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Tante Augusta
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Datum:04.01.16 00:21 IP: gespeichert
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Es folgt Geschichte Nr. 2.
Einige Hinweise vorneweg: Alle Personen, die in dieser Geschichte vorkommen, sind volljährig. Diese Geschichte ist im ersten Teil recht harmlos. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ist der erste Teil der Geschichte (ca. 60 Seiten) weitestgehend fertig. Nach diesem ersten Teil endet die Geschichte im Moment mit einem Cliffhanger.
Fortsetzungen liefere ich so schnell ich kann. Leider komme ich nur unregelmäßig zum Schreiben und Korrigieren, weshalb zwischen den Fortsetzungen einige Zeit vergehen kann.
Bitte verbreitet diese Geschichte nicht ungefragt weiter.
Viel Spaß beim Lesen!
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RE: Tante Augusta
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Datum:04.01.16 00:23 IP: gespeichert
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Teil 1 - Die Tante
"Jetzt bist du offiziell käuflich "
Diese SMS habe ich gerade von einer Freundin erhalten. 'Haha, wie lustig!' denke ich mir und schicke ein Smiley mit herausgestreckter Zunge zurück. Ja, ich bin käuflich. Ganz so schlimm wie es klingt ist es nicht. Aber jetzt, da ich im Taxi auf dem Weg zu Tante Augusta sitze, kommen alle Zweifel in mir wieder hoch. Sind 500 Euro wirklich genug um mir das anzutun?
Die 500 Euro stammen aus der Geldbörse meiner Tante. In meinen Kindheitserinnerungen eine furchteinflößende Gestalt, die vollkommen anders aussah als die anderen Erwachsenen. 'Böse Hexe', dachte ich mir damals, als sie sich im Haus meiner Eltern an den Kaffeetisch setzte. Jahre später, als ich schon lange beschlossen hatte den Märchenbüchern entwachsen zu sein, begann ihre Erscheinung mich zu faszinieren. Sie wirkte wie aus der Zeit gefallen, eine Art historische Fantasiegestalt. Vor zwei Jahren verstarb leider ihre Haushälterin bei einem Verkehrsunfall. Tante Augusta war selbst vor mehr als 30 Jahren in einen schweren Unfall verwickelt. Seit dem kann sie eines ihrer Beine nur eingeschränkt bewegen. Ihre Haushälterin war stets ihre wichtigste Stütze, die sie bei jedem Besuch begleitet hat. Mit ihrem Tod brach der Kontakt zwischen meiner Familie und Tante Augusta ab. Meine Eltern nehmen an, dass Tante Augusta ohne Hilfe an ihre Wohnung gefesselt ist. Ich erinnere mich noch gut an die Gespräche zwischen meinen Eltern zum Thema Augusta. Beide waren sich im Prinzip einig, dass wir etwas unternehmen mussten um ihr zu helfen. Im Prinzip.
Letztlich geschah gar nichts zu ihrer Unterstützung. Meine Eltern waren vollauf mit sich selbst beschäftigt. Ihre Ehe ging in die Brüche und kurz nach meinem 18. Geburtstag ließen sie sich scheiden. Kein Wunder, dass Tante Augusta da in Vergessenheit geraten war.
Vielleicht ist es meinen Eltern auch ganz recht, dass der Kontakt eingeschlafen ist. Wie bereits erwähnt, ist meine Tante eine außergewöhnliche Erscheinung. Altmodische Klamotten – das ist meine erste Erinnerung an sie. Sie trug meistens Kleider. Und wenn sie sich doch mal für eine Hose entschieden hatte, dann wurde diese in einen eleganten Hosenanzug integriert. Wegen ihrer Verletzung war sie auf einen Gehstock angewiesen. Trotz dieses Handicaps verstand sie es immer eine Aura der Eleganz auszustrahlen. Nur wenn sie glaubte unbeobachtet zu sein, gestand sie sich die Schwäche ein beim Hinsetzen oder Aufstehen das Gesicht zu verziehen, wenn sie ihr krankes Bein belasten musste. Ansonsten ließ sie sich nichts anmerken. Wäre der Stock und der leicht hinkende Gang nicht, niemand würde bei ihr eine Behinderung vermuten.
Mit dieser Disziplin hat sie sich auch eine unglaublich schlanke Figur bewahrt, die sie durch ihre Garderobe stilvoll zu betonen versteht. Die Konsequenz die sie ausstrahlt, wirkt auf viele Menschen arrogant. In der Vergangenheit wurde dieser Eindruck noch durch ihre Haushälterin verstärkt. Passend zum historisch anmutenden Outfit meiner Tante trug sie immer eine Art Uniform. Schwarzes Kleid, weiße Schürze. Oft genug erregte sie sogar noch mehr Aufsehen als meine Tante. Dazu kam auch noch ihr Verhalten. Sie bediente meine Tante mit einer Untertänigkeit, die ich nur aus Filmen kannte, in denen Könige und Prinzessinnen von ihren Untergebenen auf Händen getragen wurden.
Im Nachhinein habe ich den Eindruck, dass meine Eltern sich oft in Gegenwart meiner Tante und ihrer Haushälterin geschämt haben. Meine Tante lebt in einer abgelegenen Kleinstadt. Sie ist älter als meine Mutter und wurde von den Großeltern adoptiert. Laut meiner Mutter war Augusta immer schon "seltsam". Sie soll schon als Jugendliche altmodische Kleider gesammelt haben. Meine Mutter fand das Verhalten ihrer Stiefschwester peinlich und hat es meinen Großeltern nie verziehen, dass sie Augusta in ihrer Leidenschaft nicht bremsten. In meiner Gegenwart nennt meine Mutter Augusta immer "deine Stieftante". Sie vergießt den "Stief" Zusatz niemals. Offenbar ist es ihr wichtig, dass sie mit ihrer "merkwürdigen" Schwester nicht direkt verwandt ist.
Ich finde das Verhalten meiner Mutter ist ziemlich unfair. Was ist schon dabei, wenn jemand einen ungewöhnlichen Geschmack hat? Seit einigen Jahren nenne ich Augusta demonstrativ einfach nur "meine Tante". Schließlich hat sie es trotz ihres Faibles und ihrer Behinderung geschafft ihr Leben zu meistern. Sie hat Jura studiert und wurde eine erfolgreiche Anwältin. Inzwischen wird sie wegen ihrem Bein wohl im Ruhestand sein. Verheiratet war sie nie.
Vor einigen Wochen hat sie bei uns angerufen. Obwohl geschieden leben meine Eltern immer noch unter dem selben Dach. Hoffentlich nicht mehr für lange, jeden Tag ihre Streitereien mit anhören zu müssen ist fürchterlich. Ausziehen steht ganz oben auf meiner Wunschliste.
Meine Mutter nahm das Telefonat entgegen. Sie war vollkommen überrascht, schließlich hatte sie mit ihrer Stiefschwester seit einer Ewigkeit kein Wort mehr gewechselt. Tante Augusta bat meine Mutter für eine Wochen zu ihr zu kommen. Sie ist Mitglied eines Clubs, der eine wichtige Versammlung in ihrem Haus abhalten möchte. Um ihr Haus auf Vordermann zu bringen, benötigt sie Hilfe. Meine Mutter lehnte sofort ab, schlug jedoch vor, dass ich stattdessen für ein paar Tage vorbeikommen sollte. Zuerst lehnte ich auch sofort ab. Ich habe gerade mein Abitur bestanden. Wir leben in Hamburg, hier tobt das Leben! Ich will feiern und den Prüfungsstress vergessen! Meine Tante erklärte dann, dass sie mich bezahlen würde. Zuerst wollte ich auch das ablehnen, aber dann tat sie mir leid. Meine Mutter war am Telefon ziemlich schroff. Sie hatte den Kopf voll mit ihrer Scheidung und versuchte nicht mal Mitgefühl mit meiner Tante zu heucheln. Also willigte ich nach einigem Zögern schließlich doch ein.
Eigentlich finde ich die Idee Tante Augusta zu besuchen spannend. Sie und ihre Haushälterin umgab immer etwas geheimnisvolles. Ich hätte gerne ein paar Fragen zu ihrer Kleidung gestellt, aber irgendwie kam ich nie an sie heran. Rückblickend glaube ich, dass meine Familie versucht hat Tante Augusta zu isolieren. Nun hatte ich die Gelegenheit sie wirklich kennenzulernen – aber ausgerechnet jetzt wollte ich Partys feiern und nicht arbeiten!
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Teil 2 - Ankunft
200 Euro Anzahlung, 300 Euro wenn ich ihr tatsächlich für zwei Wochen behilflich bin. Ist es das wirklich wert? Zwei Wochen Putzen und leben in einer Kleinstadt, statt Feiern in einer Metropole? Langeweile statt Spaß? Ich kann meine Zweifel nicht ablegen, obwohl es jetzt ohnehin für einen Rückzieher zu spät ist. Von Hamburg aus bin ich einige hundert Kilometer mit der Bahn in die Kleinstadt gereist, in der meine Tante wohnt. Mit einem Taxi bin ich dann vom Bahnhof aus zu ihrem Haus gefahren. Jetzt stehe ich vor der Eingangspforte. Bevor ich die Klingel drücke, werfe ich einen ersten Blick auf mein neues Heim für die nächsten zwei Wochen. Das Haus ist imposant, eher eine Villa. Es sieht alt aus, aber nicht ungepflegt. Wenn man genauer hinschaut, wirkt der Garten vor dem Haus etwas schlampig und hastig hergerichtet. So als ob jemand hier am Werk war der keine Zeit hatte. Oder eine Person, die sich nicht richtig bewegen kann.
Es vergehen mehrere Minuten nach dem ich die Klingel gedrückt habe ehe sich die Haustür öffnet. Im Türrahmen erscheint Tante Augusta, ganz so, wie ich sie in Erinnerung habe. Schlichtes aber sehr elegantes Kleid, Gehstock, souveräner Gesichtsausdruck, der bei meinen Anblick aber in ein Lächeln umschlägt.
"Katharina, schön das du da bist!"
"Hallo Tante!", erwidere ich, öffne die Pforte und gehe mit meinem Rollkoffer im Schlepptau auf sie zu. Wir umarmen uns zur Begrüßung. Es ist keine innige Umarmung wie zwischen zwei vertrauten Menschen, aber ich glaube doch in diesem Moment zu spüren, dass sich Tante Augusta sehr über mein Kommen freut.
Nach der Begrüßung führt sie mich ins Foyer. Ein schwerer roter Läufer fängt zuerst meinen Blick ein. Er verleiht dem imposanten Empfangsraum eine warme Atmosphäre die durch viel dunkles Holz noch verstärkt wird. Dieser Stil, der sich durch das gesamte Haus zieht, passt hervorragend zur Kleidung meiner Tante. Antik und sehr elegant. Vom Foyer aus gelangt man zu einigen weiteren Räumen im Erdgeschoss und zu einer großen Wendeltreppe die in die oberen Stockwerke und den Keller führt. Tribut an ihr verletztes Bein: Die Treppe ist mit einem Treppenlift ausgestattet.
"Herzlich willkommen! Du glaubst gar nicht was es für eine Erleichterung ist zu wissen das du da bist. Ohne dich wäre ich jetzt aufgeschmissen."
"Danke. Aufgeschmissen glaube ich gerne. Das Haus sieht von innen ja noch größer aus als von außen."
"Stimmt. Es wäre vernünftig gewesen wenn ich nach dem Tod meiner lieben Dien... Haushälterin Magdalena in ein kleineres Haus gezogen wäre. Aber ich denke wenn es um Stil geht sollte der Mensch niemals Kompromisse machen!"
Ich muss schmunzeln. Sie hat sich kein bisschen verändert.
"Ich habe mir Mühe gegeben das alte Zimmer von Magdalena herzurichten. Es ist schon seit einigen Jahren verwaist, aber ich habe immer darauf Acht gegeben es in Ordnung zu halten. Immer in Hoffnung, dass es eines Tages wieder bewohnt wird. Komm bitte mit, es ist ganz oben."
Das Zimmer der toten Haushälterin? Für einen Moment wird mir etwas mulmig zumute, aber sie ist nicht im Haus gestorben sondern bei einem Verkehrsunfall. Als wir im zweiten Stock angekommen sind und in ihrem Zimmer stehen, sind meine Zweifel verschwunden. Das Zimmer ist sehr geräumig und wie der Rest des Hauses mit antikem Charme eingerichtet. Ein großes, ganz in weiß bezogenes Bett dominiert das Zimmer. Daneben gibt es etliche massive Holzschränke, einen Schminktisch und einen Schreibtisch, vor dem ein schöner Holzstuhl steht.
Die altmodische Atmosphäre in diesem Raum ist fremd für mich, aber ich fühle mich nicht unwohl. Ganz im Gegenteil.
Das Zimmer liegt an einem kleinen Gang. Direkt gegenüber habe ich mein eigenes Bad mit Badewanne. Daneben ist eine verschlossene Tür, der ich aber keine Beachtung schenke.
Der antike Charme hat allerdings auch einen Nachteil, den ich beim zweiten Blick durchs Zimmer erkenne. Es gibt zwar elektrisches Licht durch Lampen an der Decke, aber es gibt keine Steckdose. Darauf angesprochen meint Tante Augusta: "Es ist ein altes Haus, früher hatte man eben nicht in jeder Besenkammer fünf Steckdosen und Internet. Magdalena hat es nie gestört. Es gibt Steckdosen in anderen Räumen und einen Fernseher im Wohnzimmer."
Ich erinnere mich an einen Artikel in unserer Tageszeitung. Der Selbstversuch – eine Woche ohne Facebook.
"Das ist etwas ungewohnt, aber es wird schon gehen. Es ist bestimmt ganz gut wenn ich mein Smartphone seltener in die Hand nehme."
"Ganz richtig! Wirklich verrückt mit anzusehen wie die Jugend von heute an diesen Dingern hängt. Die meisten jungen Leute könnten bestimmt nicht mal drei Tage darauf verzichten. Dabei wissen sie gar nicht mehr, was ihnen alles entgeht. Der Mensch braucht ruhige Momente um zu sich selbst zu finden."
Einen Augenblick lang bleibe ich unschlüssig vor meiner Tante stehen. Drei Tage ohne Handy? Könnte ich das durchhalten? Warum eigentlich nicht? Ich greife in die Hosentasche meiner Jeans, hole mein Telefon hervor, schalte es aus und halte es ihr hin.
"Vielleicht sollte ich das einfach mal probieren. Bitte pass für mich darauf auf, in den nächsten drei Tagen brauche ich es nicht."
Es ist nur ein kleines elektronisches Gerät, doch als ich es ihr übergebe läuft ein leichter Schauer durch meinen Körper. Ich bin einfach ohne zu Überlegen meinem Gefühl gefolgt und habe mich freiwillig von diesem Teil getrennt, das eigentlich so wichtig für mich ist. Selbst hier, in dieser Kleinstadt ist mein Telefon meine permanente Verbindung zur Außenwelt. Ohne diese Verbindung und meine virtuelle Identität bin ich nur hier, im Haus meiner Tante. Es fühlt sich komisch und spannend zugleich an.
Meine Tante schaut mich überrascht mit großen Augen an, zögert einen Augenblick und nimmt mir dann das Telefon mit einem Lächeln aus der Hand.
"In einigen Schränken liegen noch Sachen von Magdalena. Ich bin nie dazu gekommen sie auszusortieren und offen gesagt will ich das auch gar nicht. Es hängen so viele Erinnerungen daran."
Sie deutet auf einen der großen Holzschränke.
"Dieser hier ist leer. Den kannst du für deine Sachen nehmen."
"Danke, der ist mehr als groß genug", sage ich und stelle meinen Rollkoffer vor den Schrank.
In den nächsten zwei Stunden führt Tante Augusta mich durch alle Stockwerke, den Keller ausgenommen. Das Haus ist in der Tat riesig. Meine Tante hat ihr eigenes kleines Reich mit Schlafzimmer, Ankleidezimmer, riesigem Bad und begehbarem Kleiderschrank. Es gibt im Haus außerdem eine kleine Bibliothek, ein Salon mit schweren Polstermöbeln, ein Esszimmer mit einem gewaltigen Tisch, direkt daneben eine große Küche mit Vorratskammer und ein hübsches Wohnzimmer mit dem angekündigten Fernseher.
Einige Türen sind verschlossen. Nach dem wir wieder an einer dieser Türen vorbeigekommen sind, frage ich meine Tante was sich dahinter verbirgt. Sie zögert einen Moment, geht dann weiter und sagt ohne mich anzuschauen: "Das ist nicht für dich."
Ich lasse es dabei bewenden und folge ihr weiter durch das Haus.
Als wir schließlich fertig sind hat die Abenddämmerung bereits begonnen.
"Es ist Zeit zum Abendessen", erklärt meine Tante. "Ich zeige dir die Küche."
Ihrem Wortlaut entnehme ich zuerst, dass ich für sie kochen soll. Das ich gleich anfangen soll zu arbeiten überrascht mich, es stört mich aber auch nicht. Schließlich hat sie mich dafür bezahlt. Meine Vermutung erweist sich jedoch nur als halb richtig. Wir kochen zusammen, dabei zeigt sie mir wie der Herd zu bedienen ist und wo ich alle Küchenutensilien finde. Zum Einstand gibt es Hühnersuppe. Ein einfaches Gericht, trotzdem bin ich dankbar das sie mir hilft.
Wir essen im Esszimmer. Als wir gemeinsam den Tisch decken wirken unsere zwei Gedecke ziemlich verloren auf dem großen Tisch. Ich trage die Suppe herein und schöpfe uns beiden auf. Ihr natürlich zuerst. Beim Essen unterhalten wir uns über die Familie. Schon vor dem Essen ist mir aufgefallen, dass meine Tante alles andere als eine verdatterte Greisin ist. Jetzt beim Essen und dem Gespräch bestätigt sich mein Eindruck, dass sie zumindest geistig topfit ist. Vor meiner Abreise hatte mich meine Mutter noch instruiert ich sollte mir die Telefonnummern von allen Ärzten in der Nähe besorgen. Sie hat wohl erwartet, dass ich hier eine bettlägrige gebrochene alte Frau vorfinde. Das Gegenteil ist der Fall. Ohne ihr Handicap wäre Tante Augusta wahrscheinlich fitter als meine Eltern, trotz ihres höheren Alters.
Ich genieße ihre Gesellschaft. Wir unterhalten uns so lange, dass ich darüber die Zeit vergesse. Irgendwann schaut sie auf ihre Uhr und stellt fest: "21:30 Uhr, es ist Zeit abzuräumen und dann die Schlafenszeit einzuläuten."
Sofort springe ich von meinem Platz auf.
"Ich mache den Abwasch", verkünde ich. Zuhause hätte ich mich nicht freiwillig dazu gemeldet, aber jetzt habe ich das Bedürfnis mich für den schönen Abend zu revanchieren. Meine Tante quittiert meinen Arbeitswillen mit einem Lächeln, steht dann ebenfalls auf und verschwindet durch die Tür.
Der Abwasch ist fast fertig, da erscheint Tante Augusta wieder in der Küche.
"Das hast du fein gemacht", sagt sie. "Ich werde mich jetzt zurückziehen. Du kennst den Weg zu deinem Zimmer. Ich wünsche dir eine gute Nacht."
"Danke, schlaf auch gut", erwidere ich und hänge das Geschirrhandtuch an die Trockenstange.
Ein Augenblick später stehe ich in meinem Zimmer. Normalerweise würde ich jetzt auf mein Handy gucken, Musik und den Laptop anmachen. Das einzige was ich jetzt anschalten kann ist das elektrische Licht. Nachdem ich die Lampe angemacht habe, stehe ich ratlos im Raum. Was mache ich jetzt bloß? Mein Blick fällt auf den Rollkoffer. Ich öffne den leeren Kleiderschrank und fange an meine Sachen einzuräumen. Da es nichts gibt, was mich ablenken könnte, gebe ich mir größte Mühe alles ordentlich zusammengelegt in den Fächern zu deponieren. Neben meinem Bett steht ein großer alter Wecker aus Metall mit zwei Glocken auf dem Gehäuse auf dem Nachttisch. So stelle ich zu meiner eigenen Überraschung fest, dass ich mehr als eine halbe Stunde damit zugebracht habe meine Kleidung in den Schrank zu sortieren. Seltsam. Zuhause hätte ich das bestimmt nicht so sorgfältig gemacht. Aber hier, in diesem Haus, erscheint es mir das richtige zu sein. Tante Augusta würde mir sicher zustimmen.
Mangels einer weiteren Aufgabe entscheide ich mich fürs Bett. Während ich mich ausziehe, entdecke ich an dem Bett etwas seltsames. Das Bett ist aus dunklem Holz gefertigt. Am Bettgestell sind mehrere Metallringe angebracht, die sehr stabil aussehen. Insgesamt zähle ich zehn Stück. Beim näheren Hinsehen stelle ich fest, dass die Ringe durch kleine Metallplatten mit dem Bett verbunden sind. Vielleicht eine Vorrichtung um das Bett besser transportieren zu können? Ich kann mir keinen Reim darauf machen, lasse die Ringe schließlich Ringe sein und schlafe ein.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von pfeffer am 08.03.18 um 18:17 geändert
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RE: Tante Augusta
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Datum:04.01.16 00:25 IP: gespeichert
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Teil 3 - Erster Tag
"Guten Morgen!" Tante Augusta steht vor meinem Bett. Mit halb geschlossenen Augen blinzle ich zum Wecker. 8:00 Uhr.
"Auf geht’s. Ein guter Tag beginnt immer in den Morgenstunden", erklärt mir meine Tante. "Besonders wenn es viel zu tun gibt. Und wie du weißt empfange ich bald wichtigen Besuch."
Jetzt weiß ich warum ich gestern meine Zweifel hatte. Ich hasse es früh aufzustehen. Unmenschlich! Ich hätte 5000 Euro verlangen müssen.
Ein heiße Dusche wäscht meinen morgendlichen Unmut davon. Nachdem ich mich angezogen und etwas zurechtgemacht habe, sieht die Welt schon viel besser aus. Unten in der Küche wartet meine Tante mit einem Becher Kaffee auf mich. Das Frühstück muss ich mir allerdings selbst machen. Während ich ein selbst geschmiertes Brot esse, reicht mir meine Tante einen Zettel. Wie bei einem Stundenplan sind dort die nächsten Tage aufgezeichnet. Unter den Tagen stehen verschiedene Aufgaben. In den nächsten zwei Tagen steht putzen im Erdgeschoss auf dem Programm.
Auf dem Stundenplan sehe ich, dass dort nicht nur steht was ich putzen soll sondern auch wie. Zum Start kommt der Staubwedel zum Einsatz. Später soll ich auch noch staubsaugen und sogar die Teppiche im Garten ausklopfen.
"Würde es nicht schneller gehen wenn ich statt dem Staubwedel einfach überall Staubsaugen würde? Wenn ich mich auf einen Stuhl stelle, dann könnte ich auch Spinnweben und solches Zeug einfach wegstaubsaugen."
"Nein", antwortet Tante Augusta sofort. "Wenn du mit dem Staubsauger hantierst während du auf einem Stuhl stehst brichst du dir am Ende noch die Knochen. Ich möchte nicht, dass du hastig durch die Räume flitzt und alles "wegstaubsaugst". Halte dich einfach an die Vorgaben, arbeite gründlich und konzentriert."
"In Ordnung", sage ich und denke mir, wenn sie mich bezahlt, dann kann sie auch festlegen wie ich arbeite.
Mit dem zusammengefalteten Stundenplan in der Hosentasche mache ich mich an die Arbeit. Schon nach kurzer Zeit wird mir klar, dass ich für dieses riesige Haus eine halbe Ewigkeit brauchen werde. Erschwerend kommt auch noch hinzu, dass seit dem Tod von Magdalena an schwer zu erreichenden Ecken viel hartnäckiger Dreck liegen geblieben ist. Eigentlich habe ich erwartet, dass ich das Anwesen meiner Tante nur auf Hochglanz poliere für ihren wichtigen Besuch. Für die übliche Reinigung hat sie bestimmt eine Putzfrau. Beim Blick unter ihre Schränke sieht es jedoch gar nicht danach aus. Ich nehme mir vor, meine Tante bei nächster Gelegenheit danach zu fragen.
Die nächste Gelegenheit ist das Mittagessen. Als ich in die Küche komme, nach dem sie mich gerufen hat, verzieht sie das Gesicht. Beim Putzen habe ich es nicht vermeiden können meine Kleidung einzusauen. Sowohl meine Jeans als auch mein Top sind ziemlich übel zugerichtet.
"Katharina, bitte zieh dir etwas sauberes an. So zu kochen wäre äußerst unappetitlich."
Da ich ihr nur zustimmen kann, gehe ich schnell nach oben und ziehe frische Klamotten an.
Zurück in der Küche stelle ich meiner Tante die Frage nach der offensichtlich nicht vorhandenen Putzfrau. Zuerst zögert sie, doch dann sagt sie schließlich:
"Ich habe leider sehr, sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Bevor Magdalena zu mir gekommen ist, hatte ich viel Pech mit den Menschen, die ich angestellt habe um mir zu helfen. Magdalena war die ganz große Ausnahme, ein echter Schatz. Jetzt, wo sie fort ist, habe ich einfach nicht mehr genug Vertrauen um noch einmal jemand Fremdes einzustellen."
Tante Augusta wirkt für eine Weile so sehr geknickt, dass ich es bereue, die Frage überhaupt gestellt zu haben. Gerne hätte ich weiter nachgehakt welche schlechten Erfahrungen sie gemacht hat, aber da dieses Teil offenbar einer offenen Wunde gleicht, verzichte ich darauf.
Im Gegensatz zu gestern Abend bleibt Tante Augusta auch beim Essen ziemlich still. Als wir fertig sind, mache ich wieder unaufgefordert den Abwasch damit sie sich zurückziehen kann. Danach mache ich mich gleich wieder an die Putzarbeit.
Vor dem Abendessen muss ich mich wieder umziehen. Jetzt habe ich nur noch eine einzige frische Hose im Schrank.
"Tante Augusta, hast du vielleicht einen Kittel für mich? Ich fürchte ich habe vergessen richtige Arbeitskleidung einzupacken."
"Einen Kittel nicht", antwortet sie, während wir Kartoffeln schälen. "Aber du kannst eine der Schürzen von Magdalena tragen. Sie liegen oben in einem der großen Schränke. Es ist der mit der Aufschrift 'Dienstkleidung A'."
Nachdem Abendessen und dem Abwasch, den ich wieder alleine übernommen habe, stehe ich alleine in meinem Zimmer. Das die großen Schränke beschriftet sind, ist mir gar nicht aufgefallen. Jetzt, wo meine Tante mich darauf hingewiesen hat, sehe ich kleine Schilder, die mit einer schwungvollen Handschrift beschrieben worden sind. Die meisten Schränke sind einfach nur durchnummeriert. Ich versuche die zwei, die mir am nächsten stehen zu öffnen. Beide sind verschlossen. Ich gehe weiter zum Schrank mit dem Schild 'Dienstkleidung A'. Dieser lässt sich öffnen. Was ich hinter den zwei Flügeltüren sehe, verschlägt mir die Sprache. Ich erinnere mich noch gut daran, dass Magdalenas Uniform immer komisch war, aber ich konnte sie früher niemals aus der Nähe begutachten. Jetzt liegen vor mir im Schrank einige ungewöhnliche Uniformteile. Sämtliche Stücke sind aus einer Art Plastik gefertigt. Dieses Material lässt sich fast wie normaler Stoff zusammenknüllen und wieder auseinanderziehen. Dabei glänzt er im Licht der Deckenleuchte matt und wirkt sehr stabil. Aus dem Schrank hole ich verschiedene Kleidungsstücke und breite sie auf meinem Bett aus. Es gibt zwei verschiedene Arten von Schürzen. Eine kurze, die unter dem Bauch endet, und eine lange, die mir von den Oberschenkeln bis über den Busen reicht. Außerdem gibt es kurze Kleider aus diesem Material, oder besser: Kleidchen. Schwarz, mit weißen Rüschen erinnern mich diese Teile an ein Dienstmädchenoutfit. An meinem Körper würde der Rock weit oberhalb von meinem Knie enden. Das Kleidchen gibt es in verschiedenen Ausführungen. Einige reichen bis zum Hals, andere lassen den Ausschnitt frei. Außerdem gibt es eine weiße Rüschen-Kopfhaube und lange Handschuhe, die mir bis über den Ellenbogen reichen, in weiß und schwarz. Die Kleidchen gibt es in zwei verschiedenen Größen. Die kleinere der beiden Größen ist so klein und eng, dass ich mich unmöglich hineinzwängen könnte. Aber es gibt noch eine weitere Größe, in die ich hineinpassen würde. Allerdings stelle ich bei näherer Betrachtung des Schrankinhaltes fest, dass es lediglich zwei Uniformen in der großen Größe gibt. Außerdem glänzen die weiter geschnittenen Kleidchen viel weniger. Sie sehen aus als seien sie viel älter als ihre engeren Gegenstücke.
In der kleinen Größe sind weitaus mehr Teile vorhanden. Was für ein verrücktes Outfit! Für eine Weile stehe ich einfach nur von den auf meinem Bett ausgebreiteten Sachen. Soll ich sie anprobieren? Ich bin neugierig und abgestoßen zugleich. Das Material und die Aufmachung sind faszinierend, aber was würde meine Tante dazu sagen? Sie hat nur gesagt, dass ich die Schürze tragen kann. Außerdem haben diese Teile etwas anrüchiges, ja sogar verbotenes an sich. Schließlich überwiegen meine Zweifel und ich räume alles wieder ordentlich in den Schrank.
**
Teil 4 - Zweiter Tag
Am nächsten Morgen habe ich mir den Wecker gestellt. Als meine Tante in meinem Zimmer auftaucht, habe ich mich gerade angezogen und suche mir aus dem Schrank mit der Dienstkleidung eine große Schürze heraus.
"Du bist alleine aufgestanden und hast die Schürzen gefunden. Sehr fein!"
Alleine aufstehen und einen Schrank öffnen. Eigentlich keine große Sache, aber das Lob freut mich trotzdem.
"Du wirst sehen, so eine Schürze ist äußerst nützlich. Magdalena hat meistens eine Uniform getragen, je nach Anlass und Aufgabe."
Meine Tante nimmt mir die Schürze aus der Hand, legt sie mir um, weist mich dann mit einer Handbewegung an ihr den Rücken zuzudrehen und verknotet die losen Enden der Bänder zu einer hübschen Schleife. Ich drehe mich herum und betrachte mich im Spiegel des Schminktisches. Die Schürze in Kombination mit meiner Alltagskleidung sieht ein bisschen komisch aus, aber das hält meine Tante nicht davon ab im Hintergrund unentwegt zu Lächeln.
"Ich habe nicht erwartet, dass jemand noch einmal diese Sachen tragen würde", sagt sie leise. "Du siehst toll aus."
"Vielen Dank", erwidere ich und lächle ebenfalls.
Beim Frühstückmachen hält sich meine Tante auffällig zurück. Die meiste Arbeit erledige ich alleine. Im Anschluss widme ich mich wieder der Putzarbeit. Die Schürze verhindert effektiv, dass mein Oberteil verdreckt. Das gilt jedoch nicht für meine Hose, mit der ich oft auf dem Boden herumkrabbeln muss um unter den Schränken zu putzen. Kurz vor dem Mittagessen muss ich dann feststellen, dass sich die Schürze mit etwas Wasser und Seife zwar vom leichten Dreck schnell reinigen lässt, das gilt aber aber natürlich nicht für meine Jeans. Da diese Hose die letzte saubere war, die ich dabei habe, bleibt mir nichts anderes übrig als sie zum Mittagessen anzubehalten. Tante Augusta entgeht das natürlich nicht.
"Die Hose sieht arg mitgenommen aus. Zieh vor dem Kochen saubere Kleidung an", sagt sie freundlich aber bestimmt als ich in die Küche komme.
"Ich ähm... hab leider nur noch diese Hose."
"Das ist aber ungünstig. So kannst du jedenfalls kein Essen zubereiten. Wenn du sonst nichts dabei hast, dann findest du oben im Kleiderschrank mit der Dienstkleidung ein Dienstkleidchen von Magdalena."
"Ähm..." Diese komischen Kleidchen soll ich hier im Haus tragen? "Die habe ich gestern schon gefunden. Kann ich die wirklich tragen? Ich meine, die sehen etwas unkonventionell aus."
Augusta lächelt.
"Gut erkannt. Die gesamte Dienstkleidung in diesem Schrank ist aus sehr strapazierfähigem Latex. Die Vorteile dieses Materials hast du schon mit der Schürze kennengelernt. Unkonventionell mag stimmen. Normalerweise ist Arbeitskleidung potthässlich. In diesem Fall ist sie jedoch nicht nur strapazierfähig sondern auch schön. Ich lege überall wert auf Stil, auch bei der Arbeitskleidung meiner Haushaltshilfe."
Die Erklärung meiner Tante hat mich überrascht. So etwas habe ich noch nie gehört. Ich gebe mich mit ihrer Erläuterung zufrieden und gehe nach oben.
Vor dem Kleiderschrank angekommen suche ich mir ein passendes Kleidchen heraus. Ich wähle eines ohne Ausschnitt. Für einen kurzen Moment überlege ich, ob ich die Haube ebenfalls aufsetzen sollte. Aber diese Idee verwerfe ich wieder und tausche meine Alltagskleidung gegen das Kleidchen. Wie schon gestern Abend festgestellt, ist der Rock ziemlich kurz. Wenn ich mich weit genug herunterbücke, könnte man vielleicht sogar mein Höschen sehen. Unanständig. In meiner Heimatstadt würde ich so nicht vor die Tür gehen. Aber hier sieht mich nur meine Tante. Zu meiner eigenen Überraschung fühle ich mich in dem Kleidchen nicht unwohl. Ich binde mir noch die Schürze um und posiere dann vor dem Spiegel des Schminktisches. Das Kleidchen sitzt relativ locker. Es müsste enger sitzen, dann würde es besser aussehen, denke ich mir. Mein Blick wandert zum Schrank und den darin befindlichen engeren Kleidchen. Leider sind die viel zu eng. Verdammt! Bevor ich mich in meinem eigenen Spiegelbild verlieren kann, höre ich wie meine Tante von unten ruft ob alles in Ordnung sei. Sofort laufe ich die Treppe hinunter zurück in die Küche.
Als meine Tante mich sieht, klatscht sie in die Hände.
"Mensch, das passt dir ausgezeichnet! Du hast ganz ähnliche Maße wie Magdalena."
"Vielen Dank!", freue ich mich aufrichtig über das Lob.
Wie schon beim Frühstück mache ich diesmal auch die meiste Arbeit alleine. Später, beim Essen, eröffnet mir Tante Augusta das sie Nachmittags noch einmal weg muss.
"Wo geht es denn hin, wenn ich fragen darf?"
"Nur ein Haustermin bei einem Klienten."
"Was?" Ich lasse vor Überraschung fast den Löffel fallen.
"Klientin, du weißt doch, dass ich Anwältin bin. Inzwischen arbeite ich nicht mehr so viel, aber in den Ruhestand habe ich mich noch lange nicht verabschiedet."
Die nächste Überraschung. Wenn das meine Eltern wüssten...
"Soll ich dich begleiten?", frage ich vorsichtig und schaue auf ihren Gehstock, der an ihrem Stuhl lehnt.
"Nein, später vielleicht aber dieser Termin wäre wirklich langweilig für dich. Ich fahre schnell mit dem Auto, dann bin ich heute am frühen Abend wieder zurück."
Auch das sie selbst noch Auto fährt, überrascht mich. Ich habe angenommen, dass sich hinter dem großen Garagentor neben dem Haus alles mögliche verbirgt, aber ganz bestimmt kein Auto. Tante Augusta sieht mir meine Überraschung an, lächelt verschmitzt und sagt nur: "Automatik".
Einige Stunden später habe ich das Haus für mich alleine. Während ich in einer der Räume den Boden aufwische, fällt mir ein, dass es eine gute Idee wäre Putzhandschuhe zu tragen um meine Hände zu schützen. Putzhandschuhe finde ich in Form der langen Latex-Handschuhe, die oben im Dienstkleidungs-Schrank liegen. Die sehen zwar anders aus als normale Putzhandschuhe aber erfüllen ihren Zweck. Und passen optisch ganz hervorragend zu meiner restlichen Kleidung. Bevor ich die Handschuhe heraussuche, fällt mein Blick auf eine der Kopfhauben. Ich nehme sie aus dem Schrank und platziere sie auf meinen Haaren. Ich brauche einen Moment bevor ich meine Frisur vor dem Schminkspiegel so geordnet habe das die Kopfhaube gut sitzt und aussieht. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so was tragen würde. Aber da ich ohnehin schon die Uniform trage, warum dann nicht gleich das ganze Programm? Inzwischen bin ich mir sicher, dass Tante Augusta sich darüber freuen wird. Ausgestattet mit Handschuhen und Kopfhaube mache ich mich schließlich wieder an die Arbeit.
Um 18:30 Uhr ist Tante Augusta immer noch nicht zurück. Ob ihr etwas passiert ist? Bis jetzt haben wir genau um Punkt 18:30 Uhr Abendessen gemacht, dass wir dann um 19:00 Uhr im Esszimmer eingenommen haben. Um mich von meinen Sorgen abzulenken, beschließe ich das Abendessen alleine vorzubereiten. Wie am ersten Abend mache ich Hühnersuppe. Ich koche aus dem Gedächtnis und zu meiner Überraschung stelle ich beim Abschmecken fest, dass mir das Essen nicht total missraten ist.
Kurz vor 19:00 Uhr fällt mir ein Stein vom Herzen als ich höre wie jemand die Wohnungstür öffnet. Ich laufe gleich ins Foyer und sehe zu meiner Freude Tante Augusta.
"Tut mir leid, mein Kind. Es hat länger gedauert als gedacht. Moment -"
Sie reckt ihre Nase in die Luft.
"Hast du schon angefangen zu Kochen?"
"Ja", sage ich sofort, voller Hoffnung das ich keinen Fehler gemacht habe.
"Ausgezeichnet!", sagt meine Tante sofort. "Du hast mitgedacht, sehr brav!"
Wieder ein Lob. Es sind nur ein paar Worte aber sie heben sofort meine Stimmung noch weiter. Wenn mir meine Mutter zuhause ein kurzes "Danke!", zuruft nachdem ich den Müll raus gebracht habe, dann denke ich vor allem daran das dies hoffentlich der letzte Gefallen rund um den Haushalt ist um den sie mich an diesem Tag bitten wird. Ich kann es mir nicht erklären, aber hier, bei Tante Augusta, ist das anders. Ihr Lob klingt anders und die Tatsache das ich bei der Arbeit eine Uniform trage, macht die Sache irgendwie... aufregend.
Bevor ich zurück in die Küche gehe, helfe ich meiner Tante noch aus ihrem Mantel, den ich dann an die Garderobe hänge. Diesmal betritt Tante Augusta die Küche gar nicht, sondern nimmt gleich im Esszimmer Platz. Ganz selbstverständlich bediene ich sie. Als ich mich selbst zum Essen hinsetze, ziehe ich die Handschuhe aus. Jetzt macht meine Tante große Augen.
"Katharina, Mensch, dass habe ich eben gerade ob der Überraschung wegen dem Essen gar nicht mehr wahrgenommen! Du trägst die Kopfhaube und die Handschuhe!"
"Ja, die Handschuhe sind sehr praktisch bei der Hausarbeit und die Kopfhaube, naja, ich habe mir gedacht, wenn ich schon die Uniform trage, dann auch gleich richtig."
"Ach ist das schön! Du siehst traumhaft aus! Wenn die Nachbarn wüssten, was ich für eine tolle Hausdie... Haushälterin habe, dann würden sie vor Neid platzen!"
Wir müssen beide schmunzeln.
"Die Sachen sind sehr ungewöhnlich. Ich habe so was vorher noch nie gesehen. Dieses Material fühlt sich so... interessant an. Ich glaube, ich kann mich daran wirklich gewöhnen."
"Da bist du ganz wie Magdalena. In ein paar Tagen wirst du die Uniform gar nicht mehr ablegen wollen."
Da ich auch den Abwasch alleine mache, ist dieses Abendessen die erste Mahlzeit um die ich mich komplett alleine kümmere. Als ich wieder alleine in meinem Zimmer bin, geht mir diese Tatsache durch den Kopf. Tante Augusta hat keinen Finger gerührt, ich habe sie bedient. Ich ziehe mich aus und lege mich ins Bett. Beim Abendessen war ich ihre... Dienerin? Tante Augusta hat sich versprochen, als sie mich gelobt hat. Für eine Sekunde dachte ich, sie wollte mich Hausdienerin nennen. Aber das kann nicht sein. Oder? Es fällt mir schwer meine Gedanken zu ordnen. Plötzlich fühle ich mich, als ob mir etwas fehlt. Ich richte mich im Bett auf und sehe die Uniform, die ordentlich gefaltet auf dem Holzstuhl vor dem Schreibtisch liegt.
Wie ferngesteuert steige ich aus dem Bett und lege die Uniform wieder an. Ein wohliger Schauer strömt durch meinen Körper, als ich mich in der Uniform wieder ins Bett lege. Mit meinen Fingern erkunde ich meinen in Latex verhüllten Oberkörper. Es passiert alles unbewusst. Ich muss leise stöhnen. Meine Hand wandert unter den Rock.
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Teil 5 - Dritter Tag
"Guten Morgen, Katharina."
Vor meinem Bett steht Tante Augusta. Der Blick auf den Wecker verrät mir, dass es schon 8:30 Uhr ist. "Es freut mich wirklich sehr, dass dir die Uniform so gut gefällt, dass du gleich darin geschlafen hast. Aber da du noch eine Menge zu tun hast, wäre es trotzdem gut wenn du rechtzeitig aufstehen würdest."
Ihre Stimme ist ernst aber keineswegs unfreundlich. An ihrem Gesichtsausdruck erkenne ich, dass sie mir diesen Patzer nicht übel nehmen wird. Ich nehme mir ganz fest vor auf keinen Fall wieder zu verschlafen.
Wie schon gestern Abend bin ich für das Essen alleine verantwortlich. Nach dem Frühstück steht Gartenarbeit auf dem Stundenplan. Eigentlich wollte ich meine Tante heute morgen fragen ob ich meine Hosen waschen kann, doch daran habe ich nicht mehr gedacht. Im Moment habe ich nur die Dienstuniform zum anziehen. Ich bin ziemlich erleichtert als ich sehe, dass alle Gartenarbeit an diesem Tag hinter dem Haus und nicht vor dem Haus an der Straße stattfindet.
Während ich im Garten Unkraut jäte, fällt mir auf, dass meine Tante ständig nach mir schaut. Mitunter vergehen keine 10 Minuten, bevor sie wieder ihren Kopf aus dem Fenster reckt. Zuerst denke ich, dass sie kontrollieren möchte ob ich auch fleißig arbeite. Aber am Mittagstisch verliert sie kein Wort über meine Arbeit, weshalb ich sie auf ihr Verhalten anspreche.
"Du musst übrigens keine Angst haben, dass ich im Garten verunglücke", sage ich.
Tante Augusta zögert mit ihrer Antwort, schließlich legt sie ihr Besteck beiseite und sagt mit ernster Miene: "Eigentlich wollte ich dich damit nicht behelligen aber da du mir eine so große Hilfe bist, will ich dir erzählen warum ich ständig zwanghaft nach dir sehe wenn du im Garten bist. Und auch warum ich niemand Fremdes eingestellt habe, seit Magdalena von uns gegangen ist.
Vor Magdalena hatte ich mehrere Haushälterinnen. Die erste hat mich bestohlen, weshalb ich sie entlassen musste. Ihre Nachfolgerin war kühl und wenig motiviert aber trotzdem insgesamt zuverlässig. Nachdem sie einige Jahre für mich gearbeitet hatte, hat sie gekündigt. Sie wollte mit ihrem Freund in eine andere Stadt ziehen. Ich habe lange gebraucht um eine Nachfolgerin zu finden. Diesmal hatte ich großes Glück und fand Magdalena. Sie konnte erst am Montag ihre Stelle antreten, der Monat endete leider schon am Freitag. Dazwischen lag das Wochenende. Ausgerechnet in dieser Zeit erwischte mich die Grippe. Ich bat meine Haushälterin noch das Wochenende bei mir zu bleiben. Sie war einverstanden, allerdings musste ich ihr dafür 400 Mark im voraus bezahlen. An jenem Freitag sagte sie mir sie wolle noch etwas im Garten arbeiten. Ich lag in meinem Schlafzimmer und hörte wie sie die Tür zum Hinterausgang in den Garten schloss. Zur Mittagszeit wartete ich vergeblich auf mein Essen, weshalb ich nach ihr schauen wollte. Ich habe damals noch keinen Gehstock benutzt und war durch die Grippe und mein verletztes Bein ziemlich unsicher beim Laufen. Dann passierte es. Ich stürzte die Treppe hinab und verletzte mich an der Hüfte schwer. Ich konnte nicht mehr aufstehen und blieb hilflos auf dem Boden liegen. Nicht mal an mein Telefon bin ich noch gekommen. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib während ich mir vor lauter Schmerzen am liebsten meine eigene Beine ausgerissen hätte. Ich dachte schon ich müsste auf dem Boden verenden, als zum Glück am Sonntagnachmittag Magdalena, früher als erwartet, zu mir kam. Sie hörte meine Schreie und holte Hilfe. Später fand ich heraus, dass sich meine Haushälterin am Freitag mit den 400 Mark einfach aus dem Staub gemacht hatte.
Wenn du nun im Garten arbeitest, dann habe ich immer noch Angst das du einfach verschwinden könntest. Ich weiß, dass es irrational ist, aber ich kann es nicht ändern."
Augusta sieht sehr bedrückt aus. Ich spüre, dass dieses Erlebnis für sie traumatisch war. In diesem Moment tut sie mir unendlich leid. Zuerst der unglückliche Unfall und danach auch noch der schwere Sturz.
"Ich verspreche dir, dass ich nicht einfach verschwinden werde", sage ich mit fester Stimme. "Gibt es denn gar keine Möglichkeit deine Angst zu lindern?"
"Magdalena hat damals einen Weg gefunden aber das will ich nicht von dir verlangen."
"Um was geht es denn? Ich bin mir sicher, dass ich das auch machen kann."
Meine Tante schaut mich einen Augenblick lang an als ob sie mich mustern würde. Dann steht sie langsam auf und sagt: "Du würdest mir damit einen großen Gefallen tun Katharina. Aber wenn du nicht möchtest, was ich dir gleich vorschlage, dann fühle ich dich ganz frei mir das zu sagen. Ich werde es dir nicht übelnehmen."
Ich nicke und folge ihr in Richtung Tür zum Garten. Neben der Tür hängt ein Holzkasten an der Wand, den Augusta öffnet. In dem Holzkasten hängen an kleinen Haken zwei Metallringe, zwei Vorhängeschlösser und zwei Metallglocken, die jeweils etwa so groß wie die Hälfte meines Daumens sind. Meine Tante nimmt einen der Metallringe aus dem Schrank. Der Ring verfügt über ein Scharnier und lässt sich auseinanderklappen.
"Damit ich hören kann, dass sie noch da ist, hat sich Magdalena diese Ringe einfallen lassen. Sie hat sie an den Fußgelenken getragen. Mit den Vorhängeschlössern werden sie verschlossen, damit sie sich nicht unbeabsichtigt bei der Arbeit öffnen. Dann wird an jeden Ring noch eine Glocke gehängt."
Um es mir zu demonstrieren nimmt sie eine der Glocken, öffnet den kleinen Karabinerhaken der oben an der Glocke angebracht ist und hakt den Karabiner an einer Öse ein, die sich an dem Metallring befindet. Anschließend wackelt sie ein wenig mit dem Ring, woraufhin die Glocke zu hören ist.
"Interessant", sage ich. Mir fallen besonders die Vorhängeschlösser zum Verschließen der Ringe auf. Wenn ich die Ringe tragen würde, könnte ich sie selbst nicht mehr abnehmen. Nur noch den Haken der Glocken könnte ich öffnen. Ich vermute, dass es für meine Tante beruhigend ist zu wissen das ihre Haushälterin zumindest die Ringe selbst nicht mehr abnehmen kann.
"Also das ist ja nicht besonders arg. Wenn es dir hilft, dann trage ich die Ringe gerne", sage ich schließlich.
"Du weißt gar nicht, was du mir damit für eine Freude machst! Du musst dir auch keine Sorgen um die Ringe machen. Sie sind sehr robust und können sogar nass werden. Hochwertiger Edelstahl!"
Tante Augusta strahlt mich an.
"Allerdings solltest du die Glocken nur im Garten tragen. Ich glaube im Haus wäre es auf Dauer unangenehm immerzu Gebimmel im Ohr zu haben. Wenn du in den Garten gehst, hakst du die Glocken ein, wenn du wieder ins Haus gehst, nimmst du die Glocken ab und legst sie in das Schränkchen."
"Kein Problem", antworte ich. "Da ich nach dem Abwasch sowieso wieder in den Garten gehe, kann ich die Ringe gleich anlegen."
"Ja, genau", bestätigt meine Tante und reicht mir den ersten Ring. Ich schließe ihn um mein Fußgelenk, stecke das Vorhängeschloss in die dafür vorgesehenen Ösen und lasse es einrasten.
"So richtig?"
"Ja, du machst das genau richtig", erwidert sie und reicht mir den zweiten Ring. Nachdem beide Ringe verschlossen sind, kehren wir zum Esstisch zurück.
Später, nach dem Abwasch, mache ich mich wieder an die Gartenarbeit. Wie besprochen hänge ich vorher die Glocken an die Fußringe. Bei jedem Schritt höre ich helles Gebimmel. Sehr ungewohnt aber es stört mich nicht. Während ich mich um die Beete meiner Tante kümmere, halte ich vorsichtig Ausschau nach ihr. Tatsächlich, sie blickt nicht mehr ständig aus dem Fenster. Es hat funktioniert!
Am Abend stelle ich fest, dass mir etwas fehlt. Und zwar eine Armbanduhr. Das Mittagessen konnte ich pünktlich zubereiten weil ich zu diesem Zeitpunkt bei meiner Arbeit eine große Standuhr im Wohnzimmer durch die Scheibe im Blick hatte. Jetzt arbeite ich an einer anderen Ecke des Gartens, leider ohne Uhr im Blickfeld. Als ich auf gut Glück ins Haus zurückgehe, ist es gerade 18:25 Uhr. Da ist gerade nochmal gut gegangen. Nachdem ich die Glocken in dem Schränkchen verstaut habe, bereite ich das Abendessen zu. Inzwischen erscheint es mir ganz natürlich, dass ich mich darum alleine kümmere.
Beim Abendessen freue ich mich über ein weiteres Lob: "Mit jeder Mahlzeit kochst du besser, Katharina. Es schmeckt wirklich gut."
"Vielen Dank, das ehrt mich wirklich sehr!"
"Wenn du mal ein paar neue Rezepte ausprobieren willst, dann bedien dich bei den Kochbüchern in der Küche. Dann musst du auch nicht um Punkt 18:30 mit der Küchenarbeit anfangen sondern kannst es entsprechend eher machen. Hauptsache das Essen ist um 19:00 Uhr fertig."
"Natürlich", antworte ich.
"Du warst in den letzten Tagen so fleißig, da fällt es mir umso leichter dir dein Telefon wiederzugeben."
Ich schaue meine Tante einen Augenblick lang verwirrt an, ehe ich begreife: Vor drei Tagen habe ich ihr mein Smartphone gegeben. Zuletzt hatte ich es vollkommen vergessen.
"Bitteschön", sagt meine Tante und drückt mir das Gerät in die Hand.
"Danke."
Meine Uniform hat keine Taschen, deshalb lege ich es auf den großen Esstisch.
Als ich nach dem Abwasch wieder in meinem Zimmer bin, liegt vor mir auf dem Bett das Telefon. Zuerst erscheint es mir wie ein Eindringling. Innerhalb von ein paar Tagen habe ich mich ganz in die verrückte Welt meiner Tante eingelebt. Jetzt liegt vor mir das Tor in die Welt da draußen, die überhaupt nicht mit der Welt meiner Tante zusammenpasst.
Trotzdem schalte ich das Telefon ein. Sobald auf dem Bildschirm die Icons der Apps aufflimmern ist meine Neugierde geweckt. Nur ein kurzer Blick zu Facebook. Etliche Nachrichten warten auf mich. Emma wurde beim Fremdgehen mit ihrem Ex von ihrem Freund auf frischer Tat ertappt. Ihr Freund hat dann versucht sie mit seiner Ex zu betrügen, was aber im wahrsten Sinne des Wortes in die Hose gegangen ist. So lautet zumindest das Gerücht. Ich kenne Emma nur sehr flüchtig, trotzdem nimmt mich diese Sache sofort gefangen. Ich streife meine Uniform achtlos ab, lasse sie auf den Boden fallen und lege mich in Unterwäsche aufs Bett. Wegen meiner mehrtägigen Abwesenheit in allen sozialen Netzwerken werde ich jetzt von Freunden und Bekannten mit Nachrichten bombardiert. Mein Sichtfeld verengt sich auf den Bildschirm des Telefons. Wie im Akkord tippe ich Zeichen und vergesse alles um mich herum. Ein Blick zum Wecker. Mitternacht. Eine Stunde kann ich noch. Dann ist es plötzlich schon zwei Uhr. Gleich kann ich schon mal den Wecker stellen, nur erst mal Mike antworten. Meine ehemaligen Klassenkameraden haben jetzt fast alle frei und nutzen ihre Freiheit exzessiv bis tief in die Nacht. Verbunden im virtuellen Raum tue ich es ihnen gleich und verliere jedes Zeitgefühl. Sechs Uhr Morgens zeigt der Wecker erbarmungslos. Scheiße! Bis ich mich von allen verabschiedet habe, ist es halb Sieben. Jetzt hasse ich mich selbst dafür, dass ich die ganze Nacht verplappert habe. Ich bin unglaublich müde. Mit letzter Kraft schaffe ich es noch das Smartphone auf den Nachttisch zu legen.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von pfeffer am 08.03.18 um 18:18 geändert
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Fachmann
Beiträge: 65
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RE: Tante Augusta
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Datum:04.01.16 07:46 IP: gespeichert
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Sehr schöne Story, danke!
Und bitte schnell mehr davon!
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Fachmann
Beiträge: 65
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RE: Tante Augusta
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Datum:04.01.16 07:49 IP: gespeichert
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Sorry für den Doppelpost, Beiträge auf dem Smartphone zu tippen ist wohl nicht so einfach.
Da man seine eigenen Beiträge nicht löschen oder ändern kann, wäre es schön, wenn das ein Admin erledigen könnte...
Danke!
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Fachmann
Lutherstadt Wittenberg
Leben und Leben lassen
Beiträge: 54
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RE: Tante Augusta
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Datum:04.01.16 09:15 IP: gespeichert
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Hallo pfeffer
Ein sehr interessanter und viel versperchender Anfang für eine Geschichte und macht Lust auf mehr.
Ich freue mich schon auf den nächsten Teil was sich wohl noch so in den verschlossenen Schränken und Räumen verbirgt.
MfG
Nimrot
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Gummimike |
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Sklave
Lehrte
Immer Elastisch bleiben.Gummi find ich gut!
Beiträge: 4222
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RE: Tante Augusta
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Datum:04.01.16 12:00 IP: gespeichert
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Tante Augusta hat es ja Faustdick hinter den Ohren.
Dienstkleidung aus Latex und dazu die ringe am Bett und das ständige Verplappern sind doch Zeichen das sie ein faible für eine DS Beziehung hat.
Magdalena war bestimmt ihre Dienerin. Ob die nichte magdalenas stelle einnimmt?
Was kommt wohl für eine Strafe auf Katharina zu? Sie hätte lieber wach bleiben sollen wenn sie schon die ganze Nacht durchemacht hat. Don´t Dream it! BE IT!!!
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Einsteiger
Beiträge: 12
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RE: Tante Augusta
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Datum:04.01.16 13:50 IP: gespeichert
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Mal wieder eine vielversprechende Geschichte.
Bin ja mal gespannt wie und was es weitergeht. Ich liebe die Bezeichnung "Slut" und ich stehe dazu.
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danijelle |
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Forumsjuristin
Graz
es gibt viele Menschen die über mich urteilen, aber nur wenige Menschen die mich wirklich kennen (Michael Schumacher)
Beiträge: 1925
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RE: Tante Augusta
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Datum:04.01.16 14:16 IP: gespeichert
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da hab ich richtig Lust auf mehr. Großes Lob!
Danijelle
Juristen wissen alles, nur leider selten etwas ganz genau
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Einsteiger
Beiträge: 11
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RE: Tante Augusta
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Datum:04.01.16 17:49 IP: gespeichert
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Wow - bisher super Geschichte. Hoffentlich geht es noch ganz lange so weiter
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Professional Dealer
Wunsch ist wunsch - also bück dich Fee!
Beiträge: 403
Geschlecht: User ist offline
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RE: Tante Augusta
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Datum:04.01.16 19:21 IP: gespeichert
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Da bin ich mal gespannt wann sie von ihrer Tante beim fingern erwischt wird und in einen KG gesperrt wird. Zudem handy - wozu das alles. Was Kuckst Du?
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mi.mo |
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Fachmann
Beiträge: 67
Geschlecht: User ist offline
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RE: Tante Augusta
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Datum:04.01.16 20:20 IP: gespeichert
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Ja mei,
selten eine so schöne, gut strukturierte Geschichte gelesen, voller Gefühl, Konsequenz,
von einem Menschen geschrieben, ich hoffe es geht bald weiter, da Du schriebst die Geschichte ist fertig...
Es ist wundervoll, einen solche schönen Schreibstill zu lesen...
Weiter so, Mut und lass die Leser net so lang warten...
"I wünsch Dir a schönes, neues Jahr 2016, mögen sich all deine Wünsche erfüllen!"
Grüß di, mi.mo
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Sklave
Raum Heinsberg
Jedem das Seine
Beiträge: 73
Geschlecht: User ist offline
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RE: Tante Augusta
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Datum:04.01.16 21:23 IP: gespeichert
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sehr schön!
macht Lust auf mehr auf der Suche
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Stamm-Gast
Hofheim am Taunus
Ich bin ein Mann auch wenn ich einen Busen habe - Ich bin eine Frau auch wenn ich einen Bart habe.
Beiträge: 711
Geschlecht: User ist offline
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RE: Tante Augusta
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Datum:04.01.16 23:13 IP: gespeichert
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wirklich schön! ----- freu mich aufs weiterlesen!
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Story-Writer
Beiträge: 66
User ist offline
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RE: Tante Augusta
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Datum:04.01.16 23:41 IP: gespeichert
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Vielen Dank für so viel Lob!
Zitat | (...) ich hoffe es geht bald weiter, da Du schriebst die Geschichte ist fertig... |
Nicht ganz. Teile dieser Geschichte habe ich selbst seit Jahren nicht mehr gelesen, weshalb ich vor dem Veröffentlichen noch korrigiere. Dabei fallen mir immer wieder Details auf, mit denen ich nicht zufrieden bin und so fange ich quasi in letzter Minute immer wieder an den eigentlich fertigen Text noch einmal zu verändern.
Genug Pedanterie, weiter gehts!
Teil 6 - Vierter Tag
Ganz weit weg ruft eine Stimme: "Katharina, aufstehen!"
Ich schlafe tief und diese Störung passt mir gar nicht! "Geh weg!", rufe ich im Traum. Aber die Stimme spricht weiter. Sie ist freundlich aber penetrant. "Verpiss dich!", rufe ich ihr schließlich entnervt zu und dann ist endlich ruhe. Irgendwann scheint mir die Sonne direkt ins Gesicht. Wie unangenehm. Ich schrecke hoch und schaue zum Wecker. 11:35 Uhr.
Unbeholfen krieche ich fluchend aus dem Bett und stolpere über die Uniform, die ich gestern einfach auf dem Boden liegen gelassen habe. Ich springe kurz in die Dusche, schlüpfe dann in meine Uniform und hetze die Treppe herunter. In ihrem Arbeitszimmer finde ich meine Tante.
"Es tut mir so leid!", platzt es sofort aus mir heraus.
"Heute morgen warst du aber weniger freundlich."
"Das war ein Versehen! Verdammt, es tut mir wirklich leid!"
Sie mustert mich einen Moment lang, dann wendet sie sich wieder ihrem Schreibtisch zu und sagt leise aber entschlossen: "Zieh bitte die Uniform aus. Ich habe deine Hosen gewaschen. Sie liegen in Küche. Da findest du auch die Schlüssel für die Fußringe."
Ungläubig starre ich meine Tante an. Will sie mich rauswerfen?
"Aber", bringe ich hervor, ehe ich unterbrochen werde.
"Keine Angst, ich setze dich nicht vor die Tür", erklärt Tante Augusta. "Ich möchte nur nicht, dass du die Uniform von Magdalena länger trägst. Magdalena hat mir viele Jahre gedient. Sie hat mir in all diesen Jahren niemals 'Verpiss dich!' zugerufen. Ich möchte deswegen nicht, dass du die gleiche Uniform wie sie trägst. Diese Uniform hat etwas besseres verdient."
Ich bin am Boden zerstört, damit habe ich nicht gerechnet. In meiner Ohnmacht kann ich nicht verhindern, dass meine Augen rot werden. Ich spüre in diesem Moment, dass es ihr nicht nur um die Uniform geht. Sie hat Vertrauen in mich gesetzt und wie ihre schlechten Haushälterinnen vor Magdalena habe auch ich sie schwer enttäuscht.
"Selbst mit Tränen erreichst du gar nichts Katharina", sagt meine Tante teilnahmslos. "Was dir fehlt, ist Disziplin. Und jetzt zieh dich endlich um."
Ihre harten Worte lassen meine Tränen verschwinden. Ich ärgere mich über mich selbst. Wie konnte ich nur so die Kontrolle verlieren? Die Welt meiner Tante ist voller spannender Überraschungen. Ich will diese Uniform nicht ablegen. Ich will diese Welt noch besser kennenlernen und nicht daraus verbannt werden. Ich habe das Gefühl an einer Weggabelung zu stehen. Wenn ich die Welt meiner Tante jetzt verlasse, verpasse ich eine einmalige Chance. Zuerst langsam, dann immer schneller werden die Schritte mit denen ich das Arbeitszimmer verlasse. Ich laufe nach oben, in mein Zimmer. Da liegt das verdammte Telefon. Ich nehme es vom Nachttisch und laufe wieder nach unten in die Küche. Aus der Vorratskammer hole ich einen Müllsack und werfe das Telefon hinein. Mein Blick trifft auf meine Jeans, die auf einem Küchenstuhl liegen. Obenauf befinden sich zwei kleine Schlüssel. Wenn ich keine Hosen mehr habe, dann muss meine Tante mich die Uniform tragen lassen! Aber was ziehe ich dann an wenn ich in die Stadt will? Egal! Ich habe aufgehört nachzudenken, greife mir den Stapel und werfe ihn mitsamt der Schlüssel in den Müllsack. Der Ärger über mich selbst ist in Wut umgeschlagen. Ich laufe aus dem Haus direkt auf den Bürgersteig. Tante Augusta wohnt in einer sehr ruhigen Nebenstraße. Außer mir ist niemand zu sehen. In meiner Latexuniform renne ich mit dem Müllsack in der Hand die Straße herunter. Dann sehe ich, wonach ich gesucht habe. An einer Bushaltestelle steht ein öffentlicher Mülleimer. Ich quetsche den Müllsack hinein und renne zum Haus von Tante Augusta zurück. Inzwischen ist die Haustür zugefallen, also muss ich klingeln. Nicht die beste Idee meiner Tante in dieser Situation noch mehr Umstände zu machen aber ich bin wild entschlossen mich in ihrer Welt mit aller Macht festzukrallen.
Als Tante Augusta endlich öffnet, ist sie total überrascht mich in meiner Uniform vor der Tür zu sehen.
"Was hast du denn auf der Straße gemacht?"
"Ich habe mein Telefon und meine Jeans an der Bushaltestelle weggeschmissen."
Meine Tante schaut mich mit weit aufgerissenen Augen an. Wortlos tritt sie schließlich beiseite damit ich durch die Tür gehen kann. Als sie die Tür geschlossen hat, wende ich mich ihr zu.
"Ich habe einen großen Fehler gemacht. Ich habe gestern die ganze Nacht mit meinem Smartphone gespielt. Da habe ich ganz und gar die Kontrolle verloren und dich deswegen heute Morgen angeschnauzt. Ich weiß, dass ich dich schwer enttäuscht habe aber ich bitte dich, mir eine zweite Chance zu geben. Diese Uniform und das alles, es ist so neu für mich, ich weiß nicht warum aber es ist spannend und fühlt sich so... richtig an."
"Hast du auch die Schlüssel für die Fußringe weggeworfen?"
Ich schaue meine Tante verdattert an. Daran habe ich gar nicht gedacht.
"Ja, die sind auch weg", sage ich schließlich.
"Für diese Schlösser", sie deutet auf meine Füße, "gibt es nur einen Schlüssel. Es sind außerdem trotz ihrer kompakten Größe sehr robuste Sicherheitsschlösser. Die werden sich nicht mehr so einfach öffnen lassen."
Ich schaue auf meine Füße. Jetzt bin ich in den Fußringen gefangen.
"Es tut mir leid das ich die Schlüssel einfach weggeschmissen habe. Aber die Ringe behindern mich nicht bei der Arbeit. Also kann ich sie doch für eine Weile tragen."
Jetzt ist meine Tante wieder an der Reihe mich perplex anzublicken.
"Ich habe nicht mit so viel Entschlossenheit gerechnet", sagt sie schließlich. "Na gut, ich werde dir vielleicht eine zweite Chance geben. Das liegt ganz bei dir. Ich gebe dir die Aufgabe, heute Nachmittag ein Regelwerk, Programm oder wie auch immer du es nennen willst auszuarbeiten das sicherstellt, dass so etwas wie heute morgen nicht noch einmal passiert. Du kannst dafür die Bibliothek nutzen."
"Vielen Dank! Ich werde mein Bestes geben!"
Die Bibliothek ist für ein Privathaushalt beeindruckend. Ich setze mich an den großen Schreibtisch, der in der Mitte des Raumes steht, und versuche mich zu beruhigen. Langsam ebbt meine Wut ab und ich kann wieder klare Gedanken fassen. Ich brauche einen Moment um zu verarbeiten was eben gerade passiert ist. Ich habe meine Tante angebettelt in dieser seltsamen Uniform für sie arbeiten zu dürfen. Mein Blick wandert zu meinen Füßen. Mit aller Kraft zerre ich an den Ringen. Sie sitzen bombenfest an ihrem Platz. Wie soll ich die jemals wieder aufkriegen? Eigentlich müsste ich jetzt panisch werden. Aber zu meiner eigenen Überraschung macht mir der Gedanke die Ringe nicht mehr öffnen zu können keine Angst. Die Ringe werden erst zum Problem, wenn ich nicht mehr bei meiner Tante bin. In 10 Tagen. Ich schiebe diesen Gedanken beiseite und widme mich meiner Aufgabe.
Quer durch alle Themengebiete blättere ich durch verschiedene Bücher. Natürlich finde ich die Antwort auf mein Problem hier nicht. Was mir jedoch ins Auge fällt, sind die vielen Tabellen, Listen und Gesetzestexte. Das ist die Lösung!
Ich muss meinen ganzen Tagesablauf wie in einer der Tabellen ordnen. Dann habe ich feste Zeiten, an denen ich mich orientieren kann. Ich greife nach Stift und Papier, die auf dem Schreibtisch liegen, und beginne einen Tagesplan anzufertigen. Ganz oben auf das Blatt schreibe ich: Aufstehen 7 Uhr. Ich überlege für einen Moment, streiche die Zeile durch und schreibe: Aufstehen 6 Uhr. Ein Kribbeln macht sich in meinem Körper breit. Mit vor Aufregung zitternder Hand schreibe ich den Tagesplan fertig. Als ich den ersten Entwurf zu Papier gebracht habe, ändere ich noch einige Punkte und lege das Blatt schließlich beiseite.
Ein Plan, der meinen Tagesablauf regelt. Das ist ein erster Schritt. Aber wie verhindere ich, dass ich wieder wie mit dem Smartphone die Kontrolle verliere. Wenn auch nicht auf Papier, so hatte ich doch bisher auch eine Art Tagesplan. Nur viel lockerer – Aufstehen um 8 Uhr.
Nach einer Weile fällt mir auch dazu die Lösung ein: Kontrolle und Strafe! Idealerweise verhindert die Kontrolle das es zu einem Problem kommt. Und wenn es doch ein Problem gibt, dann folgt eine Strafe, die mich hoffentlich dazu bringt keine Fehler mehr zu machen. Aber was sollte verboten sein? Zeitverschwendung? Viel zu allgemein. Schließlich komme ich auf die Idee eine Liste anzufertigen von Dingen, über die ich frei verfügen darf. Der erste Punkt: Kleidung.
Bevor ich weiterschreibe zögere ich für einen Moment. Im Moment habe ich keine Hosen mehr. Ich muss entweder in Unterwäsche herumlaufen oder in meiner Uniform. Was wäre, wenn ich meine normale Kleidung nicht zur freien Verfügung hätte? Meine Tante könnte meine Sachen in Verwahrung nehmen. Wenn ich dann normale Kleidung anziehen wollte, müsste ich sie um Erlaubnis fragen. Das Kribbeln wird stärker.
Ich streiche 'Kleidung' durch und schreibe stattdessen: 'Von Augusta H. genehmigte Dienstkleidung'. Außerdem Papier, Stifte, Pflegemittel und Kosmetik. Dann schreibe ich noch 'Unterwäsche' dazu. Ganz zum Schluss setze ich über die Liste die Regel: 'Alle Neuanschaffungen müssen von Augusta H. genehmigt werden.'
Nun folgen die Strafen. Ziemlich ratlos sitze ich eine Weile vor einem neuen Zettel. Durch meinen Kopf schwirren die Strafen die ich schon aus Filmen, Büchern oder Geschichten kenne. Der Rohrstock zum Beispiel. Würde ich das wollen? Mir den Hintern versohlen zu lassen wäre pervers. Meine Freundinnen würden durchdrehen wenn sie wüssten was ich gerade denke. Beim Gedanken daran, dass ich mein Telefon einschließlich Facebook gerade entsorgt habe, muss ich grinsen. Die Zeit bei meiner Tante ist tausendmal spannender als jeder Chat über die außerpartnerschaftlichen Abenteuer von Emma.
Aber zurück zu den Strafen. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Zweifel bekomme ich am Rohrstock. Zugegebenermaßen wüsste ich gerne wie sich so etwas anfühlt aber wie soll ich das meiner Tante erzählen? Sie mag verrückte Ideen haben, aber so verrückt? Ich verwerfe den Rohrstock schließlich und suche nach Alternativen. Viele meiner Ideen erregen mich. Zuerst versuche ich die Erregung zu ignorieren aber sie wird immer stärker. Schließlich fange ich an mich unbewusst zu streicheln. Erschrocken ziehe ich meine Hand zurück. Dabei kommt mir der Gedanke: Wie wäre es, wenn ich mich selbst an meinen empfindlichsten Stellen nicht mehr berühren könnte? Aufregend. Aber wie sollte ich das anstellen? Dazu bräuchte ich Unterwäsche aus Metall aber so was gab es nur im Mittelalter.
Nach einigem Nachdenken entscheide ich mich für einen weniger drastischen Strafkatalog. Zum Schluss schreibe ich alles noch einmal sauber ab und um Punkt 17 Uhr mache ich mich auf den Weg zu Tante Augusta.
**
Teil 7 - Die Regeln
Ich finde meine Tante in ihrem Arbeitszimmer. Als ich hereinkomme, blickt sie von ihrem Aktenstudium auf und weist mir den Stuhl gegenüber ihrem Schreibtisch zu.
"Und, was hast du dir ausgedacht?"
Zögerlich breite ich mehrere Blätter Papier vor ihr aus.
"Ich weiß nicht ob meine Ideen so gut sind. Wenn ich es nochmal überarbeiten oder anders machen soll, dann mache ich mich gleich an die Arbeit."
"Na na, nicht so schnell. Zeig mir doch erst mal was du zu Papier gebracht hast."
"Also gut. Als erstes brauche ich einen Tagesplan, der klar regelt was ich wann zu erledigen habe. Dazu habe ich folgendes aufgeschrieben:"
06:00 – Aufstehen
06:00 – 06:40 Körperpflege und Anlegen der Uniform
06:40 – 08:00 Hausarbeit
08:00 – 08:30 Zubereiten und Servieren des Frühstücks.
08:30 – 09:30 Frühstück
09:30 – 10:00 Abdecken, Spülen und Säubern der Küche
10:00 – 12:00 Hausarbeit
12:00 – 13:00 Zubereiten und Servieren des Mittagessens
13:00 – 14:00 Mittagessen
14:00 – 14:30 Abdecken, Spülen und Säubern der Küche
14:30 – 18:00 Hausarbeit
18:00 – 19:00 Zubereiten und Servieren des Abendessens
19:00 – 20:00 Abendessen
20:00 – 20:30 Abdecken, Spülen und Säubern der Küche
20:30 – 22:00 Freizeit
22:00 – 06:00 Bettruhe (Licht aus)
"Der nächste Punkt ist Kontrolle. Wenn ich Dinge wie ein Smartphone gar nicht zur Verfügung habe, dann ist das Risiko das ich einen Fehler mache geringer. Deshalb habe ich eine Liste der Dinge erstellt, über die ich frei verfügen darf."
Inventarliste
Jede Neuanschaffung muss von Augusta H. genehmigt werden
1. Dienstuniform
2. Papier & Stifte
3. Kosmetik & Pflegeprodukte
4. Unterwäsche
Wenn ich einen Fehler mache oder gegen den Tagesplan oder die Inventarliste verstoße, folgen für mich diese Strafen:
Strafkatalog
Erläuterung:
Die Zeit im Karzer wird in der Freizeit verbüßt.
§ 1 Dienstplan
(1) Verspätungen bis 15 Minuten werden bestraft durch den Ausschluss vom Essen. Katharina wird dann nach dem Essen die kalten Reste verspeisen. Dazu kommen 30 Minuten im Karzer.
(2) Verspätungen über 15 Minuten werden zusätzlich dadurch bestraft das Katharina am nächsten Morgen nur kalt duschen darf. Dazu kommen 60 Minuten im Karzer.
(3) Bei Verspätungen über eine Stunde wird die Freizeit für diesen Tag gestrichen und durch Hausarbeit ersetzt. Die anschließende Nacht ist im Karzer zu verbringen.
§ 2 Inventarliste
(1) Befindet sich ein Gegenstand im Besitz der Katharina der nicht auf der Inventarliste aufgeführt wird, dann wird dieses Fehlverhalten durch 60 Minuten im Karzer und eine kalte Dusche geahndet.
(2) Wurde der Gegenstand versteckt dann ist dies durch eine Nacht im Karzer mit anschließender kalter Dusche zu bestrafen.
§ 3 Ungehorsam
(1) Weigert sich Katharina einer Anweisung von Augusta H. Folge zu leisten, so ist dies mit einer Nacht im Karzer mit anschließender kalter Dusche zu bestrafen.
(2) Weigert sie sich mehr als einmal binnen 24 Stunden, so sind drei Nächte im Karzer die Strafe. Dazu ist auch an drei Tagen die Freizeit im Karzer zu verbringen.
"Ich bin wirklich beeindruckt", sagt meine Tante nachdem ich ihr die drei Blätter erläutert habe. "Das du mit so einer Konsequenz an die Sache herangehst, habe ich nicht erwartet. Bist du dir sicher, dass du deine Zeit hier wirklich so verbringen möchtest?"
"Eigentlich müsste ich Zweifel haben. Wenn ich einen Moment darüber nachdenke: Klar habe ich meine Zweifel. Aber das ist mir nicht wichtig. Für mich zählt nur, dass ich dein Vertrauen wiedergewinnen und meinen Fehler wiedergutmachen kann."
"Ein sehr lobenswerter Ansatz. Was meinst du eigentlich mit Karzer?"
"In dem Punkt bin ich auf deine Hilfe angewiesen. Ich habe mir gedacht, dass ich einige Zeit in einer verschlossenen Kammer zubringe. Gibt es so einen Raum im Haus?"
"Ja, durchaus. Im Keller gäbe es da eine Möglichkeit."
"Prima!", sage ich sofort.
"Nun gut, mit diesem Plan gebe ich dir eine zweite Chance. Allerdings habe ich noch eine wichtige Frage: Wer kann deine Regeln verändern?"
"Verändern? Wie?"
"Na, es ist doch denkbar, dass wir in den nächsten Tagen merken das einige Regeln ergänzt oder geändert werden müssen."
"Natürlich..." sage ich und denke: Vernünftig wäre es, wenn die Regeln nur mit beiderseitigem Einverständnis geändert werden können. Oder aber nur Tante Augusta wäre dafür zuständig. Viel spannender!
"Ich denke es ist am besten wenn du allein die Regeln nach Bedarf änderst", sage ich.
"Damit bin ich einverstanden. Ich werde die Blätter abtippen und dir eine Kopie geben. Aber zunächst einmal gehen wir in den Keller um deinen Karzer zu begutachten."
Ich folge meiner Tante in den Keller, der sich hinter einen massiven eisenbeschlagenen Holztür befindet. Dafür, dass die Tür aussieht als würde sie eine Tonne wiegen, lässt sie sich überraschend leicht öffnen. Hinter der Tür führt eine breite Steintreppe in den Keller hinab. Der Keller besteht aus einem langen Gang, der von einer einsamen Lampe spärlich ausgeleuchtet wird. Im Gang befinden sich mehrere Türen. Wir wenden uns der Tür zu, die der Treppe am nächsten ist. Hinter einer klapprigen alten Holztür betreten wir einen kleinen Raum, der mit allerlei Gerümpel vollgestellt ist. Meine Tante weist mich an, einige Kisten in den Gang zu räumen. Unter den Kisten kommt ein großer Käfig zum Vorschein! Der Käfig ist ganz aus Metall gefertigt. Fingerdicke Gitterstäbe halten zwei Metallplatten die Boden und Decke bilden. An der Front befindet sich eine Tür, an der Platz für ein starkes Vorhängeschloss wäre. Der Käfig ist so niedrig, dass ich darin nicht einmal knien kann. Nur halb zusammengerollt würde ich liegend darin Platz finden. Warum steht dieses Ungetüm im Keller meiner Tante? Bevor ich mich dazu durchringen kann ihr diese Frage zu stellen, wendet sie sich an mich:
"Entspricht das deiner Vorstellung von einem Karzer?"
"Heftig... aber ja, ich denke es wäre wirklich eine Strafe längere Zeit darin verbringen zu müssen."
Nach der Karzerbesichtigung wird es Zeit fürs Abendessen. Dieses mal behalte ich ständig die Uhr im Blick. Ganz genau um 18:58 Uhr steht das Abendessen fertig auf dem Tisch. Tante Augusta würdigt mein punktgenaues Servieren mit keinem einzigen Wort. Stattdessen kommt sie auf etwas anderes zu sprechen: "Sag mal Katharina, ist es nicht ein bisschen komisch, dass du mich duzt?"
Ich überlege für einen Moment und stimme ihr dann zu.
"Ja du... äh sie haben recht. Sie ist weitaus angemessener."
"Schön, dass wir einer Meinung sind. Damit du es dir besser merken kannst, werde ich dir für jedes Mal Duzen einen Schlag mit einem Holzlöffel auf die Finger geben."
Mir bleibt mein Bissen fast im Halse stecken. Das entgeht meiner Tante nicht, die sofort nachhakt.
"Hältst du die Strafe für zu heftig?"
"Nein", erwidere ich sofort. "Ich bin nur überrascht. Vorhin habe ich in der Bibliothek lange überlegt ob ich Rohrstockhiebe oder so etwas als Strafe vorschlagen sollte. Das habe ich aber verworfen weil ich dachte, dass sie mich dann für... etwas pervers halten."
"Pervers ist nur ein Etikett, dass die Gesellschaft Menschen aufdrückt die Ideen haben, vor der die Mehrheit Angst hat. Merk dir das. Ich denke nicht in solchen Kategorien. Wenn du kein Problem mit einem Klaps auf dem Po als Strafe hast, dann werden wir das früher oder später sicher in deinen Strafkatalog mit aufnehmen."
Nach dem Essen hole ich aus der Küche einen Holzlöffel, den ich meiner Tante überreiche.
"Ich habe sie eben beim Essen noch einmal geduzt", erkläre ich und halte ihr meine ausgestreckten Finger hin.
"Es freut mich wirklich, dass du so auf die Regeln bedacht bist. Von mir aus hätte ich das nie geahndet, da wir zu dem Zeitpunkt ja noch die Regel selbst besprochen haben. Aber wenn du mich darum bittest, werde ich dir den Gefallen tun."
Mit diesen Worten lässt sie den Holzlöffel auf meine Finger niedersausen. Der Schmerz ist viel intensiver als erwartet. Ich zucke zusammen und stöhne laut. Aber der Schmerz verfliegt schnell und ich bin stolz darauf meiner Tante wieder ein wenig Anerkennung abgetrotzt zu haben.
Nach dem Abwasch suche ich meine Tante noch einmal im Wohnzimmer auf, wo sie sich inzwischen mit einem Buch auf dem Sofa niedergelassen hat. Ich ziehe meinen Rollkoffer hinter mir her.
"Entschuldigung das ich noch einmal störe. Ich bringe hier meine private Kleidung, abgesehen von meiner Unterwäsche. In dem Koffer ist auch meine Geldbörse."
"Gut, das du selbst daran gedacht hast", sagt meine Tante als sie von ihrem Buch aufschaut. Stell den Koffer in mein Arbeitszimmer."
"Sofort. Ich wünsche ihnen eine gute Nacht."
Tante Augusta antwortet mir nicht und widmet sich wieder ihrem Buch.
Als ich einige Stunden später in meinem Bett liege, kann ich gar nicht fassen was ich heute erlebt habe. Auch wenn meine Tante längst nicht mehr so herzlich ist wie noch am Anfang meines Besuches fühle ich mich trotzdem wie eine Siegerin. Ich habe es wirklich geschafft eine zweite Chance zu bekommen. Diese Chance werde ich nutzen! Bevor ich es vergesse, stelle ich mir den großen Wecker auf dem Nachttisch auf fünf vor Sechs. Dann schalte ich das Licht aus und lege mich wieder ins Bett.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von pfeffer am 08.03.18 um 18:15 geändert
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RE: Tante Augusta
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Datum:04.01.16 23:43 IP: gespeichert
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Teil 8 - Fünfter Tag
Am nächsten Morgen klingelt wie geplant der Wecker. Alles läuft wie am Schnürchen. Leider habe ich immer noch keine Armbanduhr, weshalb ich mich an den Uhren orientieren muss die im Haus hängen. Trotzdem schaffe ich es jede Aufgabe rechtzeitig zu beenden.
Nach dem Mittagessen ruft mich meine Tante in ihr Arbeitszimmer.
"Katharina, du wirst heute für mich einkaufen gehen."
"Ich... aber..." ich werde kreidebleich. "Aber ich habe doch meine Hosen weggeworfen."
"Das hast du dir selbst zuzuschreiben."
"Was soll ich denn anziehen?"
"Du hast zwei Möglichkeiten. Erstens: Du wickelst dir ein Handtuch um die Hüften, ziehst eines deiner Oberteile an und gehst so eine Hose kaufen. Oder Zweitens: Du trägst etwas von Magdalenas Garderobe. Wenn du dich aber für Magdalenas Sachen entscheidest, dann musst du dich auch komplett aus ihrem Bestand einkleiden und darfst die Sachen nicht mit deiner Privatkleidung kombinieren."
"Was hat Magdalena denn so getragen?"
"Strenge Kleidung mit antikem Charme, ganz nach meinem Geschmack."
"Na gut, ich werde mich aus Magdalenas Schränken einkleiden."
"Freut mich das zu hören, folge mir."
Meine Tante holt ein Schlüsselbund aus ihrem Schreibtisch und führt mich nach oben in mein Zimmer.
Tante Augusta läuft vor den Schränken auf und ab, ehe sie gefunden hat wonach sie sucht.
"Hier, Nummer 3", sagt sie, steckt einen Schlüssel vom Schlüsselbund ins Schloss und öffnet die Tür.
"Da kannst du dich bedienen. Bedenke allerdings, dass ich es nicht dulde wenn du schlampig gekleidet das Zimmer verlässt."
Unter ihren Augen beginne ich den Inhalt des Schrankes unter die Lupe zu nehmen. Zuerst fallen mir einige weiße Blusen auf, von denen ich eine aus dem Schrank nehme. Als nächstes fällt mein Blick auf einen langen, dünnen Rock in dunkelrot, der unten mit einer Rüschenkante verziert ist. Ich lege beide Teile auf mein Bett.
"Jetzt fehlen noch Schuhe und das Korsett", sagt meine Tante.
"Korsett?"
"Du wirst doch wissen was ein Korsett ist?", fragt sie. "Ich trage meistens eines."
"Natürlich. Ich habe nur noch nie ein Korsett anprobiert."
Bevor wir zum Korsett kommen, probiere ich erst einmal Schuhe von Magdalena an. Tante Augusta reicht mir ein paar schwarze Stiefeletten mit 10cm Absätzen. Leider gelingt es mir nicht meine Füße in die Schuhe zu zwängen.
"Schade", sagt meine Tante. "Magdalenas Schuhe sind alle Maßanfertigungen. Wenn dir dieser nicht passt, dann wird dir keiner passen."
Auch die Anprobe des Korsetts verläuft unbefriedigend. Nachdem ich meine Uniform abgelegt habe, stehe ich in Unterwäsche vor meiner Tante. Mit geübten Handgriffen legt sie mir das Korsett um. Es ist ganz in schwarz gehalten, so wie die Stiefeletten, und reicht mir bis zum unteren Brustansatz. Bevor sie mit dem Schnüren beginnt, verwendet sie etliche Minuten darauf das Korsett richtig an meinem Oberkörper zu platzieren. Als es dann ans Schnüren geht, bleibt mir im ersten Augenblick fast die Luft weg. Das Korsett ist viel enger als ich gedacht habe. Als ich jedoch die erste Überraschung verwunden habe, gefällt mir das Gefühl eingeschnürt zu sein. Dazu kommt auch noch mein unglaubliches Spiegelbild. Ich habe immer gerne Sport gemacht und deswegen ohnehin eine schlanke Figur. Das Korsett verleiht mir nun eine schmalere Taille, was meinen Busen und meinen Po betont. Wunderschön!
"Nein." Die Stimme meiner Tante reißt mich aus meinem Tagtraum. "So geht das nicht. Deine Maße sind zwar denen von Magdalena recht ähnlich aber leider nicht ähnlich genug."
"Es fühlt sich aber ganz gut an", sage ich vorsichtig.
"Das mag sein, du trägst es auch erst für einen kurzen Moment. In einigen Stunden kann das ganz anders aussehen", sagt sie, öffnet die Schnürung und nimmt mir das Korsett ab.
"Anstatt zum Einkaufen müsste ich dich eigentlich zur Schneiderin schicken", sagt meine Tante während sich ihre Stirn in Falten legt.
"Mir gefällt das Korsett. Wenn das möglich wäre, könnte ich mir doch ein eigenes kaufen."
"Ha! Ach Kind", meint meine Tante und schmunzelt. "In meinem Haus werden nur hochwertige Maßanfertigungen getragen. Wenn du der Schneiderin sagst, dass ich dich schicke, wird sie dir zwar einen großzügigen Rabatt einräumen aber einige hundert Euro werden dennoch fällig."
Jetzt komme ich selbst ins Grübeln. Ich würde zu gerne wissen, wie es sich anfühlt ein Korsett über mehrere Stunden zu tragen. Außerdem gehören Korsetts zu der Welt meiner Tante wie der Schnee zum Skiurlaub. Wenn ich wirklich in ihre Welt eintauchen will, dann brauche ich ein Korsett.
"Ich könnte das Korsett doch von meinem Lohn bezahlen", schlage ich vor.
"Wie? Bist du dir da sicher? Auch wenn sich die Schneiderin beeilt, wird sie einige Tage brauchen. Du könntest das Korsett hier dann nur noch für wenige Tage tragen. Willst du dafür so viel Geld ausgeben?"
"Ich kann das Korsett doch mit nach Hause nehmen, oder? Es gibt bestimmt noch genug Anlässe bei denen ich es tragen könnte."
"Nun gut, dann werde ich dir die vollen 500 Euro mitgeben. Wenn du dir schon ein Korsett anschaffst, dann solltest du dir auch gleich Stiefeletten anfertigen lassen. Mit etwas Glück wird die Schneiderin dir beim Preis soweit entgegen kommen, dass das Geld für beides reicht. Dann siehst du wirklich vorzeigbar aus."
**
Teil 9 - Bei der Schneiderin
Kurze Zeit später laufe ich die kleine Nebenstraße entlang, an der das Haus meiner Tante liegt. Vor mir sehe ich die Bushaltestelle, bei der ich gestern mein Telefon, die Hosen und die Schlüssel für die Fußringe entsorgt habe. Ein Teil des Wartehäuschens ist verglast. Das Glas muss gerade erst gereinigt worden sein. Die Scheiben glänzen in der Sonne. Während ich auf die Station zugehe, kann ich in der Reflexion der Scheibe mein eigenes Spiegelbild beobachten. Mit einigem Murren hat mich meine Tante mit der weißen Bluse und dem roten Rock aus dem Haus gelassen. Dazu hat sie mir aus meinem eigenen Reisegepäck schwarze Ballerinas gegeben. In einer schmalen schwarzen Handtasche trage ich 500 Euro, verstaut in einem kleinen Stoffsäckchen.
Kurz bevor ich die Haltestelle erreiche, gehe ich langsamer um mich einen Moment länger in der polierten Scheibe betrachten zu können. Solche Kleidung habe ich noch nie in der Öffentlichkeit getragen. Ich sehe zwar nicht so ungewöhnlich aus wie meine Tante aber doch ganz anders als ich es gewohnt bin. Wäre ich jetzt in meiner Heimatstadt Hamburg, dann hätte ich wirklich Angst davor das mich jemand aus meinem Freundeskreis sieht. Aber hier kennt mich zum Glück niemand.
Etwas mulmig ist mir trotzdem zumute. Ich sehe aus, wie aus der Zeit gefallen. Ganz nach dem Geschmack meiner Tante. Dabei wurde sie vor meinem Aufbruch nicht müde zu betonen das es eigentlich unmöglich ist mich ohne Korsett vor die Tür zu lassen. Die Bluse sah im Kleiderschrank noch ganz normal aus. Als ich sie angezogen habe, musste ich feststellen, dass sie sehr körperbetont sitzt. Wenn ich darunter ein Korsett tragen würde, sähe meine Figur noch besser aus. Auch der Rock ist sehr eng. Er reicht mir bis übers Knie. Auf der Rückseite hat er einen Schlitz. Beim Anziehen habe ich dem zuerst keine Beachtung geschenkt. Erst als ich auf der Treppe gemerkt habe, dass ich nur kleine Schritte machen kann, habe ich mich umgedreht und festgestellt, dass der Schlitz ein geschlossener Reißverschluss ist. Ich habe versucht noch auf der Treppe den Reißverschluss zu öffnen aber es ging nicht. Da ich meine Tante nicht länger aufhalten wollte, bin ich einfach so losgegangen. Jetzt, nach etwa 100m Fußweg, habe ich mich mit dem Rock arrangiert. Wenn ich ehrlich bin, gefällt mir sogar das Gefühl im Rock eingezwängt zu sein.
An der Bushaltestelle angekommen werfe ich einen Blick in den Mülleimer. Verdammt! Der Eimer ist leer – bis auf meinen Müllsack! Ich habe es heute zwar kurz bereut, dass ich meine Hosen weggeworfen habe aber inzwischen habe ich mich an meine neue Kleidung gewöhnt. Ich glaube Tante Augusta würde sich nicht darüber freuen, wenn ich mit meinen Hosen und meinem Smartphone zurückkomme. Die Sachen müssen endgültig weg! Außerdem liegen in dem Sack auch die Schlüssel für meine Fußringe. Ich senke den Blick zu meinen Füßen. Die Ballerinas trage ich ohne Söckchen. Die Fußringe schimmern matt im Sonnenlicht. Sie sind auffällig. Im Haus meiner Tante habe ich noch überlegt ob ich dicke Socken anziehen sollte um die Ringe darin zu verstecken aber Wintersocken mit Ballerinas hätten auch äußerst merkwürdig ausgesehen.
Es wäre klug zumindest die Schlüssel aus dem Sack zu holen. Aber etwas hält mich zurück. Ich spüre wie ein intensives Kribbeln durch meinen Körper läuft. Es ist unvernünftig aber der Gedanke die Ringe nicht mehr öffnen zu können ist unglaublich erregend. Ich hole den Müllsack aus dem Eimer. Irgendwo in der Stadt muss ich ihn ein für alle mal entsorgen.
Der Kern der Kleinstadt besteht aus einer malerischen Altstadt. Ein echtes Postkartenmotiv. Eigentlich müsste dieser Ort ein Touristenmagnet sein, doch auf meinem Weg zur Schneiderin sehe ich keine einzige Person die wie ein Tourist aussieht. Die Menschen, an denen ich vorbeigehe, wirken alle so als ob sie in der Kleinstadt wohnen würden. Sie tragen weder Stadtpläne noch Fotoapparate mit sich herum und gehen zielgerichtet ihrer Wege. Neben den fehlenden Touristen erstaunt mich auch die Reaktion einiger Passanten. Nachdem sie mich im Vorübergehen gemustert haben, nicken sie mir kurz zu, oft verbunden mit einem Lächeln. Ein kurzes warmes Lächeln, dass zwei Bekannte austauschen wenn sie aneinander vorbeigehen. Dabei kenne ich hier außer meiner Tante niemanden.
Irritiert flüchte ich so schnell es mir der Rock gestattet in eine Seitenstraße. Jetzt achte ich vor allem darauf den Passanten auszuweichen und weniger auf die Wegbeschreibung meiner Tante.
Endlich stehe ich in einer kleinen Nebenstraße, in der niemand zu sehen ist. An einer Hausfassade sehe ich eine große schwarze Mülltonne. Ich gehe auf die Tonne zu, öffne den Deckel und will gerade den Beutel hineinwerfen, da höre ich plötzlich hinter mir eine Frauenstimme.
"He du, dass ist keine öffentliche Mülltonne!"
"Entschuldigung", sage ich sofort und drehe mich mit dem Beutel in der Hand um.
Vor mir steht eine Frau, die ich etwas jünger als meine Tante einschätze. Was sich jedoch überhaupt nicht von meiner Tante unterscheidet, ist ihre Kleidung. Ein äußerst elegantes Kleid, das aus dem vorletzten Jahrhundert stammen könnte, fällt mir als erstes auf. Dann sehe ich ihre unglaublich schmale Taille. Ich richte meinen Blick nach oben, wo ich ein Schild entdecke.
'Schneidermeisterin Rosaria von dem Bache'
Verdammt, ich bin am Ziel. Sofort rechne ich eins und eins zusammen. Vor mir muss die Schneiderin meiner Tante stehen. Ratlos, wie ich den Fehler mit der Mülltonne wieder wettmachen soll, bleibe ich stumm vor ihr stehen.
"Das ist aber ein schöner Rock", sagt sie nach dem wir uns beide schweigend gemustert haben. "Vor einigen Jahren habe ich einige Röcke genäht, die sahen ganz ähnlich aus."
Bevor ich den Mut aufbringen kann ihr zu sagen, dass ich von meiner Tante komme und Magdalenas Kleidung trage, spricht sie schon weiter:
"Ich wollte dir keinen Schrecken einjagen", sagt sie mit einem Lächeln. "Nur keine Angst, ich werde wegen der Sache mit der Mülltonne nicht den Wachtmeister rufen."
"Nein, Verzeihung", bringe ich zögerlich hervor. "Ich bin die Nichte von Augusta H., sie schickt mich zu ihnen."
"Die Nichte von Augusta? Hach, ist das eine Freude! Du siehst aber fesch aus meine Kleine! Wo habe ich nur meine Manieren? Wir müssen uns nicht auf der Straße unterhalten. Folge mir ins Geschäft!"
Das Geschäft erinnert mich sofort an das Haus meiner Tante. Es ist in einem Haus untergebracht, dass sicher mehr als hundert Jahre alt ist. Im Inneren finden sich einige Möbelstücke, die das gleiche Alter haben könnten. Abgesehen von einem imposanten Tresen ist der Raum mit einem großen Sofa, Tisch, Stühlen und etlichen großen Schränken ausgestattet. Die Einrichtung ist antik und penibel gepflegt. Wir nehmen beide auf dem ausladenden Sofa Platz.
"Dann mal raus mit der Sprache, was führt dich zu mir?"
"Ich möchte ein Korsett kaufen. Und wenn 500 Euro dafür reichen, dann auch noch Stiefeletten."
"Da bist du an der richtigen Adresse. Aber warum trägst du einen Müllsack mit dir herum, den du in fremden Mülleimern deponieren willst?"
Ich beiße mir auf die Lippe. Fieberhaft versuche ich mir eine plausible Geschichte auszudenken. Wenn ich ihr die Wahrheit sage, muss sie mich für verrückt halten. Oder?
"Nun mal raus mit der Sprache", sagt die Schneiderin schließlich mit einem Lächeln.
"Ich... also..." beginne ich stotternd.
"Rede einfach frei von der Leber weg. Wenn du mir sagst warum du den Sack hier wegwerfen wolltest, dann entsorge ich ihn gerne für dich."
"Na gut", sage ich schließlich und atme tief durch. Weil sie mit meiner Tante gut bekannt ist, wird sie hoffentlich nicht vollkommen ausflippen. "In dem Sack sind mein Smartphone, meine Hosen und die Schlüssel für meine Fußringe."
"Fußringe?"
"Diese hier", sage ich und hebe eines meiner Beine an.
Während mich Frau von dem Bache mit großen Augen anschaut, fahre ich fort. Zuerst stockend und zögerlich, dann immer freier erzähle ich ihr was ich im Wesentlichen in den letzten Tagen erlebt habe.
"Und deswegen habe ich dann wutentbrannt die Sachen in die Mülltonne geworfen. Ich habe gehofft, dass die Tonne inzwischen geleert worden ist, aber leider lag mein Sack immer noch da. Ich weiß, dass das ziemlich verrückt ist aber das Smartphone hat mich schon einmal in Schwierigkeiten gebracht und Hosen sind bei Tante Augusta irgendwie... fehl am Platz. Deswegen müssen die Sachen jetzt weg!"
"Beeindruckend, wirklich beeindruckend", murmelt die Schneiderin. "Dabei bist du doch nur für zwei Wochen hier und die erste Woche ist fast vorüber. In Hamburg brauchst du doch wieder ein Telefon und du musst die Fußringe öffnen."
"Ich weiß", erwidere ich sofort. "Es ist total verrückt aber das ist jetzt nicht wichtig. Ich will nur meiner Tante helfen. Und... ach, es ist alles so ungewohnt und spannend. Diese Kleidung, die Regeln, ich will das alles besser kennenlernen. Das Telefon stört dabei nur. Es ist sowieso ein altes Modell, nach dem Sommer würde ich ohnehin bei der Vertragsverlängerung ein neues bekommen. Um den Rest kümmere ich mich wenn es soweit ist."
"Na gut, dann werde ich die Sachen für dich entsorgen", sagt sie. Ich reiche ihr den Beutel, sie steht auf, verschwindet für einen Moment durch die Tür hinter dem Tresen in einem anderen Raum und kehrt ohne Sack wieder zu mir zurück.
"Den wirst du nie wieder sehen."
"Vielen Dank!", sage ich mit einem Lächeln.
"Zurück zu deinem eigentlichen Anliegen. Mir gefällt, dass du bereit bist Opfer zu bringen, deswegen werde ich dir beim Preis so weit wie möglich entgegen kommen. Da du bald wieder abreisen willst, werde ich mich beeilen. Aber sag mal, weshalb willst du denn schon so bald wieder weg? Wenn es bei deiner Tante so spannend ist, warum bleibst du dann nicht länger?"
Auf diese naheliegende Idee bin ich selbst noch gar nicht kommen. Jetzt elektrisiert mich der Gedanke. Könnte ich vier Wochen bleiben? Vielleicht sogar acht? Drei Monate? Drei Monate lang den strengen Regeln unterworfen sein? Meine Tante würde immer festlegen was ich darf und was nicht. Das Kribbeln meldet sich zurück.
"Ich habe gerade mein Abitur bestanden und weiß noch nicht, was ich danach machen möchte" erkläre ich. "Wegen der Auseinandersetzung mit Tante Augusta habe ich noch gar nicht darüber nachgedacht. Aber sie haben natürlich recht. Es wäre toll, wenn ich etwas länger bleiben könnte. Nur, würde meine Tante das überhaupt wollen? Ich habe sie doch gerade so schwer enttäuscht."
Die Schneiderin antwortet daraufhin: "Wenn du dich wirklich anstrengst und ihr zeigst, dass sie sich auf dich verlassen kann, dann wird sie bestimmt zustimmen. Ich kenne Augusta eine halbe Ewigkeit. Trotz all der Schicksalsschläge hat sie sich ein großes Herz bewahrt."
"Danke für die Ermunterung. Wenn ich wieder daheim bin, dann werde ich sie gleich fragen ob ich noch einmal zwei Wochen dranhängen kann."
Besser, ich fange erst einmal mit einem überschaubaren Zeitraum an.
"Sehr gut. Beeilen werde ich mich trotzdem. Schließlich braucht jede gute Hausdienerin ein Korsett!"
"Hausdienerin?", wiederhole ich leise.
"Ja, stört es dich so genannt zu werden?"
"Es ist... ungewohnt."
"Wie würdest du deine Tätigkeit denn selbst bezeichnen?"
"Aushilfs-Haushälterin, denke ich."
"Nein, das bist du ganz bestimmt nicht. Offen gesagt bist du auch noch keine qualifizierte Hausdienerin aber du bist auf einem guten Weg. Was dich von einer Haushälterin unterscheidet, ist die totale Hingabe. Du hast mir doch von den Regeln erzählt. Es gibt keinen echten Feierabend."
Ich möchte etwas sagen. Widersprechen. Es ist ein Reflex. Dienerin – das klingt anrüchig.
Aber sie hat recht. Ich bin die Hausdienerin meiner Tante, ganz ohne echten Feierabend. Die Regeln gelten immer, 24 Stunden, 7 Tage die Woche.
"Ich glaube sie haben recht. Ich bin wohl eher eine Hausdienerin", sage ich leise.
"Das solltest du mit stolz sagen! Hingabe, Disziplin, und der Wille sich für etwas ganz klar zu entscheiden. Das sind Tugenden, die vielen Menschen fehlen. Du hast sie. Darauf kannst du stolz sein."
Einen Moment lang schaue ich die Schneiderin mit großen Augen an. Dann sage ich laut und deutlich:
"Na gut. Ich bin eine Hausdienerin!"
"So gefällst du mir schon besser", sagt die Schneiderin und lächelt mich an.
"Hast du von deiner Tante schon etwas Training erhalten?"
"Training?"
"Nun, eine gute Hausdienerin wird man nicht über Nacht. Wie bei jeder Tätigkeit ist auch dafür eine fundierte Ausbildung nötig. In ein paar Wochen kannst du diese Ausbildung natürlich nicht absolvieren. Aber die Zeit genügt für einen Schnupperkurs, den du bei mir machen könntest. Was meinst du?"
"Sehr gerne! Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal lernen will wie man andere Menschen bedient aber ich glaube bei Ihnen und meiner Tante könnte das wirklich spannend werden."
"Dann musst du nur noch deine Tante um Erlaubnis fragen."
"Natürlich, gleich wenn ich zurück bin!"
"So ist's fein. Nun aber wirklich zum Korsett. Hast du schon ein paar Vorstellungen wie es aussehen soll? Wenn du es mit nach Hamburg nimmst, soll es dir auch gefallen."
"Ich habe leider gar keine Erfahrung mit Korsetts. Können sie mir vielleicht einige Modelle aus dem Lager zeigen?"
"Lager? Hier wird alles ganz nach Kundenwunsch gefertigt. Aber gut, ich werde dir einmal zeigen was sich für eine Hausdienerin eignet."
Aus einem der Schränke holt sie ein großes in Leder eingebundenes Buch und setzt sich wieder zu mir aufs Sofa. Sie blättert in dem Buch herum, ehe sie gefunden hat was sie sucht.
"Hier, so ähnlich könnte es ausschauen."
Die Schneiderin deutet auf eine Abbildung. Das Bild zeigt ein schlichtes schwarzes Unterbrustkorsett aus Leder.
"Das ist kein gewöhnliches Leder", erklärt sie. "Ich habe das Glück einem besonderen Kreis von Menschen anzugehören, die Geld, Erfahrung und Fachtkenntnisse in ungewöhnliche Hobbies investieren. Dieses Leder ist das Resultat jahrzehntelanger Entwicklung. Wie von Leder zu erwarten ist es äußerst robust, es ist jedoch außerdem auch wasserfest und bedingt atmungsaktiv. Es ist möglich das Korsett über längere Zeiträume ununterbrochen zu tragen. Duschen ist kein Problem!"
Frau von dem Bache strahlt mich stolz an. Vorhin habe ich im Haus meiner Tante das alte Korsett von Magdalena nur kurz getragen. Es hat mir gefallen eingeschnürt zu sein. Wie würde es sich wohl anfühlen stundenlang ein Korsett zu tragen? Die Schneiderin fährt fort:
"Als Hausdienerin musst du im Korsett nicht nur gut aussehen. Du musst auch hart arbeiten können. Um Eleganz und Fleiß zu vereinen, braucht es eine Menge Training. Dieses Training wird dir viel abverlangen und du wirst schneller als du denkst an deine Grenzen stoßen. Damit du in einem angemessenen Zeitraum Fortschritte erzielst, ist es wichtig, dass du das Korsett auch dann trägst, wenn du keine Lust hast zu trainieren. Dazu empfiehlt es sich die Hakenleiste vorne verschließbar und die Schnüre auf der Rückseite als flexible Stahlseile auszuführen. Die können dann auch verschlossen werden."
Ein verschlossenes Korsett? Die Idee zieht mich sofort in ihren Bann.
"Wenn ich trainiere, dann sollte ich es auch richtig machen. Ich nehme das verschlossene Korsett. Vielleicht wäre Tante Augusta bereit die Schlüssel zu verwalten?"
"Ich bin mir sicher, dass sie das für dich gerne machen wird. Ich werde dann gleich Maß nehmen. Zuvor kommen wir aber zu den Stiefeletten. Ich gehe davon aus, dass du das Korsett und die Schuhe bei der Arbeit tragen wirst. Früher habe ich oft Sachen für Magdalena angefertigt, daher weiß ich, dass Augusta viel für hohe Absätze übrig hat. Eine richtige Hausdienerin hat mehrere Paar Schuhe, die sie je nach Anlass trägt. Da du nur einige Wochen bleiben willst, macht es natürlich keinen Sinn dich vollständig mit allen Varianten auszustatten. Wir werden also bei einem Paar bleiben. Trägst du oft Schuhe mit Absätzen?"
"Nicht so oft. Eigentlich nur wenn ich mit Freunden ausgehe."
"Wie hoch sind die Absätze?"
"So um die 5cm im Schnitt. Glaub ich. Bei einem Paar sind es wohl 10 cm, aber die habe ich nur einmal getragen."
Die Schneiderin schüttelt mit dem Kopf.
"Das genügt nicht. Du weißt ja, dass Augusta wert auf Eleganz legt. Ich werde dir ein Paar Stiefeletten mit 10 cm Absätzen von meinem Schuhmacher anfertigen lassen. Ohne Training wirst du in diesen Schuhen keine gute Figur machen. Genau wie beim Korsett sollten wir die Schuhe deswegen mit Schlössern ausstatten, damit du sie auch immer brav anbehälst."
"Einverstanden", erwidere ich sofort.
"Dann sind wir uns einig. Als nächstes gehen wir nach hinten damit ich deine Maße nehmen kann."
Als wir beide vom Sofa aufgestanden sind, deutet Frau von dem Bache auf eine große Holztür hinter dem Kassentresen.
"Geh bitte vor, die Tür ist offen."
Ich nicke und gehe auf die Tür zu. Bei meinen ersten Schritten werde ich sofort an den verschlossenen Schlitz an meinem Rock erinnert. Allzu große Schritte kann ich damit nicht machen. Aber als ich mich wieder an die kleine Einschränkung gewöhnt habe, macht mir das Gehen keine Probleme.
Nachdem ich, gefolgt von der Schneiderin, durch die Tür gegangen bin, stehe ich in einer Schneiderwerkstatt. Ebenso wie der Verkaufsraum ist auch die Werkstatt antik eingerichtet. Ganz und gar verweigert sich die Herrin des Hauses der modernen Zeit aber nicht. Auf einem hübschen Schreibtisch aus dunklem Holz liegt neben einem edlen Füller in schwarz auch ein Laptop mit angeschlossenem Drucker.
Während ich mir ihre Werkstatt anschaue, läuft die Schneiderin einmal im Kreis um mich herum und fixiert dabei meinen Rock.
"Ich erinnere mich noch gut an den Rock, den du gerade trägst", sagt sie, nachdem sie mich einmal umrundet hat.
"Er fühlt sich toll an", antworte ich. "Zuerst war ich wegen der Optik ein bisschen skeptisch aber inzwischen finde ich ihn rundum gelungen."
"Danke, freut mich das er dir gefällt. Hast du das Schloss am Rockschlitz selber zugemacht?"
"Schloss? Äh... nein. Der Schlitz war schon so als ich den Rock angezogen habe. Ich war in Zeitnot und habe das erst bemerkt als ich schon fast aus dem Haus war."
"Und gefällt es dir das der Rock dich einengt? Magdalena mochte das sehr."
Jetzt werde ich ein klein wenig rot.
"Es ist... spannend. Irgendwie aufregend das ich mich nicht mehr so frei bewegen kann."
Sie lächelt mich an.
"Kein Grund sich dafür zu schämen. Wie gesagt, Magdalena hatte auch ihre Freude daran und ihr seit nicht die einzigen."
"Was meinen sie damit, Magdalena hatte ihre Freude daran? Ich habe gedacht, dass der verschlossene Schlitz irgendwie ein Stilelement aus der Vergangenheit ist oder so ähnlich."
Die Schneiderin schmunzelt.
"Weit mehr als das. Magdalena mochte es, wenn ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt wurde. Deswegen haben Augusta und sie den Rock bei mir so bestellt. Die meisten meiner Kundinnen haben besondere Wünsche, die ihnen kein normales Kaufhaus erfüllt. Es gibt also wirklich keinen Grund sich für das was du magst zu schämen."
Leichter gesagt als getan, denke ich mir. Der nächste Schritt hilft mir auch nicht dabei, dass dezente Rot um meine Wangen wieder loszuwerden.
"Zieh dich bitte aus, damit ich Maß nehmen kann", sagt die Schneiderin.
Ich lege Rock, Bluse und Ballerinas ab.
"Alles", sagt sie als ich glaube fertig zu sein und nickt mir aufmunternd zu.
Zögerlich trenne ich mich von meinem BH und dem Höschen. Ich schaue auf die Fußringe.
"Die kann ich nicht abnehmen."
"Ich weiß, das macht nichts", sagt die Schneiderin und deutet auf den gestutzten Busch zwischen meinen Beinen. "Dafür sollten wir dir den da abnehmen. Die meisten meiner Kundinnen haben sich am Körper permanent enthaaren lassen, vom Kopf natürlich abgesehen."
"Es macht mir nichts aus zur Rasierer zu greifen. Ich hänge aber auch nicht an den Haaren auf meiner Scham", sage ich und zeige auf die Haare zwischen meinen Beinen. "Aber gleich permanent enthaaren?"
"Ja, dann musst du dich nie wieder rasieren. Ich habe es machen lassen und bin sehr zufrieden. Es gibt hier in der Nähe einen Schönheitssalon. Meine Tochter arbeitet dort. Haarentfernung zählt zu den Spezialitäten des Geschäfts."
Mir die Beine zu rasieren zählt nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Deswegen lasse ich mich gerne überreden.
"Ok, ich bin überzeugt", sage ich. "Aber was kostet das? Ich wollte mein Geld doch in das Korsett und die Schuhe investieren."
"Keine Sorge. Ich übernehme das. Betrachte es als Begrüßungsgeschenk meiner Schneiderei. Ich werde bei meiner Tochter einen Termin für dich machen."
"Vielen Dank", erwidere ich.
"Gern geschehen", sagt sie und nimmt sich ein großes Maßband vom Tisch. "Dann wollen wir mal anfangen."
Frau von dem Bache ist äußerst gründlich. Ihr Maßband legt sie nicht nur an meinem Oberkörper und meinen Füßen an. Jede Stelle meines Körpers wird penibel genau vermessen. Als sie zum Schluß sogar zwischen meinen Beinen mit dem Maßband hantiert, will ich einen Schritt zurückweichen aber die Schneiderin greift mit beiden Händen um meine Hüfte und hält mich fest.
"Bleib bitte ruhig stehen Katharina, sonst muss ich dich fixieren."
"Fixieren?", wiederhole ich und schaue sie mit großen Augen an.
"Ja. Du weißt nicht, was ich meine, oder?"
Ich schüttle mit dem Kopf. Frau von dem Bache geht daraufhin zu einem großen Schrank, aus dem sie zwei merkwürdige Bretter herausholt. Die Bretter sehen sehr robust aus. Mir fallen sofort die großen runden Löcher darin auf. In eines der Bretter sind drei Löcher gesägt worden, in dem anderen zwei. Beim ersten Brett sind die Löcher unterschiedlich groß. Es gibt zwei kleine Löcher jeweils am Rand des Bretts und ein ziemlich breites in der Mitte. Beim zweiten Brett sind beide Löcher gleich groß.
Die Schneiderin nimmt sich eines der Bretter, öffnet einen Verschluss, der am Ende des Bretts angebracht ist und klappt es dann der Länge nach auseinander. Sofort wird mir klar, wie diese Bretter funktionieren. Wie ein Pranger!
"Damit könnte ich dich fixieren, damit du beim Maßnehmen still hältst", erklärt sie. "Aber wir sind fast fertig und haben dafür leider keine Zeit mehr."
Der Anblick dieser Bretter hat mich gleich in seinen Bann gezogen. Als die Schneiderin mir sagt, dass wir keine Zeit haben um mich zu fixieren, lasse ich für einen Moment lang unbewusst die Mundwinkel sinken. Sofort als ich mir dessen bewusst werde, zwinge ich mich zu einem möglichst neutralen Gesichtsausdruck. Die Schneiderin scheint nicht gemerkt zu haben, dass ich einen traurigen Blick auf ihre Fesselinstrumente geworfen habe und räumt die Bretter in den Schrank zurück.
Kurz darauf ist das Maßnehmen abgeschlossen. Frau von dem Bache hat alle Daten in ein kleines rotes Notizbuch geschrieben, dass sie nun auf den Tisch mit dem Laptop legt. Ich will mich gerade wieder anziehen, als sie mich zurückhält.
"Halt, einen Moment noch."
Ich lege mein Höschen aus der Hand und drehe mich zu ihr.
"Ja?"
"Du hast mir vorhin gesagt, dass du den Rock mit seinem verschlossenen Schlitz spannend findest. So ein Rock ist nicht die einzige Möglichkeit die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Vielleicht hast du Lust, noch etwas anderes auszuprobieren?"
Ich fühle mich ertappt. Zwar hat mir die Schneiderin inzwischen mehrmals gesagt ich solle mich nicht für das schämen was ich mag aber binnen einer Stunde lässt sich die reflexhafte Abneigung gegen alles vermeintlich Unanständige natürlich nicht ablegen. Ich möchte 'Ja!' sagen aber stattdessen bringe ich nur zögerlich hervor:
"Welche Möglichkeiten gibt es denn noch?"
"Würde man alle Varianten aufzählen, könnte man damit ein Buch füllen. Du als Anfängerin könntest zunächst einmal ganz harmlos anfangen", sagt sie und geht wieder auf einen der Schränke im Raum zu. Sie öffnet eine Schublade und nimmt einen Stoffbeutel heraus. Aus diesem Beutel holt sie dann zwei Metallringe, die innen mit schwarzem Gummi ausgekleidet sind.
"Das hier sind Schenkelbänder", erklärt sie und geht vor mir in die Hocke. Sie klappt einen der Ringe auseinander und legt ihn mir um den Oberschenkel. Als sie den Ring zusammendrückt, höre ich ein leises 'Klick'. Dann greift sie zum zweiten Ring, klappt diesen ebenfalls auseinander und deutet auf das schwarze Gummi im Inneren des Metallbandes.
"Genau wie das Leder, dass bei der Herstellung deines Korsetts verwendet wird, ist auch dieses Gummi kein gewöhnliches Material. Wenn es mit deiner Haut in Kontakt kommt, wird es durch die Körpertemperatur aufgewärmt. Dadurch dehnt es sich aus und wird deinen Oberschenkel binnen Minuten fest umschließen. Abstreifen kannst du den Ring dann nicht mehr. Wenn du ihn ablegen willst, brauchst dazu diesen hier."
Aus dem Beutel holt seinen einen Schlüssel, den sie an der Außenseite des Metallbandes in ein kleines Loch steckt. Sie dreht den Schlüssel herum und sofort springt der Ring auf.
"Die Schenkelbänder verhindern, dass du deine Beine öffnen kannst. Dazu werden die beiden Metallbänder mit einer Kette verbunden. Hast du Lust das einmal auszuprobieren?"
Kurz zögere ich noch, dann überwinde ich meine Scham und antworte: "Ja... gerne."
Die Schneiderin legt mir die beiden Ringe um die Oberschenkel. Wie angekündigt spüre ich wie sich das Gummi ausdehnt.
"Und? Wie fühlt sich das an?", fragt sie.
"Es drückt ein klein wenig aber das ist nicht unangenehm. Ich spüre die Ringe kaum."
"Ausgezeichnet. Viele meiner Kundinnen tragen solche Ringe über einen langen Zeitraum. Der Clou ist natürlich die Verbindungskette."
Frau von dem Bache beginnt in dem Beutel zu wühlen und holt schließlich eine kurze Kette mit zwei münzgroßen Scheiben hervor. Die zwei Scheiben verbindet sie durch sanften Druck mit den Schenkelbändern. Wieder ist zweimal ein kurzes 'Klick' zu hören.
"Die Kette ist durch Schlösser mit den Schenkelbändern verbunden. Die Schlösser lassen sich mit dem Schlüssel öffnen, der auch die Bänder selbst öffnet. Laufe mal ein paar Schritte."
Ich gehe einmal in der Werkstatt auf und ab. Einen Spagat kann ich mit der Kette natürlich nicht mehr machen aber beim normalen Gehen ist sie keine Einschränkung.
"Ich habe mit der Kette mehr Bewegungsfreiheit als mit dem Rock", sage ich schließlich.
"Ganz genau. Für den Anfang habe ich eine lange Kette gewählt."
"Tragen die meisten Leute so lange Ketten?"
"Oh nein. Normalerweise sind die Ketten viel kürzer."
"Wäre es dann nicht besser wenn ich... also damit ich auch wirklich weiß wie sich das anfühlt... Ich meine, sollte ich nicht auch eine kürzere...?"
Die Schneiderin fängt an zu lachen und tätschelt dann meine Haare.
"Fang erstmal mit der langen Kette an. Trage die Bänder für einige Tage so wie sie jetzt sind. Wenn du dann immer noch die kurze Kette ausprobieren willst, helfe ich dir gerne dabei."
"Mehrere Tage?"
"Ganz genau. Möchtest du das nicht?"
"Doch, doch", erwidere ich sofort.
"Na bitte, dann sind wir uns einig. Ich werde den Schlüssel hierbehalten damit du nicht schummelst. Außerdem werde ich dir noch einige Höschen mitgeben, die du im Schritt auf- und zuknöpfen kannst. Normale Höschen kannst du wegen der Kette zwischen den Bändern nicht mehr tragen. Und jetzt husch, husch! Zieh dich an!"
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von pfeffer am 08.03.18 um 18:20 geändert
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Stamm-Gast
Hofheim am Taunus
Ich bin ein Mann auch wenn ich einen Busen habe - Ich bin eine Frau auch wenn ich einen Bart habe.
Beiträge: 711
Geschlecht: User ist offline
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RE: Tante Augusta
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Datum:05.01.16 01:00 IP: gespeichert
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enfach nur SEHR GUT!
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franz152 |
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Freak
Beiträge: 96
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RE: Tante Augusta
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Datum:05.01.16 08:39 IP: gespeichert
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ich finde die geschichte super
freue mich schon auf eine fortsetzung
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mi.mo |
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Fachmann
Beiträge: 67
Geschlecht: User ist offline
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RE: Tante Augusta
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Datum:05.01.16 11:41 IP: gespeichert
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"Bitte" Mehr davon, es ist die beste Geschichte welche ich je gelesen haben...
Voller Gefühl, einfach wundervoll geschrieben...
Grüß di, mi.mo
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Latexdolljaci |
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Stamm-Gast
Aachen
Beiträge: 315
User ist offline
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RE: Tante Augusta
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Datum:05.01.16 11:54 IP: gespeichert
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Liest sich sehr gut und ist spannend warte schon auf den nächsten Teil.
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