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MattBeam |
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NOKEYa - connecting couple
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:20.01.19 23:43 IP: gespeichert
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Eins-Sieben
Wie üblich hatte Sabine alle Hände voll, die Aktentasche in der linken Hand, daneben noch die schwere Mehrwegtüte vom Einkaufen, in der rechten Hand den Haustürschlüssel am Schlüsselbund und gleich auch noch den 6er Träger Wasserflaschen. Der nächste Zwischenstopp war ihr Briefkasten „S.Richter“, Kasten abstellen, 2 Rechnungen und 1 Werbeschreiben. Kasten zu, Moment, auf dem darüberliegenden Kasten lag noch eine Warensendung im Luftpolsterumschlag „S. Richter“. Sie überlegte kurz, ob sie noch etwas erwartete, Amazon, ebay oder von diesem einen Webshop, der … egal, die Mehrwegtüte beendete alle weiteren Überlegungen und drängte auf umgehenden Transport an ihr Ziel.
Zehn Minuten später - alles was dahin gehörte war im Kühlschrank, heißes Wasser für den Tee war in Arbeit und ihre Büroklamotten gegen ihren flauschigen Hausanzug gewechselt – griff sie erneut nach der Post und bugsierte sie ins Wohnzimmer. Die Rechnungen konnten warten, die Warensendung hatte glücklicherweise einen roten Plastikzipper – oder wie auch immer diese Dinger hießen – und gab ihren Inhalt ohne Umschweife preis. Es war ein schwarzes Plastiketui mit Reißverschluss und weißem „CB-6000“. Sabine war keinen Deut schlauer, „Was zum Henker …“.
Ja, es war nicht das erste Mal, dass sie sich nicht mehr auf Anhieb an das Produkt erinnern konnte, das sie auspackte. Schuldig im Sinne der Anklage. Im besten Fall war es einfach zu lang her, dass sie es bestellt hatte und dass das Päckchen – mit Ausnahme der Antarktis – gefühlt ein Dutzend Umschlagzentren in allen anderen Kontinenten gesehen hatte, bevor es letztendlich bei ihr im Briefkasten gelandet war. Im nicht so guten Fall war es wieder eine von diesen Bestellungen gewesen, die man mit einem Klick auf eine Bestelltaste in der Größe des halben Bildschirms hatte ordern können – auch wenn man schon 2 Flaschen Rotwein intus hatte und ansonsten nur noch „Mausrutscher“ hinbekam. Aber weder hatte sie in letzter Zeit eine Rotweinorgie gehabt noch hatte der Umschlag tausende Stempel aus Übersee gehabt.
Egal. Reißverschluss auf, den Inhalt vorsichtig rausziehen und „Was is’n das?“ rosa Plastikkrams, ein Mini-Vorhängeschloss und Gefrierbeutelverschlüsse … mit Nummern. Hier stimmte was nicht, selbst bei 3 Flaschen – und das war damals das einzige Mal, als Jan mit ihr Schluß gemacht hatte – wäre sie nie auf die Idee gekommen, was auch immer das war, das zu bestellen.
„CB-6000“ murmelte sie und griff sich ihr Tablet und einen Schluck Tee. Google war ihr Freund. Ok, es gab das Ding bei Amazon, Bilder, kein Schlauchboot und auch kein Gabelstabler, Peniskäfig, Male Chastity Device. Ok, das kam hin, ihre anatomischen Kenntnisse und ihre Vorstellungskraft bescheinigten ihr, dass ein männliches Prachtstück, ok, ein ganz kleines männliches Stück…chen, in dieses trichterförmige Etwas hineinkommen könnte.
„Scheiße!“ Der Tee in der Tasse schwappte bedenklich, als sie diese hastig auf den Tisch stellte und hektisch nach dem Umschlag griff „S. Richter, Landgrafenstrasse 17, 50931 Köln“. „Scheiße!“. Sabine war „S. Richter, Landgrafenstrasse 19, 50931 Köln“, „S. Richter, Landgrafenstrasse 17, 50931 Köln“ war Stefan im Haus nebenan. „Uuuups“. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass die zahllosen, ausgeruhten, hochintelligenten und bestbezahlten Postzusteller die Briefe und Sendungen für sie und Stefan nicht in den jeweils falschen Briefkasten geworfen hatten. Manchmal war sie auch sehr froh darüber gewesen, wenn sie noch vor dem Öffnen der offensichtlichen Rechnung ersehen konnte, dass der Kelch ausnahmsweise an ihr vorbeiging und sie die Rechnung einfach in den Briefkasten des Nachbarhauses werfen konnte.
„Stefan, Stefan. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut.“ Es war Zeit sich das Plastikdingen genauer anzusehen. Sabine zögerte. Sie wollte nichts kaputtmachen und bestenfalls auch keine sichtbaren Spuren hinterlassen. Sie legte die offene Schachtel wieder auf den Tisch und griff sich ihr Tablet, schließlich war Youtube ebenfalls ihr Freund, gerade wenn es ums Erklären von irgendwelchen total nicht alltäglichen Sachen ging.
Zehn Minuten später war sie mit Youtube durch und tippte mühsam mit links erneut „CB-6000“ und „chastity“ und „sissy“ auf der Google-Video-Seite ein. Die beiden letzten Begriffe hatte sie nun mehrfach in den Videos gehört und so wollte sie einfach mehr wissen, auch wenn es umständlich war. Ihr war ein wenig heiß, vermutlich vom Tee, die Sonne spiegelte auf ihrem Tablet, das ungünstig auf ihrem linken Schenkel lag und mit links tippen war so gar nicht Sabines Ding. Aber irgendwie war ihre rechte Hand schon seit dem zweiten Video unterm dem Bund ihrer Hausanzugshose verschwunden. Das xNagetier – auf dem sie schon mal den ein oder anderen gut durchtrainierten Boy begutachtet und dann in ihren nächtlichen Phantasien eingebaut hatte – wurde nun deutlich konkreter. Die Boys trugen nun süße Kleidchen und Pumps und ihre z.T. nicht so kleinen Prachtstücke quellten förmlich aus den Plastiktrichtern raus. Sabine war angeschossen, ihre rechte Hand leistete autonom, mechanisch und unter Volllast Höchstleistungen. Was sie auf ihrem Tablet sah törnte sie zu einer Trillion Prozent an. Männer, glatt rasiert, zart, sanft, willig, gefügig und unter 100%-er Kontrolle dominanter Herren und Damen in krassen Outfits.
Als Sabine gut 20 Minuten später wieder ihre Umwelt wahrnahm, lag ihr Tablet kopfüber auf dem Teppich und ihr Bad benötigte dringend einen Besuch ihrerseits. „Scheiße. Scheiße. Scheiße“, sie war sauer, das Schimanski-Zitat absolut zutreffend. Sauer auf sich, sauer auf die Welt im Allgemeinen und Besonderen und momentan besonders auf die aktuelle Situation. Kaum hatte sie die Tür zu einer neuen faszinierenden Welt einen Spalt aufgestoßen, würde sie ihr umgehend wieder vor der Nase zugemacht. Sie konnte den gepolsterten Umschlag nicht ewig zurückhalten. Sie konnte ihn auch nicht einfach Stefan mit einem „Sorry, aus Versehen geöffnet.“ auf seinen Briefkasten im Nachbarhaus legen oder bei ihm klingeln. Andererseits wollte sie maximale Informationen über den weiteren Verbleib dieses geilen Utensils haben. Na, ja, eigentlich wollte Sabine am liebsten über den Verbleib minutiös bestimmen, aber wie.
„Scheiße. Scheiße. Scheiße. Optionen. Sofort. Was ist das Problem? Was ist die Ursache? Wer ist dafür verantwortlich? Wer ist dessen Chef? Wie lautet dessen Telefonnummer?“ Sabine’s übliches Denkmuster wollte nicht so recht funktionieren. Wenn doch nur alles so einfach wäre, wie auf der Arbeit. Dort konnte sie delegieren und Lösungen fordern. Ein Anruf. Meist.
„Anruf!“ Ein Gedanke, ein eigenständiger, ein brillanter, ein genialer, manchmal konnte Sabine so lösungsorientiert sein, dass sie sich selbst hätte bespringen können.
„Köhler AG. Lehmann.“ „Herr Köhler, Sabine Richter hier, haben sie einen Moment?“ „Hallo Frau Richter, sicher, wir sind noch den ganzen Abend hier. Haben Sie ein Problem mit Ihrer Schlüsselkarte, denn da müssten Sie …“ „Nein, alles ok. Aber ich habe eine Frage dazu, ich …“ „Da wenden Sie sich bitte an die 5-mal-die-Fünf, wir sind hier nur der technische Support für …“ „Alles ok, Herr Köhler, sie funktioniert bestens. Ich wollte nur wissen, was sie mit den alten Karten machen?“ „Die werden direkt vernichtet. Sie können Sie jedoch auch selbst in die Datentonne stecken.“ „Also wertlos?“ „Ja, in gut zwei Wochen nach der Umstellung aller Türen sind sie nutzlos.“ „Hatten Sie nicht auch so mobile Kartenleser, so zum Überprüfen und mobilen Auslesen der Karten?“ „Ja, aber auch da bekommen wir Neue.“ „Könnte ich vielleicht so einen Leser ausleihen oder abkaufen?“ „Äh, was?“ „Ich … ich habe zuhause das Gefühl, dass Deko … also Topfpflanzen … in der Wohnung einer Nachbarin verschwinden. Ich glaube sie ist so schlau und stellt sie immer in den Schrank, wenn ich vorbeischaue, aber … ich bin mir sicher.“ „Und jetzt wollen sie eine Karte reinlegen und dann mit dem Kartenleser …“ „… genau!“ „Ja, kein Problem, ich kann Ihnen einen Leser zur Seite legen und auch ein paar nicht personalisierte Karten. Es kommt ja auch hier so viel weg, das glaubt man kaum.“ „Echt?“ „Letzte Woche ein ganzer Drucker/Fotokopierer im D-Gebäude. Ist ja schließlich keine Kaffeetasse. Unglaublich.“ „Okay, vielen Dank. Bis morgen.“
Sabine war auf vollen Touren. Direkt am nächsten Morgen machte sie einen Umweg am F-Gebäude vorbei und ließ sich zwei Dutzend Karten und den Leser aushändigen. Die Kollegin machte sogar einen frohen Eindruck, den „Elektroschrott“ kosten- und formlos los zu sein.
In der Mittagspause musste die erste Karte bereits dran glauben. Streifen für Streifen schnibbelte Sabine sich dem Chip entgegen um frustriert herauszufinden, dass es wohl mindestens ein Streifen zu viel gewesen war. Sie legte die Sachen für den Abend zurück.
Vor der Haustür traf sie den Nachbarn aus der 17, der vom Einkaufen kam. Ein rüstiger Rentner. „Hallo Herr Wolf. Na, gibt’s heute Abend noch lecker Selbstgebrutzeltes?“ „Ah, guten Tag Frau Richter. Nein, heute Abend nur noch Abendbrot, das ist mein Mittagessen für morgen.“ „Ja, abends viel essen ist auch nicht gesund.“ „Sagen Sie das ihrem Namensvetter, der hat jeden zweiten Abend das Pizzaauto vor der Tür, schrecklich dieses ganze Gerenne im Hausflur.“ „Ja, ja. Schlimm. Besonders wo sie im Parterre wohnen.“ „Kann man fast die Uhr nach stellen?“ „So?“ „Ja, der feine Herr ist Langschläfer und verlässt morgens immer als Letzter das Haus, selbst die Studentin ist eher unterwegs. Aber Punkt 18:36 Uhr kommt er wieder. Jeden Tag. Früher war ich da schon längst auf’m Platz. Früher hatte ich da schon eine Halbzeit hinter mir.“ Ja, früher. So als der 1.FC noch Meister wurde und Schmidt noch Kanzler war. „Schönen Abend, Herr Wolf!“ Jetzt schnell sein, wenn solche alten Herren das Buzzword „Früher“ erst einmal ausgesprochen hatten, dann wurden daraus leicht Monologe, die selbst den Führer in den Schatten gestellt hätten. Aber sie war Herrn Wolf auch unheimlich dankbar. Jetzt musste sie Erfolg haben.
Ein ganzes Glas Rotwein und drei Karten später hatte sie endlich einen Transponder samt Antenne vor sich liegen. Der Kartenleser konnte ihn einwandfrei lesen. Sabine ging einen Schritt zurück. Tschaka. Armlänge, doppelte Armlänge, noch ein Schritt. Noch einer. Nope. Ein Schritt vor. Jupp. Vorzüglich. Sie nahm das fingernagelgroße Etwas und ließ es im Flur in ihrem Mantel verschwinden. Doppelte Armlänge und ein Schritt. Nope. Doppelte Armlänge. Einfache Armlänge und ein Schritt. Geronimo. Jetzt noch das neue Schloss. Es war größer als das im Karton, aber es musste ja auch der Chip rein. Eine Stunde später waren der Chip und die Antenne hinter einer dünnen schwarzen Plastikschicht aus einer zerschnittenen Parfümverpackung verschwunden. Der Sekundenkleber, den sie sonst extensiv für ihre Absatzflecken nutzte hatte Wunder gewirkt. Das Schloss sah fabrikneu aus und der Transponder funktionierte immer noch einwandfrei. Sie ließ das Originalschloss geschlossen im Karton, schmiss die Originalschlüssel weg und legte ihr Schloss samt in den neuen Umschlag. Ebenfalls per Hand beschrieben und mit maschineller Frankierung aus ihrer Firma, allerdings ohne den Firmenstempel, den die Frankiermaschine auf drei Post-Its aufgedruckt hatte. Keine Spuren, jedenfalls keine offensichtlichen.
Zehn Minuten später war sie wieder zurück in ihrer Wohnung und die Warensendung lag endlich da, wo der Zusteller sie hätte von Anfang an hin hätte hinlegen müssen, „S. Richter, Landgrafenstrasse 17, 50931 Köln“, siebzehn mit „S“ wie sieben. Jetzt hieß es warten. Und Überstunden machen. Der 146er Bus kam immer um 27 nach an. Wer arbeitete nur um die Zeit? Außerdem müsste sie einen ziemlichen Umweg machen, da sie eigentlich aus dem Osten kam. Dann brauchte sie sicherlich zwei besser drei Stationen, um ihn überhaupt zu finden. Okay, gefunden. Verbindung zu ihrer Firma? Galaktisch, drei Mal um den Pudding, inkl. Warten eine dreiviertel Stunde. Gut dass sie immer früh im Büro war. „Morgen?“ „Morgen, morgen, morgen, nein. Zu früh. Vielleicht findet Stefan den Umschlag erst morgen früh. Übermorgen? Vermutlich nicht. Scheiße. Dann ist Wochenende. Montag! Montag, garantiert Montag. Okay, Montag. Bis dahin … ich brauche Sachen. Rot. Rot ist super. Ich habe noch … nein … scheiße … kein Rot … jedenfalls nicht … nein … Pumps … ja, aber die Nachbarn, nein, nicht wenn ich rübergehe … wo ist mein Tablet?“
Sabine schaute sich die Videos, die sie in ihren Favoriten gespeichert hatte, noch einmal an, zusätzlich ein paar verlinkte Videos. Sie konnte sich gar nicht richtig konzentrieren, sie wollte sich den Stil der Dominas anschauen, aber ihre Blicke klebten quasi an den makellosen, schlanken Körpern in den gerüschten Spitzenwäscheteilen, deren Zungen nahezu ununterbrochen zwischen den Oberschenkeln der Frauen hingen, die am anderen Ende der Leine die Kontrolle über die Halsbänder ausübten. Am Ende des Abends hatte sie einen ziemlich teuren Auftrag bei einem Online-Sexshop abgeschickt, der so ziemlich alles enthielt, das sie in den Videos gesehen hatte.
Das Wochenende wurde busy. Anprobieren, posen, kombinieren, wieder posen, schminken, abschminken, einige Selbstversuche mit ihrer alten Reitgerte. Dann einige mit nassem Papier, da ihr Oberschenkel definitiv nicht für weitere Versuche zur Verfügung gestellt würde. Es riss mal schneller mal weniger und zum Schluss gar nicht, sie hatte den Bogen raus. Die Sprüche fand sie fast alle albern, die meisten waren eh englisch, die russischen unverständlich und die wenigen deutschen, na ja, die hatten alle schon gut 80 Jahre auf dem Buckel und die hatte Herr Wolf sicherlich noch selbst gehört. Sonntagabend hatte Sabine ein gutes Gefühl und war sich sicher, ihren Stil gefunden zu haben. Sie packte ihre Aktentasche und freute sich auf die Woche.
20 Stunden später stand sie nach einer kleinen Odyssee an der Haltestelle und wartete auf den 146er. Sie stieg ein und Gotcha, perfekt. Dort saß, vertieft in ein Buch und hinter ihm eine freie Bank. Diana war mit ihr, bam bum bang. Völlig unbeteiligt ging sie an ihm vorbei und setzte sich hinter ihm, ein kurzer Rundumblick, alle starten auf ihre Handys bis auf die Mutter, die ihr Kleinkind bespaßte.
Der Kartenleser ging nicht richtig als Handy durch, nicht mal als Steinzeithandy, aber da sie eh keiner beobachtete, was sollte passieren. Zuerst versuchte sie es hinter der Rückenlehne, dann tiefer, fast unter seiner Sitzbank, dann – so als wollte sie auf ihre Uhr sehen - in Schulterhöhe und knapp an seinem Ohr vorbei, er reagierte null. Dafür das Gerät. Das Display wurde einen Tick heller und zeigte eine ihr bekannt Ziffernkombination an. „Yessss!“. Keine Gute Idee, der Leser verschwand zwischen ihren Schenkeln und die Mutter blickte nur kurz hinüber. Wohl eher, weil sie jede Art von Lärm von ihrem Töchterchen fernhalten wollte. Einen Tastendruck später war der Leser wieder in der Handtasche. Er trug ihn. Oder nicht? Er hatte ihn dabei, aber, nur in der Tasche? Warum würde er so etwas tun. Nein, er trug ihn. Garantiert. So sicher wie das Amen im Dom. Oder doch nur in ihrer Wunschvorstellung. Dieser Gedankenwirrwarr brachte sie förmlich zur Verzweiflung. Sabine wurde zu ihrem Leidwesen ganz feucht. Nicht jetzt. Uncool. Absolut uncool. Noch eine Station. Andere Gedanken. Was tun? Zweite Meinung. Zweite Meinung. Sie musste noch einmal sichergehen. Frontal. Direkt an seinem besten Stück. Wie ein ungezogener Hund. Sie war aber kein ungezogener Hund. Egal. Schnell wie ein Dolchstoß. Ansprechen. Umdrehen lassen. Messen. Wegstecken. Mit einem Gespräch ablenken.
Eine Häuserecke und vier Häuser später hatte sie ihn ein- und überholt. „Ach hallo, Herr Richter. Ich habe sie gar nicht gesehen?“ Er stutzte, blieb stehen und drehte sich ein wenig zur ihr. „Hallo Frau … Richter. Sie hier? Sind sie auch mit dem Bus gekommen? Ich …“ Zack. Knopfdruck. Warten. Warten. Einstecken. Hand demonstrativ an die Haare und einmal durch. Erwischt. Hoffentlich. „Ich … ja … ausnahmsweise … ein Termin … bot sich an.“ „Ah, ja schlimm abends. Mit dem Auto geht ja gar nichts.“ „Ja. Schlimm. Eigentlich müsste ich öfters … aber …“ Kurze Pause, Schluss mit dem Gelaber. „Haben Sie das Päckchen bekommen, der Postbote hatte es mal wieder bei mir reingeschmissen?“ Oh oh, Volltreffer, sein Gesicht lief leicht rot an, vermutlich dachte er daran, dass sie es hätte versehentlich öffnen können. Schnell entgegenwirken. „Ich habe es gleich von meinem Briefkasten auf ihren gelegt, die Adresse war ja deutlich zu lesen. Na ja, wenn man des Lesens mächtig ist.“ Er atmete tief aus und die Farbe wurde nicht intensiver, Lüge gelungen. „Ja, vielen Dank. Meine Tante wäre sicherlich unglücklich geworden, wenn sie es zurückgeschickt bekommen hätte.“ Okay, touché, auch er war um eine Notlüge nicht verlegen, na ja, er hatte ein ganzes Wochenende Zeit, sich sie auszudenken. „Ja, diese Paketdienste sind echt die Hölle. Andererseits habe ich Samstag zwei Pakete ohne Probleme bekommen, na ja, manchmal hat man auch Glück.“ „Ja, mal so mal so. Ein schönen Abend.“ Mit einem Wink verschwand er in seinem Hausflur und Sabine ging einfach ein Haus weiter in ihren. Als ihre Tür ins Schloß gefallen war, zog sie den Leser hastig aus der Manteltasche. Das Display zeigte geile Nummer an und darunter „100%“. „Geil. Geil. Geil. Yesssss.“ Jetzt war sich Sabine ebenfalls 100%ig sicher, dass Stefan den Keuschheitskäfig trug. Ihre gute Bürohose konnte sie vergessen.
Am liebsten hätte sie sich statt ihren Wohlfühlklamotten direkt ihren neuen Dress angezogen und wäre mit der Spielzeugtasche und der Gerte direkt in das Nachbarhaus gestöckelt, aber sie musste es anders angehen. Strategischer. Geplanter. G-e-p-l-a-n-t-e-r, sprich mit einem Plan. „Mmmmmhngnnnngaaaaaah“. Scheiße. Wie konnte man nur Pläne schmieden, wenn einem die M*se gerade Stoßwellen durch den Körper jagte und das Hirn gerade noch Kapazität hatte, den Körper ohne Verdrehungen langsam an der Wohnungstür herabrutschen zu lassen. Wieder bei Sinnen, schleppte sie sich in ihr Bett und genoss zwei weitere Wellen.
Donnerstag und Freitag wiederholte sie die „zufälligen“ Begegnungen im Bus, Dank der zuverlässigen Reisezeiten ihres Nachbarn. Er trug ihn immer noch. „Ich heiße Sabine.“. Oh Gott, super dämlich, suuuper dämlich, wenn er etwas wusste, dann ihren Vornamen. „Stefan.“ . Er lachte, noch. Na ja, Sabine hatte es einfach unpassend gefunden als Frau Richter in seine Wohnung einzufallen. Sie konnte es kaum noch abwarten. Punkt 20:00 stand sie vor seiner Tür. Jede Minute davor hatte sie dazu genutzt, sich in Schale zu schmeißen und den Abend komplett zu planen. Es klingelte, die Tür ging auf. „Oh, hallo, Frau Richter.“ „Sabine, Du erinnerst Dich?“ „Sabine.“ „Ich …“ Sabine öffnete mit ihrer rechten Hand ihren langen Mantel und präsentierte sich in ihrer schwarzen Corsage Stefan. „Wir müssen etwas besprechen, darf ich reinkommen?“ Stefan war perplex, sein bestes Stück sendete gerade Alarmsignale aus seinem engen Plastikgefäß und sein Gehirn versuchte zu ermitteln, ob dies die Realität war, oder ein Fehler in der Matrix oder doch nur ein Traum oder eine Mischung aus allem. Sabine übernahm die Initiative und schob ihn mit der freien Hand zurück, trat ein und schloss die Tür hinter sich.
„Gefällt Dir was Du siehst, Stefan? Natürlich. Du wirst es gleich ganz in Ruhe Zentimeter für Zentimeter erkunden und kosten können. Jetzt zieh Dich aus … Du Schlampe!“
Seine Augen rissen auf wie die eines Rehes im Scheinwerferlicht. Sofort nachsetzen.
„Ich weiß nicht, ob Du das passende Röckchen hast, wenn nicht. Ich habe hier was für Dich mitgebracht.“ Sabine tippte dabei auf ihre mitgebrachte Tasche. „Ich, ich …“ Sein Kopf schien zu explodieren, seine Hautfarbe hätte jeder Hollandtomate zur Ehre gereicht. Initiative ergreifen, behalten, verteidigen, bis zum Sieg behalten. Okay, es war kein Wettlauf zu einer Rheinbrücke, aber sie blieb in Bewegung, gedanklich, sprachlich und mit ihren Händen. „Los, Hose runter. Ich weiß, dass Du einen Keuschheitskäfig trägst und ich will ihn endlich an seinem rechtmäßigen Platz sehen.“ Tomatenmark, eingekochtes Tomatenmark aus der Dose. Die Adern hatten bereits eine ungesunde Form angenommen. Die Handlung ergreifen. Hand. Ergreifen. Sabine nahm es wörtlich und krallte sich in den Plastikkäfig seines besten Stücks. „Zieh. Dich. Aus. Jetzt.“ „Ich … Du … Wie … woher …“ Flatsch. Die Ohrfeige saß. Sabine war fast noch überraschter als Stefan. Aber jetzt kam endlich Bewegung in seinen Körper. Sekunden später war die Hose auf Höhe der Waden und sein unsäglicher Sportslip auf Kniehöhe. „Sehr schön!“ Das Ende ihrer unter dem Mantel hervorgezauberten Gerte dirigierte sein bestes Stück in alle Richtungen. „Gut. Gut. Sehr vorbildlich von Dir, es seit Montag brav zu tragen.“ Durch Stefan’s Kopf rasten die Gedanken. Woher wusste sie das alles, hatte sie ihn gehacked? War seine Laptopkamera von einem Trojaner manipuliert worden. Wie zur Hölle. Autsch. Seine wirren Gedankenfetzen wurden durch einen knackigen, kurzen Hieb in Sekundenbruchteilen zerstoben. „Steh nicht so dar! Zieh Dich aus. Jetzt. Sofort!“ Er gehorchte ihr. Das Eis war gebrochen. In seinem Wohnzimmer konnte sie ihre nächsten Trümpfe ohne Gegenwehr ausspielen, Stefan war so weit von einem „Schneider“ entfernt wie der Mond vom Mars. Völlig nackt – bis auf den CB-3000 – drehte er sich auf Gertenkommando mal links mal rechts herum. Dann folgten sehr zu seiner Verwunderung die neuen Klamotten aus ihrer Tasche, knallrot, hauchzart und 1000%ig feminin. Jedes kleine Zucken und Zögern seinerseits wurden konsequent bestraft und Sabine konnte ihr Glück kaum fassen, dass sein bestes Stück von Teil zu Teil härter von seinem Gefängnis malträtiert wurde. Das war der beste Beweis, dass sie alles richtig machte. „Gut schaust Du aus“ „Ich, ich … Danke.“ „Danke, Herrin Sabine!“ „Danke, Herrin Sabine! Sag es!“ „Danke, Herrin Sabine!“ „Nochmal!“ „Danke, Herrin Sabine!“ „Gut, jetzt hol Deine Pumps!“ „Was?“ Patsch. „Wie heißt das?“ „Was … Herrin Sabine?“ Patsch. „Bitte!“ „Bitte, Herrin Sabine!“ „Erzähl mir nicht, dass Du keine roten Pumps hast!“ „Ich, ich …“ „Muss ich selbst suchen?“ „Ich … nein … ich …“ Er drehte sich um und verließ das Wohnzimmer. Es war eine kritische Situation. Sabine schoss der Gedanke eines Fehlers durch den Kopf, sie hatte ihn aus ihrem Kontrollbereich entlassen, ein Risiko. Die Sekunden wurden zu Minuten, die Minuten zu Ewigkeiten. In Wahrheit war er wirklich nur einen Augenblick aus dem Raum gewesen, nun stand er dort, leicht verlegen und doch genauso wie sie ihn haben wollte. Stefan trug rote Lackclogs, kein hoher Absatz, aber auch so kein Exemplar, das sie jemals an einem Mann gesehen hatte. Ihre Gedanken rotierten. Nicht ihr Traum, aber er hatte sie gekauft, er selbst, freiwillig und vielleicht sogar, um sie draußen zu tragen. Clogs waren unisex. Im Allgemeinen, die hier sicherlich nicht. Also doch feminin. Okay. Ein Anfang. Einfach. Einfach ein Anfang, sie würde es dabei belassen. Ausbaufähig. Sie wusste auch schon wie. Mit einem langen Mantel. Nur ein langer Mantel. Wenn der Tag gekommen war, würde er genau so zu ihr herüberkommen müssen. Na ja, vielleicht noch ein paar Accessoires, später. „Gut, Stefanie.“ Seine Augen bekamen wieder etwas bambihaftes. „Ich werde Dich Stefanie nennen, das ist am einfachsten. Und jetzt … Stefanie … knie nieder und beug Dich vor!“ Sie gab ihm den Moment und hakte dann die Hundeleine in sein – oder musste sie es jetzt ihr Halsband nennen – ein. Sie ruckte ein- zweimal an der Leine und sah die ohnmächtige Verwirrung in ihren Augen. „Stefanie?!“ „Ja … ja, Herrin Sabine?“ Mit der linken Hand zupfte sie die langen Schnüre ihrer Korsage aus dem Schritt und spreizte ihre Beine. „Küss mich! Jetzt!“
Stefanie erstarrte, Sabine’s Aufforderung war sonnenklar und der Zug an der Leine ließ auch keinen Zweifel aufkommen, dass vielleicht doch Sabine’s Mund hätte gemeint sein können.
Eine halbe, orgiastische Stunde später kraulte Sabine genüßlich sein Haar und beglückwünschte sich selbst zu diesem totalen Sieg. Auf wackeligen Beinen besuchte sie sein Bad, machte sich frisch und grinste wie ein Honigkuchenpferd in den Spiegel. War es ein Traum? Sie kniff sich. Autsch. Es war real. Es war galaktisch. Warum hatte sie das nicht viel früher getan? Wieviel mit schlechtem Sex vertane Zeit? Ihr Grinsen gefror. Falscher Gedanke. Falscher Gedanke. Weg. Weg. Aus. Böse. Es war galaktisch. Es ist galaktisch. Es wird galaktisch werden. Ja. So würde es sein. Von jetzt an. Wieder zurück im Wohnzimmer war alles, wie sie es verlassen hatte. Erschöpft, geil und glücklich lag Stefanie auf dem Boden mit dem Oberarm auf dem Sofa. Sabine beugte sich nieder, schaute ihr in die Augen und gab ihr einen langen, intensiven Kuss. „Du warst phantastisch, Stefanie. Ich werde Dich belohnen.“ Aus ihrer Tasche zauberte sie nun einen Anschnalldildo und legte ihn an. Den Bambi-Blick kannte sie schon aber es war ein Hauch Lust darin zu sehen. Eine halbe Stunde später bestand daran kein Zweifel mehr. Stefanie war mehrfach gekommen, hatte ihre letzten Flüssigkeiten verausgabt und ihr Schwänzchen war hart und blau wie eine fast reife Pflaume. Sie gab ihr eine Pause.
„Na, wieder auf der Erde gelandet?“ „Ja, Herrin Sabine.“ „Es war schön mit Dir. Ich lasse Dich nur ungern allein, aber ich muss zurück in meine Wohnung.“ „Ja, Herrin Sabine.“ „Ich erwarte Dich morgen Abend Punkt 19:00 bei mir!“ „Ja, Herrin Sabine.“ „Genau so, mit Deinen Clogs. Du darfst Dir einen langen Mantel überwerfen.“ „Was? Ich … das geht nicht … ich“ „Hör auf. So und nicht anders. Da drin ist noch eine schwarze Strumpfhose, falls Dir Deine zu rot ist. Und jetzt keine Widerrede!“
Zwanzig Minuten später schloss sie ihre eigene Tür hinter sich zu. Verdammt. Sieg. Sieg. Sieg. Auf ganzer Linie. Das war der Beginn von etwas Großartigem. Sie konnte es noch gar nicht richtig glauben. All die Videos, die sie seit der letzten Woche gesehen hatte waren nicht annähernd so galaktisch gut, wie dieser Abend. Und es würden noch zahllose Abende wie dieser folgen. Und bessere. Und ganze Tage. Es würde phantastisch werden. Sie hatte den Jackpot geknackt.
Mit diesem Gedanken fiel sie ins Bett und danach wurde es Schwarz.
Ende
MfG
Matt
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Sklavenhalterin
im wilden Südwesten
♥ slave to love ♥
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:21.01.19 14:27 IP: gespeichert
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Hallo Matt,
Seite 11 Deines Threads hat mich direkt verlockt, ihn ab Seite 1 zu lesen ^^
Gerade so kleine, weitestgehend in sich abgeschlossenen Kurzgeschichten-Phantasiehäppchen gefallen mir wirklich gut: Denn für die sehr langen Stories fehlen mir manchmal Konzentration und Zeit bzw. finde ich mich nicht mehr so gut wieder rein, wenn ich längere Lesepausen hatte bzw. machen musste.
Bin derzeit bei Dir hier zwar "erst" auf Seite 3, freue mich aber bereits auf die restlichen!
Sehr gerne darfst Du auch jetzt schon weiteren pikanten Nachschub ersinnen *fingertippel - wetten, dass ich schneller lese, als Du schreiben kannst?
Naja, nö, SO geht das ja nicht - EINE weitere Story von Dir gilt noch nicht als "Wette gewonnen", also STRENG DICH AN!
Beste Grüße ~ M
PS:
Danke auch an die "verbundenen Autoren" (various artists) für ihre Beiträge
FRAU und männchen verlassen gemeinsam das Haus. Sie: "Hast Du alles?" er - nimmt IHRE Hand - und sagt leise: "Jetzt - JA!"
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MattBeam |
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Story-Writer
NOKEYa - connecting couple
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:25.01.19 01:43 IP: gespeichert
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Hermes‘ Woche
Paketdienste! Christina bekam schon bei der bloßen Nennung dieses Wortes schlechte Laune.
Nun gut, die gute alte Zeit, in der ein freundlicher Briefträger auch mal ein Päckchen dabei hatte und es freundlich überreichte, war lange, lange her. Jetzt durfte sich ihre Zofe mit schlecht bezahlten, gehetzten, voll gestressten und teils mies gelaunten abgeben, die aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht mal den Wortschatz eines deutschen Kindergartenkindes beherrschten.
Aber Herrin Christina war nun mal auch eine verantwortungsbewusste Arbeitgeberin, die einen Kunden und dessen Umsätze nicht grundlos und ohne Not ablehnte. So wie „deliveryboy92“, der sie über Whatsapp kontaktiert hatte. Er war zudem ein Kunde, nun ja ein potentieller Neukunde, der nach seiner Schicht frühmorgens – also quasi an seinem Feierabend – ihre Dienste in Anspruch nehmen wollte. Auch das war ein Pluspunkt in Sachen gleichmäßig verteilte Auslastung des Dienstplans. Ihre sonstigen Kunden kamen bevorzugt einige Stunden nach Büroschluss und gerne alle zur Primetime. „Ka-tas-tro-phe. Ka-tas-tro-phe!“ in genau der Sprechweise ihres Lieblingsschrotthändlers im Fernsehen war genau der Ausdruck, den sie dann auf den Lippen hatte, wenn sie am Telefon die ersten Alternativvorschläge abgelehnt bekam und die Absagen kein Ende mehr nahmen.
Nun war es 10:07 Uhr. 7 Minuten nach 10:00 Uhr, knapp 20 Minuten nach der Zeit an der ein guterzogener deliveryboy92 vor der Tür hätte stehen müssen, 7 Minuten für die er bitter büßen würde und unverschämte 9 Minuten nach seiner Whatsapp, in der er ihr - immerhin in ordentlicher Ausdrucksweise - seine Verspätung angekündigt hatte. Vermutlich hatte er beim Tippen nicht gleichzeitig rennen können, was Herrin Christina ihm eher anlastete als anrechnete, dass er seine Verspätung überhaupt angekündigt hatte. Der erste Eindruck war immer entscheidend da es für ihn kein zweites Mal gab.
10:08. Es klingelte. „Karin! Bleib wo Du bist!“ Sonst war ihre Zofe Karin dafür zuständig, den Kunden die Tür zu ihrem Studio im zweiten Stock dieses alten Prachtbaus zu öffnen. Aber in dieser besonderen Situation wollte Christina selbst von Anfang an für klare Verhältnisse sorgen. Ob Neukunde oder nicht, sie warten zu lassen, war eine Vergehen nahe der Todsünde. Im Gehen griff sie sich noch einen Ballknebel von der Kommode im Flur und riss die Tür auf.
Vor ihr stand – wie erwartet – ein junger DHL-Mitarbeiter in seiner Firmenkluft mit diesem Touchpad-Knochen in der einen Hand und einem schuhkartongroßen Paket in der anderen Hand. „Guten Morgen!“ Immerhin er konnte akzent- und fehlerfrei Deutsch.
„Schnauze!“ Mit der rechten Hand fasste sie packend zwischen seinem Schritt zu und war schon mal angetan über das sperrige Piercing, das sie unter dem Stoff zu spüren bekam. Ein Keuschheitskäfig hätte ihre Laune zwar deutlich verbessert, aber immerhin kein Weichei, der aus jedem Kratzer an seinem besten Stück gleich eine Staatsaffäre machte.
„Aber … was machen Sie da … ich …“. Ein Laberheini. Darauf hatte sie nun wirklich keinen Bock. Ja, umfangreiche, wohlformulierte und schmeichelnd geschriebene Nachrichten zu bekommen war eine Sache, aber sie jetzt voll zu texten über das Offensichtlichste der Welt und das 10 Minuten nach 10 ging gar nicht. Dafür ging der Ball-Gag umso besser in dieses verdatterte, offenstehende Maul von diesem unpünktlichen Paketfuzzi. Ein Handgriff später war außer protestierendem Gestöhne Ruhe im Karton.
„Mach das weg!“ Christina war endlich wieder 100,0% gefasst und in ihrer Routine. Ihre angeblaffte Zofe Karin beeilte sich, das Päckchen, das tatsächlich an ihre Herrin adressiert war und den Elektronikknochen in das Kundenfach No.1 zu verstauen. Währenddessen hatte ihre Herrin den Gast bereits in den „Dungeon“ gezerrt und den Ball-Gag hinten an einem herabhängenden Haken eingehakt. Dem Vernehmen nach „Halt die Hände still!“ und diversen Treffern mit der Reitgerte ging Karin davon aus, dass das Fesseln der Hände ebenfalls unerwartet schwierig gewesen ist, aber so war das nun mal mit Neukunden. Sie hatte es schon so oft erlebt. Vor der Tür waren sie noch gewillt und festen Mutes, aber im Anblick ihrer Herrin wollten dann einige nur noch eins – flüchten.
Karin musste lächeln. Insgeheim waren Ihrer Herrin das die liebsten Kunden. Nicht jene abgestumpften Profis, die außer ihrer eigenen Lust kaum noch ihre Umwelt wahrnahmen und jedes Detail genau nach ihrer Phantasie geregelt wissen wollten. Ja, davon gab es viele. „Brot- und Buttergeschäft“ – aber mit der Zeit fühlte auch sie sich dabei so abgestumpft wie eben diese Kunden.
Dieser hier, der war so frisch, der würde Spaß machen. Vor allem Herrin Christina, und eine gut gelaunte Chefin war für eine Zofe Gold wert. Sie trat pflicht- und ehrfurchtsvoll ein und erwartete ihre Befehle. „Zieh sie runter!“ Natürlich. Sie kniete ich vor dem Kunden hin und begann, den Gürtel seiner Uniformhose zu öffnen. Es war stiller geworden, abgesehen von seinem Schnaufen und Stöhnen. Nein, nicht, dass ihre Herrin bereits an seinem Wohlbefinden gearbeitet hatte, vielmehr war er bereits in Ansätzen kunstvoll verpackt worden. Zu dem Ball-Gag war inzwischen ein Paar Handschellen hinzugekommen. Herrin Christina war im Umgang damit sehr geübt und wahnsinnig schnell und hätte jeden Clubtürsteher mit ihren Künsten in den Schatten gestellt. Der massive D-Ring des breiten Lederhalsband, der nun zusätzlich zu dem Ball-Gag mit einem Haken von der Decke für eine Streckung und Fixierung des Kunden sorgte, erlaubte es Herrin Christina, das Ball-Gag-Provisorium wieder zu entfernen. Sie wusste, dass es besser war, die empfindlichen und in Schadenersatzansprüchen meist teuren Beißerchen schonend zu behandeln.
Anders natürlich als sein bestes Stück, das – zu Leben erwacht – ein massives Piercing zur Geltung brachte. „Schön, Sklave. Immerhin. Es gibt Schlimmere als Dich. Weinerliche Weicheier, die beim kleinsten Kratzer schon in die Notaufnahme gebracht werden wollen. Dein Piercing immerhin ist brauchbar.“ „Los! Er macht sich nicht von alleine fest!“ Christinas Gerte zischte durch die Luft und traf Karin. Derart motiviert schnellte sie zur Seite und griff sich vom Tisch ein Metallröhrchen, dass sie nahezu hektisch und reichlich unsanft auf das Glied diese Gastes stülpte, das bereits seit etlichen Minuten nahezu steinhart die genau entgegengesetzte Form angenommen hatte.
Sein Stöhnen bekam nun etwas Jämmerliches , insbesondere, als Karin mit angehaltenem Atem versuchte, das Piercing blindlings durch das runde Metallblech und durch das fast unsichtbare Loch im Schwellkörper wieder in eine verschließbare Position zu bringen. Herrin Christina konnte diesen Anblick nur genießen, geschah es diesem ungehobelten, unpünktlichen und undankbaren Wicht nur recht.
Es klingelte. Herrin Christinas Genuss endete abrupt. Das Personal war verdammt nochmal nicht da und das hatte seinen wirtschaftlichen Grund, da 10:16 nun mal keine Stoßzeit war, jedenfalls nicht in ihrem Studio. „Mach auf und schau‘ nach wer da stört!“ Ihr Ton war scharf und bissig, noch im Rahmen ihres Selbstverständnisses als professionelle Dienstleisterin, aber insgeheim gingen ihr dieser aktive Widerstand und diese Störungen von außen gegen den Strich. Sie verstand sich auch als Künstlerin und eine solche hatte Anspruch auf Ruhe während ihres Schaffens.
Sie warf – harrend der Rückmeldung der Ursache der Störung durch ihre Zofe Karin – einen Blick durch einen Spalt der ansonsten licht- und blickdichten Vorhänge auf die Straße. Dort stand breit und blinkend in zweiter Reihe ein rot beschrifteter gelber Lieferwagen in zweiter Reihe. Ihre Laune erlitt einen erneuten Dämpfer nach … nun ja … darüber ließ sich streiten. Normale Menschen hätten natürlich „nach unten“ gesagt, aber Christina beflügelte so etwas nur. Endlich hatte sie mal einen von diesen rollenden Verkehrshindernissen genau dort, wo sie ihn während all ihrer Fahrten durch die Stadt schon immer mal haben wollte. Ach, das würde ein Spaß werden. So sah das vermutlich auch Opa Galuschke von nebenan.
Karin kam ungebührend schnell in das Zimmer rein. Ihre Augen waren wie nach einem ausgiebigen Spanking weit aufgerissen und beinahe hätte sie in ihrer kindischen Art lauthals drauflos geplappert, wenn Christina ihr nicht ihren mit schwarzem Lackleder ummantelten Zeigefinger senkrecht vor die Nase gehalten hätte. Karin fasste sich und begann zu murmeln.
„Draußen steht der Gast für 10:00 Uhr!“ „Nochmal!“ „Draußen steht der Gast für 10:00 Uhr! Er sagt es tue ihm furchtbar leid, dass er sich verspätet hätte.“ Herrin Christina war nun, und man konnte mit Fug und Recht sagen „seit einer Ewigkeit“ zum ersten Mal wieder tatsächlich herausgefordert, eine ihr unklare und unübersichtliche Situation im wahrsten Sinne des Wortes zu meistern. Sie atmete tief ein und unterließ ein hörbares Ausatmen, das einen stets schwach erscheinen ließ. „Steuerfahndung“ schieß ihr durch den Kopf. Das letzte Mal, also die Ewigkeit vorher, da hatte eines Abends - in ihrem vollen Studio - eine gefühlte Hundertschaft spießig normtreuer Staatsdiener samt uniformiertem Begleitschutz ihre gesamte Einrichtung auf der Suche nach steuerrelevanten Unterlagen auf den Kopf gestellt. Das hier, das nahm gerade ähnliche Ausmaße an. Mit zwei weiteren unhörbaren Atemzügen stand sie einem erdbraun uniformierten, schüchtern lächelndem beta-Männlein gegenüber, das ein gequältes, sich dessen Schuld bewusstes „Guten Morgen“ über die Lippen brachte.
„deliveryboy92 ?“ „Ja, Herrin Christina.“ Innerlich schrie in Christina ein Schrottplatzbesitzer „Ka-tas-tro-phe. Ka-tas-tro-phe!“ und die Episode mit den Finanzbeamten verblasste angesichts dieser Situation zu einem sepiabraunem Kindergeburtstagsfoto aus glücklichen Tagen. „Freiheitsberaubung in Tateinheit mit Körperverletzung und Verkehrsbehinderung“ schoss Christina durch den Kopf. Völliger Blödsinn. Hirnrissiger Quatsch, kein Mensch, kein Richter würde sich in einem solchen Fall mit „Verkehrsbehinderung“ befassen. Der Hammer sauste nieder. „Zum ersten, zum zweiten, zum dritten, verurteilt im Namen des Volkes. Arrrrrrgh!“ „KARIN!“ Wo steckte Karin, warum hatte sie sich in den Millisekunden, die allerhöchsten hatten vergangen sein können, von der Tür entfernt? „KARIN!“ Das waren schon mal 100 Gertenhiebe sicher … am Mittag … wenn dieser Albtraum hier vorbei war. Christina war gerade im Inbegriff ein drittes Mal Karin zu rufen, was jener welche 100 hoch 100 Gertenhiebe beschert hätte, als diese kreidebleich aus dem Dungeon gelaufen kam, den rechten Arm waagrecht hinter sich herziehend.
„Galuschke!“ Himmelherrgott. War die Welt ein Irrenhaus geworden. Wen interessierte Opa Galuschke jetzt in diesem Moment. Nun ja, wenn er sich ausgerechnet diesen Moment zum Ableben ausgesucht hätte, nun, dann, wenn schon Scheiße, dann natürlich gleich als größter Haufen.
Mit der Hacke die Tür zu, den unseligen „deliveryboy92“ mit höflich ausgestrecktem Arm im Rücken vor sich herschiebend Richtung Dungeon und von dort ohne jene welchem mit weiteren vier langen Schritten zum Vorhang.
Opa Galuschke. Er lebte. Unschön, aber Christina kam nicht umhin „Leider“ zu denken. Denn Opa Galuschke gestikulierte mit seinem Gehstock wild vor einem Pärchen herum, mal auf den fröhlich blinkenden Lieferwagen zeigend, mal auf ihr Haus genauer gesagt auf ihre Fensterfront in der zweiten Etage. Das besagte Pärchen war ihrerseits nämlich ebenfalls uniformiert und gehörte unzweifelhaft zu dem blau-weißen Auto, das ebenfalls mit fröhlich blinkendem Warnblinklicht hinter dem Pakettransporter die rechte von zwei Fahrspuren blockiert. Das Pärchen setzte sich nun bestinformiert in Bewegung und ging zielstrebig auf den Hauseingang neben der Tordurchfahrt zu, ihrem Hauseingang. „Ka-tas-tro-phe. Ka-tas-tro-phe!“
„KAAAAAARIIIIIIN!!“ Ihre Betonung hatte nun jegliche Contenance eingebüßt. „Ja, Herrin?“ „Karin, fang die beiden Polizisten auf der Treppe ab und bring sie so unauffällig wie möglich her.“ „Ja, Herrin.“ Pommes rot-weiss. Und wo steckten diese vermaledeiten Schlüssel der Handschellen. Christina war strengste Ordnung gewohnt. Sie hatte Zofen und Sklaven schon blau und grün geschlagen, wenn diese auch nur gewagt hatten, ihre dreckigen Straßenlatschen auf einen ihrer erlesenen Läufer zu setzen anstatt sie in das für sie vorgesehene Schuhregal zu stellen. Immerhin hing der Sicherheits- und Ersatzschlüssel zusammen mit allen anderen derartigen Schlüsseln an dem rot umrandeten weißen Brett hinter dem Vorhang neben der Zimmertür. Sicherheit. Sicherheit. Sicherheit. Darauf ließ sich ein Unternehmen aufbauen.
„Polizei! … Guten Morgen … Sie können uns das hier erklären … sagt Frau Wenske?! Sie sind Frau?“ „Wegner. Ja … ich kann.“ Jedenfalls hoffte das Christina inständig. Die von der Gesichtsfarbe her rote Pommes war so verschämt, dass sie ihren Namen nur gehaucht zu Protokoll gab. Die weiße Pommes konnte das erst, als Christina ihr den Ball-Gag aus dem Mund genommen hatte. Zehn mega-peinliche Minuten später war die Situation für die Polizei restlos aufgeklärt, die Gesichter der Beamtin und des Beamten hatten sich entspannt und angesichts der Aussicht, das Vorgefallene in allen seinen pikaten Details zu Protokoll bringen zu müssen, waren sie – nach Rückversicherung bei allen Beteiligten – generös, was den Parkverstoß betraf. Der Verursacher hatte in ihren Augen unzweifelhaft ein handfestes Alibi gehabt, Frau Wegner hatte eine irrtümliche Handlung begangen, die der Leidtragende jedoch nicht verfolgt sehen wollte und das braune Erdmännchen – der eigentliche Verursacher des ganzen Durcheinanders – war juristisch gesehen noch nicht mal als Zeuge zu betrachten. So verabschiedete sich das Polizistenpaar, nachdem es nochmal eine Mahnung ausgesprochen hatte, den Verkehrsverstoß nun umgehend zu beseitigen, sichtlich erheitert und auch der DHL-Bote raffte nur seine Hose hoch und rannte förmlich kopflos davon. Das hochrote Erdmännchen stammelte und stotterte noch Entschuldigungen und Selbstverwünschungen bevor auch es die Gunst der Stunde nutzte und schnellstmöglich verschwand.
Übrig blieben Karin und Herrin Christina. Letztere grübelnd, wie sie sich diesen Schlamassel nur selbst hatte einbrocken können. Ja, so viel Verstand hatte sie sich trotz dieser Situation noch bewahrt, dass sie die Schuld ausschließlich bei sich suchte. Sie war die Chefin. Sie war die Herrin. Bei ihr endeten die Eimer. Alle. Jederzeit. Herrgott im Himmel, was für ein Affentheater. War es Gier gewesen? Die Tageszeit? Christina war keine Lerche. „Kaffee!“ Na ja, auch nur eine Krücke. Dieser Morgen war gelaufen, ab sofort würde sie erste mittags Kunden empfangen. Na, ja. Natürlich nicht. Zahlende Kunden waren schließlich zahlende Kunden. Aber sowas. Am frühen Morgen. „Ka-tas-tro-phe!“
Eine halbe Stunde, zwei Tassen Kaffee und 100 Stockhiebe für Karin ging es ihr deutlich besser oder, wie es Ärzte immer so gerne formulierten „den Umständen entsprechend“. Sklavin Ulrike kam vor dem Mittagessen mit eben jenem. Aber Appetit konnte sich so recht bei Herrin Christina nicht einstellen. Als endlich Herrin Andrea eintraf, konnte sie ihr unter vier Augen den ganzen Scheiß vom Morgen erzählen und als diese zwischendurch herzhaft lachte, nun da konnte auch Christina leicht mitlachen. De facto gab es kein Polizeiprotokoll, abgesehen von ihrer unfähigen Zofe hatte niemand einen körperlichen Schaden erlitten und jeder war bedacht gewesen, das Geschehene als ungeschehen zu betrachten.
Okay, in einem Punkte hatte Andrea Recht. Jetzt da sie es ausgesprochen hatte, hatte das Studio einen Verlust von genau einem Keuschheitskäfig erlitten, der zusammen mit dem DHL-Boten unbezahlt das Haus verlassen hatte. Andererseits allerdings auch ohne die passenden Schlüssel und wiederum andererseits hatte eben jener DHL-Bote mit dem Paket, das er hatte abliefern wollen und das er, ohne Quittung durch Herrin Christina, dagelassen hatte, gleich zwanzig neue Keuschheitsschellen geliefert. Also quasi plus Neunzehn. Und ein paar Handschuhe. Diese stammten allerdings nicht von dem Paketboten sondern vielmehr – jedenfalls der Größe nach zu urteilen – von der Beamtin. Diese hatte sie zum Zwecke der Protokollaufnahme auf den Tisch gelegt und dann nach Verzicht auf das Protokoll wohl – aufgrund eines unerwarteten Abbruchs des üblichen Prozesses und der sichtbar heiteren Stimmung – von dort auch nicht mehr mitgenommen.
Zusammengenommen stellte sich in dieser allerersten Retrospektive der Morgen dann doch nicht als so katastrophal dar, wie zuerst erlebt. Einige Stunden später, als dann ganz routiniert und mit Unterstützung der gesamten Belegschaft die ordnungsgemäß gebuchten Stammgäste abgearbeitet wurden, klingelte es erneut. Herrin Christina, der persönliches Fazit beinhaltet hatte, auf keinen Fall mehr die Tür selbst zu beantworten, wurde darüber informiert, dass eine gewisse Melanie an jener Tür im Flur stand. Melanie war Christina jedoch besser bekannt als „die Polizisten, die an diesem Morgen bereits in ihrem Studio gewesen war“. Herrin Christina war froh, den besagten Restanten von diesem unsäglichen Morgen los zu werden und ging mit eben jenem Paar Handschuhe zur Flurtür. Eher überrascht – und das überraschte Christina nun an diesem überraschende Tage nun nicht mehr – war sie vom Outfit der Beamtin. Diese stand vor ihr in Joggingklamotten und mit Kapuzenshirt, dessen Kapuze unhöflich aber identitätswahrend tief in das hübsche Gesicht der jungen Beamtin hineinragte.
„Guten Abend! Bitte, ihre Handschuhe!“ „Guten Abend. Danke. Ich …“ „Keine Ursache. Ich habe sie gleich zur Seite gelegt. Und Danke für Ihre Professionalität und Ihr Verständnis heute.“ Die Kapuze lachte. „Professionalität? Wir … aber erzählen Sie das niemandem weiter … haben es nur bis zur nächsten Querstraße geschafft und uns dann im Streifenwagen totgelacht.“ „Nein, ich … wir werden schweigen wie ein Grab und wie gesagt. Danke!“ „Dannnn …“ Die Beamtin sprach Konsonanten einen winzigen Hauch zu lange aus. Christina war zu gut darin, zwischen den Zeilen zu lesen und notfalls auch zwischen einer Reihung von Konsonanten. „Möchten Sie einen Blick in die anderen Räume werden? Inkognito!?“ Treffer. Die Kapuze knickte nach hinten weg und es kamen verdutzte strahlend weiße Beißerchen zum Vorschein. „Ich? … Nein. Das geht nicht!“ „Ein Blick?“ „Nein, ich … in meiner Position … ich … nein, auf keinen Fall!“ Der Imperator vielmehr die Imperatrix war zurück. „Ich verstehe …“ Christina wusste und verstand, dass eine Beamtin auch in ihrem Privatleben kein geheimes Doppelleben in einem Studio leben konnte. Erpressbar sein konnte. „… aber …“ Sie ging einen Schritt zur Kommode zurück und griff aus der mittleren Schublade etwas. „… das dürfte gehen!“ Die Imperatrix machte keine Anstalten die ihr hingehaltene Visitenkarte entgegen zu nehmen. „Sonntag mache ich eine Privatparty. 50 Gäste. Venezianischer Karneval. Verkleidet. Ich würde mich freuen!“ „Ich bin Polizistin!“ „Und wir sind alle erwachsen und haben ein Recht auf ein Privatleben, das mehr enthält als nur Bienchen und Blümchen. Manchmal auch Bienchen und Bienchen.“ Das saß. Für einen Moment sah sie ihr in die Augen. Die Karte wechselte die Besitzerin, ein Nicken, ein Lächeln. „Guten Abend.“ „Guten Abend Melanie und bis Sonntag.“ Treffer. Versenkt.
Zwei Tage später stand das kleine erdbraune Männchen „deliveryboy92“ diesmal überpünktlich vor der Tür. Herrin Christine nahm es jedoch erst im „Dungeon“ in Empfang und lieferte ihm zwei volle Stunden, deren Gegenwert – sehr zur Zufriedenheit des Erdmännchens – seine Bezahlung gefühlt übertraf. Ein kommender Stammkunde, kein Zweifel.
Das Wochenende – nun, das wäre eine ganz andere Geschichte, aber die Genießerin genoss und schweigt – beschloss diese Woche mit dem anscheinend so katastrophalen Tag und gab der neuen Woche am Montagnachmittag die Chance, als genau jene Woche in die Annalen einzugehen, die sich direkt an die „Hermes-Woche“ und nicht „Kirmes-Woche“ anschloss.
„Herrin Christina?!“ „Ja?“ „Können Sie bitte an die Tür kommen, es ist …“ Nicht die Tür. Nicht noch so eine Woche. Christina eilte zur Tür. Je schneller das erledigt war, desto besser. Sie erkannte ihn sofort, auch ohne Uniform. Insgeheim hatte sie ihn schon viel früher erwartet. Andererseits auch gar nicht. Ein Bolzenschneider, ein wenig Übung, eine winzige Spur an Überwindung und dieser Besuch hätte nicht stattfinden müssen. „Ich …“ Ausreden lassen! Christina übte sich bewusst in Selbstdisziplin. Keine voreiligen Schlüsse ziehen! A-u-s-r-e-d-e-n l-a-s-s-e-n, Ausrufezeichen.
„Ich … ich komme wegen dieses …“ Sein Blick wanderte nach unten und sein rechter Zeigefinger zeigte darauf. „Natürlich. Ich habe den Schlüssel extra zur Seite gelegt. Sie brauchen nicht mitzukommen. Ich hole ihn persönlich. Bleiben Sie einfach da stehen. Sie können den Keuschheitskäfig auch behalten … und … vielen, vielen Dank, dass Sie bei der Polizei keine Anzeige erstattet haben.“ Ausreden? Christina verzichtete geradezu straflässig auf Selbstdisziplin, jedenfalls für ihre Verhältnisse. Geradezu eine Labertasche. Unsäglich. „Nein. Bitte. Ich … ich … möchte … machen Sie das … bitte!“ Jetzt schlug es Dreizehn. Hatte er das gerade tatsächlich gesagt? Sie musste sicher sein. Gab es nur noch Irre auch der Welt? „Hören Sie, bei mir im Studio werden Keuschheitskäfige nur zur Kontrolle oder zur Bestrafung abgenommen und anschließend wieder fest verschlossen. Wenn Sie ihn ab haben wollen, dann hole ich Ihnen jetzt den Schlüssel und dann auf Wiedersehen!“ Er schaute sie nun in einer Mischung aus Erleichterung und lustvollem Erschrecken an. Die vergangenen Tage mit diesem Ding, seine Flucht aus dem Studio, dieses hochnotpeinliche aber folgenlose Zusammentreffen mit der Polizei und nun ihr Blick und ihre Stimme. Es arbeitete in ihm. Christina trat einen Schritt beiseite. „Nach Ihnen.“ Er ging. Sie folgte ihm. Schloss die Tür. Die Tür zum Dungeon zu. Die Tür zu einer neuen Welt für ihn auf.
Paketdienste! Christina bekam schon bei der bloßen Nennung dieses Wortes gute Laune.
Ende
MfG
Matt
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Sklavenhalterin
im wilden Südwesten
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:25.01.19 09:44 IP: gespeichert
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Ist das ok, eine Lady ta-ge-lang auf die neueste Story warten zu lassen? Hm? Antwort!
Seit Mittwoch war ich schon durch ... tz tz tz
Den Lapsus kannst Du jetzt höchstens noch wieder ausbügeln, wenn kurzfristig den "Maskenball" oder eben ähnlich Prickelndes ablieferst! *streng guck
Auch Deine "Roaring 50s" find ich übrigens echt klasse (und ja, ich weiß natürlich, dass die eigentlich "Fabulous" genannt werden ^^)
edit: kleine, aber überaus peinliche Korrektur vorgenommen *schäm
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von Moira am 25.01.19 um 09:50 geändert FRAU und männchen verlassen gemeinsam das Haus. Sie: "Hast Du alles?" er - nimmt IHRE Hand - und sagt leise: "Jetzt - JA!"
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folssom |
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:25.01.19 23:00 IP: gespeichert
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Hallo MattBean,
ich bin überrascht und um so mehr erfreut, das es hier mit deinen Kurzgeschichten weitergeht.
mfg Sarah
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dragonia |
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KG-Träger
meine neugier bestraft mich!
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:27.01.19 21:29 IP: gespeichert
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die letzte geschicht ist ein wahrer spaß. gratuliere.
so flüssig und spannend geschrieben. cu dragonia, sub von kh lady_max
ich brauch keinen sex, mich fi**t das leben jeden tag.
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MattBeam |
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Story-Writer
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:05.09.19 03:09 IP: gespeichert
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Stefanie
Thomas schaute auf sein Handy. Er konnte es noch schaffen und ging einen Schritt schneller. Am liebsten hätte er einen kleinen Zwischenspurt eingelegt, aber mit den Clogs war das keine gute Idee. Vermutlich waren sie deswegen aus der Mode gekommen. Er hatte in den letzten vier Wochen, in denen er sie tragen sollte, genau beobachtet wer noch welche trug. Keine Birkenstock Sandalen, die fast jeder selbst jetzt noch im Herbst trug. An der Uni sowieso, kaum eine Kommilitonin ohne. Aber seine schwarzen Holzclogs, die bei jedem Schritt auf dem Pflaster ein Klack hinterließen, hatte er nur zwei Mal gesehen. Einmal in Weiß zu einem luftigen Blumenkleid, das wohl ein verzweifelter Versuch gewesen war, den Sommer zu verlängern und einmal in Blau. Quasi als Hausschuhe, na ja, eine der Bibliothekarinnen in der Uni Bib hatte sie beim Einsammeln der liegengebliebenen Bücher getragen. Als Thomas sie ein anderes Mal beim Ausschecken der Bücher an ihrem Schreibtisch gesehen hatte, standen sie unter ihrem Tisch während sie selbst Loafer trug. Endlich, er presste auf den Klingelknopf und ein Surren später trat er aus der kühlen Abendluft in ein helles Treppenhaus. Hier hallten nun sein Holzsohlen besonders prägnant bis in die erste Etage. Ein weiteres Klingeln und sie öffnete ihm, Nadine.
Nadine versuchte für einen Augenblick ein Lächeln aufzusetzen, vermutlich ein alter Wesenszug, den sie noch nicht unter Kontrolle hatte. Thomas konnte, obwohl er es bereits wusste, sehen, warum sie es inzwischen eher vermied, zu lächeln. „Hallo Nadine.“ „Hallo Steffi, komm rein, Herrin Claudia ist gleich bei dir.“ Thomas schauderte und griff sich unbewusst an den Hals. ‚Stefanie‘ stand da eingraviert, genauer gesagt ‚Sissy Stefanie‘ getrennt durch den kleinen Ring der an seinem Halsreif angeschweißt war. Er schauderte jedes Mal, wenn ihn jemand so ansprach. Nadine ging an ihren Empfangstresen zurück, ihre Figur war makellos - wunderschön betont durch ihr Kostüm, ihr Gang perfekt und ihre schwarzen Haare reichten ihr bis zu ihren Schulterblättern. Thomas war hart und das merkte er deutlich. „Dein zwölftes Mal?“ „Ich weiß nicht. Ja, ja, kann sein.“ „Mmmh, Moment, ja, laut Computer, genau, das 12. Mal heute.“ „Okay? Bedeutet das was?“ „Oh, … ich … ich, ja, ja, die … die …“ Nadine war sichtlich ins Schleudern gekommen „… die Herrinnen gestalten alles in Quartalen, also ja.“ Thomas wurde noch härter, seine Keuschheitsschelle fühlte sich nun wie ein Schraubstock an. „Ehm … wieviel wiegst Du jetzt?“ „73,8 … also heute Morgen.“ „Okay notiert. Ach da ist sie ja schon.“
„Hallo Stefanie.“ „Hallo Herrin Claudia.“ „Folge mir. 73,8? Sehr gut, wie fühlst Du Dich, Stefanie?“ „Gut, Herrin Claudia“ „Was macht das Studium?“ „Momentan sind noch Semesterferien, die Vorlesungen gehen erst im Oktober wieder los.“ Herrin Claudia schloss die Tür hinter ihm. „Du kannst da ablegen, lass Dich mal anschauen, Stefanie.“ Thomas wusste, dass damit nicht nur sein Parka gemeint war, dessen Kapuze er immer noch trug. Einen Moment später kamen seine kastanienbraunen Haare zum Vorschein, strubbelig und mit einigen rotbraunen Strichen von seinem ersten Färbeversuch. „Aha.“ Die Ohrstecker, noch die vom Stechen, waren kaum erkennbar. Unter dem Parka trug er eine grobe Strickjacke in Dunkelblau, ein weißes Poloshirt und darunter einen Sport-BH, so wie man ihm aufgetragen hatte. Die Jeans war eine ganz normale Unisex-Markenjeans und gab nach dem Ablegen den Blick auf die schwarze Feinstrumpfhose und seinen kleinen schwarzen Plastikkäfig frei. „Warum noch die Socken?“ Die Frage ließ Thomas mit einem schiefen Lächeln unbeantwortet. „Ach, noch so schüchtern? Na, ja, ich helfe Dir.“ Herrin Claudia musste lächeln, „Zieh‘ bitte beide aus, Stefanie.“ Herrin Claudia nahm zwischenzeitlich ein Maßband von ihrem Schreibtisch und maß nach einer auffordernden Geste seinen Bauchumfang. „Sehr schön, Stefanie. Beneidenswert, wie Du abnimmst. Läufst Du viel?“ „Ja, Herrin Claudia.“ „Auch mit Deinen Heels?“ „Nur daheim.“ „Schade. Einen Moment. Deine Strähnchen gefallen mir übrigens sehr gut.“ Claudia ging in ihr Hinterzimmer, wo sie ein kleines Lager für ihre Sissies eingerichtet hatte. Hier gab es fast alles, was zu einer Ausbildung notwendig war. Mit einigen gezielten Handgriffen hatte sie einen Gürtel mit Bändern, ein Paar Strumphosen, Schuhe und ein Kostüm gegriffen. Als sie aus der Tür trat kreuzte sich ihr Blick mit dem von Thomas, der seine Augen beim Erblicken der Heels förmlich aufriss. „Gefallen sie Dir?“ „Für mich?“ „Ja sicher, probiere sie gleich mal an.“ Sie stellte sie vor ihm auf den Boden, legte die Kartons und die Bekleidung auf ihren Tisch und half mit einem Griff an die Taille, das Gleichgewicht zu behalten, während er in die Pumps trat. Sie hatten ein kleines Plateau und waren trotz ihres femininen Absatzes vergleichsweise flach. „Geh ein paar Schritte zur Tür.“ Thomas folgte und bei der 3. Rückkehr sahen seine Schritte deutlich sicherer und gleichmäßiger aus. Sie verrieten Claudia auch noch ein weiteres Geheimnis, seine Schrittlänge in diesen Schuhen. „Das machst Du prima, Stefanie. Stell Dich bitte wieder vor den Spiegel, Du vereinfachst mir die Arbeit ungemein.“ Thomas war einen Moment unklar, was sie meinte, bis er den kleinen Schlüssel in ihrer Hand sah, mit dem sie nun seinen kleinen schwarzen Käfig öffnete.
Es klopfte. „Ja, bitte?“ Nadine stand in der Tür und brauchte eine Sekunde um ihre Botschaft los zu werden, ihre Augen glitten noch über das ganze Zimmer und bei diesem wohlvertrauten Anblick hatte sie tief eingeatmet. Als sie ihre Fassung wieder hatte, verkündete sie „Herrin Simone ist gerade gekommen und möchte Sie zu einem Abendessen mitnehmen.“ Herrin Claudia war sichtlich hin- und hergerissen, einen Moment jedenfalls, ein Umstand, als er ihr bewusst wurde, der sie sehr ärgerte. „Bitte sie herein.“ Sissy Nadine nickte und drehte sich um. Einen Augenblick später drückte sie die Tür weit auf, ließ Herrin Simone passieren und schloss die Tür nach ihr. „Hallo Claudia, Überraschung!“ „Ach, Simone, schön Dich zu sehen. Ich habe hier leider noch Arbeit.“ „Du, ich will nicht stören, ich dachte nur …“ „Nein, nein, setzt Dich. Das hier ist Sissy Stefanie, meine Jüngste.“ „Sissy Stefanie, das ist Herrin Simone, sag artig Guten Abend!“ „Guten Abend, Herrin Simone.“ Thomas‘ Herz raste nun, sein bestes Stück, befreit von allen Zwängen, hatte sich bereits zu voller Pracht entwickelt, wobei Pracht relativ zu verstehen war, sehr relativ. Ihre Blicke verfingen sich und Thomas‘ Herz legte nochmal mindestens 10 Schläge drauf, als er sie wiedererkannte. Sie war es, kein Zweifel. Sein Gesicht sprach Bände und das war Herrin Simone’s Spezialgebiet, wortwörtlich. „Pädagogische Grundkonzepte Band I und noch zwei Bücher, vier Euro fünfzig, vorgestern. Du sitzt in der zweiten Etage, Westflügel, letzte Reihe links außen.“ Sie war es tatsächlich, die mit den blauen Holzclogs. „Schau an, schau an. Du hast mir noch gar nichts von ihr erzählt, von Stefanie.“ „Ihr kennt euch?“ „Na ja, dieses süße Jüngelchen ist regelmäßig bei mir in der Bibliothek und lernt fleißig. … Aber Du hast etwas an Deinen Haaren gemacht, richtig?“ „Ja.“ Die behandschuhte Hand von Herrin Claudia landete klatschend auf Stefanie’s Pobacke. „Ja? …“ „Ja, Herrin … Simone.“ „So ist’s brav.“
Claudia wandte sich an Simone „Magst Du mir assistieren, dann sind wir schneller fertig? Hier sind Handschuhe. Wo willst Du denn heute Abend hin?“ „Gerne. In’s ‚La Stella Nera‘, ich habe schon einen Tisch reserviert, Absagen ist nicht.“ „Für?“ „20:00 Uhr“ „Das schaffen wir locker. Du, stell Dich gerade vor den Spiegel und Arme waagrecht.“ Thomas wurde schwarz vor Augen, nicht wegen Kreislaufproblemen, sondern weil er in diesem Augenblick bereits einen schwarzen Stoffbeutel über dem Kopf hatte. Dumpf hörte er das Geräusch der Kordel, die den Beutel zackig um seinen Hals schloss. „Oh, mei, ich erinnere mich, dass ich mir einmal gedacht habe, er wäre was für Dich, aber …“ „Wie oft habe ich Dir schon gesagt, nicht denken, handeln. Die bezaubernde Stefanie könnte schon längst erlöst sein, wenn Du mich damals informiert hättest.“ „Hätte, hätte, Fahradkette.“ „Nein, ernsthaft, sprich mit mir. Fällt Dir gerade noch jemand ein, bei dem Du gedacht hast, das er was für mich wäre?“ „Nein … ich … nein, ich bin auch gerade selten an der Ausgabe.“ Thomas fand dieses Unterhaltung, die er gedämpft mitbekam, über und nicht mit ihm höchst erregend, vielleicht waren es auch nur Herrin Claudia’s gekonnte Griffe in seinem Schritt, die ihn aufgeilten. Die Anwesenheit von Herrin Simone war es auf jeden Fall, seine ganze Fassade zwischen Uni und dem hier war in Sekunden zu Bruch gekommen. War sie eine Klatschblase? Redete sie viel? „Das macht vier Euro fünfzig Verspätungszuschlag.“ Eher nicht, kein „bitte“, kein Lächeln, vermutlich war sie nicht der Flurfunk der Uni Bib.
Auf seinem besten Stück und drum herum war inzwischen eine weiße Schicht Fettcreme aufgebracht worden und das hatte er auch nur durch das Auftragen fühlen können, weil die Kühle des starren Metallrohrs höchst unterschiedlich zu spüren war. Es war vorne offen, sein Plastikkäfig war vorne zu gewesen und hatte dort gedrückt. Was zum Henker bedeutete also diese krumme, offene Rohr … . „Autsch“ „Oh, entschuldige.“ Eine kleine Ecke vom Hüftgürtel hatte Thomas an der Taille gestreift, instinktiv wollte er mit seinem linken Arm zu der Stelle und sie kratzen, aber Herrin Simone war schneller und mit einem kräftigen Klaps war sein Arm wieder in der Waagrechten. „Oh, der sitzt wunderbar. Schau mal.“ Das Gespräch fand weiter ohne Thomas statt und er kam sich vor wie eine Schneiderpuppe, an der zwei Schneiderinnen gerade ein Kleidungsstück anpassten. Bis auf die Puppe war genau das die Situation. „Bereit?“ Ein Nicken. „Beine ein wenig auseinander, Sissy Stefanie!“ „Ahhhh“. Das war jetzt äußerst unangenehm gewesen, irgendetwas drückte nun von unten gegen seine Hoden, von oben pressten behandschuhte Hände auf seinen Penis, der nun von was starrem Engem gegen ihn gepresst wurde. Zwei Hände glitten um seine Taille und auch dort spürte er nun eine Enge bevor er ein leises Klicken hörte. „Passt das?“ „Ja!“ Jetzt drückte eine Hand wieder von unten gegen seinen Schritt und es klickte wieder. „Sehr schön. Wie angegossen.“ „Da liegt es!“ „Danke.“ Wieder ein Klick, intensiver. „Fertig!“ „Nein, nicht ganz.“ „Oh, willst Du …“ „Ja.“ „In einem Zug?“ „Sie hat Ferien, der beste Zeitpunkt.“ „Richtig.“ „Stefanie?“ „Ja, Herrin … Simone?“ „Arbeitest Du in den Semesterferien?“ „Ich … nein … ich … ich muss lernen.“ „Gut, wir suchen noch eine Aushilfe für die Bibliothek.“ „Ich … ich …“ „Weißt Du, die Verwaltung sieht einfach nicht unseren Bedarf, gerade jetzt mit der Neustrukturierung der sozialwissenschaftlichen Abteilung. Die haben uns nur eine befristete Studierendenstelle bewilligt, eine einzige, befristet. Kannst Du Dir das vorstellen?“ „Ihr mit euren Planstellen …“ „Hopp, linkes Bein anheben … gut … jetzt das rechte … gut.“ „Was ist mit den Strümpfen?“ „Das soll sie gefälligst selbst machen.“
Wieder glitt kühles Metall an Stefanie’s Haut entlang und wenige Handgriffe und Klickgeräusche später schien es zur Ruhe gekommen zu sein. „Stimmt die Länge hier?“ „Ja, habe ich schon passend rausgesucht, das sind die neuen, einfach nur draufstecken.“ „Aha“ „Was machen wir hiermit? Ich meine, es passt nicht zu … .“ „Du hast Recht. Arme hoch, Stefanie … ja so ist es gut.“ „Hast Du ihn?“ „Hier!“ „Arme wieder waagrecht.“ „Wunderschön, wo kriegst Du sowas nur her?“ „Alibaba, aber Du musst nach chinesischen Größen schauen. Dieser hier ist aber speziell, so flach gibt es die normal nicht in der Größe.“ Thomas hatte sich längst einen Reim darauf gemacht, dass sich bei „dem“ um einen kratzenden Bügel-BH handeln musste, der soeben in Position gezerrt und gezurrt wurde. Energische Hände schoben seine Haut unter den Armen gezielt nach vorne und leicht nach oben. „Ärmlich.“ Herrin Claudia lachte. „Jede fängt mal klein an und die Tricks sind immer noch die gleichen.“ „Stimmt. Dieser hier hat aber …“ „Nein, nicht alles auf einmal. Unsere kleine Sissy Stefanie wird schon genug zu kämpfen haben. „Kannst Du übermorgen anfangen, Stefanie?“ „Ich, ich …“ „Wieso soll sie erst übermorgen anfangen?“ „Oh, ich muss das morgen noch mit meinem Kollegen aus dem naturwissenschaftlichen Teil klären, wir würden sie uns dann teilen. Reine Formalität.“ „Ja, umgekehrt macht das immer einen schlechten Eindruck.“ „Ok, Donnerstag, 7:00 Uhr am Personaleingang! Weißt Du wo der ist? Bestimmt, kaum zu übersehen. Unten an der Bushaltestelle neben dem großen Liefertor. Donnerstag, 7:00, ich werde dich dann dort treffen und mitnehmen.“ „Ich … ich …“ „Linker Fuß! … Gut … rechter Fuß! Super“ „Schick, sieht super aus.“ „Nicht war“ „So, Arme anwinkeln, linker Arm jetzt vorsichtig in diesen Ärmel … ja … ja … gut so … Moment … ja … jetzt das gleiche rechts … ja … hervorragend.“ Ein Reißverschluss glitt nun von unten nach oben an Thomas Rücken entlang, hakte zweimal an dem leicht hervor stehenden Metall seines Hüftgürtels und an dem Verschluss seines BHs. „Dreh Dich mal!“ „Wow, wunderschön.“
Nach einer vollen Drehung in den Pumps stand er vermutlich wieder so wie vorher, es wurde hell. Herrin Claudia nahm ihm den Beutel vom Kopf und nach einem Moment der Anpassung konnte er sie im Spiegelbild sehen. Vor ihm stand Stefanie in einem wunderschönen königsblauen und knielangen Kleid mit einem kleine V-Ausschnitt und bestickten Ärmeln, die ihre halben Oberarme bedeckten. „Gefällt es Dir, Stefanie?“ Ihr Schwänzchen, das ihr neues metallenes Gefängnis inzwischen auf Körpertemperatur gebracht hatte, dehnte es jetzt auch maximal aus, jedenfalls in Gedanken, denn tatsächlich gab das Rohr keinen Nanometer nach. „Ich … bitte … ich … darf ich … ich kann nicht … ich … ich … bin das nicht … ich kann das nicht … bitte.“ Niemand antwortete Stefanie, natürlich nicht. „Hier bitte setzt dich. Du hast Recht. Zu so einem hübschen Kleid darf ein hübsches Gesicht nicht fehlen. Möchtest Du?“ „Sehr gerne!“ Herrin Nadines linke Hand griff nun Stefanies Unterkiefer und dirigierte ihr gesamtes Gesicht in die gewünschte Richtung. Die Puderquaste tupfte mal oberhalb im Gesicht, mal unterhalb am Hals ihre Ladung auf ihre Haut. Die Kommandos „Augen zu!“, „Augen auf!“, „Augen zu!“, „Kussmund!“ „Mund auf!“ „Mund zu!“ prasselten auf Stefanie nun im gefühlten Sekundentakt ein. „Mei, ist sie hübsch.“ „Ein echter Glücksgriff.“ „Du sagst es. ….“ „Soll ich die Haare?“ „Wie Du möchtest!“ „Ich finde das zu strubbelig … so … hier noch ein wenig Gel … ja … so … hier … aha … da noch was. So schaut sie gut aus. So fertig. Nicht war?“ „Stell Dich bitte vor den Spiegel, Stefanie.“ „Oh, warte, einen Moment, ich … meine Handtasche … Moment … nicht alles verkleben … hier … diese Haarspange… was meinst Du?“ „Perfekt, sehr schön.“ Stefanie trat wieder vor den Spiegel. Der durchsichtige Lipgloss, den sie extra für ihren wöchentlichen Termin mit Herrin Claudia aufgetragen hatte, war einem leuchtenden Rot gewichen, den sie bisher allenfalls in ihrem Bad probeweise aufgetragen hatte. Ihre Wangen waren gekonnt feminin akzentuiert, ihre Ohrläppchen lagen frei, ihre gesamten Augen waren perfekt gestrichen und in ihrem geglätteten Haar steckte nun eine Haarspange mit angedeuteter Schleife.
„Wie spät?“ „Halb.“ „Perfekt.“ „Sissy Stefanie. Deine Sachen kannst Du morgen Abend um 19:00 abholen, ich behalte sie über Nacht hier. Hier ist Dein Parka.“ Stefanie war völlig perplex, wurde von ihr tatsächlich erwartet, dass sie jetzt so nach Hause gehen sollte? „Claudia, was hältst Du davon, wenn wir sie mitnehmen, wir haben eh einen Tisch zu viert?“ „Sehr gute Idee! … Nur, dann sollte sie sich aber noch die Strümpfe anziehen und zwar schnell.“ „Sicher? Ihre Beine sind makellos und so glatt wie ein Babypopo, ich wünschte meine wären noch so.“ „Du hast Recht.“ Sie drehte sich um und drückte auf einen Knopf auf ihrem Schreibtisch. Einen Augenblick später stand Nadine in der Tür „Bitte, Herrin?“ „Nadine, mach Dich bitte fertig, wir haben um 20:00 einen Tisch im ‘La Stella Nera‘ … wir vier, bestell bitte eine Großraumtaxi.“ „Ja, Herrin.“ Stefanie war immer noch perplex und konnte diesen Zustand auch keinesfalls verbergen. „Stefanie? Hast Du Deine Schlüssel?“ Instinktiv griff sie in ihre Jackentaschen, aber da waren sie nicht, ihr Blick wanderte zur Jeans. Herrin Simone hatte Gottseidank mitgedacht und reichte Stefanie die Hose. „Handy? Ausweise?“ „Claudia?“ „Ja?“ „Deine Sissy Stefanie braucht dringend eine Handtasche!“ „Ja, wie dumm von mir. Handtasche …. Handtasche … wo habe ich denn eine … da … nein … wo … wo … wo … da könnte eine sein.“ Herrin Claudia war geradezu in ihr Hinterzimmer geeilt um auf die Suche zu gehen, was sie auf dem Rückweg in der Hand hatte war … ein Notbehelf. „Sollte für heute Abend reichen.“ „Sissy Stefanie!“ „Ja, Herrin?“ „Du kaufst Dir morgen früh eine passende eigene Handtasche. Verstanden?“ „Ja, Herrin.“ Und wieder stand Nadine in der Tür „Das Taxi ist da.“
Das Quartett machte sich auf den Weg, Stefanie hatte erhebliche Probleme, die Treppe mit Pumps und Schrittkette herunter zu kommen und musste gestützt werden, Claudia kontrollierte noch einmal die verschlossene Tür ihrer Praxis und kam dann hinterher. Der weitere Abend wurde dann zu einem Wechselbad der Gefühle für Stefanie. Den Rückspiegeltest des Taxifahrers im Großraumtaxi schien sie bestanden zu haben, aber im Restaurant im diffusen Licht und mit all den anderen Gästen, hatte sie sicherlich mehrfach gepatzt. Der Kellner war übertrieben freundlich gewesen und hatte die Damen höflichst behandelt und sich sicherlich seinen Teil über die zwei falschen Ladies gedacht. Der Taxifahrer, den ihr Herrin Nadine nach dem Essen für die Heimfahrt spendiert hatte, war seinerseits viel zu erschöpft gewesen, um überhaupt etwas zu merken. Im Hausflur ihres Mehrparteienhauses war ihr Gottseidank überhaupt niemand über den Weg gelaufen, um etwas zu merken. Das war also das zwölfte Mal. Sie hätte Nadine während des Essens gerne darüber ausgefragt, ob es immer das zwölfte Mal war oder ob das was sie an diesem Abend durchgemacht hatte, immer das war, was beim zwölften Mal passierte. Aber das spielte nun auch keine Rolle mehr. Sie setzte sich hin, vielmehr musste sich hinsetzen, sie hatte eindeutig zu viel Wasser getrunken. Ihr Blick fiel unweigerlich auf die beiden rosa Schenkelbänder und diese vermaledeite Kette zwischen ihnen. Ja, im Stehen zu … konnte sie ab sofort vergessen, ihre Hosen konnte sie auch vergessen, Jogging konnte sie auch vergessen, als Student … als Thomas aufzukreuzen … auch das konnte Stefanie vergessen. Sie steckte ihren Zeigefinger hinter ihren Halsreif, der irgendwie enger zu sein schien. Ja … Thomas zu sein … konnte sie vergessen. Sie drückte ab, nestelte ihre Sachen zurecht und besah sich im Badezimmerspiegel. Definitiv … Thomas konnte sie vergessen … da war kein Thomas mehr zu sehen. Duckface, Grimasse, Lächeln, Grimasse, schüchterner Blick, Grimasse, unauffälliger Blick, abwesender Blick, fragender Blick, Lächeln und wieder Duckface. Nein, keine Spur von Thomas. Mit einem Rest von Intelligenz machte sie noch ein paar Selfies, bevor sie sich abschminkte und ins Bett ging.
Am folgenden Abend hatte sie – nach mehreren Versuchen – ein annähernd gleiches Ergebnis für ihren Termin bei Herrin Claudia erzielt, die sehr zufrieden war. Auch darüber, dass Stefanie an die Handtaschen gedacht hatte. Im Gegenzug hatte Herrin Claudia ihr ein Outfit für den folgenden Tag zusammengestellt, das einer Mitarbeiterin der Uni Bib angemessen war. Na ja, jedenfalls aus Sicht einer Amateurin. Weniger amateurhaft sondern richtig professionell war dann noch die Spritze, die Herrin Claudia dann noch vor dem Gehen in den Allerwertesten verabreicht hatte. Stefanie war froh, als sie ihr Kleid wieder herunter lassen konnte, und dann nicht mehr, als sie erklärt bekam, dass sie jetzt alle 4 Wochen erneut eine Spritze bekäme. Herrin Claudia musste bei dem Gesichtswechsel innerlich lachen. Als wenn der Pieks einer Spritze das Schlimmste wäre, um das sich Sissy Stefanie Gedanken machen müsste – aber so waren die Menschen. Eine Nadel und der Weltuntergang war nahe.
Der erste Arbeitstag unter der Aufsicht von Herrin Simone war fast Panik pur. Stefanies Aufgabe war es, die Bücher von allen Lesestellen und Regalen einzusammeln, so dass sie wieder einsortiert werden konnten. So durfte Stefanie den ganzen Tag über die schweren, tiefen, weichen Teppiche laufen, ihren Wagen schieben und hoffen, dass das leise Rasseln, das manchmal zu hören war, von den Umstehenden mit eben diesem Wagen in Verbindung gebracht wurde. Auf der einen Seite war sie ein graues Bibliotheksmäuschen, von dem in der Regel wenig Notiz genommen wurde, auf der anderen Seite lief sie den Leuten sprichwörtlich direkt an der Nase vorbei. „Gut gemacht! Morgen wieder um 7:00 und bring Deine schwarzen Clogs mit. Mit den Pumps machst Du Dir keinen Gefallen.“ Stefanie schaute auf die Uhr, ihr 1. Arbeitstag war tatsächlich schon rum und sie konnte einfach durch die Drehtür des Haupteingangs gehen. Da stand sie nun und war mit drei Dingen konfrontiert, die sie völlig ausgeblendet hatte. Erstens es war mitten am Tag eines sonnigen Herbsttages, zweitens hatte gerade die Mensa zugemacht und strömte um sie herum und drittens war ihr Leben kein „Mission Impossible“-Film mit perfekten Masken.
„Thomas?“ Um dies zu verneinen, war es in dem Moment schon zu spät gewesen, als sie ihren Kopf in Richtung der Fragestellerin gedreht hatte. Birgit, nicht Birgit. „Thomas! Ich … Du … wieso … was … was … was machst Du hier?“ Nun das war sicherlich nicht Birgit’s Hauptinteresse aber immerhin eine Frage die sie beantworten konnte. „Arbeiten.“ „Oh mein Gott … Du … wieso … hast Du eine Wette verloren?“ „Nein.“ Ihr Bedarf weitere Fragen von Biggi zu beantworten sank auf Null und so wendete sie sich leicht ab, um mit dem Strom der vorbeiströmenden, satten Kommilitoninnen zu verschwinden. Wie zur Hölle hatte sie sie überhaupt erkannt? Biggi’s Hand zog ihn jetzt leicht zurück. „Sorry. Ich … ich wollte Dich nicht verletzten … bist Du mir böse?“ Stefanie schüttelte im Weitergehen den Kopf. Biggi war erleichtert und setzte ihr nach, die Hand noch an der Schulter. Sie zog Stefanie erneut zurück, brachte sie zum Stehen und positionierte sich direkt vor sie. „Hallo, ich bin Birgit. Meine Freunde nennen mich Biggi. Du kannst mich auch Biggi nennen.“ Es folgte eine kleine Pause. „Wie heißt Du?“ Stefanie konnte in ihrem Blick ehrliches Interesse und echte Anteilnahme erkennen. „Stefanie.“ „Hallo, Stefanie.“ Wieder entstand eine künstliche Pause. „Darf ich Dich auf einen Kaffee einladen, Stefanie?“ Stefanie nickte. Birgit drehte sich um, hakte Stefanie ein und versuchte für beide einen entgegengesetzten Weg durch den Strom der anderen zu finden. „Schöne Schuhe.“ Birgit’s Blicke wanderten unentwegt an ihrer eingehakten Begleiterin entlang.
Das Studi-Cafe war angenehm leer und somit eine begehrte ruhige Ecke frei. Birgit übernahm die Versorgung mit Kaffee und an ihren hastigen Bewegungen zurück an Stefanie’s Tisch war erkennbar, dass sie keine Zeit mir Nebensächlichkeiten verplempern wollte. Die ersten Schlucke waren wohltuend, Birgit’s Augen wanderten von den geordneten Haarsträhnen über die nun sichtbaren Ohrstecker, das perfekte Make-Up, die roten Lippen, den weißen Blusenkragen, die beiden darunter leicht abgehobenen Rundungen und wieder zurück. Stefanie’s Augen wanderten lediglich zu ihrer weißen Kaffeetasse mit dem roten Lippenstiftspuren, ein höchst ungewohnter Anblick. „Gut schaust Du aus … Stefanie.“ Stefanie wurde aus ihren Gedanken gerissen und blickte auf. „Danke.“ „Stefanie?! Wieso gerade Stefanie?“ „Oh, den Namen habe ich bekommen.“ „Echt? Von wem … ich meine ich habe meinen von meinen Eltern.“ „Meine He.., meine …“ Stefanie hatte sich noch nie Gedanken gemacht, wie sie ihr Verhältnis zu Herrin Claudia anderen gegenüber beschreiben sollte und jetzt spontan auf die Schnelle ging das schon gar nicht. „Von Claudia.“ „Aha. … Darf ich ehrlich sein? Du bist mir schon damals aufgefallen … als Thomas … irgendwie warst Du anders … also es hat mir gefallen … aber ich konnte nicht fassen, was … halt anders. Aber so … sowas hätte ich nie vermutet.“ „Und?“ „Ich finde das wahnsinnig mutig … und … und … überraschend … Stefanie.“ Stefanie musste immer noch leicht schaudern, wenn sie diesen Namen hörte. „Mmmh.“ „Wie lange bist Du schon … schon … Du?“ „Seit drei Monaten.“ „Drei? Aber ich habe Dich so …“ „Seit vorgestern. Claudia. Claudia ließ mir keine andere Wahl.“ „Zwingt sie Dich?“ „Nein, nein. So ist das nicht. Sie … sie hilft mir.“ „Okay?!“ „Und wissen es schon die anderen?“ „Wer?“ „Tobias, Markus, Christiane, Kirsten … halt die anderen … alle.“ „Nein. Du bist die erste und ich … bitte …“ „Du fühlst Dich unwohl?“ „Ja … nein … es ist … alles … so … so neu … so viel … so viel neu.“ „Verstehe. Sollen wir gehen?“ „Okay.“ „Bist Du regelmäßig auf dem Campus … also … jetzt?“ „Ja!“ „Sehen wir uns die Tage? Ich rufe an!“ „Okay.“ „Muss Du auch zur S-Bahn?“ „Ja.“ Sie gingen zusammen an der Uni Bib vorbei zur S-Bahn, Biggi hakte Stefanie wieder ein, die Absätze waren doch noch ungewohnt. „Komm, die schaffen wir noch!“ „Nein, ich nicht. Ich bin nicht so schnell.“ „Entschuldige. Natürlich. Daran habe ich gar nicht gedacht. Sollen wir mal zusammen shoppen gehen, ich kenn da Superbequeme?“ „Mmmh.“
In der S-Bahn war dann keine Unterhaltung mehr möglich, bei der Verabschiedung umarmten sie sich. Stefanie spürte, wie Birgit ihren BH-Verschluss streifte. Na ja, das war jetzt wohl so. Besser als ihr Taillenband. Zwei Straßen weiter war Stefanie dann endlich wieder zuhause. Endlich raus aus den Pumps. Vor ihrer Wohnungstür lag ein Paket für Thomas. Hatte sie eines bestellt? Es war ganz schön schwer, egal, sie nahm es herein und schloss ihre Wohnungstür. Sie konnte sich auch immer noch einen Reim darauf machen, warum die Reißverschlüsse von manchen Kleidern auf dem Rücken waren, total unpraktisch. Als sie kurze Zeit später am Spiegel im Flur vorbeikam, durchzuckte es sie wieder. Ja, da war Stefanie … im Spiegel … lange Strümpfe samt Halter, ein rosa Keuschheitsgürtel samt Schenkelbändern unter dem hauchzarten Halter, ein süßer weißer BH und dieser Halsring mit dem kleinen Ring vorne, ihr Mund lächelte und selbst das war feminin zart. Aber irgendwie war alles zuletzt feminin zart, selbst die Kacheln auf dem Damen-WC in der Uni Bib. Dem war natürlich so, es waren immer noch weiße, trostlose Kacheln, beschienen von weißem, trostlosen Neonlicht, das lediglich an den roten Seitenwänden der Kabinen reflektiert worden war und einen Schimmer von Rosa auf die weißen Bodenfliesen gezaubert hatte. Die eigentliche Ursache war mehr chemischer Natur und tags zuvor einer kleinen Nadel entsprungen.
Die Kühle ihrer kleinen Studentenwohnung konnte Stefanie jedenfalls nicht abhalten, nun endlich das Paket zu öffnen. Der Begleitzettel lag oben auf und war ellenlang, also mindestens zwei oder gut drei DIN A4-Zettel. Das Wichtigste stand jedoch auf dritten Seite … „Noch offener Betrag … 0,00 €“, Stefanie atmete durch. Geld war immer ein knappes Gut, zuletzt sogar sehr, hatte sie doch gefühlt immer doppelt eingekauft, und irgendwie war alles, was Rosa war, immer deutlich teurer als die blauen Artikel in der Drogerie. Gleich das erste Packstück gefiel ihr wahnsinnig, ein Negligee aus Satin, rosa Satin. Überhaupt sehr viel in dem Karton schimmerte Rosa durch die Plastikfolien. Im Spiegel sah es noch viel besser aus, auf Anhieb hatte es den Spitzenplatz in ihrem Kleiderschrank errungen, was wiederum hieß, dass es diesen wohl kaum je von innen sehen würde.
Wieder über das Paket gebeugt kamen jetzt Unmengen von Spitzenwäsche, eher normalen Wäschestücken, Strümpfen, einigen Shirts, Blusen, weitere Röcke und Kleider zum Vorschein. Ihr ganzer Boden war nun damit bedeckt. Das schwarz weiße Kleid mit dem komischen Muster, laut Internet Hahnentrittmuster, war sehr speziell und Stefanie hoffte, es nicht allzu bald tragen zu müssen. Der grau-beige karierte Rock aus Wolle mit dem Sakko aus dem gleichen Material gefiel ihr deutlich besser, passend dazu war die beige Seidenbluse mit V-Ausschnitt. Der schwarze ¾ lange Leder-Rock gefiel ihr auch sehr, aber sie konnte sich nicht erinnern, Kommilitoninnen schon mal darin gesehen zu haben. Viele von ihnen trugen eh nur blaue Jeans oder die etwas älteren dunkle Stoffhosen. War es im Sommer anders gewesen? Stefanie versuchte sich zu erinnern, aber alles an das sie sich erinnern konnte, waren sandige Shorts und T-Shirt auf durchgeschwitzten Muskelbergen am Beach-Volleyball-Feld hinter der Maschinenbau-Fakultät. Das Sakko in einer Art Mausorange hatte offiziell den Farbton „Dark-Cheddar“ und landete erst einmal im Mittelfeld der Beliebheitsskala. Ganz vorne spielte hingen ein Cape mit. Cape „Natasha“ in „Galaxy blue“. Sie fand es wahnsinnig praktisch, schick, schlicht, unauffällig und doch feminin. Irgendwie so wie sie. Ihr geliebter Parka hatte soeben die Charts verlassen. Es war gleich zweimal im Karton, wobei das zweite Cape deutlich länger war und ihr bis über die Knie reichte. Das Artikelschild nannte es Cloak „Gibson“, was auch immer ein Cloak war. Jedenfalls war er/es schick. Alles war schick, okay, fast alles, Stefanie wollte so viel ausprobieren, aber sie fühlte, dass sie doch ein wenig k.o. war. Egal, ein kühles Glas Weißwein, an dem sofort wieder Lippenstift prangte, und schon flogen die Sachen durch das Zimmer. Es waren Kleidungsstücke aus ihrem Schrank, die Platz machen mussten. Sie würde nicht alles wegschmeißen, aber Hosen hatten gerade keinen guten Stand. Spontane Ideen, Altes mit Neuem zu kombinieren hatten unterschiedliche Resultate, es gab noch so viel, was sie nicht wusste. Ein Riesenchaos.
Das Riesenchaos war auch noch ein Riesenchaos, als sie am nächsten Morgen kurz vor Mittag in das Zimmer blickte. Freitags arbeitete Herrin Simone selbst nur halbtags und hatte Stefanie somit erst für Montag wieder eingeplant. Stefanie überkam große Unlust, als sie das Chaos in seiner ganzen Dimension erfasste und ging erst einmal duschen. Der Rasierer hatte kaum etwas zu entfernen und nach dem Grundieren war ihre Haut so makellos wie gewünscht. Ihr Griff zu ihrem normalen Lip-Gloss kam abrupt zum Halt, stattdessen eilte Stefanie in das Zentrum des Chaos und fischte neben dem leeren Karton ein Schminkset und das kleine Schmuckkästchen heraus, in dem ganz neue Lippenstifttöne zum Vorschein kamen. Stefanie überlegte kurz, es war Freitag, der Kühlschrank war voll, sie hatte alle Bücher termingerecht zurückgebracht, von Partys wusste sie nichts … die Farbe war der Knaller „Warmes Rot“ satt und schmatzend auf ihren Lippen. Bei den Augen war sie vorsichtiger, lieber blieb sie bei dem, was sie gelernt hatte. Nur mit dem Mascara sparte sie nicht. Die Haare waren vom Duschen noch ganz feucht und ließen sich prima kämen, links, rechts, wieder links, streng nach hinten, waagrechter Pony, wuselig, aber nur kurz. Glatt, mit einem Seitenscheitel, die Ohren frei und die Spitzen hinter den Ohren nach vorne. Ja, so gefiel ihr es am besten. Vorsichtig leerte sie nun das Kästchen auf einem Handtuch aus und sah sich die kleinen Preziosen an. Es waren natürlich keine echten Schmuckstücke, aber sie sahen traumhaft aus. Chemisch verstärkt, aber Stefanie fand momentan einfach alles traumhaft. Ihre beiden Ohrstecker wichen nun zwei silbernen Anhängern, schlicht, vielleicht zwei Zentimeter lang, aber ihr gefielen sie einfach am besten. Es kitzelte, als sie ihren Kopf schnell hin- und herdrehte. Süß, einfach nur süß. Die eine Strähne, die andauern ins Gesicht fiel wurde kurzerhand mit einem Clip gebändigt und jetzt musste sie sich nur noch anziehen. Es wurde der grau-beige Rock mit beigem V-Hals-Shirt und dem Sakko. Schlichte schwarze Strümpfe und die Pumps, die ihr Herrin Claudia gegeben hatte, ergaben ein ultra-schickes Bild. Eigentlich zu schick für die Uni und ihr Halsreif schien wie auf dem Präsentierteller zu sein. Stefanie blickte erneut in die Tiefen des Chaos auf ihrem Boden, aber da war kein einzige Rollkragenpullover, kein Hoodie, kein Schal, nichts. Es klingelte.
Stefanie erschrak kurz, sie erwartete niemanden. Paketdienst? Sollte sich ein anderer drum kümmern … nein … sie … sie war perfekt … quasi overdressed … wenn nicht so, wie dann … wenn nicht jetzt, wann dann … Thomas würde langfristig nicht mehr die Tür aufmachen. Sie rief „Jaha!“ und öffnete die Tür.
Der Paketbote hatte kein Paket für einen Nachbarn. Auch nicht für sie. Auch keine Uniform, es war auch nicht der Paketbote. Es war Biggi. „Wowwwww!“ „Hallo Biggi.“ „Hallo Stefanie. Einfach nur wowwww.“ „Äh, komm rein … ist aber chaotisch.“ Kaum ausgesprochen war Biggi auch schon im Flur und die Tür hinter ihr zu. „Ich … ich … nach gestern … wow … ich musste Dich einfach sehen.“ „Okay?“ „Du siehst wahnsinnig aus!!!“ Stefanie schaute Biggi fragend an. „Wahnsinnig toll, wahnsinnig frauenmäßig, wahnsinnig süß, einfach wahnsinnig, ich konnte die ganze Nacht an nichts anderes denken.“ „Oh.“ Dass sie ihre Herbstjacke gerne hätte ablegen können, hatte Biggi irgendwie implizit schon vorher verstanden gehabt und so lag sie jetzt halb gefaltet neben der Tür. „Oh, wow! Was für ein Chaos! Sind das alles Deine? Oh, die ist ja süß, die in Mausorange“ „Dark-Cheddar!“ „Oh, traumhaft, von Calzedonia, oh mein Gott, wenn ich so viel Geld hätte, würde ich … oh mein Gott, der Mantel.“ „Cape“ „Traumhaft. Trau-m-haft!“ „Ja, gefällt mir auch fast am besten.“ „Zieh ihn mal an. Oh mein Gott, Deine Lippen, ich seh‘ das erst jetzt, Du … Du … Wahnsinn.“ „Danke.“ „Okay, ich ziehe ihn für Dich an.“ Stefanie war vom Puls her wieder heruntergekommen, es war so wie es war. Sie hatte sich ordentlich in Schale geworfen, ihr Wohnzimmer war ein Schlachtfeld voller Höschen, BHs und fast sämtlicher Damenoberbekleidung die sie besaß und mittendrin stand Biggi, eine Freundin aus der Clique, eigentlich die Ex von Stefan, über den sie … aber da sie zwischenzeitlich so gut mit Kirsten befreundet war, war sie irgendwie darüber dabei geblieben. „Und?“ „Ich kann mich nur wiederholen, traumhaft, einfach traumhaft. Nur …“ „Nur was?“ „Für die Uni?“ Stefanies Bestätigung suchende Lächeln verschwand unter einem ernüchternden Blick „Das dachte ich auch schon.“ Biggi fühlte sich sichtlich unwohl, es gesagt zu haben. „Was ist mit dem da?“ „Das Schwarz-Weisse, ich weiß nicht, das ist noch auffälliger.“ „Zeig’s mir!“ „Okay, aber diese Reißverschlüsse.“ „Warte, ich helfe Dir.“
Springer F3 schlägt Bauer G5. Schach. Schachmatt.“ Für einen Moment war Stefanie nicht ganz auf der Höhe der Zeit gewesen und jetzt war es zu spät. Biggi’s linke Hand, sie war Linkshänderin, zog den Reißverschluss bereits am BH-Verschluss vorbei … jetzt … jetzt passierte sie den Tailliengurt und „Oh!!!“ es folgte natürlich eine Pause, Biggi war zwar supernett, fleißig und konsequent, aber sie war keine Großmeisterin des Schachs oder anderer Denksportspiele. „Was ist da?“ Stefanie entschied sich die Frage unbeantwortet zu lassen und sich Biggi zuzuwenden, die instinktiv einen Schritt zurück gemacht hatte, als hätte sie beim Anheben eines Kartondeckels eine Kobra vorgefunden. Na ja, fast, also in der Art, halt irgendwie erstaunt, erschrocken. Da Stefanies Kleid nun eh offen war, zupfte sie ein wenig an den Schultern, hielt ihre Arme senkrecht nach unten und mit Hilfe der Kraft, die auch Newtons Apfel zu Fall gebracht hatte, stand sie nun in all ihrer Pracht fast nackt vor Biggi. „Das ist mein Keuschheitsgürtel, ich habe ihn jetzt seit drei Tagen. Er hilft mir … ich zu sein.“ Biggi war fassungslos, ihren Mund, den sie zur Freude eines jeden Zahnarztes maximal geöffnet hatte, bedeckte sie jetzt automatisch mit ihrem linken Handrücken. Ihr Blick hing gefesselt an den ganzen Chromteilen in ihren rosa Randeinfassungen. Lediglich die kleinen Bügelschlösser dürften ihr vermutlich bekannt vorgekommen sein. Biggi wurde irgendwie anders, ihr Puls raste, in ihrer Vorstellung hatte ihre Hautfarbe bereits die Farbe gekochter Krebse und ein leichtes Schwindelgefühl hatte sie erfasst. Außerdem hatte ihr Unterleib wohl soeben den Sezessionskrieg erklärt, machte eine Höllenradau und verursachte die Hitzewallungen, die sie lange nicht mehr unter ihrer molligen Hülle gespürt hatte. Aber das war nur Stefan in Schuld, er war einfach eine Niete gewesen. Punktum.
Biggi, so sehr sie sich auch im Klaren über Stefan war, kämpfte nun einen Vielfrontenkrieg. Im Süden die Separatisten, die Hitzewelle nach Hitzewelle aussandten, weiter südlich ihre beiden Jogging-gestählten Beine, die in einem akuten Dr.Oetker-Stadium waren. In der Mitte brach ihr der Schweiß aus, als habe eine aktiver Vulkan einen Gletscher durchstoßen und nördlich schnitt ihr ihr eigener Spitzen-BH eine Wunde in ihr Fleisch, wie die Scherenklaue eines Abrissbaggers. Ganz im Norden regierte der Pelz, vornehmlich auf ihrer Zunge, die sich so dick anfühlte, wie als wenn ein ganzer Bienenstock hineingestochen hätte. „Wawawawawa.“ Ok, das war eine präzise Frage gewesen, aber selbst Biggi hatte unter dem Rauschen in ihren Ohren nur Babylaute verstanden. „Alles gut?“ Stefanies Frage war für sie selbst erkennbar in der Unendlichkeit von Biggis Schock entglitten und so stieg sie aus dem Kleid, ging in die Küche und holte zwei Gläser mit kalten Wasser. „Hier bitte.“
Stefanie und Biggi tranken beide ihre Gläser langsam und vorsichtig leer. Das hatte den netten Nebeneffekt, Biggi die Zeit zu geben, die sie brauchte, um wieder herunter zu kommen. Stefanie war viel zu sehr mit sich selbst und dieser heftigen Reaktion von Biggi beschäftigt gewesen, um sie richtig zu deuten. Und so ging – auch für Biggi unerkannt – dieser Beinahe-Orgasmus folgenlos an Biggi vorüber. „Was ist das?“ Okay, vermutlich lag das folgenlose Vorbeigehen an der Zeitschleife, in der Biggi gefangen zu sein schien, Stefanie entschied sich für die Kurzversion „Ein Keuschheitsgürtel. Er hilft mir ich zu sein.“ „Tut er weh?“ „Nein.“ „Ist das Metall?“ „Ja.“ „Trägst Du ihn immer?“ „Momentan ja.“ „Kannst Du ihn abmachen?“ „Nein.“ „Aber die Schlösser?!“ „Kein Schlüssel.“ „Kein Schlüssel?“ „Nein.“ „Wer dann?“ „Claudia!“ „Claudia?“ „Herrin Claudia, kennst Du nicht.“ „Herrin Claudia?“ „Ja, mein Herrin. Sie hilft mir, ich zu sein.“ „Schlägt sie Dich?“ „Nein!“ „Und sie hat den Schlüssel?“ „Ja.“ „Und wie lange?“ „Seit drei Monaten.“ „Was? So lange?“ „Ja.“ „Aber … aber … ich dachte Du hast … Du hast erst seit …?“ „Ja, nein. … Ja, diesen Gürtel habe ich erst seit drei Tagen, aber davor … hatte ich einen anderen.“ „Wieso?“ „Mädchen haben keinen Penis.“ „Oh … oh … natürlich … oh … natürlich … ich … entschuldige.“ „Ist schon okay.“ „Tut er weh?“ „Nein … nur manchmal … ein wenig … ist halt so starr.“ „Ich … ich … ich muss mal eben zur Toilette.“ Stefanie presste die Lippen aufeinander. So war das also. Eigentlich gar nicht so schlimm. Sie schloss die Augen, auch ihr Herz galoppierte, auch sie hatte feinen Schweiß auf ihrer Haut, der gerade so wunderbar nach Vanille duftete und ihr kleiner Gefangener war schon seit dem sie Biggi vor der Tür erkannt hatte am randalieren. Sie legte das Kleid weg und griff nach dem schwarz-weißen Kleid, streifte es gekonnt über und kämpfte erfolgreich mit dem Reißverschluss. „Darf ich ihn nochmal sehen?“ Stefanie drehte sich um, Biggi war ein wenig erfrischt, aber immer noch servierfertig in jedem guten Hummerlokal.
Stefanie entschied sich, das Kleid hochzustreifen um diesen Reißverschluss-Unfug aus dem Wege zu gehen und setzte damit ihrerseits ihre beiden Hände schachmatt. Biggi ging in die Knie und nach einem gehauchten „Darf ich?“ auf dessen Beantwortung sie scheinbar eh nicht gewartet hätte, glitten ihre heißen Hände über Stefanies Oberschenkel. Besonders über die Schenkelbänder, die Ketten und dann über ihr Frontschild. „Ich habe so etwas noch nie gesehen. Ich habe noch nie davon gehört … außer … in Witzen über Kreuzritter und ihre Burgfräulein … aber das sind Witze nicht wahr … Witze … einfach nur Witze … aber das hier … das ist … oh mein Gott … das ist …“ „Wunderschön?“ Biggi blickte auf und nickte kurz. Stefanie nahm sie beim Arm und gab ihr den Impuls, aufzustehen. Mit ihren Pumps war sie nun noch ein wenig größer als Biggi uns so schien es so, als kämen die Worte tatsächlich vom hohen Rat, als sie ihr sagte „Es gibt sie heute auch für Burgfräulein … wie Dich.“ Biggi hatte in einem erneuten Schub orgasmischer Aktivitäten lediglich ein kurzes Aufreißen ihrer Augen in petto. „Burgfräulein“ brannte sich, in diesem Moment für sie völlig unbewusst, über die heruntergelassene Brücke, durch das Falltor, über den Burghof, die Wendeltreppe im höchsten Turm hoch, durch die massive, jedoch offenstehende Eichentür ihres Gemachs für immer in das Oberstübchen ihres Unterbewusstseins ein und würde fortan ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen.
Biggi, sowieso schon völlig durch den Wind, entfleuchte nun ultimativ der Realität und, in Ermangelung eines Prinzen oder wahlweise eines Drachens, schloß die Augen und drückte Stefanie einen Kuss auf. Gefühlt 99 Jahre später lösten sich ihre Lippen und beide öffneten die Augen. Diese sprachen Bände. Band 1 Verwirrung. Band 2 Unglaube. Band 3 Lust. Band 4 Schrecken. Und so weiter, eine rund dreißig Bände umfassende Enzyklopädie ihrer Gefühle. „Stefanie?!“ „Ja?“ „Es tut mir leid, ich, ich bin total neben der Spur. Ich bin total verknallt in Dich. Aber irgendwie doch nicht. Ich will so sein wie Du, aber ich bin schon ich. Ich finde, was Du machst ist geil, geil, geil, soooo geil. Aber irgendwie stimmt was nicht. Ich stimme nicht. Ich … ich … es fühlt sich nicht richtig an. Es … ach ich weiß es einfach nicht. Du … du … bist so … gigantisch … so unbeschreiblich und ich bin … ich bin … einfach nur ich … und ich weiß … ich kann da nicht mithalten … ich will aber … ich habe die ganze letzte Nacht nicht schlafen können … Du … Du als Stefanie … ja ich weiß … es gibt sie … aber … in meiner Clique … Du … in meiner Clique … das ist … unvorstellbar. Ich meine, wenn Du … wenn Du … aber ich … nein … oh, man … was rede ich für einen Scheiß … ich … ich muss …“ Und schon war sie wieder weg. Stefanie schauderte es, sie musste schlucken, Tränen schossen ihr in die Augen und all ihre Selbstbeherrschung war futsch. Tränen, Gesichtscreme, Makeup und ihre Zeigefinger produzierten zusammen eine unansehnliche Mischung und so richtig trocken waren ihre Augen danach auch nicht. Biggi war diesmal schneller wieder da, den Geräuschen nach, hatte sie nach Jörg und Jörn gerufen. „Kaugummi?“ „Danke. Hast Du geweint? Wieso?“ „Ach, einfach so. In letzter Zeit passiert mir das häufiger.“ „Wir sind schon zwei. Die eine kotzt, die andere heult. Wegen nichts.“ „Mmh.“ „Das Kleid gefällt mir!“ „Ja?“ „Ja, sieht ohne verlaufenes Make up sicherlich noch viel hübscher aus.“ Biggi hatte ihren alten Charme wiedergefunden. Stefanie ging nun ihrerseits in ihr kleines Bad, dessen Blindglasfenster sperrangelweit offen stand. Ach Scheiß auf die Nachbarn, der Geruch bzw. die Frischluft waren wichtiger. Ein Blick in den Spiegel verriet, das die teuren Make up-Produkte doch ihr Geld wert waren. Stefanie hatte mit Panda-Augen gerechnet, aber sie konnte ihr Make up auch so noch retten. In gefühlter Rekordzeit war die Frau im Spiegel wieder wie vorher und auch die Gefühlslage war wieder im grünen Bereich. Stefanie spielte mit dem Kragen ihrer Jacke, besonders mit dem obersten Knopf, der zusammen mit dem Stehkragen herrlich ihren Hals hinter einer Art Burgwall verschwinden ließ. Besonders ihren Halsreif.
Als Stefanie wieder in ihr großes Zimmer kam, war auch Biggi wieder auf der Höhe der Zeit. Sie hatte sich augenscheinlich im Flurspiegel hergerichtet und sah wieder aus, als wäre nie nirgends auch nur ein Wässerchen getrübt worden. „Fertig?“ Die Frage kam jetzt völlig kontextlos. „Fertig? Fertig für was?“ „Es ist F-R-E-I-T-A-G-N-A-C-H-M-I-T-T-A-G. Obwohl Du da einen Haufen Klamotten liegen hast, hast Du nur das anzuziehen, was Du gestern und heute am Leibe trägst. Lass uns shoppen gehen! Und danach noch einen Longdrink beim Mexikaner.“ Stefanie atmete schwer durch, sie wollte diesen Freitag eigentlich gemütlich daheim … und nun das. „Ja oder ja?“ „Ich muss …“ „Dich noch anziehen und schminken. Ha, netter Versuch … Stefanie.“ „Ich …“ „Hast Du Geld, Handy, Schlüssel?“ „Ich …“ „Schuhe, Du brauchst dringend Stiefel. Du kannst nicht den ganzen Herbst in Pumps herumlaufen. Ich sagte Dir doch, ich kenn da einen Laden.“ „Ich …“ „Hast Du Deinen Lippenstift dabei? Mascara kann ich Dir leihen, aber Dein Lippenstift, die Farbe steht mir nicht … ist sicherlich noch im Bad.“
Zwei Minuten später stand Stefanie mit ihrem Cloak auf der Straße. Vermutlich war er eigentlich noch zu früh für diese Jahreszeit und diese Temperaturen aber er war halt deutlich länger und angenehmer als das Cape. Vielleicht an einem sonnigen Nachmittag, ja, dafür wäre das Cape prima. Untergehakt gingen sie Richtung Zentrum, Richtung Reklame, Richtung LED-Lichter. Biggi wusste genau wo sie hin wollte und so strichen so viele Schaufenster ungenutzt an ihnen vorbei. Das Schuhgeschäft war klein, ein Spezialgeschäft, keine billige Plastikware aus China, dementsprechend die Preise, trotz Reduzierung. Die Verkäuferin schien Biggi wieder zu erkennen und außer einem Moment hochgezogener Augenbrauen entwickelte sie sich von einer Verkäuferin mit höflicher Beflissenheit zu einer charmanten Beraterin in speziellen Fragen. Zugute kam allen, das Stefanies Füße die Skala der in diesem Geschäft vorrätigen Schuhgrößen soeben einhielt und sie aus einer erfreulichen Anzahl an Stiefeln auswählen konnte. Eine halbe Stunde später ließ sie diese auch sogleich an und war nun offen für was auch immer noch eingekauft werden sollte. Biggi genoß sichtlich ihre Rolle als Begleiterin und Guide durch die Oasen der für Damen gedachten Shoppingerlebnisse. Stefanie fühlte sich sichtlich wohl an ihrer Seite, da Biggi instinktiv die meist weiblichen Verkäufer so in Anspruch nahm, dass diese den ersten Moment des Erkennens, des Verwundert sein, des Fassung zurück erlangen überwinden konnten, ohne Stefanie in einem Moment peinlichen Schweigens anstarren zu müssen. Stefanie plante Biggi insgeheim für ihre nächsten Shopping-Touren fest ein. Jedenfalls im Frühjahr, oder Ostern, wenn ihr Kontostand das dann wieder zuließ. „Genug?“ „Ja.“ „Zum Mexikaner?“ „Ja.“
Sie gingen eher schlenderten in die gewünschte Richtung, am Ende der Reklameflut war der obligatorische Sombrero schon zu sehen. Die Farben wechselten, nach dem Deichmanngrün kam das Vodafonerot, nach eher dunklen, überfachteten Schaufenstern kamen wieder weiß strahlende Fenster mit einem Minimum an feilgebotenen Waren. So auch dieser Optiker einer Kette. Stefanie warf einen Blick in das Schaufenster und ihre Schritte wurden kürzer. Biggi blieb stehen und stellte sich dann mit ihr vor das Fenster. „Gute Idee?“ „Mmh?“ „Gute Idee, mit Brille siehst Du bestimmt noch weiblicher aus.“ „Ja?“ „Gefällt Dir eine besonders?“ „Mmm, die sieht schön aus.“ „Ja. Was ist mit der?“ „Ich weiß nicht.“ „Laß uns reingehen!“ „Aber ich brauch doch gar keine Brille.“ „Na umso besser, dann ist die noch billiger. Los, las mal schauen.“ „Guten Abend die Damen, wie kann ich helfen?“ „Wir suchen für meine Freundin eine Brille … für ein Vorstellungsgespräch … was Klassisches.“ „Ah verstehe.“ Der Brillenverkäufer war ein Profi. Er hatte sich in dem Moment auch schon wieder gefangen, als er seine beiden Kundinnen ins professionelle Auge genommen hatte und für einen Bruchteil der Sekunde überlegt hatte, in welcher Abteilung er denn nach dem gewünschten Hilfsmittel suchen sollte. Die genaue Beauftragung half zudem ungemein, das Gespräch in die gewohnten Käufer-Kunde-Bahnen zu lenken. „Haben Sie bereits eine konkrete Vorstellung, welches Klassikmodell sie gerne hätten. Metall, Kunststoff? „Nein, nein, dar nicht.“ „Darf ich noch einmal sehen. Ja … sehr schön … bei Ihrer Gesichtsform würde ich Ihnen dieses Modell vorschlagen, alternativ dieses und dieses.“ Stefanie war nicht überzeugt, aber da war sie und mangels einer besseren Idee, probierte sie die drei Modelle vor dem Spiegel an. Ihre Ohrringe tanzten wieder vom Drehen ihres Kopfs. „Das hier eher nicht.“ Dies schien für Brillenverkäufer eine Art Pawlow’scher Trigger zu sein, denn nun riss die Flut der Modelle nicht mehr ab. Nach kurzer Zeit, vermutlich allein durch ihr Mienenspiel, ähnelten sich die Modelle zusehends und dunkle Metall und Hornmodell in Cat Eye-Form gaben sich die Klinke in die Hand. „Die hier?“ Biggi nickte lächelnd. Stefanie nahm ihre andere Favoritin und setzte sie auf „Oder die hier?“. Der Verkäufer war sichtlich zufrieden, der Auswahlprozess war recht zügig verlaufen und der Geschäftsabschluss in greifbarer Nähe. „Nehmen Sie doch einfach beide, auf die zweite gibt es 50% Rabatt. Also auch auf die Teurere, das machen wir von Haus aus so. Kundenservice.“ „Okay.“ „Haben Sie Ihren Brillenpass dabei … oh … Sie tragen ja sonst gar keine Brille.“ „Nein.“ „Leiden Sie manchmal unter Müdigkeit oder leichten Kopfschmerzen beim Lesen oder so?“ Wer tat das nicht, allein schon der Inhalt der meisten Lehrbücher führte zu Kopfschmerzen. Bevor Stefanie auch nur antworten konnten, bat sie der bestens geschulte Verkäufer bereits vor dem Hightech-Meßgerät Platz zu nehmen und in die beiden Okulare zu schauen. Die Prozedur dauerte zwei Minuten, war vollautomatisch und endete mit einer kleinen bedruckten Scheckkarte, auf der nun Stefanies Werte standen. Der Verkäufer blieb ob dieser Werte charmant und formulierte es so, dass die Werte völlig im Rahmen des Normalen wären, Stefanie nicht zwingend schon längst einen Augenarzt hätte aufsuchen müssen und ihr Füherschein, also eigentlich Thomas‘ Führerschein, nicht schon längst mangels Sehkraft für null und nicht hätte erklärt werden müssen. „Ist eine halbe Stunde okay für sie, sonst können Sie sie natürlich auch morgen früh abholen?“ Aus Sicht des Verkäufers war der Deal schon längst wasserdicht und nach einer kleinen Pause mit einem Schluck Energydrink hätte er am liebsten die nächste Kundschaft abgefertigt. Biggi antwortete mit „Ja, also zehn nach!“ „Ja, zehn nach. Kein Problem. Wenn Sie jetzt zahlen, können Sie sie gleich so mitnehmen. Brillenputztücher und unsere Hardcases sind selbstverständlich inklusive dabei.“
„Puhh.“ Stefanie war draußen ein wenig geplättet, all die Kopfschmerzen nur wegen einer fehlenden Brille. „Tja, dann wird das wohl so schnell nix mit dem Mexikaner.“ „Hunger?“ Biggi war nicht Biggi wenn sie hungrig war, also ja … nein … nicht so wie in der Werbung, aber Thomas … also jetzt Stefanie hatte Biggi immer irgendwie mit Essen verbunden. Vielleicht war sie irgendwann mal einfach nur Birgit gewesen, aber spätestens mit Kleidergröße 46 war sie vermutlich zu Biggi geworden. Biggi, Kumpel, Teil der Clique, weniger Männermagnet und Beutetier, halt Biggi. Stefanie konnte auch nicht leugnen, dass sie auch wirklich Hunger hatte. Seit ihrem späten Aufstehen hatte eigentlich … nein, sie hatte nichts gegessen, Punkt. Der kürzeste Weg führte quer durch die von links und rechts vorbeiströmenden Käufermassen auf die andere Seite zu einer Pommesbude mit Innengastronomie. Es war keine Kette, es war ein Relikt aus den Achtzigern, es war von der unteren Mittelschicht frequentiert und hier wurde frei Schnauze geredet. „Zweimal Currywurst, Pommes, Mayo und zwei Cola.“ „Doppelpommes?“ „Ja.“ „Zum Mitnehmen?“ „Hier essen!“ Damit war der Bestellvorgang erfolgreich abgeschlossen und sie konnten die beiden Dosen direkt mitnehmen und sich einen Tisch suchen. Die beiden Herren, die am Fenstertisch saßen, noch zur sozialen Schicht der Wohnungsbesitzer zählten und von denen jeder sein Quantum Dosenbier gerade abzuarbeiten hatte, kommentierten das Vorbeigehen von Stefanie und Birgit mit einem feuchten „Ey, guck mal die da.“ Stefanie’s Puls schnellte erneut in die Höhe, aber der andere Saufkumpan weilte bereits in Sphären, die fernab von Stefanies Äußerlichkeiten waren und so erstickte dieser Auftakt zu einer lebhaften Diskussion über ihre Person in eben diesen kurzen Monolog. Zwei weitere Gäste die sich ebenfalls aufgefordert gefühlt hatten zu schauen, saßen Gottseidank so ungünstig, dass sie nur noch Stefanies grazilen Rücken zu Gesicht bekamen. „Zweimal Currywurst Doppelpommes Mayo!“ Nun, auch damit musste man in diesem Lokal klarkommen. Biggi war so freundlich und holte die Speisen und für die nächste halbe Stunde waren beide froh und glücklich einfach nur satt zu werden.
Zur vollen Stunde verließen die beiden Intensivkonsumenten pünktlich ihre Plätze, so als sei soeben zu ihrem Schichtende geläutet worden. Stefanie war das nur genehm. Fünf Minuten später zahlten sie und schleppten ihre Tüten wieder quer durch die Menschenmassen. Es lag alles bereit, der Abholschein wurde gestempelt, als wäre es ein Luftpostbrief, der eine Reise über alle Kontinente hinter sich gehabt hätte und dann kam eine Frage, die Stefanie völlig überraschte. „Welche möchten Sie aufsetzen?“ Stefanie entschied sich für da Modell mit dem schwarzen Rahmen und steckte dann alles in ihre Einkaufstaschen. Irgendwie schien man davon auszugehen, dass die Brille auf Anhieb perfekt sein musste, denn der Mitarbeiter schien keine Anstalten zu machen, mehr zu tun also die bezahlte Ware auszuhändigen. Stefanie fühlte sich etwas unsicher. Ihr räumliches Bild war irgendwie anders, ihre schicken Stiefel waren wirklich schick, nur irgendwie weiter weg als vorher. Biggi hakte sie wieder unter und geleitete sie zur offenen Store-Front. „Geht’s?“ „Ja, Moment, es fühlt sich komisch an, es sich alles so schief aus.“ „Ernsthaft?“ „Nein … nein, nein … es ist sicherlich alles richtig, bloß ungewohnt.“ Sie liefen vorsichtig ein Stück. Die Stiefel waren wirklich superbequem und nicht so hoch und halfen jetzt ungemein. Stefanie blieb an einer dunkleren Stelle der Fußgängerzone stehen und schaute sich jetzt um, der Boden, die Laterne, die Leuchtreklamen, die weit entfernten Leuchtreklamen, sie konnte das Nike-Logo erkennen, von hier aus. War ihr das vorher nie aufgefallen. „Und?“ „Alles so scharf!“ „Echt jetzt?“ „Ja, nicht das ich das vorher nicht auch so gesehen hätte, aber jetzt sehe ich es einfach so, ohne Anstrengung.“ „Super. Da hinten ist der Mexikaner. Die Longdrinks warten. Die haben wir uns echt verdient.“ Stefanie ging weiterhin vorsichtig, umzuknicken war jetzt das letzte, was sie gebrauchen konnte.
Diese Besorgnis war nach der Hälfte des ersten Sex on the Beach verflogen. Ebenso der Geschmack der Doppelpommes. Der Mexikaner war gewohnt schummrig, angenehm voll und durch die Aufteilung der Tische im Vergleich zu Pommesbude sehr privat. Der Umstand, dass Stefanie sie um einen Platz für ihre Handtasche Gedanken machen musste, ließ sie nun auch einen Blick hinein werfen. Sie hatte zwei WhatsApp-Nachrichten von Herrin Claudia, die fragte, wie es ihr ginge. Sie waren schon etwas älter, aber … na ja … Stefanie antwortete direkt. „Entschuldige, es ist Claudia.“ Biggi zeigte Verständnis und schlürfte ihren SotB, sie registrierte die Blicke der vorbeigehenden Männer und stellte fest, dass sie inzwischen im Hintertreffen lag. Bestimmt lag es an der Streber-Brille … Vorstellungsgespräch … was hatte sie da nur wieder verzapft. Stefanie sah wirklich bezaubernd aus, die Brille war das I-Tüpfelchen. Kein Mann würde hier je auf den Gedanken kommen, dass Stefanie eigentlich Thomas war. War … gewesen ist … gewesen war. War Thomas jemals Thomas gewesen? War Stefanie nicht irgendwie schon immer da drin gewesen? War es das gewesen was sie damals an Thomas irritiert hatte? War es das gewesen, was sie heute … Biggi sog den letzten Rest aus. Die Kellnerin bemerkte das und bevor Biggi die Frage „Noch zwei, es ist noch Happy hour … zwei Große zum Preis von zwei Normalen?“ beantworten konnte, hatte sie wohl bereits ein zustimmende Handgeste getätigt. Stefanies Glas war noch zu 2/3 voll und ihr Gesicht, ihr knallroter Lippenstift, ihre entspiegelte Brille vom Licht ihres Handys erleuchtet. Biggi, obwohl sie keinen Chemie- genauer gesagt Hormoncocktail von Frau Dr. Claudia Meinhoff intus hatte, spürte doch tiefe Lust, ein tiefes Verlangen so glücklich zu strahlen, wie es Stefanie im Anblick ihrer Nachrichten jetzt tat. Stefanie blickte auf und nippte an ihrem Drink. „Und … kannst Du alles gut lesen?“ Welch selten dämliche Frage, jedenfalls in dem Moment, in ihrem Gemütszustand. Der Elefant, der im Raum stand, trug seitlich einen Umhang mit der Aufschrift „Es ist mir egal, das Du jetzt Stefanie bist, ich finde Dich so geil, vögel mich einfach, jetzt und hier. Vögel mich vor allen Leuten“. Biggi nippte ihren neuen Cocktail halb leer. „Herrin Claudia schreibt, ob wir noch vorbeikommen wollen.“ Biggi war mit einem Schlag wieder im hier und jetzt, jedenfalls so gut es nach eineinhalb Cocktails ging, sie hatte sie schnell getrunken, aber es waren auch keine Virgins.
„Du hast ihr von mir erzählt?“ „Ja sicher. Sie fragt, was ich seit vorgestern gemacht habe und ich habe ihr alles geschrieben.“ „Und jetzt sollen wir vorbeikommen?“ „Ja, sie möchte das Burgfräulein gerne kennenlernen.“ „Du hast mich … Du hast …?“ „Hey, sie kennt sich damit aus, kein Problem, die ist total easy.“ „Oh.“ „Wenn Du nicht mitkommen willst, dann sag ich einfach ab.“ „Nein, nein. Du kannst auch alleine …“ „Was ist denn? Sie ist eine gute Freundin, ich kenne sie jetzt seit drei Monaten, sie ist Ärztin, sie ist okay.“ „Ich weiß nicht.“ „Komm schon.“ „Ich …“ „Du hast mich zu der Shoppingtour überredet, jetzt komm mit zu Claudia. Die beißt schon nicht.“ „Ich … ich … okay.“ Biggi fühlte sich unwohl, aber der Alkohol in ihrem Blut vernebelte dieses Gefühl und ebenso ihren Widerstand, diese Claudia kennenzulernen. Sie hatte keine Vorstellung von ihr, aber wenn sie junge Männer in Metallslips stecken und in wunderschöne Frauen verwandeln konnte, dann war Respekt angesagt. Die Kellnerin war ein wenig überrascht über den spontanen Aufbruch und kassierte schnell ab. Als Kommilitonin, die hart für ihre Geld arbeiten musste, bot sie an die Cocktails in ToGo-Becher umzufüllen, sie mischte Biggis und Stefanies in einen und den unangetasteten Becher von Stefanie in einen zweiten Becher. Stefanie war ein wenig überfordert, Handtasche, Einkaufstüten, Pappbecher. Sie ordnete draußen an der inzwischen kühlen Luft alles noch einmal in Ruhe. „Wo müssen wir hin?“ „Es ist hier ganz in der Nähe. Eigentlich auf halben Weg zu mir.“ „Müssen wir jetzt wirklich dahin.“ Ja, ich hab’s versprochen.“ „Hat die so spät noch auf?“ „Ja, die macht immer erst nachmittags auf.“ „Können wir da so mit den ganzen Sachen aufkreuzen?“ „Schaffst Du Deinen Cocktail vorher?“ „Wie weit?“ „Zehn Minuten?!“ „Ja.“ Stefanie tat wie zur Aufforderung einen tiefen Zug an ihrem Cocktail und stellte ihn dann drei Häuser weiter neben einem dösenden Obdachlosen zu seiner halbleeren Weinflasche ab. „Hier. Stell meinen dazu.“ Stefanie war irgendwie aufgedreht. Die kühle Luft klärte ihren Kopf, der Cloak war wunderbar kuschelig warm, ihre Augen hatten inzwischen Frieden mit ihrer Brille gefunden und lieferten gestochen scharfe Bilder und ihre herrlich warmen Stiefel waren wirklich ein Genuss darin zu laufen.
Stefanie klingelte. Die Haustür öffnete sich mit einem Surren. „Wir müssen in den ersten Stock.“ Alkohol und helles Licht waren keine gute Kombi, aber es war nur ein Moment. An der Tür stand bereits ein junge Frau, eine echte, Stefanie war sich sicher. Sie trug nahezu das gleiche Outfit, das auch Nadine getragen hatte, nur das für ihre Oberweite, das Hemd deutlich mehr Stoff benötigte. „Stefanie?“ „Ja!“ „Und?“ „Biggi … also Birgit.“ „Ich melde Euch an.“ Sie schloss die Tür hinter ihnen. „Die Tüten könnt ihr vor den Tresen stellen, es kommt heute keiner mehr. Ich bin übrigens Melanie. Wir haben uns bisher immer verpasst.“ „Hallo Melanie.“ Es kam bereits eine zu viel, schoss es Biggi bei Melanies ersten Satz durch den Kopf. Sie war irritiert. Dieses vollbusige Geschöpf, dem der Herrgott oder vermutlich auch nur ein Schönheitschirurg ein Übermaß an Oberweite verpasst hatte, passte ebenso wenig in ihre Vorstellung einer Arztpraxis wie dieses geschmackvolle Entree, das keine Spur von klinischem Weiß enthielt, den Treppenhausflur ausgenommen. Melanie säuselte gedämpfte Worte in den Hörer und geleitete dann die beiden zur hinteren, rechten Tür, dem Büro von Herrin Claudia. Herrin Claudia öffnete überraschend die Tür selbst und begrüßte ihre Gäste gleich an ihrer Bürotür. „Stefanie lass Dich anschauen. Du siehst bezaubernd aus. Diese Brille … einfach bezaubernd und die Stiefel … habt ihr die zusammen ausgesucht?“ „Hallo, mein Name ist Dr. Claudia Meinhoff, ich begleite Stefanie auf ihrem Weg.“ „Hallo. Biggi … ehm Birgit Neumann, eine Freundin von Stefanie.“ „Oh das ist sehr schön. Freut mich. Stefanie hat mir von Dir erzählt, Birgit. Du bist Teil ihrer Clique, nicht wahr. Es ist schön Dich kennenzulernen, Birgit ...“ „Biggi. Mich nennen alle nur Biggi.“ „Biggi. Für Stefanie ist es eine Riesenerleichterung jemanden zu haben, der mit ihr all die Dinge macht, die sie neu lernen muss. Einfachste Dinge wie … Schuhe zu kaufen oder auszugehen. Ich bin echt erstaunt und überglücklich, dass Stefanie das bereits getan hat, so schnell und schau sie Dir an, Biggi, sieht sie nicht unheimlich glücklich aus? Und diese Brille, ich hätte es nicht besser machen können. Hast Du ihr zu ihr geraten, Biggi?“ „Ja, jein, es war eine von zwei, eigentlich fand ich die andere hübscher, die hier hat sich Stefanie ausgesucht.“ „Stefanie, Du hast eine zweite? Darf ich sehen welche Biggi für Dich ausgesucht hat?“ „Sicher, Herrin Claudia.“ Stefanie eilte in Trippelschritten hinaus, irgendwie konnte sie in diesen Stiefeln laufen als hätte sie in ihrem Leben nichts anderes gemacht. „Setzt Dich, Biggi, zieht die Jacke ruhig aus, ich beiß nicht.“ Die Worten waren sanft, einladend und freundlich gesprochen worden, aber auch bestimmt und bestimmend wie ein militärischer Befehl. Stefanie kam zurück, der Einfachheit halber hatte sie gleich alle Tüten mitgebracht. Nun kramte sie nach dem Etui und öffnete es für Herrin Claudia. „Setz sie bitte auf.“ Stefanie tat, wie ihr geheißen war. Claudia betrachtete sie von beiden Seiten. „Du trägst schon länger ein Brille, Biggi?“ „Ja, seit meiner Kindheit.“ „Eine vorzügliche Wahl, sie gefällt mir noch besser als Deine, Stefanie. Laß sie einfach auf, ich packe die andere wieder in das Etui. Sie ist perfekt. Sie schmeichelt Deinem Gesicht, akzentuiert es vorzüglich und ist ein Traum von femininer Eleganz. Danke, Biggi, ausgezeichnet.“ Biggi war hin- und hergerissen, sie fühlte sich immer noch unwohl, wissend um die Macht ihres Gegenübers aber auch akzeptiert, willkommen und geschmeichelt durch die lobenden Worte.
„Wie ist es Dir in den vergangenen Stunden unserer letzten Sitzung ergangen? Erzähl mal, Stefanie.“ Stefanie erzählte in wilden Sprüngen ohne jegliche Chronologie von ihren Erlebnissen der letzten Tage fast vielmehr Stunden. Biggi erkannte kein Muster, kreuz und quer wechselte Stefanie die Themen, mal waren es Schuhe, dann Kommilitonen an Schreibtischen, dann eine Herrin Simone, Klamotten, ihr Keuschheitsgürtel, wieder Schuhe. Eine halbe Stunde ging es so, aber Dr. Meinhoff machte nicht den Eindruck, dass sie zwischenzeitlich den Faden verloren hätte, vielmehr schien es ihr ein logisches Muster zu sein, das sie – so tat sie es jedenfalls scheinbar – Zeile für Zeile auf ihrem Klemmbrett abhaken konnte. „Danke Stefanie. Ich bin stolz auf Dich. Sehr, sehr stolz auf Dich. Schön, dass wir uns heute Abend noch einmal gesehen haben. Das war mir sehr, sehr wichtig. Komm, lass Dich drücken!“ Beide standen auf und umarmten sich, Biggi war inzwischen vollkommen entspannt. Ja, die konfuse Erzählung, die Banalitäten, die Stefanie so ausgiebig beschrieben hatte, hatten für sie alle keinen Sinn ergeben. Aber ihre Stimme war so angenehm und lieblich gewesen, Stefanie war so offenherzig und so enthusiastisch in ihrem Erzählen gewesen, das sie ihr den Inhalt nicht übel nehmen konnte. Vielleicht lag es auch am Alkohol, dass sie weniger auf die Worte als vielmehr auf Stefanies Gesten geachtet hat. Sanfte Gesten, feminine Gesten, Gesten die Stefan nie und nimmer gemacht hätte. Selbst Stefanies Haltung war feminin, wie konnte es ihr in all den Semestern bisher entgangen sein? War sie so blind? Diese und ähnliche Gedanken und der Alkohol ließen sie ein wenig abwesend werden. Aber das änderte sich mit einem Blick.
„Stefanie? Laß mich bitte, wo Du schon mal hier bist, eine Blick auf Deinen Keuschheitsgürtel werfen.“ Biggi war wieder voll im hier und jetzt. Ihre Blicke klebten an der makellosen Figur von Stefanie und tief in ihrem Inneren fühlte sie Neid, wie die Hände von Frau Dr. Meinhoff über Stefanies Hüfte glitten. Was sie nicht wusste, Frau Dr. Meinhoff, Herrin Claudia, interessierte sich nicht die Bohne für Stefanies Keuschheitsgürtel und dank ihrer Professionalität und dem leicht desolaten Zustand ihrer beiden Gesprächspartnerinnen blieb sie auch die einzige, dem dieser Umstand klar war. „Sehr schön.“ Sie drückte Stefanie noch einmal an sich und flüsterte ihr leise ins Ohr „Ich kümmere mich jetzt um Biggi. Sie braucht Hilfe. Danke, dass Du sie hergebracht hast. Geh jetzt. Wir sehen uns Dienstag. Melanie soll Dir ein Taxi bestellen, ich möchte dass Du sicher nach Hause kommst, Du hast ganz schön einen im Krönchen.“ „Okay.“ Stefanie nahm ihre Einkaufstüte und ging ohne ein weiteres Wort zur Tür und verschwand.
Claudia setzte sich nun auf Stefanies Platz, einen tiefen gemütlichen Sessel, beugte sich zu Biggi herüber und fragte sanft „Gefällt er Dir, Stefanies Keuschheitsgürtel?“ Biggi war inzwischen soweit, das ihre sämtlichen Schranken, ihre Schutzschilde, Zugbrücken, Falltore, kurzum ihre komplette Verteidigung zusammengebrochen war. Claudia nahm es als Geschenk. Sie überlegte ernsthaft, ob sie es nicht sogar zukünftig in ihre Behandlung einbauen sollte. Kollegen und Kolleginnen in stationären Einrichtungen hantierten mit hochkomplexen, gefährlichen und teils nutzlosen Medikamenten herum, um diese Art Zugang zu ihren Patienten zu bekommen und hier waren es lediglich ein paar Longdrinks auf fast nüchternen Magen. „Ja.“ „Was gefällt Dir an Stefanies Keuschheitsgürtel?“ „Alles.“ „Schön, Biggi, sehr schön. Und was besonders?“ „Das er zu ist.“ „Ja, Biggi, er ist zu, verschlossen, verrammelt, verriegelt, einfach zu. Ist das das Schönste an Stefanies Keuschheitsgürtel?“ „Ja.“ „Weißt Du, dass Stefanie keine Schlüssel zu ihrem Keuschheitsgürtel hat?“ „Ja, weiß ich.“ „Und wie findest Du das?“ Es dauerte einen Moment, aber Claudia war schon klar warum, Fremden gegenüber dieses Wort auszusprechen kostete Überwindung, selbst in diesem Zustand, beim ersten Mal. Nur beim ersten Mal. War dieser Damm einmal gebrochen, würde es übertrieben oft gebraucht, so als ob es keine anderen Wort auf der Welt dafür geben würde. „Wie findest Du das, Biggi?“ „Geil.“ Da war es. „Wie findest Du es, dass ich Stefanie anfasse?“ „Geil.“ „Wie findest Du es, dass ich allein den Schlüssel zu Stefanies Keuschheitsgürtel habe?“ „Geil.“ „Wie fandest Du es, als Du heute Stefanie berührt hast?“ „Geil.“ Jetzt galt es eine scharfe sprachliche Klippe zu umschiffen, aber Claudia war darin eine Meisterin. „Wie wäre es, wenn ich Dich auch berühren würde?“ „Geil.“ „Wie wäre es, wenn ich von Dir auch verlangen würde, dass nur ich Dich berühren darf?“ „Geil.“ „Wie fändest Du es, wenn ich Dir hier und jetzt Deinen eigen Keuschheitsgürtel anlegen würde?“ „Geil.“ „Ich weiß, dass niemand seit langer, langer Zeit, Deine Muschi berührt hat. Wie wäre es, wenn ich das vorher täte?“ „Geil.“ „Wie wäre es, wenn Du hier einfach sitzen bleibst, Deine Hose und Deinen Slip ausziehst und ich mich um Deine eigenen, ganz persönlichen Keuschheitsgürtel kümmere?“ „Geil.“ „Gut, ich gehe jetzt zu Melanie und dann mache ich Dich gleich geil.“
Herrin Claudia war sehr zufrieden. Natürlich barg die Ernüchterung am nächsten Morgen einige Gefahren, aber aufgrund des Verhaltens in der letzten Stunde konnte Claudia problemlos eine Diagnose stellen und das therapeutische Hilfsmittel hatte sie kartonweise in ihrem Hinterzimmer. Zuerst aber ging sie nach vorne zum Tresen und klärte mit Melanie ab, dass diese die Adresse von Biggi in Erfahrung brachte und sie persönlich bis in ihr Bett eskortieren würde. Auf dem Rückweg begleitete Melanie ihre Herrin, sie wußte, was jetzt kommen würde. Während Claudia schon mal in ihrem Hinterzimmer nach einer passenden Kombination Ausschau hielt, streifte Melanie Biggi gepolsterte Handfesseln über die Handgelenke. Die Hose und die Unterhose hatte sie Gottseidank allein ausziehen können. Als nächstes holte Melanie die Buschschere, jedenfalls in ihren Gedanken. Sie hatte seit langem keinen solchen Bewuchs mehr gesehen, ebenso Herrin Claudia, die mit diversen Karton zurückkam. „Ein wenig vernachlässigt!“ „Ja, Herrin.“ „Kümmerst Du Dich bitte darum.“ „Schon dabei. Soll sie zuerst …“ Melanie zeigte mit dem Finger an die Decke. „Ja. Ich helfe Dir.“ „So, Biggi, jetzt spielen wir ein Spiel, bei dem wir die Arme heben müssen und aufstehen und uns ganz doll dabei strecken.“ „Das ist ein doofes Spiel.“ „Aber ich werde Deine Muschi berühren …“ „Geil.“ Claudia nahm dies als Einverständnis. Die Handfesseln wurden nun an einer Stange eingehakt, die an einem Drahtseil von der Decke hing. Ein Flaschenzug ließ sich per Fernsteuerung aktivieren und mit einem leisen Surren hob sich Biggi’s Körper aus dem tiefen Sessel. Melanie war schnell und der Busch und die umliegenden vereinzelten Sprengsel im Nu gelichtet. Claudia kam ihrer ärztlichen Pflicht nach und untersuchte Biggi‘s Vagina nach allen Regeln der ärztlichen Kunst. Sie war zufrieden. Jetzt maß sie Biggi aus und wählte die passenden Komponenten aus den Schachteln auf ihrem Schreibtisch aus. Besonders zufrieden war sie mit sich selbst, da sie die passenden Bauteile bereits per Augenmaß richtig aus ihrem Hinterzimmer mitgebracht hatte. Die übrigen konnten dann wieder zurück. Für Biggi kam nur schwarz in Frage. Schwarz die Frage der Demut, der Unterordnung und des Gehorsams. Biggi war eine andere Art von Patientin als Stefanie, nicht weil sie eine Frau war, sondern weil sie eine Dienerin war, eine Sklavin. Eine Sklavin wie Melanie. Biggi würde nach einer langen Eingewöhnungs- und Trainingsphase unter ihrer Aufsicht unter Garantie ihr Lebensglück finden. Das Problem war lediglich, Biggi so lange auf Kurs zu halten, bis sie es selbst erkannt und akzeptiert hatte. Ihr Glück war ihr momentan so fremd, so unbekannt, so anwidernd, dass sie es von heute auf morgen niemals im Leben akzeptieren würde. Aber das war nun mal ihr Job, ihre Berufung, dafür musste sie, Dr. Claudia Meinhoff, sorgen, dass diese Patientinnen ihr Dasein glücklich fristen konnten.
Während sie diese Gedanken durchgegangen war, hatten ihre geübten Hände mit Melanies Hilfe den Keuschheitsgürtel angelegt und den Sitz geprüft. Ein paar Biegungen und beide waren zufrieden. Claudia nahm nun einen elektrischen Vibrator in die linke Hand und stimulierte zusammen mit ihrer rechten Hand Biggi aufs Schärfste. „Mmmmmh ooooooaahhh mmmmmmhhhh jaaaaaaaa jaaaaaaaa.“ Ein narrensicherer Job. Melanie rückte die Sessel ein wenig weiter weg und hielt dann ein Handtuch zwischen Biggis Beine. Es dauerte keine weitere Minute, da spratzte Biggi ihre Lust in das Handtuch. Claudia war nicht überrascht. Menge und Konsistenz passten zu ihrer Einschätzung, dass Biggi längere Zeit nicht mehr sexuell aktiv gewesen war und so nickte sie Melanie zu und wiederholte die Prozedur. Erst nach dem 7. Mal, Biggi war inzwischen ein schweissgebadetes, erschöpftes Wrack, war Claudia mit der Konsistenz und Farbe zufrieden und gab Melanie das Signal zum Säubern. Rundum sauber, innen wie außen, mit einer dicken Schicht Hautcreme eingecremt verschloss nun Herrin Claudia Sklavin Birgit. Es war einer der ersten Punkte, die sie in ihrer therapeutischen Arbeit mit Biggi abarbeiten würde. Biggi musste gehen. Biggi war ein asexuelles, unbrauchbares Wesen, ein fetter Kokon in dem sich eine verletzte Birgit zurückgezogen und versteckt hatte. Versteckt vor der Welt und versteckt vor sich selbst, vor der Erkenntnis, dass die, Birgit, nicht geschaffen war, die Widrigkeiten der Welt allein durchzustehen. Sie, Birgit, braucht stets einen Meister, eine Meisterin, von denen sie geführt und geleitet würde. Es würde ein hartes Stück Arbeit werden, aber ein lohnendes, aber nicht mehr an diesem Freitag. Melanie korrigierte sie, es war bereits Samstag. Stefanie schlief bereits in ihrem rosa Negligee und für sie drei wurde es auch Zeit. So sehr sich Claudia über diese unerwartete, neue Aufgabe freute, dieser Tag war vorbei.
„Laß, mach den Rest morgen früh. Lüfte aber durch.“ Melanie nickte. Herrin Claudia rief ein Taxi und half Melanie dabei, den Rollstuhl mit Sklavin Birgit zum Fahrstuhl und in das Taxi zu bringen. Der Taxifahrer bekam von ihr vorab ein Trinkgeld und den Auftrag, Melanie dabei zu unterstützen, Birgit in ihr Zimmer im Wohnheim zu bringen. Aber das war dann gar nicht nötig. Die Flure waren hell, breit, gut beleuchtet und einen Fahrstuhl gab es auch. Niemand schien um diese Zeit vor Ort zu sein, das Wohnheim war wie ausgestorben. Statt fürs Helfen wartete der Taxifahrer nun einfach für das Geld, aber Melanie war schnell. Birgit lag zugedeckt – wenn auch mit ihren Klamotten – im Bett. Ihre Tüten standen daneben, ihre Handtasche, ihre Schlüssel lagen auf ihrem Schreibtisch, das Handy lag auf dem Pad der Ladestation und in mitten all dieser Dinge drei eng beschriebenen Din A4-Zettel, die Birgit hoffentlich einige Erklärungen am nächsten Morgen bieten würden. Die Zimmertür fiel Gottseidank wie eine Hoteltür ins Schloss und nach einem kleinen Test, dass sie tatsächlich nicht von außen aufging, hatte nun auch Melanie endlich Feierabend. Ihr Taxi entschwand mit ihr in die Nacht.
Am nächsten Morgen hatte Stefanie einen gehörigen Schädel. Birgit den gleichen, nur im Quadrat. Sie hatte eine völligen Filmriss und kurzfristig mehrere Panikattacken, die sie jedoch alle zu verbergen versuchte. Sie wusste immerhin wo sie war und dass es nicht gut war, den gesamten Flügel zusammenzuschreien, also biss sie in ihre Faust. Aspirin, Wasser, noch ein Aspirin, eine kalte Dusche, Reihern über der Kloschüssel, eine warme Dusche gegen das Zittern, noch mehr Wasser. Ihre Haut fing an zu schrumpeln und auch das heiße Wasser fühlte sich nur noch kalt an. In Schlappen und Bademantel wagte sie sich vor die Tür, es war Leben im Trakt, aber niemand zu sehen. Entscheidend war eh der Kaffeeduft. Zwei Augenblicke später war sie wieder zurück in ihrem Zimmer mit einer übergroßen Tasse Kaffee, schwarz, acht Stücke Zucker. Der Kaffee war frisch, heiß und so brauchte es eine halbe Stunde, bist Birgit die Tasse geleert und ihren Kopf mit Bruchstücken des vorherigen Abends gefüllt hatte. Hilfreich waren auch die Zettel auf ihrem Schreibtisch, die ziemlich detailliert beschrieben, was ihre Muschi bedeckte, wie es sauber zu halten war, wer es dort platziert hatte und wann sie sich regulär dort wieder einfinden sollte bzw. wen sie im Falle eines Notfalls telefonisch kontaktieren sollte. Der Notfall war in den drei Absätzen darüber genau definiert worden, jedenfalls alles das, was nicht zu einem Notfall zählte. Birgit überlegte kurz, es war zudem deckungsgleich mit allem, was sie gerade für einen guten Grund hielt, anzurufen.
Eine WhatsApp-Nachricht erschien. Der Sender war nur eine Nummer, Nummern kannte Birgit eh nicht. Trotzdem las sie die Nachricht. „Guten Morgen. Geht es Dir gut? Habe ich Dich in das richtige Bett gelegt?“ Birgit war hellwach, jedenfalls so wach wie es ging, sie schrieb zurück „Stefanie?“ „Nein, hier ist Melanie.“ Sie musste einen Augenblick überlegen, Melanie sagte ihr nichts. „Melanie wer?“ „Melanie, die Assistentin von Frau Dr. Meinhoff“ „Wo Du gestern warst“ „mit Stefanie!!!“ Für Birgit machten diese Nachrichten jetzt endlich Sinn. An den Abend mit Stefanie konnte sich Birgit recht gut erinnern, jedenfalls an die Blicke der Männer, da hatte Stefanie geführt und an den Penner, dem Stefanie ihren schönen Cocktail geschenkt hatte. Und dann war da die Praxis gewesen, die so gar nicht nach Praxis ausgesehen hatte. „Warst Du die an der Tür?“ „Ja.“ „Was ist mit mir passiert?“ „Geht es Dir gut?“ „Nein, mir ist schlecht. Kopfweh und dann dieses Ding.“ „Tut es weh?“ „Nein, aber warum ist das da.“ „Okay, super. Hast Du die Zettel gelesen?“ „Ja.“ „Okay, super. Alles weitere erklärt Dir die Frau Doktor am Montag. Schönes Wochenende“ „Und kurier Deinen Kater.“ „Hey was ist mit diesem Ding?“ Birgit erhielt keine Antwort. Sie rief kurzerhand an, aber Melanie blockte ab und schrieb stattdessen „MONTAG!!!!!!!!!“ Schöne Scheiße. Birgit rief Stefanie an, aber deren Handy war nicht im Netz angemeldet, vermutlich leer. Sie trank den Rest ihres Kaffees, stand auf, legte den Bademantel ab und betrachtete diese Ding genauer. Es war schwarz, schwarz und Chrom. Und es fehlte was, also alles an den Beinen fehlte. Und es war eng. Birgit atmete tief aus und bekam ihre Finger unter den Hüftgurt, die beim Einatmen sofort einklemmten. Unter das Ding zwischen ihren Beinen bekam sie gar nichts. Sie hatte keine Bügelschlösser wie Stefanie, ihre sahen aus wie Kofferschlösser. Erst jetzt fiel ihr auf, war sie denn wirklich noch so betrunken, dass sie blank wie Strandhäschen war. Sie steckte nicht nur in einem Keuschheitsgürtel, sie war auch noch blitzblank rasiert. Und sie hatte keinen blassen Schimmer wieso. Sie versuchte noch einmal eine Finger unter das Metall zwischen ihren Beinen zu bekommen, aber es war aussichtslos. Aussichtslos wie in einem Turm ohne Fenster, gefangen in einem hohen Turm ohne Fenster, von einer bösen Hexe bewacht und ohne Hoffnung auf Rettung durch einen Prinzen. Ein einsames keusches Burgfräulein, das sich ganz ihrem Schicksal ergeben muss, was immer auch geschah. Birgit wurde heiß, ihre Finger zwischen ihren Beinen wurden feucht, Hitzewellen schossen ihr von da unten in den Kopf, ihr Herz raste als hätte sie zehn Kaffeepötte leer getrunken. Sie biss sich auf die linke Hand, unterdrückte ihr Stöhnen, ihre Lust, ihre absolute Geilheit. Es hatte Klick gemacht. Sie wusste nun wer sie war, was sie war. Sie war eine keusches Burgfräulein, ihrer Sexualität beraubt von einer bösen Hexe und dieser auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, der Prinz, den sie sich all die Jahre erträumt hatte, er würde nie mehr kommen. Oh, diese Hexe, diese vermaledeite Hexe, diese geile, strenge Hexe. Ihre Hexe. Birgit trat weg. Als sie wieder zu sich kam, war ihr kalt, kalter Schweiß und klebriger Glibber hingen an ihr. Das sie erneut duschte, davon nahm niemand Notiz. In der letzten Stunde war die Promillezahl auch eher gestiegen als gesunken, waren die letzten Partypeople doch jetzt erst eingetroffen und in ihren Betten verschwunden. Die Jeans passte Gottseidank noch, sogar besser als vorher. Birgit musste raus. Allein sein. Stefanie hatte sie abgehakt, auch wenn sie so viel Fragen an sie hatte, sie war sich sicher, Frau Dr. Meinhoff hatte die besseren Antworten. Sie war Stefanie nicht böse, sie versuchte es, dieses Ding, dieser Keuschheitsgürtel machte es ihr nicht einfach, aber es war nicht Stefanies Schuld. Sie schaute sich um, niemand weit und breit. Die Laterne schien ihr geeignet, einige Kaltumformungen an ihrem Hüftgürtel vorzunehmen, es funktionierte. Er war jetzt vorne etwas flacher und dafür breiter. Die nächste Straße lief sich so gleich angenehmer. Es war eine gute Idee gewesen, so wie sonst auch, eine Runde zu gehen, zu überlegen. Nur wurde sie jetzt auch zusätzlich geil. Das Schrittband stimulierte sie bei jedem Schritt, Birgit machte Pause, blieb stehen, nutzte einmal ein Gartenmauer, aber auch wenn es jedes Mal verschwand, mit jedem neuen Schritt baute sich ihre Lust wieder auf. Sie überlegte, sie hatte das nicht einkalkuliert, nicht wissen können, und jetzt war sie maximal weit weg von ihrem Studentenwohnheim, egal ob sie den Weg zurück ging oder auf diesem Weg von der anderen Seite herkommen würde. Vor ihr lag eine Bushaltestelle und neben ihr hielt soeben ein Bus. Sie stieg ein. Zwei Stationen, Kurzstrecke, Semesterticket, 0,00 €. Problem gelöst. Von da bis zu ihrem Wohnheim waren es nur noch 50 Meter. Den Rest des Samstags verbrachte sie vor dem Computer, es gab tausende Bilder von oftmals deutlich schlankeren Frauen, die im gleichen oder einem ähnlichen Keuschheitsgürtel steckten. Birgit hielt das meiste davon für Pornographie aber einige Blogs sprachen ihr aus der Seele. Der Sonntag verging noch schneller, sie hatte noch eine Klausur zu schreiben und dafür zu lernen. Ein Blog hatte ihr besonders gefallen, sie las ihn nun von Anfang an, zwei Duschen zwischendurch waren eine Wohltat, besonders die nadelartigen Hochruckstrahlen des Duschkopfs, die auch Stellen erreichen konnten, die ihre Finger nie und nimmer erreichten. Das Tutorium am Montag ließ sie auf keinen Fall ausfallen. Sie schaute auch bei Stefanie in der Bibliothek vorbei, vermied es aber, sie einzuweihen. Stefanie war glücklich und zufrieden und entspannt. Sie trug jetzt ein dezentes Make up und die Brille, die ihr Frau Dr. Meinhoff bzw. die sie, Biggi, ihr empfohlen hatte und eines ihrer neuen Kleider vom Fußboden. Birgit verabschiedete sich, die wollte Stefanie nicht bei der Arbeit stören, schaute ihr aber noch ein wenig zu. Die wunderschöne Stefanie, wie hatte es jemals sein können, das sie mal Thomas hieß und war. Ihr schien diese Zeit ewig her zu sein, dabei war es gerade Montag. Birgit schaute auf die Uhr, den spontanen Gedanken einen großen Eisbecher im Studi-Cafe zu verschlingen gab sie im gleichen Moment wieder auf. Sie ging trotzdem dorthin, ein großer Mineralwasser mit Zitronenscheibe und ihr neuestes Buch aus der Uni Bib Ausleihe mussten genügen. Stunden später, die Seitenzahl war im hohen zweistelligen Bereich stand die Bedienung an ihrem Tisch und sprach zu ihr „Wir schließen jetzt.“ Birgit schaute entsetzt auf die Uhr und packte schnell zusammen. „Entschuldigung.“ Sie verließ das Cafe, nahm die S-Bahn und fuhr bis zu Stefanies Haltestelle. Birgit schaute nun auf ihr Handy. Sie konnte es noch schaffen und ging einen Schritt schneller. Am liebsten hätte sie einen kleinen Zwischenspurt eingelegt, aber mit dem Schrittband war das keine gute Idee. Vermutlich wurden sie von den ganzen Pornodarstellerinnen nur im Bett am Set getragen. Und die anderen, die echten Trägerinnen kamen sicherlich nicht auf die dumme Idee damit laufen zu wollen. Birgit kam der Gedanke, ob sie die Einzige war, die Einzige an der Uni, die Einzige außer Stefanie … natürlich. Sie würde ihre Kommilitoninnen in den nächsten Wochen beobachten. Sie würde es bestimmt herausfinden. Endlich, sie war da. Sie presste auf den Klingelknopf und ein Surren später trat sie aus der kühlen Abendluft in das helle Treppenhaus. Bemüht ging sie die Treppe in die erste Etage hinauf. Ein weiteres Klingeln und sie öffnete ihr, Nadine. Birgit schaute noch einmal hin, Nadine war wie Stefanie. „Hallo, ich bin Nadine. Bist Du Sklavin Birgit?“ Birgit durchzuckte es. „Birgit, ja.“ „Verzeihung. Prima, Herrin Claudia erwartet Dich schon.“ Nadine ging voran, es tat ihr irgendwie leid, sie klopfte. „Herein.“ „Birgit ist da, Herrin Claudia.“ „Hallo, da bist Du ja. Wie geht es meinem Burgfräulein?“ Nadine ließ Birgit vorbei und schloss die Tür „Burgfräulein?! Burgfräulein!“ Sie würde es sich merken, mal was Neues. Aber das, das war eine Geschichte für einen anderen Tag.
ENDE
MfG
Matt
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Datum:18.09.19 20:27 IP: gespeichert
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Stefan & Carolin
Stefan schlenderte langsam die Fußgängerzone hinunter. Der Tag im Büro war wieder lang gewesen und zuhause wartete niemand auf ihn. Der späte Septembernachmittag war trüb, kühl und ein Vorgeschmack auf den bevorstehenden nassen Herbst. Die Passanten hatten es im Gegensatz zu ihm alle eilig dahin zu kommen, wo sie hinwollten und würdigten ihn keines Blickes. Sie schauten entweder auf ihre Handys oder stur auf ihren Weg, bemüht mit jemanden wie ihm, der vor dem Galeria Kaufhof Schaufenster stehengeblieben war, nicht zusammenzustoßen.
Blaue und weiße Rauten in allen erdenklichen Größen waren in der Auslage dekoriert, bajuwarischer Tand, Maßkrüge und Brezen ließen den Betrachter unmissverständlich die Botschaft zur Kenntnis nehmen, dass das Oktoberfest kurz bevorstand. Betrachter war dabei nicht ganz korrekt, denn diese Dekoration richtete sich eigentlich an Betrachterinnen. Bezaubernde Dirndl in zahlreichen Varianten wurden von spindeldürren Puppen in gewagten Posen zur Schau getragen, jeweils mit einem detaillierten Preisschild zu ihren Füßen. Stefan gefielen sie alle, inklusive Preisschild, aber das war es auch schon, dieses Bruchstück eines Gedanken, er verwarf es sogleich. Es war auch ziemlich einfach, denn Carolin störte soeben jeden weiteren Gedankengang.
„Schön nicht? Das dunkelblaue gefällt mir am besten. Schade, dass man es hier nicht tragen kann – kommt man sich ja vor wie im Fasching.“
„Ach, hallo Carolin. Ja. Stimmt.“
Carolin war eine seiner Bürokolleginnen vom Ende des Flurs. Deutlich jünger und verwitwet, eine von den toughen Damen, die morgens früh kamen und dann den ganzen Tag Vollgas gaben. Sie lächelte ihn an, natürlich wusste sie, dass es bei Stefan niemanden gab, dem er ein Dirndl hätte mitbringen können, aber Dirndl waren halt nun mal auch dazu gemacht, ausgiebig betrachtet zu werden.
„Welches gefällt Dir am besten?“
Er hatte seinen Einsatz für eine umfassendere Antwort als „Ja. Stimmt.“ verpasst und so durfte er jetzt wohl oder übel ihre Frage beantworten.
„Das mit den Rosen bestickte.“
Carolin musste lachen.
„Mädchen und rosa Blümchen. Typisch. Na dann, bis morgen.“
„Bis morgen.“
Thomas war ein wenig erleichtert, dass sie so schnell von ihm abgelassen hatte, schaute ihr noch nach, wie sie in der nächsten Stichgasse abbog und ordnete sich dann in den fließenden Strom der grauen Passanten ein, Ziel Wohnung.
Der Donnerstag verlief dann genauso, außer dass er nicht – wie am Vortag – vor dem Galeria Kaufhof Schaufenster stehengeblieben war. Der Typ von Wissen vor Acht war nervig, diese betont lustige Erklärung von Alltagsphänomenen war ein gutgemeinter aber verzweifelter Abklatsch der Mäuse-Sendung und vom Niveau her nur unterboten von der anschließenden Börsenwerbung mit ihren grottigen Reimen und Pseudo-Bauernweisheiten. Der Gong erlöste ihn. Stefan war auf den Gong nicht gefasst und hätte beinahe das Weizenbier fallenlassen, wer konnte diese spätabendliche Besucher also sein. Vermutlich die Nachbarin mit einem Päckchen für ihn, er öffnete.
„Hallo Stefan.“
Er war perplex. Sie genoss seine Verwirrung. Sie öffnete den Knoten ihres langen Mantels und präsentierte ihre Neuerwerbung in Rosa mit Blümchen.
„Darf ich hereinkommen?“
„Sicher.“
Stefan war im Automatikmodus, die gegebene Antwort war eigentliche jene, die er tausendfach im Büro auf eben diese Frage zu geben pflegte und nicht unbedingt die, die er mit etwas mehr Hirn hätte geben wollen. Ja, zwischen ihr und ihm hatte es unterschwellig im Büro schon geknistert, aber bisher waren sie stets auf Kollegialität bedacht gewesen. Dass Carolin nun in dem Dirndl, das er am Vorabend besonders gelobt hatte, vor ihm in seinem Flur stand, war wie olympischer Dreisprung, nur dass die Springerin den Anlauf, den Absprung und alles andere übersprungen hatte und nun glückselig in der Mitte der Sprunggrube saß.
„Gefällt es Dir?“
Welch hirnrissige Frage … in seinem Geiste lief sein Sabber schon in ganzen Fäden in ihr Dekolleté und sein Gesichtsausdruck der Überraschung musste bestimmt schon dem der animalischen Wollust gewichen sein. Die Wohnungstür fiel ins Schloss und er zog seinen rechten Arm an ihr vorbei zurück in seine intime Zone. Nicht, dass er sich jetzt an seinem besten Stück zu schaffen gemacht hätte, das seinen The Curve zu sprengen drohte, sondern in diesen Kreis mit 60 Zentimeter Durchmesser, der gedacht um ihn herum lag und ihn im Alltag Schutz bot. Carolin war noch in der persönlichen Zone, aber auf dem besten Wege, diese in seine Richtung zu verlassen. Das war strange. Sie hatten seit Jahren Interzonen-Kontakt, sei es ein flüchtiger Gruß auf dem Flur in der sozialen Zone, ein Mittagessen in der Gruppe und demnach ein Treffen in der persönlichen Zone und ab und an ein gemeinsamer Blick auf diese bescheuerten Computerbildschirme, wenn die Systeme mal wieder streikten. Da ließ sich die intime Zone nicht vermeiden. Aber in diesem Moment stand sie Zentimeter vor seiner intimen Zone, in seinem Flur, in einem bezaubernden Dirndl.
Sein Arm schaffte es leider nicht. Katzenhaft schnell und geschmeidig hatte sie ihn in der Bewegung ergriffen und seine noch von der Türklinke geöffnete Hand an ihre linke Brust gedrückt.
„Fühlt sich das nicht wunderbar an?“
Die Website brach zusammen. Stefans interner Webserver erlebte einen taktilen DDOS-Angriff und rauchte in Bruchteilen von Sekunden ab. Sein Proxy-Server war platt, seine demilitarisierte Zone überrannt und seine Datenbank mit den guten Tipps und Tricks, wie man in einer solchen Situation zu reagieren hatte, war einfach abgestürzt. Carolin nutzte diese Situation nun gnadenlos aus, mit einem Schritt in ihren rosa Heels stand sie nun zusammen mit ihm in seiner Intimzone und begann ihn leicht mit ihrem Dekolleté gegen die Wand hinter ihm zu drücken. Ihre freie rechte Hand ging dabei zum Frontalangriff über und versuchte mittels sensorischer Aufklärungsdaten die gestellte Frage selbst zu beantworten. Die nächsten Sekunden veränderten Stefans Leben dann dramatisch.
Carolins fragendes Gesicht, das noch immer auf eine Bestätigung aus war, hatte sie ganz nach an seines gebracht, ihre linke Hand hatte seine rechte Hand förmlich in ihr erhitztes Dekolleté hereingepresst und ihre rechte Hand hatte eine wunderbar harte, fleischwurstgroße Schwellung taktil ermittelt, die ihre kühnsten Träume übertraf. So groß, so hart und mit langen seitlichen Schlitzen, jetzt war sie irritiert, was das bloß war. Ihre Verwirrung wurde abrupt beendet, als Stefan leicht strauchelte. Es war wie ein Geschenk der Götter, er hatte etliche Zentimeter an Größe eingebüßt, so dass sie sich für einen Kuss nicht mehr so hätte strecken müssen, und zudem hatte sie ihn jetzt zusammen mit der Wand schraubstockartig fixiert. Das Geräusch, das das Straucheln begleitet hatte, war ihr vertraut vorgekommen, aber das hatte Prio 2. Sie schloss die Augen und gab Stefan einen intensiven Kuss, den er nach einem langen Moment akzeptierte und auf sie einging. Carolin schwebte im Himmel, am liebsten hätte sie den Kuss für den Rest des Abends fortgesetzt, aber ihr war jetzt ein tiefer Augenkontakt wichtiger. Na ja, situationsbedingt hatte er Prio 3. Prio 1 war, dass sie sicherstellen wollte, dass dieser wunderbare Schraubstock nicht plötzlich versagen würde, weshalb sie unter anderem mit Prio 2 nun doch Richtung Boden blickte, um die Ursache für das bisherige Straucheln und ein gegebenenfalls künftiges Straucheln zu eruieren.
Das Ergebnis von Prio 2 führte dann aber dazu, dass Prio 3 zu Prio 99 wurde und aus dem ersehnten tiefen Augenkontakt ein verstörter, ungläubiger Blick wurde, gefolgt von einem Türspalt, einem dunklen Treppenhaus, einem langen dunklen Gang durch menschenleere Seitenstraßen und ein sinnloses Starren auf die leere Google-Suchmaske ihres heimischen PCs. Für Stefan war ihr verstörter Blick noch verstörender gewesen, als ihre Hand in seinem Schritt und ihre übereilte Flucht die Krönung des Chaos, das sie mit ihrem spontanen Besuch angerichtete hatte. Er schloss die Tür und blickte herunter auf das Paar rosafarbener Lackpumps, über die er gestolpert war und wechselte gleichzeitig den Aggregatzustand. Sein Blut kochte, sein Puls raste, seinen Blutdruck hätte er an jeder x-beliebigen Tankstelle per Manometer messen können und seine Gesichtsfarbe hätte jede holländische Tomate vor Neid erblassen lassen. Wie in Trance ließ er die Pumps in seinem speziellen Schrank in Schlafzimmer fallen und schloss die Türen sorgfältig. War das gerade wirklich passiert, hatte er das nur geträumt, war da nicht doch noch ein Hauch von Parfüm im Flur zu erhaschen, seine Sinne spielten ihm nur noch Streiche und sein bestes Stück schmerzte jenseits von Gut und Böse.
Carolin sortierte sich gedanklich immer noch. Er war Single, er stand auf Dirndl, er stand auf das Dirndl, das sie trug, er stand auf rosafarbene Lackpumps, die sie nicht trug, die bei ihm zuhause im Flur lagen, keine 36, keine 39, auch keine 42, in XXL, Elefantenfüße. Aber nichts sonst. Sie hatte nicht viel gesehen, ihn, eigentlich bewusst nur ihn, ihn, den sie hatte sehen wollen, gesehen hat. Da war nichts. Bilder? Nein. Irgendwas Weibliches? Nein. Ein weiblicher Geruch? Nein. Nichts, gar nichts. Ihre Hände legten sich auf die Tastatur. Google musste es wissen, Google wusste alles. „mann pumps rosa“. Sie wollte keine Rosa Pumps günstig online kaufen. Hatte er es getan? Wer sonst. Warum? Der siebte Eintrag „Männer in Pumps“, was zur Hölle. Die nächste Seite „Pumps für Männer“, sie runzelte die Stirn. Ihr wurden nun ihre eigenen Füße bewusst, die noch immer in ihren Fesselriemenpumps steckten und das ging natürlich gar nicht. Surfen im Netz ohne ein Glas Rotwein schon zweimal nicht und in diesem Moment hatte sie eigentlich geplant gehabt, dieses Figur betonende Dirndl auch schon längst ausgezogen gehabt zu haben. Der PC konnte warten.
Zurück mit dem dreiviertelvollen Glas - den nächsten Morgen würde sie bereuen – und in ihrem Hausanzug sprudelten nun die Suchwörter nur so aus ihr heraus. Fast jeder neue Treffer, den sie anklickte, brachte sie immer deutlicher auf eine Spur, die sie nie vermutet hätte. Zwischenergebnisse wie „crossdresser dirndl pumps“ waren ganz entscheidend für das unglaubliche Bild, das sich ihr langsam erschloss. Carolin war kein Mauerblümchen und lange Abende hatten sich in der Vergangenheit durchaus mit expliziten Seiten gut gebauter Männer angenehm verkürzen zu lassen. Diese Seiten waren nun viel ergiebiger als Google. Und nach ein paar Suchen konnten sie auch das Geheimnis um das große, harte, seitlich geschlitzte Etwas lüften, das sie ertastet hatte. Es nannte sich „chastity cage“ und war jenseits ihrer kühnsten Fantasie.
Die meist sehr kurzen Filme zu diesem Suchbegriff auf der von ihr bevorzugten Webseite waren verwirrend und doch erregend. Diese Aura der Macht, die die Frauen darin ausstrahlten machten Carolin einfach nur geil. Wie zur Hölle war ihr das in all ihren Jahren entgangen, all diese Spitzenwäsche, all das süße und niedliche Zeugs und hier trugen die Frauen einfach nur Schwarz. Punkt. Ihre Seite war erschöpft, das Zauberwort hieß „vanilla“, sie musste sich erneut der Google-Suche bedienen. Was allerdings jetzt mit den inzwischen aufgeschnappten Wörtern an Treffern zu Tage kam, war eine Welt für sich. „Keuschheit“ war für sich bereits ein Universum und Carolin hatte auf Anhieb eine Foren-Seite gefunden, die dieses Universum von allen Seiten betrachtete. „Schlüsselherrin“, natürlich, auch solche Menschen musste es geben. Wer so einen Peniskäfig trug, der trug ihn natürlich verschlossen, mit einem Schloss und einem Schlüssel und oder mit einem Siegel. Und es gab jemanden, der oder die darüber wachte. Wachte jemand über Stefan? Nein, bestimmt nicht, niemand. Wie bei so vielen hier im Forum. Rosarote Lackpumps in Elefantengröße, eine Nachricht wie ein Extrablatt zum Kriegseintritt. Sie waren seine. Er trug eine Keuschheitsschelle und er liebte rosarote Dirndl, nur nicht an ihr. Nicht an ihr. Das hatte sie falsch verstanden. Total falsch verstanden. Aber wer hätte darauf auch schon kommen können oder sollen. Männer liebten Dirndl. Das war so. Männer liebten Dirndl. Stefan liebte Dirndl. Aber anders. Seine Blicke, im Büro, e schaute oft und gerne den Frauen nach, andere Männer, verheiratete Männer waren das diskreter, aus Vorsicht. Aber er hatte aus einem anderen Grund hinterhergesehen. Auch hinter ihr? Sie trug eine große Palette an Klamotten, eine Freundin hatte ihr mal gesteckt, dass man an ihrer Kleidung schon ihre Stimmung und noch etwas anderes ablesen konnte, aber das war nicht ganz ernst gemeint gewesen. Oder doch? Stefan hatte ihr regelmäßig Komplimente gemacht, wie zahlreiche andere Kollegen auch. Eigentlich unprofessionell, aber wozu gab sie sonst so viel Geld aus, wenn ihre Glanzstücke dann unbeachtet blieben. Was hatte er gelobt? Gab es ein Schema? Das Glas neigte sich dem Ende. Das eine Mal zusammen mit Dings und dann bei der Besprechung mit dem Vorstand, ja, da hatte er ihr auch mit einem Kompliment geschmeichelt und … nein, das war ein anderer Kollege gewesen. Beides Mal hatte sie sich betont dezent angezogen gehabt, hohe Tiere, bloß nicht unangenehm auffallen. So eine Idiotie. In den letzten Wochen hatte sie sich betont schick gekleidet gehabt und damit bei ihm genau das Gegenteil erreicht.
Sie konnte gleiten. Das sprach für ein weiteres Glas Rotwein und eine genaue Analyse ihres Kleiderschranks. Wunderbare Stücke und doch vergebens. Carolin stellte das Kostüm von dem besagten Meeting zusammen und konnte sich eines Lächelns nicht erwehren, da es sie ziemlich stark an den einen Porno-Clip mit der Gerte erinnerte. Sie änderte die Bluse und nahm ihre Stiletto-Pumps, die nicht Bürogeeignet waren, sondern für Partynächte gedacht waren. Kombiniert mit dem schwarzen Spitzen-Wonderbra hätte sie sich damit auch locker an die Straße in … egal … jenseits von Gut und Böse. Sie reduzierte es wieder auf das Ausgangskostüm vom Meeting und hängte es griffbereit an ihre Schlafzimmertür. Sie war gewappnet. War er es? Dieser Gedanke schoss ihr plötzlich durch den Kopf. Hatte sie ihn gestört? Wollte er am Abend zuvor das Dirndl kaufen? Hatte er vielleicht schon welche? Würde er diese für sie holen und anziehen? Könnte sie ihn dazu zwingen? Wo bekam man Gerten her? Gab es noch das Jagd- und Reitsportgeschäft in der Kernerstrasse? Welche Handtasche wäre groß genug, diese darin zu verbergen? Welche Größe hatte er?
Carolins Kopf drehte sich ob all der Fragen. Mit dem Glas setzte sie sich wieder vor den PC. Es gab Bilder, Thomas war 1,97, das wusste jeder und Anja war ziemlich genauso groß wie sie selbst, hatte an dem Tag jedoch Keilsandalen angehabt. Sie ging die Bilder vom Sommerausflug der Abteilung Bild für Bild durch. Paint und Excel brachten schließlich das Ergebnis, na ja, die fundierte Schätzung und die Webseite des Shops, wo sie öfters Dessous geschoppt hatte, machten aus den Zentimetern Konfektionsgrößen … für Frauen.
Der Wecker klingelte schräg, vielleicht lag es auch an ihrem Schädel oder daran, dass sie ihn doch nicht später hatte klingeln lassen. Beides war fünf Minuten später vergessen, dank der kalten Dusche und der Aspirin-Tablette. Carolin hatte heute etwas vor, Kopfschmerzen waren da indiskutabel, ebenso ein unnötiges Räubern des Gleitzeitkontos. Freitags ging er immer früher, das schlug schon rein und die Mittagspause würde auch ausgiebig werden, immerhin konnte sie sich einen Weg sparen.
Punkt 16 Uhr verließ Stefan das Büro mit Adleraugen von ihr verfolgt. Sie gab ihm einen Vorsprung, es brauchte niemand nichts zu wissen. Gegen 16 Uhr 15 verließ dann auch sie das Büro, mit nur einer halben Stunde Minus auf ihrem GZK. Carolin ging ihren Heimweg, jedenfalls bis zu der Seitenstraße, wo sie hätte links abbiegen müssen. Nun ging sie einfach weiter, seinen Heimweg. Zehn Minuten später stand sie wieder vor seiner Wohnungstür, die Haustür hatte man ihr netterweise aufgehalten. Sie horchte. Er war da. Ihr Herz schlug schneller und ihre Lenden zuckten. Bilder, Videos und Bruchstücke ihrer Phantasie schossen ihr durch den Kopf. Es klingelte, sie klingelte. Die Tür öffnete sich.
Stefan war erschrocken. Es war unwirklich. Den ganzen Tag, sie hatte sich nichts anmerken lassen, hatte sich in ihm die Verschwörung breit gemacht, dass dieses Zusammentreffen am Vorabend nur eine Phantasie gewesen war, eine Fata Morgana, ein feuchter Traum, aber das hier schien so real wie am Tag zuvor.
„Du?“
„Ja, hast Du jemand anderen erwartet?“
„Nein, ich …“
„Möchtest Du mich nicht herein bitten?“
„Ich …“
Carolin behalf sich selbst, ein Schritt auf ihn zu wirkte Wunder, sie schloss die Tür diesmal selbst.
„Danke. Ich habe die halbe Nacht über Dich nachgedacht!“
„Ich …“
„Du bist mir ja einer. Schauspielerst mir den ganzen Tag etwas vor und dann sowas.“
„Ich … was?“
Sie öffnete nun ihren Mantel, ließ zuerst ihren einen Ärmel fallen, griff dann ihre Handtasche und die Einkaufstasche vor Galeria Kaufhof um und ließ ihn schließlich zu Boden gleiten.
„Na? Gefalle ich Dir so besser, mein Schwanzmädchen?“
Stefan wurde nun recht blass um die Nasenspitze, Carolin nahm diese mit Genugtuung zur Kenntnis.
„Da hast Du mich ja vorgestern ganz schön verladen. Aber ich bin Dir auf die Schliche gekommen und es Dir mitgebracht … passend zu Deinen wunderschönen pinken Pumps, meine Sissy.“
Sie schmiss mit ihren neuerlernten Vokabeln nun um sich, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Die Einkaufstasche hielt sie ihm nun auffordernd vor die Brust, so dass er sie instinktiv entgegennahm.
„Los. Zieh Dich um, oder muss ich Dir Beine machen?“
Dieses Kommando war etwas zu früh gekommen, aber nachdem sie aus ihrer großen Handtasche die Gerte samt Preisschild herausgezogen hatte und Stefans Augenbrauen einmal Achterbahn gefahren waren, verfehlte es dann noch nicht seine Wirkung.
„Hiergeblieben. Geh da rein.“
Den Anblick wollte sie sich wahrhaftig nicht entgehen lassen. Stefan war so dermaßen überrumpelt, dass er einfach nur tat was ihm geheißen war. Die Furie ganz in Schwarz mit dem strengen Pferdeschwanz und der passenden Gerte in der Hand war in diesem Moment eine ihm nicht bekannte und vertraute Person, der man besser einfach nur gehorchen sollte.
„Oh wie schön … in Rosa … Du stehst auf Rosa, Sissy, nicht wahr? Ein rosa Schwanzmädchen durch und durch.“
Dieser Kommentar, der sich auf seinen Curve bezog, hatte etwas Demütigendes und Erregendes zugleich, für sein Schwänzchen eher etwas Quälendes. Das Dirndl war ein wenig zu groß, Carolin war glückselig, er trug es, alles andere war nebensächlich. Die Schürze band sie etwas fester, ein Traum.
„Wo sind Deine Pumps, Sissy?“
„Im Schlafzimmer … im Schrank!“
„Du voran.“
Carolin war die Herrin der Situation, sie war in ihrem Element, ihre Glückshormone wurden im Akkord und in Doppelschichten produziert und sie nahm ihre Umgebung wie in einer Matrix-Zeitlupe war.
Stefan öffnete den Schrank oder war es die Büchse der Pandora? Die pinken Pumps lagen auf einem Stapel Spitzenunterwäsche, rechts hingen zwei Kleider, eines in Schwarz und eines in Weiß. In zwei Fächern standen passende Riemchen-Pumps dazu. Ein verlorener Lippenstift ragte unter einem Absatz hervor.
„Du kleine Schlampe. All die schönen Sachen und Du verbirgst sie vor der Welt. So geht das nicht!“
Carolin nahm die Pumps und den Lippenstift, lehnte die Schranktüren an und deutete Stefan mit der Gerte an, wieder in das Wohnzimmer zu gehen.
„Knie Dich hin!“
Der Lippenstift hatte einen schrecklichen Rotton, der so überhaupt nicht zu dem Dirndl passte, aber besser als nichts.
„Steh auf, zieh Deine Pumps an. Wie läufst Du hier überhaupt rum?“
Alles lief wie am Schnürchen. Stefan war wie gefangen in der Situation und Carolin voll in ihrem neu entdeckten Element. Sie ließ in sich drehen, posieren, knicksen, verbeugen, sie betastete ihn ausgiebig an allen Stellen und an einer besonders und machte ihm mit jeder Geste klar, wer die Chefin war.
„Zettel und Stift!“
Carolin war erschöpft. Auch wenn es insgesamt nur vielleicht etwas über eine Stunde gedauert hatte, war sie fix und alle. Sie schrieb ihre Adresse auf den Zettel.
„Hier ist meine Adresse. Du kommst morgen Abend zu mir. Sechs Uhr. So wie Du bist, die Pumps kannst Du feiges Fräulein notfalls im Vorgarten anziehen. Wenn nicht, werde ich an Dir das Leder meiner Gerte zartklopfen. Sonntagabend solltest Du dann nicht mehr so zimperlich sein. Verstanden?“
„Ja.“
„Ja, was?“
„Ja, Herrin.“
„Und bis morgen Abend weißt Du hoffentlich wie man eine Herrin ohne sein Minischwänzchen befriedigen kann … und wenn nicht … Du wirst es, so wahr ich hier stehe, lernen und bis zur Perfektion meistern. Verstanden?“
„Ja, Herrin.“
„Gut. Den Schlüssel!“
„Welchen Schlüssel?“
„Ahhhh …. Welchen Schlüssel, Herrin?“
„Den für Dein Minischwänzchen! Glaubst Du etwa, ich lass Dich bis morgen Abend abspritzen wie es Dir gefällt? Die Zeiten sind vorbei! Los, her damit.“
Carolin war nicht verwundert, dass er neben seinem Rechner lag, nahm ihn, machte sich keine Gedanken über Kopien und ging ohne viele weitere Worte. Zuhause genoss sie ein heißes Bad, ihren batteriebetriebenen Zauberstab und drei Orgasmen. Wie um alles in der Welt hatte sie bisher auf dieses göttliche Geschenk weiblicher Dominanz verzichten können? Samstagabend stand Stefanie, wie Carolin sie ab sofort nannte, pünktlich und korrekt gekleidet vor ihrer Haustür. Es war der wahre Beginn von etwas Besonderem, einem Glück von dem sie und ganz besonders Stefanie nie, nie, nie zu träumen gewagt hätten.
-ENDE-
MfG
Matt
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Stamm-Gast
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:18.09.19 20:32 IP: gespeichert
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Nette Geschichten bitte weiter so. Vielen Dank.
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Stamm-Gast
Zwischen Stuttgart und Pforzheim
Gefesselt fühle ich mich frei
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:19.09.19 07:23 IP: gespeichert
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Wow, wunderschön geschrieben.
Ich hoffe Du schreibst weiter, auch wenn es eigentlich als Kurzgeschichte geplant war
Rotbart 58 jähriger ungezähmter wilder leidenschaftlicher Moderebell, Rockträger devot/maso!
Auf der Suche nach einer dominanten Partnerin
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Ihr_joe |
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Die Welt ist eine Bühne. Nur... das Stück ist schlecht besetzt. Oscar Wilde
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:19.09.19 22:24 IP: gespeichert
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„Ja“
„Ja was?!“
„Sehr, sehr schön!“
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„?“
„Und was!?“
„Dankeschön, für das feine Leseerlebnis.“
Ihr_joe Toleranz beginnt dort, wo das eigene Weltbild aufhört. (Amandra Kamandara)
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Sklavenhalterin
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:21.09.19 00:17 IP: gespeichert
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clevere Carolin - hat direkt "geschaltet", pikante kleine Story - mag ich!
Und freu mich jetzt schon auf die nächste... FRAU und männchen verlassen gemeinsam das Haus. Sie: "Hast Du alles?" er - nimmt IHRE Hand - und sagt leise: "Jetzt - JA!"
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folssom |
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:02.10.19 00:27 IP: gespeichert
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ich freue mich immer wieder über deine kurzen oder auch längeren (kurzen) Geschichten. Sarah
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MattBeam |
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:15.10.19 01:58 IP: gespeichert
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Die Perfekte Zehn
„Schatz, Du hast Post. Hier.“
Carsten gab seiner Frau den stilvollen, handschriftlich adressierten Umschlag, der mit seinem dicken Papier aus der Menge der sonstigen Werbebriefe und Rechnungen hervorstach wie ein NBA Basketballspieler in einer Gruppe Liliputaner. Als Absender stand lediglich ein „Lady Andrea“ in der linken oberen Ecke.
„Danke, Carolin.“
Carsten schauderte es kurz, er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass ihn seine Frau seit zwei Wochen mit seinem neuen Namen ansprach. Ihre Beziehung hatte glückliche und zuletzt eher schwierige Zeiten hinter sich, jedenfalls bevor sie sich auf eine neue Beziehung zueinander eingelassen hatten. Anfangs war es eine reine Spielerei gewesen, ein Spontankauf von ihm im Sexladen an der Autobahn. Es waren eine schwarze Maske, ein paar lange schwarze Handschuhe und eine Gerte gewesen, Nachwehen von „Fifty shades of Grey“. Sandra, seine Frau, hatte dies zuerst ein wenig belächelt und die Sachen nur halbherzig getragen, aber seine Reaktionen waren dann doch so erfreulich gewesen, dass sie diesen Weg hatte weiter beschreiten wollen. Ein eigener Besuch in einem entsprechenden Laden in der Koblenzer Innenstadt hatte sie dann einen Teil der wirklich relevanten Utensilien erstehen lassen und zusätzlich einige Ideen hervorgerufen, die sie dann doch anschließend lieber im Internet bestellt hatte. Insbesondere der Inhalt der DVD, deren Titel „Fifty shades of Grey“ veralberte, hatte sie inspiriert. Dieser Film war so extrem gewesen, dass sie ihn lieber nicht Carsten gezeigt hatte, ihr hingegen war es feucht im Höschen geworden.
Jedenfalls war das Ergebnis, dass sie ihn als erstes in eine metallene Keuschheitsschelle gesteckt hatte. Ein Woche später, sie hatte ihn täglich aufgeschlossen und kontrolliert, war er dann das erste Mal mit Pumps, Slip und BH ausgestattet worden. So hatte er dann bis zum folgenden Wochenende abends im Haus herumlaufen müssen bis das nächste Päckchen eingetroffen war. Carolin hatte vorsichthalber nur einen Dress gekauft, ein „French Maid“-Kostüm, ganz so wie auf der DVD. Die Wirkung auf Carsten war umwerfend gewesen, sein bestes Stück war nahezu dauererigiert, jedenfalls im Rahmen der Möglichkeiten innerhalb des Metallkäfigs. Ein Freitagabend später hatte Sandra dann die Sache insgesamt rund gemacht, ihm eine Perücke, ein Make-Up, lackierte Nägel und seinen neuen Namen „Carolin“ verpasst. Insgesamt war die Zeit so aufregend gewesen, dass sie sich tatsächlich noch einmal neu in ihren Mann bzw. in diese bezaubernde Frau namens „Carolin“ verliebte.
Sandra schaute sich um und nahm dann den Griff des Kaffeelöffels um das Kuvert an der kurzen Kante ohne große Beschädigung zu öffnen. Sie nahm als erstes die größeren, zentriert gedruckten Worte „The Perfect Ten Party“ und „Sandra & Carolin“ wahr und begann erst dann der Reihe nach zu lesen. Hatte sie alles richtig verstanden? Sie war sich nicht sicher und las die Einladung ein zweites und ein drittes Mal bevor sie zufrieden lächelte. Sie war nun völlig im Bilde und fand die Idee zu einer gemischten Party mit allen Herrinnen und ihren Sissys genial. Der Brief war von Andrea, ihrer Mentorin, an alle Teilnehmer des kleinen Stammtischs geschickt worden, dem sie vor sechs Wochen beigetreten war. Sandra war schlau genug gewesen, sich nicht nur aus dem Internet und aus DVDs zu informieren, und war dem Koblenzer SM-Stammtisch beigetreten, den sie natürlich auch im Internet gesucht und gefunden hatte.
„Wir sind zu einer Party eingeladen, nächsten Freitag!“
„Geburtstag?“
„Nein, von meinem Stammtisch, er ist an Sandra und Carolin adressiert.“
„An Carolin? Soll ich etwa …“
„Ja.“
„Aber, ich kann nicht, ich …“
„Du kannst und du wirst.“
„Aber doch nicht …“
„Genau so … na ja … ich werde dich noch ein wenig hübscher machen. Ich hoffe, ich bekomme das Paar noch so schnell.“
„Und … und wer kommt da alles?“
„Vielleicht sieben Paare, wenn alle kommen.“
„So viele?!“
„Ach, es wird bestimmt phantastisch. Du wirst sie mögen.“
Carolin war da komplett gegenteiliger Meinung. Bisher war Sandra die Einzige, die ihn so, als Carolin, je gesehen hatte und nach seiner/ihrer Meinung konnte und sollte das gerne auch so bleiben.
„Na hoffentlich wird meine Grippe bis dahin nicht schlimmer.“ murmelte sie leise.
Sandra hatte ihr Gemurmel deutlich gehört, so war es von Carolin auch gedacht gewesen, und ging nun zu ihr hin.
„Süße, wenn Du so krank bist, mache ich Dir für morgen Nachmittag einen Termin bei Dr. Fellner zur Grippeschutzimpfung. Du weißt, dass man dabei die Hose herunter lassen muss und die Spritze in den Allerwertesten kommt?!“
„Eh …. eh … es ist wohl doch nur eine leichte Erkältung!“
„Eine Grippeschutzimpfung sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen.“
„Ja, ja, aber … aber … ich … ich gehöre bestimmt nicht zur Risikogruppe, also …“
„Ja, Carolin, war nur ein Scherz, Du kannst auch nächste Woche dahin, wenn Du am Freitag lieb bist, dann sogar auch ohne Deine Schelle. Einverstanden?“
„Eh … danke. Okay.“
„So jetzt lass uns nach oben gehen, dann kontrolliere ich stattdessen, ob alles in Ordnung ist, natürlich geht das nur ohne Schelle.“
Carolin ließ sich das nicht zweimal sagen, ein Aufschluss, jeder Aufschluss war es wert, sofort genutzt und genossen zu werden. Fünf Minuten später ließ sich Carolin dann – wie immer – mit den am Bett festgemachten Fesseln nackt fixieren und freute sich auf die bevorstehende Behandlung. Diese war in diesem Abend leicht anders, denn Sandra verband ihr als nächstes die Augen und schloss erst dann auf. Ebenso anders war die dann einsetzende Handmassage, statt wie sonst mit einem lauwarmen feuchten Lappen war es diesmal ihre bloße Hand samt ihrer spitzen Fingernägel. Sandra legte es geradezu auf einen Orgasmus an, sie griff hart zu und schlug zwischendurch mit, der Gefühl nach, einem schmalen Holz-Paddle zu. Carolin spritze heftig ab und war schon im siebten Himmel, als nach einer kurzen gönnerhaften Pause, Andrea ein weiteres Mal kräftig Hand anlegte und das Spiel von vorne begann.
„Schön, schön, … sehr schön.“
Zwanzig Minuten später war Carolin wieder fest verschlossen und mit der Decke zugedeckt. Sandra ließ sie einfach ihren Wogen ausgeliefert und hatte sich inzwischen im Esszimmer an den Laptop gesetzt, sie wollte auf keinen Fall die falschen Pumps bestellen. Die ersten Treffer waren zwar super sexy aber untragbar und so suchte sie ein wenig weiter und war dann sehr zufrieden mit der Auswahl, dem Preis und dem garantierten Liefertermin am übernächsten Tag. Zwei Clicks später war die Sache geritzt. Dank dieses schnellen Liefertermins hatte Carolin dann ganze acht Tage Zeit, diese Monster-Heels einzutragen, na ja, nicht im Sinne von bequem darin laufen zu können, sondern überhaupt einen Schritt vor den anderen zu setzen.
„Müssen die sein?“
„Ja.“
„Kann ich nicht meine Lackpumps tragen, die haben die gleiche Farbe und würden auch prima passen.“
„Nein, Du trägst die hier, keine Diskussion. Punkt. Und jetzt üb‘ weiter fleißig.“
Carolin wusste nicht, warum Sandra so beharrlich an diesen Pumps festhielt, gut, sie waren neu, sie hatte sie extra gekauft, aber sie waren so verdammt hoch und er musste sich bewusst auf jeden Schritt konzentrieren, also völlig ungeeignet für eine Party, auf der er eigentlich entspannt sein sollte. Was wiederum auch nicht stimmte, denn auf der Party würde es alles andere als entspannt werden. Er mochte sich gar nicht ausmalen, welchen Blicken er ausgesetzt sein würde, ja, es würde auch andere in seiner Lage geben, aber was interessierten ihn die Qualen anderer. Allein der Gedanke an diese Party ließ seinen Käfig wieder um Zehnerpotenzen kleiner werden, so klein, dass es schon wehtat.
„Übst Du noch? Sollen wir heute Abend einen Spaziergang um den Block machen?“
„NEIN!“
Carolin nahm dies als Wink mit dem Zaunpfahl und wurde ein wenig aktiver im Haus. Mit dem Staubwedel in der Hand ging sie von Zimmer zu Zimmer und erledigte auch noch die liegen gebliebenen Hauswirtschaftsarbeiten, treppauf und treppab. Na ja, es war alles etwas langsamer aber sie machte es Schritt für Schritt immer sicherer. Sandra nahm es mit Genugtuung zur Kenntnis, schoss zwischendurch heimlich ein Photo und schickte es an die WhatsApp-Gruppe des Stammtischs. Neben Herzen und Daumen nach oben reagierten zwei Damen auch selbst mit Photos ihrer Sissies, die Sandra ein Lächeln ins Gesicht zauberten, hach, diese armen zarten Geschöpfe, es würde eine zauberhafte Party werden. Sie zählte innerlich die Stunden.
Kurz nach neunzehn Uhr am Freitag war es dann endlich soweit, die „The Perfect Ten Party“ hatte begonnen und Carolin stand da nun in ihren schwarzen Samt-Pumps mit Rüschen und 14 cm hohen Absätzen im Flur von Frau Andrea Kempfert, die sie mit „Lady Andrea“ anreden sollte. Immerhin trugen die weiteren Herrinnen an diesem Abend ebenfalls High Heels, so dass sich die Party insgesamt auf einem hohen Niveau befand – sinngemäß. Carolin fühlte sich von Minute zu Minute weniger unwohl, denn ihre Leidensgenossinnen waren genauso wie sie. Fast alle waren weiter als sie, waren schon mal draußen gewesen, richtig draußen, im Hellen, zwei sogar in Geschäften. Das wiederum hatte sich eher negativ auf Carolins Magen ausgewirkt, aber es war wohl unausweichlich. Um halb zwei war die Party dann vorbei, nicht schleichend, wie sie es von anderen Partys her kannte, sondern mit Ankündigung. Lady Andrea machte vorher noch Gruppenbilder von allen Sissys, auf einem trugen die Sissys jeweils ein Blatt Papier mit einer Nummer, Carolins Nummer war die 14, die Zweitkleinste.
Um viertel vor drei lagen Carolin und Sandra dann endlich wieder in ihrem Bett, Sandra glücklich, dass es eine harmonische Party gewesen war und sich „ihre“ Sissy so überdurchschnittlich geschlagen hatte, Carolin, dass sie endlich vorbei war und sie in der Masse hatte untertauchen und mitschwimmen können. Alle waren sehr nett gewesen und insbesondere die Herrinnen oder Ladies, wie sie sich teilweise von ihren Sissys hatten anreden lassen, hatten ihr das Gefühl gegeben, sie selbst zu sein, wirklich Carolin zu sein. Auf die nächste Party würde sie sich sogar beinahe freuen.
Mittwochs war dann ein großes, verstärktes Kuvert in der Post gewesen, wieder an Sandra adressiert. Sie öffnete es und lächelte, es war ein großes Hochglanz-Photo, nachbearbeitet und mit dem Titel „The Perfect Ten“ beschriftet.
„Hier schau‘ mal, ein Photo von euch. Du kannst er gleich rahmen.“
Carolin besah es sich, es war das Photo, wo sie alle ihre Schilder hochgehalten hatten, sie die 14, Melanie die 12, Jessy die 15, Jaqueline die 16 und Monika hatte an dem Abend die höchsten Absätze getragen, ganze 18 cm. Unter ihnen allen war nun in einem, mit Photoshop eingefügten, goldenen Rahmen der Namen der Party „The Perfect Ten“ zu lesen. Sie kräuselte die Stirn.
„Was hat es eigentlich mit dem Namen The Perfect Ten auf sich, hätte es nicht The Perfect Fourteen heißen müssen, weil es eigentlich sieben Paare waren, die hätten kommen müssen?“
„Nein.“
„The Perfect Seven?“
„Nein.“
„Oder The Perfect Eighteen, weil Melanie …“
„… Monika …“
„… weil Monika die höchsten Absätze getragen hat?“
„Woher hätte das Lady Andrea bei Ihrer Einladung wissen sollen?“
„Stimmt auch wieder …“
Sandra machte nun ein mitleidiges Gesicht, eine bewusste Pause und setzte dann zur Antwort an.
„Weißt Du, The Perfect Ten ist bewusst englisch gewählt, Die Perfekte Zehn ist nicht die richtige Übersetzung, völlig falsch.“
„Wieso?“
„Es geht nicht um Punkte, es geht um eine Längenangabe, in englischen Maßen. 10 Inches, the perfect 10.“
„Und? Was bedeuten 10 Inches?“
„10 Inches bedeuten 25,4 Zentimeter.“
„Ich weiß.“
„Deine Absätze waren 14 Zentimeter hoch.“
„Ja?!“
„Fehlen?“
„Elf komma vier Zentimeter?!“
„Genau!“
„Und?“
„Elf komma vier Zentimeter ist die Länge von Deinem Sissy-Schwänzchen!“
Das saß.
„Die Länge Deines Sissy-Schwänzchen plus die Länge Deiner Absätze ergeben … tada … wie bei allen anderen Sissys an diesem Abend … tada … genau 25,4 Zentimeter – zehn Inches – The Perfect Ten.“
Carolin lief kirschrot an, spätestens jetzt wusste jede von der Party und jeder der dieses Photo jemals zu Gesicht bekäme die Länge ihres … , sie drehte sich auf der Stelle um, lief mit ihren Pumps so schnell sie konnte in die Küche und … na ja … ließ ihren Magensäften freien Lauf. Sandra stand wenige Augenblicke später hinter ihr und legte ihr die Hand auf den Rücken.
„Ach Carolin, Du gewöhnst Dich dran, jetzt Freitag ist die nächste Party, Birgit hat diesmal eingeladen, formlos per WhatsApp. Das Motto dieser Party ist diesmal ‚Acht Kostbarkeiten‘. Besser, nicht?“
Carolin nickte stumm, acht war auf alle Fälle besser als zehn.
„Und weißt Du was, Du kannst diesmal Deine schwarzen Schnürschuhe anziehen.“
„Okay.“
„Und zwar jetzt. Zieh Dir Deine lange Hose an, wir gehen noch vor die Tür. Jeder Schritt zählt, nicht wahr?“
Carolin nickte automatisch, sie wusste inzwischen was noch alles folgen würde.
„Ja.“
Eine Stunde später stand sie mit Sandra in einem Modeladen des Einkaufszentrums, ihre Schuhe mit den fünf Zentimeter Absätzen unter überlangen Hosenbeinen kaschiert, und suchte mit ihr zusammen ihr Outfit für die Party aus. Etwas Florales. Aber das ist eine Story für sich.
Ende
MfG
Matt
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KG-Träger
Seelze
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:22.10.19 11:17 IP: gespeichert
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Das Kind lag wie immer in meinen Armen.
Es sog an meinem rechten Nippel.
Die Milch aus meiner Brust machte es zufrieden.
Acht Wochen war die Kleine jetzt alt.
Ein properes Kind.
Wohlgenährt.
Zufrieden.
Es war ein Glücksgefühl es zu stillen.
Meine Brüste waren voll und dick.
Sie gefielen mir.
Die Geburt war normal verlaufen.
Erst hatte ich an einen Kaiserschnitt gedacht.
Doch dann wollte ich das Mutter werden vollständig erleben.
Es war ganz schnell gegangen.
Die Hilfe der Hebamme war sehr gut gewesen.
Schmerzen hatte ich gehabt.
Starke Schmerzen.
Wie wohl jede Frau bei einer Geburt.
Wilhelm war bei mir gewesen.
Hatte meine Hand gehalten.
Mich getröstet.
Ich hatte geschimpft.
Ihn beschimpft.
Er hatte gelächelt.
Er wusste ja das ich es so gewollt hatte.
War vielleicht ein wenig seine Rache.
Ihm war während der Schwangerschaft so manches klar geworden.
Er war unbefriedigt gewesen.
Seitdem wir wussten das ich schwanger bin.
Ich hatte mich ihm verwährt.
Wollte seinen Schwanz nicht mehr.
Sein Schwänzchen.
Hatte irgendwie keine Lust mehr auf ihn.
Hatte eigentlich nie grosse Lust aufs „fi**en“.
Kuscheln mochte ich gerne.
Kuscheln mag ich gerne.
Auch mit dem Kind.
Das Kind war ein Glücksgefühl.
Vielleicht lag es auch am Schwanz von Wilhelm.
Er störte mich.
Wenn er steif wurde war er im Weg.
Ich liebte seine Hände.
Ich liebe seine Zuneigung.
Ich liebe seine Wärme.
Ich fand es toll ihn zu küssen.
Der Penis aber war überflüssig.
Zum Schwängern war er gut.
Klein aber eben erfolgreich.
Ich hatte es Wilhelm gesagt.
Er zeigte Verständnis.
Er meinte wohl es läge an der Schwangerschaft.
Habe ihn dann auch mal beim Wixen erwischt.
War ihm sehr peinlich
Ich habe ihn gefragt, ob er krank sei.
Sein Pimmel wurde ganz schnell klein.
Und er rot im Gesicht.
Ich hab ihn angelächelt.
Hab seinen Pimmel in die Hand genommen.
In seine Augen geschaut und ihn gewixt.
Er ist ganz schnell gekommen.
In das Waschbecken.
„Beim nächsten Mal fragst du mich!“
Er hat genickt.
Hat sich wohl geschämt.
Er hat mich nie gefragt.
Einmal auf einer Party hat er geflirtet.
Ich fand es unverschämt.
Eine junge schwarzhaarige schlanke Schönheit.
Hemmungslos hat er sich auf sie gestürzt.
Mit ihr getanzt.
Sie angefasst.
Seine schwangere Frau muss zu sehen.
Zusehen wie er eine „Schlampe“ anbaggert.
Abends im Bett hab ich ihn zur Rede gestellt.
Ob er schon mal fremd gegangen sei.
Er hat gesagt das er das nicht tuen würde.
Seinen Pimmel habe ich gespürt.
Der war steif.
Ich habe ihn in die Hand genommen.
Ihn kräftig gedrückt.
„Sie hat dir gefallen!“
„Nein!“
„Und der Ständer zwischen deinen Beinen?“
Er kam dabei plötzlich auf meine Hand.
„Wir müssen das klar stellen Wilhelm!“
Ich habe ihm tags darauf einen Keuschheitsgürtel gekauft.
Ich hatte ihn im Internet gefunden.
Nach 14 Tagen war der da.
Erst hat Wilhelm sich geweigert.
Jetzt trägt er ihn schon lange.
Ich bin beruhigt.
Wilhelm ist ruhiger geworden.
Wir haben viel gekuschelt.
Er war sehr zärtlich.
Ist er immer noch.
Er ist auch ganz stolz auf unser Kind.
Ich hab meine Regel wieder bekommen.
Bald habe ich meinen Eisprung.
Ich glaub dann schliess ich ihn wieder auf.
Nur für die Zeugung.
Mir reicht es.
Er fügt sich.
Wir sind glücklich.
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MattBeam |
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:22.10.19 15:43 IP: gespeichert
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Zitat | Das Kind lag wie immer in meinen Armen.
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Sehr schön. Kurz, knapp, knackig und plausibel. Hat mir gut gefallen.
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:14.11.19 13:11 IP: gespeichert
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Ich kann mich nicht mehr an meine erste Erektion erinnern. Muss wahrscheinlich nicht so wichtig gewesen sein! Ich weiß aber das ich als junger Mann oder besser gesagt Jugendlicher jeden Abend meinen Schwanz gewixt habe! Es war einfach geil wenn nach einer gewissen Zeit der Masturbation das weiße Sperma aus dem Loch in meinem Schwanz geschossen kam und mir diese geile Befriedigung gab. Die Fantasien die mich zum Rubbeln meines Penis brachten war mannigfaltig und natürlich ging es immer darum eine Frau zu beschlafen, zu fi**en oder sie gar gegen ihre Willen meinen Schwanz in ihre M*se zu stoßen. Dieses Gefühl den steifen Penis in der Hand zu halten und ihn so zu manipulieren bis er endlich den weißen Saft ausstieß war sowas von toll und erregend das ich es lange heraus gezögert habe, um auch zu beweisen eine Frau lange und ausgiebig zu fi**en um ihr einen Orgasmus zu bescheren, denn so hatte es doch in der eingängigen Fachliteratur gestanden! So habe ich bestimmt sehr lange jeden Abend meinem Pimmel gerubbelt bis der Orgasmus aus ihm heraus kam. An manchen Tagen habe ich es sogar bis zu drei Mal geschafft!
Irgendwann hatte ich dann Glück bei der Weiblichkeit und eine Frau oder war es doch noch ein Mädchen zeigte Interesse an meiner Person! Es klappte, gleich beim ersten Mal hab ich ihr meine Finger in die Fut gesteckt, klitschnass war es da! Sie hatte ihre Hand an meinem Schwanz und hat ihn auch in ihren Mund gesteckt. Das war mir unheimlich und die darauf folgende Aufforderung sie zu fi**en habe ich abgelehnt, denn ich hatte kein Kondom und Angst vor ungewollter Schwangerschaft! Soweit ich mich erinnere bin ich in ihrem Mund gekommen, es kann aber auch gewollte Wunschphantasie sein. Es dauerte dann doch noch ein paar Tage, vielleicht auch Monate bis ich endlich eine Frau gefunden hatte, mit der ich fi**en wollte. Es war so geil meinen ziemlich steifen Schwanz in ihre nasse M*se zu stecken, das es nicht lange dauerte bis ich sie mit Sperma geflutet hatte. Sie hat gestöhnt und ich meinte sie hatte auch einen Orgasmus. Doch darüber jetzt nachgedacht, lässt mich doch eher meinen, das der vorgetäuscht war, wie viele andere danach auch.
Doch dieses Gefühl, wenn mein harter, steifer Schwanz in die Muschi einer Frau einfuhr war mit nichts zu vergleichen. Es war immer wie eine Eroberung. Immer waren es enge, manchmal weite kleine Höhlen in denen ich meine Härte und Steifheit verlor und die ich meistens mit meinem Sperma vollsaute. Es hat mich später nicht mehr so interessiert, ob die Partnerin auch einen Orgasmus hatte, mir ging es darum zu fi**en, zu stoßen und mein Sperma da zu lassen. Ich habe auch schon in Ärsche gefickt. Leider bin ich damit erst angefangen als die Härte in meinem Pimmel nachließ. Es war ein ähnlich schönes Gefühl, wie in der Scheide der Frau, nur nicht so schön feucht. Doch hätte es bestimmt noch mehr Spaß gemacht wenn ich brutaler und härter hätte einfahren können. Ging nicht mehr. Mein kleiner Schwanz wurde nicht hart genug.
Irgendwann wurde es dann weniger mit dem „Einfahren“ in die Fotzen. Ob ich die Lust verloren habe oder kein Interesse von der weiblichen Seite her bestand, kann ich nicht mal sagen. Ich hatte den Eindruck, das mein Geschlecht nicht nur nicht mehr steif genug wurde, sondern den Frauen auch zu klein und mickrig war. Habe dann zuerst unbewusst und später bewusst zur devoten Seite gewechselt. Es war ein ganz neues Feeling der Frau zu dienen und zu machen was sie wollte. Habe schon vor mancher Muschi gelegen und mir wurde das „fi**en“ untersagt und ich habe gehorcht. Seitdem trage ich hin und wieder einen Peniskäfig, damit ich gar nicht erst in Versuchung komme eine Frau zu belästigen.
Da sich kaum noch Frauen für mich interessierten bin ich dann mal auf einen Mann gestoßen der mir so absolut geil meinen Schwanz geleckt hat und sogar mein Sperma geschluckt hat. War eine völlig neue Erfahrung, die mir da zu teil wurde. Es hat sich im Laufe dieser Beziehung allerdings so verändert, das ich dann mal meinen Peniskäfig angelegt habe und ihm den Pimmel geblasen habe, was er o gut fand, das er mich nicht wieder raus gelassen hat und mir sogar seinen Penis in den Arsch gesteckt hat und mich voll gesaut hat.
Ich finde es geil.
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Stamm-Gast
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:14.11.19 18:01 IP: gespeichert
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so geht es einem wenn er älter wird. und verschlossen ist auch nicht schlecht
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MattBeam |
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:28.11.19 17:32 IP: gespeichert
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Annalena
Freitag
„Ja, sag der Kollegin sie soll Montag zu mir kommen, dann gehe ich mit ihr das Berechtigungskonzept der neuen Schnittstelle noch einmal durch, die Sternchen-Berechtigung kann sie sich auf jeden Fall abschminken. … Okay … aha … wer? … Die schon wieder … die würde auch ihre Ohren verlieren, wenn die nicht angewachsen wären … ja … ja … genau deshalb gibt es diese Policy … das ist mir egal … wenn sie ihr Passwort 20 mal ändert um ihr gewohntes Passwort wieder benutzen zu können, dann hat sie eindeutig zu viel Zeit … ja … nein … werden wir dann sehen … ja … ja … notfalls wird ihr User gesperrt … okay, ja, klärst Du das? Gut. Bis dann.“
„Idoten! Lauter Idioten!“ Annalena war angefressen, Frau Vogt, diese dumme Trulla, war in der ganzen Firma bekannt dafür, dass sie sich ihre Passwörter noch nicht einmal von vor bis nach dem Mittagessen merken konnte. Annalena waren, als IT-Leiterin und für die Datensicherheit Verantwortliche, solche Mitarbeiterinnen ein absoluter Dorn im Auge, aber sind konnte sie leider nicht feuern. Sie ging in die Küche und machte sich erst einmal eine Tasse Tee, das war eines der Privilegien, die man im Home-Office hatte. Heißer Tee, ein Blick aus dem Fenster und schon war der Ärger wieder verraucht. Vor der Tür stand ein Sixt-Transporter und drei junge Männer wuchteten Möbel heraus. Sie erinnerte sich, die Wohnung in der 2. Etage war kürzlich wieder frei geworden, Frau Menkowiak hatte es nicht mehr ins Altersheim geschafft. Einerseits Glück, dass sie nicht mehr umgetopft wurde andererseits hätte sie sicherlich noch ein paar Jährchen machen können. Vermutlich war einer von den Dreien oder waren es zwei von Ihnen die neuen Mieter. Nein es war eindeutig der brünette Langhaarige, er schien am meisten um die Möbel besorgt zu sein.
Annalena nahm einen weiteren Schluck, ihr kam etwas in den Sinn und so ging sie in ihr Büro zurück. Sie hatte sich richtig erinnert, das WLAN „EasyBox-836553“ war erat kürzlich hinzugekommen, sie schaute es sich nun genauer an. Es bot „WPA“-Verschlüsselung an, Amateure. Fast schon routinemäßig startete sie ihre Sicherheitstoolbox vom Firmenlaptop und penetrierte dieses WLAN-Netz. Sie stellte sich innerlich darauf ein, ihren Tee in Ruhe austrinken zu können, jedenfalls war das inzwischen in ihrer Firma so. Dort hatten, bis auf die Trulla, inzwischen alle das kleine Einmaleins der Datensicherheit begriffen. Nicht so der Benutzer von „EasyBox-836553“, ihr Programm blinkte frohlockend und gab ihr den Netzwerkschlüssel preis „SuperS1cheresGehe1mesKennw0rt“, Annalena war kurz davor, den Glauben an die Menschheit zu verlieren. Da waren die Menschen so schlau und brachten ihre Rechner, Telefone und Kaffeemaschinen als erstes in die Wohnung und dann stellten sie sich bei der Schlüsselvergabe so dämlich an.
Sie wollte sich schon fast wieder mit ihren eigenen schwarzen Schäfchen befassen, aber wo sie ihre Toolbox schon mal offen hatte. Der Router hatte keine weiteren Hürden für sie parat, der Laptop von dem neuen Mieter war sogar online. Die Aktualität des Betriebssystems war nicht gegeben, die Firewall war Shareware und ohne automatische Updates, kurzum, er hätte die Daten auch gleich bei facebook posten können. Das Telefon klingelte, sie klickte noch wie automatisch auf „Duplizieren“ und nahm den Anruf dann entgegen. „Wolfbock. … Mmmmh … Ja … Ja … Gut. Sehr gut. Email? … Vielen Dank, Herr Strehlink, Ihnen auch. Tschüss.“ Endlich mal gute Nachrichten, es gab doch nicht nur Idioten auf der Welt. Sie schaute gleich in ihre Emails, auf Herrn Strehlink war Verlass, seines war eines der wenigen Projekte die rund liefen. Herr Hallhuber hatte ebenfalls positives Feedback zu dem Projekt, dem Release stand nichts mehr im Wege. Die anderen Emails waren zumeist belanglos oder hatten Zeit bis Montag, sie war schon fast durch, als ein Erfolgs-Pop Up aufploppte und sie darüber informierte, ein komplettes Backup erstellt zu haben. Annalena hatte es fast schon verdrängt, nun gut, dann sollte es so sein, jetzt hatte sie also ein komplettes Backup des Rechners ihres neuen Nachbarn. Juristisch nicht ganz korrekt, aber sie startete sogleich ihr kleines Batch-Programm, das die Daten nun von ihrem Firmenlaptop spurlos auf ihren eigenen Rechner verschob. Keine Registry-Einträge, keine Logs und alle Bereiche wurden automatisch mehrfach mit Datenmüll überschrieben. Diese Hacker waren schon pfiffig, Annalena hätte gerne einen von diesen vermutlich russischen Programmierern in ihrem Team gehabt, aber das Monatsgehalt, das sie hätte bieten können, verdienten die Jungs in der halben Woche.
Sie öffnete den Ordner, machte einen Link auf ihrem Desktop und schaute auf die Uhr. Drei Stunden, zwei Tassen Tee und noch eine paar ernste Gedanken zu dem Problem von Herrn Schulz später, klappte sie ihren Laptop zu. Er war so eingestellt, dass er in diesem Falle automatisch nach 3 Minuten herunterfuhr. Sicher ist sicher. Ein Blick in den Kühlschrank machte es notwendig, dass sie noch einmal zum Einkaufen aufbrach, erst danach konnte sie sich auf das Wochenende freuen. Das Abendessen war ausgiebig mit einem guten Glas Rotwein nach all dem ganzen Tee, den sie sich über den Home-Office-Tag eingeschüttet hatte. Das Fernsehprogramm war laut Programmzeitschrift unspektakulär öde und so schnappe sie sich ihr Touchpad und öffnete das Verzeichnis, das sie nachmittags angelegt hatte. Ein erster Eindruck war, dass sie so ziemlich alles kopiert hatte, was so ein Aldi Standard-Laptop auf seiner Festplatte haben konnte, es gab nur zwei Partitionen, die erste war ziemlich unspektakulär. Ein User, ein Menge privater Dateien, Texte, Bilder, Videos in genau den Ordnern, die das Betriebssystem standardmäßig dafür vorgesehen hat. Die Namen der Dokumente waren sehr aufschlussreich, Bewerbungsunterlagen, ein paar private Schreiben, Kündigungen von Versicherungen und einem Fitness-Club-Vertrag. Kaum Excel-Dateien, dafür aber ein Photo-Ordner mit zahllosen Unterordnern von datierten Handy-Foto-Uploads. Annalena schaute stichprobenartig durch, das meiste waren Partyphotos oder dergleichen, Hendrik Kammler, so war sein Name, war kein Einsiedler. Die zweite Partition war individueller, Hendrik hatte die Ordnerstruktur selbst gewählt, es gab natürlich einen „Games“-Ordner, der mehr oder minder aktuelle Mainstream-Spiele enthielt sowie einen „Steam“-Unterordner. Ein weiterer Ordner enthielt sämtliche Versionen seiner Bachelor-Arbeit, Annalena kräuselte die Stirn, denn hier hatte Hendrik noch alle üblichen Sicherheitsratschläge bei solchen Projekten befolgt. Es gab ein knappes Dutzend weiterer Ordner mit thematisch halbwegs sortiertem Inhalt, interessant wurde es bei „Privat“. „Privat“ war immer ein Zeichen für den interessantesten Inhalt. In der Firma gab es die Policy, dass Mitarbeiter eigentlich - und es gab einen ziemlich eindeutigen Hinweis, dass es eigentlich gar nicht erwünscht war – überhaupt keine privaten Dateien auf Firmenverzeichnissen speichern sollten. Aber im wirklichen Leben war das natürlich nicht realisierbar und sei es einfach nur der mit Word erstellte Aushang, wann und wo es anlässlich eines Geburtstags oder Jubiläums Kaffee und Kuchen gab. Solche Dokumente wurden zumeist auch dann nicht gelöscht, wenn sie ihrerseits schon einen runden Jahrestag hätte feiern können. Im Mail-Client war ein solcher „Privat“-Ordner Vorschrift. Im Falle eines kurzfristigen Ausscheidens war Annalena – und bei kurzfristigen Ausscheiden eigentlich immer – die Einzige, die auf Nachfrage diese Ordner durchforsten durfte, um ggf. rechtlich wichtige Mails zu sichten oder den ganzen Ordner zur physischen Löschung freizugeben. Sie nahm einen Schluck Rotwein aus dem Glas, das sie sich zum Abendessen eingegossen hatte.
Hendrik hatte hier einige Unterordner, die auf Dating-Seiten referenzierten und weitere Unterordner mit Handy-Foto-Uploads, aber die waren sehr privat. Hätte sie weiter oben angefangen, einen Ordner wahllos zu öffnen, hätte sie es einfacher gehabt. Aber sie hatte einen erwischt, bei dem sie zuerst dachte, Hendriks Zwillingsschwester zu sehen – auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick war ihr klar, dass diese nicht Hendriks Zwillingsschwester sein konnte. Annalenas Körper sandte ihr eine wohlige Wärmewelle von den Schenkeln bis zum Hals und sie fand es eine gute Idee, das Glas Wein besser abzustellen. Das nächste Bild war wieder nicht Hendriks Zwillingsschwester, es unterschied sich vom ersten Bild nur durch die Pose vor dem Spiegel. Im dritten Bild war die Pose wie im ersten Bild, lediglich die Pumps hatten sich geändert. Annalena spürte nun eine gewisse Hitze, Hendriks Unterverzeichnis entpuppte sich als Daten-Mega-GAU einer süßen, kleinen, brünetten, langhaarigen Sissy. Die stand auf Make-Up, feminine Kleider und Pumps – ein Geschenk des Himmels. Annalena schloss die Augen, hielt ihr Tablet nur noch einhändig und ließ ihrer linken Hand und ihren Gedanken freien Lauf. Hendrik würde ihr privates Prio 1 Projekt werden, noch ohne Namen, aber alles andere hatte sich ab sofort diesem unterzuordnen. Wie weit war er schon? War er schon trainiert? Nein, bestimmt nicht. War er bzw. sie gelehrig? Bestimmt, sie machte einen intelligenten Eindruck? Würde sie sie teilen müssen? Hoffentlich nicht, aber da hatte sie Mittel und Wege. Wann sollte sie anfangen? Sie könnte sich ihre Puschen anziehen und gleich nach unten gehen. Nein, natürlich nicht. Doch, es war immer noch ihr erstes Glas Rotwein. Nein, völliger Blödsinn. Aber wenn sie jetzt, selbst wenn sie untrainiert wäre, einfach nur ihre Zunge in Annalenas Spalte stecken könnte, dann … . Humbug, später, später. Morgen? Nein, nicht morgen. Annalena spielte dieses gedankliche Pingpong-Spiel noch einige Minuten bevor sich ihre zerebrale Gewebestruktur kopfüber in einen virtuellen Pool aus Endorphinen badete und ihr urzeitlicher Primärkern ihre Hardware nach einer Überlastphase zu einem Spontanabsturz samt sehr, sehr langsamen Reboot führte. Annalena war keine der Frauen, die mit wüstenähnlichen Bedingungen zu kämpfen hatten, außerdem war ihr kuscheliger Hausmantel überaus saugfähig, so dass er die aus ihrem Slip ausgetretenen Reaktionsflüssigkeiten problemlos von ihrem hellen Sofa fernhalten konnte. Annalena blieb daher noch ein wenig liegen, genoss die Wogen, die durch ihren Körper hin- und her waberten und kleidete ihr Prio 1 Projekt in Gedanken in Kleider, die eben dieses Prio 1 Projekt in aller Öffentlichkeit würde tragen können. Dabei kamen ihr einige Orte und frivole Handlungen in den Sinn, die einen sofortigen Ortswechsel erzwangen. Ihres Sofa-Retters entledigt sparte sich Annalena aller weiteren Auskleide-Anstrengungen und kombinierte, so wie sie angezogen war, einfach die zweite Überlastphase mit einer heißen Dusche. Zwanzig Minuten später und leer wie eine frisch formatierte Festplatte, zog sie die nassen Sachen aus, rieb sich trocken, föhnte sie sich ihre Haare und holte sich einen ihrer Bademäntel, die sie aus ihren Urlaubshotels sammelte – natürlich offiziell bezahlt, mit Quittung. Ach, das Projekt, noch ohne Namen, würde phantastisch werden.
Sonntag
So war es auch, ganz von selbst. Am späten Sonntagmorgen klingelte es an ihrer Wohnungstür und ein brünetter, langhaariger, junger Mann mit einer Hand voll kleiner Mini-Pralinenschachtelen stand vor ihrer Tür und lächelte freundlich. „Guten Tag, meine Name ist Hendrik Kammler, ich bin der neue Nachbar aus der 2. Etage. Ich freue mich Sie kennenzulernen und auf eine gute Nachbarschaft. Hier das ist für Sie, als kleine Entschuldigung für die nächsten Tage. Es könnte zwischendurch ein wenig laut werden, wenn die Handwerker Löcher für die Küche und so bohren.“ Ach, das hatte er schön aufgesagt, bestimmt hatte er es die ganzen letzten Tage über geübt. „Guten Tag und Dankeschön. Das ist aber nett. Dankeschön. Möchten Sie auf eine Tasse Kaffee hereinkommen?“ In Gedanken hatte Annalena noch ihre feuchten Lippen ergänzt, die es nicht erwarten konnten, bis zur Ekstase geleckt zu werden. „Vielen Dank, aber ich muss noch zu allen anderen Mietern über Ihnen.“ „Ja, natürlich. Falls Sie etwas brauchen, was beim Umzug verschütt‘ gegangen ist, sagen Sie einfach Bescheid, ich bin sicher, dass ich Ihnen kurzfristig aushelfen kann.“ „Oh, vielen Dank.“ Hendrik machte einen Schritt zurück und Anstalten, zur Treppe zu gehen, Annalena lächelte ihn noch einmal freundlich an und schloss dann ihre Tür.
Wow, in natura war sie sogar noch süßer als auf den Bildern, die Annalena bereits verschlungen hatte. Nun gut, sie würde es schnell und geschickt anstellen müssen, Hendrik schien einer von der flinken Sorte zu sein, die die sich überall schnell herauswinden konnten. Und überhaupt, Hendrik, Hendrik, Henrietta, Henriette, HenRieke, Rieke. Rieke, Rieke war gut, Rieke passte, Rieke gefiel ihr. Kurz, prägnant, gut zu rufen und für Rieke fast vertraut. Sie würde sie ab sofort Rieke nennen, ihr Projekt hatte einen guten Namen, immer ein gutes Omen. Jetzt müsste sich Rieke nur noch daran gewöhnen, was in einer vertrauten Umgebung natürlich einfacher wäre. Viel einfacher. Diesen Gedanken fand Annalena so zielführend, dass sie sogleich ihren Drucker neu bestückte und ihn anstellte. Das Ausdrucken der 20 schönsten Bilder von Rieke in ihren weiblichen Outfits ging von allein, so dass sie sich ihrem Hauswirtschaftsraum widmen konnte.
Ihr Hauswirtschaftsraum war ein eher tristes Zimmer, wie der Name schon vermuten ließ. Hier standen ihr Trockner, zwei Wäscheständer, das Bügelbrett, der Staubsauger, ein Regal mit Gedöns, ein Regal mit Kisten voller Gedöns und ein Regal mit Waschmitteln und Gedöns - kurzum ein ganzer Raum voller Gedöns. Nicht einmal die Deckenlampe hatte es über das Einzugsstadium geschafft, es war eine triste Glühbirne in einer Baustellenfassung. Annalena dachte an die Ausdrucke und verwarf diesen Gedanken gleich wieder, ein paar DIN A4 Papiere mit Reißzwecken an die Wand getackert machten aus dieser Tristesse kein erotisches Spielzimmer. Google. Nein Amazon, hier musste Amazon helfen. Auf dem Absatz drehend setzte sie sich an ihren PC und fing an zu stöbern. Sie ging kurz darauf in ihr künftiges Spielzimmer, nahm den Zollstock aus dem Regal und maß alles noch einmal aus. Wieder am PC ging es mit der Suche weiter. Annalena kam von Höcksken zu Stöcksken, ein Browser-Tab nach dem anderen wurde geöffnet, hin- und herswitchend wurden die gefundenen Artikel miteinander verglichen und kombiniert. Die Deckenlampe war dabei die Quelle, die Wurzel von allem gewesen. Eine Mischung aus Steampunk, Bordell und Puppenstube, allerdings in der falschen Farbschattierung. Die Vorhänge waren relativ einfach zu matchen, die Wandtapeten hingegen ein Akt des Wahnsinns, abgesehen vom Preis plus Zollgebühren. Weitere Zettel neben demjenigen mit den Maßen des Zimmers füllten sich, Notizen, was noch alles fehlte, Möbelstücke, die sie bereits gefunden hatte, Geschäfte, die sie lokal noch aufsuchen musste. Das Mittagessen fiel unbemerkt aus, ebenso der Kaffee und erst als sich ihr Magen unangenehm bemerkbar machte, sah Annalena, dass der Sonntag rum war, dafür war aber ihr Schlachtplan nun bis ins Detail ausgearbeitet.
Montag
Montag nach der Arbeit klapperte Annalena sofort den Wohntextilien-Markt und einen Baumarkt ab. Sehr zu ihrer Freude war die Wandtapete genau das, was sie sich optisch und preislich vorgestellt hatte. Im Baumarkt fand sie dann – es musste ihr Glückstag sein - dann auch noch eine Serie von Leuchten für die Wände, die genau der Stil war, den sie suchte. Die angedeuteten Flammkerzen waren zudem das Sahnehäubchen. Einziges Manko war, das Maschine für den Holzzuschnitt einen Defekt hatte und sie hier nichts mitnehmen konnte.
Zuhause angekommen schleppte sie erst einmal die aparten Lampen in ihren langen Flur. Ihre Wohnung war eine von den ganz wenigen, die von ihrem Vermieter noch nicht renoviert und gesplittet worden waren. Vermutlich weinte er sich jede Nacht darüber in den Schlaf, allein ihr nunmehr alter Hauswirtschaftsraum hätte ein prima Wohnzimmer in einem neuzugeschnittenen Miniappartement zum doppelten Preis abgegeben. Ein Steinbohrer unterbrach ihren Gedanken, es waren auch noch andere Leute fleißig. Fleißig müsste sie jetzt auch sein, immerhin hatte sie sich den ganzen Bürotag über geschont, um jetzt fit zu sein. Nachdem sie sich umgezogen hatte, schleppte sie alles Übrige aus ihrem Feldzug durch die Geschäfte in ihre Wohnung. Ganz zum Schluss die besonders schweren Pakete mit dem neuen Parkettboden, sehr dünn aber dafür auch sehr günstig. Froh endlich die Wohnungstür ein letztes Mal hinter sich geschlossen zu haben, ließ sie die Sachen Sachen sein und checkte ihre Online-Auktionen.
Auch hier gab es nur Erfreuliches zu lesen. Drei vielseitig talentierte Handwerker hatten sich um ihren Auftrag gerissen und so war der Preis, den sie letztendlich nur zahlen musste so niedrig, dass Annalena sich um weitere Dekodetails Gedanken machen konnte. Einen Tag hatte sie noch Zeit, sie wollte ihn bestmöglich nutzen. So fing sie an, ihren Hauswirtschaftsraum bis auf den Trockner und die Regale komplett auszuräumen und die Sachen nach Möglichkeit direkt sinnvoll an einen neuen Platz zu räumen. Gegen 21:00 Uhr war sie endlich fertig und zufrieden. Der Raum war fast leer und einmal komplett feucht durchgewischt, selbst unter dem Trockner.
Dienstag
Dienstags konnte Annalena dann zwei weitere Gleitzeitstunden von ihrem Konto abschmelzen und in dieser Zeit in einem großen schwedischen Möbelhaus eine ganze Wagenladung voll Deko erstehen, die ihrem neuen Raum das gewisse Flair vermittelt sollte. Dies stapelte sie dann anschließend alles in ihren Schlafzimmer, es mussten Opfer gebracht werden.
Mittwoch
So auch am Mittwoch, ihrem Hauptkampftag. Sie hatte ihren Homeoffice-Tag vorverlegt und gedanklich weitere acht Stunden von ihrem Gleitzeitkonto abgebucht, aber so weit kam es dann doch nicht. Der Handwerker war pünktlich, machte einen kompetenten Eindruck, fragte die richtigen Fragen und als er dann keine mehr hatte, legte er in einem Tempo los, das Annalena das Beste hoffen ließ. Aufgrund des zu erwartenden Staubs fing er mit dem neuen Klick-Laminat an, das kontinuierliche Kreissägearbeiten erforderte, die auch in der entferntesten Wohnungsecke trotz geschlossener Tür zu vernehmen waren. So gut, das Annalena es auffiel, als der Rhythmus längere Zeit unterbrochen war. Sehr zu ihrer Freude war der Grund dafür jedoch keine Frühstückspause sondern Fußleisten. Ihr Experte war tatsächlich schon bei den Fußleisten angekommen. Er hatte sie nicht endgültig montiert, aber ihr Zuschnitt war soweit und sie hätten jederzeit nach den Tapeten angebracht werden können. Einen Tee lehnte er mit Verweis auf seine 2,5l Thermoskanne Kaffee dankend ab und begann mit dem Zusammenfegen der Späne. Annalena ihrerseits gönnte sich einen frischen Tee und bei ihrem nächsten Blick in das Zimmer, war der niegelnagelneue Boden bereits durch Folie abgedeckt und ein Tapeziertisch stand zum Aufbau bereit an der Wand. In Gedanken war sich bereits bei 5 Sternen, 6 konnte sie leider schlecht geben, aber 5 von 5 Sternen waren mehr als angemessen, alles andere würde sie im Kommentarfeld erledigen.
Nun wurde es noch einmal laut und staubig, vier Schwerlastdübel samt Ösen für zwei Kinderschaukeln versenkte der fähige Fachmann feinsäuberlich und forsch in die Decke. Dann war er bereit für das vorletzte Kapitel, das am längsten dauern sollte. Es dauerte, das hatte er ihr vorher aber bereits erläutert und sie hatte es sich eh schon gedacht, dann deutlich länger als bei weißen Raufasertapeten, die gemusterten Stofftapeten an die Wände zu bekommen. Gegen halb fünf bot sie ihrem Heinzelmännchen dann einen frischen Kaffee samt Kuchenstücken vom Bäcker an und da konnte er dann schließlich nicht mehr nein sagen. Sie sparte auch nicht mit Lob und nach zwanzig Minuten Pause waren dann kurze Zeit später die Fußleisten dran und er konnte sich den Kabeln aus Decke und Wänden widmen. Dank der Dicke und der Struktur der Stofftapeten hatte er sie überzeugen können, das für die Wandleuchten keine Schlitze notwendig waren und er die dünnen Kabel optisch und preislich unschädlich so verlegen konnte, dass sie an den Stellen zum Vorschein kommen würden, die sie beide festgelegt hatten. Eine halbe Stunde später erstrahlte der nun fertige Raum endlich in seinem neuen, flackernden, matten Glanz. Glanzvolle Dankbarkeit strahlte auch aus den Augen des Handwerkers beim Abschied, als er nicht nur den verabredeten Lohn, sondern auch noch ein stattliches Trinkgeld und eine höchst löbliche Bewertung mit auf den Heimweg bekam.
Annalena war glücklich. Sie ging in ihre neues Reich und blickte sich um. Selbst die Gardinenstangen hingen an den beiden Fenstern, ein guter Grund direkt mit den Fenstern und den Gardinen zu beginnen. Die Fenster bekamen eine gründliche Wäsche und eine milchige Folie verpasst, so blieb der Spaß im Zimmer auch wirklich im Zimmer. Zudem wurde die Atmosphäre noch düsterer. Faltrollos in Dunkelrot/Schwarz, sowie kleine schwarze Klettstoffbänder nahmen den Fenstern den letzten Hauch von sterilem Weiß, das hier so gar nichts mehr verloren hatte. Dicke Stoffvorhänge an den mehr als stabilen Stangen sorgten dann endgültig dafür, dass keiner mehr auf die Idee kam, die Fenster als solche nutzen zu wollen. In diesem Sinne und selbst ist die Frau, blickte Annalena kurz auf die Uhr und begann dann noch, die Einfassung für den Wäschetrockner zu basteln. Das Holz aus dem Baumarkt, jede Menge Stoff und eine elektrische Nagelpistole ließen ein Podest entstehen, dass überaus viktorianisch aussah und den Wäschetrockner vollkommen verschwinden ließ. Für den Tag hatte sie genug, ein Glas Rotwein sollte der Lohn sein. Dieser schmeckte dann auch gleich viel wunderbarer, als sie die Lieferbestätigung des Herstellers für Sporthallenausstattungen las, der Termin am Samstag war bestätigt worden.
Donnerstag
Donnerstag klotzte Annalena dann in der Firma ran, Gottseidank gab es nichts Spezielles, so dass sie den Alltagskram schnell und gut wegerledigen konnte, eines ihrer Lieblingswörter.
Freitag
Freitagmorgen rappelte es dann auf ihrem fast ununterbrochen. Die Amazon-Päckchen waren da und in ihrer Vorahnung hatte sie sie gleich auf drei verschiedene Packstationen verteilt. Diese Packstationen waren ein einfacher Graus, zumal, wenn sie mehrere Sendungen erhalten sollte. Egal, sie waren da und nur das zählte. Büro, Baumarkt, Packstation, Zuhause. Ihr Auto hatte in ihren Phantasien schon tiefe Rillen auf dieser Strecke in den Asphalt gefräst und sie hätte das Steuer eigentlich loslassen können, aber es waren schließlich nur Gedanken … nur Gedanken. Der Baumarktberater mit dem übergroßen Bolzenschneider hatte ihr die Geschichte mit den Hollywoodschaukeln nicht so recht abgenommen, aber das war Annalena egal gewesen, sie brauchte die Ketten in genau den Längen, und zwar alle. Alle? Ihr kamen auf der Treppe Zweifel, wollte sie tatsächlich ein Kreuzfahrschiff am Kai vertäuen, papperlapapp, einmal und nie wieder. Ihr fehlten nur noch zwei Amazon-Pakete und die Lieferung vom Samstag. „Oh guten Abend Frau Kempe. Kann ich Ihnen helfen?“ Ja natürlich konnte sie das, am einfachsten in dem Rieke ihre Zunge in ihre Spalte steckte und dann … „Hallo Hendrik, sag einfach Annalena zu mir, Frau Kempe macht mich so alt. Ja gerne!“ Ach wenn Rieke wüsste, was sie da gerade hochschleppte. „Sie … Du warst auch ganz schön am heimwerken!“ „Ja … ja … so ein Einzug erinnert einen daran, was man bei seinem eigenen Einzug hat alles liegenlassen.“ „Zurecht, ganz schön schwer! Ketten?“ „Ja, für einen Hängesessel.“ „Oh, wow, bestimmt super kuschelig und bequem wie ein Vogelnest, so richtig zum Relaxen, hätte ich auch gerne.“ Annalenas Blutdruck machte einen Sprung nach oben, vor ihrem inneren Auge nahm sie ein vogelähnliches Etwas, das eigentlich in einem Ball von Tütüs und Federboas steckte und eiförmig verschnürt halb aus einem Hängesessel hervorlugte, von hinten und brachte sich selbst zur maximalen Ektase. Eine Variante? Nein, selbst schwarz lackiert, würde das Ei nicht passen. Ein Ei im Wohnzimmer, in der linken Ecke, nein, am Fenster, ja, aber weiter zurück, ja, da hätte es Platz, da hätten sie Platz. Amazon? Nein, sie hatte aus dem Augenwinkel in der Gartenabteilung des Baumarkts eines gesehen. Handwerker? Handwerker! Aber erst übernächste Woche, frühestens. „Wenn alles fertig ist, kannst Du ihn Dir gerne ansehen und ausprobieren!“ „Oh, danke, gerne. Wenn es keine Umstände macht.“ „Nein, natürlich nicht.“ „Kann ich Dir bei noch was helfen?“ Multiplen Orgasmen, lang anhaltenden, multiplen Orgasmen und dem Gefühl endlich die Sexpartnerin ihrer Träume gefunden zu haben, dabei konnte ihr Rieke auf alle Fälle helfen. „Nein, danke. Es sind nur noch ein paar leichte Päckchen. Vielen Dank und schönen Abend und wegen des Hängesessels sage ich Dir gerne Bescheid.“ „Ok, na dann, auch Dir, Annalena, einen schönen Abend.“ Herrin Annalena, Sissy Rieke, es heißt Herrin Annalena. Es durchzuckte sie, eigentlich konnte sie ihre Vorfreude kaum noch im Zaum halten. Zwei Wege später hatte sie dann auch ihre Päckchen in der Wohnung.
Päckchen auspacken war immer noch fast so wie Weihnachten als Kind. Sie begann mit der Papprolle und war begeistert. Erstklassige Qualität, CHIO tauglich, formidable. Die Gerten dieses Reitsportversands waren jeden Cent wert, sie lagen erstklassig in der Hand, Spitzenmaterial und erstklassige Verarbeitung, eine Schande, sie einfach in einen Schrank zu legen. Deutlich grober waren dann die Lederfesseln, die in dem größten Paket waren, aber das war auch so gewollt. Kein Chichi zum Posen sondern Material zum Arbeiten. Der Inhalt dieses Pakets nahm fast kein Ende, alles war schwarz, massiv und praktisch. Im nächst kleineren Paket glänzte alles metallisch, hier waren jetzt jene Adapter drin, die aus den Haken an der Decke und den Ketten, die noch in einer festen Schachtel aus dem Baumarkt waren, einen kontemplativen Ort für eine Sissy machen konnten. Annalena brachte sie gleich mit einer Haushaltsleiter an, wunderschön. Sie stockte, so ging es nicht, kurzerhand holte sie nun zuerst die schwedischen Bilderrahmen, bestückte sie mit den Ausdrucken und verteilte sie in ihrem neuen Spielzimmer. Zufrieden mit dem Ergebnis kreiste der Hammer und wenige Augenblicke später, hingen die gerahmten Bilder an ihren Plätzen. Nun war auch klar, wo die Hakenleisten hingehörten, der Staub auf den weinroten Tapetenstoffen war zwar katastrophal aber kein Problem für den Staubsauger. Dieser war auch schwarz und dunkelrot, nicht weinrot aber … ihr kamen neue Ideen. Unter diesem Bild von Rieke sah die Hakenleiste mitsamt den Gerten zauberhaft aus, Annalena war stolz auf sich, alles entwickelte sich so, wie sie es sich unter der Dusche vorgestellt hatte. So bzw. besser. War alles fertig? Deko, ja! Spielsachen, ja! Hilfsmittel, ja, nein, noch welche im Bad und in ihrem Schlafzimmer, ja, doch! Rieke? Sie musste lächeln, ja, eigentlich fehlte nur noch Rieke. Sie erschrak … und sie natürlich … sie fehlte, ihre bessere sie, also ausgeruht, entspannt und schick in Schale.
Samstag
Samstagmorgen kam dann die Lieferung mit den Sportartikeln. Pünktlich. Gute Firma, gute Spedition. Sollte sie? Ach, scheiss drauf, sie kamen aus Stuttgart, sollten sie ruhig wissen, das Annalena keine frühkindliche Bewegungsförderung machte. Die beiden Auslieferungsfahrer waren aufgrund der Adresse eher von einer kleinen, privaten Turnhalle, vielmehr einem kleinen, privaten Turnraum einer Kita im Hinterhof ausgegangen, aber es kam für sie anders. Beides, der Turnbock und das Seitenpferd sollten tatsächlich in diese erste Etage, in diese Wohnung. Sie fingen mit dem kleinen Bock an. Annalena dirigierte sie in ihr neues Spielzimmer und augenblicklich zerplatzte die Illusion der frühkindlichen Bewegungsförderung. Eine Mischung aus Entsetzen, Erstaunen, Unglaube und Belustigung durchzuckte beide Gesichter, Annalena nahm es lächelnd zur Kenntnis. Die Katze war aus dem Sack. Das Seitpferd war eine ganz andere Nummer, die beiden nahmen es ein wenig auseinander und in Einzelteilen an seinen finalen Bestimmungsort. Dort war es dann im Handumdrehen und nach dem Umdrehen zum Aufstellen einsatzbereit. Annalena lobte die beiden, nahm dann eine Gerte von der Wand und fragte mit einem Lächeln, ob sie denn eine Belohnung wünschten, was die beiden erst irritiert und dann lachend ablehnten. Gemeinsam lachend quittierte Annalena noch den Lieferschein und bedankte sich mit einem 50-Euroschein für das Aufstellen. Sichtlich dankbar, zufrieden und erleichtert verabschiedeten sich die beiden Herren und spätestens bei Erreichen der Stadtgrenze sollten deren Disponentin bzw. die Lebensgefährtinnen der beiden über diese Lieferung genauestens Bescheid wissen. Annalenas Finger glitten über das hellbraune, dicke, frische, gutduftende Leder. Sie nahm die Halterungen aus den Pappkartons und schraubte sie an die vorgesehenen Stellen. Schaffte sie es selbst noch? Kopf ein wenig geduckt und … hopp … und nein, nein, nein. Gestrecktes Bein, umgreifen, hochziehen, jetzt saß sie. Nach ewiger Zeit saß sie wieder breitbeinig auf einem Seitpferd, oh ja, mein Gott, was würde das für ein Spaß werden. Sie stieg ab und wandte sich dem kleinen Sprungbock zu, seine Beine waren ganz eingefahren und eigneten sich hervorragend, Ketten dran festzumachen. Die Höhe konnte sie notfalls immer noch optimieren. Dieser Raum war fertig. Sie schloss die Tür hinter sich. Flur, Wohnzimmer und Küche bedurften ihrer Aufmerksamkeit, es ging schnell, zum Mittagessen war alles tiptop. Mit einer Kleinigkeit im Bauch widmete sie sich nun ihrem letzten Paket. Es enthielt, wie der Name auf der Schachtel erahnen ließ, Mode. Annalena brauchte einige Ergänzungen und ein Minimum an Grundausstattung für Rieke. Diese Sachen war bezaubernd und thematisch eine Punktlandung.
Jetzt fehlte nur noch Rieke.
… to be continued
MfG
Matt
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Sklave
sklave von Gillian (aka Yaguar)
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RE: Ultra-Kurzgeschichten (various artists)
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Datum:29.11.19 08:09 IP: gespeichert
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furios.
sehr gerne lese ich eine fortsetzung. beste grüße, kedo
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"der kopf ist rund, damit das denken die richtung ändern kann" francis picabia
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