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bluevelvet |
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:23.07.04 13:17 IP: gespeichert
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Guten Mittag, Penthe,
aus deiner Kritik an besagtem Gedicht nehme ich `mal Folgendes mit: Derartige Gedichte berühren offenbar nur die, die selbst keine Probleme mit Alkohol und Raserei haben. Und diejenigen, die saufen, rasen etc. werden davon nicht berührt oder sind, weshalb auch immer, gegen jede Kritik, jeden Appell oder sonstwas immunisiert. (Wenn, wie bei der Industrie, noch Geld mit im Spiel ist, glaubt man sich Gewissensbisse ohnehin "nicht leisten" zu können.)
Ich glaub dir sofort, dass du mit moralischen Appellen in der praktischen Arbeit kaum jemanden erreichst - entspricht auch meiner Erfahrung; wenn aber jemand nach 6 Wochen anfängt, den Mist, den er macht, einzusehen, ist sicher auch ein moralischer Anteil mit dabei.
Grundsätzlich betrachtet macht sich heute ohnehin eine moralische Gleichgültigkeit breit, die, abgesehen von fatalen Vorbildern u. a. in den Medien, m. E. vor allem auf 2 Erziehungsversäumnisse zurückzuführen ist, 1. der fehlenden Erziehung zur Höflichkeit (als zu moralischem Verhalten hinführend) und 2. dem Versäumnis, Kinder und Jugendliche zum Sich-Hineinversetzen in andere anzuhalten ("Wie fändest du es, wenn jemand dir ..." - letztlich die Goldene Regel).
Fröhlich-freundliche Grüße (Habeo feriae!)
Bluevelvet
(Diese Nachricht wurde am 23.07.04 um 13:17 von bluevelvet geändert.) Hier könnt ihr Bücher und Filme vorstellen!
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Gast
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:23.07.04 13:50 IP: gespeichert
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Lieber Andy, Für mich stehen zwei Sachverhalte hier völlig getrennt nebeneinander
1. Ich finde dieses Gedicht amerikanisch-oberflächlich und kitschig-unangenehm 2. Ich bin gegen Alkoholmissvrauch - und das nicht nur am Steuer.
Andernorts habe ich es schon einmal erzählt: ich bin ehrenamtliche Suchthelferin in der Diakonie und leite in einem benachbarten Landkreis in dieser Funktion Selbsthilfegruppen für alkoholgefährdete und alkoholabhängige Menschen. Rund 60% davon sind zwangsweise in meiner Gruppe. Sie haben ihren Führerschein abgeben müssen, und bekommen ihn nach den Anforderungen der MPU erst wieder, wenn sie die regelmäßige Teilnahme in einer solchen Gruppe nachgewiesen haben. Sie sind fast durchgängig wie hartes Granit, wenn sie neu in die Gruppe kommen, ohne jedes Unrechtsbewusstsein. Sie wüten gegen die Polizei und beklagen die Ungerechtigkeit des Lebens, weil gerade sie in eine Verkehrs-Kontrolle geraten sind, während wirkliche Verbrecher frei herumlaufen ... wirklich jeder außer ihnen scheint an ihrer Lage schuld zu sein, und ich als Gruppenleitung bin die böse böse Frau, von deren Expertise ihre Chance abhängen wird, den Führerschein neu zu erhalten.
Und dann plötzlich, meistens so nach 6 Wochen,kommt durch den Eigenmechanismus bestimmter gruppendynamischer Prozesse ein erster zarter Bezug zu der eigenen Person zustande, ein allmähliches *Sichaufmachen*, ein zaghaftes *MirgehtesnichtgutmitmeinemAlkohol*, eine erste Erkenntnis :*Ich habe ein Problem*. Erst ab dieser Minute hat man einen Zugang zu diesem Menschen gefunden, erst ab jetzt ist Hilfe möglich, denn erst jetzt wird er sich auch unangenehmen Erkenntnissen öffnen und ist bereit, neu zu lernen.
Würde ich meiner Gruppe dieses Gedicht vorlesen, gingen sofort alle Klappen herunter, da bin ich mir sicher ... aus Scham, aus Abwehr, aus Aggression. Das Gedicht kriminalisiert, verurteilt moralisch, macht menschlich nieder ... aber es hilft keinen Millimeter praktisch weiter. Es wird abprallen,aus reinem Selbstschutz.
Die Finger vom Alkohol (und damit auch vom Steuer) wird jemand nur lassen, wenn er Alkohol als sein eigenes Problem erkannt hat und fühlt, dass er deshalb nicht automatisch auch das letzte Stück Dreck oder ein mieser Verbrecher ist, sondern dass er im weiteren Sinne *krank* ist und sich für diese Suchterkrankung Hilfe holen kann. Das ist ein viel weicherer Weg, als ihm (in manchmal nicht unberechtigt erscheinender) Wut ins Gesicht treten zu wollen, Andy ... aber ich halte ihn nach meiner jetzt 15jährigen Erfahrung für wesentlich effektiver und zielführender. Man kann Menschen ins Abseits treten oder sie zurück holen ... je nach Rachebedürfnis, Wut, Hilflosigkeit, Absicht ... in beiden Fällen wird kein Unfall-Toter wieder lebendig und kein Leid ungeschehen.
Und schließlich noch ein Wort zur Doppelmoral: Am Alkohol verdient der Staat Unsummen, steckt also bei dessen Bekämpfung in einem massiven Interessenkonflikt und verhält sich nicht glaubwürdig.
Und der Testfahrer von Daimler Benz, der eigentlich mit dem allem hier nichts zu tun hat? Auch hier geht die moralische Empörung seltsamerweise nie so weit, dass nicht die mächtige Lobby der Autoindustrie und der von ihnen mitfinanzierten Automobilverbände seit Jahren europaübliche gesetzliche Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 140 km erfolgreich verhindern.
Ein Prozeß mehr : und nichts passiert wirklich. Und ein trauriges Gedicht mehr : und nichts passiert wirklich. Denn wirkliche Änderungen (vor allem im bereich der Prävention) scheinen nämlich gar nicht erwünscht. Und das ärgert mich.
Freundlicher Gruß Penthesilea (Diese Nachricht wurde am 23.07.04 um 13:50 von Penthesilea geändert.)
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:23.07.04 14:09 IP: gespeichert
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Lieber bluevelvet, diese Gedichte berühren natürlich vor allem die, die mit dem Geschehen konfrontiert sind, als Ausdruck der Trauer, des Leids. Und was diesen Bereich betrifft, war mein eigenes Urtei vermutlich einfach auch zu hart, solche Gefühle brauchen keine stilistischen Feinheiten oder eine perfekte Sprache.
Aber als Abschreckung neuer Alkoholdelikte dient dieses Gedicht keinem, das ist meine feste Meinung. Ich weiß, das sie den meisten hier nicht gefällt, aber deshalb allein ändere ich sie bestimmt nicht ab.
Nur weil ich ein Gedicht gräßlich finde, muss ich noch lange nicht den Vorwurf akzeptieren, ich würde Alkohol am Steuer befürworten.
Gruß Penthe
PS: so ... so ... endlich feriae also ...na dann los: rein ins Vergnügen! (Diese Nachricht wurde am 23.07.04 um 14:09 von Penthesilea geändert.)
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bluevelvet |
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:23.07.04 14:15 IP: gespeichert
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Du hast mit deinem Hinweis auf die unmittelbar Betroffenen, die Opfer, natürlich Recht, Penthe. Ich selbst hab mich mehr auf die Breitenwirkung, vor allem in Bezug auf mögliche "Täter", bezogen. Und da hab ich auch Grund zur Skepsis. Leider.
Bis denn Buevelvet
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Story-Writer
Autor von: Das schwarze Gefängnis
Beiträge: 471
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:24.07.04 01:11 IP: gespeichert
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Also....
Ich habe mir nochmal die Mühe gemacht, den ganzen Thread durchzulesen und muß sagen, dass ich mit Dir Penthesilea und mit Dir, Nachtigall zu hart ins Gericht gegangen bin. Nachtigall, Du hast Dir die Mühe gemacht und ne neue deutsche Übersetzung eingebracht, finde ich schon mal super klasse, obwohl der besser übertragene Inhalt im Gegensatz zur vorherigen Übersetzung nichts an der Botschaft ändert, die rüber gebracht werden soll.
Ich habe das Gedicht gelesen und es hat mich emotional bewegt. Nicht vom Text her, nicht vom Satzbau und ganz besonders nicht von der Art her, wie es geschrieben ist.
Dann les ich Bullis niedermache von wegen Übersetzung und das war wie ein Schlag ins emotional geladene Gesicht! Genau das Gleiche ist mir heute wieder passiert. Da frag ich mich, ob da jetzt nur Buchstaben gelesen wurden, oder die Message tatsächlich verstanden worden ist....
Ich finde nicht dass das Gedicht kitschig und oberflächlich wirkt und war deshalb ziemlich konsterniert über Penthesileas Meinung und die Wortklauberei, die danach stattgefunden hat. Komischerweise finde ich genau das so Pietätlos. Nicht das Gedicht, dessen Pietät weiter hinten angezweifelt wird.
Es stimmt, Penthesilea, dass es vermutlich nicht viel bringt, das Gedicht. Und ich wiederhole mich ungern.....wenn es einen einzigen Menschen dazu gebracht hat nicht mehr alkoholisiert zu fahren, hat es seine Berechtigung! Du würdest Deinen Job auch nicht mehr machen, Penthesilea, wenn Du nicht einen einzigen, während Deiner ganzen Sitzungen, ehrlich dazu öffnen konntest, darüber ernsthaft nach zu denken, was er eigentlich für Probleme hat. Wie viele gehn bei Dir bei ihrer letzten Sitzung raus und Du kannst genau sagen, dass sie sofort, nachdem sie ihren Führerschein wieder haben, in der Kneipe feiern gehn...
Sorry, Ich lese alles vollkommen emotional und war ob der unemotionalen Handhabe hier im Thread derart verärgert über die nachvolgenden Postings, dass ich weit über die Strenge geschlagen hab.
Penthesilea, ich persönlich bin wohl der letzte, der jemand was ins Gesicht treten würde, aber jedes mal, wenn ich an eine solche situation denke ist mir danach. Sorry. Kein richtiger Weg ist das ganz sicher nicht, da geb ich Dir recht.
Der Mercedes Testfahrer gehört meiner Meinung sehr wohl hierher!
Jeder Mensch, der sich nicht nur selbst, sondern auch seine Mitmenschen als Gleich empfindet, würde sich sturzbesoffen nicht hinters Lenkrad setzen, aus Angst jemand zu verletzen. Jeder Raser, der an seine Mitmenschen denkt würde respektvoll abstand zum vorfahrenden Fahrzeug halten, auch wenns pressiert!
Setzt sich ein besoffener ins Fahrzeug oder fährt ein Raser dicht auf, um den vorfahrenden zu überreden, auf die andere Fahrbahn zu wechseln, denkt er in erster Linie nur an sich und an niemand anderen. Er stellt sich über alle anderen, aus welchem Grund auch immer!
Schade, dass das manchmal unschuldige Leben kosten muß.....
Vielleicht hab ich Eure Worte durch mein emotionales Lesen so sehr mißgedeutet, dass ich mich ebenfalls über Euch gestellt hab und keinen Deut besser bin, als der Säuffer und der Raser.
Verzeiht mir, wenn es so ist.
Trotz Allem ne gute Zeit
Andy
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:24.07.04 10:21 IP: gespeichert
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Lieber Andy, Also ich habe mich nicht über normale Kritik hinaus von Dir attackiert gefühlt und bin mir völlig sicher -ich war es auch schon vorher - dass Du kein Mensch bist, der sich gewaltsam an anderen ausleben würde.
Ich verstehe durchaus auch Deine hilflose Wut, es ist ja auch unfassbar, dass eine junge Familie sterben muss, weil sich Testfahrer irgendein Rennen auf der Autobahn liefern. Ist so etwas überhaupt verzeihbar? Ich glaube, bluevelvet hat Recht, wir arbeiten als Gesellschaft diese Vorkommnisse schon lange nicht mehr auf, wir setzen ihnen unser soziales Wertesystem (so wie Du das für Dich ja auch tust) nicht mehr auf breiter öffentlicher Ebene entgegen, nachdem die Presse so einen Fall reißerisch hochgespielt hat, verschwindet er auch sofort schon wieder in der Schublade. Wir lernen nichts daraus. Den Schaden daraus haben unsere Kinder, denen wir als soziale Gruppe nichts mehr von dem vermitteln, was uns an Werten zusammen hält oder zumindest zusammen halten sollte. Wenn wir das Gedicht unter diesem Aspekt sehen, das es vielleicht Wissen über *right* und *wrong* vermitteln soll, dann gebe ich Dir auch uneingeschränkt recht, dann hat es einen Nutzen, ob es mir nun persönlich gefällt oder nicht.
Dir ein schönes Weekend
Penthe (Diese Nachricht wurde am 24.07.04 um 10:21 von Penthesilea geändert.)
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bluevelvet |
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:24.07.04 10:35 IP: gespeichert
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@ Penthe only
Bluevelvetus habte schon immer Problemos mit die lateinische Kasusse. Statt "feriae" habt er latürnich "ferias". - Kann mir dein Kichern gut vorstellen, Penthe. Gut, dass surfi das noch nicht gesehen hat. -*gg.
Bis dieses geschieht: *michindieeckestellundschäm*
Dir einen Gruß von mir
(Diese Nachricht wurde am 24.07.04 um 10:35 von bluevelvet geändert.) Hier könnt ihr Bücher und Filme vorstellen!
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:24.07.04 11:05 IP: gespeichert
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@bluevelvet only 6 Wochen in der Ecke? .... seltsame (aber durchaus preiswerte) Art, seine Feriae/Ferias zu verbringen .... Penthe
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Stamm-Gast
fatal error in reality.sys - reboot universe (Y/N)?
Beiträge: 3281
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:24.07.04 11:36 IP: gespeichert
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*michmalfrechinPrivatgesprächedrängwennsieschonöffentlichgeführtwerden*
Na, dann hoffen wir mal, dass surfi bluevelvet vor Ferienende erlöst...
@ Andy:
Zitat | Der Mercedes Testfahrer gehört meiner Meinung sehr wohl hierher!
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Wieso das? Weil er ebenso wie die jugendlichen Raser (an die sich das Gedicht wendet) an chronischer Selbstüberschätzung leidet und die gleiche Rücksichtslosigkeit aufweist, die dann Unschuldigen zum Verhängnis werden kann? Oder weil er aufgrund der gleichen gesellschaftlichen Gleichgültigkeit so lange ungehemmt sein Unwesen treiben kann, bis es zur Katastrophe kommt? Mag sein.
Gruß Nachtigall ... sehr glückliche Besitzerin und KH des süßen CD Monika (Gugl-Gugl)
***
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Forum-Ingenieur
Das Morgen gehört denen, die sich heute darauf vorbereiten ¡Átame!
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:24.07.04 17:11 IP: gespeichert
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Hallo alle, besonders Andy,
Andy, du schriebst etwas von "gnadenlos niedermacht". Das sehe ich nicht so, denn ich schrieb u. a. "Auch mich hat dieser Text berührt, um es mal gelinde auszudrücken. Ich glaube, dass man sich dem nicht ohne weiteres entziehen kann. "
Du schriebst weiter "auch nur einen einzigen besoffen fahrenden dazu überredet hat," die Chance ist recht gering, deshalb hatte ich als Zielgruppe für dieses Gedicht u. a. Jugendliche ab dem 13. Lebensjahr vermutet, finde aber immer noch dass selbst die nicht ohne Begleitung durch eine pädagogische Fachkraft diesem Gedicht ausgesetzt werden sollten, weil die schwarz-weiß-Malerei aufgearbeitet werden sollte.
Ich habe das Gedicht gründlich gelesen, wobei ich die Stelle "I d still be alive." entdeckte. In der Tat könnte man jetzt argumentieren, dass meine Betrachtung, dass sie sich zwischen den Zuständen nicht entscheiden kann, was durch verschiedene AutorInnen ausgelöst worden sein könnte, abzulehnen sei. Dazu müsste man zwischen den Zustand "lebend" und "tot" noch den Zustand "sterbend", als einen eigenständigen Zustand definieren. Also "sterbend" ist nicht gleich "tot" und auch nicht gleich "lebend". Ein Umweg, der mir quer stecken bleibt, obwohl ich weiß, dass es keinen definierten Zustand für den Zeitpunkt zwischen "lebend" und "tot" gibt, was die Diskussion um die aktive und passive Sterbehilfe immer wieder zeigt. Wie auch immer. Es wird in dieser Frage zwischen uns wohl keine Annäherung geben. Auskunft über die Intention könnte die UrheberIn geben.
Bei solch polemischen Texten, gehen bei mir immer sehr viele Alarmglocken an, so viele, dass ich mich zwangsläufig frage, welche Punkte nicht angesprochen wurden. Was wurde nicht angesprochen, was zum Unfall hätte führen können? Das Beispiel mit der Mehlspur habe ich stellvertretend genannt für alle die Feinheiten, um die sich die Gerichte zwangsläufig kümmern müssen, wenn sie Recht sprechen wollen. Wir haben uns früher immer aufgeregt über die ungerechten Schnellurteile in der Sowjetunion. Du forderst aber indirekt ähnliches für Deutschland ein. Das finde ich nicht in Ordnung.
Ein warnendes Beispiel für zu einfache Schwarz-Weiß-Malerei der Hinterbliebenen war der Zusammenstoß der beiden Flugzeuge über dem Bodensee. In dem GUS-Staat hat sich eine Rechtsauffassung durch Polemik, Hass gegen den ehemaligen Klassenfeind und einseitige Betrachtung hochgeschaukelt, die dann im Lynchmord am Fluglotsen gipfelte. So etwas kommt bei Schwarz-Weiß-Malerei raus. Das will ich nicht. Ich mag nicht, dass Privatleute die Rechtsprechung aus der ehemaligen Sowjetunion in die Schweiz exportieren. Globalisierung schön und gut, aber ein Schritt in die Steinzeit der Rechtsprechung ist nicht drin.
Zu dem vordergründigen Inhalt habe ich mich nicht geäußert, weil er ausreichend vordergründig vorgetragen wurde, sei es durch die Überschrift oder durch die deutschen "Erklärungen".
Ich gehe mit dir konform, dass es ein Ideal ist, nicht zu Besoffen ins Auto zu steigen oder andere Personen, seien sie bekannt oder fremd, daran zu hindern besoffen mit dem Auto zu fahren.
Dieses Gedicht versucht über seine stark emotionsauslösende Wirkung die Diskussion zu emotionalisieren, was zu einer Hetzkampagne führen könnte, die wir hoffentlich alle nicht wollen. Ich bin gegen KURZSCHLUSSREAKTIONEN! Dagegen wehre ich mich wehement. Ich bekomme Angst, wenn du jemandem "seine Bierflasche, [ ... ] ins Gesicht treten!" willst. Das ist die Emotion, die die AutorIn oder das AutorInnenteam erzeugen wollten. Das ist Hass, der von Angst geschürt wird. Das ist eine latente Bereitschaft zur schweren Körperverletzung, die durch eine Bierflasche auf einer Party ausgelöst werden kann.
Durch ein simples Gedicht bist du in einen Zustand der latenten Aggression gegen bestimmte Personen gekommen. Du präsentierst dich hier als eine wandelnde Zeitbombe. Ausgelöst durch ein Gedicht.
Du machst mir Angst.
Das alles wegen einem emotionalen Gedicht, deren AutorInnen für die Reaktionen der Leser nicht verantwortlich gemacht werden können.
Ich verstehe deinen Beitrag so, dass du direkt von der Situation betroffen warst und die Geschichte sich direkt in deinem Inneren angreift. Auch meine Maßnahmen hat das Gedicht ausgehebelt, aber das schrieb ich schon.
Gerade das Thema Alkohol am Steuer sollte sehr sachlich betrachtet werden, damit unterstütze ich deine Forderung, dass wir uns alle mal am Riemen reißen sollten.
Gut bleiben wir sachlich. Dazu sollten wir aber die Sachbegriffe eindeutig klären.
Frage: . Was heißt "besoffen"? Lexikon: . Besoffen bedeutet "betrunken".
Frage: . Was heißt "betrunken". Lexikon: . Betrunken heißt "zu viel Alkohol getrunken zu haben"
Frage: . Was heißt in diesem Zusammenhang "zu viel" Antw.: . Diese Frage ist ungeklärt.
Ich weiß, was ich unter "zu viel" verstehe, aber ist das auch das, was du unter "zu viel" verstehst? Höchst wahrscheinlich nicht. Ich lasse die Katze aus dem Sack. Bei mir liegt das "zu viel" dort, wo für die deutschen Gerichte mehrheilich die Grenze zur automatisierten Mitschuld an Unfällen liegt. Bevor ich noch konkreter werde, möchte ich darauf aufmerksam machen, wie dieses "zu viel" im Zusammenhang mit "Führen eines motorisierten Fahrzeuges im öffentlichen Straßenverkehrsraum" in Europa ausgelegt wird.
0,8 %[sub]0[/sub] in Luxemburg, UK, Irland 0,5 %[sub]0[/sub] in Niederlande, Spanien 0,2 %[sub]0[/sub] in Schweden, Norwegen 0,0 %[sub]0[/sub] in Tschechien, Slowenien, Rumänien Quelle: ADAC-Motorwelt, Ausgabe Juni 2004
Für einen Rumänen bedeutet ein Umzug nach Deutschland, dass er besoffen autofahren darf.
Das Wort "besoffen" ist also ein Wort, was für die sachliche Diskussion vollkommen ungeeignet ist, da es ein relativer Begriff ist, der einer zusätzlichen Definition durch den Benutzer des Wortes bedarf.
Beschränken wir uns auf die Bundesrepublik Deutschland.
Politiker haben mehrheitlich beschlossen, dass 0,5001 %[sub]0[/sub] ahndungswürdig sind. Das spiegelt sich in der Straßenverkehrsordnung und dem Bußgeldkatalolg wieder. Diese Grenze ist für mich eine absolut willkürliche. Wenn ich daran erinnern darf, wie sie zu stande gekommen ist: 60 Millionen Mitbürger der BRD à 0,8 Promille addiert mit 16 Millionen Mitbürger der DDR à 0,0 Promille und der Kompromiss lag bei 0,5 Promille. In meinen Augen sehr willkürlich gewählt.
Gerichte entscheiden mehrheitlich, dass 0,3001 %[sub]0[/sub] automatisch zu einer Mitschuld an z. B. Unfällen führt. Der alkoholisierte Fahrer kann alles richtig gemacht haben indem er jede Regel der STVO eingehalten hat, ist aber trotzdem am Unfall mitschuld. Ungerecht, aber es ist nunmal so.
Wissenschaftler sind sich im Augenblick relativ uneinig. Zur Zeit geht es in die Richtung um 0,1501 %[sub]0[/sub]. Die Szenarien, mit denen die Wissenschaftler versuchen in dem Bereich einen Einfluss des Alkohols auf die Entscheidungsfähigkeit des Autofahrers nachzuweisen, erscheinen mir jedoch sehr merkwürdig.
Organisationen gegen Alkohol am Steuer finden, wie ihr Name häufig schon aussagt, dass 0,0001 %[sub]0[/sub] schon zuviel Alkohol sind.
Um die Diskussion der Realität anzunähern, sollte man noch dabei berücksichtigen, dass die Werte für Gelegenheitstrinker gelten. Für Leute also, für die das Fahren unter Alkoholeinfluss die Ausnahme ist. Bei Gewohnheitstrinkern (Trinker, die nie auf 0,0 Promille absinken) ist es offensichlich so, dass sie die Wahrnehmung ihrer Umwelt unter Alkoholeinfluss "Normalität" ist. Das bedeutet sie würden die Unfälle dann bauen, wenn sie nüchtern sind, weil dann die Nüchternheit ihre individuelle Ausnahmesituation ist. Dieser Umkehrschluss ist noch nicht wissenschaftlich gesichert, weil sich Experimente unter realen Bedingungen von selbst verbieten. Sie fallen im Straßenverkehr genausowenig auf, wie eine Person über 50 Jahren.
Mir war das Thema Alkohol am Steuer zu wichtig, um es durch eine Promille-Diskussion zu zerstören. Deshalb bin ich nur auf die Form der Werbung für ein striktes Alkoholverbot am Steuer eingegangen und habe auf meine Art versucht die Emotionen runterzubringen, damit niemand im Fieberwahn etwas tut, was er später bereuhen wird. Der Text hat eine "Tschaka Ich Schaffe es" Motivationswirkung, der häufig eine grausame Ernüchterung folgt.
Aber ich schweife ab. Um es ganz deutlich zu machen:
Ja, ich bin für Alkohol am Steuer, so lange der Blutalkoholgehalt 0,3000 Promille nicht übersteigt. Wenn du das als besoffen bezeichnest, kommen wir nicht zueinander. Ich bin gegen 0,0 Promille, weil alleine schon in Fruchtsäften mehr Alkohol ist.
Wir können gerne darüber Philosophieren, ob Apfelsäfte, die Kindern verabreicht werden, sie später anfälliger für Alkoholismus macht, aber das bitte in einem anderen Thread.
Um nochmal zu präzisieren: Trunkenheit am Steuer beginnt in Rumänien bei 0,000001 Volumenprozent Alkohol, oder wo die Nachweisgrenze des beauftragten Labors liegt. Theoretisch dürften sie keine Fruchtsäfte trinken.
Ich bin auch viel unterwegs gewesen und habe mit vielen Leuten gesprochen. Die einhellige Meinung war zu allen drei Themenkomplexen Trinken, Rasen, Telefon am Ohr:
Wo kein Kläger, da kein Richter. oder Du darfst alles machen, nur darf es die Polizei nicht sehen.
DAS ist das, wogegen vorgegangen werden muss.
Deshalb sehe ich die aktuellen Grenzwerte für Alkohol, Raserei und Handytelefonieren als vollkommen in Ordnung an. Nur die Kontrolle versagt.
Warum besteht bei Leuten, die mit 1,2 Promille gepackt werden kein Unrechtsbewusstsein?
Die Antwort ist für mich sehr einfach. Als sie die Monate vorher jedes Wochenende mit 1,0 Promille unterwegs waren, hat sie keiner gepackt. Sie denken, dass alkoholisiertes Fahren OK ist, weil sie ein Gewohnheitsrecht haben.
Wie oft bist du bei deinen 80 000 Kilometern an einer mobilen Geschwindigkeitsmessanlage vorbeigekommen? Das werden etwa alle 1000 bis 2000 Kilometer gewesen sein. Ist das effektive Rasereiprävention? Das ist in meinen Augen nur Quatsch. Besser ist da schon das Pilotprojekt 12 Messstellen auf 14 Kilometern. Es sind zwar fest installierte Geschwindigkeitsmesser, aber wer sich an die Verkehrsregeln hält, hat nichts zu befürchten.
Noch viel wichtiger ist doch die Frage, wie deine Erfahrungen aus 400000 km auf dich gewirkt haben?. Wie oft hast du einen Kumpel, der am Abend zu viel gebechert hatte bei der Polizei wegen Trunkenheit am Steuer angezeigt, weil er unbelehrbar war und mit dem Auto nach Hause fuhr?
Wenn dir Samstag abends die Argumente ausgehen und du dich hilfesuchend an die Polizei wendest, um deinen Argumentenvorrat aufzufrischen, stehst du ziemlich alleine da. Außer reden darfst du ohne Einwilligung des Betrunkenen nichts machen.
Es ist sehr leicht zu sagen "Ich bin gegen dies" oder "Ich bin gegen jenes", wenn man es nicht besser machen kann. Die von dir angestrebte Gewaltlösung ist nun wirklich nicht der Weisheit letzter Schluss. Nachher landest du im Knast und der Besoffene fährt weiter lustig mit seinem Auto durch die Gegend. Das ist sogar so sicher.
Es ist allerdings dein Recht, deinen Kumpel oder eine fremde Person wegen Trunkenheit am Steuer anzuschwärzen. Die Gesellschaft dankt es dir.
Es ist dein Recht Verstöße gegen die Gesetze und Verordnungen der Bundesrepublik Deutschland im gesetzlich erlaubten Rahmen anzuzeigen. Die Polizei kann nicht überall sein. Die Gesetze erlangen dadurch Gültigkeit, dass die Bürger (auch du) auf deren Einhaltung achten und Fehlverhalten zur Anzeige bringen.
Im Prinzip steht die Selbstkontrolle jedoch an der ersten Stelle. Schon zur Radfahrprüfung (Durchgeführt in den dritten Klassen der Grundschulen in NRW, unter der Führung des Ministeriums für Verkehr des Landes NRW in Zusammenarbeit mit der Verkehrswacht und der Polizei) hieß es, dass sich der Radfahrer vor Antritt jeder Fahrt prüfen muss, ob sie/er verkehrstüchtig ist. Nur so am Rande - der erste Prüfpunkt war dabei die Müdigkeit. Wer nicht mehr dazu in der Lage ist seine eigene Situation richtig einzuschätzen, darf sich auf der anderen Seite nicht wundern, wenn einer der Freunde das tut.
Alle Unfälle durch Alkoholeinfluss und Übermüdung würden nahezu zu 100% verhindert, wenn das greifen würde. Aber das geht nur, wenn die Autolenker vor einer Entdeckung Schiss haben müssten. Ich wüsste nicht, wie dieses ohne restriktive Kontrollpolitik zu leisten wäre. Stichwort George Orwell.
Bei "den Rasern" ist es z. B. so, dass so viele von ihnen unterwegs sind, dass die, die sich an die Geschwindigkeitsbeschränkungen halten (also noch nie ein Ticket bekommen haben), deutlich in der Minderheit sind.
Apropos, "Rasen" beginnt bei der Überschreitung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit oder Richtgeschwindigkeit. Die genervte Hausfrau mit den zwei quängelnden Kindern und der Tachonadel bei 53 Innerorts ist eindeutig eine RASERIN. Nix ander s.
Definitionen finde ich auch im Sachbereich "Rasen" schwierig. Nach meiner Meinung gilt auch hier, dass der Raser nicht von Natur aus rast, sondern nach dem Trial and Error-Prinzip sich langsam hochtastet.
Die Sache mit dem Auto-Testfahrer ist ein starkes Stück, aber nicht abschließend geklärt, deshalb sage ich dazu nichts.
Ein Tip zum Einwirken auf halsstarrige Personen, die ihren Fehler nicht einsehen wollen. Man muss ihre Leidenschaft mit dem negativen Verhalten verbinden.
Die Lobby gegen Pelzmäntel geht nicht mehr hin und bewirft die Pelz tragenden Personen mit Farbbeuteln. Sie fangen ein nettes, ungezwungenes Gespräch an, und lassen, so als wenn eine gute Freundin einen Rat gibt, fast nebenbei einfließen, dass Pelz doch fürchterlich out ist und ob der Pelz von einer verstorbenen Oma sei, weil der doch überhaupt nicht zum Teint passen würde. Alles negative Gedanken gegen den Pelz in einer Zeitkapsel.
Anstatt dem Alkoholiker die Flasche in den Mund zu drücken, kannst du ebenfalls, falls es sich um einen Autonarren handelt, fragen, ob er keine Angst ums Auto hat, wenn er betrunken fährt. Dann lobst du noch wie teuer die Sonderlackierung war und dass er auf sein Goldstück gut aufpassen sollte. Penthe würden bestimmt bessere Hebel einfallen, aber das ist eine Idee von mir.
@Penthe
Mit der Verbohrtheit hast du vollkommen Recht. So nach dem Motto: Ich bin die letzten 1000 km bei keiner Alkoholkontrolle vorbeigekommen, also darf mich jetzt auch keiner pusten lassen.
Eines möchte ich noch sagen. Viele dieser verbohrten Personen werden durch ihr Gehirn geteuscht. Sie sind manchmal so verbohrt, dass sie die 60 auf dem Tacho als 50 lesen. Das heißt, dass ihnen ihr Gehirn die 50 liefert, obwohl die Augen eine 60 aufnehmen.
Ich bin mal mit einem gefahren, der felsenfest behauptete, dass die Tachonadel, die auf 70 stand, auf 50 zeigen würde. Das war bestimmt nur eine Verarsche, aber ich bin trotzdem nicht mehr mit ihm gefahren.
Das Gedicht ist Klasse, man kann gut weinen. Und dann? Werde ich einer/einem wildfremder/en betrunkener/em Frau oder Mann mit mehr als 0,5 Promille im Blut den Autoschlüssel wegnehmen, wenn sie/er in ihr/sein Auto steigen will? Nein. Warum nicht? Weil ich dann wegen Diebstahl angezeigt werden kann. Auch wenn ich die Schlüssel am Tag danach zurückgebe, kann ich immer noch wegen Diebstahls und evtl. Nötigung angezeigt werden. Ich habe am Tag danach jedoch keine Beweise mehr, dass wirklich eine Volltrunkenheit vorlag. Dann gibt es obendrein auch noch Krankheiten, bei denen sich die erkrankte Person so benimmt, als ob sie volltrunken sei. Das kann nur ein amtlich von der Polizei beauftragter Arzt feststellen. Ich kann nur der Verlierer sein. Gerade verbohrte Menschen verklagen recht schnell. Die Polizei hat selber Mühe, dass die Blutuntersuchungen vor Gericht nicht angezweifelt werden können. Was kann ich da schon machen? Ein Gefühl der Ohnmacht bleibt.
Meine Haltung zu Autofahren und Alkohol habe ich mir mit 20 gebildet. Ich trinke ein alkoholhaltiges Getränk, wenn ich es nicht umgehen kann. Viele Gesellschaften haben alkoholkranke Besucher, die ihre Sucht nicht wahrhaben wollen, aber genau registrieren, wer Alkohol mittrinkt oder nicht. Da muss man leider den guten Willen zum Alkohol einmal publikumswirksam durchblitzen lassen, um nicht ständig die Aufforderung zum Alkoholkonsum an die Backe gelabert zu kriegen. Ich lebe nicht alleine auf der Welt und die Welt ist nicht schwarz-weiß. Ob ich das gut finde, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Es ist um jedes Leben schade, dass im Straßenverkehr unschuldig zu tode kommt.
Die Frage an dich, Andy, und alle anderen:
Wo beginnt bei euch "betrunken", "besoffen" oder "Trunkenheit"?
Das würde mich mal interessieren.
Liebe Grüße
PS: Hallo Andy, Das obere habe ich gestern geschrieben, wollte aber nochmal darüber schlafen. Penthe und Nachtigall haben im Prinzip das ausgedrückt was oben auch steht. Trotzdem möchte ich bestimmte Aspekte auswalzen. Wenn du richtig hinsiehst, war ich erst etliche Zeit nach dem Post von Roger von dem Trip, auf den mich das Gedicht geschickt hat, ausreichend "heruntergekommen" um einen Beitrag zu schreiben. Umso mehr verletzt es mich, dass du auf die Beiträge innerhalb deiner emotionalisierten Phase geantwortet hast. Nachdem ich vor einigen Tagen aus dem Forum ausgesperrt war, war das kein schönes Willkommen. Ich bin mir noch unsicher, welche Lehre ich aus meinem Engagement ziehen soll. Sagen wir mal, dass es für meinen Körper wichtiger ist, nicht stundenlang vor dem Rechner zu hocken, um einen einzigen Beitrag zu schreiben. Insgesamt finde ich es sehr lehrreich welche Macht die Worte bekommen können. Du warst auf Grund von Worten bereit jemandem eine Bierflasche in den Kopf zu treten. Naja, jedenfalls bist du selbstständig auf die Idee gekommen, was für mich schon schlimm genug ist. Entschuldigung an alle, dass ich Aspekte der Beiträge wiederhole, aber das ist mir jetzt egal. Viele Grüße
bulli
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:25.07.04 13:38 IP: gespeichert
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Hallo alle, besonders Bulli,
ich überlege, warum ich mich eigentlich in diese Diskussion einbringe. Alkohol am Steuer ist irgendwie kaum ein Thema für mich. Ich besitze ja nichtmal ein Auto. Und wenn mich mal ein Besoffener erwischt, ja, dann werde ich DANN sehen, wie ich fühle bzw. nicht mehr fühle.
Ich habe es nicht notwendig, mich zu empören. Leute behandeln einander permanent auf grausame Art, der betrunkene Autofahrer ist nur *ein* Symptom dieses Umstands. Meine private Empörung wird keinen einzigen Unfall verhindern können.
Also, die Frage ist ja nicht, ob ich ach-so-betroffen bin und ein gaaanz ernstes Gesicht mache. Die Frage ist, ob ich in dem Moment, in dem ich beobachte, wie jemand betrunken in ein Auto steigen will, eingreife. (Ich vermute mal provokant, daß einige der emotionalsten Reaktionen in dieser Diskussion in Wahrheit aus einem Schamgefühl kommen, weil wir nämlich fast alle schon in Situationen haben, wo wir eingreifen hätten können und es nicht getan haben.) Und da kann ich nur versuchen, meine Zivilcourage zu trainieren. Was mir sowieso gut täte, vom Übergriff in der U-Bahn bis zum Machtmißbrauch durch Vorgesetzte.
Aber zurück zur Diskussion hier: Ich mag Aussagen wie "Man kann sich diesem Text nicht entziehen" nicht. Ich vermute dahinter eine moralische Forderung, so als wäre jemand, der sich diesem Text entzieht, ein böser Mensch. Mag sein, du kannst dich nicht entziehen. Mag sein, 90% der hier Mitlesenden können es nicht. *Ich* kann es sehr wohl, und ich tue es. Ich habe ein Recht dazu. Niemand hat darüber zu urteilen, welcher Text mich wie berührt oder zu berühren hat. Niemand hat meine *Gefühle* zu kritisieren oder moralisch zu bewerten.
Zu Andy: Ja, es ist auch mir aufgefallen, daß hier eine brutale Gewaltphantasie am Werk ist; ich halte das nicht für schlimm, man darf sehr wohl mal in Gedanken "ausprobieren", wie es sich anfühlt, jemanden zu töten. Man *darf* Mordphantasien haben. Man *darf* sie benutzen, um Aggressionen auf harmlose Weise abzubauen. Das ist ja auch schwerlich etwas, das nur Andy macht. Ich habe heute Nacht erst davon geträumt, jemanden getötet zu haben und Beweismittel zu vernichten. Das macht mich kaum zum Mörder.
Projizieren wir das nur bitte nicht in diesen literarisch eher wertlosen Text hinein! Der mag das irgendwie ausgelöst haben, aber die Aggression war ganz sicher vorher schon da.
Ich halte es für wichtig, daß wir für eine Kultur der Ehrlichkeit arbeiten, in der wir WISSEN und uns EINGESTEHEN dürfen, daß wir in der Lage sind, Menschen auf grausamste Art zu töten, die z.B. betrunken Auto fahren, und in der wir uns bemühen, zu erkennen, woher diese Aggression tatsächlich kommt und wie wir damit umgehen können. In der wir uns bemühen, unsere Aggressionen sinnvoll einzusetzen, anstatt sie einfach zu leugnen (was nämlich meiner Ansicht nach genau dazu führt, daß Leute u.a. betrunken Auto fahren und einander Bierflaschen in den Kopf treten).
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:08.08.04 02:00 IP: gespeichert
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http://www.sueddeutsche-zeitung.de/panor...6219/print.html
Martin, vielleicht interessiert Dich ja dieser Kommentar in der Süddeutschen Zeitung.
Gruß
Penthe
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:08.08.04 09:20 IP: gespeichert
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Ja, Danke, Penthe!
Im großen und ganzen auch meine Meinung. Paßt ja auch irgendwie zu dem Gedicht. Auf Wiederlesen
Detlev
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:11.08.04 16:53 IP: gespeichert
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Zitat | http://www.sueddeutsche-zeitung.de/panorama/artikel/255/36219/print.html
Martin, vielleicht interessiert Dich ja dieser Kommentar in der Süddeutschen Zeitung.
Gruß
Penthe |
Das ist aus meiner Sicht etwas typisch modern Deutsches. Sobald irgendwo ein Unfall passiert, MUSS es immer und jedesmal einen Schuldigen geben und der gehört nach Meinung der Öffentlichkeit auf das Allerübelste bestraft.
Ein Testfahrer hat einen Job, und dieser ist es nun einmal so schnell wie möglich mit dem Wagen rumzuprügeln und zu sehen, wie sich das Auto in Extremsituationen verhält.
Mag sein, dass der Fahrer einen Fehler gemacht hat, dass er zu nah aufgefahren ist... Er hat etwas "verbrochen", dass täglich wahrscheinlich 10 Millionen Mal auf deutschen Autobahnen passiert. Die Frau hat einen Schreck bekommen und das Steuer verrissen. Tragischerweise (und natürlich sehr medienwirksam) stirbt dabei auch noch ein Kind.
Und was nun? Ein riesen Aufschrei des Entsetzens, weil der Kerl nur 1 Jahr auf Bewährung bekommen hat. Dass sein Job weg ist und dass sein Leben ruiniert ist zählt ja alles nicht.
Ich glaube, die meisten Leute sind schlichtweg geil darauf, wenn andere bestraft werden. Wird wegen dem Urteil einer weniger rasen? Nein. Würde einer weniger rasen, wenn man denjenigen jetzt zum Tode verurteilt hätte? Nein.
Weniger rasen würde man vielleicht dann, wenn wir ein Tempolimit (sagen wir 130) hätten und alles darüber entsprechend und regelmäßig bestraft würde. So ein Tempolimit wird aber von den meisten Bürgern nicht gewollt. Genauswenig wie eine noch niedrigere Promillegrenze. (Ich bin übrigens auch gegen beides)
Ich mag es auch nicht, wenn mir einer hinten an der Stoßstange klebt, ich fühle mich auch nicht wohl dabei, wenn ich weiß, dass Leute die nicht mehr stehen können sich ans Steuer setzen und beides gehört auch bestraft aber ich bin auch gegen eine Nation voller überzogener Gesetze und Einschränkungen.
0,5 Promille ist doch ok, mein Gott, wenn einer mal etwas zu schnell fährt, dann ist s halt so. Eine Geldstarfe dürfte in so einem Fall doch wohl angemessen sein. Ja, wir haben soundsoviele Tote im Jahr, die evtl vermieden hätten werden können, aber aus meiner Sicht(!) ist das eben der Preis, den man dafür zu zahlen hat. Weitaus schlimmer würde ich es finden, wenn es noch weit mehr Einschränkungen, Kontrollen, usw... geben würde.
Ich weiß, ich werde mit dieser Meinung einen Ansturm an Reaktionen auslösen, wie ich doch nur kann und dass alles ganz anders wäre, wenn ich selber betroffen wäre usw... Ich bin trotzdem dieser Meinung.
Wenn ich mit 30km/h durch eine 30er Zone fahre und mir springt ein Kind vors Auto und ich töte es, werde ich verurteilt und bin ein Leben lang gebranntmarkt. Schließlich werden mich all die guten und braven Bürger zerfleischen, weil ich hätte doch wissen können, dass da Kinder spielen, ich hätte meine Geschwindigkeit anpassen müssen, usw... Also schuldig in allen Belangen, ab ins Gefängnis damit, vielleicht kann man so andere "Mörder" abschrecken. So läuft das bei uns, wenns nach der öffentlichen Meinung gehen würde.
Dass es manchmal einfach nur blödes Pech ist, genügt weder der BILD Zeitung noch den trauernden und nach "Gerechtigkeit" dürstenden Angehörigen.
DR (Diese Nachricht wurde am 11.08.04 um 16:53 von DunklerRitter geändert.) In einem noch relativ jungen Universum befindet sich unter 100 Milliarden Galaxien eine wenig außergewöhnliche spiralförmige mit ihrerseits 100 Milliarden Sternen. In einem ihrer Seitenarme leuchtet seit geraumer Zeit ein unbedeutender gelber Zwergstern, den ein kleiner Planet umkreist. Dieser ist Heimat für eine aggressive Spezies aufrecht gehender Primaten, die sich selbst tatsächlich für die Krönung der Schöpfung halten.
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Gast
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:12.08.04 01:14 IP: gespeichert
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hallo DR,
Zitat | Ich glaube, die meisten Leute sind schlichtweg geil darauf, wenn andere bestraft werden.
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Ich würde einen anderen Ansatzpunkt als die Geilheit Einzelner wählen. Jede Gesellschaft hat eine bestimmte Strafkultur. Eine mittelalterliche Strafe hatte eine ganz andere Funktion als sie durch die heutigen Straftheorien begründet wird. Strafe findet danach ihre Legitimation in der Zweckhaftigkeit für die Zukunft. Die strafrechtliche Legitimation ist in einem Notwehrrecht des Staates zur Abwehr sozialschädlicher Verhaltensweisen begründet ("Défence sociale"). Oberstes Ziel des Strafens ist es, nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 21. Juni 1977, "die Gesellschaft vor sozialschädlichem Verhalten zu bewahren und die elementaren Werte des Gemeinschaftslebens zu schützen". Strafe soll andere vor ähnlichen Taten abschrecken (negative Generalprävention), das beeinträchtigte Rechtsbewußtsein der Allgemeinheit aufrichten (positive Generalprävention), den einzelnen Täter vor einer Wiederholung abschrecken bzw. die Gesellschaft vor ihm sichern (negative Individual- oder Spezialprävention), den einzelnen Täter positiv beeinflussen, ihn resozialisieren, um ihn so von einer Straftatwiederholung abzuhalten (positive Individual- oder Spezialprävention).
Zitat | Ein Testfahrer hat einen Job, und dieser ist es nun einmal so schnell wie möglich mit dem Wagen rumzuprügeln und zu sehen, wie sich das Auto in Extremsituationen verhält.
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Zitat | Ein riesen Aufschrei des Entsetzens, weil der Kerl nur 1 Jahr auf Bewährung bekommen hat. Dass sein Job weg ist und dass sein Leben ruiniert ist zählt ja alles nicht.
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Hätte sich die junge Frau an das Rechtsfahrgebot auf deutschen Autobahnen gehalten und einen verantwortungsvollen Daimlerangestellten nicht mutwillig dazu angestiftet, bei 225 km/h extremen Stoßstangenspaß auszutesten, dann wäre sie jetzt nicht daran schuld, dass dem armen Mann sein Leben ruiniert und der Job verlustig gegangen ist? Sollte er bei den beiden Leichen Regress nehmen? Klingt in meinen Ohren irgendwie crazy...
Gruß Penthe (Diese Nachricht wurde am 12.08.04 um 01:14 von Penthesilea geändert.)
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bluevelvet |
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:12.08.04 07:49 IP: gespeichert
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Morgen zusammen!
Als ich von dem Urteil erfuhr, war ich fassungslos. Ich hatte mit einer Verurteilung wegen Totschlags oder mindestens fahrlässiger Tötung gerechnet.
Eine andere Sache noch:
Zitat | Weniger rasen würde man vielleicht dann, wenn wir ein Tempolimit (sagen wir 130) hätten und alles darüber entsprechend und regelmäßig bestraft würde. So ein Tempolimit wird aber von den meisten Bürgern nicht gewollt.
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Es dürften weniger die Bürger sein, die eine vernünftige Temporegelung ablehnen, vielmehr wird diese von den der (Auto-) Industrie hörigen Politikern hintertrieben.
Gruß Bluevelvet
(Diese Nachricht wurde am 12.08.04 um 07:49 von bluevelvet geändert.) Hier könnt ihr Bücher und Filme vorstellen!
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bluevelvet |
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:12.08.04 08:42 IP: gespeichert
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Guten Morgen Gerry,
vielleicht hast du recht, aber bei mir bleibt bezüglich des Urteils ein ungutes Gefühl und der Eindruck von Unangemessenheit.
Bist du jetzt eigentlich in Australien?
Schönen Gruß Bluevelvet
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Freak
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:12.08.04 11:55 IP: gespeichert
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Hallo Penthesiliea,
warum der Staat dazu legitimiert ist zu bestrafen ist mir sehr wohl bewußt. Mir ging es aber darum, was den "einfachen Bürger" dazu treibt, so harte Strafen zu fordern... Aus meiner Sicht ist das gerade in diesem Fall eine völlig irrationale Angst (die Wahrscheinlichkeit an seinem gegrillten Kotelett zu sterben ist wohl weitaus gefährlicherer als die Gefahr, von einem Raser getötet zu werden) gepaart mit dem Vergnügen, dass man dabei empfindet, wenn jemand bestraft wird. (völlig losgelöst von jeglichem SM Denken!) Das war im Mittelalter so bei Hexenverbrennungen oder öffentlich in den Pranger gesperten Verurteilten, das war so im wilden Westen, als man gemütlich mit der Familie zum Galgen schlenderte um dort einen baumeln zu sehen, das galt für die Kuchen essenden Zuschauer unter der Guillotine und findet sich heute wieder, wenn man in Amerika erwägt, Hinrichtungen live ins Internet zu übertragen... Hier geht es nicht darum, gewaltpräventation oder dergleichen zu betreiben, hier gehts aus meiner Sicht darum, dass eigene Ängste vor dem "Bösen" bekämpft werden und das wohle warme Gefühl, wenn jemand anderes leidet.
Hätte sich die junge Frau an das Rechtsfahrgebot auf deutschen Autobahnen gehalten und einen verantwortungsvollen Daimlerangestellten nicht mutwillig dazu angestiftet, bei 225 km/h extremen Stoßstangenspaß auszutesten, dann wäre sie jetzt nicht daran schuld, dass dem armen Mann sein Leben ruiniert und der Job verlustig gegangen ist?
Ach komm, diese Art der "argumentation" hast Du doch eiegntlich garnicht nötig. Der Fahrer ist bei 225 km/h (Geschwindigkeitsbeschränkung gabs keine, oder?) zu nah aufgefahren. Das war sein Vergehen. Also zu nah auffahren gibt ein paar Punkte in Fenslburg und vielleicht kurzfristigen Führerscheinentzug (kenne mich da zum Glück nicht so aus...), ebenso wenn man noch argumentiert, dass er unangemessen schnell unterwegs war (wenn ers war). Mehr hat der Mann nicht "verbrochen". Das machen zigtausenden täglich, nur dass die alle halt keine Fahrerein vor sich ahben die sich erschreckt und ihr Auto nicht unter Kontrolle hält. Willst Du jeden, der mit 225 km/h nah auffährt in Zukunft 5 Jahre in den Knast stecken? Warum also den fahrer nicht für das bestrafen, was er getan hat, sondern für das bestrafen, was die Frau getan hat? Man sollte meiner Meinung nach die Tat bestrafen und nicht die Folgen.
Hallo Bluevelvet,
Als ich von dem Urteil erfuhr, war ich fassungslos. Ich hatte mit einer Verurteilung wegen Totschlags oder mindestens fahrlässiger Tötung gerechnet.
Vielleicht hast Du einen Gartenteich zuhause. Vielleicht klettern mal ein paar Kinder aus der entfernteren Nachbarschaft über Deinen Zaun und eins davon ertrinkt darin. Dann stehst Du vor Gericht und kannst Deine Unschuld beteuern...
Ich selbst war vor einigen Jahren Besatzungsmitglied eines Spähpanzers bei einem der ersten deutschen Auslandseinsätze. Bei einer Patrouillienfahrt hat sich eine entgegenkommende Autofahrerin vom Panzer so erschreckt, dass sie das Steuer verriss und frontal in eine Hausmauer fuhr. Neben ihr ein kleines Kind (was für Parallelen), beide nicht angeschnallt und dementsprechend übel war auch der Aufprall. Beide haben allerdings überlebt. Wir hatten gegenüber der heimischen Polizei sowieso Immunität, mussten uns allerdings natürlich vor der Militärpolizei verantworten. Da allerdings die dem Unfall unmittelbar nachfolgenden Ereignisse weitaus brenzliger waren und somit der eigentliche Unfall schnell zur Nebensächlichkeit wurde und wir "vorschriftsmäßig" gefahren waren wurde uns keine Schuld zugesprochen. Wenn es nach Dir ginge und wenn uns das ganze in Deutschland bei einer Übung mit tödlichem Ausgang passiert wäre, wäre wir wohl allesamt Totschläger gewesen. Irgendein Gutachter hätte sich schon gefunden, der behauptet hätte, wenn man halb im Graben gefahren wäre, oder stehengeblieben wäre oder die Kanone anders gedreht hätte, oder mehr Warnsignale gehabt hätte, oder... dann hätte sich die Frau nicht erschreckt. Also schuldig. 5 Jahre Knast! Mindestens.
Es dürften weniger die Bürger sein, die eine vernünftige Temporegelung ablehnen, vielmehr wird diese von den der (Auto-) Industrie hörigen Politikern hintertrieben.
Wie bitte? Die böse, böse Autoindustrie? Die haben ja nur das Ziel, viele Autos zu verkaufen (wer kanns ihnen verdenken) und die bauen genau die Autos, die die Käufer wollen. Und die Käufer (=wir) wollen schnelle Autos. Eher würde der durchschnittliche Deutsche auf seine Grundrechte verzichten, als dass er sich Einschränkungen beim geliebten Auto gefallen lassen würde. Ich selbst bin übrigens auch gegen ein _generelles_ Tempolimit, obwohl ich selbst aufgrund des popeligen Autos nicht in der Lage sein werde, das auch auszunützen. Aber wenn jemand auf einer freien übersichtlichen Autobahn 220 fahren möchte, dann soll er das meinetwegen auch dürfen.
Hallo Gerry,
wir stimmen mehr oder weniger überein. Ich verstehe auch nicht, warum man nicht nach der Tat an sich, sondern nach deren Folgen verurteilt wird.
Zur Promillegrenze. Ich halte 0,5 für einen brauchbaren Grenzwert. Ich trinke in 95% aller Fälle, wenn ich Auto fahre nichts, und in den restlichen 5% ein Bier. eine Grenze ist immer willkürlich und 0,5 ist genausogut oder schlecht wie 0,3 oder 0,8. 0,0 hingegen ist aus meiner Sicht absoluter Mist, da man die eben auch aus anderen gründen bereits überschreiten kann. Ich kann als verantwortungsbewußter und denkender Bürger durchaus darauf verzichten, mich niederzusaufen, wenn ich fahren muss, ich möchte aber nicht bei jedem Eisbecher, Kuchen, Saft, Medikament, suw... das ich zu mir nehme, mit einem Fuß im Knast sitzen. Was ist denn mit Leuten, die 1000km am Stück fahren, die nachts um halb vier unterwegs sind, die sich gelegentlich mal Musik mit 100 Dezibel reinziehen (dazu gehöre z.B. ich). Sind die alle perfekt fahrtüchtig, haben die alle die kurzen Reaktionszeiten? Was ist mit alten Leuten, mit Behinderten,...? Wo zieht man die Grenze? Solange sie nicht bei 0 ist kann ich damit leben und wenn jährlich 20 Leute deswegen sterben weil die Grenze nicht bei 0,0 sondern bei 0,5 ist, dann ist das aus meiner Sicht ein angemessener Preis.
Ich laufe auch nicht durch die Gegend und beschuldige jeden Raucher, dass er versucht, mich fahrlässig zu töten, wobei es statistisch ja abgesichert ist, dass durch (Passiv-)rauchen weitaus mehr Leute streben als durch alle kriminellen Delikte zusammen.
Das Leben besteht nun einmal voller Gefahren und Kompromisse.
Wenn ich richtig dummes Pech habe, bekommt mir eine sub bei einem Spiel einen Herzinfarkt. Was glaubt ihr, was dann los ist? Titelblatt auf der Bildzeitung. Sadist tötet junge Frau bei perversen Spielen! Totschläger! Mörder! Perverser! Für immer in den Knast mit ihm! Sicherheitsverwahrung! Geschlssene Anstalt! Weggesperrt gehört er, die Drecksau, wer sowas macht, mißbraucht auch Kinder! Ein Exempel muss her! Hängt ihn höher!
Und das ganze bitte live im Internt...
In diesem Sinne wünsche ich Euch ein glückliches Leben. Genießt es, solange ihr noch könnt...
DR In einem noch relativ jungen Universum befindet sich unter 100 Milliarden Galaxien eine wenig außergewöhnliche spiralförmige mit ihrerseits 100 Milliarden Sternen. In einem ihrer Seitenarme leuchtet seit geraumer Zeit ein unbedeutender gelber Zwergstern, den ein kleiner Planet umkreist. Dieser ist Heimat für eine aggressive Spezies aufrecht gehender Primaten, die sich selbst tatsächlich für die Krönung der Schöpfung halten.
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:12.08.04 12:33 IP: gespeichert
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hallo bluevelvet und Gerry, ich persönlich halte den Strafrahmen für stimmig, Totschlag scheidet ganz sicher aus. Der Testfahrer hat sich nach der *conditio sine qua non* lediglich ursächlich so verhalten, dass deshalb ein Unfall passierte und die Frau schließlich nicht höchstpersönlich in den Straßengraben geschoben. Ich bezweifle allerdings stark, dass sich ein Auto mit einem 500 PS-Motor und 225 km/h Anfahrtsgeschwindigkeit im Rückspiegel langfristig verfolgen lässt - es ist einfach blitzschnell da. Ich persönlich halte dennoch nichts davon, den Fahrer zum Sündenbock für alle Raser und Drängler dieser Welt abzustempeln oder an ihm ein Exempel statuieren zu wollen. Er hat Unfallflucht begangen, allein deshalb finde ich es völlig okay, dass er seinen Job als Testfahrer verliert. Leid tut er mir nicht.
Und ob Überreglementierung oder nicht ... das ist ein weites Feld. Ein einziger Vormittag auf der Autobahn ... und man kann sehen, wieviele Trottel dort ihr Auto als Waffe oder Kompensation für fehlendes Selbstwertgefühl benutzen. Bei ihnen automatisch von einsichtiger Vernunft auszugehen, halte ich für ein sehr zweifelhaftes Unterfangen.
Gruß Penthe
und Gerry: ein Brückengeländer muss erst überwunden werden, das scheidet sicher aus ... aber wenn Du auf dem Gehweg jemanden so erschreckst oder bedrohst, dass er auf die Straße ausweicht und dort unglücklicherweise überfahren wird, dann wird das selbstredend auf strafrechtliche Kausalität hin abgecheckt.
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Re: Warum? (I went to a party, Mom)
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Datum:12.08.04 14:34 IP: gespeichert
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Liebe Freunde!
Vieles paßt hierher, etwas schweifen wir ab. Mit Schmidtchen (dem ich meinen neuen Monitor zu verdanken habe, weshalb ich überhaupt hier noch teilnehmen kann) hatte ich eine Diskussion über diesen Testfahrer-Vorfall. Zuerst war ich der Meinung, daß 1,5 Jahre ohne Bw. viel zu gering waren. Nach der Revision von ‚nur’ 1 Jahr auf Bw. und 12.000 Euro Strafe, plus Arbeitsplatzverlust, war ich genauso entsetzt wie einige Kommentatoren hier. Totschlag oder wenigstens fahrlässige Tötung wären das Mindeste für mich gewesen. Doch … ! Ich muß meine Meinung revidieren. Schmidtchen konnte mich zwar nicht überzeugen, ich schwanke immer noch, bin ja auch kein Richter, doch schien die veröffentlichte Animation genau den Aussagen der Zeugen zu entsprechen. Die LEIDER getötete Frau mit ihrem Kind befand sich mit ihrem Kleinwagen auf der linken Spur. Als sie aber bedrängt wurde und das Steuer verriß, konnte sie ohne Berührung anderer Fahrzeuge die Spuren wechseln. Demnach war nicht nur in der Computer-Animation genügend Platz auf anderen Fahrstreifen, wo doch in D ein RechtsfahrGEBOT herrscht, sondern auch nach Aussagen der Zeugen.
Ich schwanke immer noch mit mir. Als Staatsanwalt würde ich für ihn 8 Jahre beantragen, als Richter aber zu einem ähnlichen Ergebnis kommen. Auf Wiederlesen
Detlev
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