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  Re: Distanzierung Datum:28.05.04 19:24 IP: gespeichert Moderator melden


hallo Thomas,
mir ging es nicht prinzipiell um die Ablehnung des Irakkrieges oder den Umgang mit *Feinden*.
Mir ging es speziell um eine Abbildung einer Demütigung, die ich selbst in einem anderen Kontext schon als lustvoll gelebt und empfunden habe.
Ein Mann an einer Leine und ein Mann an einer Leine ... das können offensichtlich zwei ganz verschiedene Welten sein.
Gruß
ChariSMa

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  Re: Distanzierung Datum:28.05.04 19:44 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo@ChariSMa!!

Ich hatte sehr gut auch deine Beiträge verfolgt und konnte die Augenblickliche Spaltung bei dir, vollkommen nachvollziehen und erleben.
Meine Empfindungen bei diesen schrecklichen Bildern waren ähnlich und ich war Anfangs wirklich sprachlos, als ich mich in die verschiedenen Rollen der beteiligten hineinversetzte.

Mein Beitrag war nicht für dich oder einen anderen bestimmten gedacht, es waren, sind *einfach* gefundene Kommentare, die das am besten ausdrücken wozu ich stehe.
Das der Kreislauf von Gewalt in welcher Form auch immer, nicht durchbrochen werden kann, macht mich zum einen hilflos und zum anderen *versuche* ich Gewaltlos zu Leben um im kleinen den Kreislauf zu durchbrechen, was jedoch in der Realität schwer machbar ist. Es geht aber, wenn auch nur in ganz kleinen Schritten, die leider auch mal zurückführen können.

PS.Deine Probleme, bei dem Thema, habe ich vollkommen verstanden!!

Viele Grüße

Thomas

(Diese Nachricht wurde am 28.05.04 um 19:44 von Aktivundoderpassiv geändert.)
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  Re: Distanzierung Datum:28.05.04 19:58 IP: gespeichert Moderator melden


hallo Thomas,
ja okay, in diesem Zusammenhang verstehe ich Deinen Beitrag.
Gruß
ChariSMa


(Diese Nachricht wurde am 28.05.04 um 19:58 von ChariSMa geändert.)
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fa445962
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de gustibus non est disputandem

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  Re: Distanzierung Datum:04.06.04 22:40 IP: gespeichert Moderator melden


Wie immer, wenn solche Teilnehmer einen Thread ausfüllen, waren eine Menge guter Gedanken dabei. Erlaubt mir dennoch, auf den einen Punkt einzugehen:

Mister schrieb, daß fairerweise auch die Verbrechen der Iraker genannt werden müßten, die ... auch UNO- und Rot Kreuz – Helfer umbrächten.
Sicher, das ist richtig. Aber werden da nicht Handlungen in eine Schale geworfen, die nicht in dieselbe gehören? Selbstredend ist das Umbringen Unschuldiger (die zudem auch noch helfen wollen), ein Verbrechen, aber es ist eines, das Überfallene in ihrem wild-um-sich-schlagen verüben in ihrer blinden Wut und scheinbaren oder gar tatsächlichen Alternativlosigkeit ob dieses Überfalls. Und das es sich um einen Überfall handelte, darüber sind wir uns alle doch hoffentlich einig, oder?
Ich hoffe, ich weiß, was ich schreibe, wenn ich seine moralische Qualität in Relation setze zum Überfall und der Begründung dessen auf Polen am 1.9.39. In beiden Fällen ging es einem durch Wahl nicht legitimierten politischen Führer darum, Lebensraum zu erobern bzw. die imperiale Geltung seines Landes, für die u. a. das Erdöl von vitalem Interesse ist, zu erhalten. In beiden Fällen ist eine windelweiche Ausrede, gesucht und von stets dienstbaren Polithuren (Geheindiensten, Regierungsmit- und –zuarbeitern) an den Haaren herbeigezogen beschafft worden. In beiden Fällen ging es dem Regime nicht um Moral, da es beiden Regimes offensichtlich eine derartige Denkweise völlig wesensfremd war/ist.

Insofern bin ich skeptisch gegenüber Yoriadors formuliertem ethischen Überbau der Okkupanten, zumindest, was die US-Invasoren betrifft. Den US-Regierungen sind rassistische, menschenverachtende, ausbeuterische Grundeinstellungen und die daraus abgeleiteten politischen Handlungen nie fremd gewesen. Daher ist auch die US-Armee, mit der historisch betrachtet relativ kurzen Ausnahme des Zweiten Weltkriegs, nie etwas anderes gewesen als das Sammelbecken all derer, die sich in ihrem Gottes eigenen Land, in ihrer Stadt auf dem Hügel, ihrem Vorbild für die Welt vermeintlich oder tatsächlich zu kurz gekommen fühlen und daher die Chance zu einer gewissen Karriere in ebendieser Organisation ergreifen. Ergebnis: überdurchschnittlich viele „Nichtweiße“, sozial Benachteiligte, Schulabbrecher und, nun ja, um es drastisch auszudrücken, geistig nicht eben sonderlich Bedachte.
Ethischer Überbau?

Nur am Rande: Selbst die systematische Ausrottung mißliebiger Völker am Beispiel der Indianerstämme hat die USA - im Rahmen ihrer seinerzeitigen technischen Möglichkeiten - bereits nachfolgenden Geisteskranken vorexerziert.
Ich verstehe in diesem Kontext (hoffentlich) ChariSMas Gedanken hinsichtlich eine Demütigungssystems, dem vor allem Frauen unterworfen sind. Daß Lynn England neben ihrer Täter- auch eine Opferrolle einnahm, damit habe ich aber schon Probleme. Selbstverständlich wertet gerade das US-Militärsystem alles Weibliche ab und zwingt zur Selbstbehauptung; aber doch nur dann, wenn frau sich, vielleicht wegen ihrer sozialen Umstände, freiwillig (!) In diese Lage begibt oder handelt es sich etwa nicht durchweg um Berufssoldaten? Darin auch eine Opferrolle zu sehen, kann legitim sein, aber dann ist es legitim, sie auch auf die Tausenden namentlich bekannter wie unbekannter SS-Mörder anzuwenden, denn auch sie sind vielleicht bedingt durch ihre sozialen Umstände (zumeist freiwillig) in diese Rolle geraten.
Wie gesagt, ich habe damit Probleme, denn jenseits aller Erklärungsansätze für ein Handeln oder Unterlassen gibt es ethische, moralische, religiöse oder was sonst noch für Grenzen, die ein denkendes, fühlendes Wesen, das sich Mensch zu nennen nicht entblödet, nicht zu überschreiten hat, punktum!
Daß die militärische Ausbildung gerade diese Schwellen zu beseitigen, zumindest aber zu senken versucht, mindert die Schroffheit meiner Forderung nicht, denn, wie gesagt, wenn ich aus eigenem Entschluß zum Militär gehe, habe ich immerhin eine Vorstellung davon, was mein Brötchengeber im Fall des Falles von mir erwartet. Auch bzw. gerade wegen des militärtypischen Repressions- und Demütigungssystems.
Bluevelvet hat zwar geschrieben, daß er in nachfolgenden Phasen weit größeren Demütigungen ausgesetzt war als beim „Bund“, aber das scheint wohl eine Frage der persönlichen Wahrnehmung zu sein. Aus meiner Sicht hat es nichts mehr mit der Betrachtung des Anderen als Menschen zu tun, wenn der Andere verpflichtet wird, gegenüber seinem Vorgesetzten, egal wie sehr er ein Idiot oder ein A....loch sein mag, „militärische Haltung“ anzunehmen. Nur ein Teil des ausgeklügelten Demütigungs- und Repressionsmechanismusses, der übrigens gerne auch den Druck auf die Gruppe soweit erhöht, daß innerhalb dieser entstandene Probleme ohne eigenes offizielles Zutun „gelöst“ werden, häufig unter Anwendung von Mechanismen, die einer gewissen politischen, gar demokratischen, Kultur spotten. Sicher wäre die Alternative gewesen, sich dem zu entziehen durch Kriegsdienstverweigerung, aber unser kapitalistisches System forderte seinerzeit dann weitere drei Monate des Lebens für einen Dienst, der es anständig zu bezahlen nie im Sinn hatte, weil es ja die „Zivis“ gab. Danke nein!

Es ist an uns, die Strukturen, die solche Bilder ermöglichen, daß es ChariSMa und andere umtreibt, zu zerstören, dann werden auch solche Bilder und die durch sie dokumentierten Handlungen aufhören.

In beinahe verzweifelter Hoffnung,
Jean
(Die bei mir üblichen Rechtschreibfehler korrogiert - wenigstens die, die ich gefunden habe)
(Diese Nachricht wurde am 04.06.04 um 22:37 von fa445962 geändert.)
(Diese Nachricht wurde am 04.06.04 um 22:40 von fa445962 geändert.)
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Maxx1972
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  Re: Distanzierung Datum:05.06.04 00:04 IP: gespeichert Moderator melden



Zitat


ohne in Antiamerikanismus zu verfallen, sehe ich, dass die US-Armee, wie jede Armee, mit einem Demütigungssystem arbeitet: ständige Frustrationen erzeugen Aggression, die nach außen gelenkt wird. Dieses System wirkt auf alle Soldaten gleich, ...
Gruß
ChariSMa


Waren Sie denn schon mal bei einer Armee, dass Sie solch pauschaler Urteile erhaben sind dass alle nach einem Demütigungssystem arbeiten?

Gruß
Maxx
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  Re: Distanzierung Datum:05.06.04 00:05 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Jean,

jetzt muß ich ja richtig aufpassen, nicht versehentlich in die Rolle gedrängt zu werden, George "Exxon" Bush zu verteidigen.

Aber ich denke, daß es neben dem eher unorganisierten Widerstand von Irakern, die sich insbesondere durch das Auftreten der amerikanischen Besatzer gedemütigt fühlen, vor allem der organisierte Widerstand von Kräften ist, die den Irak aus eigenen, machtpolitischen Interessen heraus destabilisieren wollen. Auf deren Konto dürften auch die (wie ich vermute) vorsätzlichen Attentate auf humanitäre Helfer gehen.

Im Übrigen kann man Unrecht nicht gegeneinander aufrechnen. Die Verbrechen Saddams bleiben Verbrechen, auch wenn die amerikanische Energiewirtschaft gewaltsam nach den Ölquellen des Irak greift. Die Verbrechen der US-Truppen bleiben solche, auch wenn es gezielten Terror irakischer Gruppen gibt, die selbst eine Diktatur errichten wollen. Und so weiter.

Zur Militär-Ausbildung allgemein:
Der Zweck militärischer Ausbildung ist das Ausschalten des eigenen Denkens. Wie sonst könnte man hinterher von Menschen erwarten, daß sie gegen ihren Selbsterhaltungstrieb Befehle befolgen, die sie in einen wahrscheinlichen - und überhaupt nicht heroischen - Tod führen. Gleichzeitig sehe ich eine grundsätzliche Notwendigkeit von (Verteidigungs-)Armeen. Ich war - während des Kalten Krieges - Wehrpflichtiger aus Überzeugung. Gleichzeitig hatte ich den Militärapparat - wie ich ihn erlebt habe - für idiotisch und menschenunwürdig gehalten. Ein Widerspruch, den ich nicht auflösen kann.

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Best regards to the British intelligence service GCHQ and as well of course to the famous US service NSA. Thank you for your permanent surveillance. It makes me feel much more important. Nice to be read by you.

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Maxx1972
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  Re: Distanzierung Datum:05.06.04 00:20 IP: gespeichert Moderator melden



Zitat


Zur Militär-Ausbildung allgemein:
Der Zweck militärischer Ausbildung ist das Ausschalten des eigenen Denkens. Wie sonst könnte man hinterher von Menschen erwarten, daß sie gegen ihren Selbsterhaltungstrieb Befehle befolgen, die sie in einen wahrscheinlichen - und überhaupt nicht heroischen - Tod führen. Gleichzeitig sehe ich eine grundsätzliche Notwendigkeit von (Verteidigungs-)Armeen. Ich war - während des Kalten Krieges - Wehrpflichtiger aus Überzeugung. Gleichzeitig hatte ich den Militärapparat - wie ich ihn erlebt habe -  für idiotisch und menschenunwürdig gehalten. Ein Widerspruch, den ich nicht auflösen kann.

Why-Not


Das Ausschalten des eigenen Denkens ist sicher nicht Ziel der militärischen Ausbildung! Vielleicht hast Du es während deiner Zeit als Wehrpflichtiger so empfunden, ich muss gestehen, phasenweise ging es mir genauso.

Du schreibst, dass Du eine Notwendigkeit in (Verteidigungs)Armeen siehst: NUR: Gibt es keinen Angriff, braucht es keine Verteidung! ABER: Angriff ist die beste Verteidigung! Ebenfalls ein Paradoxon schlecht hin!


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  Re: Distanzierung Datum:05.06.04 10:49 IP: gespeichert Moderator melden


Allmählich wird es off-topic. Ich versuche mal, mich kurz zu fassen.

Zitat
Das Ausschalten des eigenen Denkens ist sicher nicht Ziel der militärischen Ausbildung! Vielleicht hast Du es während deiner Zeit als Wehrpflichtiger so empfunden, ich muss gestehen, phasenweise ging es mir genauso.

Aussage eines Vorgesetzten, die durchaus ernst gemeint war: "Sie sollen hier nicht denken, sondern gehorchen." (Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, in einer Kampfkompanie zu sein. In anderen Einheiten mag es anders aussehen.)

Zitat
Du schreibst, dass Du eine Notwendigkeit in (Verteidigungs)Armeen siehst: NUR: Gibt es keinen Angriff, braucht es keine Verteidung!

Eine glaubwürdige (und hinreichend starke) Verteidigungsbereitschaft kann Angriffe bereits im Vorfeld verhindern. Das gilt nicht nur für militärische Auseinandersetzungen, wie ich erst kürzlich wieder festgestellt habe. Aber das ginge jetzt zu weit ins Off-Topic.

Why-Not
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de gustibus non est disputandem

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  Re: Distanzierung Datum:05.06.04 17:15 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Why-Not,
vielen Dank für Deine Beiträge, die die eigene Position doch wieder überdenkenswert werden lassen (wobei auch Maxx1972 ens Gedanken selbstverständlich nicht ohne sind).
Schönes Wochenende,
Jean
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DunklerRitter
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  Re: Distanzierung Datum:25.06.04 19:37 IP: gespeichert Moderator melden


Zum Thema stupide Soldaten in Armeen:

Aus meiner Sicht ist die Bundeswehr in dieser Hinsicht ausgesprochen modern, auch wenn sie in anderer Hinsicht um 30 Jahre zurückhinken mag.

Ich war als Soldat in einem Spähzug bei einem der ersten deutschen Kontingente in Bosnien und habe mir bzgl. des Verhaltens deutscher "Besatzungs"soldaten wohl doch ein gewisses Bild machen können.

Wir haben speziell für den Einsatz in Bosnien eine ausgesprochen intesive Ausbildung erhalten und das Verhalten gegenüber Zivilisten, Aufständischen, in Hinterhälten, bei Geiselnahme, usw... bis zur physischen und psychischen Erschöpfung trainiert.
Wir wurden mit den Landessitten vertraut gemacht, mußten uns ein paar Brocken der Sprache aneignen, unsere Übungseinsätze wurden teilweise gefilmt und von Psychologen ausgewertet, wir wurden solange Extremsituationen ausgesetzt bis wir Fehler gemacht haben.

Niemand wurde jedoch dahingehend trainiert, blind zu gehorchen, sondern vielmehr mußte jeder selbst blitzschnell entscheiden, welches Auftreten angemessen ist. Ich war damals 19 und mehr als einmal völlig überfordert.

Diese Ausbildung hat dann im Einsatz in einer Situation ganz sicher mitgeholfen eine Eskalation bis zum Äußersten zu verhindern, so dass die Lage ohne auf Menschen zu Schießen geklärt werden konnte. Am Anfang unserer Ausbildung hatten wir in ähnlichen gestellten Situationen irgendwann um uns geschossen...

Ich weiß, dass die Amerikaner und die Franzosen mit denen wir teilweise zusammen unterwegs waren eine solche Ausbildung niemals erhalten hatten. Ich habe die Amerikaner zum Spaß Hunde erschießen sehen, wenn Du das als deutscher Soldat machst fliegst Du am nächsten Tag nach Hause und hast ein Disziplinarverfahren am Hals.
Und das ist auch gut so, ein Soldat der den "Frieden sichern" soll hat weder Rambo manieren nötig noch muss er aus Spaß rumschießen.

Wir waren zu jener Zeit so auf Passivität und möglichst freundliches Auftreten bemüht, dass wir unsere Maschinengewehre abgedeckt hatten und die Maschinenkanonen in die Luft zeigen ließen um ja niemanden zu provozieren.

Die ROE (rules of engagement) hätten uns nicht einmal erlaubt, feindliches Feuer zu erwiedern, wenn wir nicht unmittelbar selbst betroffen waren. Wenn ein Heckenschütze einen Zivilisten abgeknallt hätte dürften wir nicht zurückschießen sondern müßten mit dem Panzer in die Schußlinie fahren und dürften erst unter Beschuß das Feuer erwiedern (zum Glück kam ich nie in diese Situation, ich weiß aber, dass es die unter IFOR und UNPROFOR gab)

Diese sehr starke Passivität hat sicherlich vieles zur überwiegenden Akzeptanz der Bundeswehr im ehemaligen Jugoslawien beigetragen und dafür gesorgt, dass sich die Lage langsam aber kontinuierlich etwas zu entspannen schien. Die Aufstände dieses Jahr im Kosovo haben aber auch ganz klar die Grenzen einer "freundlichen" Armee gezeigt.
Hätte man geschossen, wären vermutlich ein Haufen Leben gerettet worden. (das hat zumindest das Verhalten der Armeen anderer Nationen gezeigt)

Doch ich hätte nicht derjenige sein mögen, der unter der Anklage, einen steineschmeißenden Zivilisten in den Kopf geschossen zu haben vor einem Militäruntersuchungsauschuß sitzen muß.

Das zeigt ganz klar, allgemeingültige "richtige" Regeln gibt es nicht.

Läßt man den Soldaten alle Freiheiten, entwickeln sich schnell Rambo Typen (auch wenn es sich zumindest zu meiner Zeit die Bundeswehr noch einigermaßen aussuchen konnte, wen sie ins Ausland schickt und wenn nicht und man durchaus den ein oder anderen ablehnte), zwängt man sie allerdings in ein Korsett strenger Vorschriften (ROE), dann sind sie in Extremsituationen (wie dieses Jahr im Kosovo) leider nicht so handlungsfähig, wie sie sein sollten.

Es ist sehr einfach, auf einem Richterstuhl sitzend zu entscheiden, was richtig und was falsch war. Wenn es allerdings nach mir ginge, würden dort nur Richter sitzen, die selbst einmal mit einem Sturmgewehr bewaffnet und drei Kameraden neben sich einem steinewerfenden Mob gegenüberstanden.

Wie völlig hilflos, allein und aufgeschmissen man in solchen Situationen ist kann man sich ansonsten nicht vorstellen.

Ich kann mich vielleicht einigermaßen in die 18-19jährigen amerikanischen Soldaten hineinversetzen, die vermutlich ohne jegliche psycholgische Schulung in diesen Krieg geschickt wurden und sich nun in einem kulturell völlig fremden und feindseeligen Land befinden.
Die Amerikaner mögen von der Militärtechnik und der effektiven Kriegsführung der Bundeswehr um Jahrzehnte voraus sein, bei der Ausbildung ihrer Soldaten (die im übrigen überwiegend aus den "Unterschichten" kommen) bzgl. Umgang mit fremden Kulturen, Verhalten in Kriesensituationen, usw... sind sie uns um Jahrzehnte hinterher.
Das rächt sich nun bitter...

Eine Besatzungsarmee, deren Soldaten mittlerweile die Angst im Nacken sitzt und die sich überall von Feinden umgeben fühlt, alleine gelassen von der Welt ist nicht das, was der Irak braucht.

Was ein Jahr unter solchen Zuständen in der Psyche und im Denken von hunderttausenden jungen Amerikanern ausrichtet mag ich mir lieber garnicht vorstellen.

Über wieviele junge Iraker, die man in die Hände der Terroristen und Extrmisten gespielt hat sollte man lieber auch nicht nachdenken.

Ein bescheuerter Krieg, dank der Gier nach Öl und macht, völlig überforderte Soldaten und eine verlogene US-Regierung, die sehr, sehr viel Vetrauen in der Welt verspielt hat. Der einzige Sieger bis jetzt ist der Terrorismus.
Soweit dazu mein Urteil vom bequemen Schreibtischstuhl aus.

mfg
In einem noch relativ jungen Universum befindet sich unter 100 Milliarden Galaxien eine wenig außergewöhnliche spiralförmige mit ihrerseits 100 Milliarden Sternen. In einem ihrer Seitenarme leuchtet seit geraumer Zeit ein unbedeutender gelber Zwergstern, den ein kleiner Planet umkreist. Dieser ist Heimat für eine aggressive Spezies aufrecht gehender Primaten, die sich selbst tatsächlich für die Krönung der Schöpfung halten.

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  Re: Distanzierung Datum:26.06.04 22:25 IP: gespeichert Moderator melden


@ DunklerRitter

Find ich ich echt gut Dein Beitrag, den ich zu fast allen Punkten mit unterschreib - Super!

Gibt leider viel zu wenige, die öffentlich über "Blöd"-Zeitungsniveau, sich hierzu artikulieren können/wollen, bzw. wissen.

Am besten hat mir jedoch folgendes gefallen, was auch 100% meine Meinung widerspigelt, aber von allem, die was zu sagen haben in der Politik vehement verleugnet wird, aus guten Gründen (Politik ist eng verstrickt mit der Wirtschaft), folgende Teilfestestellung:

Zitat

...Ein bescheuerter Krieg, dank der Gier nach Öl und Macht...


Wenn eine gewählte Regierung sich total gegen die Wirtschaft stellt - also gegen die Wirtschaftsmacht - und widererwarten nur des Volkes Stimme/Mehrheit horcht bzw. Volkes Interessen versucht durchzusetzen anstatt die Interessen der Wirtschaftsmacht, ist sie nicht regierungsfähig und wird wie auch immer abgesägt - denn Geld (somit die Wirtschaft=Kapital) regiert die Welt. Alles andere ist ein Irrglaube, oder auch Augenwischerei.

Sorry für sehr OT, aber das brannte mir sehr auf den Nägeln und musste ich mal bei dieser Gelegenheit loswerden und unterstreichen!

Zitat

eine verlogene US-Regierung, die sehr, sehr viel Vetrauen in der Welt verspielt hat.

In der Tat verlogen. Die USA-Admnistration hat bis auf wenige Ausnahmen bisher immer nur egoistisch gehandelt und sich als Weltpolizist/Gott over the global earthball erhoben bzw. aufgespielt, mit nur egoistischen Interessen, alles andere ist nur vorgeschoben und vorgespielt. Ob nun IRAK-Krieg, Afgahnistan/Vietnam/(Liste fortsetzen könnte). Diese Länder waren nie wirklich Bedrohung für die USA, auch nit für die NATO-Verbündeten.

Zitat

Der einzige Sieger bis jetzt ist der Terrorismus.

Da haste mal Recht. Entzieht man denen das Argumentationspotential, das die USA sich immer wieder gern als Weltpolizist aufspielen möchte - gibt es eventl. auch dort Ruhe. Aber solange Gewalt mit Gegengewalt beantwortet wird - wird es immer wieder Gegengewalt auf die Gewalt geben - Eine Teufelsspirale dann ohne Ende (siehe auch das Gewaltspiel: Israeal & Palestina).

Xrated
(Diese Nachricht wurde am 26.06.04 um 22:25 von xrated geändert.)
Aller Anfang ist schwer * Und wer Rechtschreib- und Grammatikfehler von mir findet darf sie entweder überlesen oder für sich behalten, da bin ich grosszügig
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  Re: Distanzierung Datum:27.06.04 15:37 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo DunklerRitter,
Dein Beitrag ist eines der Glanzlichter dieses Threads,
Jean.
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bibo Volljährigkeit geprüft
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Ein verschlossener Garten ist meine Schwester Braut

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  Re: Distanzierung Datum:15.07.04 10:23 IP: gespeichert Moderator melden


Hi Danijelle et all,

schön Dich auch mal wieder zu treffen. Schliesse mich Deiner Meinung 100 % an.

Nachzutragen ist noch, dass die U.S. Armee ihre Angehörigen monatelang in Foltertechniken ausbildet (Anlegen von Elektroden etc).

Quelle: Bericht von "Der Spiegel" aus dem Jahre 1970.Fundstelle kann auf Wunsch nachgereicht werden.

So muss man sich über die Vorfälle im Abu Gureib Gefängnis ganz und gar nicht wundern...



Bibo
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beitlamed
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  Re: Distanzierung Datum:15.07.04 14:15 IP: gespeichert Moderator melden


Hi DunklerRitter,

danke für den exzellenten Beitrag. In einer deiner Schlußfolgerungen muß ich dir allerdings widersprechen:

Zitat

Wenn es allerdings nach mir ginge, würden dort nur Richter sitzen, die selbst einmal mit einem Sturmgewehr bewaffnet und drei Kameraden neben sich einem steinewerfenden Mob gegenüberstanden.

Wie völlig hilflos, allein und aufgeschmissen man in solchen Situationen ist kann man sich ansonsten nicht vorstellen.


Ich glaube, der Witz an einer durch Gesetze und Verfahrensregeln formalisierten Justiz ist, daß der/die RichterIn sich solche Situationen eben gar nicht vorstellen können muß. Denk deinen Ansatz mal weiter: Es müßte ja dann jeder Scheidungsrichter geschieden sein, jeder Strafrichter ein Dieb! Die RichterInnen haben festzustellen, ob eine Tat begangen wurde und ob ein bestimmtes Gesetz anzuwenden ist -- sie haben (im Idealfall, daß die auch Gefühle haben ist natürlich klar) NICHT mit der/dem Angeklagten oder KlägerIn zu sympathisieren.

bl

PS: Darf ich den Text deines Artikels kopieren und in ein anderes Forum stellen?
(Diese Nachricht wurde am 15.07.04 um 14:15 von beitlamed geändert.)
Mein Tantra Blog: Skeptic Tantrika
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