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Butterfly Volljährigkeit geprüft
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Dieser Satz ist nicht wahr.

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  Versetzt Datum:20.07.04 14:12 IP: gespeichert Moderator melden


Moinmoin (wie der Norddeutsche sagt),
ermutigt durch die neuliche Resonanz habe ich mal wieder die Tastatur geschwungen und geguckt, was so dabei herauskam.

Diesmal ist es ein (zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fertiger, aber das kriege ich sicher noch hin... wäre das erste Mal, wenn nicht) Ausflug in das Fantasy-Genre. Und tendentiell wird die Geschichte etwas länger als die letzte (sie ist jetzt schon deutlich länger, und das Ende ist noch nicht so recht in Sicht).

Kategorisierung
S/M-Typ: D/S, Fixierungen, Handschellen, Schläge ... teils nicht wirklich SSC.
S/M-Rollen: F/m
Genre: Am ehesten Fantasy

Der unvermeidliche Disclaimer
Die folgende Geschichte ist eine erotische Phantasie (zumindest teilweise), die auch Beschreibungen sexueller Handlungen enthält. Dominanz und Unterordnung sind wesentliche (Na ja...zumindest vorhandene) Komponenten dieses Textes. Wer sich von solchen Themen abgestoßen fühlt, sollte nicht weiterlesen.

Alle Vorkommnisse und Personen dieser Geschichte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Handlungen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Wer Handlungen dieser Geschichte nachahmt, tut das auf eigene Gefahr. Ich wünsche ihm/ihr viel Spaß dabei.
Das gleiche wünsche ich allen, die jetzt noch weiterlesen wollen.

´für´di (wie die Süddeutschen sagen)
Butterfly
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Dieser Satz ist nicht wahr.

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  Re: Versetzt Datum:20.07.04 14:16 IP: gespeichert Moderator melden


Teil 1
Alles begann an einem ganz normalen Morgen. Jens schlug die Augen auf und wußte schon im Ansatz, daß es ein phantastischer Tag werden würde. Sein Kopf fühlte sich zwar an, als habe das Straßenbauamt beschlossen, den LKW-Verkehr zwischen seinen beiden Gehirnhälften hindurch umzuleiten, aber Jens wußte, daß das lediglich eine Konsequenz des gestrigen Abends - und seines zunehmenden Alters - war. Und wie er immer so schön sagte: Man mußte mit den Konsequenzen seiner Handlungen leben.
Er war selbst etwas verwundert, daß er trotz seines Schädelbrummens gut gestimmt war. Oder eigentlich eher euphorisch, in fröhlicher Erwartung auf was immer ihm dieser Tag bringen würde. Warum auch immer, denn Grund dafür hatte er eigentlich keinen.

Gestern, das war sein vierunddreißigster Geburtstag gewesen. Seine Mutter hatte davon abgesehen, ihn zu besuchen, sondern sich mit einem ausgiebigen Telefonanruf begnügt. Das Gespräch war in den üblichen Dialog geglitten.
"Junge, wann stellst du mir denn mal deine Freundin vor? Hast du Angst, daß du sie mit mir verschreckst?", (ein geschickt eingeflochtenes Aufschluchzen), "So grauslich bin ich doch auch nicht."
"Ach Mutti... du weißt doch, Naja ist furchtbar schüchtern. Sie schämt sich, weil sie nicht so gut deutsch kann, und sie hat mich auch noch nicht ihrer Familie vorgestellt, und...", er ließ den Satz ausklingen, weil er nicht mehr weiter wußte.
"Ach ja, dafür habe ich doch alles Verständnis."
"Ach Mutti...!", äußerte Jens in einer Kreuzung zwischen Stöhnen und Aufschrei, von der er hoffte, daß sie seinen deutlichen Unwillen diese Diskussion weiterzuführen, zum Ausdruck brachte.
Das hatte nichts genutzt. Daher war er zum Schrank gegangen, auf dem er seine "Hausbar" aufbewahrte und hatte begonnen, sich am Scotch zu bedienen, während er ab und zu ein abwesendes "Ja, Mutti.", "Nein, Mutti.", "Mmmmm...." oder "Das ist aber jetzt wirklich kein Grund zum Weinen..." äußerte. Als das Thema sich in Richtung Enkelkinder verlagerte, hatte er bereits ein schönes, warmes Gefühl im Bauch und begann, etwas schleppender zu sprechen.
Das Problem, das Jens mit genau diesem Dialog hatte, war, daß es keine Naja gab. Und auch keine andere Frau. Er wohnte allein. Und zwar hatte er prinzipiell den - mehr theoretischen - Wunsch, das zu ändern, aber wenn es an die Praxis ging, kam meist mehr als schnell heraus, daß er ein grundlegendes Verständnisproblem mit dem anderen Geschlecht (und auch mit seinem eigenen) hatte.

Also wie gesagt: Objektiv gesehen hatte er eigentlich keinen Grund, fröhlich pfeifend ins Badezimmer zu gehen und beim Zähneputzen das Pfeifen in lautes Summen und anschließend melodisches Gurgeln zu verwandeln.
Ohne das Gefühl von Beunruhigung, von dem er sich sagte, daß er es eigentlich haben sollte, wunderte er sich, was mit ihm los war. Ok, gegeben, die Randbedingungen stimmten. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten fröhlich (normalerweise faßte er das eher mit den Worten "verteidigten brüllend ihr Revier" zusammen), ein paar einsame Schäfchenwölkchen warteten verstreut am Himmel auf den Schäfchenwolkenhütehund.
Stop. Das wurde einfach zu albern.
Aber das konnte ihn nicht wirklich stören.

In dieser, ihn mehr als alles anderen verwundernden, Stimmung hüpfte er fröhlich die Vordertreppe hinunter und beschloß, zur Arbeit zu laufen. Erst auf halbem Wege schlug er sich lachend die Hand vor die Stirn. Heute war doch Samstag. Aber was für einer!
Geradewegs bog er rechtwinklig nach links ab, in eine kleine Straße, von der er schwören konnte, daß sie gestern noch nicht dagewesen war. Was für ein blöder Gedanke... natürlich war die Straße dagewesen. Er hatte sie nur nie wahrgenommen, weil sie mehr als schmal sich zwischen zwei Backsteingebäuden hindurchzog und wahrscheinlich normalerweise nur von Obdachlosen und Junkies als Nachtlager verwendet wurde. Die Sorte von Straße, die man höchstens betrat, wenn man das dringende Bedürfnis verpürte, überfallen und ausgeraubt zu werden.
Sein Pfeifen wurde etwas leiser, und normalerweise wäre er umgedreht, zurück auf die belebte Hauptstraße. Das wußte er genau. Aber eine beinah pathologische Neugier, gepaart mit einem unerklärlichen Forscherdrang und dem klaren Wissen, daß alles GUT (großgeschrieben) werden würde, trieb ihn voran.
Er murmelte vor sich hin, ohne wirklich zu realisieren, was er da murmelte, oder woher es stammte: "Alles wird GUT. Alles wird GUT. Und alles und jedes wird GUT."

Mit naiver Verwunderung bemerkte Jens, wie die roten Backsteingebäude baufälliger wurden, schließlich eher Ruinen ähnelten, und zunehmend Müll auf der Straße lag. Der Himmel war kaum noch zu sehen, weil die Gebäude sich (schützend? bedrohlich?) immer weiter über die sowieso schon schmale Straße lehnten.
Er riskierte einen Blick über die Schulter und konnte das Ende der Straße schon nicht mehr sehen. Merkwürdig, so weit war er doch nicht gegangen?
Jetzt endlich machte sich ein leichter Anflug von Unwohlsein in ihm breit, den er beinah dankbar willkommen hieß. Seine Schritte wurden etwas zögerlich, er steckte die Hände in die Taschen seines Mantels und pfiff bewußt lauter vor sich hin.
Er meinte, in einem hohlen Fensterloch eine Bewegung gesehen zu haben, aber als er seinen Kopf drehte, war nichts zu sehen. Beim zweiten Mal war er beinah sicher, etwas gesehen zu haben. Dann meinte er, ein leises Huschen gehört zu haben.
Jens beschleunigte seine Schritte, gab sich Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Wie hatte er sich bloß in diese Situation hineingeritten? Er hörte einen leisen Ruf, war jetzt sicher, das Geräusch von Schritten wahrzunehmen. Er schwankte kurz zwischen der Möglichkeit, Coolness zu zeigen, sich nichts anmerken zu lassen, und der Alternative, aus dem schnellen Gehen einen zügigen Lauf zu machen und damit offenbar zu machen, daß er gemerkt hatte, daß er verfolgt wurde.
Trotz der traurigen Tatsache, daß er alles andere als sportlich war, entschied er sich für letzteres. Und während er immer schneller durch den engen Tunnel, der zunehmende Ähnlichkeit mit einem alten Kanal hatte, hetzte, fiel auch der letzte Rest seiner Euphorie von ihm ab.

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  Re: Versetzt Datum:20.07.04 15:13 IP: gespeichert Moderator melden


Ein interessanter, wenn auch etwas bedrückender Anfang. Gespannt bin ich jedenfalls.

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Wo ist denn das blöde Lichtschwert wieder? Ich verlege das immer und muss dann mit dem Feuerzeug kämpfen!!!

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  Re: Versetzt Datum:20.07.04 20:47 IP: gespeichert Moderator melden


Oh oh! In was für einer üblen Gegend wohnt der denn? Ich hoffe das wenigstens die Miete günstig ist!!
Bin gespannt was ihn in dieser Gasse erwartet!
cu
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Dieser Satz ist nicht wahr.

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  Re: Versetzt Datum:21.07.04 07:14 IP: gespeichert Moderator melden


Teil 2
Jens fluchte leise vor sich hin, während sein zunächst gleichmäßiger Atem zunehmend stoßweise kam. Schließlich blieb er erschöpft stehen und hatte das erste Mal wieder Augen für seine Umwelt. Der schmale Tunnel, immer noch aus Backsteinen gemauert, die teilweise zerbröckelten, ungleichmäßig aussahen, wurde in unregelmäßigen Abständen von nackten Glühbirnen erhellt, die eine (viel zu kleine) Lichtinsel schuf, die eher noch die ansonsten stygische Finsternis betonten. In einer solchen Lichtinsel hatte er angehalten.
Und als er einen Blick zurück riskierte, stellte er fest, daß es dort überhaupt kein Licht gab, sondern nur reine Dunkelheit.
Jens konnte sich nicht vorstellen, daß er im Laufschritt durch diese Finsternis gestolpert war. Vorsichtig, immer wieder über die Schulter sehend ging er weiter und bekam die Erklärung, denn kaum war er fünf Schritte über den Rand der seltsam scharf begrenzten Lichtinsel hinaus, da erlosch das Licht hinter ihm..
Das konnte doch nicht wahr sein, das durfte nicht wahr sein. Er stolperte zurück, die Hände ausgebreitet, mit jeder Hand an einer Tunnelwand entlangtastend. Er fühlte etwas Schleimiges, zog angeekelt die Hand weg und lief mit dem nächsten Schritt vor eine Backsteinwand.
Der Tunnel war schnurgerade gewesen, da war er sich sicher. Und er war an keiner Abzweigung vorbeigekommen. Er drehte sich um. Da waren Lichtinseln hinter ihm oder vielmehr vor ihm. Er tastete herum, aber dort, wo er eben noch gestanden hatte, bevor er seine Lichtinsel verließ, war jetzt eine solide Backsteinwand, die sich anfühlte, als stünde sie schon immer dort, und sich kein bisschen hohl anhörte, wenn er dagegen klopfte.

Jetzt war Jens an der Grenze seiner Aufnahmefähigkeit angekommen. Hier war eben noch der Tunnel gewesen. Hier war er entlang gekommen, aber plötzlich gab es keinen Weg mehr zurück. Er lehnte sich gegen die Wand. versuchte sich zu sammeln. Dann setzte er zu einem Spurt an, rannte auf die nächste Lichtinsel zu, rannte durch, bremste ab, drehte sich um und rannte mit ausgestreckten Armen zurück in die Dunkelheit.
Nach knapp zehn Meter, da, wo eben noch Licht gewesen war, war eine Wand.
Langsam ging er zu der nächsten Lichtinsel, lehnte sich dort an die Wand und dachte nach.
Ein schlechter Traum? Teleportation? Drogen? War er vielleicht verrückt geworden? Oder in einer Realität, die anderen Gesetzen gehorchte, als er gewöhnt war?
Jens gab sich Mühe, das Problem so sinnvoll wie möglich anzugehen. Er schlug mit der Faust gegen die Wand. Der überraschend scharfkantige Stein verletzte ihn und schickte einen exquisiten Schmerz durch seine Hand. Kein Traum, vorausgesetzt, man konnte sich in einem Traum nicht weh tun. Der Schmerz hätte sicherlich gereicht, um ihn zu wecken, oder? Er glaubte sich sicher zu sein.
Er betrachtete seinen blutenden Fingerknöchel. Damit konnte man gleich die zweite These lösen, daß er einfach immer wieder an die gleiche Stelle in einer Sackgasse zurückteleportiert wurde, falls es so etwas gab. Jens schmierte etwas Blut auf einen grünlichen glänzenden Backstein in Augenhöhe. Er war sicher, den Stein wiedererkennen zu können.
Dann ging er langsam weiter zur nächsten Lichtinsel. Der Backstein war nicht zu sehen. Aber hinter ihm war wieder nur eine Sackgasse, wie er sich vergewisserte.

Blieben nur noch die restlichen Möglichkeiten. Entweder er war verrückt, oder seine Umwelt.
Er beschloß, den Gesetzen dieser Welt - er lächelte, eigentlich war der Ausdruck "dieses Tunnels" richtiger - zu gehorchen. Offenbar sollte er nicht zurückgehen, gab es keinen Weg zurück. Also blieb der Weg nach vorne.
Im strammen Wanderschritt ging Jens den Tunnel entlang, zählend, wie oft er an Licht vorbeikam. Er begann Unterschiede in der Beleuchtung wahrzunehmen. Meinte er sich dunkel zu erinnern, daß es sich zunächst um Neonröhren gehandelt hatte, wurden die Glühbirnen und Lampenkonstruktionen zunehmend abenteuerlicher, bis er schließlich staunend vor einer Gaslaterne stehenblieb.
Was würde als nächstes kommen? Petroleum? Kerzen?
Er lag richtig.
Erst als er bei einer kruden, schwarz blakenden Fackel vorbeikam, hatte er zwei Ideen. Erstens, lang konnte der Tunnel nicht mehr sein. Womit wäre er denn beleuchtet gewesen? Zweitens, und das hätte er viel früher haben können, zum Beispiel bei einer der verschiedenen Petroleumlampen, die sicher ein besseres Licht abgegeben hätten, nahm er einfach die Fackel aus dem Halter.
Nach einigen Schritten entschied er sich, zurück zu gehen. Schließlich konnte er jetzt ja die eigentümliche Sackgasse, deren Ende ihn verfolgte, bei Licht untersuchen. Sie sah sehr unspektakulär aus. Eine simple Steinwand, die offenbar schon seit vielen Jahren genau da stand, wo sie war, und auch noch viele Jahre da stehen würde.

Brennendes Pech von der Fackel tropfte auf seine Hand. Er schrie vor Schmerz auf und schüttelte seine Hand schnell, schlug die Flammen aus. Wenn das nicht der Beweis war, daß er nicht träumte, konnte man es nicht beweisen.
Dann ging er weiter, hatte sich im Stillen schon damit abgefunden, daß der Tunnel endlos war, schloß aber unbewußt noch die Fragen nach Nahrung, Wasser, Licht aus, was ihm angesichts seines zunehmenden Durstes ziemlich schwer fiel.
Es dauerte nicht mehr lange. Schließlich trat er ins Freie.

Jens merkte schnell, daß er den Tunnel verlassen hatte, weil es zwar nach wie vor dunkel war, aber viel heller als in dem Tunnel. Da die Fackel sowieso schon völlig heruntergebrannt war, warf er sie weg, blieb ungläubig stehen und musterte seine Umgebung. Er stand im Freien und versuchte in dem schwachen Sternenlicht etwas zu erkennen. Er stand in einer Ebene, bewachsen mit Gras und einigen Bäumen. Und hinter ihm war nichts. Nur Ebene. Derlei Dinge war er ja beinah von dem Tunnel gewöhnt, was ihn aber wirklich irritierte, war der Himmel über ihm.
Nicht, daß er viel Ahnung von Sternbildern hatte, aber er war sich sehr sicher, daß das, was er da über sich sah, nicht das gleiche war, was er sonst Abends sah. Sehr sicher war am Himmel über der Erde kein bläulicher Spiralnebel zu sehen, der beinah den halben Himmel einnahm und zwar nicht ganz so hell war wie der Vollmond auf der Erde, aber doch beinah. Er blieb mit offenem Mund stehen und glotzte nach oben auf den unwahrscheinlichen Anblick.
Plötzlich verdunkelte ein Schatten den Himmel über ihm. Unwillkürlich ließ er sich neben einem Baum fallen, um nicht aufzufallen. Er wußte nicht weshalb. Vielleicht irgendein vererbter Reflex, wenn man über sich eine riesige geflügelte Kreatur sieht?

Während Jens sich zitternd an den Baum drückte, rasten seine Gedanken, versuchten, zu fassen, was geschehen war. Er war irgendwie noch bereit gewesen, den absurden Tunnel als Kuriosität hinzunehmen, aber das hier... das war etwas anderes.
Schließlich ließ seine Panik etwas nach und machte einer deutlichen Müdigkeit Platz. Da er sowieso nicht wußte, was er als nächstes tun sollte, schloß er die Augen.

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  Re: Versetzt Datum:21.07.04 11:16 IP: gespeichert Moderator melden


Die Story weckt immer mehr Assoziationen zu meinem Lieblingsautor, Wolfgang Hohlbein. Respekt!

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  Re: Versetzt Datum:21.07.04 13:20 IP: gespeichert Moderator melden


Na ich lese zwar lieber King und Barker, aber trotzdem gefällt mir die Geschichte. Horror verbunden mit Mystik oder Fantasy und SM hat einfach was.
Das passt irgendwie zusammen. *gg*
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Dieser Satz ist nicht wahr.

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  Re: Versetzt Datum:22.07.04 08:05 IP: gespeichert Moderator melden


Teil 3
Er konnte nicht behaupten, daß er besonders gut geschlafen hatte. Jens war nie ein Anhänger von Minimalcamping gewesen, und selbst die weicheste Wiese erwies sich bei längerer Einwirkung auf ein und dieselbe Körperstelle meist als ziemlich buckelig und hart. Er reckte seine schmerzenden Glieder und machte eine Bestandsaufnahme.
Die Zeit, die er verschlafen hatte, führte die Drogentheorie, an die er sich unbewußt geklammert hatte, ziemlich ad absurdum. Außerdem kam er sich ziemlich kohärent vor. Blieben die Möglichkeiten, daß entweder er verrückt geworden war, oder daß die Welt um ihn herum nicht die war, die er gewohnt war.
Beides nicht gerade ein Anlaß, ihn zu beruhigen.
Er lugte unter den herabhängenden Blättern des Baumes heraus (er kannte die Art nicht, aber sie sah nicht sehr fremd aus) und versuchte, sich einen Schlachtplan zurecht zu legen.

Das Schlimme war, daß er kein Pfadfinder, Fährtensucher, Jäger oder ähnliches war und daher seine Chancen, sich unbemerkt an was auch immer anzuschleichen trotz kindlicher Karl-May-Lektüre realistischerweise als sehr gering einschätzte. Es gab keine Anzeichen von menschlicher Besiedelung. Was blieb ihm also anderes übrig, als sich für eine beliebige Richtung zu entscheiden? Während er ging, betrachtete er die Landschaft. Die Ebene war leicht hügelig und von verschiedenen Bäumen bewachsen, unter einem dunkelblauen Himmel, mit einer kristallklaren Luft und einer riesig wirkenden Sonne, die in einem kräftigen rot-orange strahlte. An einigen der Bäume hingen eigentümliche Früchte, die er kurz mit zusammengekniffenen Augen anstarrte, bevor er entschlossen - und jederzeit bereit, das Stück auszuspucken - in eine hineinbiß. Davon sah er allerdings ab. Etwas so Schmackhaftes konnte einfach nicht giftig sein. Oder wenn doch, dann war es ihm egal.
Hungrig stopfte er eine weitere der Früchte in sich hinein.

Wäre da jetzt noch eine Herde Schäfchen und ein Pfeife rauchender Schäfer gewesen, hätte er gedacht, er wäre in einem naiven Bild der Romantik angekommen. Als er schließlich einen kleinen Bach fand, der munter über zwischen den Hügeln durchplätzscherte, begann er langsam, seine Umgebung ziemlich kitschig zu finden.. Im Stillen war er allerdings dankbar, daß er nicht in irgendeiner Wüste oder einem Bild von Dali gelandet war. Es gab keine zerlaufenden Uhren und keine stelzenbeinigen Elefanten.
Amüsiert von seinen künstlerischen Betrachtungen begann er fröhlich zu pfeifen. Dann machte er halt Landurlaub.



Die Sprache, die sie benutzten, klang wie altertümliches Deutsch, allerdings durchsetzt von merkwürdig klingenden Wörtern, deren Bedeutung sich nicht wirklich erschloß, und die Grammatik hätte jedem Deutschlehrer schlaflose Nächte beschehrt. Trotzdem konnte Jens fast alles verstehen.

Er war dem Bach gefolgt, weil er irgendwo mal gelesen hatte, daß das die einfachste Möglichkeit war, menschliche Ansiedelungen zu finden. Gab es hier überhaupt welche? Keine Strommasten waren sichtbar, kein Kondensstreifen am Himmel.
Er war nicht sicher, ob es nun gut wäre oder eher nicht, wenn er auf Menschen stieß. Er hoffte einfach, daß wer auch immer diese Landschaft bewohnte, freundlich gestimmt war. Und dann, als er die Flanke eines der Hügel, die höher waren, als sie vorher ausgesehen hatte, herumging, stand er plötzlich einer kleinen Gruppe Menschen gegenüber.
Als er sie zu Gesicht bekam, wurden seine Zweifel noch verstärkt, trotzdem ging er weiter auf sie zu. Sein linkes Bein knickte plötzlich zusammen, als das Ende eines Speerschaftes hart unter seine Kniescheibe traf und er taumelte zu Boden. Ein Fuß drückte sich in seinen Nacken, ließ ihn hilflos zappeln. Ein weiterer Tritt traf seine Seite. Jens zwang sich, still liegenzubleiben, weil er es sowieso zwecklos gewesen wäre, Widerstand zu leisten.

Er versuchte sich noch einmal kurz zu wehren, als seine Hände auf den Rücken gebogen und gefesselt wurden, aber der sich verstärkende Druck des Fußes, der immer noch sein Gesicht in den Schlamm preßte, ließ die Gegenwehr im Keim ersticken. Eine Schlinge wurde um seinen Hals gelegt und eine Hand ruckte auffordernd daran.
Mühsam rappelte sich Jens auf und als er in die Gesichter sah, traf ihn ein Schock. Die Leute, die ihn gefangen hatten, waren allesamt Frauen. Und, wie er sich eingestehen mußte, auch noch sehr gutaussehende, zumindest, wenn man sich eine gewisse Schmutzschicht und einen harten Ausdruck in den Augen wegdachte.
Aber er hatte nicht viel Zeit, nachzudenken, denn ein Stoß traf seinen Rücken, zusammen mit dem Befehl: "Los!", worauf sich die ganze Gruppe in einen langsamen Trab fallen ließ, den Jens zunächst mühelos mithalten konnte. Als er nach einigen Minuten begann, stoßweise zu atmen und ihm der Schweiß in die Augen lief, ohne daß er die Möglichkeit gehabt hätte, ihn mit seinen gefesselten Händen abzuwischen, während die Frauen unberührt schienen, begann er - durchaus richtig - zu vermuten, daß sie dieses Tempo stundenlang durchhalten konnten. Langsam ermüdend beobachtete Jens, wie die Frauen immer wieder einen kurzen kritischen Blick zum tiefblauen Himmel warfen.

Nicht viel später stolperte er das erste Mal. Würgend zog sich die Schlinge zu, brachte ihn erst recht aus dem Gleichgewicht und ließ ihn zu Boden taumeln. Er wälzte sich herum und stöhnte: "Ich kann nicht so schnell", zusammen mit einem Gesichtsausdruck, der wie er hoffte, mitleidheischend war.
Das Gesicht, über das sich eine breite Narbe zog, die auf der Wange anfing und in einer weißen Strähne in den schwarzen Haaren verschwand, kniff die Augen zusammen und machte eine simple Feststellung: "Du mußt." Dann packten zwei der Frauen ihn und zerrten ihn hoch. Etwas zischte und brannte dann wie Feuer auf seinem Rücken. Jens brauchte einen Moment, bis er verstand, daß es sich um einen Peitschenhieb handelte.
Schreiend wand er sich unter den folgenden Hieben, und als die Gruppe wieder loslief, war er hochmotiviert, mitzuhalten, zumal die Narbige hinter ihm ab und zu die Peitsche knallen ließ. Plötzlich rief eine Frau ein Wort und die gesamte Gruppe warf sich in einige Büsche. Ein primitives Messer preßte sich gegen seine Kehle und jemand zischte in sein Ohr: "Still!"
Die Frauen suchten zwischen den Zweigen hindurch den Himmel ab und Jens konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, daß sie sich ängstlich duckten. Eine riesiges geflügeltes Tier flog über ihnen her, wendete, flog zurück. Und im Gegensatz zu der vorhergehenden Nacht hatte Jens dieses Mal Gelegenheit, es genauer zu sehen und spähte aufmerksam zwischen den Blättern hindurch. Die fledermausartigen Flügel, der lange Schwanz, der in einer breiten Spitze auslief, das grausame Gebiß ließ keinen Zweifel. Wenn es jemals einen gegeben hatte, dann war dies ein Drache.
Der Schatten fiel auf sie und eine der Frauen wimmerte leise. Dann war es vorbei und die Narbige stand auf.
Sie kommandierte: "Weiter jetzt!", und ließ die Peitsche knallen.

Als Jens das dritte Mal stürzte, nützte auch die Peitsche nichts mehr. Er wußte, daß er in den letzten Minuten langsamer geworden war, aber er konnte es nicht ändern. Es ging einfach nicht mehr..
Wütend starrte ihn die Narbige an und befahl dann eine Pause. Schnell ließen sich die Soldatinnen zu Boden in das Gras fallen und genossen die Sonne. Einzig die Narbige starrte ihn noch einen Moment stumm an, drehte sich dann um, bellte ein paar Befehle und verschwand dann.
Als sie wiederkam, hielt sie ihm einen Wasserschlauch an den Mund. Gierig und dankbar trank er, und öffnete den Mund, als sie ihm etwas zu essen hinhielt. Mühsam versuchte er zu kauen, scheiterte aber an dem knochenharten und völlig versalzenen Trockenfisch. Es gelang ihm nicht einmal, ein Stück abzubeißen. Er würgte und drehte den Kopf weg.
Seufzend biß die Narbige in den Fisch, nahm nach einigen Sekunden das weichgekaute Stück aus dem Mund und hielt es ihm auffordernd hin. Seine erste Reaktion war Ekel, aber dann obsiegte das Bedürfnis, Nahrung aufzunehmen. Erst widerwillig, dann gierig kaute er. Als sie ihm das nächste durchgekaute Stück vor den Mund hielt, zögerte er keinen Moment und meinte, den Anflug eines Lächelns auf ihrem Gesicht wahrzunehmen.
"Wie heißt du?" Ihre Frage traf ihn ziemlich unvorbereitet.
"Jens, Jens Schmidt." Dann stellte er die Gegenfrage: "Und du?"
Der Eindruck des Lächelns vereiste. "Decurio Naja Radokov."

Jens Verwirrung war grenzenlos und seine Gesichtszüge entgleisten. Er war gerade drauf und dran gewesen, sich selbst davon zu überzeugen, daß seine Umgebung zwar anders aber immerhin real war. Sie hieß genauso wie die Frau, von der er seit Monaten seiner Mutter vorflunkerte, daß er mit ihr zusammen war.
Psychotische Phase, Paranoia, Demens, was auch immer. Wie pervers mußte er sein, sich eine derartige Frau zusammenzuphantasieren? Er krümmte sich und begann hyterisch zu lachen, dann wurde es schwarz vor seinen Augen.

Er schrie erschreckt von dem Stich auf. Eine Krankenschwester beugte sich über ihn, zog eine Spritze in seine Armbeuge. Panisch versuchte er den Arm wegzuziehen, aber seine Hände waren mit weichen und unnachgiebigen Fesseln an die Bettgitter gebunden. Sie sah ihn ernst an: "Nur ruhig, gleich geht es uns besser..."
Jens ließ seinen Kopf zurück auf das Kissen sinken, bewunderte den Nachttisch, dahinter das Fenster ohne Griff mit den verschnörkelten Gittern, während die Droge ihn in ein warmes Rauschen hüllte. Er war zuhause...

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Nachtigall
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fatal error in reality.sys - reboot universe (Y/N)?

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  Re: Versetzt Datum:22.07.04 08:23 IP: gespeichert Moderator melden


Hoppla.

Butterfly, was immer daraus noch wird (Du hast eingangs geschrieben, das würde eine längere Geschichte werden), es ist verwirrend, irreführend und klasse geschrieben. Mit anderen Worten: toll!!

Ich bin es gewohnt, beim Lesen mitzudenken, aber Du hast das gleiche Talent, mir das abzugewöhnen und mich zum reinen Konsumieren zu verführen wie Terry Pratchett... köstlich.

Liebe Grüße
Anja
... sehr glückliche Besitzerin und KH des süßen CD Monika (Gugl-Gugl)

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  Re: Versetzt Datum:22.07.04 13:04 IP: gespeichert Moderator melden


Zumindest wird das "Vorausdenken" zunehmend schwieriger.

Macht aber nichts. Es ist immer noch spannend und (Butterfly-typisch) gut geschrieben.

Why-Not (weiterhin neugierig)


(Diese Nachricht wurde am 22.07.04 um 13:04 von Why-Not geändert.)
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Krefeld


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  Re: Versetzt Datum:22.07.04 19:21 IP: gespeichert Moderator melden


Na was für ein Glück, das ich keine Web Cam auf meinem PC habe... Das dumme Gesicht, das ich beim Lesen des letzten Absatzes gemacht habe, hätte wohl einige Todesopfer durch Lachen gekostet.

Toll geschrieben, ich war mittendrin statt nur dabei.
Hoffentlich geht die Geschichte noch weiter bzw fängt gerade erst an.

Gruß
Marcus
Erst ins Hexchen verschossen, dann von Ihr verschlossen! ...und total von Ihr verzaubert...und mittlerweise auch verheiratet !!!!!
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  Re: Versetzt Datum:23.07.04 21:37 IP: gespeichert Moderator melden


Teil 4
Eine heftiger Stoß weckte ihn aus seinem Dämmerzustand. Eine befehlsgewohnte Stimme rief: "Aufstehen. Die Pause war lang genug." Er wurde von zwei der Soldatinnen hochgezogen, die ihn stützten, während er versuchte, mit dem Marschtempo Schritt zu halten.
Wieder und wieder murmelte er vor sich hin: "Es ist nicht real.... nicht real... muß aufwachen... ich muß aufwachen..."
Als sie in dem befestigten Städchen ankamen, das sich an die Flanke eines steilen Hügels drückte, war er tödlich erschöpft und hatte für nichts mehr Augen. Er widersetzte sich nicht einmal, als sie ihn in ein düsteres Verlies zerrten, seine Hände losbanden und seine Linke mit einer breiten eisernen Manschette an die Wand schlossen.
Jens schloß die Augen, versuchte verzweifelt aufzuwachen, zurück in die Irrenanstalt, in der er zweifellos war, sein mußte, sein wollte, aus der sein ausgeflippter Verstand ihn in diese unerträgliche Scheinrealität katapultiert hatte.

Etwas weckte ihn. Er wußte nur noch, daß er von einem riesigen Drachen geträumt hatte, und daß der Traum nicht von Angst erfüllt gewesen war, sondern von Freude. Es war dunkel und er mußte überlegen, wo er war.
Stroh raschelte und ein Schatten schob sich vor das schmale Fenster, hinter dem, wie zum Hohn ein Blick auf den blauen Spiralnebel möglich war. Jens setzte sich auf und rief leise: "Wer ist da?"
Schnelle Schritte raschelten durch das Stroh und eine Hand legte sich zielsicher auf seinen Mund. Offenbar konnte die andere Person viel besser im Dunkeln sehen als er.
Eine Stimme flüsterte: "Leise. Du weckst sonst die Wächter!"
Als die Hand weggezogen wurde, beharrte er auf seiner Frage: "Wer ist da?"
"Ich bin Masjah... ", flüsterte sie in sein Ohr, ließ ihre kühlen Finger durch sein Haar gleiten, an seinem Körper hinunter.
Als ihre Hand über die Striemen glitt, sog er schmerzerfüllt die Luft ein. Dann berührten ihre Lippen seine und verwandelten den Schmerz in reine Lust. Fordernd griff seine Hand nach ihr, verlangte mehr. Ihre Lippen glitten über seine Wange, an seinen Hals, während ihre andere Hand in seine Hose glitt. Bei dem, was sie ertastete, gab sie einen zufriedenen Laut von sich, griff seine Rechte und schloß eine zweite Manschette um sein Gelenk, die mit einem leisen Klicken zuschnappte.
Bei dem, was sie gleichzeitig zwischen seinen Beinen tat, ging das protestierende Geräusch, das er von sich geben wollte, in einem lustvollen Stöhnen über. Ergeben, hoffend auf mehr, sich ausliefernd, spreizte er seine Beine. Ihre Lippen berührten erneut seine und ihr Körper schmiegte sich an ihn. Bittend um mehr warf Jens mit geschlossenen Augen den Kopf zurück.
Etwas raschelte, dann ein trockenes Knacken. Masjah begann, unkontrolliert zu zucken, dann wurde sie mit einem Ruck von Jens heruntergerissen und in eine Ecke geworfen. Schritte verschwanden und eine der Frauen aus dem Trupp vom Nachmittag kehrte mit einer Fackel zurück, bog mit einer Hand seinen Kopf zurück, inspizierte seinen Hals, atmete dann sichtlich auf.

Er versuchte sich zu wehren, fragte: "Was soll das? Ich bin in Ordnung!", wurde wütend, starrte sie an, fauchte dann: "Außer dem, was ihr mir angetan habt!"
Verletzt zuckte die Frau zurück. Dann sah sie ihn mit einer Mischung aus Wut und Geringschätzung an. "Oh, Entschuldigung. Wolltest du dich lieber weiter mit diesem Nachtwandler", eine Geste deutete auf das zusammengesunkene Häuflein, das in der Ecke der Zelle lag, "unterhalten? Ich bin sicher, das Vergnügen wäre ganz auf ihrer Seite gewesen."
Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck ging sie hin und drehte den Leichnam um, hielt die Fackel vor das Gesicht, dem die flackernde Fackel einen dämonischen Ausdruck verlieh. Entsetzt sah Jens den Mund, der im Todeskampf die messerscharfen Fänge freigelegt hatte, die Finger, die in nadelscharfen Krallen ausliefen.
Die Frau, als sie sicher war, daß Jens gesehen hatte, was er sehen sollte, ließ das Wesen fallen.
Jens atmete tief durch, überwand sich dann: "Ich muß mich wohl entschuldigen."
Wortlos sah die Frau ihn einige Sekunden an, antwortete dann: "Es ist meine Aufgabe, dich zu beschützen, bis die Seherin dich in Augenschein nehmen kann. Mein Name ist Tia."
Dann drehte sie sich um und ging zu der Tür.
Seherin? Jens sagte leise, aber so deutlich, daß sie es verstehen konnte: "Danke, Tia."
Sie blieb kurz stehen, ging dann, ohne sich erneut umzudrehen aus der Zelle.

Jens schlief alles andere als gut, mit dem Leichnam des Vampirs, wie er bei sich das Wesen nannte, in der Zelle, schreckte bei jedem Geräusch auf und versuchte mehrfach im Halbschlaf, seine Hände zu befreien. Als die Morgensonne durch das schmale Fenster des Verlieses fiel und er aufwachte, erschien ihm dies alles wie ein Alptraum, aber er hatte beschlossen, daß er wohl mit dieser Realität leben müsse, sei sie objektiv real oder ein Produkt seines Geistes.
Verblüfft beobachtete Jens, wie grauer Rauch von dem Leichnam aufzusteigen begann, der sich in dünnen Fäden aus dem Fenster wand. Schließlich war von dem Nachtwandler nichts weiter mehr über als das schwarze Kleid mit einigen Knochen, die zusehends zerkrümelten.
Die Muskeln in seinem Rücken und seinen Armen begannen zunehmend zu schmerzen, wie auch er versuchte, seine Lage zu verändern. Allerdings stellte er verblüfft fest, daß die Striemen, die die Peitsche auf seinem Rücken hinterlassen hatte, im Gegensatz zum Vorabend überhaupt nicht mehr schmerzten.


Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als die Kommandantin des kleinen Trupps in seine Zelle kam. Sie brachte eine grobe Tonschüssel und einen Krug mit Nahrung mit.
Er räusperte sich und sprach sie an: "Ähm, Decurio, Frau Naja, ich, also..."
Sie zog die Augenbrauen hoch und brauchte einen Moment, bis sie verstand, was er meinte. Dann grinste sie über ihren sittsamen Gefangenen und antwortete: "Wozu glaubst du, liegt das Stroh da?"
"...aber...", antwortete Jens kleinlaut.
Mit einem Seufzen schloß sie die Fesseln auf, begleitet von einer blitzschnellen Geste mit einem Messer, das wie durch Magie in ihrer Hand erschienen war und genauso wieder verschwand, und den eindringlichen Worten: "Versuch keinen Unsinn, sonst wirst du es bereuen".
Das Gesamterlebnis war wenig erfreulich. Naja packte ihn mit festem Griff am Arm und führte ihn auf den kleinen Hof, hinein in ein Häuschen, dessen Zweck offensichtlich war. Ob aus der Tür ein kleines Herz ausgesägt war, ließ sich schlecht beurteilen, weil sie fehlte, genauso wie das Toilettenpapier. Darüber hinaus hatte Naja sich offenbar in den Kopf gesetzt, auch bei dieser Verrichtung ihren Gefangenen nicht aus den Augen zu lassen. Trotzdem mußte dem Drang genüge getan werden und er zog beschämt seine bereits ziemlich zerschlissene Hose herunter.
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  Re: Versetzt Datum:24.07.04 17:13 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Butterfly,

schön, wieder eine Story von dir lesen zu können. Sie macht natürlich Appetit auf mehr, wie könnte es bei dir auch anders sein...

Liebe Grüsse
die Träumerin
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  Re: Versetzt Datum:26.07.04 19:44 IP: gespeichert Moderator melden


Teil 5


Jens ging ein paar Schritte auf dem Hof hin und her, unter den wachsamen Augen von Naja und zwei der Frauen aus ihrer Truppe. Der Hof war von einer Mauer umgeben, die er auf gut drei Meter Höhe schätzte, mit einer Brustwehr. Die ganze Anlage machte den Eindruck, daß sie nicht nur dazu diente, Leute nicht herauszulassen, sondern sich auch verteidigen ließ. Eine Art Fluchtburg für die Bewohner des Ortes?
"Wo bin ich hier? Und warum habt ihr mich gefangen genommen?"
Naja zögerte kurz, dann stellte sie eine Gegenfrage, winkte dabei mit einem scheuen Ausdruck in den Augen in eine nicht näher definierte Richtung: "Du bist von... drüben... von der anderen Seite, stimmts?"
Jens nickte, schüttelte dann den Kopf. "Ich weiß nicht, was du meinst."
"Du kennst keinen Nachtwandler, du fürchtest dich nicht vor den Drachen, du sprichst eine eigenartige Abwandlung unserer Sprache. Und... Aber egal. Du kommst aus der anderen Welt."
Jens schwieg, aber seine Augen sprachen Bände.
Naja nickte. "Gut, du willst nicht darüber reden. Wir haben dich gerettet. Die anderen hätten dich nicht so gut aufgenommen. Sie hätten dich ausgesaugt, in mehr als einer Hinsicht. Es tut mir leid, daß ich so harsch sein mußte, daß ich dich so treiben mußte. Wenn wir ihnen in die Hand gefallen wären...". Sie schwieg, mit einem schmerzerfüllten Ausdruck in den Augen. Trotzdem hatte Jens den Eindruck, daß ihre Entschuldigung nicht völlig ernst gemeint war, dass das nicht alles war.
"Und was passiert jetzt mit mir? Ihr habt mir nicht mal meine Rechte vorgelesen und wann werde ich meinem Haftrichter vorgeführt?"
Naja sah ihn verwirrt an: "Ich weiß nicht, was du meinst. Komm, ich bringe dich in die Zelle zurück."
"Das alles ist natürlich nur zu meinem Schutz. Vor den anderen, stimmts?". Sein Zynismus war völlig verschenkt.
Ihre Stimme war sehr bestimmend, als sie: "Genau", sagte. Dann griff sie nach seinem Arm, schob ihn vor sich her. Jens leistete keinen Widerstand, da er sich sicher war, daß er im Ernstfall kaum eine Chance gehabt hätte, zu entfliehen.

"Aber müßt ihr mich dafür einsperren?", versuchte er das Gespräch wieder aufleben zu lassen. "Oder mich auch noch an die Wand fesseln? Wenigstens darauf können wir doch verzichten..."
Das Lächeln, das schon fast an ein Grinsen grenzte, verwandelte ihr Gesicht vollkommen. Jens schoß durch den Kopf, daß sie trotz der Narbe eine wunderschöne Frau war. Sie antwortete mit hochgezogenen Augenbrauen: "Aber ich habe doch nur eine Hand gefesselt. Und als der Nachtwandler deine andere Hand gefesselt hat, schienst du wenig dagegen gehabt zu haben. Zumindest hat Tia keinen Protest von deiner Seite gehört, obwohl sie direkt vor der Tür Wache gehalten hat." Jens lief knallrot an. Er versuchte nicht, zu antworten.
Umso peinlicher war es ihm, daß Naja, kaum daß sie die Zellentür von innen zugezogen hatte, ihn in den Arm nahm.
"Ich mag dich... du bist", und es folgte ein ihm unverständliches Wort. Dann gab sie ihm einen langen Kuß, manövrierte ihn hinüber zu dem aufgeschütteten Stroh, wo er die Nacht verbracht hatte, legte ihn galant auf den Rücken, löste schwer atmend die Riemen, die ihr Mieder hielten.
"Was...", weiter kam er nicht, bevor ihre Lippen seine verschlossen. Er konnte nicht umhin, sein Körper reagierte mehr als heftig, als sie sich an ihn preßte. Zärtlich küßte sie seine Handflächen und schloß die eisernen Manschetten erst um sein eines, dann um das andere Handgelenk. Dann setzte sie sich wieder auf ihn, begann sich langsam auf und ab zu bewegen.
Etwas später schmiegte sie sich dann eng an ihn und sah ihm in die Augen: "Siehst du? Ist doch schön, oder?"
Jens konnte nicht umhin, zu bejahen.
Naja lächelte. Dann stand sie auf, ordnete ihre Kleidung. "Ich muß jetzt gehen. Lauf nicht fort..."
Sie ging Richtung Tür, drehte sich dann um und kam zurück. Schnell drehte sie den primitven Schlüssel in den Schlössern der Manschetten, gab Jens einen Kuß auf die Nase und war dann verschwunden.

Sie hatte ihn tatsächlich wieder losgemacht. Leicht zog er seine Hände heraus, stand auf. Er bediente sich an dem Krug und dem eigentümlichen, aber durchaus wohlschmeckenden Brei in der Schüssel, die sie gebracht hatte, dann ging er an das schmale Fenster, von dem aus er einen Ausschnitt des Städtchens sehen konnte. Viele Menschen waren nicht zu sehen und die Dächer einiger Häuser waren eingestürzt. Am Horizont meinte er Wasser zu erkennen. Er nahm den Bestand auf. Das Fenster war nicht vergittert, aber eindeutig zu schmal, als das er dort hätte entkommen können und auch die Tür schien solide, bot von innen keine Angriffsmerkmale und war offenbar verriegelt.
Allerdings fragte er sich, ob er überhaupt entkommen wollte, Naja war zwar eindeutig etwas merkwürdig, aber schien doch unter der harten Schale ganz nett zu sein. Sozusagen, wenn sie nicht im Dienst war.

Am Nachmittag kam Naja wieder. Sie führte Jens in einen Raum, der mit einem Tisch und ein paar Stühlen dekoriert war. Dort wartete bereits eine alte Frau. Sie stellte sich selbst mit leiser aber klarer Stimme als Seherin Irmgard vor. Ohne weitere einleitende Worte begann sie mit ihrer Erzählung.
Sie nannte das Land Ma jana. Schon vor Urzeiten waren Menschen herübergekommen, hatten sich etabliert, hatten sich angesiedelt, vermehrt. Aber es war kein fruchtbares Land, und es gab reißende Tiere wie die Nachtwandler (sie lächelte kurz und wissend), die immer wieder ihren Tribut forderten. Ab und zu, mal mehr und mal weniger, gab es immer noch Menschen, die von drüben, von der Erde herüberkamen. Aber es hatte nie Berichte gegeben, daß jemand den Rückweg gefunden hätte.
Naja war in Ma jana geboren. "Meine letzte Tochter. Ich selbst bin vor wohl fünfzig Jahren von drüben gekommen. Ich war vierzehn und habe mich verlaufen, als ich dem Terrorangriff entkommen wollte. Köln, 1943. Welches Jahr ist drüben?"
Jens rechnete kurz: "2004. Dann feiern sie dieses Jahr ihren 75. Geburtstag."
Sie schwieg einen Moment, dachte offenbar nach. Dann schickte sie Naja weg. Sie ging nur widerwillig.
"Ich habe den Trupps immer gesagt, sie sollen nach Menschen fischen. Erzähl! Was ist geschehen, drüben, in der realen Welt?"
So gut es ihm möglich war, versuchte Jens einen Abriß der wichtigsten Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts zu geben. Die Seherin schüttelte ungläubig den Kopf.
Dann seufzte sie tief. "Soviel Elend, soviel Veränderung. Und wir leben hier isoliert und nichts ändert sich. Außer, daß wir verwahrlosen, das wenige an Zivilisation sich abnutzt und wir den Anderen ähnlicher und ähnlicher werden."
Irmgard schwieg.

Als sie nach ein paar Minuten keine Anstalten machte, weiterzureden, räusperte Jens sich: "Das ist mir alles ein wenig zu theoretisch. Ich will damit sagen, ich verstehe überhaupt nichts."
Die Seherin schwieg einen Moment weiter, so daß Jens zuerst dachte, sie hätte seine Bemerkung nicht gehört, oder wäre beleidigt. Dann sah sie ihn an, offenbar im Widerstreit mit sich selbst. Schließlich seufzte sie und begann zu reden: "Es ist dein gutes Recht, es zu erfahren. Dieses Land ist... anders. Es ist neu, und hier gibt es noch Magie. Aber das Land mag keine Menschen. Wir sind hier", sie stockte, obwohl er den Eindruck hatte, daß sie genau wußte, was sie sagen wollte, "wir sind hier Eindringlinge. Aber gleichzeitig können wir nicht weg. Niemand, der hierherkam, hat den Weg hinüber gefunden. Niemand. Viele werden verrückt. Vielleicht bin ich auch schon verrückt. Oder du."
"Also bin ich nicht der erste, den du triffst?"
Irmgard schüttelte den Kopf: "Nein. Ich sage doch: Viele werden verrückt, weil sie es nicht verkraften. Manche bringen sich dann um. Andere bringen sich um, bevor sie verrückt werden. Und manche gehen zu den Anderen."
Das war jetzt das zweite Mal, daß sie die Anderen erwähnte. Dieses Mal fragte Jens nach: "Wer sind diese Anderen?"
Irmgard sah ihn irritiert an, brauchte einen Moment, bis sie verstand, daß er es wirklich nicht begriffen hatte. Dann legte ein Lächeln einige Zahnstummel frei: "Naja sagte, daß du bereits... recht intime Bekanntschaft mit ihnen gemacht hast."
Jens war peinlich berührt und überrascht: "Die Nachtwandler? Aber..."
Sie nickte: "Ja. Aber du hast noch einen gesehen. Der Drache."
"Aber... das sind doch keine Menschen, das sind doch..."
Interessiert sah Irmgard ihn an, wartete, was er sagen würde. Als Jens nicht weitersprach, nickte sie und sagte: "Ja. Das sind keine Menschen. Nicht mehr. Es sind keine Menschen mehr. Sie haben sich verwandelt. Oder diese Welt hat sie verwandelt. Ich weiß es nicht."

Danach begann Irmgard, ihn über sich auszufragen. Neben vielen belanglosen Dingen stellte sie irgendwann die Frage, mit der er gerechnet hatte. Schon als er verstanden hatte, daß offenbar Exilanten von der Erde hier relativ selten waren, war ihm klargeworden, daß das Wissen, was diese mitbrachten, unter Umständen sehr wertvoll sein konnte. Und als er die primitiven Waffen des Trupps gesehen hatte, war ihm klar geworden, daß er durchaus wertvoll war. Er war in der Geschichte bewandert genug, um durchaus zu wissen, warum Vulcan gehumpelt hatte...
Aber hatte er das Recht, sein Wissen zu verbergen und nicht zum Vorteil der Menschen einzusetzen?
Trotzdem, er zögerte, bevor er antwortete: "Ich bin Maschinenbauingenieur. Meine Fachgebiet ist Metallurgie, und bevor ich auf Maschinenbau gewechselt bin, habe ich einige Semester Architektur und Bauingenieurwesen studiert."
Aus ihrer Reaktion schloß er, daß er heute nacht nicht auf Stroh schlafen würde. Jedenfalls nicht, wenn die anderen Menschen hier nicht auf Stroh schliefen.

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  Re: Versetzt Datum:27.07.04 00:16 IP: gespeichert Moderator melden


*mal einen tiefen Seufzer ausstosse*

Die Geschichte fesselt mich ungemein, Butterfly! Du und deine Stories seid eindeutig ein Gewinn für unser Forum.

Und deine neue Story? Klasse, klasse, klasse. Bitte, bitte mehr davon. Und noch mehr. Du hast ja versprochen, dass sie länger sein wird. Ich freue mich daher auf spannende, aufregende, schmunzelnde Stunden mit dir...

Liebe Grüsse
die Träumerin
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Nachtigall
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fatal error in reality.sys - reboot universe (Y/N)?

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  Re: Versetzt Datum:27.07.04 08:36 IP: gespeichert Moderator melden


Moin Butterfly,

genau was mir gefällt - ich maaaag gut gemachte Fantasy!! Vielen Dank für diese Geschichte, sie ist toll zu lesen.

Herzliche Grüße
Anja
... sehr glückliche Besitzerin und KH des süßen CD Monika (Gugl-Gugl)

***
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  Re: Versetzt Datum:27.07.04 16:59 IP: gespeichert Moderator melden


... danke für die nette Kritik... *freu* ... aber jetzt geht es weiter.

Teil 6
Irgendwann hatte die Seherin Naja wieder in den Raum gerufen und um etwas zu trinken für Jens gebeten. Naja hatte ihn freundlich angelächelt, als sie ihm ein Glas Wein einschenkte. Irmgard hatte ihr erlaubt, in dem Raum zu bleiben.
Wenig später fragte Jens: "Wo sind eigentlich die Männer? Ist es nicht ungewöhnlich, daß ein militärisch organisierter Trupp zur Jagd und Nahrungsbeschaffung nur aus Frauen besteht?"
Die Seherin seufzte erneut: "Also gut. Die ganze Wahrheit, du würdest es ja sowieso schnell herausfinden: Beinah alle Menschen, die hier geboren werden, sind Frauen. In den Jahren seit ich hier bin, ist nur zweimal ein männlicher Säugling geboren worden. Und beide waren...", sie verstummte, setzte dann erneut an: "Wir haben beide beerdigt, bevor sie ein Jahr alt waren."
Naja sprang ein: "Das bedeutet, das alle zeugungsfähigen Männer, die hier sind oder waren, von drüben stammen."
Verwirrt sah Jens sie an und stammelte: "Und wieviele....?"
"Im Moment zwei. Und beide sind so verrückt, daß sie nicht mal mehr ihren eigenen Namen wissen." Ihr Gesicht wurde hart und sie fügte hinzu: "Es wäre eine Gnade, wenn sie...", dann verstummte sie unter dem Blick ihrer Mutter.

Jens schluckte, fragte lieber nicht nach weiteren Details, denn er glaubte, die Idee zu haben.
Plötzlich wurde ihm schlecht. Er würgte, versuchte aufzustehen, aber seine Beine wollten ihn nicht mehr tragen. Er fiel hin und stürzte in einen schwarzen Abgrund.

Er saß in einer Art Sessel, aber irgendetwas war nicht so, wie es sein sollte. Mühsam öffnete Jens die Augen, sah einen weitgehend merkmalslosen Flur an sich vorbeiziehen. Ihm war schwindelig und speiübel. Er versuchte sich umzuschauen, aber sein Nacken war steif und schmerzte höllisch, als er den Kopf bewegen wollte. Seine Gedanken waren zäh wie Honig, neigten immer wieder dazu, auszukristallisieren.
Er mußte sich wohl minimal bewegt haben, denn eine tiefe Stimme kam von hinten, in einem Tonfall als würde der Sprecher nicht mit einer Antwort rechnen: "Na, na, Herr Schmidt, übertreiben sie es mal nicht."
Als der Pfleger den Rollstuhl auf die Terrasse hinausschob, versuchte Jens immer noch verzweifelt, sich bemerkbar zu machen. Aber es gelang nicht. Verzweifelt blieb er unter der kleinen gelben Sonne sitzen.
Eine Träne lief aus seinem Augenwinkel, aber das war wohl nichts Ungewöhnliches.

Der Übergang war nahtlos, geschah innerhalb eines Blinzelns. Er war wieder in seiner Zelle des Verlies. Beide Handgelenke waren zur Wand hin gefesselt, ebenfalls die Fußgelenke, so daß er lang ausgestreckt dalag. Seine Zunge fühlte sich an, als hätte sie jemand als Putzlappen mißbraucht und dann eine alte Wollsocke darübergezogen. Sein Kopf schmerzte höllisch.
Würgend übergab er sich. Naja kam in den Raum, hielt ihm eine flache Schale hin und wischte ihm immer wieder mit einem feuchten Lappen den Mund ab.
Als das Würgen nachließ, sah sie ihn traurig an. "Die Nachwirkungen der Droge sind grausig, ich weiß. Aber bald hast du es überstanden."
"Warum...?"
Ihr Gesicht wurde hart: "Weil du für uns zu wertvoll bist. Wir können dich nicht gehen lassen."
"Aber ich wollte doch überhaupt nicht..."
Sie streichelte sein Gesicht, antwortete: "Ich wünschte, es wäre anders, aber das Risiko ist zu hoch. Du mußt hierbleiben. Wir können nicht riskieren, daß du es dir anders überlegst."
Jens schloß die Augen und drehte den Kopf zur Wand.
Naja respektierte, daß er allein sein wollte und verließ mit einem unglücklichen Gesichtsausdruck die Zelle.

Abends kam eine andere Frau zu ihm. Zuerst wollte er nichts annehmen, aber als sie ihm halb gewaltsam ein süßes Stück einer Frucht in den Mund schob, siegte sein Hunger. Er ließ sich füttern, trank auch gierig den Saft, den sie ihm gab.
Nachdem er fertig war, blieb sie bei ihm, legte sich neben ihn, begann ihn zu streicheln. Das durfte ja wohl nicht wahr sein. Er würde doch nicht... nein. Das würde er ganz sicher nicht.
Nach einigen Minuten wurde sein Kopf leicht, seine Sicht begann zu verschwimmen und ein leises Rauschen in seinen Ohren setzte ein. Und er merkte, daß er unter ihrem Streicheln eine steinharte Erektion bekam. Den Rest konnte er, gefesselt wie er war, nicht verhindern, auch wenn er krampfhaft an möglichst unerotische Dinge dachte. Bei seinem Orgasmus rotierten Feuerräder am Rand seines Sichtfeldes. Und nach dem dritten Mal wurde er bewußtlos.

Am nächsten Morgen weckte ihn Naja. Jens stellte fest, daß er nicht mehr gefesselt war, aber so schwach, daß er kaum aufstehen konnte.
Polternd setzte sie die Schale mit seinem Frühstück und den Krug Wasser, den sie gebracht hatte ab.
Gespielt fröhlich, mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen fragte sie: "Und? Hattest du Spaß, gestern abend?"
Jens schüttelte den Kopf. Er war noch nicht dazu gekommen, sich Gedanken zu machen, und er sagte wahrheitsgemäß: "Es war eine Vergewaltigung. Ich wollte nicht... Wie könnt ihr so etwas tun?"
Sie hockte sich vor ihn hin: "Es geht ums Überleben. Wir brauchen Nachwuchs, frisches Blut." Sie zögerte einen Augenblick, dann berührte sie ihn an der Schulter, flüsterte: "Du hast heute frei. Trink dich satt. Morgen wirst du nur Karusaft bekommen."
Jens sah sie aus großen Augen an. Naja nickte, bestätigte seine Vermutung: "Morgen ist Maria dran."
"Aber... aber ich will nicht. Niemand kann mich zwingen!"
Naja schüttelte den Kopf: "Oh doch. Wir können."
Sie ließ ihn mit seinen Gedanken allein.

Sie konnten ihn zwingen. Schon am Abend war Jens ziemlich hungrig und durstig, aber das eigentümliche Gebäck, was sie ihm brachten, verschlimmerte seinen Durst nur noch. Und natürlich bekam er nichts zu trinken.
Am nächsten Nachmittag kamen vier Frauen, packten ihn ohne viel Worte und fesselten ihn erneut. Er versuchte zwar, sich zur Wehr zu setzen, hatte aber keine Chance. Sie zwangen ihn, den Saft zu trinken, dann blieb eine bei ihm. Als sie sich glücklich lächelnd von ihm herunterwälzte, war Jens wütend, auch wenn er sich alle Mühe gab, seine Wut zu verbergen.
Maria ging.
Als wenig später Naja kam, hatte er immer noch eine Erektion. Sie war sie ziemlich gereizt und herrschte ihn an: "Es macht dir Spaß, stimmts?" Sei versetzte ihm einen leichten Tritt. "Du kannst so viele Frauen haben, wie du willst. Sie stehen Schlange, um deinen Samen aufzunehmen. Und du? Du genießt es. Du bist nicht wert, das ich mit dir rede."
Jens fauchte sie an: "Dann laß es doch einfach!", drehte dann den Kopf zur Wand.
"Arschloch!"
Trotzdem schloß sie pflichtbewußt seine Fesseln los.

Als sie die Zelle verlassen wollte, sprang Jens sie von hinten an. Er legte seinen linken Arm um ihren Hals und drückte zu, während er schmerzhaft ihren rechten Arm verdrehte. Der Kampf dauerte nicht lange. Ihre Gegenwehr wurde schnell schwächer, bis sie schlaff in seinen Armen hing.
Jens schleifte sie zu seinem Lager, schloß die Fesseln sorgsam um ihre Hand- und Fußgelenke, dann begann er sie zu ohrfeigen.
Als sie die Augen aufschlug, riß er ihr Kleid auf. "Genießen?", eine erneute Ohrfeige, "Genießen? Gut. Dann findest du das bestimmt auch schön." Er biß sich auf die Lippen, als sie zu schluchzen begann. Besitzergreifend griff er zwischen ihre Beine, drängte mit seinem Knie ihre zusammengepreßten Knie auseinander. Boshaft zischte er sie an: "Gefällt dir das? Macht das Spaß?
Dann ließ von ihr ab, setzte sich neben sie, löste ihre Fesseln. Reflexhaft zog Naja ihre Beine an den Körper, verbarg das Gesicht in den Händen.
Jens ließ sie gehen. Er war sicher, ihr genug zu denken gegeben zu haben.

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träumerin




  Re: Versetzt Datum:27.07.04 17:46 IP: gespeichert Moderator melden


Oh Butterfly,
was für eine faszinierende, furchtbare Fortsetzung. Klar, es geht den "Damen" ums Überleben. Aber...darf man alles, was man kann

Diese Frage sollte wohl öfter auch im Hier und Jetzt gestellt werden.

Bin schrecklich neugierig auf Mehr!

Die Träumerin
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Krefeld


You have two choices; take it or leave it !!

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  Re: Versetzt Datum:27.07.04 21:28 IP: gespeichert Moderator melden


Jaja, so sind Frauen eben, wollen vom Mann immer nur das beste: Geld und S..men; und wenn se alles haben, heißt es: Du hattest ja Deinen Spaß!!!!

( So, auf das sich mein Postfach fülle )

Nee, mal ehrlich, tolle Geschichte und guter Ansatz von Jens, sich als mehr als nur als Samenspender zu verkaufen.

Schreib bitte weiter, aber schnell...

Grins
Marcus

Erst ins Hexchen verschossen, dann von Ihr verschlossen! ...und total von Ihr verzaubert...und mittlerweise auch verheiratet !!!!!
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  Re: Versetzt Datum:29.07.04 08:33 IP: gespeichert Moderator melden


Teil 7

Jens selber hatte wenig zum Nachdenken, aber umso mehr zum Grübeln. Er brauchte sehr lange zum Einschlafen.
Als die Zellentür am frühen Morgen aufging wachte er sofort auf. Naja sah ihn an, auf ihrer Unterlippe kauend.
Schließlich trat sie einen Schritt in die Zelle, zögerte.
"Du machst sowas nicht wieder...", sie war selber nicht sicher, ob das eine Feststellung war, um sich selbst zu beruhigen oder eine Frage.
Jens schüttelte den Kopf.
Trotzdem hielt sie eine gewisse Fluchtdistanz ein, traute sich nicht in Greifnähe. Dann biß sie sich wieder auf die Lippe, druckste herum, hatte Mühe, die richtigen Worte zu finden. Schließlich kam es heraus: "Ich kann verstehen, daß du dich unfair behandelt fühlst."
Mühsam unterdrückte Jens ein höhnisches Auflachen. Unfair behandelt. Das waren nicht exakt die Worte, die er verwendet hätte. Trotzdem schwieg er, wartete ab, was noch kommen würde.
"Ich kann es nicht ändern. Es.... Wir machen das schon immer so."
Jens schüttelte erneut den Kopf. "Das stimmt nicht. An dem Tag, da hast du hattest mich zwar gefesselt, aber das war nicht gegen meinen Willen. Ich war verwundert, aber..."
Er lächelte sie an, fuhr dann fort: "Verstehst du nicht?"
Naja nickte. Dann biß sie sich erneut auf die Unterlippe. "Doch. Aber ich werde das den anderen nicht erklären können. Jetzt haben wir einen Mann, und ich will ihn allein haben? Sie würden mich ausstoßen. Es muß sein. Es gibt keinen anderen Weg."
Jens sah so unglücklich aus, das Naja sich vor ihn hinkniete und seinen Kopf in ihre Hände nahm. Sie küßte ihn, dann sagte sie: "Vielleicht kann ich dich für einen Moment glücklich machen."
Wenig später stöhnten beide gehetzt, aber ohne wirklich bei der Sache zu sein.

Am nächsten Tag war Gudrun dran. Ohne Widerstand zu leisten, ließ Jens sich fesseln, ließ sich den Saft einflößen, versuchte mit geschlossenen Augen die Ereignisse so gut es ging zu ignorieren. Dummerweise schien er dabei an Gudrun an die falsche Person geraten zu sein. Sie herrschte ihn an: "Wirst du wohl aufhören, toter Mann zu spielen?"
Schließlich begann sie, auf ihn einzuschlagen. Seine Schmerzensschreie schienen sie erst recht in Rage zu versetzen. Dennoch tat die Reibung irgendwann das Übrige. Als er endlich soweit war, weinte er hemmungslos.
Gudrun ging ohne weitere Worte, versetzte ihm zum Abschied aber noch einen Tritt in die Rippen.
Als Naja kam und ihn trotz seiner schwachen Abwehr tröstend in den Arm nahm, fragte er sie schließlich: "Waren die anderen schon verrückt, als ihr angefangen habt, sie so zu behandeln, oder sind sie erst dadurch verrückt geworden?"
"Ich... ich weiß es nicht.", wand sie sich unter seinem Blick. "Wirklich... du mußt mir glauben. Schon als Mädchen, als ich noch ein Kind war, waren sie..."
Jens nickte: "Ich glaube dir.", Dann zuckte die Schultern und verzerrte wegen seiner geprellten Rippen vor Schmerz das Gesicht. "Bitte laß mich jetzt alleine."
"Ich muß mich erst um dich kümmern", wies sie ihn ab. Dann begann sie, eine Salbe auf seinem Körper zu verreiben. "Du hast lauter blaue Flecken. Das muß doch weh tun."

Am nächsten Tag schaute eine andere Frau nur zweimal kurz herein, um Jens etwas zu essen zu bringen. Sie war sehr wortkarg und als er sie ansprach behandelte sie ihn wie Luft.
In der Nacht wachte Jens auf, ohne zu wissen, warum. Plötzlich hörte er ein leises Rascheln. Ratten? Bisher hatte er keine gesehen und war dankbar, das diese Welt scheinbar mit derlei Ungeziefer nur dünn gesäht war.
Es schien bewölkt zu sein, trotzdem konnte er schwach sehen, wie ein Schatten das Fenster verdeckte. Jens gab einen erschreckten Laut von sich.
Eine Stimme zischte: "Leise, sonst weckst du die Wachen!"
Jens tastete möglichst geräuschlos im Stroh herum: da hatte doch irgendwo ein Stein gelegen. Dann schloß sich seine Hand darum. Er atmete auf und setzte sich hin, diesmal würde ein Nachtwandler ihn nicht wehrlos finden.
Zu seiner Erleichterung flüsterte die Gestalt, die sich auf ihn zutastete allerdings: "Ich bin es. Naja. Bitte sei leise. Und laß den Stein unten."
Offenbar übertraf ihre Nachtsicht seine bei weitem, denn er konnte immer noch nichts erkennen.
"Steh auf und zieh das an. Und dann komm mit. Und kein Wort."

Im Dunkeln war es alles andere als leicht, mit den unbekannten Anziehsachen klarzukommen. Schließlich half Naja ihm seufzend und mit schlafwandlerischer Sicherheit. Die Kleidung schien aus Leder zu bestehen. Selbst einfache Schuhe waren dabei, die vermutlich viel stabiler waren, als die, die den Weg hierher nicht überstanden hatten.
Die Flucht gelang leicht, wenn auch Jens mehrfach über Hindernisse stolperte, die er in dem schwachen Licht einfach nicht sah. Beim dritten oder vierten Mal, daß er sich stieß und leise fluchte, fuhr Naja ihn an: "Meine Güte, du bist ja blind wie ein Maulwurf!".
Jens enthielt sich eines Kommentars. Er konnte wirklich nichts sehen. Schließlich nahm sie ihn an die Hand und flüsterte ihm zu: "Mach die Augen zu und vertrau mir."
Leicht gekränkt folgte er ihr. Schließlich konnte er ja nichts dafür, daß drüben die Sonne heller schien. Wahrscheinlich waren seine Augen wirklich weniger empfindlich als ihre. Er kicherte leise bei dem Gedanken, mit Naja drüben eine Gletscherwanderung zu machen.
Aber tatsächlich mußte er feststellen, daß alles leichter ging, als er nicht mehr versuchte, die vagen Eindrücke, die sein Gesichtssinn ihm vorgaukelte zu interpretieren, sondern ihr einfach folgte.

Er konnte schemenhaft seine Umgebung erkennen, als sie die Festung und das kleine Städtchen verlassen hatten. Scheinbar gab es hier etwas mehr Licht. Er blieb stehen und jetzt wagte er auch sie anzusprechen: "Wohin gehen wir?"
Im Dunkeln konnte er ihren Gesichtsausdruck nicht richtig erkennen, als sie ungeduldig und gereizt antwortete: "Ein kleiner Nachtspaziergang zur allgemeinen Erbauung, was denn sonst?"
Dann hörte er, wie sie einmal tief durchatmete. Sie korrigierte sich: "Tut mir leid. Du kannst nicht wissen, was in den letzten Tagen alles passiert ist. Aber jetzt komm weiter. Ich erkläre es dir."
Als sie weitergingen begann sie zu erzählen, was in den letzten Tagen in ihrer kleinen Gemeinschaft geschehen war...

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