös, als sie ins Besuchszimmer kam. Sie hoffte, dass sie ihre Rolle überzeugend spielen konnte. »Sie wünschen?«
»Bringen sie bitte Anna Kennedy zu uns. Bitte achten sie darauf, dass sie transportfähig ist.«
Betty knickste und verließ den Raum wieder. Jetzt war es wichtig, alles richtig zu machen, so als wisse sie nicht, dass Anna verschwunden war.
Natürlich wusste Betty, dass Anna verschwunden war, doch nicht, wohin. Sie überlegte, was sie machen würde, wenn sie es nicht wissen würde. Sie würde sich den Rollstuhl holen und in Annas Zimmer gehen. Dort würde sie Anna vom Schienensystem befreien und auf den Rollstuhl setzen und sie dann festschnallen.
Also würde sie den Rollstuhl dabei haben, wenn sie zu den Anwälten zurückkehrte.
Sie nahm sich den Rollstuhl und ging damit in Annas Zimmer. Zu ihrer Erleichterung sah es wirklich so aus, wie sie es erwartet hatte. Anna war nicht da, das Fenster war zerbrochen und die Scherben lagen innen. Sie war also von außen befreit worden. Betty blickte zum Schienensystem und dem Seil, welches daran herunter baumelte. Die Enden des Seils waren flach gedrückt. Vermutlich ein Bolzenschneider. Sie hoffte, genug Zeit verbraucht zu haben, damit die Anwälte keinen Verdacht schöpfen würden.
Sie schob den Rollstuhl wieder aus dem Zimmer und ging in das Besuchszimmer. »Frau Kennedy ist nicht da.« Betty war ehrlich erstaunt, wie gut Annas Flucht vorgetäuscht war. Das half ihr jetzt ihr Erstaunen vorzutäuschen.
»Was soll das heißen, ?nicht da??« Der älteste war verwundert.
»Sie ist weg. Es scheint jemand eingebrochen zu sein und hat sie anscheinend befreit.«
»Holen sie bitte die Chefin.« Der Anwalt war insgeheim erleichtert, dass er diesen Auftrag nicht ausführen konnte. Jetzt war es wichtig, alles zu versuchen, damit sie von der Familie trotzdem das Honorar bekommen würden. Immerhin wurden sie nach Stunden bezahlt und nicht nach Erfolgen.
»Ich gehe sie holen.« Betty machte einen Knicks und verließ den Raum.
Frederike blickte auf die Uhr. So wie sie die Lage einschätzte, würde sie gleich zu den Anwälten gehen müssen, um Annas Verschwinden zu untersuchen. Für diesen Part verzichtete sie auf die Hilfe des Konsortiums. Je weniger Leute wussten, was tatsächlich passiert war, desto besser war es.
Gleich darauf klopfte es auch schon. Nach ihrem ´Herein´ trat Betty ein. »Die Anwälte wünschen sie zu sprechen.«
»Was haben sie ihnen bisher gesagt?« Frederike wollte über den Wissensstand der Anwälte genau Bescheid wissen. Die Glasscheibe in der Mitte des Besucherraums verhinderte, dass jemand von außen in die Sieben eindringen konnte. Die Anwälte mussten sich mit dem zufrieden geben, was sie von Betty erfahren hatten.
»Ich habe gesagt, dass Anna vermutlich befreit wurde.« Betty versuchte, ihre Äußerungen genau wiederzugeben.
»Okay, dann wollen wir mal.« Frederike stand auf und verließ mit Betty das Zimmer. »Sie kümmern sie bitte um die anderen Patienten.«
Betty war für die Anweisung recht dankbar. So gab es für sie keine Gelegenheit mehr, sich doch noch zu verplappern. Sie ahnte, dass für Frederike und die Klinik mehr auf dem Spiel stand als nur der Imageverlust.
Frederike war zuerst versucht, die Ahnungslose zu spielen. Doch dann verwarf sie den Gedanken wieder. Betty würde ihre sicher von der Flucht berichtet haben. »Meine Herren?« Bewusst selbstbewusst betrat sie das Besuchszimmer.
»Wo ist Frau Kennedy?« der Älteste übernahm die Gesprächsführung.
»Das weiß ich nicht.« Frederike sagte in diesem Moment sogar die Wahrheit, weil sie wirklich nicht wusste, wo sich Anna in diesem Moment aufhielt.
Es war eine seltsame Situation. Die Anwälte wussten um ihren unmoralischen Auftrag und waren streng genommen sogar erleichtert, ihn nicht durchführen zu können. Sie mussten aber gegenüber der Familie versichern, aus ihrer Sicht alles richtig gemacht zu haben.
Frederike ihrerseits war bemüht, alles zu tun, um scheinbar an der Aufklärung von Annas Flucht mitzuarbeiten. Doch insgeheim hoffte sie, dass ihr gut durchdachter Plan jetzt auch wirklich aufgehen würde.
»Wir möchten das Zimmer sehen.« Der Anwalt wusste, dass er so eine Frage stellen musste, obwohl er wusste, dass die Antwort ?nein? lauten würde.
Frederike hatte insgehiem mit dieser Frage gerechnet. »Dies ist eine geschlossene Station. Das Betreten ist nur medizinischem Personal erlaubt.« Sie machte eine Pause, um die Wichtigkeit ihrer Aussage zu betonen. »Nur wenn die Polizei mit einem richterlichen Beschluss käme, könnte sie das Zimmer durchsuchen.« Sie hoffte, mit diesem Hinweis gegeben zu haben, der bewirkte, dass sie Anwälte für heute verschwinden würden.
Es wirkte wie gewünscht.
»Das werden wir machen.« Der Anwalt erhob sich und ging mit seinen Kollegen zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um. »Sie werden von uns hören.«
Insgeheim war Frederike erleichtert. Es war sehr gut gelaufen.
* * *
»Welche Behandlung steht an?« fragte Paul mit ein wenig schlechtem Gewissen.
»Maria und Sarah kommen gleich zurück von der Elektro-Massage. Sie tragen noch bis zum Ende der Pause die Armbrüste.« Betty war sichtlich froh, dass der Besuch der Anwälte so abgelaufen war wie geplant.
»Und dann?« Paul wartete auf die Information, nach der er gefragt hatte.
»Du darfst wieder den Ponyherrn spielen, bei Maria.« Betty grinste. »Ich versorge Sarah in der eisernen Lunge.«
* * *
Maria merkte sofort, dass Paul bei dem heutigen Training mit der Ponygirl-Ausrüstung sehr unkonzentiert war. Sie beschloss deswegen, auf ihre kleinen Spielereien zu verzichten und gab das ganz gehorsame Pony. Sie erinnerte sich an die alten Geschichten von Kutschpferden, die ihren Weg nach Hause auf den Hof auch dann fanden, wenn der Kutscher auf dem Wagen eingeschlafen war.
Doch dann stutzte sie. Ob sie als Pony wohl auch mal vor eine Kutsche gespannt werden könnte? In Gedanken sah sie sich vor einen kleinen Sulky gespannt und Paul saß auf dem Sulky und trieb sie an. Maria wieherte ein wenig. Ohne jeden äußeren Antrieb lief sie ganz brav ihren Runden über den Parcours.
* * *
Nachdem Maria von dem Ponykostüm befreit worden und wieder da war, begannen ihre Augen zu leuchten.
Paul lächelte sie an. »Bis zum Fest wird der Stall zubleiben, aber danach möchte ich Wildfire gerne mal wiedersehen.« Auch er hatte seine Freude daran, wie gut Maria sich in die Rolle so eines Ponys fallen lassen konnte.
Maria lächelte zurück.
»Jetzt gibt es erst einmal das Abendessen.« Betty winkte von der Tür aus.
* * *
»Seid ihr schon fertig mit dem Essen?« Frederike betrat die Sieben und hatte einige Papiere, eine Perücke und etwas hautfarbenes in der Hand. Sie ging sofort auf Anna zu. »Kommst du bitte mit?«
Anna stand auf und kam der Bitte nach.
Paul blickte in die fragenden Gesichter und setzte eine ernste Miene auf. »Je weniger wir wissen, desto weniger können wir ausplaudern.«
Kurz darauf kam Frederike wieder zurück und hinter ihr betrat ein fremdes Mädchen den Raum. »Darf ich euch Franziska Bauer vorstellen?« Sie bedeutete dem Mädchen, sich auf Annas Platz zu setzen.
Am Tisch waren alle sprachlos. Wenn sie nicht sehen würde, dass diese Franziska noch Annas Kleidung anhatte, hätten sie die Neue tatsächlich für unbekannt gehalten.
Nur die traurigen Augen waren von Annas Gesicht noch sichtbar.
»Hier sind deine neuen Pässe und deine neue Identität.« Sie reichte Anna die Papiere.
Anna schluckte.
»Bitte fragt nicht, wie das geht.« Frederike wollte nicht verraten, dass die Klinik auch bei so manchem Zeugenschutzprogramm beteiligt war und entsprechende Mittel hatte.
»Nimm Platz, Franziska« Paul hatte seine wieder Worte gefunden.
»Unter der Maske ist es schwer zu sprechen.« Frederike streichelte Anna über den Kopf. »Beschränkt eure Fragen auf das Notwendigste.«
»Wo wird Anna, ich meine Franziska, diese Nacht schlafen?« Paul hatte bisher sein Bett geopfert für Anna.
»Ich werde Franziska dann zur Herzogin bringen. Sie hat ein kleines Extra-Zimmer in ihrer Suite.« Sie drehte sich zur Tür und winkte Anna zu sich. »Ein gewisser Markus Bauer wird dort auf dich warten.«
* * *
Maria hatte sich für den Abend einen Hogtie gewünscht. Doch als Paul aus dem Bad kam, musste er lächeln. Maria war schon wieder auf ihrem Bett eingeschlafen.
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Zwerglein |
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Sklavenhalter
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alles kann - nichts muss
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RE: Maria
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Datum:29.03.16 16:56 IP: gespeichert
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Mit ihrem neuen Aussehen und Ihrer neuen Identität dürfte Franziska Bauer (Anna) und Markus Bauer (Florian)Die Flucht gelingen.
Die Klinik wird noch eine peinliche Untersuchung des Vorfalls bevorstehen.
Auch Sandy wird sich rechtfertigen müssen, da sie ja Anna angeblich die Medikamente gegeben hat.
Besonders der Investor wird schäumen vor Wut.
Jemand der viel Geld bringt, ist einfach aus der Klinik verschwunden. Das schlimme daran ist, das es auch noch eine geschlossene Station ist.
Jetzt kommen auf die Ermittler ziemliche Fragen auf.
Wer alles hatte Zugang zu dieser Station?
Aber da die Scheibe von außen nach innen zerbrochen ist, kommt die Frage.
Wer hat einem Außenstehenden verraten in welchem Zimmer sich Anna befindet??
Wie wurde sie Abtransportiert, da sie ja angeblich die Tabletten genommen hat und damit nichts selber wollte
Aber es kann ja auch sein, das die Familie das ganze vertuscht, wenn herauskommen sollte, was sie mit ihrer Tochter vorgehabt haben.
Das der Öffentlichkeit bekanntgemacht, dürfte der Karriere des Senators nicht gerade förderlich sein.
Wie auch immer ich lasse mich überraschen.
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Leonie ist wahrscheinlich immer noch im ungewissen was auf sie zukommt.
Hoffentlich kann sie ihre Träume verdrängen.
Danke gag_coll für den neuen Teil.
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Gruß vom Zwerglein
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von Zwerglein am 29.03.16 um 16:56 geändert
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Fachmann
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RE: Maria, Keuschheitsgürtel für Paul
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Datum:29.03.16 18:24 IP: gespeichert
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Hi Gag_Koll,
deine Geschichte über die Erlebnisse von Maria lese ich gerne und mit Spannung erwarte ich die Fortsetzungen.
Habe ich da was verpasst? Wie kam es zum Einschluss von Paul? Ich würde gern mehr über die Umstände erfahren, die zum Einschluss von Paul in die Keuscheitshilfe geführt haben.
Irgendwie wurde es ja mal Zeit. Selbstverständlich muss das Personal der geschlossenen Station 7 über jeden Zweifel erhaben sein. Nicht mal der leiseste Verdacht darf aufkommen, das Personal, hier unser Paul, habe die hilflose Situation einer Patientin ausgenutzt. Die Anwälte haben die Schadenersatzklage schon in der Schublade. Auch um Maria die Sicherheit zu geben, sollte Paul mittlerweile eine Keuschheitsvorrichtung tragen. Maria `s Mutter braucht die Sicherheit gegenüber dem Investor.
Es wäre auch interessant zu erfahren, ob es eine Keuschheitschelle oder ein richtiger Keuschheitsgürtel mit Anbau- und Erweiterungsmöglichkeiten ist.
Mit geschnürtem Gruss
Rosenkavalier
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kamikazekifferin |
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RE: Maria, Keuschheitsgürtel für Paul
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Datum:29.03.16 19:11 IP: gespeichert
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Zitat | Hi Gag_Koll,
deine Geschichte über die Erlebnisse von Maria lese ich gerne und mit Spannung erwarte ich die Fortsetzungen.
Habe ich da was verpasst? Wie kam es zum Einschluss von Paul? Ich würde gern mehr über die Umstände erfahren, die zum Einschluss von Paul in die Keuscheitshilfe geführt haben.
Irgendwie wurde es ja mal Zeit. Selbstverständlich muss das Personal der geschlossenen Station 7 über jeden Zweifel erhaben sein. Nicht mal der leiseste Verdacht darf aufkommen, das Personal, hier unser Paul, habe die hilflose Situation einer Patientin ausgenutzt. Die Anwälte haben die Schadenersatzklage schon in der Schublade. Auch um Maria die Sicherheit zu geben, sollte Paul mittlerweile eine Keuschheitsvorrichtung tragen. Maria `s Mutter braucht die Sicherheit gegenüber dem Investor.
Es wäre auch interessant zu erfahren, ob es eine Keuschheitschelle oder ein richtiger Keuschheitsgürtel mit Anbau- und Erweiterungsmöglichkeiten ist.
Mit geschnürtem Gruss
Rosenkavalier
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Hab ich was verpasst?
gruß Kami
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RE: Maria
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Datum:29.03.16 19:32 IP: gespeichert
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Im Kapitel 13 Teil 16:
"ich weiß nicht, ob es richtig war. Der Herzog hat mir zwei Möglichkeiten gelassen. Er nahm ihre Hand und führte sie in seinen Schritt."
Weiter gespannt auf den nächsten Teil wartend
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kamikazekifferin |
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RE: Maria
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Datum:29.03.16 20:02 IP: gespeichert
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Zitat | Im Kapitel 13 Teil 16:
\"ich weiß nicht, ob es richtig war. Der Herzog hat mir zwei Möglichkeiten gelassen. Er nahm ihre Hand und führte sie in seinen Schritt.\"
Weiter gespannt auf den nächsten Teil wartend |
Danke, habs zwar gelesen, aber mir war nicht klar, was gemeint ist.
Asche auf mein haupt
Gruß
Kami
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RE: Maria, Keuschheitsgürtel für Paul
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Datum:29.03.16 20:50 IP: gespeichert
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Zitat | Hi Gag_Koll,
deine Geschichte über die Erlebnisse von Maria lese ich gerne und mit Spannung erwarte ich die Fortsetzungen.
Habe ich da was verpasst? Wie kam es zum Einschluss von Paul? Ich würde gern mehr über die Umstände erfahren, die zum Einschluss von Paul in die Keuscheitshilfe geführt haben.
Irgendwie wurde es ja mal Zeit. Selbstverständlich muss das Personal der geschlossenen Station 7 über jeden Zweifel erhaben sein. Nicht mal der leiseste Verdacht darf aufkommen, das Personal, hier unser Paul, habe die hilflose Situation einer Patientin ausgenutzt. Die Anwälte haben die Schadenersatzklage schon in der Schublade. Auch um Maria die Sicherheit zu geben, sollte Paul mittlerweile eine Keuschheitsvorrichtung tragen. Maria `s Mutter braucht die Sicherheit gegenüber dem Investor.
Es wäre auch interessant zu erfahren, ob es eine Keuschheitschelle oder ein richtiger Keuschheitsgürtel mit Anbau- und Erweiterungsmöglichkeiten ist.
Mit geschnürtem Gruss
Rosenkavalier
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Ich bitte um Verzeihung, aber da ich das Thema eigentlich nicht mag, bin ich an dieser Stelle etwas oberflächlich geblieben... Von der Handlung her war es nur konsequent, aber über die Details wollte ich bewusst nicht nachdenken... Wie "es" bei Paul ausgesehen hat, würde ich gern eurer Phantasie überlassen.
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