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gag_coll
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  RE: Maria Datum:29.02.16 20:23 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Aber du bist so was von gemein uns einfach Marias Vorgeschichte zu verschweigen.Also wirklich.

Was meinst du damit? Eigentlich hat Maria schon sehr viel erzählt.
Zitat
Der Satz:Sarah litt darunter ebenfalls, war da mit gemeint das sie immer zu nachts gefesselt ist oder weil sie es am Wochenende nicht ist.

Damit war gemeint, dass Sarah auch gern am Wochenende in Fesseln übernachtet hätte.
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Wölchen Volljährigkeit geprüft
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  RE: Maria Datum:29.02.16 20:25 IP: gespeichert Moderator melden


Muß ich irgendwie überlesen haben als MAria das erzählt had.Oder es ist zu lange her.(Könntest du bitte eine Zusammenfassung davon schreiben.Oder den Teil dazu mitteilen damit man ihn wieder suchen kann.)

mfg Wölchen
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Rainman
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Das Leben ist sch...., aber die Graphik ist geil!

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  RE: Maria Datum:29.02.16 22:13 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo cag_coll

Boah, jetzt veröffentlichst du du die Teile so schnell, das man ja gar nicht mehr zum lese, geschweige denn zum Antworten kommt.

Auf jedenfall hast du da einen Hammerteil zusammengeschrieben, der echt super ist.



MfG Rainman

[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von Rainman am 29.02.16 um 22:13 geändert
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gag_coll
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  RE: Maria Datum:01.03.16 05:49 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Muß ich irgendwie überlesen haben als MAria das erzählt had.Oder es ist zu lange her.(Könntest du bitte eine Zusammenfassung davon schreiben.Oder den Teil dazu mitteilen damit man ihn wieder suchen kann.)
mfg Wölchen

In Kapitel 8 erzählt Maria von der Weihnachtsaktion des Kaufhauses, in dem sie ein Sissi-Kleid mit Korsett tragen durfte...
Aber du beziehst dich vermutlich auf einen anderen Satz. Die Stationsärztin ist neu und Frederike hatte mit ihr noch gar nicht über Maria gesprochen. Der Leser weiß eigentlich schon viel über Marias prägende Zeit.
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gag_coll
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  RE: Maria Datum:01.03.16 05:53 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Boah, jetzt veröffentlichst du du die Teile so schnell, das man ja gar nicht mehr zum lese, geschweige denn zum Antworten kommt.

Naja, ich wollte den Freitag vollenden. Immerhin gilt es über fast zwanzig Tage zu berichten.
Zitat
Auf jedenfall hast du da einen Hammerteil zusammengeschrieben, der echt super ist.

Danke, das freut mich sehr.
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Harry_W Volljährigkeit geprüft
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Der Menschheit steht auf dem Weg zu den Sternen nur eins im Weg- ihre Dummheit

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  RE: Maria Datum:01.03.16 11:03 IP: gespeichert Moderator melden


Ich bin letzten Mittwoch zufällig über "Maria" gestolpert. Obwohl es ein Lesemarathon wurde, wollte ich immer mehr noch von Maria lesen. Die AKteure werden mit viel Liebe zum Detail gezeichnet und aus der Handlung lassen sich vielleicht auch schon Fäden der zukünftigen Handlung ableiten. Die Aufnahme in den Bondage-Zirkel ist sicher eine gute SAche, die Maria und Paul "gut getan" hat. Das Suchtpotential nach mehr von den beiden ist gewaltig und daher eine dickes D A N K E für die viele Arbeit über einen so langen Zeitraum.

Für mich eine der besten Geschichten hier im Forum. Herzliche Grüße
Harry_W
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gag_coll
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  RE: Maria Kapitel 13 - In Amerika - Teil Fünf Datum:02.03.16 06:00 IP: gespeichert Moderator melden


Maria
Kapitel 13 - In Amerika - Teil Fünf
Autor: Karl Kollar

Samstag, 28. August 1984

Maria mochte das erste Wochenende in der Klinik überhaupt nicht. Wie bisher jedes Mal war ihre Mutter mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt und hatte deswegen für sie keine Zeit. Diesmal musste Frederike auch noch die Extra Behandlungen für sie und Sarah ausarbeiten. Das Personal war fast ausschließlich im Wochenende, und in der Patientenbibliothek kannte Maria auch schon alle interessanten Bücher.

Mit Sarah war auch nicht zu rechnen. Heute hatten sich ihre Schwiegereltern angekündigt, und die Prinzessin hatte deswegen für andere Unternehmungen keinen Kopf.

Es lohnte sich auch nicht, außerhalb der Klinik etwas unternehmen zu wollen. Der kleine Ort bot vor allem am Wochenende keinerlei Abwechslung.

Seufzend schlug sie die Bettdecke weg und stand auf. Sarah war auch schon wach, wie Maria sich mit einem kurzen Blick auf das Bett überzeugen konnte. Doch die traurige Miene der Prinzessin hielt Maria davon ab, ihr mehr als einen guten Morgen zu wünschen.

Weil die Klinik hauptsächlich ambulant arbeitete, war für das Wochenende auch keine Verpflegung für die Patienten vorgesehen, zumindest nicht ohne extra Bezahlung.


Als sie aus dem Bad kam, lag Sarah immer noch im Bett. »Joe wartet mit dem Frühstück.« Sie erinnerte die Prinzessin daran, dass sie bei ihm das Essen bestellt hatten.

»Ja, ich komme.« Sarah seufzte. »Geh schon mal vor.«

* * *

»Wo ist denn Betty?« Joe brachte das bestellte Frühstück.

»Die hat dieses Wochenende eine Weiterbildung.« Sarah seufzte ein wenig.

Maria blickte auf den liebevoll gedeckten Tisch. »Du hast schon wieder Blumen geholt.«

Joe beugte sich zu ihr herunter. »Verratet mich nicht, aber die wachsen auf der Wiese hinter der Orthopädie.«

Maria lächelte. Sie erinnerte sich daran, dass dort sie schon oft auf dem Fenster gesehen hatte und sich an den Blumen erfreute.

»Was liegt denn heute an?« Joe versuchte etwas Smalltalk.

»Er und sie werden die Suite belegen.« Sarah seufzte wieder etwas.

Joe kannte Sarah gut genug, um zu wissen, wen Sarah meinte. »Wann kommen sie denn?« Natürlich war er auch Geschäftsmann und hoffte, von dem Herzogs-Kuchen auch etwas ab zu bekommen.

»Gegen elf Uhr wollen sie kommen.« Sarahs Stimme zeigte ihre traurige Stimmung.

Joe wusste ein wenig von dem schwierigen Verhältnis zwischen Sarah und ihren Schwiegereltern. Er zog es vor, nicht nachzuhaken.

* * *

Marias Mutter kam in die Kantine. »Wann kommt das Herzogspaar?« fragte sie mit etwas Zittern in der Stimme, gleich nachdem sie ihre Tochter und Sarah begrüßt hatte.

Sarah nannte die Uhrzeit. Wieder seufzte sie dabei.

»Ja, wir sind alle nervös.« Frederike griff die Stimmung der Prinzessin auf. »Von dem Aufenthalt hängt viel ab.«

Maria war verwundert. Ihre Mutter war sonst nicht so angespannt. »Was ist denn los?«

»Sie wollen hier in der Klinik in der Aula den Geburtstag ihrer Tochter feiern.« Frederike blickte ihre Tochter ermutigend an.

»Und warum machen sie das nicht daheim in Brasilien?« Maria blickte zwischen Sarah und ihrer Mutter hin und her.

»Die Stimmung im Land ist im Moment eher gegen den Adel.« Sarah blickte Maria nervös an. »Hier können sie ungestört feiern.«

»Der Investor hat sie eingeladen.« Frederikes Stimme zeigte, wie wütend sie über die Entscheidung war. »Dem Adel schmeißt er das Geld hinterher, und ich muss alles selbst zahlen.«

»Die Woche Wellness auch?« Sarah war verwundert.

»Nein, die zahlen sie selbst.« Frederike schien jetzt erst zu realisieren, dass die Prinzessin mit am Tisch saß. »Aber das Fest wird von der Klinik ausgerichtet. Als Dankeschön.«

Sie drehte sich zu ihrer Tochter. »Ich habe dir in der Bibliothek ein paar Bildbände und Nachschlagewerke bereitgestellt.«

* * *

Maria ging eher gelangweilt in den kleinen Raum, der den Namen Bibliothek nun wirklich nicht verdiente. Doch als sie sah, welche Bücher jetzt neu bereit lagen, war sie auf einmal sehr aufgeregt. Es waren mehrere Bände mit Berichten über den brasilianischen Adel sowie mehrere Fotobände mit entsprechender Mode. Sie setzte sich an den kleinen Tisch und begann sofort zu blättern.

Sie war fasziniert. Es gab anscheinend eine Kleiderordnung, die den adeligen Damen vorschrieb, die Arme zu verstecken. Bei jungen Prinzessinnen wurde die Arme in der Kleidung fixiert, während den reiferen Damen zugetraut wurde, sich selbst unter Kontrolle zu halten. Der entsprechende Bildband zeigte diverse Modelle, doch die Texte waren in Portugiesisch. Sarah würde ihr das bestimmt übersetzen können.

Ein anderes Buch schien auch sehr interessant zu sein. Es war die Geschichte der Prinzessin Margarete von Mantua, die auch als die brasilianische Sissi bezeichnet wurde. Maria nahm es zur Hand und begann darin zu blättern.

* * *

Frederike lehnte sich erleichtert zurück. Vor ihr lagen zwei Blatt Papier, die sie soeben mit den Terminen für die nötigen Behandlungen ausgefüllt hatte. Sie hoffte sehr, dass sie ihre Tochter und die Prinzessin damit nicht überfordern würde.

Sie hatte einen Plan entwickelt, der medizinisch nicht zu abwegig war und dennoch alle Wünsche des Herzogs erfüllte. Sie hatte sogar noch zwei Eskalationsstufen vorgesehen, obwohl sie sehr hoffte, dass es dazu nicht kommen würde. Aber der Herzog hatte es verlangt. Irgendwie schien er so langsam die Geduld zu verlieren.

Am Vormittag waren jeweils drei Stunden für die Behandlung vorgesehen, am Nachmittag zwei mal zwei Stunden. Trotzdem war auch für die Mahlzeiten noch genügend Zeit eingeplant. Lediglich für die Freizeit der Mädchen blieben nur die Stunden nach dem Abendessen und vor der Bettruhe übrig. Doch sie war zuversichtlich, dass die Mädchen das zwei Wochen lang aushalten würden.

Sie blickte mit sorgenvollem Blick auf die Uhr. Es war halb elf. Für elf Uhr hatte sich der Herzog mit seinem Gefolge angesagt. Und sie wusste, dass sie dann keine Ruhe mehr finden würde, auch wenn der Herzog die Listen erst am Sonntagabend sehen wollte. Immer gab es auch noch das Wellness-Programm, welches zu besprechen war.

Frederike war sich sicher, dass das Wellness-Programm nur ein Vorwand war, um Sarahs Ausbildung zu überwachen. Sie ahnte es, seit der Herzog einmal laut geseufzt hatte. »Die Hochzeit kommt immer näher, und es sind noch überhaupt keine Fortschritte zu erkennen.«

Bisher hatte ihr die Ausbildung von Sarah nicht viel bedeutet. Sie brachte der Klinik viel Geld ein, und das war wichtig. Doch jetzt war mit Maria ihre Tochter involviert, und sie sah die Ausbildung mit anderen Augen.

* * *

»Wo ist denn die Prinzessin?« Joe servierte das Mittagessen.

Maria hatte sich von den faszinierenden Büchern losgerissen und war in die Kantine gegangen, um ein wenig zu essen. »Die Herzogin ist da. Und Sarah möchte sie begrüßen.«

»So, möchte sie das?« Joe hatte da seine eigene Meinung. »Ich hatte eigentlich einen anderen Eindruck.«

»Immerhin ist sie sehr erleichtert, dass der Sohn nicht dabei ist.« Maria gab Sarahs Erleichterung wieder, als diese gesehen hatte, dass die Herzogin allein angekommen war.

»Allein?«, Joe runzelte die Stirn, »Normalerweise reist sie doch immer mit großem Gefolge. Mehr Dienerinnen als Finger.« Sein Tonfall zeigte, was er von diesem Protz hielt.

»Ja, natürlich.« Maria grinste. »so meinte ich das.«

»Warum wehrt sie sich bloß so gegen ihre Hochzeit?« Joe rückte ein paar Stühle zurecht. »Sie ist jetzt schon fast ein halbes Jahr hier.«

»So lange?« Maria war ehrlich erstaunt.

»Ja«, bestätigte Joe, »sie ist immer wieder durch die Prüfung gerasselt.«

»Danke, Joe, das war sehr lecker.« Maria wollte von dem Thema ablenken. Sie stand auf und ging zur Tür.

»Ach hier sind sie.« Lernschwester Erica stand in der Tür. »Die Herzogin bittet sie, sie einmal in ihrer Suite zu besuchen.«

»Bittet?« Joe blickte zu Maria. »Ich würde das einen Befehl nennen.« Er grinste.

Maria blickte sich zu ihm um und grinste zurück. »Dann wollen wir mal.«

* * *

Maria blickte zunächst etwas zweifelnd an sich herunter. War sie für eine »Audienz« bei der Herzogin wirklich richtig angezogen? Doch schließlich schob sie ihre Zweifel beiseite. Sie war hier in einem Krankenhaus und nicht in einem Palast, Jeans und T-Shirt mussten reichen. Etwas anderes hatte sie ohnehin nicht eingepackt.

Trotzdem ging sie mit sehr gemischten Gefühlen in die Suite des Herzogs. Sie wusste, dass die Herzogin sie kennenlernen wollte, doch über was sie mit der Herzogin reden sollte, dazu hatte sie gar keine Idee.

Als sich die Tür zur Suite öffnete, wusste Maria nicht, über was sie sich am meisten wundern sollte. Die Herzogin öffnete selbst. Maria hatte sie zwar noch nie gesehen, aber sie spürte irgendwie, das die Frau in dem schicken Hosenanzug die Herzogin war. Und sie reichte ihr zur Begrüßung die Hand.

Maria erwiderte den Gruß und versuchte ein höfliches Lächeln, trotzdem konnte sie ihre Überraschung nicht verbergen.

»In Brasilien sind wir immer der strengen Etikette unterworfen, doch hier können wir etwas freier auftreten, auch wenn mein Mann das nie zugeben würde.« Sie hatte Marias Verwunderung durchaus bemerkt.«Wenn wir Damen allein sind, dann sind wir sehr viel vertrauter miteinander.« Sie deutete auf einen der Sessel. »Wenn wir unter uns sind, dann bin ich Maguerite.«

»Maria Beller.« Maria hatte das Gefühl, sich auch vorstellen zu müssen.

»Sie sind die Tochter der Chefin?« Die Herzogin setzte sich in den Sessel neben Maria.

Maria nickte immer noch sehr eingeschüchtert.

»Es hatte zuerst viel Ärger gegeben, weil mein Mann erst unbedingt auf einer adligen Dame bestanden hatte.« Sie griff zu der kleinen Glocke, die auf dem Tisch stand und läutete. »Irgendwie hat ihre Mutter es geschafft, meinen Mann zu überzeugen. Ich weiß nicht, wie sie das geschafft hat.«

Eine ältere Frau in einem Dienstmädchenkleid erschien. »Madame?«

»Bringen sie uns bitte etwas zu trinken.« Sie blickte Maria ermunternd an. »Ich nehme ein Wasser.«

Maria hatte immer noch Schwierigkeiten, sich zu äußern. »Für mich bitte auch.« Sie hatte mit dem zu kämpfen, was sie gerade von der Herzogin erfahren hatte. Für die Prinzessin war eine adelige junge Dame gesucht worden, und ihre Mutter hatte sie durchgesetzt. Sie hatte also den Platz einer Prinzessin eingenommen. Sie nahm sich vor, ihre Mutter dazu zu befragen und sich vor allem zu bedanken.

»Mein Mann setzt große Stücke auf sie.« Die Herzogin hatte auf einmal etwas sorgenvolles in der Stimme. »Bitte helfen sie Sarah bei ihrem Training.«

»Ich gebe mir alle Mühe.« Maria wusste nicht, ob sie schon von Sarah Zukünftigen erzählen konnte.

»Sie trainieren auch das Gebet auf dem Rücken?« Herzogin blickte auf Marias Arme.

»Ja, ich soll es auf dem Fest in Deutschland tragen.« Maria war etwas verwundert.

»Er hat mich nur genommen, weil er glaubte, ich könnte das auch.« Die Herzogin seufzte. »Doch seit dem Reitunfall geht es überhaupt nicht mehr. In unserem gesellschaftlichen Rahmen kam eine Scheidung nicht in Frage. Diesmal will er es vor der Hochzeit geklärt haben.«

»Sie haben auch eine Tochter?« Maria versuchte vorsichtig einen Themenwechsel.

»Ja, meine Elisabeth, aber wir nennen sie immer nur Sabeth.« Die Herzogin blickte kurz auf die kleine Kommode, auf der einige Fotos standen. »Sie feiert nächste Woche Geburtstag.« Sie spürte die Frage, die Maria nicht zu stellen wagte. »Sabeth ist mit einer Fehlstellung geboren, so dass das Gebet für sie nie in Frage kam.«

Maria begriff, dass der Herzog schon einige Schicksalsschläge hatte hinnehmen müssen.

»Sie werden demnächst heiraten?« Die Herzogin lächelte.

»Naja, es ist nur in einem Historienspiel.« Maria war erstaunt, wie gut die Herzogin informiert war. »Es ist nichts Ernstes.«

»Im Hochadel haben die Hochzeiten auch selten etwas mit Gefühlen zu tun.« Sie seufzte. »Meistens sind es gesellschaftliche Verpflichtungen. Liebesheiraten gibt es so gut wie nie.«

Maria begriff, dass die Herzogin sie missverstanden hatte. »Oh, ich stehe schon mit meinem Freund vor dem Altar. Aber es hat keine rechtliche Bedeutung.«

Die Dienerin brachte das Wasser. Die Herzogin nahm es vom Tablett und stellte vor die Herzogin. Diese nahm die Gläser herunter und reichte Maria ihr Glas.

Maria wunderte sich ein wenig, und es war anscheinend so deutich, dass es der Herzogin auffiel. »Ist etwas nicht in Ordnung?«

Maria musste sich erst räuspern, bevor sie antworten konnte. »Ich habe viel über den brasilianischen Adel gelesen.« Ihr war die Frage zwar unangenehm, doch sie war viel zu neugierig, um sie nicht zu stellen. »Und es war immer davon die Rede, dass es nicht schicklich ist, die Arme zu zeigen.«

»Ja, das ist im Prinzip richtig«, wiederholte die Herzogin, »es ist für die Frau nicht schicklich, ihre Arme zu zeigen. Es symbolisiert das Privilieg des Adels, nicht arbeiten zu müssen. Aber das gilt zum Glück nur, wenn auch Herren anwesend sind.« Sie grinste. »Wenn wir Frauen unter uns sind...« Nur am Rande fiel es Maria auf, dass die Herzogin ´wir´ gesagt hatte und sie offensichtlich damit einschloß.

»Der Handschuh, den ich auf dem Fest tragen soll, geht auf eine ähnliche Tradition zurück.« Maria war erleichtert, auf ein ihr angenehmes Thema gestoßen zu sein. »Es sollte damals die Prinzessin daran hindern, mit ihrem Liebsten zu tanzen.« Sie erzählte ein wenig von den Ursprüngen des Festes. »Nur bei mir hat der Handschuh eine tiefere Bedeutung.«

»Sie helfen ihrer Mutter bei einem Forschungsauftrag über Erziehung.« Die Herzogin schien ehrlich interessiert zu sein.

»Ja, es geht irgendwie darum, jugendliche Damen zu einem gesitteten Leben zu führen.« Maria gab das wenige, was sie wusste, wieder.

»Bei ihnen wirkt es ja sehr gut.« Die Herzogin lächelte.

Maria begriff erst nach einiger Zeit, dass es als freundliches Kompliment gedacht war. »Danke.«

»Bei uns ist man da weniger einfühlsam.« Margerit seufzte. »Mit Zwölf bekommen wir unser erstes Ballkleid. Und dann wird es immer mehr.«

»Ballkleid?« Maria horchte auf. Doch gleich darauf ärgerte sie sich, weil sie sich nicht so unter Kontrolle hatte, wie sie es eigentlich konnte.

»Naja, es wird als Ballkleid verkauft, aber letztendlich ist es eine bessere Zwangsjacke.« Sie seufzte wieder. »Die Arme werden in dem Kleid fixiert, und dann darf frau damit in die Öffentlichkeit.«

Maria hörte sehr interessiert zu.

»Jedes junge Mädchen träumt davon, erwachsen zu werden, und jede fiebert auf den ersten Ball hin. Man bewundert die etwas älteren Mädchen, wie ruhig und beherrscht sie auf einmal sind, wenn sie auf den Ball gehen und das Ballkleid tragen.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. »Und dann ist man alt genug und die Schneiderin kommt wegen dem ersten Ballkleid. Es ist vor allem aufregend.«

»Und dann...« Maria ahnte, dass etwas Einscheidendes kommen würde.

»Dann stellt man fest«, die Stimme der Herzogin zeigte etwas Resignation, »dass man in dem Kleid überhaupt keine andere Möglichkeit hat, als sich langsam zu bewegen und gerade und würdevoll dazustehen.«

»Warum denn das?« Maria sah sich schon als Prinzessin vor ihrem nächsten Ball.

»Zu dem Kleid gehört stets ein langer enger Unterrock, der nur winizige Schritte zulässt. Und selbst die sind anstrengend. Von Tanzen kann überhaupt keine Rede sein.«

Maria begriff, dass die Herzogin aus eigener Erfahrung sprach.

»In dem Korsett kann man nur stehen, und es umfasst den ganzen Oberkörper wie ein Schraubstock.« Sie seufzte. »Und natürlich hat es auch einen hohen Spitzenkragen. Ein Bewegen des Kopfes wird auch sehr erschwert. Natürlich werden die Arme mit in das Korsett eingeschnürt.«

Maria horchte auf. Da war ein besonderer Unterton in den Worten der Herzogin, der sie stutzig machte. »Das Kleid macht dann ja vollkommen hilflos.« Sie sprach leise.

»Ich weiß nicht, ob es überall so gehandhabt wird.« Die Herzogin merkte erfreut, dass Maria ihr fast atemlos zuhörte. »Aber in unserer weit verzweigten Familie werden alle Damen so aufgezogen. Und wir haben uns alle auf das erste Ballkleid gefreut.«

»Um danach enttäuscht zu sein.« Wieder ärgerte sich Maria, dass sie es nicht schaffte, sich gegenüber einer fast fremden Frau nicht unter Kontrolle zu halten. Doch irgendwie spürte sie eine Verbundenheit zu ihrem Gegenüber.

»Das sollte man meinen, im Rückblick.« Die Herzogin lächelte. »Doch als junges Mädchen ist man erst einmal sehr stolz. Das erste Mal auf dem Fest. Außerdem dauert der ganze Auftritt nur zehn Minuten, dann muss man das Kleid schon wieder ausziehen.«

Maria schwieg. Sie wollte sich nicht schon wieder verplappern. Dabei war die Erzählung der Herzogin aus ihrer Jugend sehr spannend.

Auf einmal geschah etwas Seltsames. Die Herzogin richtete sich auf und setzte sich ganz gerade hin. Dann begann sie Maria fest ins Gesicht zu sehen.

Maria bemerkte die Veränderung an der Herzogin erst nicht, doch dann nahm Maria unbewusst die gleiche Haltung an und blickte zurück. Den Gedanken daran, dass es womöglich unhöflich wäre, drängte sie zurück. Irgendwie begriff sie, dass die Herzogin sie irgendwie einer Prüfung unterzog. Sie bemühte sich, dem Blick stand zu halten.

»Mein Mann sagt über mich, dass ich eine große Menschenkenntnis habe.« Sie nahm wieder eine für sie bequeme Haltung an. »Ich habe darüber noch mit keinem einzigen Menschen gesprochen.«

Maria begriff, dass die Herzogin ihr zu vertrauen schien. Sie wusste nicht, womit sie das Vertrauen verdient hatte, doch sie war genauso entschlossen, es nicht zu enttäuschen.

»Ich habe es vom ersten Augenblick an genossen.« Die Herzogin machte auf einmal einen sehr zarten und zerbrechlichen Eindruck. »Die Hilflosigkeit, die feste Umarmung des Korsetts.«

Auf einmal begriff Maria, was gerade passierte. Die Herzogin vertraute ihr so sehr, dass sie bereit war, ihr Innerstes nach außen zu kehren.

Und alles, was sie sagte, kam Maria sehr bekannt vor. Irgendwie unbewusst wusste Maria, dass sie ihren Kopf ausschalten und ihrem Herz zu folgen hatte, dann würde sie es richtig machen. »Und wenn er einen dann in den Arm nimmt und man hilflos seine Zärtlichkeit entgegennehmen muss.« Maria sprach sehr leise.

»Ich bin wohl das einzige ´schwarze Schaf´ in der Familie.« Die Herzogin lächelte. »Meine Schwestern und Cousinen wollten nach dem Ball immer sofort wieder aus dem Kleid heraus. Ich habe immer Ausreden gesucht, noch länger drin bleiben zu dürfen.«

Maria schwieg. Sie spürte den Zauber des besonderen Moments.

»Ich habe auch oft in dem Ballkleid übernachtet.« Sie grinste. »Ich konnte mich darin kaum bewegen, deswegen war es am nächsten Morgen auch nur minimal zerknittert.«

»Und man hat wunderschöne Träume darin.« Maria ließ ihr Herz sprechen.

»Entsprechend ging es dann weiter. Die Bälle wurden häufiger und die Abende länger.« Die Herzogin geriet ins Schwärmen.

»Und dann kam ´er´?« Maria war tief in dem Gedankengang versunken.

»Indirekt.« Die Herzogin blickte auf und ergriff Marias Hand. »Es ist bei uns im Hochadel nicht so wie bei Sissi. Wir waren schon lange für einander ausgesucht.«

Maria versuchte sich zu entschuldigen, doch die Herzogin sprach gleich weiter.

»Aber er hatte großes Interesse an mir und meiner Garderobe.« Die Herzogin zeigte in diesem Moment etwas Verliebtes. »Ich hatte sogar begonnen, für ihn das Gebet zu trainieren, nachdem er mir von seiner Verwandten berichtet hatte.«

»Aber?« Maria ahnte, dass ein Einschnitt kommen würde.

»Ich hatte einen Reitunfall und lag wochenlang in Gips. Mein Hausarzt hat mir danach verboten, weiter zu trainieren.« Die Ernüchterung der Herzogin war jetzt noch zu hören.

»Das war sicher eine große Enttäuschung für ihren Mann.« Maria gab sich sehr einfühlsam.

»Er hat mich das nie spüren lassen, aber ich weiß, wie sehr er darunter gelitten hat.« Die Herzogin widersprach. »Bald darauf kam unsere Tochter zur Welt, und schon bald nach ihrer Geburt wurde die Fehlstellung erkannt, die zwar geheilt werden konnte, die das Gebet aber ebenfalls verhindert.«

Maria fiel nichts ein, was sie hätte antworten können. Doch sie legte ihre zweite Hand auf die Hand der Herzogin.

»Ich glaube, ich habe Sabeth sehr viel vererbt.« Die Herzogin lächelte geheimnisvoll. »Aber bisher ist es noch nie zu einem Gespräch deswegen gekommen.«

Maria spürte, dass es der Herzogin sehr gut tat, einmal ihr Herz zu erleichtern.

»Mein Mann gibt heute Abend einen kleinen Empfang, und ich würde sie gern dazu einladen.« Sie zog ihre Hand zurück.

»Ich würde sehr gern kommen«, erwiderte Maria, »aber ich habe kein Kleid dafür.« Diesmal war es ihr Bauch, der Maria die Worte in den Mund legte. »Vor allem keines, was ihrem Dresscode entspricht.« Sie sprach langsam und blickte dabei der Herzogin in die Augen.

»Einen Augenblick.« Sie griff zur Klingel. »Da lässt sich bestimmt etwas machen.«

Die Dienerin erschein. »Hoheit?«

»Haben wir in unserer Garderobe ein Ballkleid, welches Maria passen könnte?« Sie bat Maria, einmal aufzustehen.

»Ein Ballkleid?« fragte die Dienerin. »Sind sie sicher?« Das Wort ´Ballkleid´ hatte sie besonders betont.

»Ich habe ihr etwas aus meiner Jugend erzählt und sie ist sehr begierig darauf, so ein Kleid einmal tragen zu dürfen.« Die Herzogin drehte sich zu Maria. »Du kannst dich Nora anvertrauen. Sie ist verschwiegen, loyal und stellt keine unnötigen Fragen. Sie kennt sich mit der Kleidung besonders gut aus.« Den letzten Satz hatte die Herzogin besonders betont.

»Ich glaube, da lässt sich was machen.« Nora erweckte den Eindruck, als ob sie oft schon ungewöhnliche Wünsche ihrer Herrin erfüllen musste. Sie musterte Maria kurz. »Aber es wird etwas dauern.«

»Wollen sie gleich mitgehen?« Die Herzogin sah sie ermunternd an. »Sie werden sich vielleicht noch etwas an das Kleid gewöhnen wollen.«

Maria kam es vor, als hätte die Herzogin eben sogar gezwinkert.

»Nora, sie bringen sie dann bitte zum Empfang.«

Maria stand auf und blickte Nora etwas unsicher an.

Nora blickte Maria freundlich an. »Folgen sie mir bitte.«

* * *

Neben der Präsidentensuite ´Berlin´, die sich über fünf Zimmer erstreckte, gab es noch zwei kleinere Suiten ´Hamburg´ und ´München´, die der Herzog ebenfalls gebucht hatte. Die Namen hatte Frederike bald nach ihrer Ankunft vergeben, weil sie sie ein wenig an ihre Heimat erinnerten. Nora öffnete die Tür zu ´München´ und trat ein.

Maria keuchte, als sie das Innere erblickte. Die drei Räume waren vollgestellt mit Kleiderständern.

»Sie sind etwas Besonderes.« Nora lächelte. »Außenstehende bekommen dies sonst nicht zu Gesicht.«

Maria war noch wie gelähmt. »So viel?« Sie musste daran denken, dass selbst ihre gesamte Ausrüstung für das Programm in zwei Schränke passte.

»Das ist aber nur die kleine Reisegarderobe.« Nora lächelte. »Fürs Ausland.«


»Wenn sie das Ballkleid tragen, sollten sie mindestens Highheels anziehen.« Nora blickte an Maria herunter. »Besser wären natürlich Ballettstiefel, aber ich möchte sie nicht überfordern.«

»Oh, ich bin die Stiefel gewohnt.« Marias Stimme überschlug sich fast. »Ich gehen oft darin.«

»Haben sie sie dabei?« Nora öffnete einen Schrank, der mit Schuhen und Stiefeln vollgestopft war. »Wenn es keine Maßanfertigungen sind, werden sie schnell unbequem.«

»Ich kann sie holen. Sie sind noch im Koffer.« Maria erinnerte sich daran, dass sie noch nicht alles ausgepackt hatte.

»Lassen sie uns erst das Kleid aussuchen.« Nora schloss die Schranktüren wieder. »Dann können sie die Stiefel holen und ich helfe ihnen beim Ankleiden.

Sie ging zu einem der vielen Kleiderständer. »Das hier hat Sarah schon einmal getragen.« Sie zog einen Bügel heraus.

Maria sah auf den ersten blick, dass es hochgeschlossen war und vorallem keine Ärmel hatte.


Das Kleid war zu groß. Nora ging zu einem anderen Ständer. »Das hier war Sarah zu klein, das sollten wir mal probieren.«

Maria blickte interessiert auf den Bügel, den Nora heraus zog.

»Ach nein, das geht nicht. Sie müssten dazu einen Monohandschuh tragen.« Sie begann, dass Kleid wieder wegzuhängen.

»Warten sie.« Maria war aufgeregt. »Der Handschuh wird kein Problem sein.«

»Das ist nicht einfach nur ein Handschuh.« Nora war über Marias scheinbare Naivität etwas verärgert. »Es ist ein »Mono«handschuh, eine Hülle, die ihre Arme auf dem Rücken zusammenhält.« Sie hängte das Kleid wieder auf den Ständer.

»Warten sie, ich kann das.« Maria war eingefallen, dass sie ja einfach die für den Handschuh nötige Haltung einnehmen konnte. Sie drehte sich um und presste auf dem Rücken ihre Arme zusammen. So fest, wie sie es noch nie gemacht hatte. Es war irgendwie ein besonderer Moment, ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten einem wildfremden Menschen zu zeigen.

»Sie können das ja wirklich.« Nora keuchte. Sie blickte noch einmal an Maria herunter. »Monohandschuh, Ballettstiefel und ein Korsett.« Noras Blick entging es nicht. »Ich glaube, die Herogin hat recht. Sie sind eine sehr interessante Person.«

»Können wir dann das Kleid probieren?« Maria war zu ihrem eigenen Erstaunen ungeduldig.

Nora blickte Maria kurz an, sie schien ihr Gegenüber zu taxieren, dann begann sie auf einmal mit einer etwas veränderten Stimme zu reden. »Was ist denn das für eine ungebührliche Frage? Warten sie gefälligst, bis ich so weit bin, Hoheit.«

Sowohl der Stimmungswechsel als auch die plötzliche Anrede ´Hoheit´ kamen für Maria völlig unerwartet. Doch in ihr begann sich etwas Besonderes zu regen. Die Dienerin der Herzogin begann sie wie eine junge ungehorsame Prinzessin zu behandeln. Und es war deutlich zu spüren, dass Maria nicht die erste Prinzessin war, die zu ungeduldig war. Außerdem strahlte Nora so etwas wie eine natürlich Autorität aus, was natürlich auch ihrem Alter zuzuschreiben war.

»Gehen sie jetzt bitte und holen sie ihre Ballettstiefel. Und ihren Handschuh bringen sie bitte auch mit.« Nora hatte einen sehr befehlenden Ton.

Maria wollte sich gerade zur Tür drehen, als sie von Nora unterbrochen wurde. »Noch etwas. Sie sind eine Prinzessin und bewegen sich würdevoll. Ich will keine schnellen Schritte oder gar Laufen hören.«

Maria drehte sich noch zu Nora und machte einen Knicks. »Jawohl, Madame.« Dann ging sie langsam zur Tür.

Auf dem Flur überkam Maria natürlich sofort der Drang, jetzt schnell zu ihrem Zimmer zu eilen. Doch die Worte von Nora vermischten sich mit den Filmbildern von Sissi, als sie wiederholt von der Erzherzogin Sophie zurechtgewiesen wurde. Sie zwang sich zu langsamen und würdevollen Schritten. Obwohl es nur die Dienerin der Herzogin war, hatte Maria doch einen gewissen Respekt vor ihr und gab sich Mühe, ihrem Befehl zu folgen. Doch innerlich brannte sie voll Feuer.


Das Zimmer war leer, als Maria eintrat. Sie ging an ihren Schrank und holte Stiefel und Handschuh heraus. Es kam ihr vor, als würden sie in ihren Händen brennen, so aufgeregt war sie. Dennoch zwang sie sich zu ruhigen und langsamen Schritten.

Als sie die Tür zur Suite ´München´ öffnete, schien Nora schon auf sie zu warten. »Setzen sie sich dort hin.« Die Stimme zeigte jetzt eine eher nüchterne Sachlichkeit.

Es kam Maria höchst seltsam vor, dass eine wildfremde Frau ihr die Stiefel anzog, doch sofort spürte Maria die Erfahrung der Frau. Es ging sehr schnell und die Stiefel waren angezogen. »Haben sie keine Schlösser mitgebracht?«

»Nein.« Maria war wegen der zwei Sätze der Dienerin sehr eingeschüchtert, »das habe ich nicht.«

»Macht nichts, dann nehme ich welche von uns.« Sie griff in eine Schublade und nahm zwei geöffnete Schlösser heraus.

Maria konnte ihren Bewegungen kaum so schnell folgen, da waren ihre Stiefel verschlossen, und sie war nicht mehr in der Lage, sie auszuziehen, ohne sie kaputt zu machen. Nach den Schlüsseln zu fragen, wagte sie nicht, da sie die Antwort, die kommen würde, ohnehin ahnte. ´Sie werde dann schon sehen.´ Eine konkrete Antwort stand ihr als Prinzessin ohnehin nicht zu.

»Stehen sie bitte auf und legen sie ihre Arme auf den Rücken.« Nora war immer noch eher sachlich streng.

Eigentlich liebte Maria diesen Satz, doch dieses Mal mischte sich etwas Angst unter die Vorfreude. Zum einen, weil Nora eine Fremde war, die ihr vorher noch nie begegnet war und andererseits, weil Maria auch nicht wusste, was kommen würde. Trotzdem kam sie dem Befehl unverzüglich nach. Sie spürte eine gewisse Ähnlichkeit zu Mrs. Potter und sie wusste, dass Erzieherinnen auch ´anders´ konnten. Maria hatte wenig Lust, Noras diesbezügliche Fähigkeiten auszuprobieren.

Maria liebte das Gefühl, wenn das Leder langsam an ihren Armen heraufgezogen wurde, doch dieses Mal konnte sie es nicht genießen. Nora war mit dem Anlegen so geübt, dass der Handschuh schon vollständig geschlossen war, als Maria erst die Berührungen des Leders zu spüren begann.

»Ich habe ihnen dieses Korsett herausgesucht.« Nora war auf einmal wieder die aufmerksame Dienerin. »Es läßt sich in der Breite verstellen, dafür sitzt es dann nicht ganz optimal.« Sie blickte Maria fragend an. »Ich denke, für den Empfang müßte es aber gehen.«

Maria begriff erst nach einiger Zeit, dass Nora auf ihre Zustimmung wartete. »Ja, bitte.« Sie hatte große Schwierigkeiten zu antworten. Trotzdem musste sie keuchen, als sie realisierte, dass das Korsett von ihrem Kinn bis zu ihren Waden reichen würde. »Setzen geht damit aber nicht.« seufzte sie.

»Es ist doch ohnehin nur ein Stehempfang.« Nora lächelte, als sie das Korsett auf Marias Größe einstellte.


»Sie haben ein gutes Augenmaß.« Maria keuchte, als sie die zunehmende Enge des Korsetts spürte.

»Das will ich meinen,« Nora stöhnte, als sie an den Schnüren zog. »Ich habe schon für die Mutter der Herzogin arbeiten dürfen.«

Es klopfte.

Nora blickte Maria an und wartete.

Maria brauchte einen Moment, bis sie die Situation begriff. Sie als ´Prinzessin´ hatte ´herein´ zu sagen, nicht Nora als Dienerin. »Ja bitte.«

»Entschuldigung, aber man hat mir gesagt, dass du hier bist.« Frederike trat ein und begrüßte auch Nora wie eine alte Bekannte.

»Was gibt es denn?« Maria war sichtlich nervös, denn sie hatte ihrer Mutter bisher nichts von der überraschenden Einladung gesagt. Es wäre nicht schön, wenn sie sie aus ihrem Prinzessinnentraum herausreißen würde.

»Kannst du vor dem Empfang noch einmal bei mir kurz vorbei kommen?« Frederike spürte, dass ihre Tochter spannend beschäftigt war.

Maria wollte den Kopf drehen, doch sie spürte den Kragen des Korsetts. »Ja, kann ich machen.«

»Entschuldigen sie bitte, wenn ich mich aufdränge.« Es war Nora unangenehm, sich einmischen zu müssen. »Aber wenn wir hier fertig sind, dann ist es aus mit ´kurz vorbeikommen´. Diese Kleider sind bewusst so entworfen wurden, dass sie die Trägerin sehr hilflos machen. Ich darf ihre Tochter dann nicht mehr aus den Augen lassen.«

Frederike blickte mit gemischten Gefühlen auf den Korsettpanzer, der ihre Tochter umgab. »Ach, das kann auch warten.« Sie verließ den Raum wieder.

»Ihre Mutter ist aber sehr nervös.« Nora ließ fast so etwas wie Humor hören.

Maria war verwundert, wie viele Rollen Nora innerhalb von kürzester Zeit einnehmen konnte. War es zuerst die strenge Erzieherin, dann die unterwürfige Dienerin, so war sie jetzt die verschwörerische Freundin. Sie ahnte, dass es für ihre Position wichtig war. Sie war vermutlich mehr als nur die Dienerin der Herzogin. Trotzdem schaffte Maria es, die Stimmung aufzunehmen. »Ja, der Herzog ist ein wichtiger Besuch.«

»Wollen wir weitermachen?« Nora ging zu einem Kleiderständer und zog einen weiteren Bügel heraus.

Maria wurde wieder an ihre nähere Zukunft erinnert, und schlagartig war ihre Aufregung wieder da. »Ja, bitte.«

»Das Oberkleid hat vor allem die Aufgabe, das Korsett zu verstecken.« Sie bat Maria, näher zu kommen.

Marias Herz klopfte laut, als sie langsam und mühsam näher kam und dabei zusah, wie Nora die Schutzfolie vom Bügel nahm. Zum Vorschein kam etwas, dass Maria gar nicht bezeichnen konnte, was sie aber stark an die Sissi-Filme erinnerte. Ein breiter Reifrock unter einer sehr schmalen Taille. Nur hatte das Kleid keine Arme, stattdessen war es hochgeschlossen, und ein Gewirr von Spitze verbarg das Halskorsett.

»Bitte bleiben sie ruhig stehen.« Nora kam mit dem Kleid näher.


Maria kam kaum zu Atem, als sie sich im Spiegel betrachten konnte. Sie sah wirklich aus wie Sissi in ihren Filmen. Es glitzerte und funkelte überall, und gern hätte Maria einmal mit ihrer Hand über den Stoff gefasst, doch die war sicher im Handschuh verstaut.

»Ich finde, es steht ihnen gut.« Nora blickte zufrieden auf die Gestalt vor dem Spiegel.

Maria drehte sich fasziniert vor dem Spiegel. Sie war mehr als erleichtert darüber, auf den Ballettstiefeln so gut gehen zu können. Jetzt half es ihr, ohne ihre Arme die Balance zu halten. »Es ist so als ob ich träume.«

»So können sie bei dem Empfang erscheinen.« Noras Worte erinnerten sie wieder an den eigentlichen Anlass, weswegen sie sich so hilflos hatte machen lassen. Sie fühlte sich wie eine brasilianische Prinzessin vor einem ihrer ersten richtigen Bälle. Ob sie wohl dem Prinzen gefallen würde? Mit etwas Wehmut dachte sie an Paul. Was würde er wohl davon halten, sie so zu sehen? Ob ihm dieser besondere Dresscode gefallen würde?

* * *

Maria hatte zunächst Bedenken, ob sie mit diesem zugegeben sehr faszinierenden Kleid die einzige Dame gemäß der speziellen Kleiderordnung auf dem Empfang sein würde. Doch ihre Bedenken waren nicht angebracht.

Die Herzogin trug ein ähnliches Kleid wie sie, und auch ihres war hochgeschlossen und ihre Arme waren nicht sichtbar. Später hatte sie Maria verraten wie es bei ihr ´darunter´ aussah. Einen Arm trug sie längs am Körper, den anderen versteckt im Umhang. »So kann ich auch noch etwas Taille zeigen.«

Marias Mutter hatte sich für einen Hosenanzug entschieden, das Haar hochgesteckt und dabei auf jeglichen Schmuck verzichtet. Das war die einzige Möglichkeit, dem vorherrschenden Dresscode für Frauen zu entgehen. Auch Nora hatte sich für diese Variante entschieden.

Zwei weitere Frauen in Barockkleidern waren noch anwesend sowie einige Ärztinnen, die etwas halbherzig mit einem Umhangtuch versuchten, sich dem Dresscode anzupassen. Hier in den Staaten wurde so etwas toleriert.


Der Empfang als solches verlief eher langweilig. Der Herzog hielt zunächst eine lange Rede, in dem er ausführlich auf seine Bedürfnisse einging, dann bat er Frederike um einige Worte.

Maria genoss jede Sekunde des Empfangs, doch sie war so sehr mit sich selbst und dem Anblick der anderen Frauen beschäftigt, dass sie den Reden nicht folgen konnte.

Sarah kam ein paar Minuten zu spät zu dem Empfang, sie hätte diesen Termin gern ausgelassen, doch sie wusste, dass sie sich so einen großen Affront nicht leisten konnte.

Sie hatte ein sehr eigenwilliges Kostüm gewählt, um sich dem Dresscode anzupassen. Sie trug einen schwarzen Catsuit und darüber ein kurzes Kleid. Das besondere waren jedoch ihre Arme, die quasi ein Spiegelbild ihrer Beine waren. Von der Schulter herab kamen je zwei Strumpfhalter, die einen Strumpf festhielten. Und sie trug an den Armen und Beinen gleich aussehende Stiefel.

Der Herzog war sehr erbost, als er seine künftige Schwiegertochter so sah. Er rief Nora zu sich und sprach kurz mit ihr. Seiner Miene nach war er nicht amüsiert.

Sarah wurde gleich darauf von Nora aus dem Raum gezogen.


Sehr viel später während der Rede des Herzogs kam sie in einem ähnlichen Kleid zurück, wie Maria eines trug.

Maria war erfreut, Sarah endlich an ihrer Seite zu haben. Sie ging freudig zu ihr. Doch Nora nahm sie beiseite. »Du kannst nicht mit ihr reden, wir mussten sie zum Schweigen bringen.«

Maria sah sich daraufhin Sarahs untere Gesichtshälfte genauer an, doch selbst dabei konnte sie nichts Auffälliges erkennen.

»Ihr Mund ist zugeklebt und das Klebeband ist mit Theaterschminke versteckt«, flüsterte Nora. »Und der Mund ist gefüllt.«

Maria war fasziniert und voller Mitleid zugleich. Warum taten sie ihr das an? Doch dann fiel ihr Blick in Sarahs Augen, und dort entdeckte sie ein Funkeln, welches sie sehr verdächtig fand. Sollte Sarah ihren Zustand etwa genießen?


»Wie meinte Sarah eigentlich das komische Kostüm, was sie angehabt hat?« Frederike ließ sich in ihr Sofa fallen.

Maria war noch nicht von Nora aus den Sachen vom Empfang befreit worden. »Ich glaube, sie wollte damit ihre Arme zu Beinen machen. Es ist ja nur unschicklich, die Arme zu zeigen.«

»Dem Herzog hat es nicht gefallen.« Frederike gab sich amüsiert. Doch dann fiel ihr Blick auf ihre Tochter. »Das Kleid scheint dir zu gefallen.«

»Nein, es macht so furchtbar hilflos.« Maria hatte das Bedürfnis zu protestieren. »Aber es ist ein Traum, mal eine Prinzessin zu sein, wenn auch nur für ein paar Stunden.«

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Joern Volljährigkeit geprüft
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  RE: Maria Datum:02.03.16 08:35 IP: gespeichert Moderator melden


Wow! Und Danke, daß es mit Marias Geschichte weitergeht. Besonders toll finde ich die Beschreibung der technischen Details und den geplanten Einsatz der diversen medizinischen Sachen wie Magensonde, Katheter, der eisernen Lunge und dem Mundverschluß. Du verstehst es auch immer hervorragend die Neugier auf noch unbekanntes wie beispielsweise das Armbrustähnliche Gerät zu wecken. Da steht den Mädchen ja noch so einiges bevor.

LG Joern
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Wölchen Volljährigkeit geprüft
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  RE: Maria Datum:02.03.16 18:43 IP: gespeichert Moderator melden


tolle Fortsetzung.Vielen Dank.Freu mich schon darauf wie es weiter geht.
Hast du tolle Ideen.

mfg Wölchen
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Rainman
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  RE: Maria Datum:02.03.16 21:41 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo cag_coll.

Schöne Fortsetzung.
Maria erlebt zur Zeit einen Traum nach dem anderen. Hoffentlich kommen der Herzog und die Herzogin nicht auf die Idee, das Maria den Platz von Sarah einnehmen soll.

Auch bin ich mal gespannt, wann und wie es mit Leonie weitergeht. Die Ereignisse dort finde ich fast noch spannender als bei Maria. Vor allem weil bei Marias Wohnung ja zur Zeit wohl keiner ist und wie sol Sie dann die Adresse von Paul rausbekommen??

Und welchen Frust schiebt zur Zeit Paul so ohne Maria??


MfG Rainman
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gag_coll
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  RE: Maria Datum:03.03.16 05:42 IP: gespeichert Moderator melden


Ein besonderer Dank geht übrigens an Herman (hier im Forum bekannt durch seine Beiträge zu "eine neue Welt", sowie die deutsche Übersetzung), ohne den es Maria in dieser Form überhaupt nicht gegeben hätte. Er hat viele Ideen eingesteuert und mich auch vor diversen Abwegen bewahrt. Insbesondere möchte ich mich bei ihm bedanken, dass er Marias Behandlungsplan ausgearbeitet hat.
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gag_coll
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  RE: Maria Datum:03.03.16 05:53 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Schöne Fortsetzung.

Danke
Zitat
Maria erlebt zur Zeit einen Traum nach dem anderen. Hoffentlich kommen der Herzog und die Herzogin nicht auf die Idee, das Maria den Platz von Sarah einnehmen soll.

Nein, das wird nicht passieren. Außerdem wäre Maria ja nur eine "Bürgerliche"
Zitat
Auch bin ich mal gespannt, wann und wie es mit Leonie weitergeht. Die Ereignisse dort finde ich fast noch spannender als bei Maria. Vor allem weil bei Marias Wohnung ja zur Zeit wohl keiner ist und wie sol Sie dann die Adresse von Paul rausbekommen??

("Heute" ist Samstag) wir werden am "Montag" etwas von Leonie hören...
Zitat
Und welchen Frust schiebt zur Zeit Paul so ohne Maria??

Auch dazu wird einiges zu hören sein...

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gag_coll
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  RE: Maria Datum:03.03.16 05:57 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Das Suchtpotential nach mehr von den beiden ist gewaltig und daher eine dickes D A N K E für die viele Arbeit über einen so langen Zeitraum. Für mich eine der besten Geschichten hier im Forum.

Hallo Harry,
danke für das Lob, das freut mich sehr.
Ich habe hier im Forum auch noch andere Geschichten von mir veröffentlicht. Sie reichen zwar nicht an Maria heran, aber vielleicht gefallen sie dir auch...
Viele Grüße
gag_coll
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  RE: Maria Datum:03.03.16 07:38 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo gag_coll, ich möchte mich meinen Vorrednern bzw. -schreibern anschließen. Ich lese Maria genauso gerne wie deine anderen Geschichten. Leider hast du ja Vinctae in Monastario Antiquo nicht weitergeführt. (Die Gründe hattest du ja angeführt). Vielen Dank fürs schreiben und ich hoffe, du hast noch viel Stoff und Zeit und Lust und, und, und.
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Rainman
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  RE: Maria Datum:03.03.16 23:53 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Zitat
Maria erlebt zur Zeit einen Traum nach dem anderen. Hoffentlich kommen der Herzog und die Herzogin nicht auf die Idee, das Maria den Platz von Sarah einnehmen soll.

Nein, das wird nicht passieren. Außerdem wäre Maria ja nur eine "Bürgerliche"


Oh Mist, da habe ich ja glatt was übersehen!!! Aus der Sicht habe ich das noch gar nicht gesehen.

Aber mit dem Suchtpotienal hat der andere Absolut recht. Hoffentlich kommt bald ein neuer Teil.


MfG Rainman
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gag_coll
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  RE: Maria Kapitel 13 - In Amerika - Teil Sechs Datum:04.03.16 06:05 IP: gespeichert Moderator melden


Maria
Kapitel 13 - In Amerika - Teil Sechs
Autor: Karl Kollar

Sonntag, 29. August 1984

»Heute sind sie nicht da.« Mit diesen Worten erschien Sarah bei Joe zum Frühstück.

»Aha«, Maria spürte die Erleichterung der Prinzessin. »Wo sind sie denn?« Erst als sie die Frage gestellt hatte, hatte sie Zweifel, ob ihr eine solche Äußerung überhaupt zustand.

Doch Sarah übersah das. »Der Investor hat sie eingeladen.«

Joe kam an den Tisch. »Sie sind wohl den ganzen Tag weg.« Er grinste. »Jedenfalls haben sie kein Essen bei mir bestellt.«

Maria wusste, dass die Kantine am Wochenende die einzige Gelegenheit in der Klinik war, etwas zu essen zu bekommen.

»Joe?« Sarah hatte eine Bitte. »Ich weiß, dass ich mich wegen der Sonde und der Blase nur durch den Schlauch ernähren kann und ich finde das auch in Ordnung so.« Sie blickte sich kurz um. »Aber ich würde gern den Duft von frisch gemachten Kaffee riechen, auch wenn ich ihn nicht trinken kann.«

»Kann ich machen, ist kein Problem.« Joe fragte Maria nach ihren Wünschen für das Frühstück.

»Bring mir Marmelade zum Toastbrot.« Sie hätte lieber gern die Brötchen gehabt, die es in dem kleinen deutschen Lokal gab, doch die backten meistens nur für den Eigenbedarf.

»Was hast du dir gestern eigentlich bei dem Kostüm gedacht?« Maria äußerte ihren Verdacht. »Sollten das noch mal Stiefel sein?«

»Es hat nicht funktioniert.« Sarah musste lächeln und zugeben, dass es ganz schlecht gelaufen war. »Sie haben mir das mit den vier Beinen einfach nicht abgenommen.«

»Was hast du gemacht?« Joe war neugierig, als er den Kaffee und Marias Kakao brachte.

Maria und Sarah beschrieben Sarahs Outfit von gestern.

Joe musste lachen. »Das hätte ich dir auch nicht durchgehen lassen.«

»Ich habe schon so viel probiert.« Sarah seufzte. »Aber nichts ist geeignet, um mich unmöglich zu machen.«

Maria war sich nicht sicher, ob sie richtig zugehört hatte. »Du meinst, damit du als Schwiegertochter nicht in Frage kommst?«

»Ja,« in ihren Augen keimte kurz etwas wie Hoffnung auf.

Ein Klingeln erforderte Joes Aufmerksamkeit. Gleich darauf kam er mit dem Frühstück zurück. Er stellte Maria das Tablett hin, bei Sarah hängte er nur den Beutel an den bereitstehenden Ständer und schloss ihn an. »Lasst es euch schmecken.«

* * *

In der sogenannten Patientenbibliothek hatte Frederike ihrer Tochter einige Bücher über den brasilianischen Adel bereitgestellt, die Maria mehr oder weniger verschlang. Auch einige Bücher über Mode waren dabei, in denen Maria zwar viele faszinierende Kleiderentwürfe gesehen hatte, doch ein Kleid für das Gebet war nicht dabei.

Fast immer wurden die Arme vor dem Körper oder längst an der Seite fixiert. Selbst die Monohandschuh-Haltung war eher selten. Die Pflicht, die Arme nicht zu zeigen, galt erst mit der Volljährigkeit, doch viele junge Mädchen eiferten geradezu darauf hin, ihre Arme wenigstens symbolisch fixiert zu bekommen, um erwachsen zu erscheinen.

Maria musste über ihre Vorlieben und Wünsche denken. Sie mochte vor allem das Flötespielen sehr gern, und sie liebte es, in den Barock-Kostümen aufzutreten. Sie machte sich auf die Suche und fand in dem Raum tatsächlich einen Band über die europäische Barockmusik. Doch zu ihrer Enttäuschung musste sie feststellen, dass die Musiker damals wohl fast ausschließlich Männer gewesen waren. Es gab nur sehr wenig weibliche Musiker, und über ihre Kleidung war noch weniger bekannt.

Insgeheim war Maria stolz darauf, dass sie mit dem Korsett so gut spielen konnte. Freilich brauchte natürlich die Flöte wenig Luft; und durch das Training hier in der Klinik war sie es außerdem gewöhnt, nur mit dem Brustkorb zu atmen. Sicher, ihr Ton wäre etwas eindringlicher, wenn sie auch ihr Zwerchfell einsetzen konnte, doch genau das war eben der Reiz ihrer Musikgruppe, bei der alle Frauen mit mehr oder weniger streng geschnürtem Korsett auftraten.

Es tat ihr etwas weh, dass sie auf dem Fest nicht mitspielen konnte. Sie hätte bestimmt die schmalste Taille gehabt. Doch auf einmal stutzte sie. Wenn sie das Gebet tragen würde, dann wäre ihre Taille ebenfalls sehr schmal. Sie musste an die Zeichnung denken, die sie damals bei Pauls Oma gesehen hatte.

Maria richtete sich kurz auf und nahm die Gebetshaltung ein, soweit sie das selbst konnte. Sie überlegte. Wenn sie das Gebet trug, dann würden ihre Ellenbogen nur bis zum oberen Ende ihre Taille reichen. Sie würden dem Korsett nicht im Wege sein, wie es bisher immer der Fall war, wenn sie mal den Monohandschuh unter dem Korsett trug. Sie mochte beide Varianten, denn bei beiden waren ihre Arme aus dem Weg geräumt. Und letzteres mochte sie besonders gern, weil sie damit fast immer im Mittelpunkt stand.


»Ach hier bist du.« Sarah stand in der Tür der kleinen Bibliothek, die den Namen eigentlich nicht verdiente.

Maria sah von ihrem Buch auf. »Ich lese gerade etwas über deine Familie.«

»Wollen wir uns wieder die Handschuhe anlegen?« Sarah hatte ein Leuchten in den Augen.

Maria musste nicht lange überlegen. »Warum eigentlich nicht.« Zum einen erinnerte sie der Handschuh an Paul. Und es reizte sie auch zu erfahren, wie Sarahs Maschine genau funktionierte.


Sarah zog den Vorhang auf, der die große Maschine etwas abschirmte. »Die sieht nur so martialisch aus, weil sie komplett mechanisch funktioniert.« Sie ging an ein großes Rad und begann daran zu drehen. »Zuerst muss ich die Feder spannen.« Sie begann zu keuchen. »Je stärker ich sie spanne, desto fester wird später der Druck im Handschuh.«

Maria hätte ihr gern geholfen, doch sie trug schon ihren Handschuh. Und sie musste zugeben, dass Sarah durchaus auch einige Erfahrung mit dem Anlegen von Handschuhen hatte.

»Jetzt muss ich den Handschuh einspannen.« Sie griff zu der Lederhülle und begann damit, eine neue Schnur einzufädeln. Als sie Marias verwunderten Blick sah, musste sie lachen. »Ja, wenn die Maschine fertig ist, werden die Schüre abgeschnitten.« Sie seufzte fast etwas verliebt. »Aber dieses Opfer bringe ich gern.«

Maria war dem Blick der Prinzessin gefolgt. Neben der Maschine stand eine große Kiste mit Bündeln von Schnüren. Allerdings fiel ihr auf, dass die Kiste schon halb leer war.

Sarah lächelte, als sie Marias Blick bemerkte. »Ich muss sie bald wieder auffüllen lassen. Sonst ist es vorbei mit den Handschuhen.«

Es dauerte noch eine Weile, dann stellte Sarah sich mit dem Rücken zur Maschine. »Mit dem Fuß kann ich jetzt die einzelnen Vorgänge auslösen.« Sie sprach etwas leiser. Ihre Anspannung und Vorfreude waren deutlich zu spüren.

Wie schon beim letzten Mal ging es sehr schnell, und Sarah trat von der Maschine weg. Ihr erster Weg führte sie vor den Spiegel. »Zwei Zentimeter.« Sie hörte sich sehr stolz an.

»Zwei Zentimeter?« Maria konnte mit den Worten nichts anfangen.

Sarah musste lächeln. »Ich schaue immer, wie weit die Schnürung oben geschlossen ist. So ist es schon sehr gut.«

Maria lächelte verträumt. Wenn Paul ihr den Handschuh anlegte, dann blieb mittlerweile gar kein Spalt mehr übrig.

Sarah schien diesen Blick nicht zu mögen. »Komm, lass uns in den Park gehen.« Sie ging in Richtung Treppenhaus.

Maria ging seufzend hinterher.

* * *

Am Wochenende war in der Klinik wenig los, weil die meisten Patienten das Wochenende daheim verbrachten. Dafür kamen einige Bewohner des Ortes in den Park, da er ein klein wenig Abwechslung bot.

Maria liebte es, in den Park zu gehen und an dem See die Enten zu beobachten. Vermutlich war der See oder zumindest seine Gestaltung auf ihre Mutter zurückzuführen, denn er sah sehr europäisch aus.

Fast immer konnte sie beobachten, wie eine Entenmutter ihre Küken groß zog. Sie saß dann gern auf der Bank und ließ ihren Blick über den See gleiten, dessen Oberfläche sich in ganz leichten Wind kräuselte. Von den wenigen Sachen, die sie hier unternehmen konnte, war der See ihr noch am liebsten.

Doch diesmal war es anders. Sie hätte gern Paul an ihrer Seite gehabt. Wie würde es wohl sein, wenn sie mit dem Gebet auf dem Rücken durch Landsbach gehen würde? Sie dachte an Doris, die schon die große Probe so sehr genossen hatte.

Maria liebte es, mit dem Handschuh im Park umher zu gehen, denn so bekam sie ähnliche Aufmerksamkeit, als wenn sie ihre Arme in Gips gehabt hätte. Allerdings wagte sie es nur deswegen so sicher aufzutreten, weil sie wusste, dass ihr Keuschheitsgürtel sie im Ernstfall beschützen würde.

Die Sonne spiegelte sich im Wasser und Enten schwammen lustig umher. Manchmal verirrte sich auch ein Schwanenpaar hierher, doch heute war es nicht zu sehen. »Ich bin gern hier, weil mich der See an meine Heimat erinnert.« sagte sie zu Sarah.

Eine junge Frau kam auf den See zu. »Da habe ich doch richtig geschaut.« Sie breitete die Arme aus. »Maria?« Erst jetzt bemerkte sie die Handschuhe, die die Mädchen trugen.

Maria drehte sich um und blickte auf die offenen Arme. »Vicky?« Sie war erstaunt. »Bist du auch wieder da?« Sie hieß eigentlich Ludovica.

»Ja«, seufzte das Mädchen. »Mein Freund meint, dass ich noch viel trainieren muss. Er verlangt von mir das Tragen eines Korsetts.«

Maria hatte schon beim letzten Mal die sehr schmale Taille bewundert. »Es hat ihm nicht gereicht?« ihre Stimme hatte einen empörten Unterton.

»Nein, das ist es nicht.« Ludovica blickte sich kurz um. »Ich möchte nach der Geburt meiner Tochter wieder so eine schmale Taille bekommen.«

»Wo ist sie denn?« Maria war sehr gespannt.

»Sie ist im Moment bei ihm.« Sie lächelte. »Er kümmert sich rührend um sie. Hätte ich gar nicht von ihm gedacht.«, grinste sie.

Maria lächelte verhalten. »Ja, da kann man Überraschungen erleben.« Sie schaute verträumt auf den See.

»Ah, da kommen sie.« Sie blickte zu einem jungen Mann, der näher kam und einen Kinderwagen vor sich her schob.

»Hallo Schatz.« Sie begrüßte ihn. »Wir sprechen gerade von dir.«

Der Mann blickte sich erstaunt um. »Magst du mir deine Freundinnen vorstellen?«

»Das ist Maria, ich kenne sie noch vom letzten Jahr.« Sie blickte etwas verlegen zu Sarah.

Maria kam ihr zu Hilfe. »Das ist Sarah, eine Freundin von mir.« Sarahs dankbaren Blick entnahm sie, dass es wohl richtig war, ihre Herkunft erst einmal nicht zu erwähnen.

»Denkst du noch an unsere Wette von damals?« Ludovika grinste.

»Ich hätte ja nicht davon angefangen.« Maria lächelte. »Aber er heißt Paul.«

»Was?« Ludovika war begeistert. »Davon musst du mir erzählen. Ich will alles wissen.«

Maria seufzte.

»Wollen wir noch etwas spazieren gehen?« Sarah wollte etwas Ablenkung haben.

* * *

»Verdammt, das geht so nicht.« Sarah blickte auf die Umhängetasche, die an der Garderobe in ihrem Zimmer hing. »Ich wollte mir die Tasche um den Hals hängen, aber das geht so nicht.«

Maria blickte sie erstaunt an. Die Prinzessin hatte ihr noch eine Überraschung angekündigt, die sie vorbereitet hätte. »Warum nimmst du sie nicht mit dem Arm?«

»Wie soll denn das gehen?« Sarah blickte etwas verärgert auf ihren Handschuh.

Maria schob ihre vom Monohandschuh zusammengehaltenen Arme durch die Henkel und zog daran. Die Tasche löste sich von dem Haken und rutsche auf Marias Arme.

»Bitte lass es nicht fallen.« Sarah war sichtlich besorgt. »Ich hüte es sonst wie meinen Augapfel.«

»So etwas mache ich nicht zum ersten Mal.« Sie lächelte etwas verlegen. »Die Tasche wird nicht herunter fallen.« Trotzdem gab sie sich Mühe und wackelte mit den Armen, bis die Henkel zum Ellenbogen gerutscht waren. »Jetzt lass uns gehen.« Trotzdem bog sie auch ihren Hände nach oben, falls die Tasche wieder herunter rutschen sollte.


Auf dem Weg zur Kantine ließ Sarah ihre Tasche nicht aus den Augen, doch so nach und nach bekam sie Vertrauen in Marias Fähigkeiten. Sie schien schon öfters Sachen auf diese Weise transportiert zu haben.

»Wir brauchen deine Hilfe, Joe.« Sarah sah, dass er am Tresen stand.

»Aber gern«, Joe trat auf Maria zu und machte Anstalten, ihr den Handschuh zu öffnen.

»Stopp, nein!« Sarah unterbrach ihn, als sie erkannte, was er vorhatte. »Wir brauchen dich für etwas anderes.« Sie blickte auf die Tasche, die an Marias Arm hing. »Da ist ein Fotoalbum drin, das wollte ich Maria zeigen.« Sie wedelte etwas mit ihren Armen. »Könntest du uns umblättern?«

»Wenn ich auch mit schauen darf?« Joe lächelte. Vielleicht gab es etwas neuen Klatsch zu erfahren. Dafür war er immer offen. »Darf ich euch auch was zu trinken bringen?«

Maria nahm einen Orangensaft. »Mit Strohhalm bitte.«

Sarah wollte nichts. »Ich schmecke es ja doch nicht.« Nur für einen winzigen Moment war so etwas wie Resignation zu hören.

»Ich wollte euch zeigen, wo ich aufgewachsen bin.« Sie ließ Joe die nächste Seite aufschlagen. »Das war unser Schloss.« Sie zeigte ihnen ein Bild. Dabei klang sie sehr wehmütig. Es kam nicht sehr oft vor, dass sich jemand für den traurigen Rest ihrer Familie interessierte.

Maria blickte sehr interessiert auf das Bild und sah, dass das Schloss doch sehr europäisch geprägt war.

»Dort bin ich aufgewachsen.« Sie seufzte. »Jetzt gehört es ihm.«

Maria begriff sofort, dass nur der Herzog gemeint sein könnte.

Ein Umschlag lag in dem Album. »Joe, kannst du den bitte vorsichtig aufmachen.«

Der Kantinenwirt kam der Bitte nach.

»Das hüte ich wie meinen Augapfel.« Es war ein Foto, das sie mit ihrem Vater zeigte.

Maria hatte einen Kloß im Hals.

»Damals war er noch ein stolzer Mann.« Es klang sowohl Wehmut als auch Trauer aus ihrer Stimme.

»Ich war sechzehn, als er uns verließ. Offiziell hatte er einen tragischen Unfall...« Sie sprach nicht weiter.

Maria verstand auch so, was die Prinzessin sagen wollte. Sie legte ihre gefangenen Arme auf Sarahs Rücken, so wie sie es sonst nur bei Paul tat. Sie hätte sich gern noch mehr Bilder aus dem Leben der Prinzessin angesehen, doch sie spürte, dass es Sarah wehtat, wenn die Erinnerungen wieder hoch kamen.

»Hier soll die Hochzeit stattfinden.« Sarah war sehr nachdenklich. Das Bild zeigte eine Kirche von außen. Es war eine moderne Kirche mit vielen Elementen aus der Gotik. »Der Herzog wollte ursprünglich eine Hochzeit auf dem Schloss, doch die Kirche dort ist nicht groß genug.«

»Ach hier seid ihr.« Betty stand in der Kantinentür. »Naja, sonst ist ja auch nichts los in diesem Laden.«

»Bist du mir der Weiterbildung fertig?« Sarah wirkte auf einmal recht aufgeweckt.

»Ja«, Betty grinste. »Jetzt weiß ich, wie ich euch noch besser quälen kann.« Sie kam an den Tisch.

»Ich bitte darum.« Sarah griff die Stimmung auf. »Machst du bitte das Album zu und hängst es mir um den Hals?« Sie zeigte auf die Tasche, die auf dem Tisch lag.

Betty kam der Bitte nach, dann steckte sie das Album in die Tasche und hängte es Sarah um. Zusammen verließen sie die Kantine.

»Die haben es ja eilig.« Maria blickte Joe verblüfft an.

»Naja, immerhin waren sie zwei Tage getrennt.« Joe grinste. »Da hat frau es dann auch eilig.« Er erhob sich ebenfalls und ging an seinen Tresen.


Maria seufzte. Jetzt war sie allein. Sie hätte sich gern noch mit Joe und Sarah über den Adel unterhalten. Doch auch Joe hatte ihren Tisch verlassen. Insgeheim begriff sie, dass eine brasilianische Prinzessin interessanter war als eine deutsche Bürgerliche, auch wenn sie die Tochter der Chefin war.

Maria seufzte leise. Jetzt würde es ein langweiliger Abend werden. Irgendwie ahnte sie, dass sie Sarah heute nicht mehr wiedersehen würde. Zumindest nicht vor dem Zubettgehen.

Sie hatte gerade ihre wenigen verbleibenden Möglichkeiten abgewogen, als auf einmal Ludovika in den Raum kam. »Deine Mutter meinte, dass du vielleicht hier sein könntest.«

Maria versuchte eine Handbewegung, um die Patientin vom letzten Mal zu sich zu winken.

»Wie immer im Training?« Ludovika blickte Maria bewundernd an.

»So ungefähr«, Maria hatte keine Lust, die Zusammenhänge zu erklären.

»Die Kleine schläft, jetzt habe ich frei.« Ludovika strahlte.

Maria war verwundert. »Möchtest du nicht bei deinem Kind sein?« Sie fragte sich, wie es wohl einmal sein würde, wenn sie einmal Mutter werden sollte.

»Er passt auf sie auf.« Sie lächelte verliebt. »Er schenkt mir diesen Abend.«

Maria war von Ludovika schwer beeindruckt. »Du hast es gut getroffen.« Sie erinnerte sich an die Träume von damals.

»Das will ich meinen.« Ludovika grinste. »Jetzt will ich aber auch alles von Paolo wissen.«

»Paul«, Maria korrigierte sie, »er heißt Paul.« Der richtige Namen war ihr wichtig. Dann begann sie leise zu erzählen.

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  RE: Maria Datum:04.03.16 14:43 IP: gespeichert Moderator melden


Schöne Fortsetzung.

Ich mach mir aber Sorgen um Sarah.Ihre Familie wurde,von dem Mann ruiniert der ihr Schwiegervater wird.Ich geh mal davon aus,das es ihm klar war das wenn es heraus kommt das sein Sohn schwull ist,Sahras Familie die Ehevereibarung streichen hätten können.Also had er sie ruiniert.Außerdem zwingt er ihr seine Wünsche auf,weil er eine fiktive Wahnvorstellung had,das wenn sie das Gebett trägt sein Glück sich einstellt.Außerdem muß sie einen Mann Heiraten der sie und sie ihn nicht liebt.Der Außerdem ihr das nicht geben kann und es sicher auch nicht wird was sie braucht.Außerdem muß sie mit den Gedanken leben,auch wenn der ihr sicher noch nicht gekommen ist,das er sie betrügen wird.Aber man sicher dafür Sorgen wird das sie das nicht auch macht.Mal abgesehen von der HAochzeitsnacht dürfte sie dan sicher keine Sexuelle Befriedigung erhalten(ich bezweifle das sie es zu lassen werden,das sie sich ein Vibrator besorgt).selbst für die Kinder braucht man Heutzutage kein Sex mehr.Geht ja auch im Reagenzglas.

Ich fürchte wenn sich bei ihr nichts ändert wird sie irgendwann daran mehr oder weniger zerbrechen.

Und da wir schon mal dabei sind. Warum war und ist es normal das der Mann sich vor und während der Ehe andere Frauen had und mit den schläft und dan trotzdem noch ok ist.Aber eine Frau,von allen fertig gemacht wird?

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gag_coll
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  RE: Maria Kapitel 13 - In Amerika - Teil Sieben Datum:06.03.16 07:52 IP: gespeichert Moderator melden


Maria
Kapitel 13 - In Amerika - Teil Sieben
Autor: Karl Kollar

Montag, 30. August 1984

Das Wecken am Montag als dem ersten Behandlungstag verlief so, wie sie es schon von all den Malen zuvor kannte. Es galt, den Blutdruck zu messen, das Gewicht zu bestimmen und noch einiges anderes. Bedingt durch Marias Programm wurden auch gewisse Werte über ihre Beweglichkeit genommen. Wie immer war das Personal eher unfreundlich, gerade so, dass es noch keinen Anlass zur Beschwerde bot.

Beim Hinausgehen fiel der Blick der Schwester auf den Behandlungsplan, der neben der Tür hing. »Oh, hier ist es noch nicht korrigiert«, sagte sie mehr zu sich selbst und fingerte kurz an der Halterung. Sie legte den Plan auf den Tisch und schien einen Eintrag zu ändern. Maria konnte es nicht genau erkennen.

Nachdem die Schwester wieder gegangen war, stand Sarah neugierig auf. »Bis zum Frühstück haben wir jetzt Ruhe«, grinste sie zu Maria und ging auf den Plan. »Ich möchte wissen, was geändert wurde.«

Doch als sie vor dem Plan stand, konnte Maria deutlich sehen, wie sie zusammenzuckte, und als sie sich wieder zu ihrem Bett umdrehte, konnte Maria sehen, dass alle Fröhlichkeit aus ihrem Gesicht verschwunden war. »Morgen hat der Herzog wieder eine ´Prüfung´ angesetzt« sagte sie mehr zu sich selbst. Doch dann fiel ihr Blick auf Maria und sie stutzte. »Wir werden zusammen geprüft.« Sie begann zu weinen. »Du musst mir helfen.«

* * *

Leonie war ziemlich enttäuscht, als sie bei Marias Adresse niemanden angetroffen hatte. Die Nachbarin hatte ihr über den Zaun zugerufen, dass alle ausgeflogen seien. Sie selbst würde ab und zu im Haus nach dem Rechten sehen.

»Sie wissen nicht, wo sie hin sind?« Leonie hoffte irgendwie, dass es vielleicht nur ein Tagesausflug wäre.

Doch die Nachbarin musste sie enttäuschen. »Sie kommen erst in einigen Wochen zurück.«

Erst jetzt bemerkte Leonie, dass sie von Paul nur den Vornamen kannte. Sie hatte einfach nicht damit gerechnet, sich durchfragen zu müssen. »Sie wissen nicht zufällig, wo Marias Freund wohnt, der Paul?« Sie versuchte, ihre Stimme belanglos klingen zu lassen, doch ihre Finger, die nervös am Schloss des Keuschheitsgürtels spielten, verrieten ihre Nervosität. Natürlich war der Gürtel durch ihre Kleidung verborgen, doch er war da; und Leonie hoffte, ihn jetzt endlich los zu werden.

Die Nachbarin wusste die Adresse und sie verriet Leonie auch nebenbei den Familiennamen ´Mohr´.

Seufzend machte sie sich auf den Weg. Schon wieder war sie auf dem Weg ins Ungewisse, doch auch diesmal würden sie hoffentlich einige fesselnde Abenteuer erwarten.

* * *

»Danke, dass du mir helfen willst.« Sarahs Blick hatte sich wieder etwas aufgehellt. Sie saß Maria gegenüber an dem kleinen Tisch und schaute erwartungsvoll auf den Tablettwagen, den die Schwester gerade hereingefahren hatte. Es duftete nach Kaffee.

Für Sarah lag nur der übliche Beutel bereit, während Maria ihr Frühstück genießen konnte.

Während Maria ihr Toastbrot strich, musste sie abwechselnd an die leckeren Brötchen denken und dann wieder auf den weißen Beutel schauen, der neben Sarah an dem Ständer hin und der sich langsam leerte. Sie hatte große Mühe, ihren Neid zu unterdrücken.

Doch zu ihrer Überraschung seufzte Sarah. »Ach, ich würde gern mal wieder etwas schmecken.«

Maria blickte verwundert auf.

»Naja, am Anfang war diese Art der Ernährung noch sehr reizvoll, doch so langsam fehlt es mir.«

Es klopfte. Marias Mutter trat ein.

Maria versteifte sich unmerklich.

Frederike warf einen Blick auf den Behandlungsplan. »Ah, ihr wisst schon Bescheid.« Sie lächelte zum Tisch hinüber. »Der Herzog ist vor allem auf deine Leistungen gespannt, Maria.«

Maria seufzte innerlich, als sie daran dachte, was sie gerade ihrer Zimmernachbarin versprochen hatte. Doch sie bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen.

»Sarah würde gern mal wieder etwas Essen spüren.« Sie sah ihre Mutter bittend an. »Lässt sich da was machen?«

»Ich weiß es nicht.« Frederike wollte ehrlich sein. »Ich muss beim Facharzt nachfragen.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Schwester Betty wird gleich kommen, sie bringt euch zur ersten Behandlung.«

Maria wollte protestieren. So groß war die Klinik auch wieder nicht, dass sie den Weg zum Behandlungstrakt nicht auch allein finden würde. Doch ein schneller Blick ihrer Mutter hielt sie davon ab.

* * *

Die Oberschwester war etwas sauer, weil Frederike gerade dabei war, ihr mehr oder weniger offen zu erklären, wie sie ihre Arbeit zu machen hätte. So etwas mochte sie überhaupt nicht. »Wir haben die Eiserne Lunge seit dem letzten Mal noch etwas verändert.« Dabei wollte sie nur ihrer Tochter die Neuerungen seit dem letzten Mal zeigen.

Maria blickte etwas verwundert auf die Liege, in der eine große Aussparung drin war. »Wie für einen Monohandschuh.« grinste sie.

»Du wirst lachen, das ist für deinen Handschuh.« Sie zögerte etwas. »Wir probieren eine etwas radikalere Methode aus.«


Maria wusste nicht, was die einzelnen Behandlungen genau bei ihr bewirkten, und es interessierte sie auch überhaupt nicht. Aber sie hatte erkannt, dass sie jedes Mal nach dem Klinikaufenthalt mit dem Korsett und vor allen mit dem Handschuh besser zurecht kam.

Sie schaute zu, wie der Deckel sich langsam senkte, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Sie kannte die Geräusche alle zur Genüge, das Klicken der Riegel, das Anlaufen der Maschine und das Pumpen der Luft.

Diesmal war es ein klein wenig anders, denn sie trug in der Elektrischen Lunge auch den Handschuh, das war bisher nicht vorgekommen. Es hatte streng genommen neben den medizinischen Aspekten auch den Vorteil, dass sie sich jetzt nicht um ihre Hände kümmern musste.

Anfangs hatte sie immer noch nach irgendwelchen Öffnungen gesucht, um sich befreien zu können, und obwohl sie doch wusste, dass dies aussichtslos war, half es ihr doch, die Zeit in der Maschine zu überstehen. Jetzt waren ihre Arme auf dem Rücken verpackt und so war sie wenigstens von dieser Sorge befreit.

Als die Eiserne Lunge ihre Arbeit aufnahm, spürte sie, wie ihr Brustkorb sich durch die erzwungenen tiefen Atemzüge zu weiten versuchte, und sie dachte mit gemischten Gefühlen daran, dass ihr diese Behandlung immer auch einen ordentlichen Muskelkater in allen Muskeln ihres Brustkorbes bescherte, der noch tagelang bei jedem Atemzug zu spüren sein würde. Doch jedes Mal war ihr danach die Brustatmung leichter, und ihre Taille konnte noch enger eingeschnürt werden, ohne ihr beim Atmen wesentliche Probleme zu bereiten.

Wie all die Male zuvor schaffte es Maria sehr schnell, sich gedanklich fallen zu lassen. Vor zwei Tagen war der Herzog mit seiner Frau und einer nicht geringen Zahl an Personal in der Klinik angekommen. Maria hatte die Anspannung ihrer Mutter gespürt, der der hohe Besuch sehr wichtig war, insbesondere weil auch der Investor Brown extra vorbei gekommen war, um den Herzog zu begrüßen.

Maria hatte sich an dem Wochenende eher gelangweilt, weil Sarah die ganze Zeit bei ihren Schwiegereltern war und Maria sich allein beschäftigen musste. Ihre Mutter hatte ihr etwas Literatur zur Verfügung gestellt, mit der sie sich über die Familie Breganza und die Umgangsformen im dortigen Hochadel informieren konnte.

Besonders eine Regel fand Maria faszinierend und begrüßenswert. Es war für eine herrschende Dame des Hochadels nicht schicklich, die Arme zu zeigen. Deswegen gab es in der Kleidung die verschiedensten Möglichkeiten, die Arme zu verstecken. Die älteren erfahrenen Damen hielten sie einfach verdeckt, weil sie diszipliniert genug waren, aber für die jungen ungestümen Damen gab es diverse Vorrichtungen, die Maria sehr bekannt vorkamen. Sie ähnelten sehr der Armtasche, die Maria bei Margarete auf der Hütte gesehen hatte.

Mit sehr viel Gänsehaut dachte sie an das ´Ballkleid´, das sie auf dem Empfang tragen durfte. Das erste Mal war es sehr aufregend, doch wenn die Prinzessin jeden Tag...

Maria hatte sich bisher nur mit den europäischen Prinzessinnen befasst, doch die Regeln und Gepflogenheiten des brasilianischen Hochadels sagten ihr auch sehr zu. Zumal es auf die gleichen Regeln hinaus lief. Die Kleidung und das Benehmen zeigten an, dass die Dame es nicht nötig hat zu arbeiten.

Wie fast jedes Mal hatte Maria es geschafft, das Arbeiten der Maschine nach kurzer Zeit auszublenden und sich stattdessen in eine Traumwelt zu flüchten. Doch diesmal war es anders. Sie träumte nicht von einem unbekannten Prinzen, auf den die Prinzessin wartete, sie träumte von Paul.

Paul.

Das war der Unterschied zu den bisherigen Klinikaufenthalten. Jetzt hatte sie einen Freund, in den sie verliebt war, und nicht nur einen anonymen Prinzen. Im Gegenteil, wenn sie mit etwas Phantasie auf der Fest schaute, das vor ihr lag, dann war Paul ihr Prinz, den sie demnächst heiraten würde.

Sie hatte den Termin, zu dem sie vor dem Altar stehen würde, schon fest vor Augen und sie zählte die Tage, bis sie ihrem Prinzen das Ja-Wort geben würde. Natürlich wusste sie, dass es nur ein Historienspiel war und dass das Ja-Wort keine rechtliche Bedeutung haben würde. Trotzdem freute sie sich sehr darauf. Und dabei gab sie sich große Mühe, nicht auf die Zeit nach dem Fest zu schauen.

* * *

Sarah betrat das Behandlungszimmer, und auch für sie lag ein Handschuh bereit. Dies war wahrscheinlich auf die Forderung zurückzuführen, dass der Herzog für Sarah die gleiche Behandlung forderte wie für Maria.

Insgeheim wusste Maria, dass auch diese Behandlung umsonst sein würde, wenn man es nicht schaffte, Sarah die Angst vor der Hochzeit zu nehmen. Doch sie hatte immer noch keine Idee, wie sie das erreichen konnte, denn irgendwie war es aussichtslos. Wer würde denn freiwillig eine Verbindung mit einem Partner eingehen, dessen Abneigung beziehungsweise Widerwillen offen zutage trat.

Maria versuchte ein Lächeln.

Sarah lächelte zurück und ließ sich ihre Arme in den Handschuh einschnüren. Ihrem heftigen Atem nach schien sie erregt zu sein.


Maria hatte Sarah zunächst ein wenig von ihrer baldigen Hochzeit auf dem Fest berichtet. Sie hoffte insgeheim, von da aus den Bogen schlagen zu können zu Sarahs Hochzeit. Und es funktionierte. Sie konnte die Prinzessin dazu bringen, etwas über ihre Erlebnisse aus der Vergangenheit zu erzählen.

Vielleicht lag es auch daran, dass sie sich in den Maschinen nicht so einfach ansehen konnten. So mussten sie vor allem auf die Stimmung im Tonfall achten, während ihr Blick über den Spiegel oberhalb der Maschine nach draußen durch das Fenster fallen konnte. Sarah berichtete von dem letzten größeren Fest, auf dem sie ihren Verlobten wieder gesehen hatte.

Maria bemerkte den Stimmungswechsel sofort. Es kam ihr vor, als mische sich etwas Angst in Sarahs Erzählung. Vorsichtig hakte sie nach.

»Ich habe gesehen, wie er ihn geküsst hat.« Sarah keuchte unter der Maschine. »Es war kein kurzer Kuss, sondern ein sehr leidenschaftlicher.« Sie seufzte. »Normalerweise hätte ich nicht gelauscht, doch in dem Augenblick war ich wie festgenagelt und konnte mich nicht mehr bewegen. ´Und du musst sie wirklich heiraten?´ fragte der Diener, und der Herzogssohn blickte seinen Freund kurz an. »Das hatten wir doch schon oft diskutiert. Du wirst keinen Grund zur Eifersucht haben.´«

Maria begann, die Prinzessin zu verstehen.

Immer wieder hatte Sarah über diesen Satz nachgedacht und sie fragte sich, was er wohl wirklich bedeuten würde. Würde er sie beseitigen? Doch bei der strengen Gesellschaftsordnung war dies höchst unwahrscheinlich. Doch dann sah sie sich in einem brennenden Auto und sie ahnte die Schlagzeile schon ?Bei einem tragischen Autounfall gestorben.? »Ich habe Angst, schreckliche Angst.« Aus irgendeinem Grund hatte sie Vertrauen zu Maria. Ihr berichtete sie von ihren Alpträumen, die sie regelmäßig heimsuchten, seit sie diesen gewissen Satz gehört hatte.

Maria blieb fast das Herz stehen, als sie hörte, mit welchen Problemen ihre neue Freundin zu kämpfen hatte. Am Wochenende hatte sie auch Gelegenheit gehabt, die zukünftige Familie von Sarah kennenzulernen und auch bei ihr war der Eindruck geblieben, dass sie alle sehr zielstrebig waren und stets zu ihrem Wort standen.

»Morgen ist die nächste Prüfung angesetzt«, seufzte Sarah. »Ob sie es mir noch mal glauben werden?«

Nur langsam begriff Maria die gesamten Zusammenhänge, und trotzdem erkannte sie sofort, dass etwas sehr Schwieriges, wenn nicht sogar Unmögliches vor ihr lag. Es hatte ja schon oft Gerüchte gegeben, dass unliebsame Verwandte aus dem Weg geräumt wurden. Es kam zwar selten vor, dass gleich ein Mord dahinter stand, aber auch eine Einweisung in eine geschlossene Anstalt oder ein Gefängnis soll es gegeben haben.

Immer wieder blickte Maria durch den Spiegel aus dem Fenster, und nur ganz nebenbei fiel ihr auf, dass sie völlig in Gedanken war, weil sie die Arbeit der Maschine überhaupt nicht mehr wahrnahm. Sie grübelte lange, was sie wohl tun konnte, um Sarah ihre Angst zu nehmen. Und je länger sie grübelte, desto klarer wurde ihr, dass es eine offene Aussprache zwischen dem Herzogssohn, seinem Diener und Sarah geben musste. Nur so, wenn sich alle ausgesprochen hatten, würde sich Sarah vielleicht sicher fühlen. Maria war von ihrer Menschenkenntnis zwar nicht besonders überzeugt, doch irgendwie fühlte sie, dass der Herzogssohn nichts Böses im Schilde führte. Doch ihren Worten allein würde Sarah auch nicht glauben.

* * *

Gleich nach dem Mittagessen betrat Frederike das Zimmer, in das Maria und Sarah nach der Eisernen Lunge gebracht worden waren. »Ich bringe euch zum Training mit den Ballettstiefeln.« Nach ihr betrat auch der Herzog das Zimmer.

Maria sah, wie Sarah zusammenzuckte. Sie warf ihrer Mutter schnell einen fragenden Blick zu und blickte kurz auf den Herzog, in der Hoffnung, dass dieser den Blick nicht bemerken würde. Tatsächlich war der Herzog damit beschäftigt, Sarah zu mustern.

Ihre Mutter blickte ebenfalls kurz auf den Herzog, dann zuckte sie mit den Achseln.

»Und welchen Zweck hat dieses seltsame Training?« fragte der Herzog, nachdem er die Stiefel gesehen hatte, die Frederike mitgebracht hatte.

Frederike schaffte es nicht, einen Seufzer zu unterdrücken. »Ich hatte ihnen das doch schon erläutert. Mit den Ballettstiefeln erreichen die Mädchen die höchstmögliche Absatzhöhe. Damit wird erreicht, dass der Körper eine aufrechte Haltung annimmt, die Schultern werden zurückgenommen und der Brustkorb weitet sich.« Sie blickte sich um. »Können wir dann gehen?«


Schon nach den ersten Metern in der Turnhalle war zwischen den beiden Mädchen ein deutlicher Unterschied zu erkennen - so deutlich, dass es auch dem Herzog auffiel. Maria bewegte sich auf den Schuhen, als hätte sie nie etwas anderes getan, obwohl sie sogar einen Monohandschuh trug. Doch Sarah hatte große Mühe, sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Sie wagte es nicht, die Hilfsstange an der Wand loszulassen.

»Warum gibt es zwischen den Mädchen so einen großen Unterschied?« Der Herzog war etwas angespannt. »Ich dachte, sie werden beide für das Gebet ausgebildet. Warum trägt Maria so einen Armhalter und Sarah nicht?«

Frederike ging zu Maria und zog die Schnürung am Handschuh noch einmal nach.

Maria bemerkte aber sofort, dass sie nur so tat. Trotzdem schwieg sie. Sie ahnte, was ihre Mutter in Wirklichkeit bewegte. Sie wollte Zeit gewinnen. Schließlich entschied sie sich dafür, zumindest einen Teil der Wahrheit preiszugeben. »Maria trainiert schon viel länger, erst vor kurzem ist das Gebet auf dem Rücken dazu gekommen.«

Maria hatte gesehen, wie Sarah immer wieder verängstigt zum Herzog blickte. Sie hatte eine Idee. Sehr selbstsicher ging sie zum Sarah und stupste sie mit ihren Armen an. »Komm, wir gehen nach draußen.« Sie spürte, dass die Aussicht, aus dem Blickfeld des Herzogs zu kommen, Sarah anspornte. »Halte dich an meiner Schulter fest.« Maria warf ihrer Mutter noch einen kurzen Blick zu. »Ich zeige der Prinzessin den Garten.«


»Eigentlich kann ich ja auf High-Heels gut laufen.« Sarah lachte, als sie die Tür hinter sich gelassen hatten und aus dem Sichtfeld des Herzogs waren.

Maria verkniff sich die Frage, warum Sarah so mauerte, da sie die Antwort ohnehin kannte. Stattdessen wunderte sie sich ein wenig über die Prinzessin, die auf einmal gehen konnte, als wäre nie auf etwas anderem als Ballettstiefel unterwegs gewesen. Als sie Marias verwunderten Blick sah, lächelte sie. »Als Prinzessin bekommt man natürlich auch Ballettunterricht.« Sie keuchte etwas. »Ich wünschte mir nur, ich hätte damals etwas besser mitgemacht.«

Nach einiger Zeit kam Frederike aus der Turnhalle. »Der Herzog ist wieder gegangen. Warum lauft ihr hier draußen herum und dreht nicht in der Halle eure Runden, so wie es gefordert ist?« Sie war etwas aufgebracht. »Der Herzog besteht darauf, dass der Ausbildungsplan genau eingehalten wird.«

»Es macht doch keinen Unterschied, ob wir hier laufen oder in der Halle.« Maria hatte wenig Lust auf die bisher so stupiden Übungen. Bisher durfte sie die Gehübungen immer draußen machen.

Frederike hatte auf einmal eine Idee. »Die Halle hätte aber den Vorteil, dass euch der Herzog nur dann sehen kann, wenn er in die Halle kommt.« Sie warf ihrer Tochter einen ermutigenden Blick zu. »Wenn ihr hier im Freien seid, muss er nur ans Fenster gehen und kann euch jederzeit beobachten.«

* * *

Als sie in die Halle zurückkamen, stand die Oberschwester neben der Tür und Schwester Betty stand hinter ihr. »Fräulein Breganza, sie sollen den Armhalter doch schon jetzt tragen. Die Chefin sagt, sie kommen mit den Stiefeln gut zurecht.« Sie bat Betty, der Prinzessin den Handschuh anzulegen.

In Sarah kämpften die Gefühle miteinander. Natürlich trug sie den Handschuh sehr gern und sie hatte auch viel Übung darin, aber dazu trug sie meistens bequeme Schuhe. In dieser Kombination war es neu für sie, und wären da nicht die Sorgen um ihre Zukunft, dann hätte sie es vielleicht sogar aufregend gefunden.

* * *

Leonies Herz klopfte laut, als sie auf den Klingelknopf drückte, auf dem ´Mohr´ stand. Würde wenigstens er da sein, wenn schon Maria abwesend war? Leonie fragte sich, ob sie nicht etwas zu impulsiv gehandelt hatte.

Die Haustür öffnete sich und Paul trat vor die Tür. »Leonie? Was macht du hier?« Mit einer einladenden Handbewegung bat er sie herein.

»Ich war schon bei Maria, aber da war keiner.« Leonie wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.

»Maria ist in den USA.« Er führte Leonie ins Wohnzimmer.

»Was macht sie denn da?« Leonie war verwundert, dass Maria allein dort war.

»Sie ist in der Klinik ihrer Mutter. Aber was sie da macht, weiß ich auch nicht so genau.« Paul war bewusst etwas zurückhaltend, da das Gebet auf dem Rücken noch ein großes Geheimnis war. »Möchtest du etwas trinken?«

»Dann wären wir ja allein«, entdeckte Leonie und ihre Augen begannen zu funkeln. »Wenn du ein Wasser hast, das täte mir reichen.«

Paul ging kurz in die Küche und kam gleich darauf mit einem Glas zurück.

Leonie zeigte großes Einfühlungsvermögen. Sie wollte auf der einen Seite wieder die tolle Hilflosigkeit in den Fesseln erleben, auf der anderen Seite wollte sie sich aber auch nicht zwischen Maria und Paul drängen. »Meinst du, Maria würde es erlauben, wenn du mir noch mal einen Handschuh anlegst?«

Pauls nachdenkliches Gesicht zeigte ihr, dass sie den richtigen Ton getroffen hatte. Doch seine Gegenfrage verblüffte sie und lies ihre Augen fast etwas glasig werden. »Mir oder ohne Schrittseil?«

Leonie keuchte. Nur noch mit leiser Stimme antwortete sie. »Mit.«

Paul hatte schnell erkannt, dass er gegenüber Leonie seine Dominanzversuche austesten konnte, ohne seine Liebe zu Maria in Gefahr zu bringen. Er hatte Leonie so eingeschätzt, dass sie ihm viel verzeihen würde.

Erst jetzt begann Leonie mit ihrem eigentlichen Anliegen und fragte nach dem Schlüssel zum ihrem Keuschheitsgürtel. »Ich hoffe, den hast du noch?« Sie hatte allerdings etwas Lustvolles im Blick. Doch dann wurde ihre Stimme sehr leise. »Bei mir hat sich einiges angestaut.«

Paul konnte sie gerade so verstehen und er wusste auch sofort, was sie damit sagen wollte. »Der hängt an Marias Schlüsselbund.«

Leonie erschrak. »In den USA?«

»Nein.« Paul lachte wegen Leonies entsetzter Miene. »Das Bund ist bei Maria im Haus.«

»Aber da ist doch keiner.« In Leonies Stimme war ein leiser Frust zu hören.

»Aber ich habe einen Schlüssel.« Paul ahnte, was sein Gegenüber bewegte. »Ich kann ihn holen, sobald meine Oma wieder da ist.« Er wollte Leonie nicht allein im Haus lassen.

* * *

Die zehn Runden auf dem kleinen Parcours waren geschafft und die beiden Mädchen ließen sich erschöpft auf die Matten fallen. Nach der dritten Runde hatte Sarah die Idee zu einem Wettlaufen über den Parcours. »Damit es nicht so eintönig ist«, hatte sie angeregt. Maria war mit vier gewonnenen Runden die Siegerin. Dreimal war Sarah schneller gewesen.

Als Betty vorbei kam, um sie zur Kaffeepause abzuholen, musste sie sich wundern. »Ist das Gehen in den Stiefeln so anstrengend?« Sie half den Mädchen beim Aufstehen, dann holte sie ein paar Handtücher.

»Nein, wir haben ein Wettrennen gemacht.« Maria lachte.

Betty reichte ihnen die Handtücher. »Wie ist es ausgegangen?«

»Ich habe einen hervorragenden zweiten Platz belegt, während Maria nur vorletzte geworden ist.« sagte Sarah mit übertriebenem Ernst.

Sowohl Betty als auch Maria stutzten etwas, bevor sie laut loslachten.

»Mein Vater hat das immer gesagt, wenn er beim Tennis verloren hat.« Sarah grinste.

Betty hielt den Mädchen immer noch die Handtücher hin. Erst jetzt bemerkte sie ihren Fehler. »Ach entschuldigt bitte, ihr tragt ja noch die Armhalter.« Sie trat hinter sie und öffnete die Verschlüsse. »Ist das nicht gemein, die Arme nicht benutzen zu können?«

Sarah zuckte mit den Schultern. »Ich bin damit aufgewachsen, ich kenne es nicht anders.«

Betty wartete, bis die Mädchen sich aus dem Handschuhen befreit hatten, dann stand sie auf und verbeugte sich übertrieben. »Wenn ich dann zum Kaffee bitten dürfte?«

Maria war froh, dass ihr die Antwort erspart blieb. Sie hätte nicht so unbefangen antworten können, insbesondere seit den Erlebnissen auf der Hütte.

* * *

»Da sind sie ja endlich« Die Oberschwester hatte sie schon auf der Station erwartet.

»Der Kaffee wird gut tun nach den Rennen.« Maria lächelte zu Sarah.

»Es gibt keinen Kaffee« erwiderte die Oberschwester grimmig. »Sie werden im Zahnlabor erwartet zwecks Mundvermessung.«

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Balu
Fachmann





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  RE: Maria Datum:06.03.16 09:24 IP: gespeichert Moderator melden


Lieber gag_goll ,
vielen danke für die weiteren teile von Maria die ich sehr verschlinge.

Mache einfach so weiter die Geschichte ist der Hammer
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pardofelis
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Meck-Pom


Gehorsam benötigt keine Gewalt

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  RE: Maria Datum:06.03.16 19:27 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo gag-coll,

auch von mir wieder ein herzliches Dankeschön für die schönen Fortsetzungen.
Und Danke dafür, das Maria endlich auf den Gedanken gekommen ist, alle Beteiligten ins Boot oder Gespräch zu holen.
Die Klinik ist doch ideales Tabu-Gelände.
Der Ehemann in spe (möglichst mit Geliebtem) sollte mal mit beiden Mädels reden.
Es besteht doch die Möglichkeit zweier "Ehen", noch dazu wenn er homosexuell ist.
Das sollte wahrscheinlich auch in Brasilien nicht sooo öffentlich werden.
Allerdings den Nachwuchs austragen wird wohl Sarah müssen.
Da hat die Natur leider Grenzen gesetzt, auch wenn viele Frauen dies ableugnen wollen.

Ich warte sehnsüchtig auf mehr.


pardofelis
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