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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1
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Datum:12.01.25 17:57 IP: gespeichert
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Hallo,
hier das erste Kapitel einer neuen Geschichte, bei der auch das Thema Keuschheit vorkommt. Vielleicht ist sie für manche von euch interessant. Sie ist vom viktorianischen Zeitalter und den Geschichten des englischsprachigen Autors DavePotter77 inspiriert.
LG
Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1
Hedwig Kottenbrinkmann lehnte sich entspannt auf ihrem gepolsterten Stuhl in der Universitätsbibliothek zurück und ließ ihren Blick über die vergilbten Seiten eines alten englischen Journals wandern. Mit ihren langen blonden Haaren, die in einem lockeren Zopf über ihre Schulter fielen, und ihrer anmutigen Erscheinung zog sie oft ungewollt die Blicke anderer Studierender auf sich. Doch an diesem Nachmittag war sie ganz in ihre Recherchen vertieft. Geschichte und Kunstgeschichte waren nicht nur ihr Studienfach, sondern ihre Leidenschaft. Und als sie zufällig auf den Begriff „Ladies of Leisure“ gestoßen war, hatte ihr Interesse sofort Feuer gefangen.
Der Artikel beschrieb eine faszinierende gesellschaftliche Erscheinung: Frauen aus der englischen Oberschicht, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert ein Leben führten, das ausschließlich dem Nichtstun gewidmet war. Sie hatten keine Pflichten, keine Aufgaben und keine Verpflichtungen – zumindest keine offensichtlichen. Diese Frauen, so hieß es, waren von Geburt an dazu bestimmt, ein Leben in Ruhe und Abgeschiedenheit zu führen. Ihre Rolle war es, Schönheit und Eleganz zu verkörpern, Gäste zu empfangen und als Symbol des Wohlstands ihrer Familie zu dienen. In einem Abschnitt des Artikels wurde sogar angedeutet, dass es in einigen konservativen Kreisen Englands noch heute Frauen gab, die bewusst dieses Lebensmodell wählten.
„Wie spannend!“, murmelte Hedwig und notierte sich einige Quellen, die sie später überprüfen wollte. Der Gedanke, dass Frauen freiwillig ein Leben ohne jegliche Produktivität oder Eigenständigkeit wählten, faszinierte sie ebenso wie er sie irritierte. Warum verzichteten sie auf die Möglichkeit, ihre eigenen Interessen oder Talente zu verfolgen? Und was bedeutete das für die Rolle der Frau in der Gesellschaft damals – und heute?
Am Abend saß Hedwig mit ihrer besten Freundin Vanessa Landschulte in einem kleinen Burger-Restaurant in der Altstadt von Münster. Das Lokal war rustikal eingerichtet, mit Holztischen und alten Landkarten an den Wänden, die Hedwig an das Gestüt ihrer Eltern in Westfalen erinnerten. Vanessa, eine lebhafte Brünette mit wachem Verstand und einer Schwäche für deftiges Essen, schob sich gerade eine Pommes in den Mund, als Hedwig mit leuchtenden Augen von ihrer Entdeckung zu erzählen begann.
„Du wirst nicht glauben, worauf ich heute gestoßen bin, Vanessa!“ Hedwig lehnte sich vor, ihre Stimme klang voller Enthusiasmus. „Hast du jemals von den ‚Ladies of Leisure‘ gehört? Es waren Frauen aus der englischen Oberschicht, die sich freiwillig einem Leben des Nichtstuns hingegeben haben. Stell dir das vor! Keine Arbeit, keine Pflichten, nur hübsch aussehen und repräsentieren.“
Vanessa zog die Augenbrauen hoch. „Das klingt ja wie das Gegenteil von uns. Wenn ich an meinen Praktikumsstress denke, könnte ich mir so ein Leben vielleicht mal für eine Woche vorstellen – aber auf Dauer? Warum sollte man so etwas wollen?“
Hedwig lachte und nahm einen Bissen von ihrem Burger. „Genau das frage ich mich auch! Es ist so absurd und gleichzeitig faszinierend. Stell dir vor, wie viele Aspekte der Gesellschaft und des Frauenbildes damit zusammenhängen. Es scheint fast wie eine ins Extreme getriebene Inszenierung von Wohlstand und Status. Ich habe das Gefühl, dass da noch viel mehr dahintersteckt.“
„Und was willst du jetzt damit machen?“ Vanessa musterte Hedwig skeptisch, doch in ihren Augen blitzte Interesse auf.
„Ich werde weiter recherchieren. Vielleicht finde ich sogar noch Beispiele aus der heutigen Zeit. Es könnte eine interessante Seminararbeit werden. Stell dir vor, ich vergleiche die Ladies of Leisure damals und heute!“
Vanessa grinste. „Na, dann kannst du vielleicht irgendwann selbst eine Lady of Leisure werden – mit all dem Geld deiner Eltern.“
Hedwig schüttelte den Kopf, lachte und hob ihr Glas. „Darauf ein Prost, aber ganz bestimmt nicht! Ich werde lieber Professorin oder Kuratorin. Das klingt deutlich spannender.“
Die beiden Freundinnen lachten und stießen mit ihren Gläsern an, während die Themen des Abends weiterflossen – von alten Gesellschaftsstrukturen bis hin zu den Herausforderungen ihres eigenen Alltags. Doch in Hedwigs Gedanken blieb die Faszination für die geheimnisvollen Ladies of Leisure noch lange präsent.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von BlackCoon am 12.01.25 um 18:53 geändert
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 2
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Datum:12.01.25 17:59 IP: gespeichert
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 2 - Gefangen im Luxus
Hedwig war in den folgenden Tagen nicht mehr von der Universitätsbibliothek wegzudenken. Berge von Büchern, Kopien alter Zeitschriften und Artikel aus wissenschaftlichen Datenbanken stapelten sich auf ihrem Tisch. Mit jedem Fund wuchs ihre Begeisterung – und ihr Erstaunen. Die „Ladies of Leisure“ waren mehr als nur ein Kuriosum der Gesellschaftsgeschichte. Sie waren eine schillernde, aber auch bedrückende Erscheinung, in der sich die strengen Regeln und Erwartungen an Frauen aus der englischen Oberschicht widerspiegelten.
Am nächsten Freitagabend traf sie sich wieder mit Vanessa im gleichen Burger-Restaurant. Diesmal hatte Hedwig ihre Notizen dabei, ein kleines Notizbuch mit blassblauem Einband, dessen Seiten sie nun voller Eifer durchblätterte. Vanessa kaute nachdenklich an einer Süßkartoffelpommes, während Hedwig mit leuchtenden Augen ihre Entdeckungen präsentierte.
„Vanessa, du glaubst nicht, wie viele Details ich zu den Ladies of Leisure gefunden habe. Es ist unglaublich! Hör dir das an: Die Kleidung dieser Frauen war oft mehr als nur Mode – sie war eine Art Gefängnis. Sie trugen enge Korsetts, die nicht nur ihre Taille unnatürlich schmal machten, sondern sie auch daran hinderten, sich frei zu bewegen oder gar tief einzuatmen.“
Vanessa schnaubte. „Ich hab’s ja gesagt, das klingt nach Folter. Aber erzähl weiter!“
Hedwig nickte. „Es geht noch weiter. Viele Ladies of Leisure trugen zusätzlich Hauben, die ihr Gesicht teilweise oder ganz verhüllten, wenn sie in der Öffentlichkeit waren. Die Schleier und Hauben waren Zeichen von Anstand und Eleganz, aber sie isolierten die Frauen auch von ihrer Umwelt. Es war fast so, als sollten sie unsichtbar sein – schön und elegant, aber ohne wirkliches Leben.“
„Und das haben sie freiwillig gemacht?“ Vanessa zog ungläubig die Augenbrauen hoch.
„Ja, zumindest in den meisten Fällen“, sagte Hedwig und blätterte weiter. „Es gab sogar spezielle Armbinder, Vanessa. Sie wurden den Frauen angelegt, um ihre Bewegungen weiter einzuschränken. Es war ein Symbol dafür, dass sie nichts tun mussten – oder durften. Ihre einzige Aufgabe war es, präsent zu sein. Und einige von ihnen lebten bewusst keusch, oft aus Überzeugung oder weil es von ihnen erwartet wurde.“
Vanessa starrte sie an. „Das klingt nach einer Mischung aus Luxus und Albtraum. Aber warum? Warum haben sie das ertragen?“
Hedwig zuckte die Schultern. „Es war ein Statussymbol, Vanessa. Je weniger eine Frau arbeiten musste – oder auch nur konnte –, desto mehr bewies das den Reichtum ihrer Familie oder ihres Mannes. Eine Lady of Leisure war wie ein Kunstwerk oder ein Schmuckstück. Ihre Existenz war ein Statement: ‚Seht her, wir können es uns leisten, dass sie nichts tut.‘ Aber es war auch ein Käfig. Diese Frauen hatten keinen Zugang zu echter Bildung, keine Möglichkeit, ein eigenes Leben zu führen. Einige von ihnen akzeptierten es, andere rebellierten leise.“
„Und heute? Gibt es das immer noch?“ Vanessa wirkte fasziniert, wenn auch skeptisch.
„In gewisser Weise ja“, sagte Hedwig nachdenklich. „In konservativen Kreisen gibt es noch Frauen, die sich bewusst dafür entscheiden, keine Arbeit aufzunehmen und nur ‚repräsentativ‘ zu sein. Sie nennen es ‚traditional femininity‘ oder so ähnlich. Aber es ist natürlich nicht mehr so extrem wie damals.“
Vanessa lehnte sich zurück und musterte ihre Freundin. „Du solltest wirklich eine Arbeit darüber schreiben, Hedwig. Das klingt nach einem Thema, das Leute fasziniert – und vielleicht auch aufrüttelt. Stell dir vor, du kannst den Kontrast zwischen damals und heute aufzeigen.“
Hedwig lächelte. „Ich glaube, das werde ich. Und weißt du, Vanessa? Je mehr ich darüber lese, desto klarer wird mir, wie privilegiert wir sind. Stell dir vor, wir müssten den ganzen Tag in einem Korsett und mit Schleier herumlaufen.“
Vanessa grinste. „Ich käme nicht mal mit einem Korsett klar. Aber gut, ich wäre auch keine Lady of Leisure – dafür esse ich zu viele Burger.“
Die beiden lachten, und für einen Moment war die schwere Geschichte der Ladies of Leisure vergessen. Doch in Hedwigs Gedanken formten sich bereits die ersten Ideen für ihre Arbeit – und für eine Reise nach England, um noch mehr über diese faszinierenden Frauen zu erfahren.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von BlackCoon am 12.01.25 um 18:54 geändert
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 3
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Datum:12.01.25 18:01 IP: gespeichert
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 3 - Lavinia Beaumont
In der stillen Ecke der Universitätsbibliothek starrte Hedwig auf den Bildschirm ihres Laptops. Vor ihr leuchtete ein Artikel auf, der ihr Interesse sofort geweckt hatte: ein Interview mit einer gewissen Lavinia Beaumont, einer modernen Lady of Leisure, die aus der englischen Oberschicht stammte. Lavinia lebte in einem prächtigen Anwesen außerhalb Londons und hatte sich bewusst für ein Leben entschieden, das an die Traditionen der historischen Ladies of Leisure anknüpfte.
Der Artikel beschrieb Lavinia als faszinierende und geheimnisvolle Persönlichkeit. Sie trug stets Schleier, um ihr Gesicht zu verbergen, und bewegte sich niemals ohne die traditionellen Armbinder, die ihre Arme fest auf ihrem Rücken fixierten. Ihr Tagesablauf bestand aus stundenlangen Zeremonien, in denen sie lediglich anwesend war, während Zofen ihre Bedürfnisse erfüllten. Lavinia sprach offen über ihre Entscheidung, diesen Lebensstil zu führen, und erklärte, dass sie darin eine Form von Eleganz und Freiheit innerhalb der Grenzen ihrer Klasse fand.
Hedwig war elektrisiert. „Das ist unglaublich! Sie ist wie eine lebende Verbindung zur Vergangenheit,“ dachte sie. „Ich muss mehr über sie herausfinden.“ Der Gedanke, Lavinia zu treffen und aus erster Hand über ihre Beweggründe und ihr Leben zu erfahren, ließ sie nicht los.
Doch wie sollte sie Kontakt zu dieser Frau aufnehmen? Im Artikel war nur vage von Lavinias abgelegenen Anwesen die Rede, und es gab keine direkten Kontaktdaten. Nach intensiver Recherche in verschiedenen Online-Foren und Archivseiten stieß Hedwig schließlich auf eine Postadresse, die mit dem Anwesen der Familie Beaumont in Verbindung gebracht wurde. Sie verfasste einen höflichen, ausführlichen Brief, in dem sie Lavinia ihr Interesse schilderte und um ein persönliches Treffen bat.
Einige Wochen später hielt Hedwig eine Antwort in der Hand. Der elegante, handgeschriebene Brief kam jedoch nicht von Lavinia selbst, sondern von ihrer Zofe, Miss Catherine. Der Ton war formell, die Botschaft klar: Lavinia sei bereit, Hedwig zu empfangen – jedoch unter strengen Bedingungen.
Hedwig las die Zeilen mehrfach und spürte ein Kribbeln aus Faszination und Nervosität. Die Regeln waren außergewöhnlich:
1. Lavinia wird ihr Gesicht nicht enthüllen. Hedwig müsse akzeptieren, dass sie Lavinia nur verschleiert sehen werde.
2. Hedwig muss sich den Traditionen des Hauses anpassen. Während ihres Besuches sei es erforderlich, Handschellen zu tragen – ein Symbol, das Respekt und Unterordnung gegenüber Lavinias Lebensstil ausdrücken solle.
3. Kein körperlicher Kontakt. Lavinia wähle bewusst eine strikte Distanz zu ihren Gästen.
Hedwig dürfe keine Fotos oder Audioaufnahmen machen. Nur Notizen seien erlaubt.
„Das ist … verrückt,“ murmelte Hedwig, während sie den Brief anstarrte. Aber gleichzeitig war sie auch fasziniert. Wie oft bekam man die Chance, jemanden wie Lavinia Beaumont zu treffen? Jemanden, der nicht nur über historische Traditionen sprach, sondern sie lebte?
Noch am selben Abend rief Hedwig Vanessa an, um ihr von dem Brief zu berichten. Vanessa war, wenig überraschend, skeptisch.
„Hedwig, denkst du wirklich, das ist eine gute Idee? Sich Handschellen anlegen zu lassen, nur um mit einer Frau zu reden, die ihr Gesicht nicht mal zeigt? Klingt nach einer Szene aus einem skurrilen Theaterstück.“
Hedwig lachte. „Ich weiß, es klingt seltsam, aber ich muss das tun, Vanessa. Lavinia ist wie ein Fenster in eine andere Welt. Stell dir vor, was ich über sie herausfinden könnte!“
„Na schön,“ sagte Vanessa widerwillig. „Aber wehe, du kommst aus England zurück und redest davon, selbst eine Lady of Leisure zu werden.“
Hedwig schrieb Miss Catherine zurück und akzeptierte die Bedingungen. Sie schilderte ihre Absichten, Fragen und Recherchen und betonte, dass sie Lavinias Regeln respektieren würde. Die Antwort kam prompt, mit einer detaillierten Anweisung, wie sie das Anwesen erreichen konnte.
In den darauffolgenden Tagen bereitete sich Hedwig intensiv vor. Sie sammelte Fragen, studierte die Traditionen der Ladies of Leisure weiter und stellte sich vor, wie es sein würde, Lavinia zu begegnen. Die Vorstellung, ihre eigenen Hände gefesselt zu wissen, erfüllte sie mit einer Mischung aus Unbehagen und Neugier. Aber wenn das der Preis war, um ein solches Stück Geschichte zu erleben, war sie bereit, ihn zu zahlen.
Ihre Reise nach England würde bald beginnen – und mit ihr der nächste Schritt in ihrer außergewöhnlichen Recherche.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von BlackCoon am 12.01.25 um 18:56 geändert
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 4
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Datum:12.01.25 18:08 IP: gespeichert
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 4 - Zwischen Tradition und Selbstbestimmung
Hedwig stand vor dem beeindruckenden Anwesen der Familie Beaumont. Die hohen schmiedeeisernen Tore öffneten sich langsam, während sie das Taxi bezahlte und ihre Tasche griff. Ihre Nervosität wuchs mit jedem Schritt, den sie auf die breite Kiesauffahrt setzte. Das Anwesen war genau so, wie sie es sich vorgestellt hatte: prachtvoll, aber zugleich altmodisch und traditionsbewusst. Die schweren Fensterläden, die perfekt gepflegten Gärten und die ruhige, fast ehrfürchtige Atmosphäre schienen aus einer anderen Zeit zu stammen.
Am Eingang erwartete sie eine junge Frau mit einem warmen, freundlichen Lächeln. Die Zofe, Miss Catherine, war genau wie in ihrem Brief angekündigt. Sie war hübsch, mit pausbäckigen Wangen und einem blonden Zopf, der über ihre Schulter fiel. Ihr schlichtes, aber makelloses Kleid unterstrich ihre Rolle im Haushalt der Beaumonts.
„Miss Kottenbrinkmann?“ fragte Catherine in akzentfreiem Englisch.
„Ja, das bin ich,“ antwortete Hedwig und reichte ihr die Hand. Catherine nickte höflich, schüttelte sie aber nicht. Stattdessen deutete sie auf die Tür.
„Es freut mich, Sie willkommen zu heißen. Miss Beaumont erwartet Sie. Ich muss Sie allerdings daran erinnern, dass die vereinbarten Regeln ab sofort gelten.“
Hedwig nickte und folgte Catherine ins Haus. Der Eingangsbereich war atemberaubend: hohe Decken, goldene Kronleuchter, dunkle Holzvertäfelungen und schwere Teppiche, die jeden Schritt dämpften. Catherine führte sie in ein kleines Zimmer, das anscheinend für Besucher vorbereitet war. Dort warteten ein einfacher Stuhl und ein kleiner Tisch mit einem Glas Wasser. Daneben lag ein Paar schlichte Handschellen.
„Miss Beaumont legt großen Wert auf Tradition,“ sagte Catherine mit einem entschuldigenden Lächeln. „Es ist ein Zeichen des Respekts, die Handschellen während Ihres Besuchs zu tragen. Wenn Sie bereit sind, helfe ich Ihnen.“
Hedwig schluckte schwer, nickte aber entschlossen. Catherine trat hinter sie und legte ihr die Handschellen an. Ihre Arme wurden sanft, aber fest auf ihrem Rücken verschlossen. Hedwig spürte, wie ihre Bewegungsfreiheit sofort eingeschränkt wurde. Es war ungewohnt und ein wenig beunruhigend, aber sie erinnerte sich an ihr Ziel.
„Vielen Dank,“ sagte sie leise, während Catherine die Handschellen prüfte und sich dann vor sie stellte.
„Es wird alles gut. Miss Beaumont ist eine sehr freundliche Gastgeberin. Ich werde Sie nun zu ihr bringen.“
Catherine führte Hedwig durch die langen, stillen Flure des Hauses. Schließlich erreichten sie ein großes, lichtdurchflutetes Wohnzimmer. Lavinia Beaumont saß auf einem eleganten Chaiselongue, umgeben von schweren Vorhängen, die das Licht weich filterten. Sie war von Kopf bis Fuß in blickdichtem Stoff gehüllt. Ihr Gesicht war vollständig von einem schwarzen Schleier bedeckt, der selbst die kleinsten Konturen verbarg. Ihre Arme waren hinter ihrem Rücken in einem Armbinder fixiert, der aus glänzendem Leder gefertigt war und perfekt zu ihrer Kleidung passte.
„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Lavinia mit sanfter, klarer Stimme. „Ich danke Ihnen, dass Sie meine Regeln respektieren. Es ist mir eine Freude, Sie zu empfangen.“
Hedwig spürte einen Kloß in ihrem Hals, doch sie zwang sich zu einem Lächeln. „Vielen Dank, Miss Beaumont. Es ist mir eine Ehre, hier zu sein.“
Catherine führte Hedwig zu einem Stuhl in der Nähe und half ihr, sich mit den gefesselten Händen hinzusetzen. Sie setzte sich daneben, während Lavinia in einer ruhigen, aufrechten Haltung sitzen blieb.
„Sie sind an meinem Lebensstil interessiert,“ begann Lavinia. „Das ist ungewöhnlich, aber auch erfreulich. Die meisten Menschen verstehen nicht, was es bedeutet, eine Lady of Leisure zu sein.“
„Ich… ich möchte es wirklich verstehen,“ sagte Hedwig. „Wie haben Sie sich entschieden, dieses Leben zu führen? Und was bedeutet es für Sie?“
Lavinia neigte ihren Kopf leicht, ein Zeichen, dass sie nachdachte. „Es bedeutet Eleganz, Disziplin und Kontrolle – und die Freiheit, mich vollständig von der modernen Welt zu lösen. Mein Leben ist eine Kunstform, ein Statement. Es ist nicht leicht, aber es ist lohnend.“
Hedwig stellte ihre Fragen vorsichtig, respektierte Lavinias Distanz und die seltsame Zeremonie des Gesprächs. Catherine blieb die ganze Zeit freundlich an ihrer Seite, bot ihr Wasser an und half ihr, das Glas zu halten. Nach und nach begann Hedwig zu verstehen, dass Lavinias Lebensstil zwar exzentrisch war, aber auch eine Art Selbstbestimmung darstellte, die in ihrer eigenen Logik Sinn ergab.
Als das Gespräch endete, war Hedwig gleichzeitig fasziniert und verwirrt. Sie hatte das Gefühl, einen Blick in eine Welt geworfen zu haben, die so fern und fremd war, dass sie sie nur schwer in Worte fassen konnte. Doch eines war klar: Lavinia Beaumont war mehr als eine skurrile Reliktfigur – sie war eine Frau, die ihre eigenen Regeln schrieb, so ungewöhnlich sie auch sein mochten.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von BlackCoon am 12.01.25 um 18:56 geändert
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 5
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Datum:12.01.25 18:59 IP: gespeichert
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 5 - Zwischen Eleganz und Fesseln
Hedwig lehnte sich im Flugzeugsitz zurück und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Unter ihr erstreckten sich die Wolken wie ein weiches, weißes Meer, doch ihre Gedanken waren nicht bei der Landschaft. Das Gespräch mit Lavinia Beaumont hallte in ihrem Kopf wider, jeder Satz, jede Bewegung, selbst das Rascheln ihres blickdichten Schleiers.
Sie hatte nicht erwartet, so tief beeindruckt zu sein. Lavinia war nicht nur eine Frau, die in einer bizarren Tradition lebte, sondern eine, die diese Tradition bewusst gewählt und zu ihrer eigenen Kunstform gemacht hatte. Ihr Leben, das so vollständig von den gesellschaftlichen Erwartungen der modernen Welt gelöst war, schien Hedwig sowohl faszinierend als auch verstörend.
Hedwig rieb ihre Handgelenke, die immer noch eine leichte Spannung von den Handschellen spürten. Die Einschränkung hatte sie während des Gesprächs mehr beschäftigt, als sie sich anmerken ließ. Es war, als ob diese Geste – die Fesseln, die Lavinias strengen Regeln entsprachen – sie dazu zwang, sich auf eine tiefere Ebene der Empathie einzulassen.
„Disziplin, Eleganz und Kontrolle,“ murmelte Hedwig leise vor sich hin, als sie Lavinias Worte erneut durchdachte. Es war eine Lebensphilosophie, die auf den ersten Blick widersprüchlich wirkte. Wie konnte jemand in völliger Einschränkung Freiheit finden? Doch Lavinia hatte es mit solcher Überzeugung erklärt, dass Hedwig sich dem nicht verschließen konnte.
Was sie besonders fasziniert hatte, war Lavinias Art, sich selbst als „Kunstwerk“ zu sehen. Jede ihrer Bewegungen, jede Geste war durchdacht und präzise, als sei ihr Leben eine ununterbrochene Inszenierung. Und vielleicht war es genau das: eine Performance, die nicht für andere, sondern für Lavinia selbst geschaffen war.
„Vielleicht sind wir alle auf irgendeine Weise inszeniert,“ dachte Hedwig und betrachtete ihr eigenes Spiegelbild im Fenster. Ihre eigenen Haare, offen und locker, wirkten fast ungeordnet im Vergleich zu Lavinias perfekter Erscheinung. Hedwig fragte sich, ob sie selbst zu solch einem Lebensstil fähig wäre. Die Antwort kam schnell: Nein, definitiv nicht. Sie war zu freiheitsliebend, zu rastlos. Aber genau das machte Lavinia so faszinierend – sie war das Gegenteil von allem, was Hedwig gewohnt war.
Dann dachte Hedwig an Catherine, die pausbäckige, freundliche Zofe, die trotz ihrer Rolle voller Wärme und Offenheit gewesen war. Catherine hatte ihr gegenüber einen Satz geäußert, der ihr nicht aus dem Kopf ging: „Miss Beaumont hat ihre Regeln gewählt, aber sie hat nie erwartet, dass andere sie verstehen.“
Vielleicht war das der Schlüssel. Lavinia lebte nicht für Verständnis, sondern für Authentizität – zumindest nach ihren eigenen Maßstäben. Das war etwas, das Hedwig bewunderte, auch wenn sie es nicht vollständig nachvollziehen konnte.
Als die Durchsage des Piloten sie aus ihren Gedanken riss, wurde Hedwig klar, dass sie eine Entscheidung getroffen hatte. Sie würde das, was sie erlebt hatte, nicht nur in ihre Recherchen einfließen lassen, sondern es weiter untersuchen. Vielleicht würde sie eine wissenschaftliche Arbeit darüber schreiben, vielleicht ein Buch – wer wusste das schon? Aber eines war sicher: Diese Reise hatte sie verändert.
Hedwig griff nach ihrem Notizbuch, das sie in der Tasche verstaut hatte, und schrieb den Titel, der ihr spontan in den Sinn kam: „Eleganz und Fesseln: Die moderne Lady of Leisure“. Darunter begann sie, ihre Gedanken zu ordnen. Der Flug zurück nach Deutschland würde ihr genug Zeit geben, die ersten Ideen zu Papier zu bringen.
Und während sie schrieb, fühlte sie sich – zum ersten Mal seit Tagen – vollkommen frei.
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 6
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Datum:12.01.25 19:34 IP: gespeichert
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 6 - Faszination und Realität
Wieder in Münster angekommen, konnte Hedwig nicht aufhören, über das Gespräch mit Lavinia Beaumont nachzudenken. Die Eindrücke hatten sich tief in ihr festgesetzt, und immer wieder erwischte sie sich dabei, in den Alltagshandlungen zu grübeln: Wie fühlte es sich an, völlig isoliert von der Welt zu leben, wie Lavinia? Wie konnte eine Frau aus freien Stücken ein Leben voller Regeln und Einschränkungen wählen – und dennoch zufrieden sein?
Eines Abends, während sie in ihrer kleinen Studentenwohnung saß, beschloss sie, einen Blog einzurichten. Der Titel war schnell gefunden: „Eleganz und Fesseln: Die Ladies of Leisure gestern und heute“.
Der Blog begann zunächst harmlos: Hedwig schrieb über ihre Recherchen, die historischen Hintergründe und die gesellschaftliche Rolle der Ladies of Leisure im viktorianischen England. Sie fügte Beobachtungen aus dem Gespräch mit Lavinia hinzu und beschrieb, wie diese Tradition in der modernen Zeit überlebt hatte. Die ersten Beiträge fanden schnell Leser, vor allem unter Geschichts- und Gesellschaftsinteressierten.
Doch mit jedem Artikel, den sie schrieb, merkte Hedwig, dass sie sich immer tiefer in das Thema hineinziehen ließ. Sie recherchierte stundenlang, las historische Dokumente und persönliche Berichte von Frauen, die ähnliche Lebensstile gewählt hatten. Ihre Faszination wuchs, und sie begann sich zu fragen, was sie selbst an diesem Lebensstil so anziehend fand.
Ein paar Wochen später saß sie an einem verregneten Nachmittag in der Bibliothek und blickte auf ihr Notebook. Während sie eine Passage über die symbolische Bedeutung von Schleiern schrieb, ertappte sie sich dabei, zu träumen. In ihrer Vorstellung sah sie sich selbst: Hedwig, in einen blickdichten schwarzen Schleier gehüllt, die Arme in einem festen Armbinder auf den Rücken gefesselt. Sie stellte sich vor, wie sie in einem großen, stillen Anwesen lebte, abgeschieden von der Welt, mit nichts als Ruhe und Schönheit um sie herum.
Die Vorstellung war so lebendig, dass sie erschrak, als eine Kommilitonin sie ansprach. „Alles okay, Hedwig?“ fragte die junge Frau, aber Hedwig winkte hastig ab. Sie fühlte sich ertappt, auch wenn niemand ihre Gedanken kennen konnte.
Die Träumerei ließ sie den ganzen Tag nicht los. Warum hatte sie sich selbst in dieser Rolle gesehen? War es nur Neugier, oder wuchs da etwas in ihr, das sie nicht verstand?
Ein paar Abende später saß sie mit Vanessa in ihrem Stamm-Burger-Restaurant. Hedwig spielte nervös mit einer Pommes, bevor sie sich endlich traute, das Thema anzusprechen.
„Vanessa, ich muss dir was erzählen,“ begann sie zögerlich.
Vanessa, die sich gerade einen großen Bissen von ihrem Burger gönnte, sah sie neugierig an. „Das klingt ernst. Was ist los?“
Hedwig nahm einen tiefen Atemzug. „Es geht um die Ladies of Leisure. Seit ich aus England zurück bin, beschäftigt mich das Thema immer mehr. Ich habe einen Blog gestartet, weißt du, und ich bekomme viele positive Rückmeldungen. Aber… ich merke, dass ich mich nicht nur mit dem Thema beschäftige. Es… es fasziniert mich auf eine Weise, die ich mir selbst nicht erklären kann.“
Vanessa runzelte die Stirn. „Okay, das ist ja erstmal nichts Schlechtes. Aber was genau meinst du?“
Hedwig errötete leicht. „Ich habe angefangen, mir vorzustellen, wie es wäre, selbst eine Lady of Leisure zu sein. Komplett. Verschleiert, mit Armbinder, vielleicht sogar unter Hausarrest, wie Lavinia. Es klingt verrückt, ich weiß, aber diese Vorstellung lässt mich nicht los.“
Vanessa legte die Pommes zur Seite und musterte Hedwig. „Hedwig… ich weiß, dass dich das Thema fasziniert, aber das klingt echt heftig. Willst du wirklich in so einem Käfig leben? Du bist die unabhängige, selbstbewusste Frau, die alles liebt, was sie tut.“
„Ich weiß,“ sagte Hedwig leise. „Ich bin nicht sicher, ob ich das wirklich wollen würde. Aber die Idee davon hat etwas… beruhigendes. Ein Leben, das so klar geregelt ist, so kontrolliert. Ohne all den Stress, die Entscheidungen, die Erwartungen. Es ist fast, als würde ich darin eine Art Ruhe finden.“
Vanessa seufzte und nahm einen Schluck von ihrem Getränk. „Du solltest vorsichtig sein, Hedwig. Es ist gut, dass du das reflektierst, aber vergiss nicht, dass du ein Leben hast, das dich erfüllt. Vielleicht solltest du diesen Gedanken als das sehen, was er ist – eine Faszination, nicht mehr.“
Hedwig nickte, aber sie wusste, dass die Träumerei nicht so einfach verschwinden würde. Lavinias Worte und ihr Leben hatten etwas in ihr berührt, das sie selbst noch nicht ganz verstand. Und während sie Vanessa zuhörte, formte sich in ihrem Kopf bereits der nächste Blogeintrag: „Gefangen und frei: Warum die Idee der Lady of Leisure fasziniert“.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von BlackCoon am 12.01.25 um 19:34 geändert
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Story-Writer
Deutschland
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RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1
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Datum:12.01.25 21:09 IP: gespeichert
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Sicherlich kein ganz leichter Tobak, aber irgendwie doch faszinierend.
Gab es so etwas wirklich oder ist das komplett erfunden?
Manche Frauen wählen heute ja auch ein Leben als Freundin, aber ohne Fesseln, von daher ist das vermutlich nicht wirklich vergleichbar.
https://svea-psychologie.de/beruf-freund...me-girlfriends/
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von Neuschreiber63 am 12.01.25 um 21:10 geändert Meine Geschichten:
Studentin unter Kontrolle - vollständig gepostet
Auswanderin unter Kontrolle - vollständig gepostet
Prinzessin Bella - Kurzversion gepostet
Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)
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Stamm-Gast
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RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1
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Datum:12.01.25 21:16 IP: gespeichert
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Hi, das ganze ist reine Fantasie. Also eine komplette "Geschichte".
LG
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Story-Writer
Deutschland
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RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1
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Datum:12.01.25 21:20 IP: gespeichert
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In diesem Fall eine nicht uninteressante Fantasie.
Und meines Erachtens auch nicht völlig unrealistisch in einer Zeit, in der es alle möglichen Fetishe gibt... Meine Geschichten:
Studentin unter Kontrolle - vollständig gepostet
Auswanderin unter Kontrolle - vollständig gepostet
Prinzessin Bella - Kurzversion gepostet
Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)
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Stamm-Gast
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RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1
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Datum:12.01.25 21:27 IP: gespeichert
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Ja genau hier sind ja auch alle möglichen Geschichten zu ganz verschiedenen Bereichen.
Aber auf Realismus hab ich ehrlich gesagt nicht geachtet, sondern einfach losgelegt.
Vielen Dank für Deinen Kommentar!
LG
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Freak
ANNABERG
Was heut nicht wird,wird morgen
Beiträge: 86
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RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1
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Datum:12.01.25 22:03 IP: gespeichert
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6 Teile in weniger als 90 Minuten! Toll, hoffe mal auf weniger lange Werbepause, als die vielen, anderen guten Geschichten hier!
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Stamm-Gast
Beiträge: 187
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RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1
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Datum:12.01.25 22:12 IP: gespeichert
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Hi, danke für deinen Kommentar die Geschichte ist sehr weit, ca. 25 Kapitel sind fertig. Bei Interesse kann ich sie nach und nach fortsetzen.
LG
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Einsteiger
Livna
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RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1
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Datum:13.01.25 13:02 IP: gespeichert
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Hallo BlackCoon,
danke für die super Kapitel bis hierhin! Ich liebe die Stories von DavePotter77 (tatsächlich habe ich im Smartphonebrowser einen ganzen Tab für seine Geschichten!) - und war höchst erfreut und überrascht, eine daran angelehnte Story zu finden.
Ich finde deinen Schreibstil sehr angenehm, auch wenn ich normalerweise gerne ausschweifende Beschreibungen lese - aber es passt sehr gut zur Geschichte bisher, wie du schreibst.
Ich freue mich, weitere Kapitel zu lesen.
Viele Grüße
Livna Viele Grüße
Livna
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ball |
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Keyholder
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RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1
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Datum:13.01.25 16:22 IP: gespeichert
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Hallo
Es hat mir viel Spass gemscht die ersten Teile zu lesen.
Bin gespannt wie es weiter geht
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Freak
more Bondage
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RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1
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Datum:13.01.25 16:25 IP: gespeichert
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Hallo BlackCoon,
Das verspricht eine interessante Geschichte zu werden. Du schreibst ja nicht zum ersten Mal.
Die jetzigen Kapitel haben mir sehr gut gefallen.
Gruß vom Fesselbärchen Mein absolutes Faible ist Bondage und weibliche Kleidung
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Stamm-Gast
Beiträge: 187
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 7
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Datum:13.01.25 19:44 IP: gespeichert
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 7 - Innere Konflikte
Hedwig saß an ihrem Schreibtisch, der sich mittlerweile in eine Art Forschungszentrum verwandelt hatte. Ihr Blog war unerwartet erfolgreich, und täglich erhielt sie Nachrichten – nicht nur von Leserinnen und Lesern, sondern auch von Zofen und sogar Ladies of Leisure selbst. Diese Frauen, die sich von der Außenwelt abgeschottet hatten, konnten natürlich nicht selbst schreiben, aber ihre Zofen übermittelten ihre Gedanken und Antworten auf Hedwigs Artikel.
Die Briefe waren faszinierend und erschreckend zugleich. Eine Zofe namens Clara schrieb ausführlich über ihre Herrin, Lady Eleanor, die sich nach einer gescheiterten Ehe und dem Verlust ihres gesellschaftlichen Status bewusst für ein zurückgezogenes Leben entschieden hatte. Lady Eleanor habe gesagt, dass der Schleier und die Isolation sie vor der Härte der Welt schützten. „Sie empfindet es als eine Art Wiedergeburt,“ hatte Clara geschrieben. „Ihr altes Gesicht ist für sie nicht mehr wichtig – der Schleier ist ihre neue Identität.“
Andere Briefe berichteten von ähnlichen Motiven: der Wunsch nach Ruhe, nach einem Leben ohne äußere Erwartungen, nach einer Kontrolle, die paradoxerweise in völliger Unterordnung gefunden wurde. Eine Zofe namens Harriet erwähnte, dass ihre Herrin, Lady Margaret, es als „Erhebung über die Welt“ betrachtete, sich selbst die Regeln aufzuerlegen, denen andere nicht folgen könnten.
Hedwig las diese Briefe immer und immer wieder, während sie tief in Gedanken versank. In manchen Berichten fand sie Trost, in anderen einen beunruhigenden Widerhall ihrer eigenen Gefühle.
Eines Abends stand sie vor ihrem Spiegel und hielt ein schlichtes schwarzes Tuch in den Händen. Es war nichts Besonderes – ein Stück Stoff, das sie aus ihrem Schrank genommen hatte. Doch in diesem Moment fühlte es sich an wie ein Schlüsselsymbol. Sie zögerte, drehte das Tuch in den Händen und fragte sich, warum sie es überhaupt tun wollte.
„Das ist verrückt,“ murmelte sie zu sich selbst. „Du bist Hedwig Kottenbrinkmann. Du studierst Geschichte und Kunstgeschichte. Du bist kein… kein Symbol.“
Und doch konnte sie nicht anders. Zaghaft legte sie das Tuch über ihren Kopf und band es so, dass es ihr Gesicht vollständig bedeckte. Die Welt hinter dem Schleier war dunkel und verschwommen, aber es war, als hätte sie eine Grenze überschritten. Sie starrte ihr verschleiertes Spiegelbild an und fühlte ein seltsames Kribbeln. War das wirklich sie? Oder war das jemand anderes?
In den folgenden Tagen wiederholte sie das Experiment. Zunächst nur kurz, dann immer länger. Nach und nach begann sie, den Schleier als Teil ihrer abendlichen Routine zu betrachten. Es war fast wie eine Meditation, ein Ritual, das sie zur Ruhe brachte. Doch je öfter sie es tat, desto mehr wuchs in ihr der Wunsch, dass der Schleier nicht nur ein Symbol, sondern tatsächlich ein Teil von ihr werden könnte.
„Eine schwarze Fläche, anonym und konturlos,“ dachte sie eines Abends, während sie vor dem Spiegel saß. „Kein Gesicht mehr, nur eine leere Oberfläche. Das wäre befreiend.“
Doch in ihr tobte ein innerer Kampf. Ein Teil von ihr schrie auf: „Was tust du da? Du bist eine freie Frau, eine Studentin! Du hast dein ganzes Leben vor dir!“ Aber ein anderer Teil – ein leiser, beharrlicher Teil – flüsterte: „Genau deshalb. Du hast die Wahl. Und vielleicht ist das hier genau das, wonach du suchst.“
Ein paar Tage später traf sie sich erneut mit Vanessa. Diesmal war es kein Burger-Restaurant, sondern ein kleines Café, wo sie sich in einer ruhigen Ecke niederließen. Hedwig hatte beschlossen, offen mit Vanessa zu sprechen, auch wenn sie befürchtete, dass ihre Freundin sie für verrückt halten könnte.
„Vanessa, ich muss dir etwas gestehen,“ begann sie zögerlich, während sie an ihrem Tee nippte.
Vanessa hob eine Augenbraue. „Das klingt schon wieder nach einer deiner Enthüllungen. Was ist es diesmal?“
„Ich habe angefangen, zu Hause Schleier zu tragen,“ sagte Hedwig schnell, bevor sie es sich anders überlegen konnte. „Es klingt verrückt, ich weiß, aber es… es fühlt sich richtig an. Es beruhigt mich. Es ist, als könnte ich für einen Moment alles loslassen – mich selbst, meine Sorgen, meine Identität.“
Vanessa starrte sie an. „Du… trägst zu Hause Schleier? Hedwig, das ist… ich meine, warum?“
Hedwig versuchte, ihre Gefühle zu erklären. Sie sprach von den Briefen der Zofen, von Lavinia Beaumont, von der Idee, dass der Schleier eine neue Identität schaffen könnte. „Es ist nicht so, dass ich mein Leben aufgeben will,“ fügte sie hastig hinzu. „Es ist mehr wie ein Experiment. Ein Versuch, zu verstehen.“
Vanessa schwieg lange, bevor sie schließlich seufzte. „Hör zu, Hedwig. Ich mache mir Sorgen um dich. Ich verstehe, dass dich das Thema fasziniert, aber ich will nicht, dass du dich darin verlierst. Du bist meine Freundin, und ich will, dass du glücklich bist – aber nicht auf Kosten deines echten Selbst.“
Hedwig nickte, obwohl sie nicht sicher war, ob sie Vanessa wirklich beruhigen konnte. Der innere Kampf in ihr tobte weiter. Doch eines wusste sie sicher: Sie war noch lange nicht am Ende ihrer Reise.
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 8 - Suche nach Identität
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Datum:13.01.25 19:54 IP: gespeichert
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 8 - Suche nach Identität
Die Tage nach ihrem Gespräch mit Vanessa fühlten sich für Hedwig seltsam an. Einerseits wusste sie, dass ihre Freundin recht hatte: Sie durfte sich nicht in einer Fantasie verlieren, die vielleicht nicht einmal ihre eigene war. Andererseits spürte sie eine innere Unruhe, ein Verlangen, das sie nicht ignorieren konnte. Der Schleier, der zunächst nur ein Symbol für ihre Recherchen gewesen war, hatte eine tiefere Bedeutung für sie gewonnen. Er war nicht mehr nur eine Idee – er war ein Teil von ihr geworden.
Hedwig begann, immer mehr Zeit in ihrem kleinen Arbeitszimmer zu verbringen, wo sie in der Sicherheit ihrer vier Wände experimentieren konnte. Ihr Blog lief weiterhin gut, und die Post von Zofen und Leserinnen häufte sich. Eine Zofe, die sich als „Margaret“ vorstellte, schickte ihr einen besonders berührenden Brief:
„Meine Herrin, Lady Cecily, sagt, dass der Schleier und die Isolation sie von den Erwartungen der Welt befreien. Sie fühlt sich anonym, ja, aber auch unsichtbar für die Urteile anderer. ‚Ich bin endlich nur ich selbst, ohne dass jemand mich sieht,‘ hat sie mir einmal gesagt. Ich glaube, sie meint damit, dass sie durch den Verzicht auf Sichtbarkeit eine Art inneren Frieden gefunden hat. Vielleicht ist das auch das, was Sie fasziniert.“
Hedwig legte den Brief zur Seite und starrte lange auf die Wand. War das der Schlüssel? War der Schleier nicht nur eine Barriere, sondern auch ein Schutzschild? Ein Mittel, um sich selbst neu zu definieren, frei von äußeren Einflüssen?
An einem verregneten Samstag wagte Hedwig einen Schritt weiter. Sie hatte sich ein schlichtes schwarzes Kleid gekauft, das an die traditionelle Kleidung der Ladies of Leisure erinnerte. Es war nicht auffällig, aber lang genug, um ihren Körper vollständig zu bedecken. Dazu band sie sich erneut das schwarze Tuch um, diesmal sorgfältiger, damit es nicht verrutschte. Ihre Hände ließ sie absichtlich lose auf ihrem Rücken ruhen, als wolle sie sich selbst an die Haltung erinnern, die Lavinia in ihrem Armbinder zeigte.
Sie saß eine Weile still vor dem Spiegel und betrachtete ihr neues Spiegelbild. Die schwarze Fläche des Schleiers war ihr neues Gesicht. Konturlos, anonym – und seltsam befreiend.
Doch plötzlich fühlte sie einen Stich der Panik. Was tat sie hier? Warum trieb sie dieses Experiment so weit? Hedwig riss sich den Schleier vom Kopf und schnappte nach Luft, als hätte sie ihn viel zu lange getragen. Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie warf das Tuch auf den Boden.
„Das bin nicht ich!“ rief sie in den leeren Raum. Doch die Worte klangen hohl. Ein Teil von ihr wollte diese Aussage nicht akzeptieren.
Am nächsten Tag traf sie sich erneut mit Vanessa. Diesmal war es Hedwig, die das Gespräch eröffnete, ohne lange zu zögern.
„Vanessa, ich glaube, ich brauche deine Hilfe,“ sagte sie leise, während sie nervös an ihrem Tee nippte. „Ich… ich verliere mich in diesen Gedanken. Der Schleier, das Zurückgezogensein – es fühlt sich an, als würde ich darin etwas finden, das ich in meinem normalen Leben nicht habe.“
Vanessa schaute sie lange an, ohne etwas zu sagen. Schließlich atmete sie tief durch. „Hedwig, du weißt, dass ich für dich da bin. Aber ich glaube, du musst dich fragen, warum du das brauchst. Was fehlt dir in deinem Leben, dass du dich von dieser Idee so angezogen fühlst?“
Hedwig nickte langsam. Vanessa hatte recht, aber die Antwort war nicht einfach. Sie hatte immer das Gefühl gehabt, frei und unabhängig zu sein, doch vielleicht war sie es nicht wirklich. Vielleicht suchte sie in dem Schleier und der Isolation etwas, das ihr bisher gefehlt hatte: eine klare Identität, die sie selbst wählen konnte.
„Ich werde weiter recherchieren,“ sagte Hedwig schließlich. „Aber ich verspreche dir, dass ich nicht zulassen werde, dass es mich auffrisst. Ich muss verstehen, warum mich das so fasziniert – und dann entscheiden, was ich wirklich will.“
Vanessa lächelte leicht. „Das klingt vernünftig. Aber wenn du irgendwann in einem Anwesen sitzt und dich verschleierst, ruf mich an. Ich komme und hole dich da raus.“
Die beiden lachten, und für einen Moment fühlte sich alles wieder normal an. Doch in Hedwigs Innerem wusste sie: "Das ist ein Anfang". Der Schleier war mehr als ein Stück Stoff – er war eine Tür zu einer anderen Welt. Und Hedwig war noch nicht bereit, diese Tür zu schließen.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von BlackCoon am 13.01.25 um 20:48 geändert
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RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 9
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Datum:13.01.25 20:03 IP: gespeichert
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 9 - zwischen Freiheit und Selbstfindung
Die Tage vergingen, doch Hedwig konnte ihre wachsende Faszination nicht abschütteln. Der Schleier, den sie zunächst nur aus Neugier getragen hatte, wurde zunehmend zu einem Symbol für eine innere Sehnsucht. Jedes Mal, wenn sie ihn anlegte, fühlte sie eine seltsame Mischung aus Ruhe und Aufregung, als würde sie sich selbst ein Stück näherkommen und gleichzeitig von der Welt entfernen.
Hedwig begann, ihre Gedanken in einem privaten Tagebuch festzuhalten. Die Einträge wurden immer persönlicher, tiefgründiger, und sie offenbarte darin Gefühle, die sie noch niemandem anvertraut hatte.
„Der Schleier ist wie eine Grenze zwischen mir und der Welt. Wenn ich ihn trage, fühle ich mich geschützt – aber auch definiert. Es ist, als würde ich alle Erwartungen und Urteile hinter mir lassen. Und doch frage ich mich: Bin ich auf der Suche nach Freiheit oder nach einer Flucht?“
In der Zwischenzeit nahm auch die Resonanz auf ihren Blog zu. Immer mehr Leserinnen und Leser meldeten sich, einige mit Geschichten von Frauen, die ähnliche Sehnsüchte verspürten. Eine Frau schrieb, dass sie seit Jahren davon träumte, ein zurückgezogenes Leben zu führen, ohne den Druck der Gesellschaft. Andere Leserinnen lobten Hedwig dafür, ein so ungewöhnliches Thema anzusprechen. Doch nicht alle Reaktionen waren positiv – einige warfen ihr vor, eine rückständige Lebensweise zu romantisieren.
Eines Abends, während sie wieder einmal Briefe von Zofen las, fiel ihr ein neuer Bericht ins Auge. Eine Zofe namens Emily beschrieb das Leben ihrer Herrin, Lady Abigail, die in völliger Isolation auf einem Anwesen in Cornwall lebte.
„Meine Herrin hat sich entschieden, die Welt hinter sich zu lassen. Sie sagt, dass die Gesellschaft zu laut, zu hektisch ist. Der Schleier und der Armbinder geben ihr eine Struktur, die sie im Chaos verloren hatte. Sie hat sich selbst Regeln auferlegt, die ihr Halt geben. Ganz am Anfang hat sie manchmal geweint, aber sie sagt, dass diese Tränen Teil ihrer Reinigung waren. Sie ist jetzt das, was sie immer sein wollte.“
Hedwig legte den Brief weg und starrte lange auf ihre Hände. Die Worte hatten etwas in ihr ausgelöst, das sie nicht leugnen konnte. Der Gedanke, sich selbst Regeln aufzuerlegen, um eine innere Ordnung zu schaffen, fühlte sich gleichzeitig erschreckend und verlockend an. Sie stellte sich erneut vor, wie es wäre, ein Leben zu führen wie Lady Abigail – verschleiert, zurückgezogen, mit klar definierten Grenzen.
Diese Gedanken wurden zunehmend konkreter. Hedwig begann, mehr Zeit in ihrer Wohnung zu verbringen. Sie kaufte einen feineren, blickdichten Schleier und experimentierte damit, ihn den ganzen Tag zu tragen. Anfangs war es ungewohnt, doch bald empfand sie es als beruhigend. Es war, als würde der Schleier eine Art Barriere zwischen ihr und der Welt schaffen, die ihr half, ihren inneren Frieden zu finden.
Doch gleichzeitig wuchs auch der innere Konflikt. War das wirklich das, was sie wollte? Oder war es nur eine Phase, ausgelöst durch ihre intensive Auseinandersetzung mit den Ladies of Leisure?
Eines Nachmittags saß sie wieder mit Vanessa in einem Café. Diesmal war sie entschlossen, ihr alles zu erzählen.
„Vanessa, ich glaube, ich muss dir etwas erklären,“ begann sie, während sie nervös an ihrem Tee nippte.
Vanessa schaute sie aufmerksam an. „Du hast wieder etwas Verrücktes getan, oder?“
Hedwig lachte nervös. „Vielleicht. Ich… ich habe angefangen, den Schleier regelmäßig zu tragen. Zu Hause, versteht sich. Es hilft mir, mich zu konzentrieren, meine Gedanken zu sortieren. Aber manchmal frage ich mich, ob ich mich darin verliere.“
Vanessa lehnte sich zurück und musterte Hedwig mit einer Mischung aus Sorge und Neugier. „Hedwig, du bist meine beste Freundin, und ich will nicht, dass du dich in etwas verrennst. Aber ich verstehe, dass dich das fasziniert. Ich meine, das ist nicht gerade normal, aber es ist auch nicht gefährlich, oder?“
„Nein,“ sagte Hedwig schnell. „Es ist nicht gefährlich. Es ist… anders. Ich fühle mich frei, wenn ich den Schleier trage. Frei von der Welt, frei von Erwartungen. Aber manchmal frage ich mich, ob das wirklich Freiheit ist – oder nur eine Illusion.“
Vanessa nickte langsam. „Vielleicht musst du herausfinden, was dir wirklich fehlt. Der Schleier ist vielleicht nur ein Symbol für etwas Größeres. Aber ich mache mir Sorgen, Hedwig. Versprich mir, dass du nicht aufhörst, mit mir darüber zu reden.“
Hedwig lächelte dankbar. „Ich verspreche es.“
Doch in ihrem Inneren wusste sie, dass sie die Antwort auf diese Fragen nur selbst finden konnte. Der Schleier war nicht nur ein Stück Stoff – er war eine Reise in ihr eigenes Inneres, und sie war noch längst nicht am Ziel angekommen.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von BlackCoon am 13.01.25 um 20:04 geändert
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 10
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Datum:13.01.25 20:17 IP: gespeichert
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 10 - Auf dem Weg zur Entschleunigung
Hedwig verbrachte immer mehr Zeit damit, ihre Wohnung in einen Rückzugsort zu verwandeln. Sie kaufte lange, fließende Kleider, die an die historische Kleidung der Ladies of Leisure erinnerten, und ergänzte sie durch langärmlige Hauben, die ihr Gesicht vollständig verhüllten. Doch das allein genügte ihr nicht. Mit Nadel und Faden nähte sie blickdichte Tücher vor die Hauben, sodass ihr Gesicht zu einer vollkommenen, undurchsichtigen Fläche wurde.
Jedes Mal, wenn sie sich in diese Kleidung hüllte, spürte sie, wie eine tiefe Ruhe über sie kam. Der Schleier trennte sie von der Außenwelt, und in ihrer Isolation fand sie etwas, das sie nie erwartet hätte: Frieden.
Hedwig beschloss, feste Zeiten für diese Rituale einzuführen. Jeden Abend ab 18 Uhr legte sie ihr Handy und alle Ablenkungen beiseite, kleidete sich in ihre langen Kleider und Hauben und verbrachte den Rest des Abends in ihrer Wohnung, ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt. Manchmal las sie, manchmal schrieb sie in ihr Tagebuch, und manchmal saß sie einfach still da, lauschte der Stille und spürte die sanfte Umarmung ihrer Kleidung.
Diese Veränderungen spiegelten sich auch in ihrem Wesen wider. Vanessa bemerkte es zuerst. „Du wirkst… irgendwie anders,“ sagte sie eines Tages, als sie gemeinsam durch Münster spazierten. „Ruhiger. Zufriedener.“
Hedwig lächelte unter ihrem Schal, den sie sich umgelegt hatte, um sich vor dem kalten Wind zu schützen. „Das bin ich auch. Ich habe eine Routine gefunden, die mir guttut. Es ist, als hätte ich endlich einen Weg gefunden, die Hektik der Welt auszublenden.“
Vanessa runzelte die Stirn, aber ihre Skepsis war weniger spürbar als zuvor. „Und das mit den langen Kleidern und den Hauben? Das ist immer noch… na ja, ungewöhnlich.“
„Ich weiß,“ gab Hedwig zu. „Aber es fühlt sich richtig an. Es ist nicht nur die Kleidung. Es ist das, was sie symbolisiert: Ruhe, Ordnung, und die Freiheit, einfach ich selbst zu sein. Ohne den Druck, irgendetwas darzustellen.“
Vanessa nickte langsam. „Solange es dir wirklich guttut… Ich habe mir Sorgen gemacht, dass du dich isolierst. Aber du scheinst glücklicher zu sein, als ich dich je erlebt habe.“
Auf ihrem Blog begann Hedwig, über ihre Erfahrungen zu schreiben. Sie berichtete offen darüber, wie sie den Schleier und die Isolation in ihrer Wohnung als eine Form der Selbstfindung erlebte.
„Es mag seltsam erscheinen, aber in dieser Kleidung, hinter diesem Schleier, fühle ich mich frei. Die Welt wird leiser, klarer, und ich habe endlich die Zeit und den Raum, mich mit meinen eigenen Gedanken zu beschäftigen. Es ist nicht nur eine Flucht, sondern eine Rückkehr zu mir selbst.“
Die Resonanz war überwältigend. Leserinnen und Leser teilten ihre eigenen Geschichten über den Wunsch nach Ruhe und Abgeschiedenheit. Einige berichteten, dass sie inspiriert wurden, selbst Momente der Isolation in ihren Alltag einzubauen – sei es durch Meditation, lange Spaziergänge oder einfach das Ausschalten ihres Handys.
Doch nicht alle Reaktionen waren positiv. Einige warfen Hedwig vor, ein rückwärtsgewandtes Frauenbild zu fördern, und kritisierten, dass sie eine ungesunde Fantasie idealisiere. Hedwig nahm die Kritik ernst, erklärte aber in einem weiteren Beitrag, dass es für sie keine Einschränkung sei, sondern eine bewusste Entscheidung, die ihr Frieden bringe. Und das es nur ein Weg unter vielen war.
Vanessa, die regelmäßig Hedwigs Blog las, begann langsam, ihre Bedenken abzubauen. Sie sah, wie glücklich ihre Freundin war, und war beeindruckt von der Resonanz, die Hedwig erhielt. Eines Abends, während eines weiteren Treffens, sprach Vanessa das Thema erneut an.
„Ich hab deinen letzten Blogbeitrag gelesen,“ sagte sie und nippte an ihrem Kaffee. „Über die festen Zeiten und wie du dich durch den Schleier besser konzentrieren kannst. Es klingt… irgendwie sinnvoll, wenn man es so erklärt.“
Hedwig lächelte. „Es freut mich, dass du es verstehst. Ich weiß, dass es seltsam klingt, aber für mich ist es ein Weg, das Leben zu entschleunigen. Es geht nicht darum, mich zu verstecken – es geht darum, mich zu finden.“
Vanessa nickte langsam. „Vielleicht hast du recht. Vielleicht können wir alle ein bisschen mehr Ruhe in unserem Leben gebrauchen. Aber versprich mir eins: Lass mich wissen, wenn es dir irgendwann zu viel wird.“
„Das verspreche ich,“ sagte Hedwig. „Aber ich glaube, ich habe endlich einen Weg gefunden, der für mich funktioniert.“
Und tatsächlich fühlte sie sich das erste Mal seit Jahren so sicher, als hätte sie ihren Platz in der Welt gefunden.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von BlackCoon am 13.01.25 um 20:19 geändert
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 11
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Datum:13.01.25 21:11 IP: gespeichert
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Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 11 - Alltagsgestaltung
Hedwig saß in ihrer Wohnung und überlegte, wie sie die Alltagsroutinen der Ladies of Leisure weiter erkunden könnte. Die Briefe der Zofen und ihre Recherchen hatten ihr ein detailliertes Bild davon vermittelt, wie strukturiert und zugleich minimalistisch das Leben dieser Frauen war. Alles war darauf ausgelegt, Ruhe und Harmonie zu schaffen, ohne den Druck der Selbstbestätigung oder des äußeren Erfolgs.
Die Alltagsgestaltung der Ladies of Leisure
Ein typischer Tag begann mit einem stillen Frühstück, gefolgt von einer Phase der Kontemplation. Dabei standen oder saßen die Ladies in aufrechter Haltung, achteten bewusst auf ihre Körperhaltung und ließen ihre Gedanken schweifen, ohne zu sprechen. Der Müßiggang bestand aus simplen Aktivitäten: ausgedehnte Spaziergänge im Garten oder durch die Natur, Musikhören, Tagträumen auf einem bequemen Sessel oder das Genießen von Tee und Kuchen während der Teezeit.
Für Hedwig war es faszinierend, wie diese Frauen ein Leben führten, das so vollkommen auf die Reduktion von Reizen und äußeren Anforderungen ausgerichtet war. Es war ein bewusster Verzicht auf Bestätigung und Ablenkung – kein Schreiben, kein Lesen, kein Handwerk. Nur Sein.
Eines Tages beschloss Hedwig, den Alltag der Ladies of Leisure vollständig nachzuempfinden. Sie begann mit einem leisen Frühstück, bei dem sie nur das sanfte Klirren von Porzellan und das Geräusch des Teewassers wahrnahm. Anschließend zog sie eines ihrer langen Kleider an, setzte sich aufrecht auf ihren Stuhl und konzentrierte sich auf ihre Haltung.
Zuerst kam ihr die Kontemplation seltsam vor. Einfach nur zu sitzen, ohne ein Buch oder Handy, ohne Musik, fühlte sich ungewohnt an. Doch nach einer Weile spürte sie, wie ihre Gedanken langsamer wurden und eine tiefe Ruhe einkehrte. Es war, als würde sie die Welt aus einem neuen Blickwinkel betrachten – klarer, geordneter.
Nach der Kontemplation machte sie einen Spaziergang durch den nahegelegenen Park. Sie achtete bewusst auf die Geräusche um sich herum, die kühle Luft, das sanfte Rascheln der Bäume. Danach bereitete sie sich eine kleine Teezeit vor, mit einem Stück Kuchen, das sie in aller Ruhe genoss. Zum Abschluss des Tages setzte sie sich in ihren Sessel, schloss die Augen und ließ ihren Gedanken freien Lauf.
Am Ende dieses ersten „vollständigen Tages“ fühlte sie sich erfrischt, wie nach einem Kurzurlaub. Es war erstaunlich, wie sehr dieser geregelte Müßiggang ihr half, sich geerdet und ausgeglichen zu fühlen.
Einige Tage später traf sich Hedwig erneut mit Vanessa, diesmal in einem schicken Restaurant in der Innenstadt. Zum ersten Mal hatte sie eines ihrer langen Kleider angezogen. Es war schlicht, in einem tiefen Blau, mit langen Ärmeln und einer eleganten, fließenden Silhouette. Hedwig fühlte sich wohl darin, auch wenn sie wusste, dass es ein ungewöhnlicher Anblick war.
Vanessa hob überrascht die Augenbrauen, als sie Hedwig sah. „Wow, du siehst ja ganz anders aus! Das Kleid steht dir, aber ich hätte nie gedacht, dass du mal so etwas trägst.“
Hedwig lächelte und setzte sich. „Es gehört zu meinen Experimenten. Ich habe den Alltag der Ladies of Leisure ausprobiert – komplett. Und Vanessa, ich muss dir sagen: Es ist unglaublich!“
Vanessa schüttelte den Kopf und lachte. „Erzähl mir mehr. Ich bin gespannt, wie ‚unglaublich‘ ein Tag voller… nichts sein kann.“
Hedwig begann begeistert zu berichten. Sie erzählte von den stillen Momenten der Kontemplation, den Spaziergängen, dem Musikhören und der Freude an der Einfachheit. Sie beschrieb, wie sie sich nach solchen Tagen ruhiger und klarer fühlte, als hätte sie die Hektik des modernen Lebens vollständig hinter sich gelassen.
„Es ist, als würde ich eine andere Seite von mir entdecken,“ sagte Hedwig schließlich. „Eine Seite, die keine Bestätigung braucht. Es geht nicht darum, etwas zu leisten oder zu erreichen, sondern einfach nur da zu sein.“
Vanessa nickte langsam, ihre Skepsis wich einem nachdenklichen Ausdruck. „Es klingt… faszinierend. Aber ich weiß nicht, ob ich das könnte. Ich meine, ich brauche immer irgendwas zu tun, sonst werde ich nervös.“
„Das dachte ich auch,“ erwiderte Hedwig. „Aber wenn du es einmal ausprobierst, merkst du, wie viel Frieden in diesen einfachen Dingen liegt. Es ist, als würdest du all den Lärm der Welt ausschalten.“
Vanessa nahm einen Schluck von ihrem Wein und lächelte. „Vielleicht hast du recht. Vielleicht sollte ich mir ein Beispiel an dir nehmen und es ausprobieren. Aber ich glaube, ich fange lieber mit dem Tee und Kuchen an.“
Die beiden lachten, und Hedwig spürte, dass Vanessa ihre Begeisterung langsam verstand. Während des Essens fühlte sie sich so zufrieden und ausgeglichen wie schon lange nicht mehr – als hätte sie endlich einen Weg gefunden, der zu ihr passte.
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