Autor |
Eintrag |
marmas71 |
|
Story-Writer
HHier
Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heiteren Stunden nur.
Beiträge: 254
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria
|
Datum:06.03.16 21:43 IP: gespeichert
|
|
Hallo gag_coll,
Vielen Dank für deine super Geschichte ich warte so wie andere sicherlich auch auf die nächste Fortsetzung.
Deine anderen Geschichten habe ich auch mit viel interesse gelesen.
Mach weiter so.
Gruß marmas71 Meine Geschichten:
erste: Arbeitslohn leider noch nicht zuende geschrieben.
zweite: Gebändigte Lust leider auch nicht fertig.
dritte: Kurzgeschichte Er stört mich... beendet
vierte: Die Hübsche noch am schreiben
fünfte: Sommerurlaub mit KG
|
|
Wölchen |
|
Stamm-Gast
Beiträge: 688
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria
|
Datum:06.03.16 22:51 IP: gespeichert
|
|
Vielen Dank.
Für einen weiteren tollen Teil.
mfg Wölchen
|
|
Stamm-Gast
Großraum Köln-Bonn
Das Leben ist sch...., aber die Graphik ist geil!
Beiträge: 523
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria
|
Datum:07.03.16 00:00 IP: gespeichert
|
|
Hallo cag_coll.
Wie immer, hervorragende Fortsetzung.
Bin ja mal gespannt, ob es für Sarah doch noch eine Lösung für ihren Alptraum gibt. Naja, ich lass mich mal überraschen.
Was ist eigentlich aus dem Ponykostüm für Maria geworden? Kommt die Auflösung noch? Bin ich einfach zu ungeduldig?
MfG Rainman
|
|
Story-Writer
München
Beiträge: 631
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria Kapitel 13 - In Amerika - Teil Acht
|
Datum:07.03.16 06:07 IP: gespeichert
|
|
Maria
Kapitel 13 - In Amerika - Teil Acht
Autor: Karl Kollar
(noch Montag, 30. August 1984)
Im Zahnlabor wurden sie von einem älteren Arzt erwartet, der von einer sehr jungen Dame begleitet wurde. Beide trugen sie die üblichen Arztkittel. Der Arzt stellte sich und die Dame vor. »Das ist Judith, sie lernt bei uns Zahnarzthelferin. Sie erlauben, dass sie bei ihnen üben darf?«
»Ob das der Herzog weiß?« dachte Maria leise bei sich, dann gab sie ihre Einwilligung, wie es zuvor schon Sarah getan hatte.
Der Arzt wandte sich zunächst an seinen Lehrling. »Die Mädchen bekommen den ganz neu entwickelten Mundverschluß, und dafür müssen wir den Mundraum ganz genau ausmessen.«
Judith blätterte hektisch in einer Mappe, bis sie anscheinend gefunden hatte, was sie suchte. Sie schlug die Seite auf, die mit ´Zahnspangen´ beschriftet war.
»Sie haben recht, es geht so ähnlich wie bei den Zahnspangen, nur dass sie hier beide Abdrücke gleichzeitig im Mund haben werden, weil wir die Position der Kiefer zueinander auch bestimmen müssen.«
Er ging zu einem Schrank und holte ein Tablett heraus. »Hier ist ein Modell, an dem sie sehen können, was passieren wird.« Er nahm das Modell zur Hand und zeigte den Umgang damit. »Und hier werden die beiden Hälften miteinander verbunden und verriegelt. Man braucht dieses Werkzeug, um den Mund wieder öffnen zu können.«
Er nahm das Gerät in die Hand, welche etwas Ähnlichkeit mit einem Schraubenzieher hatte. »Dieses Werkzeug ist eine Spezialanfertigung. Wir haben im Moment nur dieses eine Exemplar.« Er schien die Sorgen der Mädchen zu spüren. »Es sind schon weitere Exemplare angefordert.«
Maria erinnerte sich daran, dass sie dieses Modell auf der Vorführung am Freitag schon gesehen hatte.
»Und wie lange müssen die Damen das dann tragen?« Judiths Stimme zitterte. »Essen und Trinken geht damit ja nicht mehr.«
»Also erstmal ist noch überhaupt nicht raus, ob es überhaupt zum Einsatz kommt, aber da wir noch zwei Tage Vorlauf brauchen, sollen wir sicherheitshalber schon mal je ein Exemplar anfertigen.«
»Und wer entscheidet so etwas Grausames?« Judith war sichtlich empört.
Der Arzt blickte Maria und Sarah einen Moment an, bevor er antwortete. »Verantworten muss es die Chefin, aber das geht wohl auf Herzog Breganza zurück.« Dass der Herzog in der Klinik weilte, war dem Personal bekannt.
»Können wir dann anfangen?« fragte Sarah etwas ungeduldig.
Schon als Judith die beiden Formen vorbereitete, kam es Maria vor, als hätte sie tausend Schmetterlinge im Bauch. Ohne dass sie Christines Mundverschluß genau kannte, ahnte sie doch, dass für sie jetzt etwas Ähnliches angefertigt wurde. Sie hatte größte Mühe, ihre Erregung zu verbergen. Erst als sie Sarahs trauriges Gesicht sah, erkannte sie, dass dieses Ding für Sarah alles andere als verlockend war.
Als Maria die knetartige Masse im Mund spürte, fühlte sie sich an ihre frühe Jugend erinnert, als damals ein Abdruck für die Spange gemacht wurde, die sie damals tragen musste. Ansonsten war die Prozedur erschreckend harmlos im Vergleich dazu, welche Konsequenzen auf sie warteten, wenn es denn tatsächlich zum Einsatz käme. Doch insgeheim hoffte Maria sogar, dass ´es´ passieren würde, weil sie auf der Hütte sehr neugierig geworden war.
Ob sie wohl auch mal für Paul schweigen dürfte?
»Bitte jetzt die Lippen auseinander, ohne den Biss zu lockern.« Judiths Stimme riss Maria aus ihren Gedanken.
Die Azubine brachte an den Formen an einigen Stellen Markierungen an.
»Jetzt bitte den Mund wieder öffnen.« Judith griff zu den Formen und war bemüht, sie vorsichtig wieder herauszuziehen. Doch es ging nicht.
Der Arzt hatte auf einmal einen ganz seltsamen Gesichtsausdruck. »Womit haben sie die Formen gefüllt?«
Judith zeigte auf den Tisch, wo noch die Verpackung der Knete lag.
»Ich habe es befürchtet.« Er wurde auf einmal etwas bleich und griff zum Telefon. »Die Chefin bitte.«
»Es ist in der Hektik etwas schief gegangen«, er war sichtlich nervös, als er kurz über die Vorgänge informierte. »Wir haben die falsche Knete benutzt.«
»Naja, es ist die alte, die zwei Stunden aushärten muss.« Er blickte die beiden Mädchen verlegen an. »Und die Mädchen dürfen dabei ihren Kiefer nicht bewegen.«
»Nein, herausnehmen lässt es sich jetzt auch nicht mehr.« Erst wenn es ausgehärtet ist, und das wird eben so zwei Stunden dauern.«
»Naja, früher haben wir den Patienten Schnürhauben angelegt, damit der Kiefer ruhiggestellt bleibt.«
»Ja, okay, dann machen wir dies jetzt auch.« Er legte auf. »Judith, achten sie darauf, dass die Patientinnen ihren Kiefer nicht bewegen, das ist ganz wichtig.«
»Ja, mache ich.« Sie war noch sehr verwirrt, denn ihr Chef hatte gerade für sie die Schuld übernommen. Sie kannte den Unterschied der Kneten durchaus und hatte die Packungen verwechselt.
Sarah und Maria blickte sich verblüfft an. Sarah seufzte innerlich, denn eigentlich hatte sie schon genug Sorgen, und Maria hatte große Schwierigkeiten, ihre Erregung unter Kontrolle zu halten. Irgendwie ahnte sie, dass sich demnächst ein großer Traum erfüllen würde.
Der Arzt kam zurück und hielt in seiner Hand ein weißes und ein schwarzes Bündel. Er legte sie auf den Tisch. »Ich habe nur noch eine Haube aus Stoff und eine aus Leder. Die Lederhaube kann strenger geschnürt werden, dafür hat sie aber Augenöffnungen. Er legte sie auf den Tisch vor sich und schob sie auseinander.
Wieder blickten sich die Mädchen nur kurz an, dann schaute jede von ihnen auf die Haube, die sie haben wollte. Ohne dass sie lange überlegen mussten, waren sie sich einig. Sarah waren die Augen sehr wichtig, damit sie sehen konnte, ob der Herzog in Sichtweite war, und Maria war es wichtiger, ihre Augen verstecken zu können. Sie hatte zwar schon etwas Übung darin, einen Orgasmus zu verstecken, doch mit ihren Augen hätte sie sich bisher noch jedes Mal verraten. Und dass ihre Augen in der Haube versteckt wären, war ihr mehr als recht.
»So, das war es.« Judith hatte auch die zweite Haube angelegt und genauso fest gezogen wie die erste. Es war jetzt beiden Mädchen nicht mehr möglich, den Kiefer zu bewegen. »Danke noch mal Chef, dass sie nichts gesagt haben.« Sie blickte zum Arzt.
»Was soll ich gesagt haben?« Er war etwas erbost. »Ich habe ihnen die falsche Knete gegeben und so habe ich das auch der Chefin gesagt..« Er blickte sie eindringlich an.
* * *
Leonie war etwas verlegen. So verlockend die Aussicht auch war, mit Paul ein paar fesselnde Abenteuer zu erleben, wollte sie doch ihren Platz unterhalb von Maria einnehmen und nicht an ihrer Stelle. »Auf der Hütte hat es mir echt toll gefallen, besonders wenn ihr euch um mich gekümmert habt.« Sie versuchte eine Brücke zu bauen, auch wenn sie sich lieber Maria untergeordnet hätte.
»Ich glaube, Maria würde es erlauben.« Paul war etwas nachdenklich. Er wusste noch nicht so recht, was er mit der aufdringlichen Leonie anfangen sollte.
»Was würde Maria erlauben?« Seine Oma Selma war vom Einkaufen zurück und blickte kurz ins Wohnzimmer, bevor sie ihre Taschen in die Küche brachte. Als sie zurückkehrte, war Leonie aufgestanden.
»Ich bin Leonie Wolkenberg.« Sie reichte Selma die Hand. »Ich habe Paul und Maria auf der Hütte von Sebastian kennengelernt.«
»Selma Mohr.« Pauls Oma erwiderte den Gruß. »Und jetzt möchtest du deinen Schlüssel abholen?«
Leonie war verblüfft. »Ja.« Sie blickte kurz zu Boden. »Und ich hatte gehofft, hier etwas trainieren zu können.«
»Was möchtest du denn trainieren?« Selma war von dem recht aufdringlichen Mädchen fasziniert, die anscheinend recht zielstrebig ihrem Wunsch nach Fesselungen nachging. Paul hatte ihr von Leonies Auftauchen auf der Hütte berichtet.
»Margarete hat mir einen Trainingsplan erstellt.« Sie kramte kurz in ihrer Tasche und nahm ein etwas zerknittertes Blatt Papier heraus. »Diesen hier.« Sie reichte ihn Selma.
Selma nahm den Plan entgegen und studierte ihn kurz. »Ein Lob für eure Ärztin. Der Plan ist wirklich gut ausgearbeitet.« Sie blickte Leonie wieder ins Gesicht. »Und du möchtest, dass wir dir zu einem Orgasmus verhelfen.«
Leonie war für einen Moment sprachlos. Mit einer solchen Direktheit hatte sie nicht gerechnet. Beschämt quälte sie sich ein »Ja« heraus.
Paul fiel auf, dass seine Oma von ´wir´ gesprochen hatte. Sie wollte ihn also mit einbeziehen. Er kannte seine Oma gut und sah, dass sie etwas Bestimmtes vor hatte.
Selma blickte noch einmal auf den Trainingsplan. »Und du möchtest dabei gefesselt sein.«
Leonie senkte den Kopf. Natürlich war dies ihr innigster Wunsch, aber die Art und Weise, wie Selma sie damit konfrontierte, machte sie verlegen. Wieder konnte sie nur ein »Ja« flüstern.
Selma war fasziniert, gab sich aber große Mühe, dies nicht zu zeigen. Mit Leonie könnte sie seit langer Zeit einmal wieder ein Mädchen in Gefangenschaft halten. In ihr begann ein Plan zu reifen.
»Ich bin bereit, dich auszubilden, aber dazu erwarte ich strikten Gehorsam.« Selmas Stimme war auf einmal recht streng. So streng, dass Paul erstaunt aufblickte.
»Ja, Frau Mohr, ich werde gehorchen.« Leonie war von der plötzlichen Autorität fast geblendet.
* * *
»Betty, bringen sie die Patientinnen zur Elektro-Massage.« Die Stimme der Oberschwester war deutlich zu hören.
Maria war nervös. Jetzt würde auch noch eine Massage dazukommen. Sie war durch den Knebel im Mund schon sehr erregt. Gewiss, es war nur ein Unfall im Zahnlabor, und es war auch kein echter Knebel, doch auf Maria hatte es die gleiche Wirkung. Sie hatte sich auch in der Klinik schon oft den Monohandschuh anlegen lassen, auch mit Korsett und Ballettstiefeln, trotzdem war es jetzt etwas Neues, sehr Erregendes. Da war ihr Mundverschluß, die strenge Haube und das verlorene Augenlicht.
Obwohl ihre Haube angeblich nur aus Stoff war, war sie doch so streng, dass Maria sie um ihren ganzen Kopf spürte. Wenn sie jetzt jemand berühren würde, dann würde sie explodieren, da war sie sich sicher.
Sie war geradezu erleichtert, als sie hörte, wie zunächst Sarah festgeschnallt wurde. Anscheinend gab die Oberschwester Anweisungen und Betty hatte sie auszuführen. Sarah wurde mit Riemen festgeschnallt, so vermutete Maria.
Gleich darauf wurde ihr das Klinik-Nachthemd abgenommen, welches unterhalb ihrer Arme nur von kurzen Bändeln zusammengehalten wurde, so dass es trotz ihres angelegten Monohandschuhs ausgezogen werden konnte. Nachdem sie auf ein Trittbrett geführt und leicht vorgebeugt an eine leicht geneigte gepolsterte aufrechte Fläche angelehnt wurde, spürte sie, wie sich die Riemen um ihren Körper legten, und nur die nervige Stimme der Oberschwester hielt sie noch davon ab, sich ihren Gefühlen hinzugeben.
»Hier dieser Riemen ist noch locker« hörte sie die Stimme der Oberschwester, »den ziehen sie bitte noch fest.«
Maria merkte, wie an den Riemen gewackelt wurde. Dann spürte sie, wie mehrere Klebepads an und um ihre Schultern angebracht wurden, von denen Kabel abgingen, die sie streiften. Ein unangenehmer Moment war, als die Oberschwester ihre in den Handschuh geschnürten Arme anhob, um Betty Gelegenheit zu geben, weitere Klebepads auf ihrem Rücken unter ihren Schulterflügeln anzubringen. Doch Betty arbeitet schnell, und ihre Arme wurden bald wieder herabgelassen. »Schalten sie dann die Maschine ein und kommen sie ins Schwesternzimmer.«
Maria hielt den Atem an, als sie die Tür ins Schloss fallen hörte. Ihr ganzer Körper spannte sich an und sie hoffte insgeheim, dass die Riemen sie festhalten würden.
Es dauerte keine zwei Sekunden nach Einschalten der Maschine, in denen Maria die ersten Reiz- und Kribbelströme auf ihrem Rücken spürte, dass sie in einem gewaltigen Orgasmus kam. Sie schrie laut in den Knebel und zerrte wie wild an den Riemen.
Erst sie Bettys Stimme hörte, beruhigte sich Maria wieder. »Es tut mir leid, wenn es weh tut, aber ich darf die Einstellungen nicht ändern.« Wie durch einen Nebel spürte Maria, wie eine Hand über ihren Körper strich. »So schlimm ist es doch gar nicht.« hörte sie ihre Stimme.
Maria kam erst wieder kurz zu sich, als sie spürte, wie die Riemen langsam gelöst wurden. Bis dahin war sie in einer Traumwelt, in der sie von tausend Händen berührt wurde und in der sie sich ihrer Umgebung komplett hingeben konnte. Sie liebte es, sich gegen ihre Fesseln mit all ihrer Kraft zu wehren, wenn sie wusste, dass die Fesseln sie mit mehr Kraft festhielten, als sie aufbringen konnte. Dazu kam das Wissen, ihrer Stimme beraubt zu sein. Sie bedauerte es sehr, dass ihr ihre Stimme bald wieder gehören würde.
Fast die ganze Massage war ein einziger langer Orgasmus. Als der Riemen um ihren Bauch gelöst wurde, sank sie einfach in sich zusammen.
»War die Massage zu schlimm?« Betty kniete vor ihr und blickte sie sorgenvoll an.
Maria schüttelte den Kopf. »Nein, das hatte anderen Gründe.« Sie wurde etwas rot dabei.
Auf einmal grinste Betty etwas verschlagen. »ich hatte dich ja schon länger in Verdacht.«
Maria legte ihren Finger auf den Mund. »Bitte nichts verraten.« Erst jetzt realisierte sie ihren Zustand und bemerkte, dass sie die Haube, die Mundformen und ihren Handschuh nicht mehr trug und stattdessen in einem Klinik-Rollstuhl saß, vor dem Betty nun kniete. »Wo bin ich?«
»Wir sind auf dem Rückweg vom Zahnarzt.« Betty beschrieb ihr, dass sie nach der Massage einfach zusammengebrochen war. »Wir hatten erst etwas Schlimmeres vermutet, doch die Notärztin hat mir dann verraten, was mit dir los war.« Sie streichelte Maria über den Kopf. »Die Oberschwester weiß davon nichts.«
Erst jetzt realisierte Maria, dass sie wieder über ihre Stimme verfügte. »Wo ist Sarah?«
»Sie wartet im Zimmer auf dich.« Betty grinste. »Ich glaube, sie hat die Massage auch ´genossen´.«
Maria musste lächeln, als sie in ihr Zimmer kam. Auf dem Tisch stand noch der Kuchen und der mittlerweile kalte Kaffee. »Muss ich das noch essen?« fragte sie Betty, als sie aus dem Rollstuhl aufgestanden war.
»Nein, das räume ich weg.« Sie stellte das Tablett auf die Sitzfläche des Stuhls. »Gleich gibt es Abendessen.«
»Da bist du ja endlich.« Sarah kroch aus dem Bett. »Wie geht es dir? Wir haben uns Sorgen gemacht.«
Maria und Betty blickten sich kurz an. Maria bemerkte dabei Bettys fragenden Blick, und als sie nickte, grinste Betty zu Sarah. »Sie ist auch geflogen.« Sie zögerte einen Moment. »Sogar noch heftiger als du.«
Sarah blickte Maria verwundert an. »Du auch?«
Maria blickte beschämt zu Boden. Ihr ´Ja´ war sehr leise.
»Na dann willkommen im Club.« Bei Sarah war die Befangenheit gewichen. »Ich komme bei fast jeder Behandlung.«
»Und Betty weiß das?« fragte Maria sehr vorsichtig.
»Sie ist meine Komplizin.« Sarah warf einen intensiven Blick zu Betty. »Und ich glaube, sie hat auch Spaß daran, mich so zu quälen.«
»Wieso?« Betty grinste breit. »Das haben doch alles die Ärzte angeordnet.« Dann fiel ihr Blick auf die Uhr. »Der Dienst ruft.« seufzte sie. »Ich muss zum Essen austeilen, sonst holt sie mich wieder.« Es war allen klar, dass die Oberschwester gemeint war.
Maria war sehr erleichtert, dass sie von Sarahs Verbindung zu Betty erfahren hatte. Vielleicht konnte ihr Betty auch dabei helfen, den Zugang zu Sarah zu finden.
* * *
Selma blickte ihren Enkel verschwörerisch an. »Paul, kannst du kurz zu Marias Haus gehen und den Schlüssel holen?«
Paul machte sie sofort auf den Weg. Er war sehr gespannt, was seine Oma mit Leonie vor hatte.
»Du wirst bei uns schlafen.« Selma ging zur Tür. »Kommst du bitte mit?«
Leonie ging es fast etwas zu schnell, doch sie musste sich eingestehen, dass sie auch sehr naiv in dieses Abenteuer gestartet war. Über so etwas wie ein Hotelzimmer hatte sie natürlich nicht nachgedacht. Sie stand auf und ging Pauls Oma hinterher.
»Wir haben hier im Haus so etwas wie eine zweite Wohnung. Hier kannst du bleiben und trainieren.« Selma erklärte dies, während sie die Treppe hinauf stieg.
Leonie ging verwundert, aber gehorsam hinterher.
»Dies ist unser Gästezimmer.« Selma öffnete die Tür und trat ein. Hinter ihr betrat Leonie das Zimmer und bemerkte ein Bett, ein Nachtschränkchen sowie einen Tisch mit zwei Stühlen und einen großen Schrank.
Selma ging zum Schrank und öffnete ihn. Sie nahm einen Stapel heraus und reichte ihn Leonie. »Du kannst schon mal das Bett beziehen.« Sie drehte sich zur Tür. »Ich muss noch etwas holen.« Sie verließ das Zimmer.
Leonie war zunächst erleichtert, dass ihr Zimmer-Problem so einfach gelöst war. Doch während sie das Laken aufzog, fiel ihr auf einmal auf, dass an dem Bett an allen vier Ecken Metallösen angebracht waren. Sie begann zu zittern, denn sie wusste, was mit diesen Ösen gemacht werden konnte. Beim Bett ihrer Schwester gab es diese Ösen ebenfalls, und sie war sich sicher, dass sie für Fesselungen gedacht waren. Ob Leonie dieses Ösen wohl auch einmal würde benutzen dürfen? Sie begann etwas zu zittern, während sie den Bettbezug aufzog.
»Ein Nachthemd oder einen Pyjama hast du vermutlich nicht eingepackt.« Selma betrat wieder den Raum.
Doch als Leonie sah, was Selma mitgebracht hatte, erstarrte sie. Die Halbkugeln aus Metall ließen keinen Zweifel daran, das es ein Keuschheits-BH war.
»Zieh dich aus.« sagte Selma eher beiläufig. Sie legte die mitgebrachten Sachen auf den Tisch.
Leonie erkannte jetzt auch die vier Ledermanschetten und begann zu erkennen, was wohl als nächstes mit ihr passieren würde. Doch sie zögerte.
Selma lächelte in sich hinein. Jetzt könnte sie den ersten Schuß abgeben. »Ich habe von dir Gehorsam verlangt. Wenn du dem nicht nachkommst, kannst du jederzeit wieder gehen.«
Leonie erschrak. »Nein, bitte schicken sie mich nicht weg. Ich will gehorchen.«
»Dann ziehe dich jetzt aus.« Selma blickte auf das Bett. »Ich kümmere mich noch um das Kopfkissen.«
Leonie war etwas irritiert, denn sie hatte angenommen, sie hätte das Kopfkissen noch beziehen müssen.
»Nun?«
»Ich bitte um Entschuldigung, es kommt alles etwas überraschend.« Leonie begann sich auszuziehen.
»Wir müssen dieses Ding noch auf deine Größe einstellen.« Sie griff sich den Metall-BH und hantierte daran herum.
Leonie hätte gern angemerkt, dass sie doch eigentlich von ihrem Keuschheitsgürtel befreit werden wollte, doch sie war schon zu sehr eingeschüchtert. Gehorsam streifte sie ein Kleidungsstück nach dem anderen ab, bis sie schließlich bis auf den Keuschheitsgürtel nackt im Zimmer stand.
»Du darfst gern mit anfassen.« Selma gab sich ernst, als sie Leonie den BH umlegte und auf ihre Größe einstellte.
Die Haustür war zu hören. »Wir sind oben im Gästezimmer.« Selma rief es aus der Tür. »Kommst du bitte herauf?«
Paul ging langsam die Treppe hoch, nachdem er die Haustür hinter sich geschlossen hatte.
Leonie wollte Paul nicht nackt gegenüber treten, und so half sie mit, sich den Keuschheits-BH anzulegen. Als Paul ins Zimmer trat, war Leonie gerade dabei, das Schloss zwischen ihren Brüsten anzubringen.
»Hier ist der Schlüssel.« sagte Paul und legte ihn auf den Tisch. Sein Blick fiel auf die Ledermanschetten, die seine Oma auf den Tisch gelegt hatte. Es gab ihm einen kleinen Stich, denn es waren die Manschetten, mit denen er auch Maria ans Bett gefesselt hatte.
Selma hatte die Bettdecke über das Fußteil gelegt und bat Leonie, sich auf das Bett zu legen.
Normalerweise hätte Leonie protestiert, weil sie so früh nie ins Bett ginge, doch Selmas autoritäre Ausstrahlung bewirkte, dass sie der Bitte widerspruchslos nachkam.
Selma griff sich zwei der Manschetten vom Tisch und reichte Paul wortlos eine davon, dann ging sie zum Bett und blickte Leonie streng an.
Leonie schluckte, dann streckte sie ihre Arme nach oben in Richtung der Ösen, die sie dort schon entdeckt hatte. Sie hatte zwar gehofft, sie einmal ausprobieren zu können, doch jetzt ging es ihr eher zu schnell. Kaum hatte sie ihre Arme in die erforderliche Position gebracht, als sie auch schon das Leder um ihre Handgelenke spürte.
Ihre Beine spreizte Leonie ohne weiteren Befehl, es war ihr einfach klar, was von ihr erwartet wurde. Sie begann leise zu keuchen. Ihre Ankunft in Landsbach hatte sie sich weniger spektakulär vorgestellt.
Auf einmal spürte sie ein gleichzeitiges Ziehen an Händen und Füßen; und ganz plötzlich schoss der Orgasmus durch ihren Körper. Sie zerrte wie wild an ihren Fesseln, doch die Lederriemen hielten sie verlässlich fest. Dann wurde es schwarz vor ihren Augen.
»Nur eine kurze Ohnmacht.« Selma blickte etwas besorgt auf Leonie.
Leonie blickte sich um. Sie war immer noch in dem Gästezimmer auf das Bett gefesselt, doch sofort spürte sie, dass sie ihren Keuschheitsgürtel nicht mehr trug. Auf einmal spürte sie Hände an ihrer intimsten Stelle und sie blickte sich erstaunt um. Paul war nicht im Raum, also war es Selma, die sie dort anfasste. Der Duft von Penaten lag in der Luft, und auf einmal erkannte Leonie, was Selma gerade machte. Sie cremte sie ein.
»Wenn man den Gürtel so lange trägt, bilden sich manchmal Druckstellen. Ich creme sie ein.« Selma wollte Leonie ein paar Erklärungen geben, was in ihrer Ohnmacht passiert war. »Paul holt noch etwas Babypuder.«
Leonie blickte Selma verwundert an, doch sie wagte es nicht, eine Frage zu stellen.
»Du wirst die nächsten Wochen weiter den Gürtel tragen, wenn ich dich ausbilde.« Selma hatte die ernste Miene aufgesetzt. »Bist du einverstanden?«
Obwohl Leonie sich so sehr danach gesehnt hatte, den Gürtel endlich loszuwerden, nickte sie vorsichtig. Die Gefahr, von Selma weggeschickt zu werden war größer als die Beschwernisse, den Gürtel noch einige Zeit tragen zu müssen. Tief in ihrem Inneren regten sich Gefühle, von denen sie nicht gar wusste, dass sie solche überhaupt hatte.
* * *
Sarah und Maria waren sich einig, dass sie nach dem anstrengenden Tag sofort ins Bett wollten. Doch statt der Oberschwester kam Marias Mutter zusammen mit Betty herein, um sie beim Zubettgehen zu begleiten. »Die Oberschwester habe ich in den Keller geschickt.« Sie grinste. »Sie muss nicht mitbekommen, was ich mit euch zu besprechen habe.«
Frederike ging auf ihre Tochter zu. »Die Notärztin hat mir von deinem Vorfall berichtet.« Sie blickte ihre Tochter mit einer gewissen Anspannung an.
Maria blickte schuldbewusst zurück. »Ich ... Ich..« Sie stotterte etwas.
Frederike gab sich alle Mühe, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. »Ein Orgasmus kann durchaus als Schmerzmittel eingesetzt werden, denn die dabei produzierten Endorphine sind ein körpereigenes Schmerzmittel. Damit lassen sich viele Behandlungen leichter ertragen. Das ist therapeutisch sogar sehr sinnvoll.«
Maria war sich nicht sicher, ob sie ihre Mutter richtig verstanden hatte.
»Du meinst, wir dürfen...« Sie stockte ein wenig. »Wir müssen?«
Frederike war über die Reaktion ihrer Tochter erleichtert. »Ich bespreche das noch mal mit Betty.« Doch dann fiel ein Schatten über ihr Gesicht. »Ihr dürft euch nur nicht von der Oberschwester erwischen lassen.« Sie seufzte. »Ich habe mehrmals versucht, ihr diese Therapie zu erklären, doch sie will es einfach nicht hören.«
Sie ging zu Betty »Ich habe Vertrauen zu dir.« Sie streichelte sie über das Gesicht. »Ihr könnt euch ihr vollkommen anvertrauen.« Sie lächelte. »Ich weiß, dass du etwas sadistisch veranlagt bist. Aber du verstehst es gut, Dienst und Privatleben zu trennen. Ich habe Vertrauen zu dir.«
Sie blickte zu Sarah. »Außerdem haben wir einen gemeinsamen Feind, dass verbündet auch.« Sie ließ es aber offen, ob sie auf den Herzog, den Investor oder beide anspielte.
|
|
Wölchen |
|
Stamm-Gast
Beiträge: 688
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria
|
Datum:07.03.16 08:10 IP: gespeichert
|
|
Tolle Fortsetzung.
Offensichtlich bekommt jetz Leonie mehr als sie sich gewünscht had.Und auch Selma bekommt etwas zum spielen,mal sehen was sie sich so einfallen läßt.Mal schaun was da noch so kommt.Aber Paul muß aufpassen,das er Maria nicht verletzt wenn er seine Oma mit Leonie hilft.
Auf alle Fälle,vielen Dank für einen weiteren tollen Teil.
mfg Wölchen.
|
|
Story-Writer
München
Beiträge: 631
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria
|
Datum:07.03.16 16:25 IP: gespeichert
|
|
Zitat | Wie immer, hervorragende Fortsetzung |
Danke
Zitat | Bin ja mal gespannt, ob es für Sarah doch noch eine Lösung für ihren Alptraum gibt. Naja, ich lass mich mal überraschen. |
Es wird sich bald klären...
Zitat | Was ist eigentlich aus dem Ponykostüm für Maria geworden? |
Wird auch noch kommen... allerdings erste "nächste Woche"...
|
|
Story-Writer
München
Beiträge: 631
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria
|
Datum:07.03.16 16:29 IP: gespeichert
|
|
Zitat | Deine anderen Geschichten habe ich auch mit viel interesse gelesen. |
Danke, freut mich...
Wenn du zufällig eine Idee hast, wie man die Geschichten "Der Mantel der Studentin" fortsetzen könnte?
|
|
Story-Writer
München
Beiträge: 631
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria
|
Datum:07.03.16 16:32 IP: gespeichert
|
|
Zitat | Hallo gag_coll, ich möchte mich meinen Vorrednern bzw. -schreibern anschließen. Ich lese Maria genauso gerne wie deine anderen Geschichten. Leider hast du ja Vinctae in Monastario Antiquo nicht weitergeführt. (Die Gründe hattest du ja angeführt). Vielen Dank fürs schreiben und ich hoffe, du hast noch viel Stoff und Zeit und Lust und, und, und. |
Hallo suchender,
was würdest du denn in Vinctae in Monastario Antiquo als nächstes lesen? Hättest du Ideen, was über die Mädchen zu berichten wäre?
|
|
Story-Writer
München
Beiträge: 631
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria
|
Datum:07.03.16 16:37 IP: gespeichert
|
|
Zitat | Hallo gag-coll,
auch von mir wieder ein herzliches Dankeschön für die schönen Fortsetzungen.
Und Danke dafür, das Maria endlich auf den Gedanken gekommen ist, alle Beteiligten ins Boot oder Gespräch zu holen.
Die Klinik ist doch ideales Tabu-Gelände.
Der Ehemann in spe (möglichst mit Geliebtem) sollte mal mit beiden Mädels reden.
Es besteht doch die Möglichkeit zweier \"Ehen\", noch dazu wenn er homosexuell ist.
Das sollte wahrscheinlich auch in Brasilien nicht sooo öffentlich werden.
Allerdings den Nachwuchs austragen wird wohl Sarah müssen.
Da hat die Natur leider Grenzen gesetzt, auch wenn viele Frauen dies ableugnen wollen.
Ich warte sehnsüchtig auf mehr. |
Hallo pardofelis,
deine Ahnungen sind ziemlich gut...
Danke für das Feedback...
|
|
der suchende |
|
Stamm-Gast
Beiträge: 175
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Vinctae in Monasterio Antiquo
|
Datum:07.03.16 20:01 IP: gespeichert
|
|
Hallo gag_coll, vielen Dank für deine Anfrage. Zum Beispiel würde ich gerne etwas über die Gruppe "Gelb" lesen, dann z.B. über die Ponygirls und natürlich wie es mit Kirsten und ihrer Mutter weitergeht. Nochmals vielen Dank für deine hervorragende Schreibarbeit.
Gruß aus München
|
|
Stamm-Gast
Großraum Köln-Bonn
Das Leben ist sch...., aber die Graphik ist geil!
Beiträge: 523
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria
|
Datum:07.03.16 21:02 IP: gespeichert
|
|
Hallo cag_coll.
Je mehr ich von deiner Geschichte lese, desto süchtiger werde ich nach ihr. Eine echt super Arbeit und sehr gut geschrieben.
Bin ja mal gespannt, was Leonies Eltern zu ihrem neuen Streich sagen werden.
Und für Pauls Oma scheint ja wohl das Rentendasein zu Ende zu sein. Die stürtzt sich mit vollem Eifer in die Erziehung von Leonie.
Jetzt geht ja an allen Fronten die Post ab!
MfG Rainman
|
|
kamikazekifferin |
|
Freak
Von nichts kommt nichts
Beiträge: 151
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria
|
Datum:07.03.16 21:53 IP: gespeichert
|
|
Zitat |
Jetzt geht ja an allen Fronten die Post ab!
MfG Rainman |
Ich bitte drum
gruß Kami
|
|
Story-Writer
München
Beiträge: 631
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Vinctae in Monasterio Antiquo
|
Datum:08.03.16 05:10 IP: gespeichert
|
|
Zitat | Zum Beispiel würde ich gerne etwas über die Gruppe \"Gelb\" lesen, dann z.B. über die Ponygirls und natürlich wie es mit Kirsten und ihrer Mutter weitergeht. |
Hallo suchender,
das bringt mich dazu, doch mal etwas konkreter über eine Fortsetzung nachzudenken...
Vielen Dank
gag_coll
|
|
Story-Writer
München
Beiträge: 631
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria Kapitel 13 - In Amerika - Teil Neun
|
Datum:10.03.16 05:43 IP: gespeichert
|
|
Maria
Kapitel 13 - In Amerika - Teil Neun
Autor: Karl Kollar
Dienstag, 31. August 1984
Wie auch die Male zuvor wachte Maria am zweiten Behandlungstag mit heftigem Muskelkater auf. Natürlich wusste sie, dass sie es positiv zu nehmen sollte, doch da sie bei jeder noch so kleinen Bewegung daran erinnert wurde, tat sie sich mit den guten Ratschlägen der Schwestern und ihrer Mutter sehr schwer.
»Was haben wir gestern bloß gemacht?« Sarah streckte sich, nachdem Betty sie befreit hatte.
Insgeheim ärgerte sich Maria. Sie wachte jetzt schon zum dritten Mal im S-Fix auf und wieder konnte sie es nicht so genießen, wie sie sich das eigentlich vorgestellt hatte. Dies schien sich zu einem Running Gag zu entwickeln.
Ihr Blick fiel auf den Plan, der neben der Tür hing und bei dem die handschriftliche Änderung sie sofort an den wichtigen Termin heute erinnerte.
Sarah hatte ihr gesagt, was sie vorhatte, und Maria hatte ihr versprochen, sie dabei zu unterstützen. Dass sie dabei nicht unbedingt im Interesse ihrer Mutter handelte, war ihr bewusst, doch sie war bereit, für die Ängste der Prinzessin ihre eigenen Interessen zurückzustellen.
Seufzend schwang sie sich aus dem Bett, um sich dem morgendlichen Klinikgeschehen zu stellen.
* * *
»Frühstück.« Betty strahlte, als sie die Zimmertür öffnete und die beiden Tabletts herein trug.
»Warum hast du so gute Laune?« Sarah wunderte sich. »Ist die Oberschwester krank?«
»Schön wäre es.« Sie grinste. »Aber der Herzog hat veranlasst, dass ich nur noch euch zwei betreuen muss.« Sie stellte Maria das Tablett auf den Tisch und wartete, bis Sarah sich gesetzt hatte. Dann schloss sie ihren Beutel an.
Doch dann seufzte sie. »Die Oberschwester verlangt, dass ich über jeden Handgriff Buch führe. Sie ist mit der Anweisung vom Herzog so gar nicht einverstanden.«
Sarah lächelte.
* * *
»Der Chef meinte, ihr wollt mir vielleicht noch ein paar Fragen stellen?« Die Schwester, die die Katheter-Strumpfhose vorgeführt hatte, betrat das Zimmer »Er kommt dann etwas später vorbei und bringt eure Exemplare mit.«
Maria war etwas erstaunt. »Wir müssen doch dann rudern.«
»Aber doch keine drei Stunden.« Die Schwester war verwundert. »Obwohl, er hat gesagt, dass wir für das Anziehen nur wenig Zeit haben.« Sie strahlte. »Freut ihr euch schon?«
»Worauf sollen wir uns freuen?« Maria war etwas verärgert. »Aufs Rudern oder dass uns jemand am Unterleib herumfummelt?«
»Entschuldigt bitte, das war ungeschickt von mir.« Die Schwester entschuldigte sich. »Also, was wollt ihr wissen?«
Maria war zwar erleichtert, dass ihr dieses Mal die wenig geliebten Windeln erspart blieben, doch begeistert war sie nicht. »Sie werden das schon richtig machen.«
Sarah wollte auch nichts weiter wissen, sie war viel zu sehr mit der anstehenden Prüfung beschäftigt.
»Kommt dann bitte in den Aufenthaltsraum.« Die Schwester ging zur Tür und öffnete sie. »Ich soll euch mitbringen, wenn ihr keine Fragen mehr habt.«
Im Aufenthaltsraum war schon viel los. Die Oberschwester beaufsichtigte Betty, die einen gynäkologischen Stuhl aufbaute. Eine weitere Schwester half dem Urologen, seine Tasche auszupacken und die benötigten Dinge bereit zu legen.
Maria wunderte sich über den großen Auflauf, doch sie wagte es nicht, sich zu äußern.
»Was glauben sie denn?« Die Oberschwester schien ihre Verwunderung trotzdem bemerkt zu haben. »Wir müssen ihnen den Keuschheitsgürtel abnehmen, und dafür gibt es einige Vorschriften.« Sie drehte sich zu Betty. »Sind sie fertig?«
Betty keuchte etwas. »Nur noch diese Schraube festziehen.« Ihre Bewegungen wurden schneller.
»Sarah, sie fangen an.« Die Oberschwester machte eine einladende Handbewegung in Richtung des Stuhls.
Die Oberschwester wartete, bis Sarah auf dem Stuhl Platz genommen hatte, dann drehte sie sich wieder zu Betty. »Wir haben hier eine Anwendung der Stufe zwei, was bedeutet das?«
»Die Arme und Beine der Patientin müssen vor Beginn der Behandlung fixiert werden.« Sie zitierte anscheinend aus einem Lehrbuch oder einer Vorschrift. »Und die Augen werden verschlossen.«
Maria bemerkte, dass Betty bemüht war, ihr Gesicht zu verstecken. Doch Maria genügte ein kurzer Blick um zu erkennen, wie erregt Betty in diesem Moment war.
Was mit ihr selbst passierte, dass bekam Maria so gut wie gar nicht mit. Betty hatte sie genauso wie Sarah festgeschnallt und ihr die Augenbinde über die Augen gezogen. Der Arzt hatte ihr noch mit leiser Stimme erklärt, dass er ein Kältespray einsetzen würde, und dass sie dann gar nichts spüren würde.
Das erste, was sie bewusst spürte, war das Anziehen der Strumpfhose.
»Beeilen sie sich bitte.« Die Oberschwester befahl Betty, Maria wieder loszuschnallen. »Die Mädchen müssen dann zum Rudern.«
Maria seufzte. Insgeheim hatte sie gehofft, dass es ihr vielleicht erspart bleiben würde, doch genauso wusste sie, dass die Hoffnung vergeblich sein würde.
Sie blickte an sich herunter und war fast ein wenig enttäuscht. Es sah sehr unauffällig aus. Ihre Beine waren jetzt eine Winzigkeit dicker, und der Keuschheitsgürtel war über der Strumpfhose angelegt. Immerhin zeigten ihre Beine jetzt dieses Glänzen, das sie schon bei den Faschingsgarden immer bewundert hatte.
* * *
Während der zweiten Pause kam Betty vorbei. »Ihr sollt mitkommen.«
»Was ist denn nun schon wieder?« Maria versuchte Ärger vorzutäuschen. In Wirklichkeit war ihr alles recht, wenn das Rudern damit verkürzt würde.
»Die Firma Stonemiller ist da wegen der Exoskelette.« Betty schien nicht zu wissen, um was es ging. »Sie wünschen ein Maßnehmen.«
»Oh nein, er hat das wirklich ernst genommen.« Sarah keuchte heftig.
»Was ist denn ein Exoskelett?« Maria fragte Sarah, als sie auf dem Weg in die Eingangshalle waren. Sie hatte den Begriff noch nie gehört.
»Es war auf einem der letzten Familienfesten, zu vorgerückter Stunde.« Sarah seufzte. »Ich hatte schon etwas getrunken.«
»Was ist passiert?« Maria ahnte, dass etwas Unheilvolles kommen würde.
»Wir Jugendlichen waren eigentlich unter uns.« Sarah seufzte noch einmal. »Wir haben von unseren geheimen Träumen berichtet und überlegt, wie man sie verwirklichen könnte.«
»Und dein Wunsch war was?« Maria hatte noch keine Idee, was kommen würde.
»Ich habe gesagt, dass ich gern eine Puppe wäre.« Es fiel Sarah nicht leicht, über das Thema zu sprechen. »So wie Barbie.«
»Wer hat nicht davon geträumt?« Maria verstand noch nicht, worauf Sarah hinaus wollte.
»Der damalige Verlobte meine Schwester hat gesagt, er hätte da Kontakte zu einer Firma, die sich mit Raumfahrt befasst.« Sarah blieb stehen und drehte sich zu Maria. »Mit einem Exoskelett können alle Gelenke kontrolliert und versteift werden. Es ist wie eine Ritterrüstung.«
»Ja und?« Maria begriff noch nicht die Zusammenhänge.
»Irgendwie hat er von meinem Wunsch erfahren und hat für mich so ein Modell bestellt.« Sarah hatte Entsetzen in der Stimme. »Jetzt kommen sie zum Maßnehmen.«
Betty hatte bisher geschwiegen, jetzt drehte sie sich um und grinste. »Ich freue mich schon.« Sie drehte sich weiter zu Maria. »Für dich ist auch eines bestellt.«
Das Maßnehmen verlief vollkommen unspektakulär. Vier Frauen waren von der Firma gekommen, und sie waren die ganze Zeit nur damit beschäftigt, Marias und Sarahs Körper zu vermessen.
»Was machen sie da?« Frederike kam in die Eingangshalle.
»Wir haben eine Bestellung bekommen und sind zum Maßnehmen hier.« Eine der Frauen reichte Marias Mutter eine Mappe. »Hier sind auch noch ein paar Prospekte.« Sie legte die Handzettel auf den kleinen Tisch an der Wand.
Frederike blätterte die Mappe durch. Maria blickte ab und zu zu ihrer Mutter und bemerkte, wie sich deren Miene wandelte. Zunächst war es noch Ablehnung und Widerwillen, doch gegen Ende der Mappe erkannte Maria so etwas wie Faszination. »Wann wird das fertig sein?«
Die Frau, die so etwas wie die Leiterin zu sein schien, antwortete. »Wir brauchen eine Woche für die Fertigung und dann noch mal zwei Tage für das Finetuning.«
»Faszinierend.« Frederike gab die Mappe zurück. »Warum erfahre ich erst jetzt, dass es so etwas gibt?«
»Mama?« Maria war entsetzt. Doch zu ihrem Erstaunen strich Frederike ihrer Tochter nur über den Kopf. »Du wirst das schon schaffen.« Sie blickte auf die Uhr. »Wenn ihr hier fertig seid, dann geht am besten gleich zum Mittagessen. Schwester Sandy wird euch dann ab zur ´Prüfung´ abholen.«
Sarah ergriff Marias Hand und drückte sie.
»Du denkst daran, was du mir versprochen hast?« Sarah flüsterte, als Frederike außer Hörweite war.
»Ja klar.« Maria spürte die Ängste der Prinzessin sehr deutlich. »Habe ich doch gesagt.«
* * *
Leonie hatte ihrer Schwester nur erzählt, dass sie wieder ein Abenteuer vor sich hatte, aber was sie genau machen wollte, hatte sie nicht gesagt. Jetzt hatte sie sich in den Flur im Erdgeschoss zum Telefon geschlichen und Christine angerufen. »Ich bin in Landsbach bei Paul.«
»Das hätte ich mir ja fast denken können.« Christine musste lachen, als sie das hörte. »Pass auf dich auf.«
»Klar.« Leonie verdrehte kurz die Augen. »Stell dir vor, Maria ist in Amerika und ich bin mit ihm allein. Jetzt werde ich ihn um den Finger wickeln. Ich freue mich schon auf die strengen Fesselungen.«
Selma legte das Geschirrhandtuch weg, ging langsam zu der Küchentür und blieb davor stehen. Sie wollte erst hören, was dieses Mädchen zu telefonieren hatte, bevor sie sie dabei ertappen würde.
»Ich habe Margaretes Ausbildungsplan dabei. Sie hat mir versprochen, mich auszubilden.« Leonie vergaß vor lauter Begeisterung, dass sie eigentlich leise telefonieren wollte.
»Wer? Maria?« fragte Christine etwas verwundert.
»Nein, die Oma vom Paul.« Sie berichtete, was sich gestern schon im Gästezimmer ereignet hatte.
Selma war der Meinung, genug gehört zu haben. Wenn sich dieses Mädchen strenge Fesselungen wünschte, dann würde sie diese auch bekommen. Selma lächelte, als sie an den alten Spruch dachte. »Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünscht, es könnte wahr werden.« Sie öffnete die Küchentür und trat geräuschvoll in den Flur. Sie blickte Leonie streng an.
»Ich muss Schluss machen«, sagte Leonie hastig, als sie Selma entdeckte, dann legte sie auf und blickte Selma verlegen an.
»Hast du gefragt, ob du telefonieren darfst?« Selma wusste, das es ein wichtiger Moment für das zukünftige Zusammenleben sein würde.
»Nein.« Leonie war verlegen.
»Hatte ich dir das Telefonieren erlaubt?« fragte Selma im gleichen Tonfall.
»Nein.« Leonie war sehr eingeschüchtert.
»Bitte gehe jetzt auf dein Zimmer und denke dir eine Strafe für dich aus.« Selma drehte sich um und ging wieder in die Küche.
Leonie war bis ins Mark getroffen. Sie war jetzt nicht einmal einen Tag bei Frau Mohr und hatte sich schon die erste Strafe eingehandelt. Zudem noch eine Strafe, die sie sich selbst aussuchen musste. Langsam ging sie die Treppe hoch, während sie darüber grübelte, was sie Pauls Oma als Strafe anbieten konnte.
* * *
Es ärgerte Frederike, dass sie bei der sogenannten Prüfung nicht dabei sein durfte, doch der Herzog hatte stets darauf bestanden, dass nur er und eine Schwester anwesend waren. So blieb ihr wie die Male zuvor nur, es abzuwarten und auf die Ergebnisse zu warten, die die Schwester vorbei bringen würde.
Schwester Betty betrat das Büro und reichte Frederike zwei Zettel. »Dies sind die Prüfungsergebnisse.« Vor dem letzten Wort hatte sie eine deutliche Pause gemacht. Obwohl sie keine Miene verzog, war doch deutlich zu hören, was sie von dieser Art von Prüfung hielt.
Frederike sah sich die ca. 20 Werte an, erst bei Sarah, und dann die von ihrer Tochter. Doch dann stutzte sie. »Das kann doch nicht sein.« Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und ließ den Blick immer wieder zwischen den Listen hin und her wandern. Sowohl Maria als auch Sarah zeigten beide sehr schlechte Werte.
Sie hatte noch nie etwas von den Kriterien gehalten, die sich der Herzog ausgedacht hatte, doch sie hatte es bisher auch nie gewagt, ihn darauf anzusprechen. Der Abstand der Finger bis zum ersten Halswirbel sagte ebenso wenig etwas aus wie der Abstand der Ellenbogen. Aber der Herzog glaubte, damit den so dringend erwarteten Fortschritt messen zu können. »Wer hat gemessen?«
Betty war etwas verlegen. »Schwester Sandy.« Sie blickte zu Boden. »Der Herzog war mehr als sauer, besonders von Marias Werten. Er fragt sich, ob dies wirklich die richtige Klinik sei.«
Auch die Werte von den Kraftmessungen waren schlecht, nur die Werte, die die Ausdauer maßen, waren in Ordnung und wie immer.
»Wo sind die Mädchen jetzt?« Frederike wollte ihre Tochter zur Rede stellen. Sie hatte einen Verdacht, dem sie unbedingt nachgehen wollte.
»Ich habe sie vorhin beim Zahnarzt abgeliefert.« Betty war sichtlich verunsichert. »Er möchte noch mal ein paar Sachen nachmessen.«
»Ach ja«, Frederike erinnerte sich an das, was abgesprochen war. »Ich muss unbedingt mit meiner Tochter reden.«
Bei dem Gedanken an den Mundverschluß erschauderte sie. Diesen Gegenstand wollte sie ihrer Tochter eigentlich sehr gern ersparen, denn sie hielt ihn für zu grausam. Doch jetzt sah sie keine Möglichkeit mehr, es abzuwenden.
Es klopfte. Nach ihrem ´Herein´ betrat der Herzog den Raum. Seine Miene verhieß nichts Gutes. »Bitte setzen sie die erste Verschärfung in Kraft.«
Frederike seufzte innerlich. Sie hatte sehr gehofft, es müsse nicht dazu kommen, doch jetzt sah sie keine Handhabe mehr, um es noch zu verhindern. »Die Mädchen sind jetzt schon wieder bei der Elektro-Massage, es wäre medizinisch nicht klug, das zu unterbrechen.« Sie hoffte, dass sie es eindringlich genug darstellte.
»Hmm... gut, Aber morgen früh will ich alle geplanten Maßnahmen umgesetzt wissen.« Der Herzog drehte sich um und verließ das Büro.
* * *
»Was habt ihr euch bloß dabei gedacht?« Frederike war sichtlich enttäuscht.
Maria war der Bitte ihrer Mutter gefolgt und war nach dem Abendessen zu ihr ins Büro gekommen. Sie ahnte, dass sie eine Dummheit begangen hatte und schob entsprechend ein schlechtes Gewissen vor sich her. Sie schwieg.
»Der Herzog hat die Verschärfung der Maßnahmen gefordert.« Frederike war verärgert. »Außerdem stellt er mein Programm in Frage, weil es bei dir ja auch nicht wirkt.«
Erst jetzt begriff Maria, welchen Schaden sie angerichtet hatte. »Aber ich wollte doch nur Sarah helfen.« Mit leiser Stimme begann sie von Sarahs Ängsten zu erzählen.
* * *
Leonie war nach ihrem Telefonat wie von Selma befohlen in ihr Zimmer gegangen und hatte sich auf das Bett gesetzt. Sie grübelte lange darüber nach, was sie sich als Strafe ´wünschen´ sollte. Doch je länger sie darüber nachdachte, desto entspannter wurde sie. Es musste ja nur eine Strafe sein, von der Pauls Oma denken würde, dass es eine Strafe sein würde. Ob sie selbst es als Strafe empfinden würde, konnte sie ja nicht wissen. Doch ihr fiel nichts ein, was sie sich wünschen sollte.
Selbst als sie die Schritte von Selma auf der Treppe hörte, war ihr immer noch nichts eingefallen. Mit etwas Ironie dachte sie daran, dass sie gerade dabei war, sich eine Strafverschärfung einzuhandeln, weil sie sich keine Strafe ausgedacht hatte.
Selma betrat das Zimmer und setzte sich an den Tisch. »Setzt dich bitte zu mir.«
Leonie kam der Bitte nach; beim Hinsetzen fiel ihr auf, dass Selma etwas zu schreiben und Papier mitgebracht hatte.
»Warum bist du wirklich hier?« Selmas Stimme durchschnitt den Raum wie ein Schwert.
Leonie erstarrte. Sie hatte mit allem gerechnet, doch nicht mit dieser Frage. »Ich... Ich...« Sie stotterte etwas.
»Du träumst davon, ein Leben in Fesseln zu führen und hoffst, es hier erleben zu können.« Selma sprach auf einmal sehr nüchtern und ruhig.
Leonie war verblüfft. »Ich träume ständig davon, gefangen zu sein. Mit richtigen Fesseln.« Sie blickte kurz aus dem Fenster. »Ich wollte mich Maria ausliefern und ihre Gefangene sein.«
»Maria ist im Moment nicht da...« Selma blickte kurz in die Unterlagen, die sie mitgebracht hatte. »Und bis zum Katerinenfest wird sie sich nicht um dich kümmern können.«
»Sie hat davon erzählt.« Leonie war erleichtert, weil das Gespräch in eine ganz andere Richtung ging als sie erwartet hatte.
»Wärst du auch bereit, dich mir auszuliefern? Ich entbinde dich für diese Frage von dem Gehorsam, du darfst auch ´Nein´ sagen, ohne das ich dich weg schicke.«
Leonie musste schwer schlucken, bevor sie antworten konnte. »Ja, ich bin bereit.«
»Du möchtest meine Gefangene werden und wirst alles tun, was ich von dir verlange?« Selma war gespannt, wie weit sie gehen konnte.
Leonie blickte auf. So langsam schien auch sie die wahre Tragweite dieser Frage zu erkennen. Sie zögerte etwas.
»Jeden Morgen werde ich dich fragen, ob du deine Ausbildung fortsetzen möchtest. Du kannst ´nein´ sagen, aber dann musst du uns sofort verlassen.« Selmas Stimme zeigte, dass sie es ernst meinte.
»Ich bin einverstanden.« Leonies Abenteuerlust war größer als ihre Vorsicht.
Selma nahm sich einen der Stifte und schrieb auf zwei Zettel jeweils die Worte »Ich mag« und »Ich mag nicht«, dann reichte sie Leonie die Blätter. »Bitte schreibe mir auf, was du magst und was du nicht magst. Je mehr du schreibst, desto besser kann ich dich ausbilden.« Sie reichte ihr noch einen eng beschriebenen Zettel. »Das sind Stichworte, die du bitte einordnen kannst.«
Leonie warf einen kurzen Blick auf die Liste. Sofort sprangen ihr Begriffe wie ´Monohandschuh´, Kopfgeschirr und Ballknebel entgegen, aber auch Wörter wie Arbeiten in Fesseln oder Orgasmus-Verbot. Ein leises Stöhnen entglitt ihrem Mund.
»Und welche Strafe hast du dir ausgedacht?« Selma brachte die Frage bewusst im gleichen Tonfall wie alle Fragen zuvor.
Leonie zuckte zusammen. »Mir ist nichts eingefallen.« Sie senkte ihren Kopf.
»Was hältst du davon, wenn du heute Abend für uns drei den Tisch deckst und Paul und mich bedienst?« Selma legte einen kleinen Köder aus.
»Das kann ich machen.« Leonie ließ ein wenig Erleichterung hören.
»Du kannst dir bis dahin noch überlegen, ob wir dir die eine Hand auf dem Rücken festbinden oder ob wir dir die Hände vor dem Körper zusammenbinden.«
Leonie keuchte.
»Und jetzt fülle bitte die Zettel aus.« Selma erhob sich und ging zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um. »Und wenn du noch einmal telefonieren möchtest, fragst du vorher.«
»Ja, Frau Mohr.« Leonie war erleichtert, so glimpflich davon gekommen zu sein.
* * *
Frederike hörte ihrer Tochter bis zum Schluss zu. »Und dafür opferst du dich?« Sie streichelte ihr über den Kopf. »Ich bin sehr stolz auf dich.« Doch dann kam wieder die Ärztin durch. »Aber wir müssen auch und vor allem unsere Geldgeber zufriedenstellen.«
Maria seufzte.
»Ich denke, ich muss etwas unternehmen.« Ihre Mutter lächelte. »Du wirst dich ja ab Morgen nicht mehr mit Sarah unterhalten können.«
»Werden wir getrennt?« Marias Stimme hatte auf einmal etwas Weinerliches.
»Nein, ihr werdet weiterhin gemeinsam behandelt. Aber ihr werdet den Mundverschluß angelegt bekommen.« Sie zeigte etwas Mitleid. »Der Herzog hat es gefordert, damit ihr euch besser auf eure Ausbildung konzentrieren könnt.«
Maria seufzte wieder.
»Ich hätte es vielleicht verhindern können, wenn ihr heute nicht so gelogen hättet.« Dass die nächste Verschärfung auch schon angedroht war, behielt sie erst einmal für sich. »Ihr habt ab Morgen keine Freiheiten mehr und werdet ständig unter Kontrolle stehen.« Sie seufzte. »Ich hatte auf der Versammlung unvorsichtigerweise auch die Ballettstiefel erwähnt, die beim Haltungstraining wichtig sein können. Der Herzog scheint das in den falschen Hals bekommen zu haben.«
»Naja, die können wir ja ausziehen, wenn er nicht da ist.« Maria gab sich etwas trotzig.
»Ich muss dich enttäuschen, ihr werdet ab sofort unter strengster Kontrolle stehen.« Es tat ihr leid, ihrer Tochter das anzutun. »Und eure Kleidung wird verschlossen werden.«
Zum Erstaunen ihrer Mutter musste Maria stöhnen. Seit dem Abenteuer auf der Hütte beschäftigten sie gewisse Träume. »Wie lange?« Die Besorgnis in ihrer Frage hatte aber andere Gründe.
»So lange, wie der Herzog hier ist.« Frederike seufzte. »Er wird immer mal wieder vorbei kommen und kontrollieren, ob seine Vorgaben eingehalten werden. Und ich mag mir nicht ausmalen, was passiert, wenn er Grund zum Klagen findet.«
»Oh Mann, da haben wir wirklich Mist gebaut.« Maria floss eine Träne über das Gesicht. »Ich wollte Sarah doch nur helfen.«
»Genieße deine letzte Nacht in Freiheit.« Sie streichelte ihrer Tochter noch einmal über den Kopf. »Morgen früh beginnt die Verschärfung.«
»Paul!« Auf einmal erschrak Maria. »Ich wollte doch mit ihm telefonieren.«
»Ich fürchte, das hast du dir auch verbaut.« Doch dann hatte sie Mitleid. »Ich werde ihn anrufen und erklären, warum du nicht mehr telefonieren kannst.«
Maria war verzweifelt. Sie hatte Paul für die Prinzessin verraten.
|
|
Wölchen |
|
Stamm-Gast
Beiträge: 688
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria
|
Datum:10.03.16 07:14 IP: gespeichert
|
|
Schöne und traurige Fortsetzung.
Da fallen mir zwei Sprüche ein;Keine gute Tat bleibt ungestraft,
Und,
Der Weg in die Hölle ist mit guten Vorsätzen geflastert.
Freu mich schon darauf wie es weiter geht.
mfg Wölchen
|
|
Stamm-Gast
Großraum Köln-Bonn
Das Leben ist sch...., aber die Graphik ist geil!
Beiträge: 523
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria
|
Datum:11.03.16 00:02 IP: gespeichert
|
|
Hallo cag_coll!
Absolut super Fortsetzung.
Hoffentlich ist das Stück, welches sich Leonie jetzt abgebissen hat, nicht zu groß für sie. Auf jedenfall hat sie mit Pauls Oma wohl die absolut richtige erwischt. Das dürfte nicht so spielmäßig ablaufen wie auf der Hütte.
Bin gespannt, wie es weitergeht.
MfG Rainman
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von Rainman am 11.03.16 um 00:03 geändert
|
|
Story-Writer
München
Beiträge: 631
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria Kapitel 13 - In Amerika - Teil Zehn
|
Datum:12.03.16 07:45 IP: gespeichert
|
|
Maria
Kapitel 13 - In Amerika - Teil Zehn
Autor: Karl Kollar
Mittwoch, 1. September 1984
»Und es muss alles auch richtig verschlossen werden.« sagte die Oberschwester zu Betty, als sie zusammen das Zimmer von Sarah und Maria betraten. Betty zog einen Wagen hinter sich her.
»Sagt, unsere Behandlungen würden nicht wirken.« Die Oberschwester war empört. »Was fällt dem eigentlich ein?«
Maria war entsetzt. Sie hatte die Oberschwester schon oft erlebt, doch so schlechte Laune wie heute hatte sie noch nie gehabt. Auch Betty hatte eher einen besorgten Blick.
Heute gab es keine Rücksichtnahmen auf irgendwelche Befindlichkeiten, die beiden Schwestern spulten ihr Pflichtprogramm ab. Nicht einmal Betty schien etwas Mitgefühl zu haben.
Für Sarah gab es den üblichen Beutel, während Betty Maria das Frühstückstablett reichte. »Hier, deine Henkersmahlzeit.«
Maria sah Betty verwundert an, doch die Schwester schien wirklich verärgert zu sein. Langsam begann Maria den tatsächlichen Umfang der Konsequenzen ihres Handelns zu erkennen.
»Ist das nicht schädlich?« fragte die Stationsärztin, als sie sah, wie Sarahs und Marias Hände in Stummelhandschuhen verschwanden und mit Schlössern verriegelt wurden. Beide Mädchen mussten im Inneren der Handschuhe ein Stück Rohr umfassen, dann wurden ihre Hände in den Ledersäckchen zu Fäusten geschnürt.
»Nur, wenn es über längere Zeit getragen wird.« Frederike räumte den Einwand der Ärztin beiseite. »Bis Freitag wird es zu keinerlei Muskelrückbildung kommen. Hier, das Siegel sollen wir anbringen.« Sie reichte der Ärztin einige Schnüre mit Wachsplätzchen.
Unter normalen Umständen hätte Maria sich vielleicht darüber gefreut, doch heute hatte sie nur noch ein schlechtes Gewissen, weil sie sich auf die Intrige der Prinzessin eingelassen hatte. »Ist das nicht übertrieben?« fragte sie vorsichtig.
»Der Herzog möchte auf keinen Fall, dass geschummelt wird.« Frederikes Stimme zeigte, wie sehr sie das verletzte. »Er hat schon einiges Misstrauen entwickelt.«
»Rudern können wir so aber nicht mehr.« versuchte Sarah einen schwachen Einwand.
»Seid sicher, dass wir auch dafür eine Lösung haben.« Frederike und die Stationsärztin waren beide deutlich verärgert über die Prinzessin, weil sie die Klinik in so einem schlechten Licht dastehen ließ.
»Was hat der Herzog noch auf der Liste?« fragte die Stationsärztin.
»Die Ballettstiefel.« Frederike zeigte auf das Regal, in dem sie bereit standen. »Die werden nicht versiegelt, denn in der Nacht würden die stören.«
»Außerdem, wie sollten die Mädchen sich die auch ausziehen?« Die Ärztin blickte auf die Stummelchen, wo sich sonst die Hände zeigten. »Sie könnten das Personal um Hilfe bitten.«
»Ja« bestätigte Frederike, »das könnten sie machen, wenn sie reden könnten.«
Die Ärztin war verwundert.
»Sie werden den neuen Mundverschluß tragen.« Marias Mutter hatte etwas Bedauern in der Stimme.
»Hat das auch der Herzog angeordnet?« Die Ärztin wusste, dass die Klinik normalerweise solche extremen Behandlungen ablehnte.
Frederike verdrehte nur die Augen. Trotzdem hielt sich ihr Mitleid in Grenzen. Obwohl Maria ihre Tochter war, hatte sie die Klinik etwas in Verruf gebracht. Sie blickte etwas enttäuscht zu ihrer Tochter.
»Ich wollte doch nur helfen.« Maria versuchte sich zu rechtfertigen. Ihr eigenen Ausbildungsziele hatte sie dabei immerhin hintenan gestellt.
»Ein paar der angeforderten Maßnahmen konnte ich weg diskutieren, weil sie wirklich gesundheitsgefährdend gewesen wären.« Frederike seufzte. »Aber der Rest...«
»Es muss alles verschlossen werden?« Die Stationsärztin war erstaunt, als Marias Mutter ihr die Liste reichte. »Krass...«
»Sehr viel strenger geht es eigentlich gar nicht.« Frederike bestätigter ihre Meinung.
»Das hat doch medizinisch überhaupt keinen Nutzen?« Sie wunderte sich.
»Wem sagst du das?« Sie seufzte. »Aber wenn wir die Wünsche des Herzogs nicht erfüllen, dann bekommen wir Schwierigkeiten mit Herrn Brown.«
»Dem Investor?« die Stationsärztin begann die Zusammenhänge zu verstehen.
»Der Herzog scheint ihm viel Geld versprochen zu haben, wenn wir seine Tochter und Maria entsprechend seinen Vorgaben ausbilden.«
Maria verfolgte die Diskussion mit angehaltenem Atem. Erst jetzt erkannte auch sie die größeren Zusammenhänge. So sehr sie sich auch über den Mundverschluss gefreut hatte, ihr Weitblick sagte ihr, dass sie dringend mit der Prinzessin reden musste. So lange der Knebel noch nicht eingesetzt war. Danach würde es zu spät sein.
Doch wie sollte sie dieses so heikle Thema bloß ansprechen? Ihr fehlte eine Idee, wie sie es angehen konnte. Insgeheim fürchtete sie sogar, Sarah könnte mit ihrer Vermutung Recht haben.
»Sind sie soweit?« Betty steckte den Kopf zur Tür herein.
»Das sehen sie doch.« Frederike war immer noch sehr angespannt.
»Nein, ich meine, ob die Beruhigungsmittel schon wirken?« Betty gab wieder, was abgesprochen war. »Damit wir ihnen die Sonden legen können.«
»Ich fürchte, das habe ich heute Morgen bei der Zuteilung vergessen.« Die Stationsärztin drehte sich zu den Mädchen. »Vielleicht ist es ja auch nicht nötig, wenn ihr versprecht, stillzuhalten.«
Maria sah eine Chance für ein erstes Entgegenkommen. »Sie können mich gern festschnallen.« Sie ging zu dem Stuhl und legte ihre Arme auf die Lehnen.
Auf dem Weg zum Zahnarzt nahm sich Maria allen ihren Mut zusammen. »Du, Schwester Sandy hat doch bei der Prüfung geschummelt, oder?« Sie hatte es nur geflüstert.
»Ich weiß nicht, was du meinst.« Irgendwie fiel ein Schatten auf Sarahs Gesicht. »Unsere Leistungen waren eben schlecht.«
Ein wenig fühlte Maria sich auch in ihrem persönlichen Ehrgeiz getroffen. Ihr war natürlich egal, was bei der Prüfung der Prinzessin herausgekommen war, doch dass ihre Mutter mit der Klinik darunter leiden musste, das war ihr nicht gleichgültig.
Im Zahnlabor wurden sie zunächst nur von Judith empfangen, die ihre Meinung über das Kommende nicht verbergen konnte. »Euch soll also wirklich der Mund versiegelt werden?« Ihre Stimme zeigte, wie empört sie war. »Wer verlangt denn so etwas grausames?«
»Es ist ja erst einmal nur bis Freitag.« Frederike betrat das Zahnlabor.
Maria blickte auf, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte. Bisher war ihr Blick von dem Behälter gefangen, der mit ihrem Namen beschriftet war.
»Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell zum Einsatz kommen würde.« Der Kieferspezialist betrat hinter Marias Mutter den Raum.
»Ja«, seufzte Frederike, »das hatten wir anders geplant.« Sie gab einen kurzen Überblick, wie es eigentlich vorgesehen war.
»Können wir dann anfangen?« Maria hatte einen nervösen Unterton. In ihr kämpften zwei Gefühle miteinander. Zum einen ahnte sie, dass es ohne die Schummeleien vermutlich nicht passiert wäre. Andererseits wusste sie seit der Hütte, dass sie den Mundverschluß, so wie sie ihn bei Christine gesehen hatte, unbedingt ausprobieren wollte. Ein großes Problem lag noch vor ihr, doch sie wusste noch nicht, wie es gelöst werden könnte.
Judith griff zu der Box, die mit ´Maria B.´ beschriftet war. »Nimm bitte Platz.« Sie deutete auf den Behandlungsstuhl, der bedrohlich in der Mitte des Raumes stand.
Maria blickte noch einmal traurig zu Sarah, dann nahm sie auf dem Stuhl Platz.
Betty begann sofort, ihr die Arme und Beine festzuschnallen. Als sie Frederikes Blick bemerkte, grinste sie. »Falls der Herzog zum Kontrollieren kommt...«
Maria seufzte, als sie sah, dass sie der Arzt neben sie gestellt hatte und sie anblickte. »Bitte den Mund weit aufmachen...«
* * *
Selma musste lächeln, als sie mit Leonie die Schmiede von Herrn Schwerterle betraten. Maria hatte hier ihre Ketten für das Katerinenfest bekommen und Selma war vor einigen Tagen bei Familie Schwesterle, um den heutigen Besuch zu besprechen. Und Schwerterles hatten es wirklich so gemacht, wie sie es besprochen hatten.
Sie wurden von Frau Schwertele begrüßt, die sie sofort in die Schmiede führte. »Mein Mann und der Geselle sind im Großmarkt, das Material kaufen. Aber meine Tochter Doris wird sich um sie kümmern.«
Sie ging zu einem kleinen Schlüsselbrett und nahm sich einen Schlüssel herunter, dann ging sie zu dem Käfig, der an der einen Wand stand.
Leonie erstarrte, als sie den Käfig entdeckte. In dem Käfig befand sich eine junge Frau und las ein Buch.
»Doris, Liebling, du hast Kundschaft.« Frau Schwerterle kniete sich vor den Käfig und öffnete das Schloss.
Leonie wurde fast ohnmächtig, als sie sah, dass das Mädchen, welches recht behände den Käfig verlies, auch noch ein schweres Kettengeschirr trug. Hand- und Fußreifen, sowie einen Ring um die Taille und einen um den Hals. Und alle Ringe waren untereinander durch Ketten verbunden. Und die Mutter machte keinerlei Anstalten, ihrer Tochter die Ketten abzunehmen.
Selma lächelte heimlich. Sie hatten es wirklich so arrangiert, wie sie es bei dem Besuch besprochen hatten. Der Käfig war sogar abgeschlossen und Selma wusste, dass das ein großes Opfer bedeutet. Doch es war wichtig, um bei Leonie den richtigen Eindruck zu erwecken.
»Ich habe dir schon alles bereit gestellt.« Die Mutter klappte den Käfig wieder zu und deutete dann auf den Tisch mit der weißen Tischdecke, der in der Mitte der Schmiede stand.
»Hallo, ich bin Doris.« Sie trat an Leonie heran und gab ihr die Hand.
Leonies Hand zitterte, als sie den Gruß erwiderte. Bisher trug sie einen Sommermantel mit langen Ärmeln, mit dem sie die Handschellen gut verbergen konnte. Sie hatte dies extra vor dem Spiegel geübt. Doch Doris würde die Handschellen sehen.
»Nehmen sie ihr bitte die Handschellen und den Mantel ab?« wandte sie Doris an Selma, nachdem sie sie auch begrüßt hatte. »Das stört beim Abnehmen der Abdrücke.«
»Leonie?« sagte Selma, und als die Angesprochene zu ihr drehte, sah sie, dass Pauls Oma einen kleinen Schlüssel in der Hand hielt.
Unwillkürlich rieb Leonie sich die Handgelenke.
»Die Ketten werden bequemer sein als die Handschellen, wie du siehst.« Doris bat Leonie, sich vor den kleinen Tisch zu setzen und ihren rechten Arm auszustrecken. Dann tauchte sie eine der bereitliegenden Gipsbinden in eine Schale mit Wasser.
»Sie haben es als dauerhaft und nicht mehr abnehmbar bestellt?« Frau Schwerterle blickte in ihre Unterlagen.
»Das ist richtig«, bestätigte Selma. Dass es sich auf die Käfigtür der zweiten Bestellung bezog, behielt sie aber für sich. Leonie sollte glauben, dass sie dauerhaft in Ketten gelegt werden würde. »So wie bei ihrer Tochter.« Gemeint war auch dort die Käfigtür, die man nicht mehr aus den Angeln heben konnte.
Leonies Schluchzen zeigte den Anwesenden, dass es wie gewünscht wirkte.
»Nun habe mal keine Angst.« Doris hatte ihren Text auch gelernt. »Heute machen wir nur die Abdrücke. Mein Vater und Theo machen dann die Ketten für dich.«
Leonie blickte aus ihren Gedanken auf, denn ihr war aufgefallen, mit welcher Leidenschaft Doris gerade den Namen ´Theo´ ausgesprochen hatte.
»Theo ist der Geselle meines Vaters.« Doris wickelte die Gipsbinden um Leonies Hand- und Fußgelenke. »Wir werden bald heiraten.«
Leonie wusste immer weniger, was sie von der Situation halten sollte. Es war so unwirklich. Die Mutter hatte ihre Tochter aus einem Käfig befreit und diese schien es gewöhnt zu sein, in schweren Eisenketten zu arbeiten.
»Jetzt muss es eine halbe Stunde trocknen, dann können wir es abnehmen.« Doris erhob sich und stellte einen Wecker ein. Dann ging sie zu ihrem Käfig und kroch hinein. Sie zog die Tür heran, bis der Riegel eingerastet war.
»Soll ich wieder verschließen?« fragte ihre Mutter, denn diesen Punkt hatten sie wirklich nicht abgesprochen.
»Ich glaube, meine Kunden passen auf.« Sie blickte zu Leonie, deren Miene ständig zwischen Angst und Faszination wechselte. Doch dann wurde sie auf einmal rot. »Ich habe die Gipssäge vergessen. Kannst du sie holen? Sie ist hinten im Lager.« Dann griff sie zu ihrem Buch und schien weiter zu lesen.
Frau Schwertele machte sich auf den Weg. Eigentlich hatte sie für die Leidenschaft ihrer Tochter nichts übrig, doch da Frau Mohr eine alte Bekannte war, wollte sie dieser diesen besonderen Wunsch nicht abschlagen.
In Leonie überschlugen sich die Gedanken. Würde sie jetzt auch so in Ketten gelegt werden wie Doris? Würde sie ihre Zukunft auch in einem Käfig verbringen müssen? Sie fragte sich, ob die Idee mit der Gefangenschaft wirklich so gut war. Mit einer solchen Konsequenz hatte sie nicht gerechnet. Erst jetzt erinnerte sie sich daran, dass Paul oder Maria auf der Hütte von der faszinierenden Schmiedstochter erzählt hatten und dass sie sehr verliebt die Gefangene ihres Verlobten war. Sogar eine Hochzeit mit unauffälligen Fesseln war einmal diskutiert worden.
»Du denkst über deine Zukunft nach?« Selma gab sich besorgt, doch insgeheim freute sie sich darüber, dass Leonie genauso reagierte, wie sie es erhofft hatte.
»Ich hatte nicht erwartet, dass es so streng werden würde.« Leonie war sehr verunsichert.
»Die Ketten sind sehr bequem und lassen sich wirklich dauerhaft gut tragen«, ließ Doris von ihrem Käfig aus hören. Der Satz war so nicht abgesprochen, doch Doris hatte auch so verstanden, was im Moment wichtig war.
»Dauerhaft?« Leonie war skeptisch.
»Dauerhaft.« Doris lächelte. »Mein Verlobter hat mir dieses Exemplar zur Verlobung angelegt und ich trage es seit dem.« Dann hatte sie noch eine Idee. »Ich kann zwar nur noch schulterfreie Kleidung tragen, aber das ist es wirklich wert.« Letzteres stimmte zwar nicht, aber gemäß den Absprachen sollte bei diesem Smalltalk ein ganz bestimmter Eindruck für Leonie entstehen. »Und natürlich rosten sie nicht.«
»Ist das so?« Leonie war sehr verunsichert. Sie fragte sich immer dringlicher, wie ihre Zukunft aussehen würde. Sicher, sie wollte eine Gefangene sein und sie hatte immer schon davon geträumt. Doch jetzt begann sie sich vor ihren eigenen Träumen zu fürchten.
Nach einiger Zeit klingelte der Wecker.
»Ah, es ist Zeit.« Doris legte ihr Buch beiseite. »Mama, lässt du mich bitte heraus?«
Leonie war verblüfft. »Du könntest den Riegel doch selbst aufschieben.«
»Könnte ich, darf ich aber nicht.« Doris seufzte. »Theo hat mir das verboten.«
Selma war insgeheim begeistert. Dieser Aspekt war auch nicht abgesprochen, und sie ahnte, dass Doris in diesem Punkt die Wahrheit sagte.
Leonie keuchte nur, als Doris brav darauf wartete, dass Frau Schwerterle den Käfig öffnete.
»Das wird jetzt ein wenig kitzeln«, erklärte Doris, bevor sie vorsichtig mit der Gipssäge die Hand- und Fußgelenke vorsichtig befreite.
Leonie schaute fasziniert zu, wie selbstverständlich Doris mit den Ketten arbeitete, und ganz langsam begann in ihr der Gedanke zu reifen, dass sie das auch so können wollte.
* * *
Die Küche hatte für Maria eine normale Mahlzeit geliefert. Dass diese jetzt so wie Sarah auch nur noch Beutelnahrung zu sich nehmen konnte, hatte sich noch nicht herumgesprochen. Die Oberschwester räumte schließlich ein, dass sie der Küche nicht Bescheid gegeben hatte.
Maria hatte sich schon mit viel Bedauern davon überzeugt, dass sie jetzt nur noch Brummlaute zustande brachte. Traurig blickte sie zu Sarah, die den Blick entsprechend erwiderte.
Immer wieder gingen ihr die Worte ihrer Mutter im Kopf herum, dass sie sich ihr Schicksal selbst zuzuschreiben hätte. Sie ärgerte sich, weil sie es einerseits genießen wollte, doch andererseits jetzt einen Fehler ausbaden musste und vor allem mit Sarah nicht mehr sprechen konnte.
Immer wieder schaute sie auf ihre Hände, von denen jetzt nur noch schwarze Stummelchen zu sehen waren. Sie waren abgeschlossen und selbst wenn Maria ihre Finger hätte bewegen können, wäre sie doch an den vielen Schlössern gescheitert.
Gut, sie war es gewöhnt, in ihre Kleidung eingeschlossen zu werden, und wenn sie ganz ehrlich zu sich war, hatte sie es in der Vorbereitungszeit auf das Fest sogar vermisst. Doch dazu hätte sie sich Paul anvertrauen müssen, und so weit war sie noch nicht in ihrem Vertrauen.
Sarah schien unter dem Eingesperrt sein noch mehr zu leiden, zumindest glaubte Maria das aus ihren Augen zu lesen. Ihr ging das Bild eines goldenen Käfigs durch den Kopf, der nun für Sarah wesentlich enger geworden war.
Sarah war von der Eskalation überrascht. Sie hatte gedacht, dass sie durch schlechte Leistungen die Hochzeit immer weiter hinauszögern könnte, doch dass der Herzog die Geduld verlieren würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Sie blickte immer wieder traurig auf die Schlösser, die ihre Hände und ihre Füße in den Handschuhen und Stiefeln festhielten.
Betty kam zur Tür herein. »Seid ihr fertig mit dem Essen?« Sie grinste ein wenig. »Ich soll euch zum Rudern bringen.«
Maria seufzte innerlich. Das Rudern war die Übung, die sie am wenigsten mochte. Sie wusste zwar, wie wichtig diese Bewegungen für ihre Muskulatur waren, doch das konnte sie nicht trösten. Immerhin würden sie diese lächerlichen Handschuhe loswerden, damit sie die Ruder gut anfassen konnte.
»Der Herzog wartet schon auf euch.« Bettys Stimme zeigte ein wenig Mitleid. »Er möchte sehen, wie sich die Verschärfung eures Programms auswirkt.«
Sie wartete, bis sich bei beiden Mädchen der weiße Beutel geleert hatte. »Die Beutel sind schon sehr praktisch.« Sie grinste wieder etwas hinterhältig. »Man hat nur sehr wenig Arbeit mit euch.« Die bösen Blicke, die sie danach als Antwort bekam, ignorierte sie.
* * *
»Warum kommen sie zu spät?« Der Herzog war erbost. »Die Behandlung hätte schon vor zehn Minuten beginnen sollen.«
Betty wartete, bis die beiden Mädchen hinter ihr das Zimmer betreten hatten. »Die Mädchen können in den Stiefeln nicht so schnell gehen... Und der Weg ist weit.«
»Dann lassen sie sich etwas einfallen.« Der Herzog akzeptierte es nicht als Entschuldigung. »Nein, warten sie. Ich werde selbst mit der Oberschwester reden.«
Betty seufzte. Bis eben war es so eine schöne Stimmung gewesen. Sie hatte den Mädchen jeweils ein Halsband mit Leine angelegt und sie dann hinter sich hergezogen. Unterwegs hatte sie ihnen immer wieder gesagt, sie sollen sich melden, wenn das Tempo zu schnell wäre. Die giftigen Blicke ihrer Schützlinge sog sie geradezu auf.
Außerdem waren die Stiefel gar nicht der echte Grund für die Verspätung. Sie hatten lange auf Marias Essen warten müssen, doch das behielt sie lieber für sich. Sie fürchtete, dass die Oberschwester ihr das als Fehler anlasten würde, wenn es zur Sprache käme.
Maria war erstaunt. Das war nicht der Raum, in dem sie sonst trainiert hatte. In diesem Raum standen viele Trainingsgeräte und es sah aus wie in einem Fitnessstudio. Fast alle der Geräte waren auch mit Patienten oder anderen Leuten besetzt. Sie wunderte sich allerdings, dass an den beiden noch freien Rudermaschinen überhaupt keine Riemen angebracht waren, wie sie es von früher und auch von zu Hause her kannte.
»Wir stellen die Geräte neuerdings auch zahlenden Gästen zur Verfügung« erklärte Betty, als sie Marias seltsamen Blick sah. »Und die werden natürlich nicht fixiert.«
Maria fragte sich schon wieder, ob sie nur ein Kostenfaktor wären, denn offensichtlich bekam die Klinik durch ihr Training kein Geld; beziehungsweise musste die Klinik wegen ihr auf zahlende Kunden verzichten.
Jetzt bemerkte Betty auch, dass sie noch etwas tun musste, bevor die Mädchen trainieren konnte. »Entschuldigt mich bitte.« Sie ging zum Telefon an der Wand. »Ich brauche die Schlüssel.« Sie hob ab und drückte ein paar Tasten. »Hier ist Schwester Betty, Oberschwester. Ich bin im Trainingsraum und ich brauche die Schlüssel für die Handschuhe.«
»Ach so, diese Handschuhe sind das?« Betty verdrehte die Augen. »Ja, damit kenne ich mich aus.«
Zu Marias Überraschung wurden ihre Fäustlinge, nachdem Betty sie auf die Rudermaschine gesetzt hatte, einfach über die grifflosen Enden der Ruder gestülpt, so dass diese wieder aus ihren Handschuhen herausragten, und wurden dann von Betty mit zwei simplen Splinten gesichert. Sie hatte bisher noch gar nicht bemerkt, dass die von ihren Händen in den Handschuhen umklammerten Rohrstücke nach außen offen waren. Sie war nun ebenso wie zu Hause fest mit der Rudermaschine verbunden, jedoch viel einfacher und effizienter.
»Was müssen sie schaffen?« Der Herzog hatte beim Verbinden der Handschuhe mit den Rudern sehr genau hingesehen.
Betty schien sein Misstrauen zu spüren. Sie nannte das vorgeschriebene Pensum.
»Nun, meine Damen, dann sollten sie jetzt anfangen.« Er blickte gestenvoll auf die Uhr. »Sie haben schon viel Zeit verloren.«
Eigentlich hatte Maria nicht wirklich etwas gegen das Rudern, sie war es gewöhnt. Vielmehr störte es sie, dass sie wegen des Mundverschlusses nicht so richtig Luft holen konnte. Sie begann etwas zu keuchen. Doch noch viel mehr ärgerte es sie, dass nicht mehr mit der Prinzessin reden konnte.
* * *
Der Herzog hatte es sich nicht nehmen lassen, den gesamten Rudervorgang zu überwachen. Und er zeigte ein eher sorgenvolles Gesicht.
Es wunderte Betty überhaupt nicht, dass er darauf bestand, die Verspätung wieder aufzuholen. »Dann ist eben die Kaffeepause kürzer.«
Im Aufenthaltsraum war diesmal kein Beutel vorbereitet. »Die Küche kann für die Kaffeepause bisher nichts liefern.«
Aber Betty hatte zwei Beutel vorbereitet, die eine gelbliche Flüssigkeit enthielten. »Euer Energiedrink.« Sie drehte sich zum Herzog. »Das ist wichtig, wie bei Sportlern.«
»Was kommt als nächstes?« Der Herzog machte einen eher ungeduldigen Eindruck.
Betty nahm einen Zettel aus ihrer Kitteltasche und schaute darauf. »Ein Spaziergang mit den Spezial-Jacken.« Dabei lächelte sie geheimnisvoll.
»Spaziergang?« Der Herzog runzelte die Stirn.
»Warten sie es ab.« Betty grinste ihn frech an. »Es ist strenger als es sich anhört.« Sie verließ den Raum und kehrte gleich darauf zurück.
Maria musste lächeln, als sie sah, was Betty auf dem Arm trug. Sie hatte ihre Spezialjacke erkannt, die sie schon in Deutschland getragen hatte. Es freute sie, dass die Erfindung von Pauls Oma in den Behandlungsplan übernommen worden war. Doch dann wurde sie ein wenig wehmütig, als sie ihre Jacke erblickte, denn sie musste sofort an Paul denken. Ihr Blick fiel auf den Herzog und sie beschloss, ihre Gedanken beiseite zu schieben. Vor ihr langen noch lange und sehr schwierige Tage.
Sie wusste nur ungefähr, was in diesen Tagen auf sie zukam und woraus die Verschärfung bestand, davon wusste sie überhaupt nichts.
Der Herzog schaute sehr interessiert zu, als Betty ihren beiden Patientinnen die Jacke anzog und ihre Hände hinter dem Rücken mit den an den Ärmeln befestigten Riemen zu der jeweils an der gegenübeliegenden Schulter befindlichen Schnalle zog.
Maria dachte noch, dass sie die Jacke in Deutschland schon viel strenger getragen hatte, als sie sie nun angelegt bekam. Doch dann kam Betty zur zweiten Runde zu ihr und zog erst bei Maria, dann bei Sarah die Riemen so kräftig an, daß es den Mädchen ein Stöhnen entlockte.
»Wie wäre es, wenn ihr etwas nach draußen geht?« Marias Mutter stand auf einmal im Raum. »Betty wird euch sicher gern begleiten.«
Der Herzog machte Anstalten, den Mädchen zu folgen, doch dann wurde er von Frederike zurück gehalten. »Ihre Frau wünscht sie zu sprechen.«
* * *
Das Abendessen verbrachten sie bei Joe in der Klinik-Cafeteria. Frederike hatte angeregt, dorthin zu gehen und sie brachte auch die beiden Beutel für das Abendessen hinaus.
Maria blickte sich um und sah zwei Patientinnen, die ebenfalls durch den Beutel ernährt wurden, sie konnte aber nicht erkennen, warum.
Joe versuchte ein Gespräch anzufangen, doch Frederike teilte ihm mit, dass die Mädchen heute lieber schweigen wollten. Dann flüsterte sie ihm noch etwas ins Ohr.
Joe blickte daraufhin die Mädchen mit viel Mitleid an. »Ihr Armen.« Doch dann stutzte er. »Wenn man euch so in die Augen schaut, könnte man meinen, euch gefällt das.«
Beide Mädchen blickten kurz beschämt zu Boden.
»Ich bin erleichtert, dass ihr so etwas mögt.« Maria wollte es erst nicht glauben, doch es war die Stimme ihrer Mutter. Sie blickte verblüfft zu ihr.
* * *
Bisher war Leonie über Pauls Anwesenheit sehr dankbar gewesen, denn er hatte oft Mitleid mit ihr, wenn seine Oma etwas aus seiner Sicht Unmögliches von Leonie forderte. Unmöglich deswegen, weil sie stets ihre Handschuhe oder einen Monohandschuh trug und so über ihre Arme gar nicht verfügen konnte. Ganz besonders subtil war es, wenn sie etwas in der Küche zu tun hatte und dafür den von seiner Oma sogenannten Küchenhandschuh tragen musste. Das war ein Monohandschuh, der aber nur von den Ellenbogen bis zu den Handgelenken reichte und die Hände frei ließ.
Anfangs war Leonie empört und wollte protestieren, dass ein Arbeiten so doch nicht möglich sei, doch ein einziger Blick in das Gesicht von Selma zeigte ihr, dass sie nur genau zwei Möglichkeiten hatte: entweder mit dem Handschuh arbeiten oder das Haus verlassen. Und Letzteres wollte sie auf keinen Fall.
Paul war sehr nett und half ihr oft in der Küche. Doch als Selma ihr eröffnete, dass Paul auf eine lange Reise aufbrechen würde, erstarrte Leonie.
»Wir feiern heute Nachmittag seinen Abschied, und dafür habe ich einige Gäste eingeladen.« Sie blickte Leonie direkt an. »Ich möchte, dass du uns bedienst, bist du damit einverstanden?«
Es war deutlich zu sehen, wie es in Leonie arbeitete. Bisher hatte sie ihre Fesseln noch keinem Fremden gezeigt, wenn man einmal von Paul und den Leuten auf der Hütte absah. Doch jetzt hatte ihr Selma eröffnet, dass sie für sie ganz fremde Leute erwartete. Was würden diese wohl sagen, wenn sie sie in Fesseln sehen würde. Leonie hob ihre Hände und blickte auf ihre Handschellen. Doch sie wagte nichts zu erwidern.
»Natürlich bekommst du andere Handschellen, so dass du uns auch bedienen kannst.« Selma griff zu ihrem Schlüsselbund. »Soll ich sie dir gleich anlegen? Dann könntest du dich schon mal mit ihnen vertraut machen.«
»Wenn sie meinen.« Leonie schluckte. »Das wird wohl besser sein.«
»Paul?« Selma rief nach ihrem Enkel. »Holst du mir bitte ein Haremsgeschirr?«
»Mache ich.« Paul selbst war von dieser Ankündigung genauso überrascht wie Leonie. Er wusste bisher auch nichts von einer Reise.
Doch dann stutzte er. Wo waren die Haremsgeschirre? Er wusste es nicht. Doch gegenüber Leonie wollte er sich diese Blöße nicht geben. Er erinnerte sich an die vier Kisten, die noch im Flur standen und die sie noch nicht wieder auf den Dachboden gebracht hatten. Darin fand er tatsächlich ein Kettengeschirr, welches er für geeignet hielt. Es verband Arme und Beine jeweils mit einer kurzen Kette und eine Kette verlief von der Fußkette über die Handkette bis zum Halsreif.
»Das meinte ich zwar nicht, aber das geht auch.« Seine Oma nahm es ihm aus der Hand und bat Leonie zu sich.
Paul sah fasziniert zu, wie sich eine Schelle nach der anderen um Leonies Gelenke und um ihren Hals legte. »Damit solltest du das Tablett gut tragen können.« Sie strich Leonie durch das Gesicht. »Vielleicht willst du es gleich mal ausprobieren?«
Leonie spürte, dass ihr keine Wahl blieb und da sie sich auch nicht blamieren wollte, machte sie gute Miene zum bösen Spiel und befasste sich mit dem Tablett, welches sie zu tragen hatte.
»Wenn ihr wollt, dann könnt ihr schon mal den Tisch für sechs Personen decken.« Selma zeigte mit der Hand auf das Wohnzimmer.
Leonie war es fast gewöhnt, dass Paul ihr bei solchen Aufgaben stets half. Doch mit dieser Ankündigung realisierte sie, dass sie es künftig allein machen müsste. Genau das sprach sie jetzt an. »Ich will das einmal allein probieren.« Irgendwie spürte sie, dass es ´ernst´ werden würde.
Zu ihrer Überraschung bot ihr das Harmsgeschirr genau die Freiheiten, die sie für das Bedienen brauchte. Sie konnte das Tablett tragen und auch mit der Kaffeekanne gut hantieren. Eigentlich gab es keinen Grund, sich vor dem Kaffeekränzchen zu fürchten. Doch andere Leute würden sie in ihren Ketten sehen und der Gedanke bewirkte, dass sie sich schämte.
Doch zu ihrer großen Erleichterung nahm keiner der Gäste von ihren Ketten Notiz. Selma hatte die Gäste zwar alle mit Namen vorgestellt, doch Leonie war viel zu aufgeregt, um sich die Namen zu merken.
Sie hatten für sechs Personen gedeckt, doch nur fünf Personen saßen am Tisch. Leonie brauchte einige Zeit, bis sie begriff, dass das sechste Gedeck für sie war.
Doch was dann passierte, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Selma hatte einen der Herren angesprochen, ob sie Verwendung für Leonie hätten. »Natürlich bekommt sie noch richtige Ketten, Herr Greinert.«
»Sie müsste sich noch beim Vorstand vorstellen, aber ich denke, dass sie für uns eine Bereicherung wäre«, antwortete Herr Greinert, dann wandte er sich an die Frau, die mit am Tisch saß. »Was denken sie, können wir sie nehmen?«
»Warum eigentlich nicht.« Renate Bayer strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Wir müssen natürlich noch andere Kleidung für sie organisieren.«
»Also abgemacht, sie soll sich bei der nächsten Sitzung vorstellen.« Herr Greinert lehnte sich zurück. »Vorausgesetzt, sie trägt auch Ketten, sonst geht es nicht.«
»Soweit ich weiß, sind die schon in Arbeit.« Herr Schwerterle trank einen Schluck von seinem Kaffee. »Theo und meine Tochter arbeiten schon fleißig daran.«
Leonie hatte große Mühe, ihr Gesicht zu bewahren. Was zum Teufel hatten sie mit ihr vor, und welche grausame Zukunft würde auf sie warten? Und vor allem hatte sie Angst vor den Ketten, die irgendwie immer wichtiger wurden.
»Und sie machen jetzt eine große Reise?« Renate Bayer wandte sich an Paul.
Marias Freund war wie Leonie bemüht, seine Fassung zu wahren. »Ich weiß davon bisher gar nichts.« Insgeheim war er enttäuscht, dass er Leonie jetzt ihrem Schicksal überlassen musste -wobei ihm aber auch nicht klar war, was für sie geplant war.
Leonie hatte Mühe, ihre Tränen zu verbergen. Sie hatte sich auf fesselnde Abenteuer mit Paul und Maria gefreut, doch jetzt lag eine offensichtlich erschreckende bis grausame Zukunft vor ihr.
Ein einziges Gutes hatte die Situation allerdings. Ihr eigentlich demütigendes Haremsgeschirr hatte sie völlig verdrängt.
* * *
»Was wollt ihr in eurer Freizeit machen?« Betty blickte ihre Schützlinge mit einem Funkeln in den Augen an.
Maria war verblüfft. Betty wusste doch, dass sie nichts mehr äußern konnte.
»Die Oberschwester hat gesagt, ich soll euch bespaßen.« Sie hielt zwei seltsame Gegenstände in ihrer Hand. Es sah aus wie eine große Fernbedienung, doch sie hatten jeweils nur zwei Knöpfe, einen roten und einen grünen.
Als sie zwei verblüffte Gesichter sah, ergänzte sie: »Sie hat wohl vom Herzog einen Einlauf bekommen. Jetzt ist sie total liebenswürdig zu mir.«
Sie spielte etwas mit den Kästen in ihrer Hand, vermied es bisher jedoch, auf einen der Knöpfe zu drücken. »Wie wäre es mit etwas Beamtenmikado?« fragte sie und drückte gleichzeitig beide grüne Knöpfe. »Wer sich zuerst bewegt, hat verloren.«
Maria hatte gar keine Zeit, über den Witz nachzudenken. Sie fühlte sofort das Vibrieren an ihrer empfindsamsten Stelle.
Beide Mädchen blickten auf und Betty grinste sie verschlagen an. »Na, gefällt es euch?«
Maria wusste nicht, ob sie nicken oder den Kopf schütteln sollte. Einerseits liebte sie ´es´, andererseits mochte sie es nicht, der Schwester so völlig wehrlos ausgeliefert zu sein. Sie grübelt kurz, wann ihr der Vibrator wohl angelegt worden sei, und sie kam zu der Erkenntnis, dass es wohl mit der Strumpfhose gewesen sein musste.
Doch genauso schnell wie es begonnen hatte, war das Vibrieren auch wieder weg. Betty grinste sie hämisch an. »Ich will doch auch meinen Spaß haben.« Sie drückte diesmal nur einen der beiden Knöpfe.
Es klopfte, und gleich darauf trat die Oberschwester ein. »Ah, da sind sie ja schon.« Sie blickte in drei verblüffte Gesichter. »Haben sie schon überlegt, was sie mit den beiden stummen Patientinnen machen können?« Betty wurde leicht rot. »Nein, mir ist noch nichts eingefallen.« Sie versuchte die Kästchen hinter ihrem Rücken zu verstecken und drückte dabei auch noch den zweiten grünen Knopf.
Maria zuckte zusammen.
* * *
»Ich wollte die Bettruhe überwachen.« Gegen 21 Uhr kam der Herzog vorbei. »Frau Beller hatte etwas von Segifax gesagt.«
Die Oberschwester betrat hinter ihm das Zimmer. »Es heißt S-Fix. Es ist ein gebräuchliches System zur Patientenfixierung.«
Betty saß mit Maria und Sarah am Tisch. Sie stand hektisch auf und steckte etwas in ihre Kitteltasche.
Die Oberschwester wandte sich an Betty. »Der Herzog möchte sehen, wie unsere verschärfte Nachtruhe funktioniert. Bitte erklären sie es ihm.«
Betty ging zu Sarahs Bett und zog die Decke weg. »Die Grundriemen sind fest mit der Matratze verbunden, wir müssen dann nur die Fixierung der Patientin anbringen.« Sie blickte auffordernd zu Sarah.
Die Prinzessin erhob sich zitternd, während sie die Schwester noch einmal flehend anblickte. Doch Bettys Miene zeigte keine Regung.
Sarah legte sich aufs Bett und schaute wieder flehend auf Betty, doch diese gab sich beschäftigt. Sie ging zum Schrank und holte einige weiße Riemen aus dem Schrank.
»Wir müssen nur noch den Bauchgurt anbringen und die Arme und Beine der Patientin fixieren.« Betty bemühte sich um einen ruhigen Tonfall, obwohl ihre zitternden Hände ihre Erregung zeigten.
»Warum haben Arme und Beine so viel Spiel?« fragte der Herzog eher gelangweilt.
»Die Patienten bewegen sich im Schlaf«, erklärte die Oberschwester. »Und wenn sie streng fixiert wären, könnte es zu Muskelschäden kommen.«
»Und das System ist wirklich sicher?« Der Herzog war anscheinend noch nicht überzeugt.
»Das ist ein System mit Magnetschlössern.« Betty reichte ihm einen der Riemen, die für Maria vorgesehen waren. »Mit diesem Knopf werden sie verriegelt.« Sie steckte eine der schwarzen Kappen auf den Metallstift. »Versuchen sie es mal zu öffnen.« Sie reichte dem Herzog den Riemen.
Der Herzog nahm den Riemen entgegen und zog an der Kappe. »Ich glaube ihnen, dass sie ihre Arbeit richtig machen.« Er gab den Riemen zurück.
Als der letzte Riemen befestigt war, blickte Sarah immer verzweifelter zu Betty. Doch diese streichelte der Prinzessin nur liebevoll über das Gesicht. »Schlaf gut.« Sie lächelte etwas hinterhältig.
Der Herzog trat ans Bett und es schien, als wollte er sich von der Qualität der Fixierung überzeugen. Stattdessen war sein Blick eher etwas zweifelnd. Sarahs aktueller Zustand beschäftigte ihn gar nicht, und die flehenden Augen fielen ihm nicht auf.
Maria sah durchaus, was Sarah beschäftigte, doch sie hatte die gleichen Probleme. Auch bei ihr hatte Betty den Vibrator weiter laufen lassen, und sie litt genauso wie Sarah unter der dauernden Erregung. Doch sie ahnte, dass sie der Herzog ebenfalls nicht beachten würde.
Und so war es auch. »Schnallen sie Maria ebenfalls so fest.« brummte er etwas undeutlich, dann drehte er sich um und verließ den Raum.
Kaum hatte sich die Tür geschlossen, als ein Stöhnkonzert einsetzte. Doch die Oberschwester sorgte wieder für Ruhe. »Sie werden die Nacht im S-Fix verbringen, keine Widerrede.«
Sie trat zu Maria ans Bett und beaufsichtigte Betty, die Maria ebenfalls festschnallte. Das leise Stöhnen ignorierte sie lächelnd.
»Jetzt kommen sie bitte ins Schwesternzimmer, wir müssen die Berichte für heute noch schreiben und die Behandlungen für Morgen vorbereiten.« Sie blickte Betty sehr ernst an.
Die Schwester schaute noch einmal etwas hämisch auf ihre beiden Patientinnen, dann ging sie der Oberschwester hinterher. An der Tür drehte sie sich noch einmal kurz um. »Viel Spaß noch.« Das heftige Stöhnen der beiden Mädchen ignorierte sie.
|
|
Stamm-Gast
Meck-Pom
Gehorsam benötigt keine Gewalt
Beiträge: 314
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria
|
Datum:12.03.16 19:14 IP: gespeichert
|
|
Hi gag_coll,
Danke, danke, danke.
Heute hast du wieder eine für mich extrem schöne Fortsetzung geliefert.
So prima mit unausgesprochenen Verschärfungen zu spielen, ist einfach nur fein.
Und das Doris nix vom Fest weis, ist herrlich. Schön das Sonja eine hilfreiche zweite Zofe an die Seite bekommt, oder nicht
Ich hoffe mal, Maria bekommt irgendwie die Möglichkeit den "Ehemann" einzuladen.
Nochmals herzlichst Danke.
ungeduldig auf mehr wartend
pardofelis
|
|
Stamm-Gast
Großraum Köln-Bonn
Das Leben ist sch...., aber die Graphik ist geil!
Beiträge: 523
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria
|
Datum:14.03.16 01:10 IP: gespeichert
|
|
Hallo cag_col.
Schöne Fortsetzung.
Jetzt langsam fängt sich ja wohl an einiges zu erklären.
Denke mal, das Leonie zu einer perfekten Dienerin für Maria und Paul erzogen werden soll. Auch wenn sie das zur Zeit wohl noch nicht kapiert. Bin ja nur mal gespannt, wie ihre Eltern darauf reagieren. Denen muß es doch komisch vorkommen, das sie von ihrer Tochter nichts mehr hören.
Wer das oft genannte Konsortium ist, vermute ich mal, hast du auch gerade im letzten Teil verraten. Bin ja mal gespannt ob ich recht habe und du uns aufklärst.
So wie es ja aussieht ist das mit Paul ja wohl nicht unbedingt ein Zufall, das er in Marias Klasse gelandet ist. Das dort nur 1 Platz frei war, und der ausgerechnet neben Maria. Ist schon sehr Verdächtig.
Genauso, das seine Mutter auf einmal irgendwo in der Welt herumreist um irgendeiner noch nicht näher bestimmten Arbeit nachzugehen. Was ist eigentlich mit Pauls Vater? Den hast auch nur in einmem Nebensatz am Anfang der Geschichte mal erwähnt.
Und von wem stammt eigentlich seine Mutter ab? Das Pauls Oma ja wohl irgendwann mal eine Tochter zur Welt gebracht hat ist ja wohl klar. Sonst würde es den Paul ja gar nicht geben.
Hmm Fragen über Fragen.
MfG Rainman
|
|
Stamm-Gast
Meck-Pom
Gehorsam benötigt keine Gewalt
Beiträge: 314
Geschlecht: User ist offline
|
RE: Maria
|
Datum:14.03.16 19:43 IP: gespeichert
|
|
Zitat | Hallo cag_col.
Schöne Fortsetzung.
.....
Und von wem stammt eigentlich seine Mutter ab? Das Pauls Oma ja wohl irgendwann mal eine Tochter zur Welt gebracht hat ist ja wohl klar. Sonst würde es den Paul ja gar nicht geben.
Hmm Fragen über Fragen.
MfG Rainman |
Na ja, die Oma könnte ja auch die Mama von Pauls Papa sein.
Allerdings, wenn ich ehrlich bin ist es mir eigentlich Wurscht.
Ich will da lieber Sarah wieder lebenslustig und "befreit" (soweit wie es halt geht) sehen.
Und das jemand Maria mal klar macht, die Hochzeit kann auch anerkannt und "echt" sein.
ungeduldig das Ende der Fastenzeit erwartend
pardofelis
|
|
|
|
|
|