Autor |
Eintrag |
Einsteiger
DL
Nie einen Schritt zurück.
Beiträge: 19
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:26.10.24 10:26 IP: gespeichert
|
|
Und wieder eine wunderschön geschriebene Fortsetzung der Geschichte mit vielen Wendungen und emotionalen Momenten. Ich freue mich auf viele Kapitel und danke dem Autor für seine Einfälle und der literarischen Umsetzung selbiger.
Tom
|
|
Freak
Deutschland
Beiträge: 120
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:28.10.24 12:01 IP: gespeichert
|
|
Kapitel 8: Das Interview
Die Nacht war für die beiden Mädels sehr erholsam. Schließlich verbrachten sie diese in der Präsidentensuite im besten Haus am Platze und nicht im Internat oder wie Annabelle zuletzt im Gefängnis.
Am Morgen genossen die Beiden erst einmal ein ausgiebiges Frühstück. Anschließend unterhielten sie sich noch über die Erlebnisse. An Nachmittag gingen sie dann getrennte Wege. Während sich Jessica mit ihren Eltern aussprach, verbrachte Annabelle den Tag zusammen mit Manuel in Neuchatel und am See. Die beiden unternahmen einen ausgiebigen Sparziergang, tranken Kaffee und schlenderten durch die Straßen des Ortes.
Am Abend saßen Annabelle und Jessica, deren Eltern und der Anwalt zusammen in dem Reporter in der Hotel-Suite. Zuerst einmal klärte der Anwalt mit dem Reporter die Themen des Interviews ab. Es sollte ausschließlich um die Verhältnisse im Internat gehen. Annabelle bot an, hinsichtlich ihrer Reitkarriere und ihres Prozesses ein anderes Mal mit ihm zu sprechen.
Sehr schnell stellte sich heraus, dass die Geschichten der beiden Mädels quasi identisch waren. Jessica sagte, dass die Erinnerungen an das Grauen im Internat bei ihr noch sehr frisch seien und bat Annabelle anzufangen. Diese begann: „Ziel ist es erst einmal, Dich irgendwie ins Internatsgebäude zu bekommen. Wenn Dich die Internatsleitung einmal dort hat, hast Du keine reelle Chance mehr, zu 'entkommen'.“ Die beiden Mädchen berichteten, wie sie von den Erzählungen von Internatsschülerin und dem Prospekt - selbstverständlich die Version für potenzielle Internatsschülerinnen - auf das Internat neugierig gemacht wurden. So fuhren sie in dem Glauben dorthin, dass sie sich das Internat nur ansehen sollen. Dass ihre Eltern mit der Internatsleitung bereits vereinbart hatten, dass sie Schülerinnen von diesem werden sollen und dass die anderen Internatsschülerinnen drakonische Strafen zu erwarten hätten, wenn sie es nicht schaffen, sie zum Internat zu 'locken', wussten wir nicht.
Annabelle erzählte weiter: „Das Internat ist ein sehr ehrwürdiges Anwesen, welches von einem großen Park umgeben ist. Dort wird Ihnen dann vollkommen unverbindlich angeboten, die Internatsbekleidung anzuprobieren und vorzuführen. So folgen Sie also vollkommen ahnungslos einer Angestellten des Internats und diese fragt Sie, ob Sie nicht erst einmal duschen wollen. Dann nimmt das Unheil seinen Lauf. Nach der Dusche stellen Sie dann fest, dass Ihre Kleidung verschwunden ist und Sie werden durch einen Scanner vermessen. Dann werden Sie zum Goldschmied gebracht und dieser legt Ihnen den sogenannten. „Schmuck“, einen feinen silbernen sehr eng anliegenden Halsreif, an. Ist dies geschehen, haben Sie de facto schon keine Chance mehr. Wenn Sie sich nun weigern, das zu tun, was von Ihnen verlangt wird, bekommen Sie über den Halsreif einen sehr schmerzhaften Stromstoß verpasst. Eine Erfahrung, die jede neue Internatsschülerin beim Einkleiden früher oder später dann machen musste.
Nachdem Sie den 'Schmuck“ erhalten haben, müssen Sie sich auf ein komisches Gestell stellen und werden an Ihren Hand- und Fußgelenken fixiert. Mit dem Gestell kann man Sie in alle gewünschten Lagen drehen und man verpasst Ihnen einen Keuschheitsgürtel und ein Korsett, welches so eng geschnürt wird, dass sie sich gar nicht mehr richtig bewegen können und Schwierigkeit haben, zu atmen. Auch Jessica bestätigte dies und führte aus, wie erniedrigend und wie unbequem beides ist.
Der nächste Hammer sind dann Strümpfe mit Kompressionsfunktion, von denen Sie denken, dass diese mindestens zwei Nummern zu klein sind. Es folgen lange Handschuhe aus so etwas wie transparenten Latex. Diese werden im Nacken miteinander verbunden und schränken die Bewegungsfreiheit der Hände und Arme stark ein. Ausziehen können Sie diese ohne Hilfe nicht mehr. Dann folgt eine vollkommen altmodische und unbequeme Bluse mit einem fürchterlichen Stehkragen. Und als ob dies nicht reichen würde, bekommen Sie noch einen weißen ca. 8 cm Kragen um den Hals gelegt und eng hinten geschlossen.
Danach verpasst man Ihnen Schenkelbänder die mit einander verbunden sind. Dieser werden dann zusätzlich mit dem Keuschheitsgürtel verbunden, sodass sie diese ebenfalls ohne Hilfe nicht ausziehen können. Somit ist es Ihnen nur noch möglich, ganz kleine Schritte zu machen. Weiter geht es mit einem Rock mit einer passenden Weste. Beides wird zusammen geknöpft. Dann folgt eine Maniküre und man verpasst Ihnen ein dezentes Make-up. Schließlich müssen Sie dann noch Stiefel mit extrem hohen Absätzen anziehen. Ihr Fuß steht fast senkrecht darin und Ihre Füße fangen schon beim Sitzen an, weh zu tun. Ein Blazer vervollständigt die Uniform. Ich hatte gefragt, ob ich den Blazer nicht über meinem Arm tragen kann, da die Uniform ohnehin schon ziemlich warm ist und habe dafür einen Elektroschock bekommen.
So lässt man Sie dann allein in dem Ankleidezimmer zurück. Ihre Füße schmerzen fürchterlich. Aber das schlimmste ist, dass sich schon bei der kleinsten Bewegung, der Halsreif meldete. Zwar nur mit einem leichten Kribbeln, aber Sie wissen, dass die Reaktion des Halsreifs umso stärker ausfällt, je mehr Sie sich bewegen.
Dann wird Ihnen erklärt, dass im kompletten Pensionat der Boden, sowohl in den Gebäuden als auch auf den Wegen draußen im Park, mit weißem und schwarzem Marmor belegt ist. Als Internatsschülerin dürfen Sie sich nur auf den 10 cm breiten schwarzen Streifen bewegen und zwar auf den jeweils rechten. So wird automatisch, der wichtige und richtige, grazile Gang einer Dame und die nötige Disziplin dafür erreicht. Um sich wirklich absolut innerhalb des, mit 10 cm relativ schmalen, schwarzen Streifens zu bewegen, sind Sie gezwungen, beim Gehen die Füße exakt voreinander aufzusetzen und dies in den Highheels. Dies wird durch Sensoren im Boden und den Schuhen kontrolliert und Verstöße sofort Ihnen über die Halskette schmerzvoll mitgeteilt.“
Annabelle erzählte, dass sie die Schuhe wieder ausgezogen hätte und weggeworfen hätte. Zwei oder drei starke, extrem schmerzhafte Stromschläge durch das Halsband waren die Folge. So zog ich wohl oder übel die Schuhe wieder an. Sie ergänzte: „Spätestens jetzt war mir ein für alle Mal klar, dass jeder weiterer Protest wirklich völlig sinnlos ist. Mir war auch klar, dass es jetzt echt hart, schmerzhaft und richtig unangenehm werden wird, vom Ankleidezimmer in den Raum der Präsentation zu kommen. Aber ich tröstete mich damit, dass danach alles vorbei sein wird und ich am Abend den einen oder anderen Cocktail zusammen mit meinen Eltern genießen kann.“
Auch Jessica berichtete, wie schwer es ihr gefallen ist, mit den Schuhen zu gehen. Bei ihr kam erschwerend hinzu, dass sie eine Fehlstellung in den Füßen hätte und daher Einlagen tragen würde. Sie kam mit den Highheels überhaupt nicht zurecht und stürzte auf dem Weg zum Präsentationsraum. Als sie von ihren Einlagen erzählte, durfte sie Stiefel mit etwas niedrigeren Absätzen anziehen und ihre Einlagen tragen.
Annabelle berichtete weite: „Im Präsentationsraum werden dann verschieden technische Features aktiviert. Das bedeutet, dass Sie einen Stromstoß bekommen, wenn Sie sich bewegen, aufhören zu lächeln oder etwas sagen. Weiter sagte die Internatsangestellte, dass sie noch die Folgen von meinem irrationalen Verhalten beseitigen muss. Damit meinte sie übrigens, dass ich nach den Stromstößen geweint hatte.
So musste ich auf meine Eltern und Madame vom Schaumbourg warten. Während der Präsentation musste ich dann das tun, was von mir verlangt wurde.“ Zum Abschluss verpasste Madame mir noch eine lächerlich aussehende Haube, bevor ich wieder aus dem Raum gebracht wurde. Dann übte man mit mir, wie sich eine anständige Internatsschülerin korrekt bedankt. Kurz bevor ich wieder hingebracht wurde, erfuhr ich, dass meine Eltern für mich einen 14-tägigen Probeaufenthalt vereinbart hatten. Ich konnte es nicht fassen, dass meine Eltern so etwas tun, ohne zuvor mit mir Rücksprache zu nehmen.“
Dann fragte der Reporter Annabelles Eltern, wie sie ihre Tochter erlebt hatten. Der Vater antwortete: „Madame vom Schaumbourg hatte uns ja bereits versprochen, dass bereits nach kürzester Zeit eine Verwandlung von Annabelle zu verzeichnen ist. Ich muss sagen, dass wir beeindruckt waren. Allerdings wussten wir ja nicht, dass das Verhalten durch die Androhung von Elektroschocks erzwungen wurde. Hätten wir dies nur geahnt, hätten wir Annabelle keine Sekunde mehr im Internat belassen.
Der Probeaufenthalt war unverbindlich und für uns kostenfrei. Auch waren wir erleichtert, dass sich Annabelle sogar für den Internatsaufenthalt bedankt hatte. Wir waren uns aber auch einig darüber, dass die Situation etwas sonderbar war. Wir erklärten uns dies mit der für uns alle besonderen Situation und maßen dem nicht allzu viel Gewicht bei.“
Annabelle brach in Tränen aus Jessica tröstete sie. „Ihr kanntet mich doch und Euch hätte doch klar sein müssen, dass irgendetwas nicht stimmt. Ihr hättet doch wenigstens einmal kurz Rücksprache mit mir unter vier oder sechs Augen nehmen können.“ Der Vater antwortete: Wie gesagt - unsere Zweifel wurden zerstreut, als Du Dich ja auch noch für den Aufenthalt bedankt hast.“
„Im Präsentationsraum spulte ich nur noch das Programm ab, welches man mir gerade beigebracht hatte. Nachher hatte ich übrigens einen emotionalen Zusammenbruch, weil ich einen Fehler gemacht hatte. Es ist schon verrückt: Ich werde zu Handlungen gezwungen, die ich gar nicht machen will und nehme mir den Fehler so zu Herzen.“
Während Annabelle so von ihren Erlebnissen im Internat berichtete, wurde Jessica immer nachdenklicher. Schließlich fragte sie den Reporter, ob es ihm etwas ausmachen würde, wenn sie sich entfernen würde. Sie sei erst gestern der Hölle aus dem Internat entflohen und die Erinnerungen seien einfach noch zu frisch. Sie müsse das Erlebte erst einmal verarbeiten und bot ihm an, zu einem späteren Zeitpunkt für ein Interview zur Verfügung zu stehen. Das Interview wurde ohne Jessica fortgesetzt. So saß Annabelle mit ihren und Jessicas Eltern, ihrem Anwalt in der Hotelsuite und unterhielt sich mit dem jungen Journalisten der Lokalzeitung.
Dann berichtete Annabelle weiter: „Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass man mir nach dem ersten Schock etwas Ruhe gönnen wollte. Kurze Zeit später kam ein Dienstmädchen, um mich auf mein Zimmer zu bringen. Die Internatsregeln und mein Lehrplan wurden mir erst zwei Tage später ausgehändigt.
Mein Zimmer kann mit dem Luxus in dieser Suite durchaus mithalten. Mit dem Unterschied, dass mein Zimmer für eine 18-jährige Internatsschülerin war und diese Räumlichkeiten meist an Staatsmänner, gekrönte Häupter oder erfolgreiche Geschäftsleute vermietet werden. Bereits der Flur mit einer Bar bzw. Mini-Küche und einer Garderobe war schon fast so groß, wie mein erstes Zimmer in der Wohnung meiner Eltern. Der gesamte Boden war mit schwarzem Marmor ausgekleidet. Dies sah nicht nur richtig gut aus, sondern ermöglichte mir auch, dass ich mich in meinem Zimmer frei bewegen konnte. Die Einrichtung bestand aus Designer-Möbeln aus Leder und Edelhölzern.
Weiter waren ein riesiger Flachbildfernseher, ein DVD-Player, eine Stereoanlage, eine x-Box, ein Laptop und zusätzlichen Bildschirm vorhanden. Zum Appartement gehörten noch ein Wasserbett, eine große Regendusche, eine Whirlpool-Wanne, ein Außenwhirlpool sowie eine Terrasse mit Gartentisch mit Gartenstühlen, zwei Liegen mit Sonnenschirm.
Ich wunderte mich schon, über den Umfang der Kleidungstücke, die mir für einen nur 14-tägigen Probeaufenthalt zur Verfügung gestellt wurden, zumal auch Wintersachen vorhanden waren. Weitere waren im Badezimmer genau die Kosmetiker vorhanden, die ich auch zu Hause verwendet hatte. Rückwirkend hätte ich spätestens da stutzig werden müssen. Jetzt wo ich weiß, dass meine Eltern bereits hinter meinem Rücken meinen Aufenthalt im Internat vereinbart hatten, sehe ich dies in einem anderen Licht.
Wenig später kam Nicole, jene Mitschülerin zu mir, die mir das Internat empfohlen hatte und bot mir an, das Internat zu zeigen. Wir gingen gemeinsam zur Wellness-Abteilung. Auch diese war Luxus pur. Allerdings bestand die vorgeschriebene Badebekleidung aus Badekleidern, wie ich sie auf einhundert Jahre alten Fotos mal gesehen hatte. Ich muss aber zugegen, dass ich trotz der Kleidervorschriften den Aufenthalt im Wellness-Bereich sehr erholsam empfand.
Anschließend sahen wir uns die restlichen Gebäude, wie den Reitstall, die Tennisplätze und die Gemeinschaftsräume an. Zu meiner Erleichterung kam ich mit den Absatzschuhen immer besser zurecht. Wir trafen auch einige Mitschülerinnen, die mir als Neuling rieten, die positiven Aspekte des Internatsaufenthaltes zu genießen und die negativen einfach zu ignorieren. Unsere Geschichten ähnelten sich sehr. Alles waren Töchter von vermögenden Eltern, die der Auffassung waren, dass deren Verhalten und ihr Erscheinungsbild unakzeptabel sei.
Auch der Speisesaal war luxuriös und wir wurden erstklassig bedient. Allerdings bestellte ich ein Bier zum Fisch. Wir hielten uns noch etwas in den Gemeinschaftsräumen auf und um 21:30 Uhr ging ich mit Nicole zunächst mit auf mein Zimmer und ich zog mich mit ihrer Hilfe um. Die Schlafbekleidung bestand aus einem Nachthemd, wie ich es von meiner Oma kannte. Selbstverständlich war selbst auf diesem das Internatswappen angebracht. Anschließend gab sie mir aus dem Schrank eine Art Morgenmantel und ein paar Hausschuhe. Ich zog beides an und wir gingen in ihr Zimmer. Dieses war zwar anders geschnitten aber vergleichbar luxuriös eingerichtete. Auch ich half beim Umziehen. Anschließend verabschiedeten wir uns und ich ging zurück in mein Zimmer.
Am Abend schaute dann erstmals meine Katze bei mir vorbei.
Am dritten Tag wurden mir mitgeteilt, dass ich die Internatsregeln über mein Laptop abgerufen kann. Diese bestanden aus der Hausordnung, meinen persönlichen Benimmregeln sowie der Kleiderordnung.
Die Hausordnung enthielt im Wesentlichen die üblichen Punkte die ich auch aus meiner Schule kannte. In den Gängen nicht laufen, nicht auf dem Treppengeländer rutschen, keinen Unrat auf den Boden werfen und dergleichen. Auch die Zeiten in denen in den Zimmern und auf den Gängen Ruhe herrschte waren aufgeführt.
Die persönlichen Benimmregeln regelten meinen Tagesablauf bis ins kleinste Detail und enthielten auch meine besonderen Pflichten als Schülerin des Internats.
Speziell fand ich die Vortrittsregeln. In den Gängen hatte ich stets auf der rechten Seite des Ganges auf dem schwarz markierten Streifen zu gehen. Dies wusste ich bereits. Neu war, dass ich dem Internatspersonal mit entsprechender Demut begegnen musste. So musste ich beispielsweise, wenn mir eine erwachsene Person auf dem Gang begegnetet, stehenbleiben und die Person mit einem Knicks und der entsprechenden Anrede begrüßen und durfte erst weitergehen, wenn mich die Person passiert hatte. Hierzu verbreiterte sich der schwarze Streifen alle fünf Meter.
Auch meine Körperpflege war bis ins kleinste Detail geregelt. Strenge Maßstäbe galten auch hinsichtlich Sittsamkeit. Um diese zu gewährleisten, musste ich einen Keuschheitsgürtel tragen. Dieser verhinderte, dass ich mich unsittlich berühren oder andere unsittliche Handlungen an mir vornehme konnte.
Seitens des Internats wurde erwartet, dass ich in sämtlichen Fächern mindestens ein gut erreiche, in manchen sogar ein sehr gut. Ich war auch in Deutschland nie eine schlechte Schülerin. Aber wie ich solche Leistungen erbringen soll, war mir ein Rätsel. Als ich das las, war ich froh, dass ich nur für 14 Tage probeweise im Internat war.
Auch das Verhalten am Tisch war genaustens vorgegeben.
Im Internat ist eine einheitliche Internatskleidung zu tragen. Es gibt spezielle Kleidungen, die an die jeweilige Jahreszeit angepasst sind sowie eine spezielle Bade- und Sportbekleidung. Für besondere Anlässe, wie den Kirchgang am Sonntag, aber auch als Bestrafung oder als Gehorsams- oder Demutsübung kann meine Kleidung jederzeit entsprechend verändert werden.
Die Kleidung ist sehr unbequem, insbesondere das Korsett, schränkt die Bewegungsfreiheit sehr stark ein und zudem sehr altmodisch und deutlich zu warm.
Schließlich wurde noch ausgeführt, dass jede Missachtung der Internatsregeln sowie der allgemeinen Etikette eine Bestrafung nach sich ziehen würde. Welche Strafen dies sind, musste ich während meines Internatsaufenthalt schmerzhaft am eigenen Leib erfahren.
Das Internat bot zwar jeden erdenklichen Luxus. Dennoch fühlte ich mich dort sehr unwohl und so zählte ich die Tage, bis mein Probeaufenthalt zu Ende ist. Ich hatte mir vorgenommen, mich anständig, wie eine Dame zu verhalten und meine Eltern zu bitten, meinen Aufenthalt im Internat zu beenden.
Endlich war es soweit. Eine Hausangestellte teilte mir, dass meine Eltern zu Besuch seien und auf mich warten würden. Sie führte mich in den Besucherraum in dem meine Eltern und Madame vom Schaumbourg bereits auf mich warteten. Ich begrüßte Madame und meine Eltern vorschriftsmäßig. Mein Vater fragte mich, wie es mir ginge. Ich bat allgemein um die Erlaubnis sprechen zu dürfen. Da diese mir mein Vater erteilter und Madame nicht widersprach, bat ich meine Eltern, meinen Aufenthalt im Internat nicht zu verlängern. Ich versprach hoch und heilig, dass ich mich zukünftig angemessen kleiden werde, dass mein Verhalten keine Gründe für Beanstandungen geben wird und dass ich meine Eltern auch bei geschäftlichen Terminen unterstützen werde.
Mein Vater entgegnete, dass sie sich gerade mit Madame vom Schaumbourg ausgiebig über mich unterhalten haben. Da diese ihnen ein sehr gutes Angebot unterbreitet hätte, wäre man übereingekommen, dass ich jetzt endgültig und langfristig Schülerin des Internats werden soll. Ich brach sofort in Tränen aus und schluchzte, 'Aber wieso, ich bin doch bereit, all die Dinge abzustellen, die ihr zuvor an mir kritisiert habt und die der Grund waren, dass ich mich in diesen Horrorladen verfrachtet habt. Gebt mir doch wenigstens die Chance zu zeigen, dass ich mich geändert habe.' Ich erzählte meinen Eltern von den Elektroschocks. Madame vom Schaumbourg versicherte meinen Eltern, dass dies jeglicher Grundlage entbehren würde. Offensichtlich wurde mein Halsband deaktiviert und es passierte natürlich nichts, als ich den Streifen verließ.“
Dann fragte der Reporter Annabelles Eltern, wie diese ihre Tochter erlebt hätten und warum sie ihrem Wunsch, sie vom Internat zu nehmen nicht entsprochen hätten.
Annabelles Vater sagte, dass sie von der Annabelles Entwicklung begeistert waren und dass ihnen Madame vom Schaumbourg versprochen hatte, aus Annabelle eine Dame von Welt zu machen. „Dass Dein Verhalten durch Elektroschocks erzwungen wurden, damit konnte nun wirklich niemand rechnen. Ich ging davon aus, dass wir wirklich viel Geld ausgeben, um unserer Tochter den Aufenthalt in einem derart luxuriösen Internat mit einem optimalen Unterrichtskonzept zu ermöglichen. Wir konnten es daher nicht nachvollziehen, warum Annabelle erstens so undankbar ist und uns zweitens solche Lügengeschichten auftischt.
Annabelle nahm das Halstuch ab, welches sie trug. Deutlich zu sehen waren die Verbrennungen, die von den Elektroschocks herrührten, zu sehen. Sie brach in Tränen aus. "Abwegig?, undankbar?, Lügengeschichten? Seht Euch einfach die Schädigungen an meinem Hals an. Bedenkt, dass diese bereits seit einigen Wochen ärztlich behandelt werden.“
Annabelle schrie ihre Eltern regelrecht an: „Ich war ja bereit, mich zu ändern und all das zu abzustellen, was ihr an mir kritisiert hatten. Daher empfinde ich es als herzlos, mich endgültig und langfristig in dem fürchterlichem Internat anzumelden. Ich habe es ja bereits vor Gericht gesagt. Die Stromstöße waren echt schmerzhaft - insbesondere, wenn diese an den Hauptschlagadern verabreicht wurden. Aber es tat viel mehr weh, dass mir die eigenen Eltern nicht glauben. Wenn Ihr wüsstest, was Ihr mir damit angetan habt. Vielleicht kann ich Euch irgendwann einmal verzeihen. Zurzeit habe ich nicht die Kraft dazu und hasse Euch nur noch.“
Annabelle entschuldigte sich beim Reporter und rannte weinend aus dem Raum. Annabelles Mutter fragte ihren Ehemann, ob dies nun wirklich notwendig gewesen war und bat den Reporter Annabelle in seinem Artikel nicht bloß zu stellen. Er sagte dies zu.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von ZdBdLa am 01.11.24 um 17:36 geändert
|
|
Freak
Deutschland
Beiträge: 120
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:30.10.24 12:33 IP: gespeichert
|
|
Kapitel 9: Annabelles und Jessicas Ankunft in Montreux (Teil 1)
Annabelle hatte das Interview mit dem Reporter abgebrochen und war auf ihr Zimmer gerannt. Jessica war bereits dort und fragte sie, was los sei. Annabelles brach in Tränen aus und stammelte, dass ihr Vater nach wie vor der Auffassung sei, dass es abwegig sei, dass wir im Internat Elektroschocks bekommen haben. „Demzufolge kann man ihm – nach seiner Sichtweise - keinen Vorwurf machen. Kann er nicht einfach zugeben, dass er einer Fehleinschätzung erlegen ist und einen Fehler gemacht hat? Sieht er nicht, wie sehr ich unter den Folgen des Internatsaufenthaltes leide? Ich weiß, dass mein Vater die Anmeldung nicht rückgängig machen kann, aber ein einfaches 'Entschuldigung' würde mir schon sehr helfen. Dein Vater hat noch nicht einmal sein Essen aufgegessen, um Dich sofort aus dem Internat zu holen.“
Wenig später klopfe es an der Tür. Es war die Annabelles Mutter. Sie bat darum, mit Annnabelle zu reden zu dürfen und fragte, was los sei. Annabelle entgegnete erneut unter Tränen: „Was los ist, willst Du wissen? Ich sage Dir, was los ist. Ihr habt mich gegen meinen Willen in dem fürchterlichen Internat angemeldet, obwohl ich ja bereit war, mich anständig – und zwar anständig nach Eurer Definition - zu kleiden, anständig zu verhalten und Euch bei Euren überaus langweiligen Geschäftsessen zu begleiten. Ich war somit bereit, all das zu tun, was Ihr von mir verlangt hattet. Es gab also überhaupt keinen Grund, mich weiter in diesem verfluchten Internat zu belassen. Seinerzeit hätte ich ohne psychische Schäden das Internat verlassen können. Zwischenzeitlich bin ich als Ergebnis des Internatsaufenthaltes nur noch ein psychisches Zwack. Falls Ihr es mir auch nicht glaubt, hier habt Ihr es schwarz auf weiß.“ Annabelle gab ihrer Mutter das Gutachten, welches Herr Brinkmann und ich für das Gericht von Neuchatel erstellt hatten.
„Ihr tut immer noch so, als sei ich ein fehlgeschlagenes Investment. Dabei muss ich den Großteil des Preises zahlen und wenn ich Pech habe, mein ganzes Leben lang. Von seinen eigenen Eltern, die einem nicht geglaubt haben, als man ihnen von den Elektroschocks erzählte hat, sich vorwerfen zu lassen, dass man undankbar sei und ihnen Lügengeschichten auftischen würde, tut echt weh.“ Annabelle bat ihre Mutter, sie jetzt mit Jessica alleine zu lassen und das Zimmer zu verlassen.
Obwohl es schon spät war, rief mich Annabelle auf meinem Handy an. Sie erzählte mir von Jessica und dass sie auch als ehemalige Internatsschülerin unter den Folgen leiden würde. Dann erzählte sie von Interview und dem Disput mit ihren Eltern. Ich erkannte, dass vor allem Annabelle dringend Hilfe benötigt und sagte zu ihr, dass die beiden Mädchen einfach vorbei kommen sollten. „Wir würden schon ein Plätzchen für Euch finden. Eventuell müssen sie halt zumindest vorübergehend in einem Stockbett schlafen.“
Annabelle packte ihre Sachen zusammen und Jessica sprach kurz mit ihren Eltern und erklärte, dass sie zusammen mit Annabelle heute noch nach Montreux fahren würde und hoffe, dass man ihr dort helfen kann.
Kurz vor ihrer Abreise ging Annabelle noch einmal auf ihre Eltern zu: „Ich habe heute wirklich alles getan, um die Tochter zu sein, die Ihr Euch immer gewünscht hab. Ich will schließlich, dass Ihr mich lieb habt und mich nicht wieder ins Internat zurück schickt. Dies hat mir schon viel abverlangt, da ich zurzeit nur noch ein psychisches Zwack bin. Ich weiß, Ihr habt es nicht böse gemeint, aber Ihr habt mich mit Euren Aussagen sehr verletzt. Zudem kann ich nicht souverän mit derartigen Aussagen umgehen. Daher brauche ich dringend Hilfe, die ich hoffe, in Montreux zu bekommen. Aber bitte vergesst nicht, Ihr seid meine Eltern und ich liebe Euch. Ich habe Euch übrigens auch geliebt, als ich im Internat war. Ich melde mich, wenn ich in der Lage bin, dass wir uns aussprechen. Tut mir noch einen Gefallen. Berichtet Nicoles Eltern über das, was ich Euch erzählt habe. Wenn sie Euch nicht glauben, dann gebt Ihnen das Gutachten über mich.“
Die Mädels nahmen den Spätzug und erreichten gegen 1:00 Uhr den Bahnhof von Montreux. Ich wartete bereits am Bahnsteig auf die beiden. Ich erläuterte, dass wir jetzt zu unserer Außenstelle – einen ehemaligen Berghotel - fahren würde. Einer der Shuttlebusse, die tagsüber zwischen dem Institut und der Außenstelle hin und her pendelt, wartete bereits vor dem Bahnhof. Annabelle wunderte sich, dass ich von 'unserer' Außenstelle sprechen würde und sprach mich auf der Fahrt darauf an. Ich erklärte ihr, dass ich das Institut vor ein paar Jahren gegründet hätte und dort neben meinem Studium arbeiten würde. Meine eigenen Erfahrungen im Internat haben mir schon des Öfteren bei der Arbeit geholfen. Nicht wahr, Annabelle?“
Mit dem Shuttlebus erreichten wir wenig später die Außenstelle des Instituts. „Ich habe mir überlegt, dass die Abgeschiedenheit der Außenstellen für Euch sicherlich besser ist, als das Hauptgebäude. In diesem war früher das Internat von Montreux untergebracht. Daher weist es deutliche Parallelen zu Eurem Internat auf.
Allerdings mussten wir aus einem Zweibett- ein Vierbettzimmer machen, um Euch unterzubringen. Dies bedeutet, dass Ihr Euch das Zimmer – zumindest vorübergehend – mit zwei weiteren ehemaligen Internatsschülerinnen teilen müsst.“
Ich brachte die beiden Mädchen auf ihr Zimmer und verabschiedete mich. Gleichzeit kündigte ich an, am nächsten Vormittag vorbei zu schauen.
Nachdem man sich gegenseitig begrüßt hatte, sagte Annabelle, dass es ihr leid tut, dass es jetzt etwas eng im Zimmer wird. Eine der beiden Mädels sagte: „Ihr kommt doch auch aus einem Internat und Internatsschülerinnen halten zusammen. Die beiden Schülerinnen formten auf Daumen und Zeigefinger einen Kreis und riefen: „Lang lebe der Kreis!“. Dann erläuterten sie, dass die Schülerinnen des Internats in Montreux, um die Hölle zu überstehen, den sogenannten 'Kreis' als Zusammenschluss von nahezu allen Schülerinnen gegründet hatten und sich schworen, für einander einzustehen – was auch passiert. Anschließend fragten sie nach der Geschichte der beiden.
Annabelle begann: „Auch wir beiden waren bis vor kurzen Schülerinnen in einem sehr luxuriösen Internat. Ich bis vor ca. drei Monaten und Jessica bis gestern bzw. vorgestern. Die letzten drei Monate habe ich übrigens im Kantonalgefängnis verbracht, weil ich die Internatsleiterin als Geisel genommen hatte.“ „Mit einer solchen Aktion konntest Du Dir bei uns der Sympathien von allen Internatsschülerinnen sicher sein.“, war die Antwort.
Annabelle erzählte weiter: „Ich muss auch gestehen, dass ich das Gefängnis verglichen mit dem Internat in gewisser Weise als Wohltat empfand, zumindest ab dem Zeitpunkt als man mich aus der Internatsuniform befreit und sich Natalie meiner angenommen hatte. Sie hatte auch dafür gesorgt, dass täglich ein Lehrer vorbei kam und schließlich hat mich mein Schatz Manuel nahezu täglich besucht. Herr Brinkmann wurde übrigens vom Gericht beauftragt, meine Schuldfähigkeit zu beurteilen und ich bin sehr froh, dass er Natalie mitgenommen hat. Die beiden kamen übrigens zu dem Ergebnis, dass ich schuldunfähig bin. So bin ich um eine Gefängnisstrafe herum gekommen, muss allerdings hier die Therapie machen. Auch hat der Anwalt, den mir Natalie empfohlen hatte, es irgendwie so hingedreht, dass ich keine andere Wahl hatte, um mein Martyrium zu beenden und die Geiselnahme rechtens war. Es ist schon irgendwie paradox. Ich nehme die Direktorin - wir mussten sie übrigens mit 'ehrwürdige Madame zu Schaumbourg' ansprechen – als Geisel und werde freigesprochen, während mein Opfer bald vor Gericht stehen wird.“
„Dann ist sie ja dort in guter Gesellschaft. Die Leiterin unseres ehemaligen Internats und große Teile des ehemaligen Lehrpersonals wurden zwischenzeitlich auch zu mehrjährigen Freiheitsstrafen für das, was sie uns im Internat angetan haben, verurteilt.
Vorher hatte allerdings Natalie vor uns ihren großen Auftritt. Völlig unerwartet stand sie plötzlich in Begleitung der beiden Herren – Prof. Dr. Brinkmann und dem allseits bekannten Anwalt - bei uns in den Speisesaal. Ich habe sie zunächst gar nicht erkannt und den meisten meiner Mitschülerinnen ging es genauso. Erstens hatte uns die Leiterin des Internats - Frau Durcet - erzählt, dass Natalie ihren Verletzungen erlegen sei und wir haben sogar eine Trauerfeier für sie abgehalten und zweitens trug sie nicht die Internatsuniform. Ich muss sagen, dass sie eine seriöse Erscheinung war, gleichzeitig aber ihre weiblichen Reize perfekt zur Geltung brachte. Sie trug einem Rock, der knapp über ihren Knien endete und einem Blazer. Dazu hatte sie eine leicht durchsichtige Bluse, unter der ihr schwarzer BH zu erahnen war sowie ein Paar blickdichte Strümpfe kombiniert. Ein Paar hochhackige Stiefel sowie ein dezentes Make-Up vervollständigten ihr Erscheinungsbild. Auch ließ sie die oberen Knöpfe ihrer Bluse offen, sodass sie zwar nicht zu viel zeigte, jedoch einen verführerischen Blick auf ihr Dekolleté zuließ. Auch hatte sie aus ihren langen, blonden Haaren keinen Dutt gemacht, sodass diese auf ihre Schultern fielen.
Wenig später betraten dann auch Frau Durcet und eine weitere Erzieherin namens Frau Niedermayer den Raum. Natalie hatte sie dazu verdonnert, die Internatsuniform zu tragen. Dies haben wir allerdings erst später erfahren. Wir hatten daher zunächst alle Schwierigkeiten die beiden Damen zu erkennen, sprangen dann aber alle auf, um sie vorschriftsmäßig zu begrüßen.
Wir hatten alle großen Respekt, ja regelrecht Angst vor Frau Durcet und den Lehrkräften. Dies wurde uns über Jahre regelrecht eingeprügelt. Es wunderte mich zuerst schon, als Frau Durcet Natalie anflehte: „Bitte lass uns reden, Natalie.“ Natalie schlug mit dem Rohrstock auf den vor mir stehenden Tisch, worauf neben Frau Durcet auch die Erzieherin und selbstverständlich auch wir anwesenden Schülerinnen erschrocken zusammen zuckten. Anschließend schrie sie Frau Durcet an: „Zum allerletzten Mal, ich bin nicht Natalie, sondern Frau von Sternenberg für Sie. Dadurch, dass Natalie sie derart vorgeführt hat, ist die Angst, die wir vor ihr hatten, irgendwie verflogen. Auch war uns allen klar, dass es tatsächlich Natalie war, die da vor uns stand.
Natalie hat regelrecht gedroht, dass sie, falls Frau Durcet sie nicht ordnungsgemäß anspricht, richtig ungemütlich werden wird und füge hinzu, dass sie das nicht erleben will. Im Grunde war es das, was wir jahrelang im Internat erdulden mussten – nur halt mit anders verteilten Rollen. Als Frau Durcet anmerkte, dass sie gar wisse, wie sie sich gegenüber Natalie korrekt verhalten soll, entgegnete sie: „Es ist doch gar nicht so schwer, wenn Sie mit mir reden wollen, bitten Sie mich vorher um Erlaubnis. Schauen Sie doch einfach in Ihre beschissenen Regeln und ersetzten Sie 'Lehrkraft' durch 'gnädige Frau von Sternenberg' und 'Internatszögling' durch 'Lehrkraft'.
Natalie kostete dann ihre Überlegenheit weiter voll aus und kündigte an, dass sie zunächst den korrekten Sitz des Korsetts der beiden Damen kontrollieren werde. Diese mussten sich vor den versammelten Schülerinnen bis auf das Korsett entkleiden. Dies war ihnen vor sichtlich sehr unangenehm. Natalie war dies offensichtlich egal bzw. man konnte ihr die Genugtuung deutlich ansehen. Sie prüfte das Korsett der beiden Damen stellte fest, dass dieses nach ihrer Einschätzung viel zu locker war. So zog sie mit aller Kraft daran. Die Schmerzen und Schwierigkeiten beim Atmen waren beiden Frauen anzumerken; sie wagten es aber nicht, sich zu beschweren.
Nachdem sich die beiden Damen wieder vollständig angezogen hatten, deutete Natalie mit dem Rohrstock auf den Boden. Es war Frau Durcet und Frau Niedermayer ebenfalls deutlich anzumerken, dass sie sich innerlich dagegen sträubte, vor mir auf die Knie zu gehen. Sie erkannten aber, dass sie keine andere Chance hatte und so kniete sie vor ihr nieder. Frau Durcet sprach: „Frau von Sternenberg, ich bitte Sie, mein Anliegen vortragen zu dürfen.“ „Es sei Ihnen gewährt“ antwortete Natalie großzügig. Als Frau Durcet sich erheben wollte, schrie sie sie abermals an: „Habe ich etwas von Aufstehen gesagt?“ Notgedrungen blieb sie kniend vor ihr. „Frau von Sternenberg, der Verkauf einer Immobilie wie dieser, ist äußerst schwierig und dauert meist mehrere Jahre. Im Übrigen ist der Verkauf nur mit enormen Preisabschlägen möglich.“ Natalie antwortete nur „Das ist mir egal, ich bin zuversichtlich, dass wir die knapp 11 Mio. Franken, die mir zustehen, durch die Zwangsversteigerung realisieren kann.“
Als Frau Durcet ausführte, dass das Institut ist für die Schülerinnen über Jahre hinweg ihr Zuhause ist und wir hier die Ausbildung für ihr späteres Leben bekommen, fragte uns Natalie: „Fühlt Ihr Euch hier zuhause und geborgen und seid Ihr glücklich über Eure Ausbildung, die Ihr hier bekommt“. Wir alle antworteten wie aus einem Munde „Nein, Frau von Sternenberg“. „In Ordnung, aber Für Euch bin ich immer noch Natalie“, antwortete sie „Ihr habt mir doch nichts getan“. Frau Durcet antwortete: „Wir haben Dir doch auch nichts getan, die strenge Erziehung war notwendig, um Dich zu einer Dame zu formen und dass Du gesprungen bist, war einzig und allein Deine Entscheidung.“
Wenn jemand im Raum zuvor noch ein klein wenig Mitleid mit Frau Durcet gehabt hatte, war es spätestens mit dieser Bemerkung verschwunden. Auch sah man Natalie deutlich an, dass sie mit den Tränen kämpfen musste. Sie schaffte es aber mit Mühe und Not, die Fassung behalten und sagte schließlich: „Da fällt mir aber so einiges ein. Sie sind doch ein großes und intelligentes Mädchen. Denken Sie mal nach, vielleicht fällt Ihnen auch etwas ein. Wenn Sie einige Anregungen brauchen, schauen Sie einfach mal ins Gerichtsurteil.“
Innerlich beobachteten wir alle das Schauspiel mit großer Freude. Allerdings trauten sich niemand, dies offen zu zeigen. Schließlich mussten wir in diesem Fall mit einer Bestrafung rechnen, wenn Natalie das Internat wieder verlassen hat.
*****
Eine der beiden Internatsschülerinnen erzählte dann, dass ihre Eltern sie zuerst in ein Internat in Neuchatel schicken wollten, dann sich aber für das Internat in Montreux entschieden haben. „Wer weiß, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich auf das andere Internat gegangen wäre.“
Annabelle sagte ihr, dass sie dann von dem Regen in die Traufe gekommen wäre. „Wir beide waren nämlich beide Schülerinnen in dem Internat. Das Internat bietet zwar allen erdenklichen Luxus. Luxuriöse Zimmer sowie eine Badelandschaft, einen Wellness-Tempel sowie Reit- und Tennisanlage. Dafür musstest Du einen Keuschheitsgürtel, Schenkelbänder und ein Halsband, mit dem Dir jederzeit ein Stromschlag verpasst werden kann, tragen. Auch besteht die Verpflichtung zum Tragen der internatseigenen Uniform. Diese ist mir Eurer Uniform vergleichbar, wie Natalie mir erzählt hat. Aber es gehörten zur Uniform auch Stiefel mit mega-hohen Absätzen. Die Böden sind mit weißem Marmor ausgelegt. Links und rechts gibt es einen ca. 10 cm breiten Streifen aus schwarzem Marmor. Du darfst die Schuhe nur auf dem schwarzen Marmor aufsetzen. Bist Du aus Versehen auch nur einen Zentimeter daneben getreten, gibt es einen Stromstoß. Das gleiche passiert übrigens auch, wenn Du zu langsam warst oder eine der Erzieherinnen der Meinung war, dass Du Dir irgendetwas hast zu Schulden hast kommen lassen oder es in anderer Weise verdient hast.“
„Ihr müsste Doch Euren Mitschülerinnen helfen. Für uns als Mitglieder des Kreises gäbe es da keine Diskussion.“
Annabelle antworte: „Wir haben zwar keinen Kreis oder einen ähnlichen Zusammenschluss. Aber auch für uns ist es selbstverständlich, dass wir unseren ehemaligen Leidensgenossinnen helfen. So haben wir bereits einem Reporter der örtlichen Zeitung ein Interview gegeben und hoffen, dass nachdem der Artikel erschienen ist, die Eltern unserer Mitschülerinnen endlich aufwachen und auch die Behörden aktiv werden. Der Staatsanwalt hat bereits beim Prozess gegen mich angekündigt, dass er Ermittlungen gegen das Internat und deren Leiterin aufnehmen wird. Auch haben meine Eltern Kontakt zu den Eltern einer Mitschülerin. Ich habe sie gebeten, den Eltern zu erzählen, was sie von mir erfahren haben. Zur Not sollen sie ihnen das Gutachten, welches Natalie und Herr Brinkmann über mich erstellt haben, vorlegen. Ich weiß, dass sich die Eltern regelmäßig austauschen und hoffe, dass dann möglichst viele von ihnen zur Vernunft kommen und ihre Kinder von Internat nehmen. Und ohne Internatsschülerinnen kann die Direktorin ihr teuflisches Werk nicht fortführen.“
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von ZdBdLa am 02.12.24 um 18:13 geändert
|
|
Freak
Die Wahrheit ist ein dreischneidiges Schwert, deine Wahrheit, meine Wahrheit und die Wahrheit selbst.
Beiträge: 97
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:01.11.24 05:47 IP: gespeichert
|
|
Die Geschichte wird von Fortsetzung zu Fortsetzung immer besser und interessanter. Ich bin sehr gespannt (wie ein Bogen bei der Jagd) wie sich alles weiterentwickelt und was noch alles an die Oberfläche kommt.
|
|
Einsteiger
DL
Nie einen Schritt zurück.
Beiträge: 19
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:02.11.24 11:04 IP: gespeichert
|
|
Die Story gefällt auch mir immer besser, wobei durch das Lesen immer mehr die Vereinsbrille den Fokus setzt, aber es ist der Verdienst des Autors die Leserschaft bei der Stange zu halten.
Danke dafür, Tom
|
|
Freak
Deutschland
Beiträge: 120
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:04.11.24 17:18 IP: gespeichert
|
|
Kapitel 10: Annabelles und Jessicas Ankunft in Montreux (Teil 2)
Die vier Mädels unterhielten sich schon eine ganze Weile. Irgendwie hatte sich aufgrund des gemeinsamen Schicksals sehr schnell eine Art Seelenverwandtschaft gebildet. Annabelle war allerdings auch schockiert, als sie erfuhr, wozu ich fähig sein kann. „Gegenüber mir, war Natalie immer so verständnisvoll und so einfühlsam.“, sagte sie schließlich. Die beiden Schülerinnen sagten, dass sie es auch anders sehen würde, wenn sie Tag ein Tag aus ständig Demütigungen über sich ergehen lassen musste. Wir selbst haben die Erfahrung gemacht, wie es ist, wenn man über Jahre hinweg regelrecht gequält wird und dann die Möglichkeit hast, sich für all dies zu rächen. Dann würdest auch Du Dich anders verhalten, Annabelle. Insbesondere wenn die Situation unerwartet kommt und Du nicht mit Konsequenzen rechnen musst.
„Uns jedenfalls haben es Natalie bzw. ihr Anwalt ermöglicht, sich an der Internatsleiterin Frau Durcet und ihren Handlangerinnen so richtig zu rächen.“ Eines der Mädchen begann zu erzählen: „Natalie hatte ihre Überlegenheit voll ausgekostet und die Damen Durcet und Niedermayer so richtig vorgeführt. Irgendwann war dann Frau Durcet offensichtlich von der gesamten Situation genervt und sagte, dass sie dieses Affentheater nicht mehr mitmachen würde und jetzt in ihr Ferienhaus in Italien fahren würde. Vom Anruf, den Natalies Anwalt kurz zuvor erhalten hatte, hatte sie offensichtlich nichts mitbekommen. Natalie fragte dann scheinheilig ihren Anwalt: „Habe ich Sie vorhin richtig verstanden, dass ich eine mutmaßliche Straftäterin, die per Haftbefehl gesucht wird, mit Gewalt daran hindern darf, das Land zu verlassen?“ „Wenn Sie dabei verhältnismäßig vorgehen, ist es richtig.“, antwortete dieser. Natalie trat daraufhin Frau Durcet das Standbein weg, sodass sie auf dem Boden stürzte. Dann ergriff sie ihren Arm, verdrehte diesen und drückte mit ihrem Fuß den Kopf auf den Boden. Sie trug Stiefel mit einem spitzen Absatz und es tat schon beim Hinsehen weh. „Ich werde doch gar nicht per Haftbefehl gesucht.“, jammerte Frau Durcet. Natalie bat meinen Anwalt, sie über die aktuelle Lage aufzuklären. „Das Gericht hat festgestellt, dass der durch die Eltern meiner Mandantin mit dem Internat geschlossene Vertrag ungültig ist, da sowohl dieser als auch die durch meine Mandantin erteilte Vollmacht nicht den rechtlichen Anforderungen in der Schweiz entsprechen. Schließlich war meine Mandantin beim Eintritt in das Internat bereits volljährig. Meine Mandantin wurde somit über ein Jahr gegen ihren Willen im Internat festgehalten, was den Tatbestand der Freiheitsberaubung erfüllt. Hinzu kommen die Misshandlungen, die meine Mandantin hier nachweislich erleiden musste. Weitere Einzelheiten entnehmen Sie bitte dem Gerichtsurteil, welches wir gegen Sie bzw. das Internat erwirkt habe. Vor diesem Hintergrund hat die Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen Sie erlassen, wie ich soeben telefonisch erfahren habe. Das Verhalten meiner Mandantin ist somit rechtmäßig.“
Sofort bat Natalie einige Mitschülerinnen auch Frau Niedermayer in Schach zu halten, damit sie sich nicht durch Flucht der Strafverfolgung entziehen kann.
Eine Mitschülerin von uns hob die Hand und erklärte, dass auch sie ihren Eltern eine Vollmacht, ohne dass sie deren Inhalt kannte, erteilt hatte und dann gegen ihren Willen im Internat angemeldet wurde. Der Anwalt fragte, ob dies noch bei weiteren der Fall sei. Nahezu alle Schülerinnen – einschließlich uns beiden - hoben die Hand. Der Anwalt fragte, ob er uns alle vertreten soll. Er würde davon ausgehen, dass auch die Verträge und die Vollmachten von uns allen gegenstandslos seien. Dies müsste allerdings noch in jedem Einzelfall überprüft werden. Die 'Blaupausen' für die Prozessführung habe er ja bereits durch den Prozess, den er erfolgreich für Natalie geführt hatte.
Nachdem wir alle den Anwalt beauftragt hatten, gab dieser telefonisch die Namen seiner neuen Mandanten an sein Büro weiter. In der Folgezeit erläuterte er uns die rechtliche Lage. Ausführlich ging er auf unsere rechtlichen Möglichkeiten ein und beantwortet die Fragen von uns. Er wies jedoch auch darauf hin, dass die Realisierung von Schmerzensgeldzahlungen schwierig werden könnte, wenn die finanziellen Mittel des Internats hierzu nicht ausreichen. „Hiervon muss leider ausgegangen werden.“, ergänzte er. Dann erhielt er wieder einen Anruf.
„Das Gericht hat eine einstweilige Verfügung erlassen, dass Sie jederzeit berechtigt sind, das Pensionat zu verlassen. Ausdrücklich hat Ihnen das Gericht Ihnen das Recht eingeräumt im Rahmen der sogenannten 'Nothilfe', dies notfalls mit Gewalt durchzusetzen, falls beispielsweise Lehrkräfte versuchen sollten, Sie am Verlassen des Gebäudes zu hindern. Bitte beachten Sie dabei den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit.“ Unser Anwalt erläuterte, welche Möglichkeiten, wir jetzt haben.
Dies ließen sich wir uns nicht zweimal sagen. Wir machten dann von unseren neuen Rechten reichlich Gebrauch. Als erstes gingen zwei Schülerinnen auf Frau Durcet zu, die immer noch auf dem Boden lag und von Natalie in Schach gehalten wurde. Sie bauten sich vor ihr auf und zogen sich gegenseitig das Korsett und weitere ihrer Meinung nach überflüssige Kleidungsstücke aus. Beim Weitergehen stellten sich die beiden so ungeschickt an, dass sie stolperten und Frau Durcet dabei 'versehentlich' einen kräftigen Tritt in die Seite verpassten. Sie entschuldigten sich ordnungsgemäß für ihre Ungeschicklichkeit.
Auch weitere Schülerinnen – einschließlich uns - folgten dem Beispiel, sodass bald ein großer Stapel an Kleidungsstücken, vorwiegend Korsetts, vor Frau Durcet lag. Nach einer Weile bat Natalie darum, beim Gehen aufzupassen, damit Frau Durcet keine weiteren Tritte mehr abbekommt.
In der Zwischenzeit hatten sich einige Gruppen von Internatsschülerinnen auf den Weg gemacht und streiften durchs Internat. Wir waren auch darunter. Nach kurzer Zeit begegnete uns die erste Lehrkraft.
„Wir würden gerne das Gebäude verlassen und bitten Sie uns das Tor zu öffnen.“, baten wir diese höflich. Nur den ansonsten im Internat obligatorischen Knicks, verweigerten wir konsequent. Ich muss dazu sagen, dass alle Lehrkräfte von uns absoluten Gehorsam verlangten, aber diese Person uns regelrecht gequält hat. Sie antwortete: „Ihr wisst doch ganz genau, dass das nicht möglich ist“. "Alte Kuh, sperr gefälligst das Tor auf" war die Antwort, bevor es zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen der Lehrkraft und uns kam. Bei einem Verhältnis von eins zu zehn sah es für die Lehrkraft sehr schlecht aus. Bei uns allen entlud sich der über Monate, bei manchen sogar über Jahre angestaute Hass. Wenig später brachten wir die Lehrkraft in den Speisesaal. Wir hatten ihr mit ihrem Schnürband die Hände auf dem Rücken zusammen gebunden und auch die Folgen der Auseinandersetzung waren ihr deutlich anzusehen. So blutete sie aus der Nase und ihr linkes Auge war deutlich geschwollen. Weiter hatte sie offensichtlich Schmerzen in der Magengegend, zumindest hatte sie eine deutlich verkrampfte Haltung.
Natalie fragte dann Frau Durcet, wo die verschärfte Internatskleidung aufbewahrt wird und wo sich die Handschellen befinden. Als sie sich weigerte, ihr die Auskunft zu erteilen, wandte sie sich erneut an ihren Anwalt und fragte diesen, ob sie einer potenziellen, per Haftbefehl gesuchten Straftäterin den Arm auskugeln dürfe, wenn diese sich weigern würde, ihr Beweismaterial auszuhändigen. Der Anwalt antwortete, dass nach seiner Beurteilung, dies noch gerade zulässig sein würde, da es sich bei ihr um eine direkt durch das Verhalten der mutmaßlichen Straftäterin geschädigte Person handeln würde. Er führte aber auch aus, dass ein Gericht eventuell zu einer anderen Bewertung kommen könnte, worauf Natalie antwortete, dass sie dieses Risiko eingehen würde.
Sie wies Frau Durcet darauf hin, dass dies jetzt ihre letzte Chance sei und verdrehte ihr den Arm, sodass diese höllische Schmerzen haben musste. Zusätzlich erhöhte sie den Druck ihres spitzen Schuhabsatzes. Kurz bevor sie ihr den Arm auskugeln würde, schrie Frau Durcet, dass sie alles sagen würde. Sie beschrieb uns, wo sich die Lagerräume befinden und händigte Natalie mit ihrer freien linken Hand den Schlüssel aus.
Einige Schülerinnen gingen sofort los und kamen wenig später mit der verschärften Internatskleidung in unterschiedlichen Größen und Ausführungen, mit Einwegrasierer und Rasierschaum sowie Hand- und Fußschellen, den dazugehörigen Ketten, Säckchen und Hauben sowie einer ganzen Kiste mit Mundknebeln zurück.
Die meisten von uns hatte in ihrer Zeit im Internat Bekanntschaft mit der 'leicht' und teilweise auch mit der der 'deutlich verschärften' Internatskleidung gemacht. Daneben gab es noch die sogenannte 'extrem verschärfte' Bekleidung. Diese besteht aus einem Keuschheitsgürtel, Schenkelbänder, einem BH und einem Halsband, alles aus Metall mit einem entsprechenden Gewicht und mit Spikes bestückt. Durch die Schenkelbänder war es der Trägerin nur möglich extrem kleine Schritte zu machen. Außerdem besaß die extrem verschärfte Bekleidung noch eine Reihe von weiteren Gemeinheiten, die das Tragen sehr unangenehm machten. So war es beispielsweise möglich, der Trägerin per Fernsteuerung Elektroschocks unterschiedlicher Stärke und an verschiedenen Stellen zu verabreichen. In Ergebnis war es Eure Internatskleidung mit einer Reihe von äußerst fiesen Spikes, einer Reihe von weiteren Gemeinheiten und Verbindungen, die die Bewegungsfreiheit konsequent einschränkten. Hinzu kam allerdings, dass das ganze aus Metall war und zudem noch einen Metall-BH und einen Halsreif umfasste.
Der aufgegriffenen Lehrkraft, die uns daran hindern wollte, dass uns gerichtlich eingeräumte Recht zum Verlassen des Internats wahrzunehmen, wurde eröffnet, dass jetzt auch die Lehrkräfte die Internatsuniform tragen müssen. Sie musste sich vor den anwesenden Schülerinnen ausziehen und es wurde festgestellt, dass ihr Schambereich nicht vorschriftsmäßig rasiert war. Eine Mitschülerin hat sich dann bereit erklärt, ihr hierbei behilflich zu sein. Allerdings stellte sich das Mädel dabei etwas ungeschickt an, sodass sie sie beim Rasieren mehrfach geschnitten hat. Anschließend wurde abgestimmt, welche Version die Lehrkraft zu tragen hat. Die Mehrheit entschied sich für die leicht verschärfte Version. Meiner Meinung nach ist sie damit noch ziemlich gut weg gekommen.
Als nächste kamen die Damen Durcet und Niedermayer an die Reihe. Alle Schülerinnen waren sich sofort einig, dass für sie nur extrem verschärfte Version der Internatsuniform in Frage kommt. Auch die beiden Damen mussten sich ausziehen und wurden rasiert. Ich frage mich wirklich, wie es möglich ist, dass sich eine Schülerin so ungeschickt anstellt. Auch die beiden Damen schnitt sie diese mehrfach 'versehentlich'. Dann mussten sie sich die breitbeinig hinstellen und ihnen wurde der Keuschheitsgürtel angelegt. Als erstes wurde ihnen der Keuschheitsgürtel eng um die Hüfte gelegt, das Schrittband nach vorne geklappt und beides mit einem Schloss gesichert. Als nächstes kamen die Schenkelbänder an die Reihe. Diese waren bereits mit einer sehr kurzen Stange miteinander verbunden. Danach folgte der BH. Dieser bestand aus zwei Halbschalen, die über die Brüste gestülpt und mit mehreren Metallbändern auf den Rücken verbunden wurden. Es folgte das Halsband, welches eng um den Hals gelegt wurde und verhinderte, dass die beiden Damen ihre Köpfe bewegen können. Beiden Damen war sichtlich anzumerken, dass die innen angebrachten Spikes bereits ihren Dienst sehr gut bewerkstelligten. Abschließend wurden die Schenkelbänder, der Keuschheitsgürtel, der BH und das Halsband durch Metallstreben mit einander verbunden. Diese schränkten die Bewegungsfreiheit der beiden Damen konsequent ein. Als letztes überzeugten wir uns, dass die eingebauten Gemeinheiten ordnungsgemäß funktionierten. Dabei waren wir sehr gründlich und testeten diese jeweils mehrfach und sehr ausgiebig.
Nachdem dies alles erledigt war, durften sich die beiden Damen wieder einkleiden. Einige Mitschülerinnen mussten ihnen dabei helfen, da ihre Bewegungsfreiheit bereits stark eingeschränkt war. Gewählt wurde natürlich die Winterversion, einschließlich des Wollpullovers und der Maske mit den Sehschlitzen. Alle Damen wurden auf den Boden und in Ketten gelegt. Die Hände wurden in Säckchen gesteckt, die zugebunden wurden und in Handschellen, die mit einer Kette um die Taille fixiert waren, gesteckt. Danach wurde den drei Damen Fußschellen angelegt, ein Knebel verpasst und eine zusätzliche Haube über den Kopf gezogen, sodass sie nichts mehr sagen und sehen konnten.
Nach und nach wurden auch die restlichen Lehrkräfte von unseren Mitschülerinnen in den Speiseraum gebracht. Alle hatten offensichtlich versucht, ein Verlassen der Schülerinnen zu verhindern und diese somit genötigt, Gewalt anzuwenden. Zumindest war allen die Folgen der Auseinandersetzung deutlich anzusehen.
Es wundert uns alle, wie sehr die Wahrnehmungen sich teilweise unterscheiden. Während wir uns keiner Schuld bewusst waren, da wir lediglich die uns vom Gericht eingeräumten Rechte wahrgenommen haben, sprachen die Lehrkräfte des Internats später von beispielloser, roher Gewalt gegen sie.
Das Schauspiel dauerte solange der Staatsanwalt in Begleitung von einigen Polizisten ins Gebäude stürmten. Er wurde von der Familienrichterin und einem Mann von der Schulbehörde begleitet. Allerdings kannten wir die Herren und die Dame und deren Funktionen noch nicht.
Annabelle antwortete: „Da war ich ja doch recht anständig. Ich habe lediglich die Internatsleiterin als Geisel genommen, nachdem diese mir mitgeteilt hatte, dass meine Liebe zur Manuel aufgrund der Standesunterschiede unserer Familien keine Chance hat. Auch habe ich sofort aufgegeben, als die Polizei auftauchte und habe mich widerstandslos festnehmen lassen. Bei der Direktorin habe ich mich dann auch noch entschuldigt. Diese hat mir dann noch einen Anwalt besorgt, dies aber in erster Linie nur, damit dieser die Interessen des Internats und nicht von mir vertreten kann.“
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von ZdBdLa am 21.11.24 um 09:04 geändert
|
|
Freak
Deutschland
Beiträge: 120
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:09.11.24 17:24 IP: gespeichert
|
|
Kapitel 11: Annabelles und Jessicas Ankunft in Montreux (Teil 3)
Draußen begann schon der nächste Tag und es wurde schon langsam wieder hell. Die vier Mädels unterhielten sich weiter angeregt über die seinerzeitigen Ereignisse in Montreux.
So berichtete eines der beiden Mädchen, wie plötzlich zwei Herren und eine Dame in Begleitung von mehreren Polizisten das Gebäude betraten. Einer der Herren stellte sich als Staatsanwalt vor und fragte, ob wir wissen, wo sich Frau Durcet befinden würde. Natalie deutet auf die Person, die gefesselt neben ihr lag. „Wir mussten leider etwas Gewalt – selbstverständlich nur im Rahmen des Zulässigen - anwenden, da sie versucht hat, sich durch Flucht nach Italien der Verhaftung zu entziehen.“, erläuterte sie.
Sie nahm ihr die Haube, die Wollmütze mit dem Sehschlitz ab und entfernte den Knebel. Frau Durcet erkannte den Staatsanwalt sofort und begrüßte ihn mit den Worten: „Gut, dass Sie da sind. Ich wurde soeben Opfer von beispielloser Gewalt.“
Der Staatsanwalt fragte, ob dies im Raum jemand bestätigen könne. Unser Anwalt bestätigte die Gewaltanwendung, wies aber darauf hin, dass diese nach seiner Beurteilung durch die Verfügung des Gerichtes gedeckt sei. Dann wies er auf das Urteil, welches er gerade für Natalie erstritten hatte, hin. In diesem wurde festgestellt, dass das Internat mit ungültigen Verträgen agieren würde und Zeugen zu Falschaussagen angestiftet hätte. Der Staatsanwalt antwortete, dass ihm das Urteil bereits bekannt sei und er daher den Aussagen von Frau Durcet und den anderen Lehrkräften ohne weitere Beweise als unglaubwürdig einschätzen würde. Vor diesem Hintergrund sehe er derzeit keine Notwendigkeit wegen mutmaßlicher Körperverletzung zu ermitteln. Anschließend führte es aus: „Frau Durcet, gegen Sie und die weiteren Lehrkräfte bzw. dieses Pensionat besteht der dringende Tatverdacht, dass Sie sich der Misshandlung Schutzbefohlener und der Freiheitsberaubung schuldig gemacht haben. Ich habe hier einen Durchsuchungsbeschluss und nehme Sie und die weiteren sogenannten Lehrkräfte vorläufig fest.“
Es tat so gut. Frau Durcet und ihren Handlangerinnen war durch uns zweifelsohne schwere körperliche Gewalt angetan worden und niemanden interessierte es. Frau Durcet und Co mussten somit im Grunde genau die gleiche Erfahrung machen, wie wir zuvor jahrelang im Internat.
Was mich an Natalie bewundere ist ihre Fähigkeit, immer noch einen drauf zu setzen. So bot sie dem Staatsanwalt an, jeweils einen Kriminellen im Raum der Stille und der Raum der Besinnung 'zwischen zu lagern' bis sie abholt werden können. Frau Durcet war die Panik in den Augen regelrecht anzusehen. Sie schrie, dass in den Räumen keine menschenwürdige Unterbringung möglich sei. Natalie entgegnete: “Das hat sie aber nicht daran gehindert, mich dort einzusperren. Und ich bin sicher nicht die einzige hier im Raum, der dieses Schicksal widerfahren ist.“ Frau Durcet entgegnete, dass dies etwas ganz anderes sei. „Schließlich war die Unterbringung dort für Eure Erziehung geboten und erfolgte somit nur zu Eurem Besten.“ Der Staatsanwalt wies darauf hin, dass das Einsperren der Schülerinnen nach seiner Beurteilung ohne eine rechtliche Grundlage und somit widerrechtlich erfolgte. Dies wird sicher noch Gegenstand meiner Ermittlungen sein. Dagegen würde eine mögliche Unterbringung von Frau Durcet und weiteren Lehrkräften auf Basis eines richterlichen Haftbefehls erfolgen und sei somit rechtens.“
Als nächstes trat der Mann im Anzug und mit dem Aktenkoffer vor Frau Durcet. Er führt aus, dass er im Auftrag der Schulbehörde komme und Frau Durcet mitteile, dass dem Pensionat die Schullizenz entzogen wurde. Des Weiteren fordere er im Namen der Schweizer Eidgenossenschaft die Zuschüsse der letzten drei Jahre, die diese dem Internat gewährt hatte, zurück.
Natalie hatte offensichtlich noch immer nicht genug. So ging sie auf Frau Durcet zu, baute sich demonstrativ vor ihr auf und schlug mit dem Rohrstock ein paar Mal in meine Handfläche, worauf diese jedes Mal zusammenzuckte. „Sie und Ihre Handlangerinnen werden für jede Demütigung, jede Qual und jeder Verletzung, sei sie körperlich oder seelisch, die uns hier im Internat angetan wurde, bezahlen. Zuerst einmal werde ich die Zwangsversteigerung dieser Immobilien betreiben und Ihnen somit die Grundlage für Ihr teuflisches Treiben entziehen. Dann werde ich als Nebenklägerin persönlich dafür sorgen, dass Sie zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden.
„Aber, was habe ich Dir getan, Natalie? Wo kommt dieser grenzenlose Hass her?“, entgegnete mit Frau Durcet mit fast schon weinerlicher Stimme. Natalie schrie sie, so laut wie ich konnte an: „Geht es nicht in Ihr Spatzenhirn hinein. Erstens bin ich nicht Natalie – sondern die gnädige Frau von Sternenberg für Sie und zweitens kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern, Ihnen die Erlaubnis zum Sprechen erteilt zu haben. Aber ich werden Ihnen behilflich sein“, fuhr sie fort und legte ihr den Knebel wieder an. „So jetzt ist es ganz einfach: Knebel drin – keine Erlaubnis zu sprechen bzw. Knebel draußen – Erlaubnis erteilt. Und dass mit der korrekten Anrede bekommen wir auch noch hin.“ Natalie fügte hinzu: „Wenn nicht, dann wird es sehr schmerzhaft für Sie werden.“ Sie schlug mehrfach wieder mit dem Rohrstock in ihre Handfläche. Frau Durcet wollte etwas sagen, was durch den Knebel aber erfolgreich verhindert wurde. „Was habe ich Ihnen gerade versucht beizubringen? Knebel drin gleich keine Spracherlaubnis.“ Frau Durcet murmelte weiter etwas in ihren Knebel. Natalie sagte: „Ich interpretiere dies in der Weise, dass sie unsere Vereinbarung verstanden haben, diese zukünftig beachten werden und für diese dankbar sind.“
Offensichtlich hatte Natalie keine Lust, sich weiter mit Frau Durcet auseinander zu setzen. So meinte sie zu uns, dass sie glaubt, dass das Mädchenpensionat gerade seinen Betrieb eingestellt hat. Und schließlich wies sie Herrn Brinkmann darauf hin, dass auf ihm bzw. sein Team hier jede Menge Arbeit warten würde.
Spätestens jetzt musste Frau Durcet erkennen, dass sie mit Natalie nicht nur eine gleichwertige Gegnerin gefunden hatte, sondern dass sie ihr deutlich unterlegen war. Ich bin mir sicher, dass sie innerlich schon damals den Tag verflucht hat, an dem sie Natalie im Pensionat aufgenommen hat.
Schließlich erreichte Natalie noch, dass der schweizerische Staat uns anbot, uns in seine Obhut mit einer Vormundschaft durch Herrn Brinkmann zu nehmen. Nahezu alle von uns nahmen das Angebot sofort an. Die Dame stellte sich schließlich noch als zuständige Familienrichterin vor und erklärte dann, dass die Schweizer Eidgenossenschaft dieses Gebäude für die Betreuung der ehemaligen Internatsschülerinnen beschlagnahmen würde. Sie kündigte an, dass Frau Durcet der entsprechende Beschluss umgehend zugehen würde. „Ich muss nur noch abklären, an welche Haftanstalt ich diesen schicken muss.“
Die Polizei führte Frau Durcet und ihre Handlangerinnen ab. Frau Durcet und Frau Niedermayer wurden zunächst in den Raum der Stille und den Raum der Besinnung gesperrt, während es für den Rest des sogenannten 'Lehrpersonals' direkt ins Polizeigewahrsam ging. Ich muss sagen, dass sich mein Mitleid wiedermal in Grenzen hielt. Wir blieben zusammen mit Herrn Brinkmann, dem Anwalt, den Behördenvertretern und natürlich Natalie zurück.
Natalie brach jetzt regelrecht zusammen und heulte wie ein Schlosshund. Offensichtlich war sie doch nicht so stark, wie sie gegenüber Frau Durcet und den restlichen Lehrkräften aufgetreten war und hatte das Erlebte noch nicht verarbeitet. Einige von uns gingen auf sie zu. „Du hast gerade den größten Sieg Deines Lebens errungen, Natalie.“, tröstete ich sie, während eine andere Schülerin ergänzte: „Du brauchst vor uns nicht stark zu sein. Wir sind Dir ewig dankbar, dass Du uns aus dieser Hölle befreit hast.“
Langsam beruhigte sie sich wieder. Schließlich sagte sie „Es gibt ein Lied, welches mir in derartigen Situationen immer hilft. Vielleicht hilft es auch Euch.“ Sie holte ihr Smartphone aus der Tasche und kurze Zeit später schallte es durch den Raum: „Steh auf, wenn Du am Boden liegst“. Natürlich sangen am Ende alle wieder mit. Anschließend strecken wir alle unsere Hände mit unserem Symbol nach oben und riefen „Lang lebe der Kreis.“ Natalie verbrachte noch ein paar Stunden bei uns, verabschiedete sich von uns und fuhr danach heim.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von ZdBdLa am 21.11.24 um 09:02 geändert
|
|
Freak
Deutschland
Beiträge: 120
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:14.11.24 16:15 IP: gespeichert
|
|
Kapitel 12: Beginn der Therapie
Am nächsten Morgen besuchte ich meine beiden Patientinnen - Annabelle und Jessica - in unserer Außenstelle. Man sah den beiden deutlich an, dass sie sich offensichtlich die ganze Nacht mit ihren beiden neuen Zimmergenossinnen unterhalten hatten. Zumindest machten die beiden einen vollkommen übermüdeten Eindruck. Bei den beiden anderen Mädels sah es nicht besser aus.
In ihrem jetzigen Zustand machte es nach meiner Einschätzung keinen Sinn, mit der Therapie zu beginnen. So erklärte ich den beiden, dass sie sich erst einmal ausschlafen sollen und ich dann am Nachmittag vorbeikommen werde. Den anderen Beiden sagte ich, dass ich hoffe, dass sie in ihrem Zustand, an den für sie vorgesehenen Veranstaltung teilnehmen können. „Wenn nicht, sagt einfach ab. Ihr wisst ja - anders als seinerzeit im Internat – ist bei uns im Hause alles freiwillig.“
Mit ein paar Stunden Verspätung begann dann die erste Therapiestunde von Annabelle und auch Jessica.
Zuerst wollte ich wissen, was vorgefallen ist und warum die Situation derart eskaliert ist.
Annabelle berichtete, dass nur bei ihr die Situation eskaliert sein. Der Vater von Jessica ist sofort losgefahren, als er erfahren hat, dass sie seine Hilfe braucht.
Dann berichtete sie weiter: „Der jetzige Konflikt begann eigentlich bereits, nachdem mein 14-tägiger Probeaufenthalt beendet war. Ich habe meine Eltern gebeten, ja regelrecht angefleht, mich aus dem Internat zu nehmen. Im Gegenzug habe ich versprochen, mich anständig zu kleiden und vorbildlich zu verhalten. Dies beinhaltete auch, dass ich bereits war, sie bei Geschäftsessen zu begleiten, wenn immer sie dies von mir verlangten. Im Ergebnis habe ich versprochen, alles das zu ändern, was meine Eltern zuvor an mir kritisiert haben und was sie dazu veranlasst hat, mich im Internat anzumelden. Aus meiner Sicht gab es somit keinen Grund, dass ich weiter das Internat besuchen muss. Ich bin mir sicher, dass ich seinerzeit das Internat ohne größere psychische Schäden hätte verlassen und wieder ein ganz normales Leben hätte führen können. Meinen aktuellen psychischen Zustand kennst Du ja.
Nach dem Gerichtsprozess fing alles zunächst so vielversprechend an. Unmittelbar danach haben mir meine Eltern versprochen, alles zu tun, um meine Liebe wieder zu verdienen. Als ich das Gefängnis verließ, wartete meine Mutter bereits auf mich und die gemeinsame Zeit mit ihr war sehr schön. Obwohl hatte ich irgendwie das Gefühl, dass es meine Mutter es wieder einmal übertreibt. Sie hat ständig nach Kleidungsstücken in meinem 'Schlabber'-Stil geschaut. Ich wollte mir allerdings ein paar elegante Kleider zulegen, damit ich in Gegenwart meiner Eltern so auftreten konnte, wie sie es sich immer gewünscht haben. Im Ergebnis haben wir dann beides gekauft.
Nachdem wir dann im Hotel in die Präsidentensuite umgezogen waren, habe ich mich auf mein Zimmer zurück gezogen und ausgiebig mit Manuel telefoniert. Ich muss sagen ich war überglücklich. Ich war vom Gericht freigesprochen worden, das Verhältnis zu meinen Eltern schien wieder in Ordnung zu sein und Manuel hat mir gesagt, dass er es gar nicht erwarten kann, mich wieder zu sehen.
Am Abend war ich dann mit meinen Eltern zum Essen verabredet. Ich hatte mich extra in Schale geworfen und bin genau so aufgetreten, wie man es uns im Internat beigebracht hatte und wie es meine Eltern von mir erwarteten. Meinem Vater ist dann mein vorbildliches Verhalten gleich aufgefallen. Allerdings füge er hinzu, dass dann mein Internatsaufenthalt doch sein Gutes gehabt hat. Als ich dann antwortete, dass der Preis sehr hoch war, bezog es dies nur auf das Schulgeld. Ich hatte mir so vorgenommen, die perfekte Tochter zu geen, aber ich konnte einfach nicht mehr. Ich weiß, dass ich jegliche Etikette vergessen habe. Der Vorteil war allerdings, dass Jessicas Vater und der Reporter die Situation mitgekommen haben.
Ich habe mich noch am Abend und am nächsten Tag mit Manuel getroffen und der hat mich mental dann wieder aufgebaut.
Während des Interviews ist dann die Situation vollkommen eskaliert. Mein Vater vertritt die Auffassung, dass es vollkommen abwegig gewesen sei, dass man uns im Internat Elektroschockhalsbänder anlegen würde. Folglich kann man ihm aus seiner Fehleinschätzung keinen Vorwurf machen. Wörtlich sagte mein Vater: „Da wir den Aufenthalt in einem derart luxuriösen Internat ermöglichen, konnten wir nicht nachvollziehen, warum Du erstens so undankbar bist und uns zweitens solche Lügengeschichten auftischst.“ Annabelle erzählte mir, wie sie ihr Halstuch abnahm, sodass die Verbrennungen, die von den Elektroschocks herrührten, deutlich zu sehen waren. Sie erzählte weiter, wie sie in Tränen ausbrach. "Abwegig?, undankbar?, Lügengeschichten? Seht Euch einfach die Schädigungen an meinem Hals an. Bedenkt, dass diese bereits seit einigen Wochen ärztlich behandelt werden. Du vergisst immer, welchen Preis ich für Eure 'Fehlentscheidung‘ zahlen musste.“ Ich habe meiner Mutter später Euer Gutachten über mich gegeben und hoffe, dass meine Eltern jetzt endlich aufwachen.“
Dein Vater hat ganz anders reagiert, Jessica. Er war besorgt und hat Dich sofort aus dem Internat herausgeholt.“
„Ganz so besorgt war mein Vater dann doch nicht.“, antwortete Jessica. "Allerdings rechne ich ihm sehr hoch an, dass er sofort gehandelt hatte, als er erfuhr, wie schlecht es mir im Internat tatsächlich ging.
Meine Mutter war schwer erkrankt und mein Vater war ein viel beschäftigter Manager. Daher hatten meine Eltern mit mir besprochen, dass die Unterbringung in einem Internat angebracht wäre. Allerdings ging ich davon aus, dass noch nichts entschieden sei. So fuhr in dem Glauben, dass ich mir völlig unverbindlich das Internat ansehen soll und auch letztendlich entscheiden kann, dorthin. Auch bei mir wurde zuerst ein 14-tägiger Probeaufenthalt vereinbart. Auch ich habe meine Eltern gebeten, meinen Aufenthalt in Internat nicht zu verlängern und danach mehrfach versucht, meine Eltern zu überzeugen, dass sie mich vom Internat nehmen. Irgendwann hatte ich dann nicht mehr die Kraft und habe mich meines Schicksals ergeben.
Erst als mein Vater Dich im Hotel sah und erkannte, welche Folgen der Internatsaufenthalt für eine Internatsschülerin haben kann, hat er eingesehen, dass er einen Fehler gemacht hat. Er sah, was für ein psychisches Zwack Du bist, Annabelle, und erinnerte sich an meine Worte, dass ich im Internat kaputt gehe. Er hat sich dann vorgestellt, dass ich es sei, die weinend in der Hotel-Lobby kauert. Und als Du ihm dann noch sehr eindringlich gebeten hast, mich aus dem Internat zu holen, wusste er, dass er schnell handeln muss.
Er hat dann bereits auf der Fahrt vom Internat zum Hotel sich bei mir entschuldigt. Meine Mutter später übrigens auch.“
„Da ist Dein Vater schon ein ganzes Stück weiter als meine Eltern“, entgegnete Annabelle. Ich empfinde es als Verrat und als herzlos, dass er mich trotz meiner Bereitschaft, mich grundlegend zu ändern, endgültig im Internat angemeldet hat. Und mir dann vorzuwerfen, ich sei undankbar und ich würde ihnen Lügengeschichten auftischen, finde ich einfach nur unfair.
Auch war mein Pferd meinem Vater stets ein Dorn im Auge. Zumindest hat er zugestimmt, dass Termi in den internatseigenen Reitstall verlegt wird. Dies aber auch nur, da der bisherige Reitstall ihn eindringlich darum gebeten hat. Seitdem ich weg war, wurde Termi immer unruhiger und ließ sich nicht mehr beherrschen. Auch von meinem Erfolg beim Reitturnier haben meine Eltern überhaupt nichts mitbekommen. Nahezu alle Mitglieder meines Reitvereins haben mich danach persönlich angeschrieben und mir zu meinem Erfolg gratuliert - nur halt meine eigenen Eltern nicht.
Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile über die Folgen des Internatsaufenthaltes und die Rolle, die die Eltern dabei gespielt hatten. Schließlich analysierten wir die Gefühle, die die beiden gegenüber ihren Eltern haben. Beide gaben an, dass deren Verhalten sie sehr verletzt hat, sie aber trotzdem ihre Eltern seien und blieben. Selbstverständlich würden sie ihre Eltern lieben.
Ich wollte die beiden Mädels nicht überfordern und so beendete ich die erste Therapiestunde. Ich kündigte an, dass ich am nächsten Vormittag an der Universität bin und versuche, morgen Nachmittag vorbei zu kommen.
Ich riet den beiden, entweder die Wellnessabteilung zu besuchen, in den Bergen spazieren zu gehen und die Ruhe und Abgeschiedenheit zu genießen oder unten im Tal einkaufen zu gehen. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr Euch auch mit unserer Kleidung eindecken. Diese besteht aus einer Art Trainingsanzug mit Sneakers sowie für die Wellnessabteilung aus einem Bademantel und Badeanzug bzw. Bikini. Wie seinerzeit im Internat ist auf allen Kleidungsstücken unserer Symbol angebracht. Es ist jenes große Herz, welches ich mit einigen Mitschülerinnen seinerzeit gebastelt habe und welches seitdem über der Eingangspforte thront.
Am nächsten Vormittag tauchte plötzlich Annabelles Mutter bei uns im Institut auf und bat darum, ihre Tochter sprechen zu dürfen. Ich war gerade zu diesem Zeitpunkt an der Universität, wurde aber sofort informiert. Ich ließ ausrichten, dass ich umgehend zum Institut kommen würde und mich dann mit Frau Schönleber unterhalten würde. Ich ordnete an, dass die Mutter auf keinen Fall zu Annabelle gelassen wird, bevor ich nicht mit ihr gesprochen habe und mein Okay gegeben habe.
Nach etwa einer Stunde erreichte ich das Institut. Frau Schönleber war sichtlich verärgert, dass sie so lange warten musste. Ich erklärte ihr, dass ich hauptsächlich Studentin sei und eigentlich jetzt gerade Vorlesungen an der Universität zu besuchen hätte. „Jessica und Annabelle sind zurzeit meine einzigen Patientinnen und dies auch nur, weil Annabelle mich ausdrücklich darum gebeten hat. Es kann ohnehin sein, dass sie wieder abreisen müssen, ohne Annabelle gesehen zu haben.“
Annabelles Mutter brach in Tränen aus und ich fragte sie, was los sei.
„Ich wollte nur das Beste für mein Kind. Ich war im Glauben, Annabelle etwas Gutes zu tun. Das luxuriöse Internat, das perfekte Bildungskonzept. Glauben sie mir, auch mir gingen die ständigen Konflikte mit ihr an die Substanz. Nun habe ich Annabelle erlebt und auch Ihr Gutachten gelesen. Ich weiß, dass ich durch mein Handeln Annabelle fast vollständig zerstört habe. Seien Sie sicher, hätte ich gewusst, was Annabelle dort durchleben muss, hätte ich sie keinen Tag länger in diesem Internat belassen. Ich mache mir solche Vorwürfe, dass ich die Warnsignale nicht registriert habe.
„Wissen Sie“, begann ich „in diesen Räumlichkeiten befand sich bis vor ein paar Jahren ebenfalls ein Internat. Dieses war mit dem Internat in Neuchatel durchaus vergleichbar. Ich weiß, dass meine Eltern nur mein Bestes wollten, als sie mich seinerzeit bei diesem Internat angemeldet haben. Letztendlich musste ich hier die schlimmste Zeit meines Lebens durchstehen. Es ging so weit, dass ich die Zustände hier einfach nicht mehr aushalten habe und aus dem vierten Stock gesprungen bin und dann schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Meine Eltern haben mir später erzählt, dass sie vom Anwesen derart beeindruckt waren, dass sie die Warnsignale und dass, was ich ihnen erzählt habe, vollkommen ausgeblendet haben.
Glauben Sie mir, Sie dürfen auch als Erwachsene Fehler machen. Wichtig ist nur, dass Sie diese zugeben. Annabelle leidet sehr unter dem, was sie im Internat erleben mussten. Schlimm ist auch für sie, dass Sie ihr nicht geglaubt haben. Beides können Sie im Nachhinein nicht mehr ändern. Aber Sie können jetzt für Annabelle da sein und ihr immer wieder sagen, wie leid es Ihnen tut.“
Frau Schönleber antwortete: „Aber da ist noch etwas anderes, was mir zu schaffen macht. Annabelle hat kurz bevor sie gefahren ist, gesagt, dass sie wirklich alles getan hat, um die Tochter zu sein, die wir uns immer gewünscht haben. Sie will schließlich, dass wir sie lieb haben und nicht zurück ins Internat schicken. Es ist doch selbstverständlich, dass ich meine Tochter liebe und ich würde ihr so etwas, wie das Internat nicht noch einmal antun. Ich verstehe nicht, warum sie eine solche Angst hat.“
Ich erklärte, dass Annabelle eine panische Angst vor dem Internat hat und auf keinen Fall dorthin zurück will. Weiter erklärte ich ihr, dass ich unter drei Bedingungen bereit sei, einem Treffen mit Annabelle zuzustimmen: „Erstens muss Annabelle zu einem Treffen bereit sein, zweitens werde ich an diesem Treffen teilnehmen und drittens erzählen sie ihr genau das, was sie gerade mir erzählt haben.
Nachdem Frau Schönleber zugestimmt hatte, griff ich zum Telefonhörer und rief Annabelle an. Ich hatte Glück und erreichte sie auf ihrem Zimmer. Annabelle war vom Gedanken, ihre Mutter treffen zu müssen, gar nicht begeistert. Ich erklärte ihr, dass ihre Mutter vom Inhalt des Gutachtens, welcher Herr Brinkmann und ich über sie erstellt hatten, geschockt sei und sich nun bei ihr, für das, was sie ihr angetan hatte, entschuldigen wollte. Im Übrigen werde ich beim Gespräch dabei sein und sofort einschreiten, wenn ich merke, dass es Annabelle überfordert. Schließlich willigte sie ein.
Ihre Mutter staunte nicht schlecht, als ich Ihr eröffnete, dass wir jetzt erst einmal zu unserer Außenstelle fahren müssen. Das Gespräch zwischen Annabelle und ihrer Mutter verlief dann sehr gut. Die Mutter bat beginnen zu dürfen. Sie erklärte, dass ihr bewusst sei, was ihr Ehemann und sie Annabelle angetan haben, als sie sie im Internat angemeldet und später dort belassen haben. "Ich weiß, dass Du noch immer unter den Folgen des Internatsaufenthaltes leidest. Ich habe Dich erlebt und das Gutachten über Dich durchgelesen. Obwohl ich die Fachausdrücke teilweise nicht verstehe, ist mir klar, wie gravierend die Folgen sind und dass Du de facto eines psychische Zwack bist.
Ich habe die ganze Zeit auf der Bahnfahrt und als ich auf Frau von Sternenberg gewartet habe, darüber nachgedacht. Ich kannte Dich und hätte seinerzeit merken müssen, dass etwas nicht stimmt. Aber glaube mir, ich habe es nicht erkannt. Ich weiß nicht warum und mache mir solche Vorwürfe.
Ich kann meine Fehler nicht mehr rückgängig machen. Ich kann Dich nur um Verzeihung bitten und versprechen, jetzt für Dich da zu sein. Ich will mich auch nicht damit herausreden, dass das Tragen der Elektrohalsbänder abwegig sei und man mir keinen Vorwurf machen kann.“
Annabelle brach in Tränen aus und fiel ihrer Mutter regelrecht um den Hals. „Danke, dass Du Deinen Fehler einsiehst und Dich bei mir entschuldigst. Beides bedeutet mir so viel.“ Auch Annabelles Mutter fing an zu weinen. Ich empfahl den beiden, einen gemeinsamen Spaziergang in der Bergwelt zu unternehmen. Nach zwei Stunde kamen die beiden zurück. Annabelles Mutter verabschiedete sich und kündigte an, am nächsten Tag wieder vorbei zu kommen. Ich hatte mich da schon längst auf den Weg zur Universität gemacht.
Am nächsten Tag erzählte mir Annabelle, wie glücklich sie sei, dass wenigstens ihre Mutter eingesehen hat, dass sie einen Fehler gemacht und sich bei ihr dafür entschuldigt hat.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von ZdBdLa am 21.11.24 um 08:59 geändert
|
|
Einsteiger
DL
Nie einen Schritt zurück.
Beiträge: 19
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:14.11.24 22:46 IP: gespeichert
|
|
Tolle Fortsetzung,
die Mama hätte ich nicht so schnell vom Haken gelassen nach dem ultimativen Vertauensbruch; sprich Verrat. Aber dir Geschichte gehört dem Autor und was zählt ist der Spaß beim Schreiben oder wie bei mir beim Lesen und ich fühlte mich sehr gut unterhalten und ich bin sehr gespannt wie sich alles weiter entwickelt.
Grazie e ciao, Tom
|
|
Einsteiger
DL
Nie einen Schritt zurück.
Beiträge: 19
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:14.11.24 22:49 IP: gespeichert
|
|
Nochmals von mir an die stillen Leser.
Feedback ist das Salz in der Suppe der Autoren;
ein eifaches Danke fürs Schreiben reicht meist schon.
Tom
|
|
Einsteiger
Beiträge: 25
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:15.11.24 15:44 IP: gespeichert
|
|
Sehr schöne Geschichte. Ich habe das ein oder andere Kapitel nicht komplett gelesen, weil es sehr viele Wiederholungen aus dem ersten Teil enthielt und die kannte ich ja schon, aber für neue Leser sicherlich praktisch.
Ich hoffe jedenfalls mehr zu lesen zu können
|
|
Freak
Deutschland
Beiträge: 120
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:17.11.24 08:41 IP: gespeichert
|
|
Zitat | Ich habe das ein oder andere Kapitel nicht komplett gelesen, weil es sehr viele Wiederholungen aus dem ersten Teil enthielt und die kannte ich ja schon, ... |
Ich gebe Dir recht, dass es eine Reihe von inhaltlichen Wiederholungen aus dem ersten Teil gibt. Dies wird auch in den nächsten viel Kapiteln der Fall sein. Allerdings ist der Blickwinkel ein anderer. Teilweise berichteten andere Internatsschülerinnen, wie diese die Situation erlebt haben. In den nächsten Kapiteln werden die Gefühle und Gedanken von Natalie im Mittelpunkt stehen.
|
|
Freak
Deutschland
Beiträge: 120
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:17.11.24 08:51 IP: gespeichert
|
|
Zitat | ... die Mama hätte ich nicht so schnell vom Haken gelassen nach dem ultimativen Vertauensbruch; sprich Verrat. Aber dir Geschichte gehört dem Autor ... |
Ich hatte die Mutter eigentlich nie auf dem Haken. Sie hatte bereits während der Gerichtsverhandlung erkannt, welches Leid Annabelle in Internat zugefügt wurde. Dann hat sie ihre Tochter vom Gefängnis abgeholt und auch noch, nachdem Annabelle das Interview abgebrochen hatte, ihren Ehemann gefragt, ob dies nun wirklich notwendig war. Auch ist sie immer wieder auf Annabelle zugegangen.
Wenn Du das nächste Kapitel liest, wirst Du dieses Kapitel (insb. die Aussöhnung von Annabelle mit ihrer Mutter) verstehen. Ich werde das nächste Kapitel voraussichtlich im Verlauf der nächsten Woche veröffentlichen. Es ist fertig, bedarf allerdings noch eines "Feinschliffs".
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von ZdBdLa am 17.11.24 um 10:35 geändert
|
|
Fachmann
Köln
Je tiefer, desto besser
Beiträge: 70
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:17.11.24 14:21 IP: gespeichert
|
|
Hallo ZdBdLa,
auch dieser zweite Teil ist Dir wieder sehr gut gelungen. Die "Wiederholungen" sind aus meiner Sicht schon deshalb nicht schlecht, als sie doch "alte" Situationen jetzt aus der Sicht anderer Personen beschreiben.
Ich freue mich über jede neue Fortsetzung und bedanke mich ausdrücklich für Deine nicht endenden neuen Ideen
|
|
Einsteiger
DL
Nie einen Schritt zurück.
Beiträge: 19
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:17.11.24 19:26 IP: gespeichert
|
|
Zitat |
Wenn Du das nächste Kapitel liest, wirst Du dieses Kapitel (insb. die Aussöhnung von Annabelle mit ihrer Mutter) verstehen. Ich werde das nächste Kapitel voraussichtlich im Verlauf der nächsten Woche veröffentlichen. Es ist fertig, bedarf allerdings noch eines \"Feinschliffs\". |
Ich freue mich drauf, Tom
|
|
Freak
Deutschland
Beiträge: 120
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:21.11.24 11:30 IP: gespeichert
|
|
Kapitel 13: Meine Gedanken über das Verhältnis zu meinen Eltern (Teil 1)
Das Gespräch mit Annabelles Mutter ließ mich irgendwie mehr nicht los. Wieso tun Eltern ihren eigenen Kindern so etwas, wie das Internat an? Bisher dachte ich, dass Frau Durcet die einzige war, die es schaffte, reichen Eltern einzureden, dass eine derartige Erziehung gut für ihre Kinder ist.
Aber jetzt auch die noch die Frau vom Schaumbourg in Neuchatel.
Ich habe bereits einige Semester studiert und weiß daher, dass das Verhältnis von Eltern zu ihren Kindern, gerade wenn diese erwachsen werden, immer etwas schwierig ist. Auch erkannte ich in meiner Geschichte im dem, was mir Annabelle und ein wenig auch in dem, was mir Jessica erzählt hat, wieder.
Zunächst führte ich jahrelang ein beschauliches Leben in Süddeutschland. Das Miteinander mit meinen Eltern war über Jahre von Offenheit und Fairness geprägt. Wenn es ein Problem gab, dann haben wir uns zusammen gesetzt und gemeinsam eine Lösung gefunden. Daher hätte mir nie vorstellen können, dass meine Eltern diese Grundsätze einfach über den Haufen werfen und mich gegen meinen Willen in Pensionat anmelden. So maß ich auch der Aussage des befreundeten Ehepaars, dass das Internat, auf das deren Tochter seit kurzem ging, auch etwas für mich sei, keine Bedeutung bei.
Tatsächlich hatten meine Eltern jedoch bereits beschlossen, dass auch ich Schülerin dieses Internats werden soll. So lockten sie unter einem Vorwand dorthin. Zuvor hatten sie sie einen Knebelvertrag unterzeichnen lassen, ohne sie über dessen Inhalt aufzuklären. Ich ahnte nichts Böses, als mein Vater vorschlug, auf dem Rückweg von einem Frankreichurlaub beim Internat vorbei zufahren und sich dieses anzusehen.
Ich verspürte von Anfang an eine starke Abneigung gegen das Internat. Nie im Leben konnte ich mir vorstellen, Schülerin an dieser Schule zu werden. In meinen Augen hatten die Direktorin und ihr Personal ein Vollmeise. Erschrocken war ich, als ich sah, was für Marionetten aus den Schülerinnen gemacht wurden. Allerdings hätte ich mehr auf die Andeutungen und Signale hören sollen. Mehrfach wurde mir gesagt, dass ich später als Internatszögling nicht mit einer solchen Nachsicht rechnen kann. Während ich die Internatsuniform – angeblich nur um diese zu präsentieren - anzog, vereinbarten die Eltern endgültig, dass ich im Internat aufgenommen werde. Sehr gut konnte ich daher nachvollziehen, wie sich Annabelle und Jessica fühlen mussten.
In der Uniform unternahm ich dann mit meinen Eltern und Frau Durcet zusammen einen Rundgang durchs Internat. Ich war so froh, als ich diesen hinter mich gebracht hatte und wir ins Büro der Rektorin zurück kehrten. Ich hatte nur noch den Wunsch aus diesen unmöglichen, unbequemen und zudem zu warmen Uniform- Klamotten heraus und dann nichts wie weg aus diesem 'Irrenhaus'. Nie, niemals würde ich mich so behandeln lassen, wie sich diese Mädchen hier behandeln wurden. Ich würde weiter bei meinen Eltern leben und in meine Schule gehen. Das stand für mich definitiv fest. Dieses Internat kam für mich definitiv nicht in Frage.
Frau Ducret bemerkte, dass ich mich Richtung Umkleideräume aus dem Staub machen wollte und hielt mich zurück. Als sie dann sagte: „Nun, wenn sie keine weiteren Fragen mehr haben, können wir zur Vertragsunterzeichnung kommen. Meine Sekretärin hat während unserer Abwesenheit alles vorbereitet. Sie müssen nur noch beide hier unterzeichnen.“ Mir wurde augenblicklich klar, was dort vor sich ging. Ich sah, wie mein Vater sich über die Papiere beugte und seine geschwungene Unterschrift darunter setzte.
Ich versuchte zu verhindern, dass mich meine Eltern im Internat anmelden: „Ihr habt euch doch von dieser falschen Schlange nicht einwickeln lassen!“ Ich bemerkte wie Papa nach Worten rang. „Natalie, Liebes, bitte versteh doch…“ Meine Eltern versuchten mir zu erklären, dass sie sich nicht gleichzeitig um mich und ihr Geschäft kümmern können. „Ja und? Das war doch nie ein Problem für uns?“, unterbrach ich sie. „Das stimmt grundsätzlich schon. Sie wiesen aber darauf hin, dass das Geschäft mit den Amerikanern jetzt anlaufen würde. Es gab ein wildes Wortgefecht zwischen mir und meinen Eltern. Jetzt wurde mir auch klar, was das Geschwafel von nicht gut für meine Erziehung, Regeln noch nicht erhalten und Strafen auch im Nachhinein noch aussprechen, bedeutet.
„Komm, mein Schatz, bringen wir es hinter uns“, sagte meine Mutter schließlich und zog mich liebevoll an sich. Wie in Trance spürte ich ihren vertrauten Kuss und ihre feste Umarmung. „Wenn wir aus den Ferien in zwei Wochen zurückkommen, besuchen wir Dich. Wenn es dir dann wirklich nicht gefällt, kannst du wieder nach Hause kommen und wir suchen gemeinsam nach einer anderen Lösung. Einverstanden, meine Süße?“ sagte mein Vater. Seine Stimme klang so sanft und liebevoll wie immer, wenn er mich trösten wollte. Ich nickte mit tränennassen Augen und schluckte. Ich war mir sicher, dass ich nach zwei Wochen wieder aus diesem Gefängnis raus war. Obwohl ich mir nicht einmal sicher war, ob ich es zwei Wochen hier aushalten würde.
Im Internat durchlebte ich dann von Anfang an die Hölle auf Erden. Oftmals habe ich mich gefragt, wie ich die zwei Wochen überhaupt durchstehen soll. Dass es dann über ein Jahr werden würde und dass ich am Ende schwerverletzt nach meinem Sprung ins Krankenhaus eingeliefert werden würde, ahnte ich damals noch nicht. Zugegeben hatte ich mich zunächst so gut, wie es ging, angepasst. Jedoch fühlte ich mehr und mehr ein Unwohlsein. Aufrecht hielt mich lediglich das Versprechen meiner Eltern, dass sie mich nach zwei Wochen besuchen würden und ich dann, wenn ich will, das Pensionat sofort verlassen kann.
Aber meine Eltern kamen nicht, nicht nach 2, 3, 4 und auch nicht nach 5 Wochen. Ab der 6. Woche habe ich dann nicht mehr weiter gezählt. Ich konnte es nicht verstehen, meine Eltern hatten doch versprochen, bei mir nach zwei Wochen vorbei zu schauen. Hatten sie mich vergessen? Aus den Augen aus dem Sinn? Oder war ich Ihnen zwischenzeitlich vollkommen egal? Nach drei Monaten wurde mir mitgeteilt, dass meine Eltern mich demnächst besuchen kommen.
Nie werde ich vergessen, wie mich meine Eltern begrüßten und mir eröffneten, dass sie gerade von der Rektorin erfahren haben, dass ich mich gut eingelebt hätte und auch meine Ausbildung erfreuliche Fortschritte machen würde. „Dann würde ja nicht mehr zur Debatte stehen, dass Du das Pensionat verlässt.“, eröffnete mir mein Vater. Ich konnte es nicht fassen und erinnerte meine Eltern an ihr Versprechen, dass sie mich nach zwei Wochen besuchen kommen und dass ich dann das Institut verlassen kann, wenn ich will.“
„Schatz, bitte verstehe uns. Wir können Dich zu Hause gerade nicht brauchen. Das Geschäft mit den Amerikanern läuft gerade an. So schlimm wird das Pensionat dann auch nicht sein. Ich sehe ja, dass es Dir gut tut.“ Dann erklärte mein Vater mir, was für eine Erklärung ich damals unterzeichnet hatte. Dass meine Eltern zu solchen Methoden greifen und die Tatsache, dass sie mich allen Ernstes in der Internats-Hölle lassen wollen, zog mir regelrecht den Boden unter den Füßen weg. Ich brach in Tränen aus und schluchzte: „Was habe ich nur getan, dass Ihr mir dies antut?“ „Du hast gar nichts getan, es ist nur eine besondere Situation, verstehe es doch, mein Schatz“, entgegnete meine Mutter. So sehr ich es auch versuchte, ich schaffte es nicht, meine Eltern umzustimmen. Sie verabschiedeten sich mit den Worten, „Kopf hoch, Du schaffst das schon. Du wirst uns noch einmal dankbar sein. Wir versuchen so schnell wie möglich wieder vorbei zu kommen, können aber nichts versprechen.“
Ich erkannte meine Eltern nicht wieder. Bisher konnte ich mich darauf verlassen, dass sie ihr Wort hielten. Ich hatte ihnen doch angeboten, auf ein anderes Internat zu wechseln. Für sie hätte es doch keinen Unterschied gemacht, auf welcher Schule ich bin. Für mich war es der Unterschied zwischen einem ganz normalen Leben als junges Mädchen mit 18 Jahren und der Hölle auf Erden. Und auch die Tatsache, dass dann mein Schulgeld für das ganze Jahr verloren geht, wäre zwar ärgerlich, aber diesen 'Verlust' hätten meine Eltern problemlos verschmerzen können.
Hinzu kam, dass sie mir diese Erklärung untergeschoben, mich unter einem Vorwand ins Internat gelockt, hinter meinen Rücken dort angemeldet und mich dann vor vollendete Tatsachen gestellt haben. Noch vor ein paar Monaten hätte ich meinen Eltern so etwas nicht zugetraut. Warum meinen sie, mich vor mir selbst beschützen zu müssen? Durch meine Volljährigkeit bin ich doch kein anderer Mensch geworden? Was ist nur aus dem vertrauensvollen Verhältnis, welches ich einst zu meinen Eltern gehabt hatte, geworden? Habe ich etwas gemacht, was sie zu diesem Sinneswandel veranlasst hat? So sehr ich auch nachdachte, fiel mir allerdings nichts passendes ein.
Zuerst versuchte ich durch weitgehende Verweigerung der Nahrungsaufnahme ein Verlassen des Internats zu erzwingen. Ich achtete allerdings peinlich genau darauf, die Internatsregeln einzuhalten. So nahm ich beispielsweise aus der Schüssel eine Erbse, aß diese vorschriftsmäßig mit Messer und Gabel, putzte meinen Mund mit der Serviette ab, legte Serviette und Besteck auf den Teller, stand auf, stellte mich mit hinter den Körper verschränkten Armen und gesenkten Blick hinter meinen Stuhl und warte bis meine Mitschülerinnen ebenfalls ihr Essen beendet hatten. Einige Zeit ließ mich die Internatsleitung gewähren. Vermutlich hatte sie die Hoffnung, dass ich relativ schnell wieder aufgeben würde. Nur leider hatten sie mich da deutlich unterschätzt. Einen Fehler, den die Internatsleitung später noch einige Male unterlaufen und den sie später sehr bereuen sollte. Dann sollte mich meine Zimmernachbarin „zur Vernunft“ bringen, schließlich wurde ich zwangsweise ernährt. Zuletzt sperrte man in einem absolut dunklen und schalldichten Raum ein, um mich dann schließlich in einer Art Verlies anzuketten. Erst jetzt erkannte ich, dass ich keine Chance mehr hatte und gab auf.
Nachdem ich in der Folgezeit einige Male unangenehm aufgefallen bin – unter anderen, weil ich verbotener Weise das Internatsgelände verlassen hatte - und ich mir natürlich die entsprechenden Strafen eingebrockt hatte, hatten ich es dann auch irgendwann verstanden. Ich konnte Frau Durcet und ihre Handlangerinnen einfach nicht besiegen. So hatte ich beschlossen, mich vordergründig anzupassen. Bei der Aufnahme in den Kreis erzählte ich meinen Mitschülerinnen, dass unsere Zeit noch kommen würde. Geglaubt habe sie es nicht, aber ich habe Wort gehalten.
Trotzdem hoffte ich inständig, dass meine Eltern mich nach dem Schuljahr aus dem Internat nehmen würden. Schließlich würde dann kein bereits bezahltes Geld verloren gehen und ich hatte ja meinen Eltern bereits angeboten, auf ein bzw. jedes andere, 'normale' Internat zu wechseln.
Dann stand endlich der nächste lang ersehnte Besuch meiner Eltern an. Mein Vater begrüßte mich freudig mit den Worten, wir haben soeben erfahren, dass Du Dich gut eingelebt und weiter sehr gut entwickelst hast. Frau Durcet hat uns voller Stolz von dem Bibelkreis, den Du gegründet hast, erzählt. Dann steht ja wohl nicht mehr zur Debatte, dass Du das Internat verlässt.“
Ich war über die Ausführungen meines Vaters mehr als entsetzt und entgegnete: „Bitte nehmen Sie mich von dieser Schule. Ich gehe hier vor die Hunde.“ Ich flehte meine Eltern regelrecht an, wobei ich sie selbstverständlich siezte, wie es die Internatsregeln vorgaben.
„Bitte Liebes, wir sollten die Erfolge nicht unnötig aufs Spiel setzen.“ „Ich erzähle Euch jetzt, was mir alles im Internat passiert ist, aber Sie müssen mir versprechen, nicht mit der Pensionatsleitung darüber zu sprechen, da ich ansonsten mit einer drakonischen Strafe rechnen muss.“ Meine Eltern versprachen es hoch und heilig.
Ich berichtete von den ständigen Schikanen und Demütigungen und den Strafen für kleinste Verfehlungen. Dann erzählte ich von dem Korsett, welches mit Stahlstreben verstärkt ist, welches die Bewegungsfreiheit extrem einschränkt, von den Stockschlägen, dass ich in Windeln und in einer Zwangsjacke in einen absolut dunklen Raum gesperrt und anschließend angekettet in einen Kellerraum gesperrt wurde. Anschließend berichtet ich noch, dass ich eine Woche mit Hand- und Fußschellen herumlaufen musste.
„Ich glaube, dass Du Dir diese Horrorgeschichten nur ausgedacht hast.“, antwortete mein Vater. Ich verstehe nicht, warum Du unbedingt nach Hause zurück willst. Wir können Dich dort wirklich derzeit nicht gebrauchen.
Mir kamen die Tränen. „Bitte glauben Sie mir“, flehte ich meine Eltern an. „Es ist wahr. Ich gehe hier vor die Hunde. Ich kann nicht mehr.“ Ich bot wieder an, auf jedes – wirklich jedes - andere Internat zu wechseln, was meine Mutter mit den Worten, „hier ist es doch schön“ quittiert. So sehr ich mich auch anstrengte, irgendwie erreichte ich meine Eltern nicht mehr. Ich konnte meine Eltern nicht verstehen. Für sie schien es nur die Alternative zwischen dem Pensionat in Montreux und dass ich nach Hause komme, zu geben. Dabei gab es doch sicherlich hunderte von weiteren Internaten.
Dann berichtete mein Vater, was meine Eltern in letzter Zeit in der Firma erreicht haben. „Wir tun dies nur für Dich, schließlich wirst Du die Firma irgendwann einmal übernehmen und dann auch erben. Hier wirst Du so geformt, dass Du diese einmal leiten kannst.“ War meinen Eltern ihre verdammte Firma wirklich wichtiger als ich? Ich komme es nicht verstehen. Und die Geschichte mit dem Erben konnte ich schon längst nicht mehr hören. Warum war es allen egal, wie es mir dabei ging. Schön, ich hatte früher meine Privilegien, aber in diesen Moment hätte ich jederzeit mit einem Kind, welches in einem Harz IV-Haushalt aufwächst, sofort getauscht. Privilegien war für mich, seitdem ich im Pensionat war, sowieso ein Fremdwort.
Meine Eltern verabschiedeten sich mit den Worten, dass die Zeit hier mir sicherlich einiges abverlangen würde, ich Ihnen später aber einmal dafür dankbar sein werde. „Behaltet mich bitte so in Erinnerung, wie ich bin.“, rief ich Ihnen unter Tränen nach. Aber auch diesen meiner Meinung nach eindeutigen Hilferuf ignorierten meinen Eltern komplett.
Meine Eltern hatte mir zwar hoch und heilig versprochen, nicht mit der Internatsleiterin zu sprechen. Aber auch dieses Versprechen brachen sie, sodass ich erneut eine fürchterliche Strafe erhielt.
Ich hatte schon ohne die Strafmaßnahmen, die mir aufgrund des Verrates meiner Eltern aufgebrunnt bekam, keinen Mut und keine Kraft zum Weiterleben. Nachdem ich jetzt schon sechs Wochen lang Strafmaßnahmen über mich erdulden lassen musste und dabei zunächst die deutlich und dann die leicht verschärfte Internatsuniform getragen habe, konnte ich einfach nicht mehr. So war ich überaus froh, als ich das offene Fenster im vierten Stock sah. Ich werde das Gefühl nie vergessen, wie ich oben auf dem Fensterbrett saß und die Möglichkeit hatte, einfach hinunter zu springen und alles zu beenden.
Nach meinem Sprung kam es zu der denkwürdigen Zusammenkunft mit meinen Eltern im Krankenhaus. Im Nachhinein wird immer noch Angst und Bange, wenn ich an mein Verhalten an diesem Tag zurück denke. Wäre mein einer Arm nicht geschient gewesen und hätte ich meine Eltern in die Finger bekommen, könnte ich nicht dafür garantieren, dass ich beide nicht eigenhändig erwürgt hätte.
In einer späteren Therapiestunde erklärte mir Herr Brinkmann, dass mein Verhalten nichts Ungewöhnliches sei. Meine Eltern haben sich mir gegenüber unfair verhalten und der ganze Frust, der sich bei mir aufgestaut hatte, entlud sich bei unserer ersten Begegnung im Krankenhaus. Hinzu kam, dass es im Krankenhaus keine Benimmregeln, wie im Internat gibt, sodass ich auch kein angepasstes Verhalten an den Tag legen musste, um eine drohende Strafe zu verhindern. Er hat meine Eltern dann weggeschickt, damit die Situation nicht vollkommen eskaliert.
Aber nun von Anfang an. Meine Eltern betraten mein Krankenzimmer, in dem ich lag und mit einer Vielzahl von Kabeln verbunden war. Meine Mutter begrüßte mich mit den Worten: "Mein Schatz, was ist nur mit Dir passiert." Erkennen meine Eltern immer noch nicht, was sie mir angetan haben, als sie mich im Internat angemeldet und dann dort belassen haben?, dachte ich bei mir. Schließlich habe ich es dort nicht mehr ausgehalten und sah als einzigen Ausweg, aus dem vierten Stock zu springen. So fiel ich meiner Mutter ins Wort: „Welcher Unfall? Ich bin gesprungen."
„Aber wieso?“ meine Mutter war sichtlich geschockt.
Ich erklärte, dass ich es doch meinen Eltern bereits angekündigt hatte, indem ich sie gebeten hatte, mich so in Erinnerung zu behalten, wie ich war. „Aber Ihr hat es ja nicht einmal wahrgenommen, weil Euch Eure verdammte Firma wichtiger ist als Eure eigene Tochter.“ Jetzt bemerkte ich, dass meine Mutter die wirkliche Situation erfasst hatte und kreidebleich wurde. „Aber wir lieben Dich und wollen nur Dein Bestes“, stotterte sie.
Ich erinnere mich, wie meine Stimme versagte und ich einen fürchterlichen Heulkrampf bekam. Es sollte nicht der letzte Weinkrampf in den nächsten Minuten bleiben. „Wenn Ihr mich wirklich lieben würdet, dann hättet Ihr mir dies alles nicht angetan. Ich habe Euch gebeten, ja regelrecht angefleht, mich aus dieser Hölle zu befreien. Ich hasse Euch!“, stammelte ich unter Tränen. „Und Ihr hattet mir hoch und heilig versprochen, mich nach zwei Wochen zu besuchen, dass ich dann das Pensionat verlassen kann, wenn ich es will und auch, dass ihr nicht mit der Internatsleitung über das sprechen werdet, was ich Euch anvertraut hatte.
„Aber bei unserem Besuch haben wir Dir doch die besondere Situation erklärt... fing meine Vater an. Ich dachte, dass dies mal wieder typisch für meinen Vater ist, der sich gerne die Sachen so hin dreht, wie er es braucht; und schrie ihn an: „Erklärt, Ihr habt gar nichts erklärt, sondern Eure Versprechen gebrochen, mich vor vollendete Tatsachen gestellt und mich auch noch bei der Rektorin verraten“ – gefolgt, wie sollte es auch anders sein, vom nächsten Weinkrampf.
„Aufgrund Deiner Ausführungen hatten wir Zweifel, ob das Pensionat das Richtige für Dich ist. Aber Frau Durcet hat uns versichert, dass Du Dich sehr gut entwickelt und Deine Aussagen unzutreffend sind. Im Übrigen hat sie uns versprochen, dass es keine Konsequenzen für Dich haben wird, weil Du Dich uns anvertraust hast.“, fuhr mein Vater in seiner gewohnt sachlichen Art und Weise fort.
„Keine Konsequenzen“, schrie ich meine Eltern an, gefolgt vom nächsten Heulkrampf. „Ich habe insgesamt 50 Schläge mit dem Rohrstock auf die Handflächen bekommen. Für jeden Schlag musste ich mich bedanken und versprechen, nie wieder Lügen über das Pensionat zu verbreiten. Dabei habe ich Euch nur das gesagt, was mir widerfahren ist. Zudem musste ich zwei Wochen Tag und Nacht einen Knebel sowie eine deutlich verschärfte Pensionatsuniform tragen. Als mir der Knebel endlich abgenommen wurde, musste ich mich auch dafür bedanken und ausführen, dass ich den weiteren Bestrafungen mit Freude entgegen sehe, da ich diese verdient habe. Und schließlich musste ich weitere vier Wochen dieses Korsett tragen“ und deutete auf das Bündel, welches mir Dr. Meyer gerade vorbeigebracht hatte.
„Ihre Tochter trug diese Kleidung, als sie bei uns eingeliefert wurde“, bestätigte sie. „Die Ärzte mussten die Kleidung leider verschneiden, um mich zu operieren. Aber vielleicht können wir sie wieder zusammen nähen, dann könnt Ihr sie tragen und sehen wie es ist.“ Es folgte der nächste Heulkrampf. „Im Übrigen ist dies nur die 'leicht' verschärfte Version, die deutlich verschärfte Version, die ich davor tragen musste, war viel, viel schlimmer.
Früher hatte ich einmal Eltern auf die ich mich voll verlassen konnte, die fair mit mir umgegangen waren. Wenn es ein Problem gab, haben wir uns zusammen gesetzt und eine Lösung gefunden. Ich war ja bereit, auf jedes – wirklich jedes - andere Internat zu gehen. Für Euch hätte es keinen Unterschied gemacht. Ich hätte jedoch ein ganz normales Leben haben können, anstatt die Hölle auf Erden durchleben müssen. Die Eltern, die ich vorher einmal hatte, hätten mir nie einen Knebelvertrag untergeschoben und mich dadurch praktisch vollkommen entmündigt. Ich bin zwar volljährig, konnte aber als Minderjährige mehr entscheiden, als jetzt als Volljährige. Und die Eltern, die ich mal hatte, hätten mich nie zum Internat gelockt, mich nie dort hinter meinen Rücken angemeldet, mich nie voll vollendete Tatsachen gestellt und vor allem, hätten sie alles unternommen, um mir zu helfen, als ich diese Hilfe sehr, sehr dringend gebraucht und sie um diese gebeten, ja regelrecht angefleht habe.“, schluchzte ich gefolgt vom nächsten Heulkrampf.
„Es ist nur eine Kleinigkeit, aber die Eltern, die ich einmal hatte, hätten auch nie meinen Geburtstag vergessen. Und wisst Ihr, was das Schlimmste ist? Die Eltern, die ich vorher mal hatte, haben mich geliebt tatsächlich geliebt und dies nicht nur behauptet.“ „Aber wir lieben Dich doch noch immer.“, entgegneten meine Eltern, wie aus einem Mund. „Wenn Ihr mich lieben würdet, hätte Ihr mir das Internat niemals angetan und vor allen hättet Ihr mir geglaubt. Habe ich Euch jemals angelogen? Ihr hattet immer wenig Zeit für mich, dass war okay. Ich hatte auch immer viele Freiheiten. Aber ich habe diese nie übermäßig ausgenutzt und auch meine Schulnoten waren stets gut. Ich habe tage- und nächtelang darüber nachgedacht, welchen Fehler ich gemacht haben könnte, damit Ihr mich so zu bestrafen müsst. Aber mir ist nichts – gar nichts eingefallen.“ Es folgte der nächste Weinkrampf.
„Wir wollten Dich nicht bestrafen, sondern optimal fördern. Zugegeben, die Methoden des Pensionats sind vielleicht manchmal grenzwertig, aber glaube mir, Du wirst uns später für die Erziehung, die Du dort bekommen hast, noch sehr dankbar sein.“, sagte mein Vater.
„Dankbar, wofür? Dafür, dass ich mit gerade einmal 19 Jahren ein körperliches und psychisches Zwack bin? Glaubt mir, ich war so froh, als ich die Möglichkeit hatte, aus dem Fenster zu springen, dass im nächsten Augenblick alles vorbei sein wird. Sollte ich jemals wieder einen Fuß in dieses Pensionat setzen müssen, werde ich mich umbringen und glaubt wir, dann werde ich es so anstellen, dass ich Erfolg habe.“, entgegnete ich unter Tränen.
Meine Mutter kam auf mich zu, streichelte mich und sagte: Liebes, beruhige Dich bitte.“ So gut es mit dem nicht geschienten Arm ging stieß ich sie von mir weg. „Vielleicht kann ich Euch irgendwann einmal verzeihen, aber zurzeit hasse ich Euch nur, für alles, was Ihr mir angetan habt. Ich will Euch nicht mehr sehen."
Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass dann Prof. Dr. Brinkmann eingeschritten ist und meine Eltern gebeten hat, das Zimmer zu verlassen.
Im Krankenhaus war ich ganz unten angekommen. Mein Dank gilt zunächst Frau Dr. Meyer und ihrem Team, die mir zunächst in einer dramatischen Operation das Leben retteten und mich dann körperlich vollkommen wieder hergestellten. Zudem gab mir Frau Meyer mit der Internatsuniform das Beweismittel, welches ich brauchte, um später Frau Durcet und ihren Handlangerinnen das Handwerk zu legen und auch alle anderen davon zu überzeugen, dass meine Geschichten über das Internat nicht frei erfunden sind. Und dann waren da noch Herrn Dr. Brinkmann und seinem Team. Ich weiß nicht, ob ich ohne seine Hilfe, das Trauma, welches der Internatsaufenthalt bei mir hinterlassen hatte, überwunden hätte. Auch wäre fraglich, ob ich die Kraft gehabt hätte, mich mit meinen Eltern auszusprechen und auszusöhnen. Im Krankenhaus fühlte ich nur grenzenlosen Hass gegenüber ihnen, für alles, was sie mir angetan hatten. Ich hätte seinerzeit nie gedacht, dass ich meinen Eltern einmal verzeihen und mich mit ihnen aussprechen kann. Aber auch diesen Weg ebnete mir Prof. Brinkmann.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von ZdBdLa am 23.11.24 um 17:27 geändert
|
|
Freak
Die Wahrheit ist ein dreischneidiges Schwert, deine Wahrheit, meine Wahrheit und die Wahrheit selbst.
Beiträge: 97
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:21.11.24 18:50 IP: gespeichert
|
|
Hallo, die Fortsetzungen sind sehr gut gelungen und machen spass zum lesen. Die Schilderung der Ereignisse ist auch sehr gut gelöst, auch das die gleichen Ereignisse von anderen Personen mit ihrer sichtweise geschildert werden ist sehr gut. Mir fällt es hier auch leichter, die "Erzählungen", zu lesen als im ersten Teil, auf Grund der veränderten Perspektive.
|
|
Sklavenhalter
Norddeutschland
Versklavung einer Frau geht nur freiwillig.
Beiträge: 734
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:22.11.24 11:45 IP: gespeichert
|
|
Interessante Story, die nachdenklich macht.
|
|
Freak
Deutschland
Beiträge: 120
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:24.11.24 15:44 IP: gespeichert
|
|
Kapitel 13: Meine Gedanken über das Verhältnis zu meinen Eltern (Teil 2)
Zum damaligen Zeitpunkt kannte ich nur die Geschichte von Annabelle, da Jessica noch nicht im Rahmen der Therapie über ihre Erlebnisse detailliert berichtet hatte.
Schon bei unserer ersten Begegnung im Gefängnis hatte ich erkannt, dass unsere Geschichten viele Gemeinsamkeiten hatten. Unsere Eltern hatte im Vorfeld des Besuchtes im Internat bereits beschlossen, dass wir Schülerinnen dort werden sollen. Bei Annabelle aufgrund ihres angeblich unakzeptablen Erscheinungsbild und Verhalten und bei mir, weil meine Eltern der Auffassung waren, dass mir die dortige Erziehung gut tun würde. Wir beide haben unsere Eltern jeweils mehrfach gebeten, uns aus den Internaten zu nehmen. Zu diesem Zeitpunkten hätten wir beide die Internate ohne nennenswerte psychische Schäden verlassen können. In beiden Fällen waren unsere Eltern vom Internat dermaßen überzeugt bzw. vom ehrwürdigen Anwesen so überwältigt, dass sie die Warnsignale, die es durchaus gab, ausblendeten und uns nicht glaubten, als wir ihnen erzählten, was wir dort erleben mussten. Auch bedurfte es bei uns beiden einem dramatischen Ereignis, dass unsere Eltern ihren Fehler erkannten – bei Annabelle die Verhaftung und die Anklage und bei mir meinen Sprung aus dem Fenster. Unsere Mütter erkannten zuerst ihren Fehler und hatten auch den Mut, diesen zuzugeben. Und letztendlich waren wir beide durch die Internatsaufenthalte derart geschädigt, dass man uns nur noch als psychisches Zwack bezeichnen konnte.
So habe ich Herrn Brinkmann bereits nach unserer ersten Zusammenkunft im Gefängnis von Neuchatel gesagt, dass er das Gutachten, welches er seinerzeit über mich erstellt hatte, verwenden kann und nur den Namen auszutauschen braucht.
Aber nun weiter mit meinen Gedanken bzw. meiner Geschichte. Wie gesagt, hätte ich, als ich schwerverletzt im Krankenhaus lag, nie gedacht, dass ich meinen Eltern einmal verzeihen und mich mit ihnen aussprechen und aussöhnen kann. Aber auch diesen Weg ebnete mir Prof. Brinkmann.
Ohne, dass ich es zunächst wusste, hat sich Herr Brinkmann mit meinen Eltern getroffen. Die Initiative zu diesem Gespräch ging übrigen von meinen Eltern aus. Später haben mir sowohl Herr Brinkmann als auch meine Eltern von den Unterredungen erzählt.
Mein Vater wollte mich zunächst zurück ins Internat schicken, da er der Auffassung war, dass mir die dortige Erziehung gut tut und dass ich diese dringend benötige. Zum Glück hatte meine Mutter bereits im Krankenhaus erkannt, welchen schrecklichen Fehler sie begannen und was sie mir damit angetan hatte.
Wieso sind es immer die Mütter, die ihre Fehler zuerst erkennen und dann auch den Mut haben, diese zugegen und sich dafür zu entschuldigen? Dies war bei Annabelle genau so. Zur Verteidigung der Väter muss ich allerdings anerkennen, dass Jessicas Vater sofort gehandelt hat, als er seinen Fehler und dessen Folgen erkannt hatte. Über die Fehler, die er bis dahin begangen hatte, wusste ist damals noch nichts.
Meine Mutter schrie meinen Vater regelrecht an: „Wach endlich auf!!! Natalie hat bereits einen Selbstmordversuch begangen. Das Schlimme ist, dass sie es angekündigt hat und wir es nicht registriert haben. Ich will eine lebendige Tochter und nicht ein Grab, auf das ich jede Woche frische Blumen bringen kann.“ Dann hat meine Mutter schwere Geschütze aufgefahren und meinem Vater sogar mit der Scheidung gedroht. Als mein Vater dann sagte, dass dann die Firma verkauft werden muss, da er sie unmöglich auszahlen kann, antwortete sie ihm, dass dies kein Problem sei – „Du bekommst die Firma und ich bekomme Natalie.“
Im Nachhinein erkannte ich, wie sehr mich meine Mutter lieben muss, wenn sie bereit ist, ihren Anteil am gemeinsamen Familienunternehmen, welcher mit Sicherheit mehrere hundert Millionen Euro wert ist, für mich aufzugeben bzw. gegen mich einzutauschen. Zum Glück kam es allerdings nicht so weit. Denn ich wollte keineswegs der Grund dafür sein, dass die Ehe meiner Eltern in die Brüche geht.
Mit Hilfe von zwei systematischen Fragebögen analysierte Herr Brinkmann, wie meine Eltern mich einschätzen und zwar zu dem Zeitpunkt, bevor sie mich im Internat angemeldet haben. Das Ergebnis war dann eindeutig: Laut meinen Eltern war ich für mein Alter sehr vernünftig und sie gaben an, dass ich meine schulischen Belange sehr ernst nehme und ihnen gegenüber immer ehrlich bin. Unser Verhältnis beschreiben sie als offen, vom gegenseitigen Respekt geprägt und sie gaben weiter an, dass sie auch problematische Dinge ansprechen können und dass wir immer eine Lösung gefunden hatten. So schrieben beide, dass sie sich voll und ganz auf mich verlassen konnten. Herr Brinkmann fasste die Analyse mit folgenden Satz zusammen: „Wenn ich mir dies so ansehe, hatten sie eine Tochter, wie sie sich alle Eltern wünschen und ein absolut vertrauensvolles und gutes Verhältnis zueinander.“
Meine Eltern bestätigten diese Einschätzung. Dann legte Herr Brinkmann einen weiteren Bogen daneben. „Dies ist der Bogen, den Natalie ausgefüllt hat“, erläuterte er. „Und auch sie bestätigt Ihre Einschätzung nahezu deckungsgleich.
Auf Nachfrage von Herrn Brinkmann bestätigte dann mein Vater, dass ihm Frau Durcet versichert hatte, dass gegen mich keine Strafmaßnahmen verhängt wurden, weil ich mich meinen Eltern anvertraut habe. Daraufhin führte Herr Brinkmann aus: „Als Natalie ins Krankenhaus eingeliefert wurde, trug sie ein Korsett. Dieses war aus einem sehr festen Material und so eng geschnürt, dass Ihre Tochter mit Sicherheit große Schwierigkeiten hatte, zu atmen. Es war mit Metallstäben verstärkt, sodass sie ihren Oberkörper nicht bewegen konnte. Das Korsett schränkte zudem auch die Bewegungsfreiheit von Kopf und Armen merklich ein. Im Schritt war eine Art Keuschheitsgürtel, der mit Schlössern gesichert war. So konnte sie nur auf Toilette gehen, wenn einer der Erzieherinnen vorher die Schlösser aufgesperrt hatte." Herr Brinkmann wies daraufhin, dass seit dem Besuch meiner Eltern schon sechs Wochen vergangen waren und ich erzählt habe, dass ich die ganze Zeit unter Strafmaßnahmen zu leiden hatte.
"Frau Durcet hat somit in einem Punkt nachweislich die Unwahrheit gesagt. Sie hingegen beschreiben Ihre Tochter als absolut ehrlich Ihnen gegenüber. Nehmen wir an, auch die restlichen Aussagen Ihrer Tochter über das, was sie im Pensionat erlebt hat, sind zutreffend. Bitte überlegen Sie, wie Sie sich fühlen würden, wenn sie anstelle Ihrer Tochter wären.“
Hier zeigt sich wieder, warum Prof. Dr. Brinkmann zu den angesehensten Psychologen der Schweiz zählt. Er schafft es immer wieder seine Analysen auf den Punkt zu bringen. Dabei gibt es seinen Patienten die Ergebnisse nicht vor, sondern lässt diese sie selber entwickeln. Dies war sowohl bei meinen Eltern als auch bei mir so.
Als meine Eltern erkannt hatten, dass es ein Fehler war, indem sie Frau Durcet mehr glauben als mir, waren sichtlich geschockt. „Mein Team und ich haben sehr viel Zeit mit Natalie verbracht.“, erläuterte Herr Brinkmann. „Es fiel ihr sichtbar nicht leicht, über das Erlebte zu sprechen. In den Augen Ihrer Tochter stellt das Institut eine Strafmaßnahme von Ihnen dar. Aus ihrer Sicht hat sie jedoch nichts falsch gemacht.
Auch lag es ihr fern, die Möglichkeiten, die sie mit ihrer Volljährigkeit bekommen hat, auszunutzen. Sie hat mir erzählt, dass sie früher mit Ihnen über alles reden konnten. Sie fühlt sich von Ihnen vertraten, da Sie ihr den Vertrag untergeschoben, sie zum Pensionat gelockt und dort angemeldet, ihr nicht geglaubt und dann noch mit der Internatsleitung über sie gesprochen haben, obwohl Sie etwas anderes versprochen hatten.
Wir haben Natalie auch gefragt, ob es sich sein könnte, dass Sie nur das Beste für ihre Entwicklung wollten. Ihre Tochter hat geantwortet: „Dann hätten meine Eltern doch einfach mit mir reden können. Wir hätten dann eine Lösung befunden, das war in der Vergangenheit immer so.“ Ihre Tochter gab an, dass sie jederzeit bereit gewesen wäre, auf ein 'normales' Internat zu wechseln und dies Ihnen auch angeboten hat, als sie bereits in Montreux war.“
Mit diesen Worten beendete Herr Brinkmann die erste Sitzung und bat meine Eltern bis zur nächsten Gespräch über das, was sie gerade erfahren haben, nachzudenken.
Zu Beginn der zweiten Sitzung fragte Herr Brinkmann, wie meine Eltern meine Aussagen, bezüglich das, was ich im Internat erlebt habe, beurteilen würden. „Wir gehen mittlerweile davon aus, dass diese zutreffend sind“, antwortete mein Vater und fügte ein „leider“ hinzu. Herr Brinkmann nahm wohlwollend zur Kenntnis, dass zwischenzeitlich offensichtlich auch mein Vater mir mehr glaubt als Frau Durcet. Anschließend bat er meine Eltern, zu erläutern, wie es dazu kam, dass sie mich im Internat angemeldet haben.
Mein Vater erzählte von dem befreundeten Ehepaar, welches selber seine Tochter im Internat angemeldet und dies in den höchsten Tönen gelobt hat und wie beeindruckt er von dem ehrwürdigen Anwesen war.
„Wir hatten Bedenken, dass Natalie nicht zum Internat mitgekommen wäre, wenn wir ihr 'reinen Wein eingeschenkt hätten'. Die Leiterin des Internats, Frau Durcet, machte auf uns einen zwar etwas altmodischen aber durchaus kompetenten Eindruck. Das Unbehagen unserer Tochter ist uns nicht verborgen geblieben, dennoch waren wir davon überzeugt, dass diese sich nach einer Eingewöhnungsphase im Internat wohlfühlen würde und die Zeit für ihre Entwicklung gut sein wird. Ich muss auch zugeben, dass Natalie in der Internatsuniform ein sehr erhabenes Erscheinungsbild war.
Sowohl das befreundete Ehepaar als auch Frau Durcet haben uns geraten, dass wir uns eine Vollmacht von Natalie geben lasse, ohne sie über den Inhalt aufzuklären.“ „Aber Sie haben mir doch gesagt, dass sie sich auf Natalie voll verlassen konnten und mit ihr über alles reden konnten. Da verstehe ich, dass Sie zu solchen Methoden greifen mussten“, entgegnete Herr Brinkmann. "Glauben Sie mir, ich verstehe es zwischenzeitlich auch nicht. Erst recht nicht, wenn ich bedenke, was wir unserer Tochter damit angetan haben.", antwortete meine Mutter.
„Ihre Tochter hat uns gegenüber angegeben, dass sie nicht nur ein Unbehagen sondern eine tief empfundene Abneigung gegen das Internat verspürt hat. Sie hat aber auch gesagt, dass sie sich nicht gegen ein normales Internat gewehrt hätte, wenn Sie sie es angesprochen hätten.
Dass Frau Durcet auch finanzielle Interessen daran gehabt hat, dass sie ihre Tochter im Internat anmelden, ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen?“ „Wir sind beide Geschäftsleute und uns war dies durchaus klar. Das Internat war zugegebenermaßen nicht billig, aber dies war uns eine gute Ausbildung von Natalie wert.“
Dann fragte Herr Brinkmann, warum meine Eltern mich nicht, wie versprochen, nach zwei Wochen besucht haben und wieso er mir nicht ermöglicht haben, das Internat zu verlassen.
Mein Vater führte aus, dass Frau Durcet zunächst die Besuchsanfragen meiner Eltern abgelehnt hat. Als der Besuch dann schließlich nach drei Monaten doch stattfand, hat Frau Durcet meinen Eltern erzählt, wie gut ich mich im Internat eingelebt habe und dass meine Ausbildung gute Fortschritte machen würde. „Wir waren dann sehr erleichtert und überrascht, als uns Natalie sagte, wie unwohl sie sich im Internat führen würde und dass wir sie sofort von der Schule nehmen sollten.“, erläuterte mein Vater.
„Wieso haben sie dem Wunsch Ihrer Tochter nicht entsprochen?“, wollte Herr Brinkmann wissen. „Das Internat ist wie gesagt nicht billig und der Beitrag muss im Voraus bezahlt werden und wird dann auch nicht anteilig zurückerstattet. Auch ließen wir uns von der positiven Einschätzung von Frau Durcet täuschen und haben unserer Tochter einfach nicht geglaubt.“
„Warum haben Sie Ihrer Tochter nicht geglaubt?“, wollte Herr Brinkmann wissen. „Wissen Sie, wie oft ich mich das seit unserem letzten Gespräch gefragt habe.“, antwortete meine Mutter. „Ich hatte eine Tochter, der ich zumindest früher absolut vertrauen konnte. Und trotzdem habe ich Frau Durcet mehr geglaubt. Hätte ich gewusst, was meine Tochter im Internat durchleiden muss, hätte ich sie doch sofort herausgeholt. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass wir vollkommen vom Pensionat überzeugt waren und die Warnsignale, die es durchaus gab, vollkommen ausgeblendet haben.“ Mein Vater bestätigte die Einschätzung.
„Zwischenzeitlich wissen wir, dass Frau Durcet den anderen Internatsschülerinnen gesagt hat, dass Natalie ihren Verletzungen erlegen sei und sogar eine Trauerfeier für sie abgehalten hat. Meinem Mann hingegen redet sie ständig ein, dass das Internat Natalie gut tut, sie sich gut eingelebt hat und dort ihre Schulausbildung beenden soll. Natalie hatte ihren Charakter bereits am ersten Tag erkannt und sie als 'falsche Schlange' bezeichnet.“
Herr Brinkmann erläuterte, dass ich aufgeschrieben habe, was ich im Internat erlebt habe. Die Tinte ist teilweise verlaufen, da ihre Tochter mehrere Weinkrämpfe hatte. Meine Eltern lasen sich meine Aufzeichnungen durch und waren sichtlich geschockt von dem, was sie da lesen mussten.
Dann fragte Herr Brinkmann nach meiner Flucht und dem Anruf des Polizisten bei meinem Vater: „Ihre Tochter hatte die erste Möglichkeit, die sich ihr geboten hat zur Flucht genutzt und die Polizei um Hilfe gebeten. Der Polizist soll Sie kontaktiert haben und sie haben ihm angewiesen, Natalie zurück zum Internat zu bringen. Hätte Ihnen nicht spätestens jetzt Zweifel kommen müssen?“ „Kurz vorher hatte uns Frau Durcet angerufen und uns berichtet, dass unsere Tochter verbotenerweise das Internat verlassen hat. Sie sagte, dass sie von der Polizei aufgegriffen wurde, sich im Polizeigewahrsam befindet und ins Internat zurück gebracht werde. Für uns klang es so, als ob Natalie etwas angestellt hatte. Daher hielten wir es für besser, dass sie im Internat als in Polizeigewahrsam befindet.“ „Natalie hat erzählt, dass für sie keineswegs von der Polizei aufgegriffen wurde, sondern selbst auf das Polizeirevier gegangen ist. Zudem gab sie an, dass das Polizeigewahrsam angenehmer war, als der Aufenthalt im Internat. Das Angebot der Polizei, sie unter einem Vorwand noch ein paar Tage dort zu behalten, hat sie übrigens abgelehnt, da sie die Polizisten nicht in Schwierigkeiten bringen wollte.
Kommen wir nun zu Ihrem Besuch am Ende des Schuljahres. Wie habe Sie dort Ihre Tochter erlebt?“ Mein Vater führte aus: „Wir waren – wie immer zuerst bei Frau Durcet. Dieser erzählte uns, wie gut sich Natalie eingelebt hatte. Wir waren nach unserem letzten Besuch erleichtert und dann überrascht, als uns Natalie eine ganz andere Geschichte erzählte. Ich muss zugeben, dass wir mit der Situation auch ein wenig überfordert waren. Auf der einen Seite kamen uns dann doch Zweifel, ob das Internat das richtige für Natalie ist auf der anderen Seite wollten wir die Erfolge und die Aussicht auf eine gute Ausbildung nicht gefährden.
Wir haben uns dann entschlossen, entgegen unserem Versprechen, doch Frau Durcet anzusprechen.“ Herr Brinkmann fragte, wie sich meine Eltern fühlen, wenn Sie an meiner Stelle wären.
Mein Vater sagte: "Ich würde mich von meinen Eltern verraten fühlen und könnte ihnen nicht mehr vertrauen. Meine Mutter fügte hinzu, dass sie sich fragen würde, warum meine Eltern mir dies antun würden, ob sie mich noch lieben würden, warum sie mir nicht glauben und was ich falsch gemacht habe.
Genau diese Gefühle hatte ich gegenüber meinen Eltern und ich kann daher sehr gut nachvollziehen, dass Annabelle und Jessica, diese Gefühle ebenfalls hatten. Im Gespräch mit meinen Eltern holte Herr Brinkmann einen Zettel heraus, auf welchen ich genau diese Punkte vermerkt hatte. „Im Ergebnis haben wir unsere Zusagen gegenüber Natalie ein paar Mal zu oft gebrochen.“, räumte mein Vater selbstkritisch ein.
Zum Ende wollte Herr Brinkmann noch wissen, wie mich meine Eltern im Krankenhaus wahrgenommen haben. Meine Mutter antwortete, dass sie mich nicht wieder erkannt habe. „So verzweifelt und so aufgelöst haben wir Natalie noch nie erlebt.“
„Im Ergebnis haben Sie Natalie durch Ihr Verhalten fast vollständig zerstört. Ihre Tochter war ein psychisches Zwack und das ist keine Übertreibung, sondern eine Tatsache. Sie hat die Kollegin, die Sie operiert und somit das Leben gerettet hat, gebeten, sie das nächste Mal sterben zu lassen. Sie hatte keine Kraft mehr und keinen Lebensmut mehr.“
Auch war es wieder meine Mutter, die danach fragte, wie es mit mir weiter geht. Herr Brinkmann erläuterte, dass er mich als Kämpferin kennen gelernt hätte. „Wir haben Ihre Tochter mit sehr viel Arbeit soweit stabilisiert, dass aktuell nicht mit einem weiteren Suizidversuch zu rechnen ist. Sollte sie jedoch zurück ins Internat müssen, garantiere ich für gar nichts.“
„Eine Rückkehr von Natalie ins Internat kommt für uns nicht in Frage“, versicherten meine Eltern wie aus einem Munde. Offensichtlich hatte jetzt auch mein Vater erkannt, dass er mich endgültig zerstören und somit verlieren würde, wenn er weiter darauf besteht, dass ich ins Internat zurück kehre. Auch würde er dadurch seine Ehe riskieren. Herr Brinkmann antwortete: „Das ist gut, aber es liegt trotzdem noch ein weiter Weg vor Natalie.“
Weiter erläuterter er, dass seitdem ich im Seiberhof leben würde, eine positive Entwicklung zu beobachten sei. Wahre Größe zeigte es, als er seine eigene Fehleinschätzung offen zugab: „Ich will ehrlich sein. Ich hielt es zunächst aus therapeutischer Sicht für kontraproduktiv, wenn sie mit einer anderen ehemaligen Internatsschülerin zusammen lebt. Aber Natalie hat darauf bestanden und die beiden tun sich sichtbar gut. Wissen Sie, dass Natalie sich selbst bei der örtlichen Schule angemeldet hat?“, fragte Herr Brinkmann meine verdutzten Eltern. „Sie ist zur Direktorin gegangen und hat gesagt: 'Hier bin ich und ich möchte Ihre Schule besuchen.' Dies zeigt, dass Natalie ihr Leben wieder selbst in die Hand nimmt. Auch hat sie mit dem Abitur wieder ein festes Ziel vor Augen. Bemerkenswert ist zudem, dass sie ihrer eigenen Schulausbildung offensichtlich einen sehr hohen Stellenwert einräumt. Bei jungen Erwachsenen in Natalies Alter steht normalerweise nicht die eigene Schulausbildung an erster Stelle.“
Schließlich stand dann die Aussprache mit meinen Eltern an. Ich muss zugeben, dass ich Angst vor dem Gespräch hatte. Eine ganze Reihe von Fragen schwirrte im Vorfeld in meinem Kopf herum: Wie werden meine Eltern reagieren? Haben Sie endlich eingesehen, dass sie sich mir gegenüber unfair verhalten haben und ich nicht ihr Eigentum bin? Werden sie weiterhin die 'Vollmacht', die ich Ihnen gegeben habe, nutzen? Und schließlich: Werde ich meine Wünsche klar ihnen gegenüber artikulieren oder einbrechen, um mir ihre Liebe zu erkaufen? Ich war zudem erleichtert, als ich erfuhr, dass das Gespräch auf dem Seiberhof und somit in der mir vertrauten Umgebung stattfinden wird.
Zum Glück bereitete mich Herr Brinkmann als gute Therapeut optimal auf das Gespräch mit meinen Eltern vor. Bei einer Therapiesitzung erzählte er mir detailliert über den Inhalt und den Verlauf der beiden Gespräche mit meinen Eltern. Nur den Konflikt meiner Eltern und die Tatsache, dass mein Vater mich ursprünglich ins Internat zurück schicken wollte, verschwieg er bewusst. Schließlich fragte er mich, was ich davon halten würde. Ich antwortete, dass es schon einmal ein Anfang sei, wenn meine Eltern ihre Fehler eingesehen haben. Dann erkundigte er sich nach meinen Vorstellungen und Wünschen. Ich erzählte, dass ich gerne im Seiberhof bleiben würde und keineswegs zu meinen Eltern 'nach Hause' ziehen wollte. „Meine Therapie würde ich gerne mit Ihnen und Ihrem Team weiterführen. Ich weiß, dass meine Eltern ein Studium und dann die Übernahme des Familienunternehmens vorgesehen haben. Eigentlich würde ich gerne meinen eigenen Weg gehen.“ Herr Brinkmann riet mir, dies einfach anzusprechen. „Zunächst ist es wichtig, dass Sie wieder mental auf die Beine kommen. Ihre Eltern müssen entscheiden, ob sie eine glückliche Tochter oder eine Tochter, die zwar ihre Wünsche erfüllt, dann aber unglücklich ist, haben wollen. Die gleiche Entscheidung müssen Sie übrigens auch treffen, Natalie. Sollten Ihre Eltern wider erwartend uneinsichtig sein, habe ich immer noch die gerichtlich angeordnete Vormundschaft über Sie. Sie wissen hoffentlich, dass ich die Rechte nur zu Ihrem Besten und keineswegs gegen Ihren erklärten Willen nutzen werde.“, fügte er an.
Ein paar Tage später, kamen meine Eltern tatsächlich zu mir in den Seiberhof. Mein Vater bat, beginnen zu dürfen. Er führte aus, dass es ihn leid tut, mich zum Pensionat gelockt und dort angemeldet, mir nicht geglaubt, seine Versprechen nicht eingehalten und mich nicht sofort vom Pensionat genommen zu haben, als ich darum gebeten hatte.
„Aber warum? Ich habe die Freiheiten, die ich hatte, nie übermäßig ausgenutzt und ansonsten nie über die Stränge geschlagen.“ „Wir haben uns von Frau Durcet einreden lassen, dass das Pensionat Dir sehr gut tut. Glaube mir, wir wollten nur Dein Bestes. Wir waren von dem Internat angetan und haben die Warnsignale, insbesondere das, was Du uns erzählst hast, einfach ignoriert. Wir können uns es auch nicht erklären und wissen zwischenzeitlich, dass es falsch war. Wir können das Geschehene nicht rückgängig machen. Wir können Dich nur um Verzeihung bitten und Dir anbieten, neu anzufangen.“, antwortete mein Vater.
„Wie geht es jetzt weiter?“, wollte meine Mutter wissen.
Ich antwortete: „Ich weiß, dass ihr mich am liebsten nach Hause holen würdet. Als ich hier eingezogen bin, war ich ein psychisches Zwack. Herr Brinkmann und sein Team haben wirklich gute Arbeit geleistet. Ich bin jetzt sowie stabilisiert, dass ich mein Leben weitgehend selber bestreiten kann. Über den Berg bin ich aber noch lange nicht. So bin ich weiter auf Hilfe angewiesen. Laut Einschätzung meiner Therapeuten wird dies auch noch einige Zeit so sein. Sei es die Hilfe von Herrn Brinkmann und seinem Team oder Felix und Louisa hier im Seiberhof. Ich würde gerne hier bleiben und die Therapie mit Herrn Brinkmann weiterführen und erfolgreich beenden und keinen Wechsel des Therapeuten vornehmen.
Bedenkt, dass zwischenzeitlich meine Heimat hier ist. Hier lebe ich, hier habe ich meine Freunde und hier gehe ich zur Schule. Ich würde weiter gerne die Schule im Tal besuchen und dort nächstes Jahr mein Abitur machen. Ihr könnt mich jederzeit gerne besuchen und ich würde Euch gerne in den Ferien besuchen, wenn es bei Euch passt.“
Da ich keinen Widerspruch von meinen Eltern registrierte, beschloss ich das heikle Thema vom Familienunternehmen gleich auch noch anzusprechen. „Ich weiß, dass Ihr Euch wünscht, dass ich nach dem Abitur studiere, dann in Eure Firma einsteige und diese dann von Euch eines Tages übernehmen soll. Ich will ehrlich sein. Ich weiß nicht, ob ich das noch kann. Eure Firma ist für mich der Grund, warum Ihr mich auf Internat abgeschoben habt und ich dort die schlimmste Zeit meines Lebens verbringen musste.“
Meine Mutter antwortete: „Wenn wir eines gelernt haben, dann dass wir auf Deine Wünsche eingehen müssen. Du brauchst die Firma nicht übernehmen, wenn Du es nicht willst.“ Mein Vater sah sie erschrocken an, worauf meine Mutter nur meinte: „Du die Firma und ich Natalie“. Seinerzeit wusste ich mit dieser Aussage nichts anzufangen, registrierte aber dass mein Vater zähneknirschend dies akzeptierte. Meine Mutter gab mir ein paar zerrissene Papiere und sagte: „Dies ist der Knebelvertrag, den wir Dir untergeschoben haben. Lebe Dein Leben. Es wäre schön, wenn wir auch ein Teil davon sein können.“
Ich diesem Moment war ich froh und stolz auf mich. Froh, dass meine Eltern offensichtlich zur Vernunft gekommen sind und akzeptieren, dass ich mein eigenes Leben leben möchte und stolz, dass ich nicht ihnen zu liebe eingeknickt bin. Auch schien es wieder möglich zu sein, dass sich unser Verhältnis wieder normalisieren wird. So sagte ich: „Ich liebe Euch, das hat sich nicht geändert und wird sich auch nie ändern. Ich habe Euch auch noch geliebt, als ich im Pensionat war. Ich hatte nur Zweifel, ob Ihr mich noch liebt und wenn ja, warum Ihr mir dies antut. Ich habe tage- und nächtelang darüber nachgedacht, was ich falsch gemacht haben könnte.“
„Du hast gar nichts falsch gemacht“, versicherte mein Vater „Die Fehler haben wir gemacht, indem wir Dich auf unfaire Weise im Internat angemeldet haben, unsere Versprechen nicht gehalten, Dir nicht geglaubt und vor allem Dich nicht von der Schule genommen haben, als Du uns darum gebeten hast.“
„Aber bitte bedenkt, dass es die Natalie, die Ihr einst im Pensionat angemeldet habt, nicht mehr gibt“, gab ich meinen Eltern mit auf den Weg. „Du bist und bleibst immer unsere Tochter, daran wird sich nichts ändern. Wir geben Dir die Zeit, die Du brauchst, um das Erlebte zu verarbeiten und Vertrauen wieder zu uns aufzubauen.“ Meine Eltern verabschiedeten sich und mein Vater bat mich, dass ich mir die Sache mit dem Familienunternehmen noch einmal in Ruhe überlegen sollte.
Nicht vergessen werde ich, wie sich meine Mutter, als meine Eltern schon auf dem Weg zur Seilbahn, die vom Seiberhof ins Tal führt, waren, noch einmal umdrehte und mir zurief: „Natalie, man sieht Dir deutlich an, dass Du hier glücklich bist. Mir ist eine glückliche Tochter in der Ferne lieber wäre als eine unglückliche daheim.“ Weiter meinte sie noch, dass mir das Dirndl, welches ich trug, sehr gut stehen würde und man sehen würde, dass ich hier meine neue Heimat gefunden hätte. Meine Mutter und ich liefen aufeinander zu und umarmten uns und ich winkte auch noch meinem Vater nochmal herzlich zu.
Die behutsame Vorgehensweise von Herrn Brinkmann ermöglichte es mir, dass sich das Vertrauen zu meinen Eltern langsam wieder aufbaute. So besuchten mich meine Eltern regelmäßig und auch ich verbrachte meine Ferien teilweise bei ihnen.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von ZdBdLa am 24.11.24 um 17:35 geändert
|
|
Freak
Deutschland
Beiträge: 120
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Natalie Teil 2 (Fortsetzung vom Mädchenpensionat)
|
Datum:26.11.24 17:43 IP: gespeichert
|
|
Kapitel 14 – Meine Gedanken an Prof. Dr. Brinkmann
Nach meinen Eltern musste ich unweigerlich an Herrn Prof. Dr. Gustav Brinkmann denken. Als ich durch das Verhalten meiner Eltern ganz unten angekommen war, war er es, der sich meiner annahm und mich langsam und behutsam wieder aufbaute.
Ich weiß nicht, ob ein anderer Therapeut die Geduld mit mir gehabt und mir dir Zeit gegeben hätte, die ich brauchte. Allerdings wurde ich auch für Herrn Brinkmann und seinem Team zu einer großen Herausforderung. Nicht ohne Grund bezeichnet er mich gerne als seinen schwierigsten aber auch interessantesten Fall.
Herr Brinkmann war auch derjenige, der sich schützend vor mich stellte und meinen Eltern die Stirn bot. Als mein Vater ihn sagte, dass ich seine Tochter sei und er entscheiden würde, wer mich behandelt, klärte er ihm ruhig aber bestimmt über die aktuelle rechtliche Situation auf. Für mich war die Aussage meines Vaters ein Schock. Wollte er allen Ernstes verhindern, dass ich jetzt die Hilfe bekomme, die ich brauche? Und das nach allen, was er mir in der letzten Zeit angetan hatte?
Herr Brinkmann ließ sich von meinem Vater nicht aus der Ruhe bringen und wandte sich zunächst an eine junge Studentin, die ihm begleitete und bat sie um deren Diagnose. Die junge Dame antwortete: „Die Patientin ist sehr stark traumatisiert und als Folge dessen hochgradig Suizid gefährdet. Die Symptome sind eindeutig und müssen sehr ernst genommen werden. Ich habe sie in dieser Intensität noch nicht gesehen, wenn mir diese Bemerkung erlaubt ist.“
Danach erläuterte er: „Das schweizerische Recht sieht im Rahmen einer Pflegschaft durch den behandelnden Therapeuten unter anderem vor, dass dieser das Aufenthaltsbestimmungs- und Umgangsrecht wahrnehmen kann, wenn dies – wie die Juristen so schön sagen – zum Wohl der Patientin unter Berücksichtigung aller Umstände - unabdingbar ist. Die Übertragung der Rechte ist in der Schweiz nur durch einen richterlichen Beschluss möglich. Ich habe gerade mit der zuständigen Richterin telefoniert und sie hat die Übertragung der entsprechenden Rechte auf meine Person mündlich bereits angeordnet.“
Erst später erfuhr ich, dass mein Vater Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hatte, um den Gerichtsbeschluss anzufechten. Nur leider galt Prof. Dr. Brinkmann als absolute Koryphäe im Bereich der Psychiatrie von jungen Erwachsenen, sodass sich kein in der Schweiz zugelassener Gutachter fand, der seine Expertise in Zweifel gezogen hätte. Vielleicht beruhigte es meinen Vater aber auch, dass wohl alle von ihm angefragten Gutachter und Psychiater ihm versichert haben, dass ich bei Herrn Brinkmann in den besten Händen sei.
Für mich war es erst allerdings der nächste Schock als ich erfuhr, dass das Gericht ihn als meinem Vormund eingesetzt hatte und er jetzt über mich bestimmen kann. Ich kannte die Situation bereits aus dem Pensionat und hatte die Befürchtung, dass ich weiter vollkommen rechtlos sein werde. So sagte ich zu meinen Eltern: „Toll, dann habt Ihr ja weiterhin, was Ihr wollt. Ob ich jetzt im Pensionat oder in der Klapse weggesperrt bin, ist doch letztendlich egal. Zumindest bin ich Euch nicht mehr im Weg. Ihr könnt Euch jetzt voll und ganz um Eure verdammte Firma kümmern. Keine nervige Tochter, die nur Probleme macht.“
Meine Eltern wollten hierauf etwas sagen, aber Herr Brinkmann bat sie, den Raum zu verlassen und schickte auch die ihn begleitenden Studenten fort. Somit war ich mit ihm und der mich behandelnden Ärztin allein im Krankenzimmer. Als alle gegangen waren, setzte er sich auf den Stuhl neben mein Bett und gab mir ein Tempo-Taschentuch. Langsam beruhigte ich mich wieder. Er stellte sich nun auch mir als Prof. Dr. Gustav Brinkmann vor. Ihm war auch nicht entgangen, wie geschockt ich darüber war, dass ich offensichtlich als unzurechnungsfähig angesehen werde und für mich ein Vormund, der voll und ganz über mich bestimmen kann, eingesetzt wurde. Herr Brinkmann versicherte mir, dass er die vom Gericht eingeräumt Rechte nur zu meinem Guten einsetzen werde. Er habe sich die Vormundschaft nur einräumen lassen, um mich vor dem Internat und meinen Eltern zu schützen. Dann erklärte er die Prinzipien, denen er folgt und die er auch versucht, als Professor seinen Studenten nahe zu bringen. „Als erstes stehen Sie als Patientin bei mir im Mittelpunkt. Sie bekommen die Zeit, die Sie brauchen.“ Er lehnt den Einsatz von Psychopharmaka grundlegend ab und respektiert die Entscheidungen seiner Patienten. So sagte er zu mir: „Wenn Sie etwas nicht wollen, dann sagen Sie einfach 'nein'. Dann setzen wir es nicht um. Es ist okay für mich. Sie kennen mich nicht, aber ich bin einer der angesehensten Psychiater der Schweiz und ich bin bekannt dafür, dass ich die Wünsche und Ängste meiner Patienten vollkommen akzeptiere.“
Ich hatte auch zuvor – als ich bereits im Internat war - einige Personen kennen gelernt, die mich verstanden und die sich gerne für mich eingesetzt hätten. Diesen fehlte nur leider die Möglichkeit hierzu. Anders war es bei Herrn Brinkmann. Dieser war durch den richterlichen Beschluss nun auch dazu in der Lage und wollte von diesen Recht offensichtlich nur zu meinem Gunsten Gebrauch machen.
Mit meinen verquollenen Augen sah ich ihn an: „Es tut mir leid, wenn ich gerade etwas ausgetickt bin, aber ich kann die Scheinheiligkeit meiner Eltern nicht ab. Ich gehe vor die Hunde meine Mutter sagt, dass sie es nicht gewollte haben, während mein Vater es herunterspielt und sagt, dass ich ihm noch einmal dankbar sein werde.“
„Sie haben die Kontrolle verloren. Für mich als Psychologe ist es Gold wert. Jetzt weiß ich, was mit ihnen los ist.“ „Ich bin doch ein hoffnungsloser Fall.“ „Sie stellen zweifelsohne eine große Herausforderung dar, aber als 'hoffnungslos' würde ich Sie nicht bezeichnen. Ich habe bisher noch jeden Patienten wieder hinbekommen. Irgendwie spürte ich, dass ich bei Herrn Brinkmann an den richtigen Therapeuten geraten war, ich ihm vollkommen vertrauen konnte und vor allen, dass er seine Versprechen und Zusagen mir gegenüber einhalten wird. So hatte ich das Gefühl, dass ich es schaffen kann, mit seiner Hilfe, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Ich weiß aber nicht, ob Herr Brinkmann damals wusste, was auf ihn und sein Team zukommen wird. Das mit der 'großen Herausforderung' bestätigte sich leider in den nächsten Wochen und Monaten das eine oder andere Mal. In manchen Sitzungen habe ich nur geheult. Für die Geduld, die man mir hatte, bewundere ich Herrn Brinkmann und sein Team noch heute. Die ein oder andere Beruhigungstablette – natürlich nur rein pflanzlich - habe ich gebraucht. Manchmal hatte ich die Befürchtung, dass es in der ganzen Schweiz bald kein Baldrian mehr geben wird, weil ich alles verbraucht habe. Aber Herr Brinkmann bliebt seinen Prinzipien treu und stellte mich nicht mit Psychopharmaka ruhig.
Herr Brinkmann war auch derjenige, der immer an mich glaubte. Als es mir niemand zugetraut hatte, dass ich mein Leben wieder in den Griff bekomme – am wenigsten ich selbst – war er es, der mich dazu brachte, mir die Wohngemeinschaft von jungen Erwachsenen mit psychischen Problemen im Seiberhof anzusehen. Dass ich letztendlich dort einzogen bin, habe ich bis heute nicht bereut, ganz im Gegenteil.
Herr Brinkmann bleib seinen Grundsätzen immer treu. So auch, als er starke Bedenken hatte, dass ich mit Mel, auch einer ehemaligen Internatsschülerin im Seiberhof zusammen lebe. Gegenüber meinen Eltern erklärte er später, dass seitdem ich im Seiberhof leben würde, eine positive Entwicklung zu beobachten sei. „Ich will ehrlich sein. Ich hielt es zunächst aus therapeutischer Sicht für kontraproduktiv, wenn sie mit einer anderen ehemaligen Internatsschülerin zusammen lebt. Aber Natalie hat darauf bestanden und die beiden tun sich sichtbar gut.“
Die erste freudige Überraschung hielt ich für ihn bereit, als ich mich selbst bei der örtlichen Schule angemeldet habe. Ich bin einfach zur Direktorin gegangen und habe gesagt: 'Hier bin ich und ich möchte Ihre Schule besuchen.' Aus Sicht von Herrn Brinkmann zeigte dies, dass ich mein Leben wieder selbst in die Hand nehme und auch mit dem Abitur wieder ein festes Ziel vor Augen habe. Bemerkenswert fand er es zudem, dass ich meiner eigenen Schulausbildung einen sehr hohen Stellenwert einräumte. Gegenüber meinen Eltern erklärte er später: „Bei jungen Erwachsenen in Natalies Alter steht normalerweise nicht die eigene Schulausbildung an erster Stelle.“
Für all dies bin ich Herrn Brinkmann überaus dankbar. Auf der anderen Seite ist Herr Brinkmann auch mir zum Dank verpflichtet. Schließlich gibt es kaum eine Vorlesung von ihm, an dem ich bzw. meine Geschichte nicht mindestens einmal als Beispiel vorkommen. Seitdem er mich an seinen Lehrstuhl geholt hat, kann ich auch direkt aus meiner Sicht berichten. Wie ich schon eingangs erzählt habe, haben Herr Brinkmann und ich schon gemeinsam an mehreren internationalen Kongressen teilgenommen.
|
|
|