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  Agonie (Fortsetzung von "Frust")
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  RE: Agonie (Fortsetzung von "Frust") Datum:07.05.13 14:03 IP: gespeichert Moderator melden


Vielen Dank Daniela für diese tolle Geschichte. Habe sie von Anfang bis Ende mitverfolgt und jede Woche auf die Fortsetzung gewartet.

Würde mich freuen, wen es nicht die letzte war.

Die meisten Handlungsstränge sind nun abgeschlossen, es würde mich aber freuen zu sehen, wie es mit den zwei Polizisten weiter geht.

Liebe Grüsse

AK
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Daniela 20
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Semper firma occlusa!

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  RE: Agonie (Fortsetzung von "Frust") Datum:12.05.13 22:00 IP: gespeichert Moderator melden


Zum nun vorletzten Male gibt es am heutigen Sonntagabend eine Fortsetzung meiner Geschichte. Nächsten Sonntag ist Schluss. Nun, ich weiß, inhaltlich hat sich die Geschichte sehr verändert, aber ich bleibe bei meiner Linie, dass Hintergründe aufgedeckt werden sollen, dass Menschen Fragen stellen dürfen, Fragen an die eigene Geschichte, aber auch an das Leben an sich.

Ich kann nur hoffen, dass es Leser gibt, die diese Geschichte als ein Geschenk verstehen. Oder soll ich lieber sagen, als eine Handreichung? Ich weiß, was ich hineingelegt habe, was ein jeder aus ihr wird herausziehen können, liegt nicht in meinen Händen.

Eine gute ´Lesestunde´ wünscht Euch nun Eure Daniela

---

Australien VII. November.

Binnen weniger Minuten hatte sich alles verändert. Hatte Monika bis jetzt angenehme, gar liebevolle Tage mit ihrem Vater und dessen Familie erlebt, so war jetzt alles in sich zusammengestürzt. Nichts, was mit Australien zu tun hatte, aber mit München. Und damit mit ihr.

Sie hatte mehrere Tage nicht an zu Hause gedacht, warum sollte sie auch, spürte sie doch immer mehr ein Zuhause-Gefühl hier im australischen Weinanbaugebiet. Ihr Handy blieb ausgeschaltet, viel zu teuer war es, es hier im Ausland benutzen zu wollen. Und daheim bei ihrem Vater gab es kein Internet. Zugegeben, sie hatte eine Zeitlang an Entzugserscheinungen gelitten, was sollte sie hier mir ihrem Laptop OHNE online gehen zu können, aber es gab hier Bücher, und diese entdeckte sie schnell für sich. Bücher über Südaustralien, über Wein, über Natur und Geschichte; es war alles da.

Dennoch hatte sie das Angebot angenommen, einmal mit ihrem Vater in die Firma zu fahren und dort im Internet ihre Mail zu checken; konnte ja sein, dass jemand ihr geschrieben hatte.

Sie hatte den ausgedruckten Brief, den Claudia ihr als E-Mail geschickt hatte, wie in Trance zusammengefaltet, hatte im Moment nicht reagieren können, nicht ihren Schock mit dem Vater teilen wollen. NEIN!!!!!

Jetzt lag er geöfnet auf dem Küchentisch. Sie las ihn ein zweites, ein drittes Mal, die Wörter lösten sich zu einzelnen Buchstaben auf, diese begannen auf dem Papier zu tanzen, schwommen auf ihrer Netzhaut, konnten nicht richtig weitervermittelt werden. Ihr Hirn, eben noch vollgesogen mit australischer Lebensfreude, war wie leer und tot. Sie ließ das Blatt sinken, ließ es, von einem sanften Lufthauch angetrieben, vom Tisch auf den Fußboden segeln; es war egal, sie war wie tot, aber sie atmete noch. Nur ihre Freundin daheim in München, die atmete nicht mehr.

Daniela ... tot!

TOT, dachte sie. Nie wieder würde sie ihre Stimme hören....

"Moni??"

Nie mehr ihr Lachen...

"Monika?"

Die Nacht im Studentenzimmer in Köln. Nie wieder würde sie ähnliches erleben...

"Monika!!?" Ihr Vater drückte sanft ihre Arme zur Seite, die sie wie zum Schutz vor sich aufgebaut hatte. Er versuche es mit dem neuen Zauberwort: "Mein Kind! Was ist los? Schlechte Nachrichten? Komm, Kleines..." Er breitete seine Arme aus, strahlte Geborgenheit aus, ließ sie wieder ein Schutz suchendes Kind sein. Anders als damals, wenn er ´komm Kleines´ gesagt hatte.

Sie begann zu zittern. Konnte es nicht unterdrücken, nicht kontrollieren. Einzig die starken Arme ihres Vaters hinderten sie daran, auseinanderzufallen.

Es dauerte lange, ehe sie die Contenance wiederfand. Für den Moment musste es reichen, dass sie ihrem Vater sagte, dass eine sehr gute Freundin von ihr gestorben war. Claudia hatte mit wenigen Worten die mysteriösen Umstände geschildert, aber niemand schien zu wissen, was genau vorgefallen war. Dann zog sie sich eine Jacke über und stürzte hinaus.


Es dunkelte schon. Erste Sternbilder zeigten sich am Firmament, das Kreuz des Südens kroch langsam über den Horizont. Monika hatte den Weg in den Weinberg gefunden, hatte sich dort, unweit des Hauses, auf eine kleine Steinbank gesetzt. Denken konnte sie nicht.
Sie horchte in sich hinein, suchte die ´Rebstock-Stimme´, aber es blieb alles still. Vielleicht, weil sie es jetzt nicht mehr brauchte?

"Moni?" Sie blickte auf, sah ein schwankendes Licht auf sich zukommen. Das Geräusch von rollenden Steinchen. Ein Lachender Hans schrie sein merkwürdiges Lachen hinaus in die laue Frühsommernacht. "Monika, bist du hier?"

"Papa?" Er kam sie zu retten. Er würde sie nicht sterben lassen.

Ihr Vater setzte sich auf die Steinbank neben sie, legte einen Arm um sie. "Hier, trink einen Schluck!" Er hatte seine Taschenlampe ausgeschaltet, hielt ihr irgendetwas hin, das sie kaum erkennen konnte. Sie trank einen Schluck - ein Flachmann! - hochprozentiger Alkohol ließ sie husten und nach Atem ringen.

"Danke. Es ... es geht schon." Sie schwieg. Er war klug genug, nichts zu sagen.

"Daniela war ... sie war meine beste Freundin. Die Nichte von meiner Nachbarin ... also Claudias Kusine."

George nahm ihre Hand. "Sie war vielleicht mehr als eine Freundin?"

"Ja, wir hatten ein Verhältnis. Seit dem letzten Herbst. Sie hatte ihre Tante besucht und ich hatte sie da kennen gelernt. Ich ... ich glaube, ich habe Schuld an ihrem Tod..."

George drückte sein Kind fester an sich. "Willst du mir davon erzählen? Bist du..." Er legte eine Gedankenpause ein, "bist du lesbisch, Moni?"

War sie lesbisch? "Ich bin ein Teufel, Papa. Ein böses Mädchen...." Und dann sprudelte es aus ihr heraus, alles, was sie mit Daniela gemacht hatte, beichtete all ihre Schandtaten. Lockerte ihr Vater seinen Griff? Nein.

"Es steckt in uns allen drin, Moni."

"Was meinst du?" Sie verstand nicht recht, was er sagen wollte.

"Das Böse, Moni. In allen Menschen steckt es, aber es schlummert bloß. Wartet immer darauf, eines Tages geweckt zu werden. Wenn du Glück hast im Leben, dann wird es nie geweckt. Wenn du Pech hast, dann..." Er schwieg.

"Was meinst du mit ´wecken´?"

Er bot ihr einen weiteren Schluck aus seinem Flachmann an. "Das ist schwierig. Besonders deshalb, weil es sich nicht offen zeigt. Es lockt den schwachen Menschen mit Versuchungen, gaukelt ihm Freude da vor, wo sie später ins Verderben führt."

"So wie mit Drogen?"

"Ja. Aber ich spreche eher von seelischen Drogen. Krankhafter Ehrgeiz, Neid, Missgunst. Aber auch die verbissene Jagd nach Anerkennung, nach ..."

"...Liebe?" Sie hatte es so hingeworfen.

"Ja, die ganz besonders."

Monika schüttelte sich. "So wie Mutter..."

Er sog die Luft hörbar ein. "Ja, so wie deine Mutter. Sie war eifersüchtig, sie wollte deine Liebe nur für sich. Du musstest ihr die Eltern ersetzen, die sie verloren hatte. Und dann kam es ihr gerade recht, einen Grund zu finden, mich loszuwerden. Verstehst du, das war keine Mutterliebe...."

"Nein. Das war es nicht. Und sie hat das Böse in mir geweckt...." Sie hatte nie jemandem davon berichtet, was ihre Mutter mit ihr gemacht hatte. Einzig Daniela hatte einigen Einblick erhalten. Es tat weh, ihrem Vater davon zu berichten.

"Herr im Himmel! Armes Mädchen!" Er wusste, es war zu einfach, alles in Gut und Böse einzuteilen. "Nein Moni, du bist kein böses Mädchen, und erst recht keine Teufelin. Ganz bestimmt nicht. Und glaube nicht, dass du Schuld am Tod deiner Freundin hast. Es gibt kein absolut Gutes, und es gibt kein absolut Böses. Jeder Mensch reagiert anders auf die Versuchung. Mancher reagiert sofort, andere überhaupt nicht. Es gibt keine Menschen, die nur gut sind, und es gibt auch keine, die nur böse sind. Vielleicht verstehst du es heute nicht, aber du bist noch jung und ich zweifle nicht daran, dass du es eines Tages verstehen wirst. Komm, lass uns nach Hause gehen! Pamela wird sich schon Sorgen machen!


Dezember I.

"Wimmer? Mein Zimmer!"

Es war spät Freitagabend. Ingeborg Wimmer und ihr Chef, Hauptkommissar Bruno Rick, waren fast die einzigen, die noch auf der Dienststelle waren. Wimmer war tagsüber unterwegs gewesen, hatte weitere Ermittlungen eingezogen, diesmal schon wieder in einem anderen Fall; die Personaldecke war dünn, kam man mit einem Fall nicht weiter, nahm man sich einen anderen vor. Nichts sollte länger als nötig liegenbleiben.

Ihr Umgangston war der gleiche geblieben, zumindest hier im Dienst; beide wussten nur zu gut, dass eine Versetzung drohte, sollten Kollegen und Mitarbeiter etwas von ihrer Affäre mitbekommen.
Die leicht genervte Kommissarin sah auf ihre Uhr, schon dreiviertel sieben, dachte sie. Was würde der Abend bringen? Würde er überhaupt endlich mal wieder etwas bringen? Ihr Verhältnis zu Bruno hatte sich anders entwickelt, als sie es sich hätte wünschen mögen.

Es hatte erste Anzeichen gegeben, nicht lang nach ihrer ersten Nacht zusammen, jene Nacht nach ihrem ´Under-cover-Einsatz´. Es hatte als harmloses Spiel begonnen, ein Spiel um Sex, wie sie damals noch dachte, inzwischen wusste sie, dass es ein Spiel war, das weniger mit Sex, als mit Unterwerfung zu tuin hatte. Etwas, das ihr vollommen neu war. Etwas, das zu steuern sie noch nicht gelernt hatte. Etwas, das er jetzt steuerte.

Sie betrat sein Zimmer, schloss wie immer seine Bürotür hinter sich. Ein Stück Holz, das sie gegen die Kollegen abschirmte, ein Stück Holz aber auch, das sie zu seinem Objekt machte. Sie blieb stehen, verschränkte die Arme hinter dem Rücken, wie sie es für angemessen hielt. Er hatte es ihr nicht gesagt, sie selber hatte eines Tages diese Haltung angenommen, unklar woher der Gedanke kam, unsicher, wohin er sie führen würde.

Rick holte sein Feuerzeug aus der Tasche, beschäftigte sich mit dem Adventsgesteck auf seinem Tisch, richtete die Tannenzweige etwas, warf eine der roten Beeren in den Müll, die schon vom Zweig abgefallen war. Dann zündete er die Kerze an und klappte sein Feuerzeug wieder zu.

"Schön, nicht? Gefällt es dir?"

Sie lächelte ihn an. "Sehr. Aber deswegen hast du mich jetzt nicht gerufen, oder?" Sie wusste, es war eine leichte Provokation.

Rick schüttelte den Kopf. "Nein. Du scheinst mich schon gut zu kennen ... vielleicht zu gut?" Er ging auf sie zu, berührte ihren Rock, hob ihn an, legte seine Hand in ihren Schritt. "Schön", sagte er und ließ den Rock wieder fallen. "Kommst du klar damit?"

Sie zögerte mit der Antwort. Kam sie klar damit? Als er sie das erste Mal in ihrer Wohnung gut verschlossen zurückgelassen hatte, war sie gar nicht klar gekommen. Hatte eine furchtbare Nacht gehabt, kaum schlafen können, hatte am Morgen lange unter der Dusche gestanden, ohne das belebende Wasser dort zu spüren, wo es hinsollte, in ihre feuchte Scham, auf ihre harten Brustwarzen. Sie hatte sich berührt, wieder und immer wieder, ohne etwas zu fühlen, ohne etwas auszulösen, anderes als das Gefühl von Scham und Erniedrigung.
Nachmittags, als er kam, hatte er sie in einem desolaten Zustand vorgefunden. Sie hatte ihn fast auf Knien gebeten, ihn endlich von all den stählernen Sachen zu befreien, aber sobald er sie in den Arm genommen und ihr leise zugeredet hatte, war der psychische Schmerz verschwunden, denn sie wusste, er hatte die Schlüssel, sie die Schlösser, und solange es so blieb, war alles gut. Erklären konnte sie es sich nicht.

Er hatte sie nicht sofort befreit. War mit ihr spazieren gegangen, noch einmal hatte sie ihm zuliebe das Dirndl angezogen, man war hinausgefahren nach Hellabrunn, wo man sich wegen des kalten Novemberwetters mehr in den Innenanlagen aufhielt, als draußen. Innen, wo sie ihren Mantel ablegen konnte...

"Ja. Unten geht es so, hier oben ist es schlimmer..."

Er verbrannte einige Tannennadeln, herb süßlicher Geruch füllte sein Büro. "Also, was haben wir bis jetzt? Vielleicht fassen wir unsere Ermittlungsergebnisse noch einmal zusammen. Also, das Mädchen hieß Daniela Krause, stammte aus Köln, 19 Jahre jung, wohnhaft bei ihrer Tante Agnes Jensen, hier in München..."

"Das stimmt so nicht ganz, Bruno. Sie sollte laut Plan bei ihrer Tante wohnen, aber aus Platzmangel - eine Kusine war da wohl aus Australien von ihrem Sabbatjahr zurückgekehrt - war sie vorübergehend bei einer befreundeten Nachbarin, Frau Pia Sommer, eingezogen, bis sie irgendwo einen Platz in einem Studentenwohnheim bekäme."

"Ja, richtig. Aber wir wunderten uns darüber, dass diese Nachbarin Daniela nicht als vermisst gemeldet hatte..."

"... weil sie selber uns glaubhaft versichern konnte, Daniela an jenem Abend ,oder Nachmittag, sie verlassen hätte um mit einem jungen Mann, den sie kennen gelernt hatte, zusammen zu wohnen."

Bruno fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Es war spät und eigentlich hatte er gar keine Lust mehr auf diesen Fall. Alle Spuren, die sie verfolgt hatten, hatten nur ins Nichts geführt. "Ja, das sagte sie wohl aus. Und diesen jungen Mann haben wir auch ausfindig gemacht, der wohnte aber nicht unter seiner gemeldeten Adresse, oder?"

Wimmer blätterte noch einmal in den Unterlagen, die sie vom Schreibtisch genommen hatte. "Nein. Gemeldet war er im Hause seiner Großmutter, Frau Annegret Meisner, deren Grundstück an das dieser Pia Sommer grenzt, wo Daniela zuletzt gewohnt hatte. Der junge Mann, Klaus Behrend, betreut vorübergehend die Wohnung einer anderen Studentin, die zur Zeit in den USA arbeitet."

"Und warum hat er dann seine Freundin nicht als vermisst gemeldet?"

"Er hatte ausgesagt, sie sei nicht zu ihm hingekommen. Dummerweise aber fanden wir ihren kleinen Koffer in seiner Wohnung."

"Ja, wir haben ja bei ihm eine Hausdurchsuchung gemacht und dabei einige interessante Dinge gefunden..." Er setzte ein diabolisches Lächeln auf, griff in seine Schreibtischschublade und holte einen kleinen Kasten hervor, dessen Display erloschen war. "Dies hier, und dann noch diese lustigen Halbschalen mit den vielen kleinen Stacheln, von denen wir erst gar nicht wussten, wofür sie sein sollten..." Er grinste sie an. "Wissen wir es jetzt?"

Seine Kollegin biss sich auf die Lippen. "Ja," antwortete sie kaum hörbar.

"Ja, was?"

Sie antwortete nicht. Tränen traten ihr in die Augen. Nein, sie wollte nicht weinen! Sie tat es ja für ihn, und es war gut.

Er war wieder aufgestanden, trat einen Schritt näher und umarmte sie. Drückte sie fest an sich, die Hände hinter ihrem weichen Mohair-Pullover fest verschränkt. "Ist es so schlimm?" Er hauchte es in ihr Ohr, biss vorsichtig in ihr Ohrläppchen, seine Zunge spielte mit dem langen Ohranhänger, den sie trug. Es tat weh.

"Nimm mir wenigstens den BH ab!", kam es leise stöhnend aus ihr heraus, als er immer fester an ihrem Ohranhänger zog.

"Ist es so schlimm?", wiederholte er seine Frage. "Schlimmer als der Keuschheitsgürtel?"

Sie nickte, spürte, wie sie nachgeben wollte. Sie biss die Zähne zusammen. "Ja," presste sie hervor. "Die Brüste sind für eine Frau viel wichtiger, als Männer glauben. Ohne Brüste ist eine Frau nichts. Ohne Brüste kann sie kein Kind ernähren..."

"Ohne Brüste kann sie sich nicht stimulieren, habe ich recht?" Er drückte sie fester an sich, spürte den harten Druck ihres stählernen BHs gegen seinen Oberkörper.

"Bitte, Bruno, schließ den BH auf. Ich bin schon ganz zerstochen von diesen blöden Stacheleinlagen!" Sie entwand sich seinem Griff und versuchte demonstrativ, die fest verschlossenen Cups des BHs etwas zu lockern.

"Wenn der Fall gelöst ist, Wimmer! Geben Sie sich Mühe!" Er lachte. "Und zu Weihnachten wollen wir auch dieses nette Teil einmal ausprobieren, ja? In der Bibel steht doch nur: ´Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!´ Dass man andere Dinge nicht versuchen soll, insbesondere solche hier, davon steht nichts geschrieben!"

Sie wusste, es war zwecklos, mit ihm zu diskutieren. Unterwerfung. Sie hatte es selber so gewählt. Und bis Weihnachten waren es noch einige Wochen.

"Hast du diese ominöse Barbara ausfindig gemacht? Hier liegt die Zeugenaussage einer Garderobiere vor, die sagt, dass Daniela sich laut mit einer Barbara gestritten habe, kurz bevor sie das Etablissement verlassen hatte. Und dass diese Barbara ihr dann wohl gefolgt sei? Und, was ich überhaupt nicht kapiere - und in meinen Augen ist diese Aussage mehr als zweifelhaft - das alles soll kurz vor 3 Uhr nachts gewesen sein. Wir wissen aber, dass Daniela schon um 2 Uhr 18 verunglückt ist. Wie soll das denn zusammenhängen?"

"Ja, Chef, daran habe ich mir auch die Zähne ausgebissen. Das klang ja total verrückt, insbesondere, weil die Zeugin behauptete, nicht sie, sondern Daniela selber hätte die Zeit angegeben, als sie nach einem Taxi fragte. Also, wie kann ein Mensch eine knappe Stunde nachdem er zu Tode gekommen ist, noch nach einem Taxi fragen?"

"Sie spannen mich auf die Folter, Frau Kommissarin!"

Sie lächelte, wünschte sich, er läge vor ihr auf einer altmodischen Streckbank. "Die Antwort ist ganz einfach! Sie hatte eine Funkuhr, die ihr die Eltern zum Abitur geschenkt hatten. Die Uhr hatte sich selber um eine Stunde zurückgestellt, weil in der Nacht die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit erfolgte." Sie lächelte ihn an, nicht wenig stolz darauf, wenigstens dieses Rätsel gelöst zu haben.

"Nicht schlecht, Ingeborg. Aber sag mal, diese Barbara, hast du die ausfindig gemacht?"

"Ich bin mir nicht ganz sicher. Vielleicht ... ja. Ich glaube inzwischen, dass es gar keine Barbara gibt..."

"Aber hier in der Aussage dieser Frau steht doch ganz deutlich: ´... heftiger Streit mit einer anderen Frau, ebenfalls im Dirndl und wohl mit einem Kerl da, und Daniela hatte sie laut und deutlich Barbara genannt...´. Und was soll diese ominöse Aussage: ´...mit einem Kerl da...´?

Ingeborg Wimmer setzte sich hin. Man sollte die Unterwürfigkeit auch nicht zu weit treiben. "Ich habe die Zeugin noch einmal vernommen. Sie sagte, diese Barbara hätte sie gebeten, ihr die auf dem Rücken gefesselten Hände loszumachen, was sie aber nicht getan habe, da dies nur der Kerl wieder tun dürfe, der sie gefesselt hätte."
Sie sah den zweifelnden Gesichtsausdruck ihres Chefs und beeilte sich, diese Unsitte etwas näher zu erklären. "Vergiss nicht, das Ganze stand unter dem Motto >Geile Dirndl Gaudi<. Viel Dirndl, viel geil. Das gibt es wohl schon seit einigen Jahren!"

"Sie ist also mit immer noch gefesselten Händen hinter Daniela her, richtig?"

Wimmer nickte.

"Und hat ihr dann, mit gefesselten Händen, ins Gesicht geschlagen? Gefesselt, womit denn überhaupt?"

"Mit den Schürzenbändern, Chef."

Er knurrte leicht unzufrieden. "Die hat sie doch einfach zerrissen..."

"Ich glaube nicht, dass die sich so leicht zerreißen lassen...", gab sie zu bedenken.

"Wir machen morgen mal einen Selbstversuch! Also, Ingeborg, morgen ist wieder mal Dirndl-time! Ich komme zum Frühstück, okay? Und danach dann wollen wir mal sehen, wie lange du brauchst, dich zu befreien. Und dann müssen wir unbedingt herausfinden, wer diese Barbara ist. Keiner kennt sie! Das gibt es doch gar nicht!
Er blies die Kerze aus, schnappte sich seinen Mantel, und drückte seine Kollegin noch einmal an sich. "Also, bis morgen, ja? Ich hab noch was vor heute Abend..."


Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wieder einmal würde sie den Abend allein verbringen. Vorbei waren auch die Zeiten, an denen sie im Schwabing willige Männer abgeschleppt hatte. Welcher Mann hatte noch Interesse an ihr, wenn er feststellte, dass er bei ihr eine Bruchlandung machte? Sie atmete schwer auf, löschte das Licht im Büro, ordnete ihren eigenen Schreibtisch und machte sich dann auf den Heimweg. Schlösser und Schlüssel hatten sich wieder voneinander entfernt, aber sie wusste, dass beides zusammengehörte.

Kommssarin Wimmer verabschiedete sich vom diensthabenden Beamten, der ihr ein Frohes Fest wünschte. Verdutzt blieb sie stehen. "Wie jetzt, ist es schon so weit?"

"Urlaub, Frau Kollegin", antwortete der Mann mit einem Grinsen, dem man leicht anmerken konnte, wie wohlverdient dieser Urlaub sein mochte. Nein, bis Weihnachten waren es noch einige Wochen, Wochen in denen sie hart würde arbeiten müssen, wollte sie den Fall bald aufgeklärt haben.
Sie nahm den Lift hinunter in die Tiefgarage, ging zu ihrem Wagen und setzte sich hinein. Wie hatte ihr Chef es geschafft, dass diese Keuschheitsdinger in keinem einzigen Bericht auftauchten? Nicht einmal im Bericht der Pathologin? Und kein einziger Angehöriger der jungen Frau hatte um ihre Herausgabe gebeten, fast so, als sei man froh, das Zeug endlich los zu sein?

Und sie selber? Wann würde sie es wieder loswerden? Würde Rick seine Drohung wahrmachen, sie so lange darin herumlaufen zu lassen, bis sie den Fall aufgeklärt hatte? Falls sie nicht schon vorher verrückt wurde? Ihre rechte Hand fuhr unter den flauschigen Stoff ihres Wollpullovers, tastete sich aufwärts bis dahin, wo normalerweise weiche, warme Brüste von einem hübschen BH in Form gehalten und auf eine Berührung warteten, aber diesmal trafen ihre Finger nur ein weiteres Mal auf die stählernen Halbschalen des Keuschheits-BHs, der bisher sehr effektiv jede intime Berührung verhindert hatte. Wie oft hatte sie bereits zu Hause versucht, sich das Teil irgendwie abzustreifen, aber da war rein gar nichts zu machen, ihre Brüste waren einfach zu gut entwickelt, um sich irgendwie unter der Kante hindurchschieben zu lassen.
Vielleicht war gerade dies hier das Schlimmste, das Bewusstsein, mthilfe dieses transportablen ´Brüstegefängnisses´ aller Welt Maße von einem Pornomodell vorzugaukeln, obwohl sie in Wahrheit gar keine Brüste mehr hatte - zumindest keine, die ihr selber noch zugänglich waren. Sie musste sich schwer beherrschen, nicht hier und jetzt in einen Weinkrampf auszubrechen; man konnte nie wissen, wer hier plötzlich vorbeikam. Nein, der eigentliche Keuschheitsgürtel war viel weniger schlimm als dieser BH. Zwar gab es Abende, an denen sie vor lauter aufgestauter Geilheit kaum einschlafen konnte, an denen sie manchmal glaubte, ihre Finger zum Glühen zu bringen, aber nie war auch nur ein Funke dieses Glühens dorthin übergesprungen, wo er ihr etwas Freude bereiten konnte.

Nein, Bruno hatte sie zu gar nichts gezwungen. Im Grunde genommen hatte er ihr nur einen Gefallen getan, als er die Schlüssel und damit die Kontrolle zu ihrem Sexualleben an sich genommen hatte. Sie spürte, dass er damit ein Opfer brachte, denn es war ihr ganz klar, dass Bruno heiß auf sie war. Aber richtigen Sex hatten sie noch nicht miteinander gehabt. Sie hatten sich beide dazu entschlossen, ein ganz anderes Liebesspiel miteinander zu betreiben. Was er davon hatte, wusste sie nicht, aber was sie selber NICHT hatte, das war ihr mittlerweile klar geworden: keinen Sex. Eine ´sexuelle´ Erfahrung, die ihr mehr über ihren Körper gesagt hatte, als ein halbes Dutzend Männerkontakte zuvor. Mit jedem Tag, mit jeder Stunde wuchs eine unerklärliche Zufriedenheit in ihr, ließ sie, von vereinzelten Geilheitsattacken abgesehen, eine innere Ruhe finden, die ihr bis jetzt unbekannt gewesen war.

Sie steckte den Schlüssel ins Zündschloss und startete den Wagen. Egal, was bei ihren Ermittlungen herauskommen würde, sie würde den Täter nie ermitteln, das war ihr jetzt klar...


%%%


Bald wäre es Weihnachten! Er fror und zitterte am ganzen Leibe. Alles war zerstört. Das Fest der Liebe, aber es war niemand mehr da, der ihn lieben würde. Mit der Großmutter hatte er sich überworfen. Monika war weit weg und würde wohl nie wieder in sein Leben kommen. Und Daniela....
Er hatte es gewusst, im selben Moment hatte er es gewusst, als er sich dafür entschieden hatte, das Weite zu suchen. Sein Verbrechen. Und diesmal konnte er die Schuld nicht auf andere abwälzen.

Die Polizei hatte ihn lange vernommen. Man hatte einen Abdruck seiner Hand genommen, hatte Fragen zu den vielen Kleidern gestellt, die in seiner Wohnung gefunden wurden. Er hatte auf die junge Frau verwiesen, deren Wohnung er nur vorübergehend bewohnte. Und seine Vermieterin, die alte Dame im Erdgeschoss, war für längere Zeit zu Besuch bei ihrem Sohn in Chile. Überwintern im Süden.

Er konnte, er wollte nicht länger hier bleiben. Er musste weg, möglichst bald. Auch wenn er wusste, dass er nicht vor sich selber davonlaufen konnte. Es gab nur noch eine einzige Person, die ihm so etwas wie Sicherheit und Geborgenheit geben konnte, auch als Barbara. Er musste sie finden, er musste sie bald finden. Ein Leben in der Hölle war immer noch besser, als gar kein Leben.




[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von Daniela 20 am 13.05.13 um 13:45 geändert
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Keuschling Volljährigkeit geprüft
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um Ulm herum...


zur Sicherheit besser verschlossen, zur Zeit im Neosteel TV-Masterpiece...

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  RE: Agonie (Fortsetzung von "Frust") Datum:16.05.13 21:27 IP: gespeichert Moderator melden


Hi Daniela,

fantastische Fortsetzungen, mit so vielen Handlungssträngen, Emotionen und Ereignissen, daß ich sie glatt zweimal lesen mußte - was sich gelohnt hat.

Deine Geschichte ist wirklich ein Geschenk, auch wenn es viel Aufmerksamkeit braucht, um alle Fascetten voll zu durchdringen - was sich aber auszahlt!

Danke an Dich, und ich freue mich schon auf kommenden Sonntag - auch wenn dann das Ende leider erreicht sein wird...

Keusche Grüße
Keuschling

[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von Keuschling am 16.05.13 um 21:28 geändert
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Daniela 20
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  RE: Agonie (Fortsetzung von "Frust") Datum:19.05.13 22:00 IP: gespeichert Moderator melden


Es ist vollbracht! Wir sind am Ende der Trilogie angekommen! Da ich bereits sehr viel unter der Rubrik ´Diskussion zu Stories´ unter dem Stichwort ´München-Trilogie´ geschrieben habe, möchte ich mich hier darauf beschränken, allen ein schönes Pfingsfest zu wünschen und ein letztes Mal viel Vergnügen beim Lesen! Ich danke allen, die sich die Mühe gemacht, mir immer wieder zu schreiben, so ist es auch für mich ein schönes Erlebnis geworden!

Eure Daniela

---


Dezember II. Australien

"Merry Christmas!"

Monika drehte sich um, schweißgebadet. Warum nur musste es in diesem Land so verdammt heiß sein? Und wieso feierten sie Weihnachten mitten im Sommer? Nicht genug damit, dass man hier dauernd mit dem Kopf nach unten hing...

"Did you sleep well?" Ein freundliches Gesicht blickte sie an.

Sie zwang sich ein müdes Lächeln ab. "Yes, thank you, dear." War es wirklich schon Weihnachten. Das Fest der Liebe? Ohne es selber zu bemerken, verzog sich ihr Mund zu einem hämischen Grinsen. Ihr Glaube ans Christkind hatte in den letzten Jahren arg gelitten.
Mühsam raffte sie sich auf. Freute sich über die Tasse Tee, die ihr entgegengeboten wurde. Der Tee half ihr, wach zu werden. Erinnerungsbilder tauchten auf.

Daniela! Sie sah ihre Freundin am Ufer der Isar liegen, kalt und leblos, weiß wie der Schnee. Sie hatte mehrere Briefe von Claudia erhalten, war bestens darüber informiert, was passiert war, Auch wenn der Fall noch nicht gänzlich aufgeklärt war, so wusste sie doch, dass sie niemals den schweren Mantel der Schuld von sich würde abstreifen können. Egal, was ihr Vater darüber dachte.
Immer wieder fühlte sie, dass sie eigentlich gar nicht hätte hiersein dürfen. Wieso war sie nicht dort, wo man sie jetzt brauchte? In München? Aber sie verstand auch, dass es dort niemanden gab, der ausgerechnet sie jetzt brauchte. Sie, die alles angefangen hatte, die vor einem Jahr den ersten Anstoß gegeben hatte, einen Anstoß, der jetzt zu jenem fatalen Fall hinab in das Bett der Isar geführt hatte.

Sie verstand nicht, wie falsch dieser Gedanke in Wirklichkeit war. Dass auch sie nur ein kleines Rädchen in einem großen Räderwerk war, einem Kampf um Liebe und Anerkennung, der schon begonnen hatte, als ein notgeiler, junger Mann ihre Großeltern bei einem verherendem Verkehrsunfall aus dem blühenden Leben in den Tod befördert hatte.

Vielleicht war es besser, dass sie hier im fernen Südaustralien war. Sie hatte in den letzten Wochen eine neue Familie gefunden, die Familie ihres Vaters hatte sie von Anfang an liebevoll aufgenommen, hatte ihr einen Platz eingeräumt, der ihr immer frei gehalten worden war, über all die Jahre der Trennung hinweg. Ihr Vater hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er eine Tochter in Germany hatte, einzig der wahre Grund für die Trennung war nur wenigen Mitgliedern der Gemeinde bekannt gewesen; kein Mensch hat Grund, sein Haupt immer wieder neu mit Asche zu bestreuen, das hatte er auch in der Therapie gelernt.

Anfangs des Monats hatte Monika einige dieser lustigen Weihnachtskarten gekauft, die sie Familie und Freunden zu Weihnachten schicken wollte. Wem aber sollte sie die Karte mit den vielen Koalas schicken, wem die mit dem Känguruh im Weihnachtsmannkostüm? Ihrer Mutter? Klaus? Sie hatte mit ihrer Mutter ge-skype-t, hatte aber deren Unwillen, über die Ereignisse zu sprechen, selbt über die weite Entfernung gespürt. Und von Klaus hatte sie noch gar nichts gehört. Hatte Daniela nicht noch vor ihrer Abreise recht deutlich zu verstehen gegeben, dass sie sich ein wenig an Klaus heranmachen wollte? War es noch dazu gekommen? Und wenn ja, hatte Klaus eventuell etwas mit ihrem Tod zu tun?

Sie hatte niemandem geschrieben. Die Menschen, die ihr wirklich etwas bedeuteten, die waren hier, hier unten im sonnigen Australien. Zum ersten Mal in ihrem Leben verstand sie, wie befreiend es sein konnte, Freundschaft, ohne Facebook als unsicherem Bindeglied, ausleben zu können.

James sah sie fragend an. "What´s the matter? Anything wrong?"

Sie zog ihn zu sich hinab. "Nein," sagte sie, "nein, es ist alles in Ordnung. Danke! Aber ich muss nachher zu meiner Familie rüber, danke." Sie war froh, dass es ihn gab. Fast hätte sie sich verschluckt, als sie ihn nach seinem Nachnamen gefragt hatte. Harriot, hatte er geantwortet, und sie hatte Harriet verstanden. Einen Moment hatte sie an ihrem Verstand gezweifelt, hatte sie ihn in Frauensachen gesehen, aber dann hatte sie diese bizarre Vorstellung von sich abgeschüttelt, hatte sie ihrer Fantasie Einhalt geboten: Schluss, Schluss jetzt! Es musste vorbei sein. Jetzt und für immer!

Bist du lesbisch?, hatte ihr Vater sie gefragt. Nein, sie war es nicht. Aber sie war ganz einfach offen für alle, die ihr etwas Liebe schenkten, ganz egal, ob Mann oder Frau. Und sie war dankbar, wenn sie diese Liebe erwidern konnte.


Daheim, bei ihrer Familie, wie sie die Familie ihres Vaters jetzt ganz offen bezeichnete, fiel es ihr im ersten Moment schwer, die Weihnachtsfreude der Mädchen zu teilen. FOSTERS und Barbeque waren ein seltsamer Ersatz für Glühwein und Stollen. Aber es gab echt deutsches Marzipanbrot, immerhin gab es einen ALDI in Adelaide, und kein Auswanderer mochte daran zweifeln, dass dieser für viele in erster Linie ein kulinarisches Verbindungsglied zur Heimat darstellte.

Monika freute sich riesig über die Geschenke der Kinder, die sie sofort in ihr Herz geschlossen hatten. Nur, immer wieder tauchte dasselbe Bild vor ihren Augen auf, die tote Freundin, leichenblass und vom Wasser der Isar umspült...
Es war zuviel der Liebe und Freude, sie konnte es kaum ertragen, entschuldigte sich und ging zu jener kleinen Bank, oben im Weinberg, der hier ja kaum so genannt werden konnte, wo sie schon am Abend nach ihrer Ankunft gesessen hatte, allein mit ihren schweren Gedanken, bis ihr Vater sie dort gefunden hatte. Und fast so, als hätte er ihre stumme Bitte erhört, so kam er auch heute wieder zu ihr, setzte sich neben sie und wartete ab.

Sie gab einen langen Seufzer von sich, sagte nichts, wusste nicht, was sie sagen sollte, wusste nicht einmal, was sie selber dachte.

"Kommst du gleich mit zum Gottesdienst?" George blickte sie nicht an, sah von ihr weg, wollte sie nicht drängen.

"Das Fest der Liebe," antwortete sie. Und zog die Nase hoch. "Ich...," Sie hob die Schultern und ließ sie kraftlos wieder fallen.

"Ein schönes Fest! Wir sollten dankbar sein, dass wir es haben."

"Ein christliches Fest!"

Er sah sie überrascht an. "Hast du Probleme damit?"

"Ja. Ich kapier´s einfach nicht. Wenn es so schön und so wahr wäre, wieso schlagen sich die Menschen dann ständig die Schädel ein und....", sie stockte, "bringen einander um?"

"Tja..." Er wusste nicht, was er diesem Kind antworten sollte. "Es ist nicht wie eine Medizin, die man einfach einnehmen kann. Weißt du, Jesus...."

"Gottes Sohn! Ha!" Sie hatte all ihren Zweifel in ihre Worte legen können. "Komm mir bloß nicht mit dem Sohn Gottes!"

"Hast du Angst?"

"Angst? Ich wüsste nicht, wovor ich Angst haben sollte. Aber dass dieser Jesus Gottes Sohn ist, das glaubt doch kein Mensch mehr!" Sie überlegte kurz. "Wenn du wüsstest, wie oft ich als Mädchen gebetet habe, er solle mich aus all diesem Unglück befreien! Und erlöse mich von dem Bösen...! Stundenlang habe ich das gebetet, wie ein Mantra!" Ihre Stimme zitterte; sie wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht.

"Ich glaube an ihn."

Monika sah ihren Vater an. Redete er im Ernst? "Dass er der Sohn Gottes ist, und das ganze Zeug da?"

"Nein. Ja."

Sie sah ihn an. "Deine Rede sei ja ja, oder nein nein, das gilt auch für dich, Papa, So steht es zumindest in der Bibel."

Er lachte leise. "Yes, so sorry! Also, nein, ich glaube nicht, dass er der Sohn Gottes ist, zumindest nicht so, wie man es in kindlicher Phantasie vorstellt, aber ich glaube an das ganze Zeug da. An die Befreiung ... an die Vergebung ... an die Erlösung. Ja, daran glaube ich." Er nahm ihre Hand. "Und ich denke, dass du es auch glaubst. Sonst wärst du gar nicht hier."

Sie zog ihre Hand zu sich. "Aber ich kapier das nicht! Wenn es stimmt, was er da von sich gesagt hat: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, wieso gibt es dann diese vielen Konfessionen? Ich kannte einmal einen vom Militär, der sagte, im Grunde genommen steckt hinter allen Kriegen die Religion. Ist das wirklich so? Katholiken gegen Protestanten, und alle gegen die Moslems?"

Herrgott, welch eine Diskussion! George kratzte sich verlegen am Bart. "Vielleicht war es so, vielleicht ist es so, vielleicht wird es so sein. Aber wir dürfen uns nicht irre machen lassen! Wir müssen lernen, die Wahrheit zu begreifen...

"Was ist Wahrheit? Meine? Deine? Oder die der Moslems, der Buddhisten, der Hindus, der Shintoisten, Maoisten, Kommunisten, Kapitalisten? Oder haben am Ende doch die Atheisten recht?"

Das Herz schlug ihm bis zum Halse. Kein Mensch konnte diese Frage beantworten. Dann aber breitete er seine Hände aus, machte eine Geste in die Landschaft hinaus. "Das hier, Moni, das ist Wahrheit. Diese Welt. Sie hat schon existiert, lange bevor irgendwelche Götter in sie hinein kamen. Sie musst du begreifen. Nur durch diese Welt wirst du zu dir selber finden können ... wenn wir Menschen sie nicht vorher kaputt gemacht haben. Weißt du, die Welt wäre sicherlich besser, würden wir Menschen nicht immer behaupten, im Besitz der alleingültigen Wahrheit zu sein. Wenn die Christen aufhören würden, zu behaupten, dass Jesus der Sohn Gottes sei; wenn die Moslems aufhören würden, zu behaupten, ihr Koran stamme direkt vom Erzengel Gabriel ab; wenn die Buddhisten aufhören würden zu behaupten, den Weg ins glückseligmachende Nirvana zu kennen. Es wäre an der Zeit, dass die Menschen sich selber als das erkennen, was sie - im Moment zumindest - sind: die Zerstörer dieser Welt. Dummerweise haben wir keine andere! Wusstest du übrigens, dass es wissenschaftlich erwiesen ist, dass alle heute lebenden Menschen von höchstens zweitausend Menschen abstammen, die vor einigen zehn- oder hunderttausend Jahren überlebt haben? Wir sind alle Brüder, es hat nur noch keiner so richtig bemerkt!"

"...und Schwestern, das hat erst recht noch keiner so richtig bemerkt," fügte Monika hinzu.

"Ja, leider. Da hat die Menschheit noch eine ganze Menge zu tun!" Ihr Vater lächelte, aber er blieb ernst. "Ich weiß, Weihnachten ist ein nerviges Fest. Der ganze Stress, die Erwartungen, die Enttäuschungen. Und hier, in der südlichen Hemisphäre, hier ist sowieso alles verkehrt. Statt Eis und Schnee Kerzen, die am Weihnachtsbaum in der Hitze schmelzen. Und was machen wir dagegen? Gucken uns Weihnachtsfilme an, die irgendwo oben im Norden in winterlicher Pracht spielen...."

"...wie Die Hard, Teil 2," fiel Monika ihrem Vater ins Wort. Und konnte ein lästerndes Lachen nicht unterdrücken.

"Ja, wie Die Hard! Ein gutes Beispiel, Moni. Es illustriert ein Grundproblem: Wir schaffen es nicht, uns nur über das Gute zu freuen. Die Geburt des Friedensfürsten, wie man es so schön sagt. Immer steht das Böse gleich bereit, uns den Spaß zu verderben!"

"Friedensfürst! Wenn ich das schon höre! Nach zweitausend Jahren Christentum sollte die Friedensbotschaft doch endlich einmal angekommen sein!"

"Oh! Sie ist bereits angekommen! Aber du weißt, das Fleisch ist schwach. Hast du noch nie vom sogenannten Weihnachtsfrieden 1914 gehört?"

Monika schüttelte den Kopf. "Erster Weltkrieg?"

"Ja. Damals lagen sich Deutsche und Franzosen in den Schützengräben gegenüber. Ein furchtbares Morden war das! Dann aber war Heiligabend und die Deutschen bastelten ein kleines Christbäumchen, mit Kerzen und so, und stellten es so, dass es von den Engländern und Franzosen auf der anderen Seite gesehen werden konnte. Dann begannen sie, Weihnachtslieder zu singen. Stille Nacht. Und weißt du, was dann geschah? Dann sangen die Tommies ... die Engländer ... plötzlich mit, denn Holy Night, das kannten sie ja auch."

Monika hörte gebannt zu. "Ist das wahr? Aber, der 1. Weltkrieg dauerte doch bis 1918. Lange hat dieser Weihnachtsfriede wohl nicht angehalten?"

Ihr Vater schüttelte etwas traurig den Kopf. "Eine Woche, oder so. Man kam aus den Schützengräben, klopfte sich gegenseitig auf die Schultern, redete über den Wahnsinn des Krieges, qualmte ein paar Zigaretten zusammen und spielte mancherorts sogar Fußball gegeneinander."

"Mancherorts?"

"Ja. Es gab viele ähnliche Ereignisse entlang der gesamten Front. Und die ging immerhin vom Ärmelkanal bis hinunter an die schweizer Grenze."

"Und wieso hat dieser Frieden nicht gehalten? Die Religion allein macht es dann doch wohl nicht, oder?"

"Nein, anders. Das Fußballspielen allein macht es nicht. Es wurden neue Kommandeure an die Front geschickt, die Soldaten wurden schlichtweg gezwungen, wieder aufeinander zu schießen, es war ja Krieg, da ist das Morden ja seltsamerweise legal, solange der Kerl da eine andere Uniform trägt. Man hat schlichtweg eine historische Chance vergehen lassen. Du sollst nicht töten! Hätten die Leute sich an dieses simple Gebot gehalten, wären sie von ihren Feldgeistlichen darin unterstüzt worden, dann wäre dem 20. Jahrhundert sehr viel Leid erspart geblieben. Weißt du, Moni," und jetzt sah er seine Tochter direkt an, "es ist nicht so unbedingt eine Frage des Glaubens, sonder eher eine Frage, wie der Mensch handelt. Ich kenne viele Leute hier, die glauben an rein gar nichts, erst recht nicht an Gott oder Mohammed oder Jesus und Buddha und wie sie alle heißen, aber das sind trotzdem ganz tolle Leute, die über jeden Zweifel erhaben sind."

Monika antwortete nicht. Sie wusste, dass sie im Moment keine Antwort auf all diese Gedanken hatte. Es brauchte Zeit, und Zeit hatte sie nicht.

Ihr Vater rührte sich. "Kommst du mit? Wollen wir gehen? Die anderen würden sich freuen, wenn du mitkommst!" Er stand auf, aber Monika hielt in zurück.

"Warte ... bitte!"

"Da ist noch etwas, oder?" Ihr Vater setzte sich wieder. Die Kirche konnte warten; wichtiger war sein Kind, das neben ihm saß.

"Ach," stöhnte sie leicht auf, "ich könnte ewig hier so sitzenbleiben."

Er nahm sie in den Arm. "Du willst nicht wieder zurück, stimmt´s? Wegen James?"

Monika schüttelte den Kopf. "Nein..." Tränen liefen ihr die Wangen hinab.

"Wegen Pia?" Er hatte es lange geahnt. "Hast du Angst, Moni? Angst vor deiner eigenen Mutter?"

Ihre Tränen flossen schneller, tropften von ihrem Kinn herab. Aber wieder schüttelte sie nur den Kopf.

Und mit einem Mal verstand er, dass alles noch viel komplizierter war. "Moni, damals...," er musste heftig schlucken, "damals als ich mich an dir vergangen habe, da hast du es nicht mit-gemacht, weil du Angst vor mir hattest?" Eine offene Frage. Er wagte es nicht, sie anzusehen. Aber er spürte doch ihr kaum wahrnehmbares Kopfschütteln. "Du hast es gemacht, weil du Angst...," er holte tief Luft, "weil du Angst vor dir selber hattest. Nicht wahr? Vor deinem eigenen Versagen."

Sie ließ den Kopf noch mehr hängen.

"Und jetzt hast du Angst, die bizarren Fantasien deiner Mutter bedienen zu müssen? Keuschheitsgürtel und Kebel und der ganze Mist?"

Sie nickte. Biss sich auf die Lippen. Seufzte laut auf.

Er drückte sie fester an sich. "Ruhig, Kleines! Alles wird gut. Es ist vorbei, glaube mir das."

"Wie kannst du das wissen?"

"Weil ich an dich glaube!"

"Du glaubst an mich?" Sie sah ihren Vater irritiert an.

"Ja. Ich glaube an dich, weil ich glaube, dass du so langsam verstehst, wie das alles geschehen konnte. Weißt du, damals, da hat deine Mutter dich vor mir beschützt, indem sie dir diesen Keuschheitsgürtel anlegte. Nun, ich habe jetzt keinen Keuschheitsgürtel, um dich vor deiner Mutter zu beschützen. Ich kann dir nur helfen, Licht in das Dunkel zu bringen, dass du verstehst, warum du nicht nur von mir, sondern auch von deiner Mutter missbraucht worden bist. Es muss dir klar sein, dass du deiner Mutter gegenüber keine Pflichten hast, dass es da nichts gibt, womit du auch bei ihr versagen könntest. Mit dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern muss sie allein klarkommen; es ist nicht deine Aufgabe, hier den Lückenbüßer zu spielen. Verstehst du das?"

Monika antwortete nicht. Ja, sie verstand es, aber sie verstand auch, dass sie immer noch nicht alles verstanden hatte, weil immer noch nicht alles ganz offen auf den Tisch gelegt worden war. Aber wie sollte sie danach fragen, ohne all das gleich wieder zu zerstören, was sich gerade erst so mühsam ans Licht gekämpft hatte? Sie merkte, dass sie immer noch Angst hatte, diesmal jedoch Angst davor, eine alte Wunde wieder aufzureißen. Bei ihrem Vater.
Sie überlegte, wie sie ihn ansprechen sollte. Papa? Daddy??
"Ja, ich verstehe das, ...George. Aber ... aber ich verstehe immer noch nicht alles. Warum..." Sie stockte, kam nicht weiter. Es schnürte ihr den Hals zu. Sie wagte es nicht, ihn anzusehen. Gleich würde er den Moment verfluchen, als sie in sein Leben zurückgekehrt war; gleich würde er sie zum Teufel jagen. Sie schaffte es einfach nicht, ihrem Vater die Frage zu stellen, die sie selber sich ständig während der letzten Jahre gestellt hatte.
Sie merkte, wie er neben ihr zusammensackte. Wie vom einen Moment auf den anderen ein mühsam aufgebauter Mensch Risse bekam.
Er sprach stockend. Seine Stimme ließ tieferes inneres Leiden vermuten. "Ich ... ich weiß es nicht, Moni. Bitte glaube mir, ich habe mir diese Frage selber immer und immer wieder gestellt, oh ja, ich habe Psychologen mit der Frage gelöchert und den Himmel auf Knien angefleht, mir endlich eine Antwort zu geben..."
Monika blickte erstaunt auf, hatte sie ihre Frage doch gar nicht zu Ende formuliert.

Er holte tief Luft, sammelte all seine Kräfte. "Du willst wissen, warum ich es getan habe. Dein eigener Vater." Qual entrang sich seiner Kehle, schwang mit in seinen Worten. "Niemand hat es mir sagen können. Du glaubst gar nicht, wieviele Gründe die anderen in der Selbsthilfegruppe vorbrachten." Er zog die Nasenfeuchte hoch, schüttelte den Kopf, aufgebend. "Nein. Nein, ich kann es dir nicht sagen. Ich weiß es selber nicht. Die einzige Antwort die ich geben kann ist: das Böse. Es war das Böse in mir, Monika." Er zuckte die Schultern, ließ sie hilflos fallen. "Ich habe immer Angst gehabt, dass du mich das eines Tages fragen würdest, und dass ich keine Antwort für dich hätte."

Sie schwiegen sich aus. Monka blickte in die weite Landschaft hinaus. Während ihrer Anwesenheit waren die Trauben sichtlich größer geworden, aber bis zur Ernte würde sie es wohl nicht mehr schaffen. In wenigen Wochen müsste sie zurück nach München.
Sie erinnerte sich an jenen Tag, als sie mit dem Fahrrad von Adelaide aus hier hergekommen war. Ihre Angst davor, diesen Schritt zu tun, ihr Bedürfnis, sich irgendwo festhalten zu können. Plötzlich wandte sie sich ihrem Vater zu. "Glaubst du, dass Gott sich uns offenbaren kann?"

George erschrak. Setzte man deshalb Kinder in die Welt, damit sie eines Tages Fragen stellten, die niemand beantworten kann? Für einen Moment erinnerte es ihn an die Szene in Zurück in die Zukunft, Teil 2, als Marty seinen ´Adoptivvater´ Biff Tannen nach dem Sportalmanach fragte und dieser sich wunderte, dass es ausgerechnet Marty war, der ihm diese Frage stellte. Und hier saß nun sein eigenes Kind neben ihm und stellte ihm die Frage aller Fragen, die der Mensch sich seit Urzeiten immer wieder stellte. Was sollte er antworten? Und wieso fragte sie überhaupt?
"Ja. Ich glaube schon. Er hat sich uns allen in Jesus offenbart..."

"Nein, nein! Das meine ich nicht. Nicht immer dieser Jesus!", begehrte Monika auf. "Ich meine, offenbart er sich uns, so ganz persönlich... wie... wie... Keine Ahnung, wie. Vielleicht ja wie ein brennender Dornbusch?" Sie klang wieder verzagt.

George lachte. "Tut mir leid, Moni. Mit brennenden Dornbüschen kenne ich mich nicht so aus. Aber hier in Australien haben wir jedes Jahr mit dem brennenden Busch zu tun, und zwar mehr als genug. Es wundert mich direkt, dass es bis jetzt ruhig geblieben ist."

Sie ließ sich nicht vom Thema abbringen. "Du glaubst es also nicht?" Ihre Stimme verhieß Resignation.

"Ich weiß es nicht." Kurz und knapp. "Moni, und wenn ich es glaubte, was würde es dir helfen? Du musst es selber glauben, oder nicht. Nur du allein kannst für dich wissen, was Wahrheit ist. Wieso fragst du eigentlich?"

Ich bin der Rebstock..., kam es ihr wieder in den Sinn. Sie hatte es gehört. Und es lief ihr eiskalt den Rücken runter. "Nichts, Papa. Komm, lass uns gehen. Die Anderen werden schon auf uns warten! Komm, lass uns Weihnachten feiern... und froh und munter sein!"



Dezember III. München

Ingeborg Wimmer hatte keine Ahnung, was sich gleichzeitig auf der anderen Seite der Welt abspielte, Monikas Name war nur ein einziges Mal ganz am Rande ihrer Ermittlungen aufgetaucht; eine uninteressante Randfigur, die in Australien ihren Vater besuchte.

Sie war, wie bereits befürchtet, mit ihrer Suche nach dem Täter/der Täterin keinen Schritt weitergekommen. Gewissenhaft hatte sie das Personenumfeld der jungen Frau abgesucht, aber dieses war äußert überschaubar, war schnell abgearbeitet und hatte zu keinem neuen Ermittlungsansatz geführt. Lange Zeit vedächtig blieb der junge Mann, bei dem man ihren Koffer gefunden hatte, nebst einiger Dinge, die ganz ohne Zweifel zu diesem Keuschheitsgürtel gehörten, aber man hatte einen Abdruck seiner Hand genommen und ihn somit ganz klar von der Liste der Verdächtigen streichen können.
Vollkommen unauffindbar blieb jene mysteriöse Barbara. Niemand schien sie zu kennen. Man hatte nach Beschreibung der beiden Garderobefrauen ein Phantombild anfertigen lassen, hatte dieses an alle Einheiten verteilt, hatte diverse Jugendtreffs aufgesucht und die Gäste befragt, aber niemand erinnerte sich, niemand kannte sie. Konnte man in einer Stadt wie München so mir nichts dir nichts verschwinden? Ja, man konnte! Es war ja gar nicht gesagt, dass sie überhaupt aus München stammte. Sie konnte aus Freising stammen, aus Rosenheim, aus Ingolstadt, sogar aus Österreich. Auch die ominöse Sache mit den langen Kratzern hatte zu keinem Ergebnis geführt. Womöglich hatte es sie einfach irgendwo gejuckt, wenn sie überhaupt noch ganz bei Sinnen war. Niemand hatte irgendeinen logische Erklärung für die Kratzer beisteuern können; der Fall blieb ein ungelöstes Rätsel.

Sie hatte versagt. Ein Versagen, das sie deutlich spürte, seit einigen Wochen jetzt, und das deutlicher, als ihr lieb sein konnte. ´Der Rick´, ihr Chef, hatte seine Drohung wahr gemacht. Wenn der Fall gelöst ist, wollte er sie aufschließen. Und zu Weihnachten wollte er das ´nette Teil´ an ihr ausprobieren, wie er gesagt hatte. Sie hatte den Fall nicht gelöst, und jetzt war Weihnachten!

Sie setzte sich in aller Unbescheidenheit in die zweite Reihe der kleinen Kirche. Wimmer hatte lange überlegt, ob sie, wie in den Jahren davor, zur Mitternachtsmette in die Frauenkirche gehen sollte, aber beim Blick auf den Stadtplan war ihr jene kleine, alte Kirche Sankt Peter und Paul aufgefallen, und sis beschloss ganz spontan, dort hinzugehen.

Eine heimelige, gemütliche Atmosphäre empfing sie; hier war es doch schöner, als im kalten Weiß des großen Domes. Der Priester hatte einen Diakon dabei, vier Messdienerinnen waren für den Dienst am Altar vorgesehen. Recht erstaunlich war, dass die kleine Kirche gut gefüllt war; woher kamen all diese Gläubigen, die man sonst nie sah?
Es fiel ihr schwer, sich auf die Liturgie zu konzentrieren. Als die Messdienerinnen während der Gabenbereitung am Altar niederknieten, gingen ihr seltsame Gedanken durch den Kopf.


´Knie dich hin!´, hatte Bruno das letzte Mal zu ihr gesagt. Und sie hatte bereits gelernt, dass es nicht gut für sie war, Fragen zu stellen. Sie hatte es einmal gemacht, und wenige Minuten später war er gegangen, hatte er sie zurückgelassen, in ihrer Scham, ohne ihr die erhoffte Liebe zu schenken. Sie hatte sich selber befreien müssen, hatte die vor ihre Füße geworfenen Schlüssel mit den nackten Füßen aufheben und zu ihren gefesselten Händen bringen müssen, wollte sie nicht noch mehrere Stunden gefesselt am Pranger stehen. Und nein, er hatte sie nicht aufgeschlossen, hatte sie weiter ihr transportables Gefängnis tragen lassen, aus dem sie nicht ausbrechen konnte, weil sie nicht die Kraft, nicht einmal den Willen dazu hatte.

Kommissarin Wimmer horchte auf, als in den Fürbitten auch des an Ostern verstorbenen Pastors Flemming gedacht wurde. Flemming? Sie hatte den Namen schon einmal gehört, aber in welchem Zusammenhang? Wieder blieb ihr Auge an einer der Messdienerinnen hängen. Machte sie hier freiwillig mit? Oder hatte es den Druck der Familie gegeben, hatte man sie irgendwie dazu gezwungen, Messe zu dienen? Sie schloss die Augen, die Bilder überlagerten sich, sie sah sich selber, als Messdienerin verkleidet, hier in der Kirche niederknien; ´der Rick´ stand am Altar, die Hände zum Segen erhoben, oder zum Fluch? ER war der Hohepriester, ER das Zentrum der Macht. Und sie seine Dienerin. Eine Frau, der es trotz Polizeiausbildung, trotz hundert Jahren Frauenbefreiung, nicht gelingen wollte, sich selbst zu befreien.

Sie setzte sich zurück in die Bank, kaute wie immer verlegen auf dem Leib Christi herum, fragte sich seit gefühlten vierzig Jahren, was es mit dieser ganzen Sache auf sich haben mochte, denn wenn das hier der Leib des Herrn war, dann war das ziemlich fad.
Auf der harten Holzbank spürte sie deutlich den unbequemen Schrittreifen ihres Keuschheitsgürtels. Kein Mensch hatte danach gefragt; niemand hatte ihn zurückhaben wollen, niemand dieses Folterwerkzeug vermisst. Ihr Herz begann zu hämmern, als sie sich erinnerte, was in ihrer Wohnung auf sie wartete: dieser monströse Phallus ... morgen...

Ingeborg Wimmer schüttelte sich. Solche Gedanken! Hier, während der Christmette! Sie wusste nichts von alldem, was bereits hier in dieser kleinen, alten Kirche passiert war, hatte keine Ahnung davon, wie der Zufall sie ausgerechnet an diesen Ort geführt hatte. Und während die Gemeindemitglieder um sie herum das Schlusslied anstimmten, während ein lautes Oh du fröhliche! den jetzt nach Weihrauch duftenden Kirchraum erfüllte, ohne ihn verlassen zu können, da gingen ihre Gedanken schon wieder an den kommenden Tag, wenn er ihr befahl, sich niederzuknien, wenn er ihr jenes Teil einführte und mit dem Keuschheitsgürtel sicherte, und wenn er zu den Knöpfen der Fernbedienung griff...




Januar I. Australien

"You are coming back to me?" James sah sie mit fragenden Augen an.

Monika begegnete seinem Blick. Ja, sie hatte seine Frage sehr gut verstanden: ...to me, hatte er gesagt, zu mir. Ein breites Lächeln umspielte ihre Lippen, ein Lächeln das sich hoch bis zu ihren Augen erstreckte. "No worries, mate!", sagte sie und zwinkerte ihm zu.

Sie hatten sich gefunden. Hier unten, tief im australischen Busch, wie mancher meinen mochte, denn es war ja kein Busch, keine Wildnis, sondern ein von Menschenhand kultivierter Weinberg. Ihren Vater hatte sie gesucht, eine neue Familie hatte sie gefunden - und einen lover, der vielleicht einmal der Mann fürs Leben werden konnte. Man würde sehen.

Und sie hatte sich selbst gefunden. Endlich. Niemals wäre ihr das gelungen, hätte sie nicht diese Reise unternommen. Sie war nicht mehr das arme Kind von nebenan, das seine Großeltern bei einem tragischen Unfall verloren hatte, einem Unfall, unter dem die Mutter so sehr gelitten hatte; sie war nicht mehr das kleine Mädchen, das erst vom Vater, dann von der Mutter benutzt wurde, um Wärme zu geben, um Liebe zu geben, welche es selber nicht hatte; und sie war nicht mehr die alte Lesbe, als die viele sie sehen wollten, weil es so modern war, immer gleich andere mit dem Wort schwul oder lesbisch abzustempeln, nur weil diese die Liebe dort fanden, wo das Schicksal sie hatte gedeihen lassen.

Selten hatte sie ein Abschied von einem Menschen so sehr geschmerzt, wie jetzt, da sie James auf Wiedersehen sagen musste. Er hatte sie im Auto zurückgebracht zu ihrer Familie, sie hatten sich ein letztes Mal umarmt, ein letztes Mal geküsst, dann war sie ausgestiegen und er war mit feucht schimmernden Augen davongefahren und sie hatte seinem Pickup hinterhergeblickt, bis kein Wagen mehr zu sehen war, nur noch eine hoch aufsteigende Staubfahne, die sich auf das Band legte, das zwischen ihnen gewachsen war. Endlich verstand sie, dass sie für diese Liebe wirklich alles tun würde, niemand sollte ihr in die Quere kommen, niemand ihr Glück zerstören.


Monika verbrachte das ganze Wochenende bei ihrem Vater, seiner netten Frau und den beiden Mädchen. Alle waren sehr bemüht um sie, alle schienen ihr jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Und sie wusste, ja, sie würde wieder zurückkommen, denn hier war ihr Zuhause jetzt; alles andere war ein abgeschlossenes Kapitel.
Ein Paradies war es nicht. Vor einigen Wochen hatte es begonnen, zu brennen, riesige Landflächen wurden ein Raub der Flammen. Sogar auf Tasmanien brannten ganze Ortschaften ab. Aber niemand war dabei ums Leben gekommen; Häuser konnten wieder aufgebaut werden; zerstörte Leben nicht. Auch für sie galt dies, auch sie hatte ihr Leben gerettet, hatte hier ein neues Haus aufbauen können, und sie hatte es sich angewöhnt, der Stimme zu antworten, auch wenn es jeden Abend vor dem Schlafengehen nur ein kurzes Danke für diesen Tag war.

Es war Abend geworden. Man hatte einen wunderschönen Sommertag zusammen verbracht; jetzt hatten alle ein wenig mit sich selber zu tun. Monika überlegte, was sie noch tun könnte, aber sie hatte alles gepackt, was sie mitnehmen wollte; viel war es eh nicht. Morgen in aller Herrgottsfrühe würde ihr Vater sie zum Flughafen nach Adelaide bringen, dann folgte ein ewig langer Rückflug ins kalte München.
Sie würde nicht dort bleiben. Ihr Vater hatte sie gefragt, ob sie gern in Australien bleiben möchte, und sie hatte ohne zu zögern mit ja geantwortet. Woraufhin George sich an die Behörden gewandt hatte, Erkundigungen einzuziehen. Family reunification, Familienzusammenführung, war das Zauberwort. Es würde auf sie viel Papierarbeit zukommen, es würde seine Zeit dauern, auf jeden Fall müsste sie erst einmal wieder in die Heimat fliegen, und dort dann ihre Anträge bei der Australischen Botschaft stellen. Man war sich sicher, dass sie eine positive Antwort bekommen würde.

Die Dämmerung war hereingebrochen. Monika hatte sich ins Wohnzimmer zurückgezogen. Draußen schrie wieder der Lachende Hans. Langsam ließ sie ihre Hände über das ungeordnete Bücherregal ihres Vaters schweifen. Oft genug hatte sie hier das eine oder andere Buch gefunden, auch jetzt zog sie eins hervor, aber sie hatte nicht mehr die Muße, es aufzuschlagen, sondern schob es sogleich zurück ins Regal.

Nanu? Es ließ sich nicht ganz hineinschieben; irgendetwas war im Weg. Sie bückte sich, drückte die angrenzenden Bücher zur Seite und fasste mit der Hand in das entstehende Loch. Und zog ein kleines Taschenbuch hervor.
Es war ein dünnes Buch der dtv-Reihe, dem man sein Alter bereits ansehen konnte. Das Titelbild, im Kritzelstil der 60er Jahre, zeigte die Köpfe sieben älterer Herren, die an einem Tisch saßen; vor sich eine Kiste mit Zigarren, eine Flasche mit mehreren Gläsern und einen sehr großen Topf mit einer rötlichen Flüssigkeit, in welche es von einem undefinierbaren Klumpen über dem Gefäß langsam hineintropfte.
Monika schmunzelte, als sie den Titel las; ja, die Geschichte war ihr bestens bekannt. Sie schlug das Buch auf und las die Widmung, die jemand für ihren Vater hineingeschrieben hatte: ´Für meinen Schorsch, in inniger Liebe, für immer Dein!´ Darunter befand sich ein stilisiertes Herzchen, in dessen Inneres die schnörkeligen Buchstaben G&G geschrieben waren.

G&G? Sie überlegte. George und.... Ihre Mutter hieß Pia. Ihre Mutter konnte es nicht sein. Sie erinnerte sich an die Tage nach Ostern, als sie mit malädiertem Hinterteil im Krankenhaus gelegen und Besuch von Agnes, der lieben Nachbarin, bekommen hatte. Was hatte diese gesagt? "Ja, sie hatte ihn ja immer bayrisch Schorsch genannt. Sie hatten sich als Nachbarn kennen gelernt, hatten oft hinten zusammen am Zaun gestanden."
Annegret? Richtig, sie wollte ja immer Gretl genannt werden! Also George und Gretl, G&G!
Und sie erinnerte sich auch daran, dass Agnes gemeint hatte, sie selber sei letztendlich Schuld daran, dass diese Liebe in die Brüche gegangen war, wenn auch auf Umwegen. Liebe?? Es lief ihr kalt den Rücken runter, als sie erkannte, was in Wahrheit falsch gelaufen war. Noch einmal las sie die kurze Widmung: mein... dein. Dieser fatale Besitzanspruch! Hatte es etwas mit Liebe zu tun, wenn man einen anderen Menschen derart besitzen wollte? Sicherlich nicht. Aber hatte nicht sie selber, vor wenigen Stunden erst, noch ähnlich gedacht? Niemand sollte ihr in die Quere kommen, ihr Liebesglück mit James zerstören! Wahrscheinlich hatte Annegret aus dem gleichen, niederen Beweggrund heraus gehandelt, als sie, das Kind, ihr in die Quere gekommen war.
Monika atmete tief durch. Manchmal musste man die halbe Welt umrunden um die verborgenen Falltüren des Lebens aufzudecken! Nein, sie würde anders handeln, würde niemals einen anderen Menschen besitzen wollen, sie wollte nicht, dass ihre neugewonnene Liebe einen anderen Menschen zerstörte.

Sie blätterte das dünne Büchlein im Schnellgang durch, las dann noch einmal, weil sie sich nicht richtig erinnerte, den Schluss der Geschichte. Oh ja, das stimmte, was Heinrich Spoerl hier geschrieben hatte, alles stimmte und ließ sich problemlos auch auf ihr Leben, ihre Geschichte übertragen, man brauchte nur das Wort Feuerzangenbowle mit Keuschheitsgürtel auszutauschen, dann stimmte es haargenau.


Monika stellte das Taschenbuch zurück ins Regal. Draußen war es dunkel geworden. Sie ging hinaus, betrachtete zum vorerst letzten Mal den prächtigen Sternenhimmel. Schritte näherten sich; ihr Vater kam und stellte sich hinter sie, legte seine Arme schützend um ihren Körper.
Monika kämpfte gegen Bilder an, die sie nicht loslassen wollten. ´Du wirst mir heut die Treppe wischen!´, und ´...den Knebel nehme ich dir ab, wenn du deine Arbeit verrichtet hast!´ Jener Abend, als sie bei Klaus´ Großmutter noch hatte saubermachen müssen. Das kleine Kabuff oben auf dem Dachboden hatte sie dabei entdeckt, hatte anhand der vielen Bilder besser verstanden, was in Klaus vorging. Und hatte da oben nicht auch ein astronomisches Fernrohr gestanden?

"Du hast sie geliebt?" Es war aus ihr herausgebrochen, obwohl sie eigentlich nicht fragen wollte.

"Ja, ich habe sie geliebt." Sein Griff wurde etwas fester. Seltsamerweise fragte er aber nicht, wen Monika meinte. "Ja, Moni, ich habe sie geliebt. Ist es nicht das Beste, was ein Mensch tun kann? Einen anderen Menschen zu lieben?"

Sie spürte, dass er den Kopf zurückbog.

"Siehst du da oben die vier hellen Sterne, die dicht zusammenstehen, ein etwas schwächerer ist noch dazwischen? Das ist das Kreuz des Südens. Das kleinste Sternbild am gesamten Himmel. Ist es wirklich ein Kreuz? Natürlich nicht. Sie sind alle ganz unterschiedlich weit von uns entfernt, der ganz oben ist von den vieren mit 220 Lichtjahren am nächsten, der ganz rechts mit 590 Lichtjahren am weitesten. Nur wir können sie als Kreuz wahrnehmen, nur wir Menschen. Seefahrern hat es lange den Weg gewiesen, denn es gibt hier unten, am südlichen Himmel, keinen Polarstern. Aber es ist nicht ganz einfach, man muss die mittlere Achse nehmen und mehrmals verlängern, dann hat man genau Süden. Und direkt unter dem Kreuz...", er lachte, "direkt darunter ist ein weiteres kleines Sternbild, Musca, die Maus. Sie knabbert beständig am Kreuz..." Sein Lachen wurde lauter. Er drückte sie an sich, fester jetzt. "Danke, dass du gekommen bist! Danke danke danke!!!"


Epilog

Es war kalter, eisiger Winter, als Monika wieder in München landete. Eine ungewisse Zeit lag vor ihr, auch wenn sie die weiteren Schritte mit ihrem Vater bereits gut besprochen hatte.
Monika wohnte wieder daheim, bei ihrer Mutter, die sich freute, sie nach so vielen Monaten gesund wiederzusehen. Pia zeigte Interesse für all das, was in Australien geschehen war, blockierte aber jegliches Gespräch über die traurigen Vorgänge in München während Monikas Abwesenheit. Auch machte die Mutter keinerlei Versuch, sich der Tochter gegenüber in irgendeiner Weise wieder so dominant zu verhalten, wie es vor ihrer Abreise geschehen war.

Gleich an einem der ersten Abende suchte Monika das kleine Haus auf, in welchem Klaus, bzw. Barbara, seit einem kanppen Jahr wohnte. Vielleicht würde Klaus/Barbara ja endlich etwas Licht in Danielas traurigen Tod bringen können? Aber nicht Klaus öffnete ihr die Tür, sondern Sofie, ihre ehemalige Komilitonin, die ihrerseits erst vor wenigen Tagen von ihrem Auslandsjahr in den USA wieder nach Hause gekommen war. Ja, die Vermieterin hatte ihr von Barbara, jener netten jungen Frau, erzählt, und sie selber hatte sogar einen großen Pralinenkasten und einen netten Brief vorgefunden, aber mehr wisse sie auch nicht. Monika bat darum den Brief einmal lesen zu dürfen, aber es war eigentlich nur eine nette Grußkarte, Barbara schrieb, sie dankte für die schöne Zeit in Sofies gemütlicher Dachwohnung, aber sie wolle jetzt für eine längere Zeit München verlassen. Sofie fügte hinzu, sie habe die Wohnung aufgeräumt und sehr sauber vorgefunden, nur über einen kleinen Schlüssel, den sie zufällig unter einem Blumentopf gefunden habe, hätte sie sich gewundert. Ob Monika eventuell etwas damit anfangen könne? Monika nahm den Schlüssel an sich und versprach, ihn Klaus, äh, Barbara zu geben, sollte sie sie bei Gelegenheit wiedertreffen.

Es blieb der Gang, der ihr am schwersten fallen wollte. Hinüber zu Agnes, Danielas Tante. Auch ihre Mutter hatte seit Wochen keinen Kontakt mehr zu ihrer langjährigen Freundin gehabt, der Tod eines Menschen kann selbst alte Freundschaften auseinanderreißen. Auch von Claudia hatte sie in ihrer ersten Woche noch nichts gehört, was aber an ihr selber liegen mochte, denn sie war in den letzten Wochen nicht mehr dazu gekommen, ihrer Freundin von all dem Guten in Australien zu berichten, geschweige denn von ihrer baldigen Heimreise nach München.

Agnes öffnete ihr, nachdem sie lange geklingelt hatte. Sie sah alt und grau aus, starrte Monika einen entsetzlich langen Moment an, als könne sie sich nicht erinnern, diese braungebrannte, strahlende junge Frau jemals gesehen zu haben, dann aber breitete sie ihre Arme aus und zog sie an sich.
Agnes freute sich sehr über den Besuch, insbesondere als sie hörte, wie gut es Monika in Australien gegangen war, ging diese Reise doch in erster Linie auf ihren eigenen Vorschlag zurück, Monika solle einmal ihren Vater aufsuchen.
Viel Neues konnte leider auch Agnes Jensen nicht zum Tode ihrer Nichte beitragen. Monika erkundigte sich nach dem Stand der polizeilichen Ermittlungen, bekam aber nur ein Schulterzucken als Antwort, nichts Genaues wisse man nicht. Die Polizei habe Zeugen befragt, habe das persönliche Umfeld von Daniela erkundet, man fahnde immer noch nach einem Mädchen namens Barbara, sei aber wohl nicht richtig weitergekommen. Inzwischen aber sei man davon überzeugt, dass es sich wohl um einen tragischen Unfall handele, wenn auch ein höchst seltsamer. Man würde dranbleiben, wolle den Fall so schnell wie möglich aufklären, aber das sei keine Garantie dafür, dass es auch wirklich schnell gelänge. Danielas Leiche sei nach Köln überführt worden, der Familie ginge es noch schlechter, als ihr selber.
"Und Claudia?", wollte Monika wissen. Claudia habe es sehr schwer getroffen, berichtete Agnes. Gleich nach Neujahr habe sie sich auf den Weg nach Indien gemacht, zu irgendeinem Guru, irgendso einem Ashram, oder wie das heißt, sie wisse schon, Räucherstäbchen von morgens bis abends und immer wieder om mani padme hum und Schellenklang...
Dann berichtete Agnes, dass sie Anfang des Jahres Annegret, die Großmutter von Klaus, im Pflegeheim besucht hätte. Monika war bereits aufgefallen, dass es im Nachbarhaus, auf der anderen Gartenseite, immer dunkel blieb, hatte sich aber keinen Reim darauf machen können. Ja, so berichtete Agnes, Annegret habe noch vor dem ersten Advent einen Schlaganfall erlitten, man habe die alte Frau sofort in ein Pflegeheim eingewiesen. Es ginge ihr jetzt wieder so halbwegs, aber an eine Rückkehr ins eigene Haus sei wohl nicht mehr zu denken. Insbesondere jetzt, wo auch Klaus nicht mehr da war. Annegret habe ihr gesagt, der Bub sei mit einer Freundin namens Andrea nach Italien gefahren, wahrscheinlich wolle er etwas näher bei der Mutter sein, aber genau wisse sie das auch nicht. Monika hätte beinahe ihren Wein verschüttet, als sie das hörte. Das waren ja mal interessante Nachrichten! Aber sie ließ sich nichts anmerken; Klaus, oder Barbara, war ein abgeschlossenes Kapitel für sie.

Es war klar, dass Monika in den kommenden Wochen nicht in München bleiben konnte, oder wollte. Durch Vermittlung ihres Vaters bekam sie einen Job bei einem fränkischen Weingut. Auch wenn es zu Beginn noch nicht unbedingt die Jahreszeit für den Weinbau war, so bekam sie hier dennoch einen hervorragenden Einstieg in die Kunst, nein, nicht Wasser zu Wein, aber immerhin Rebsaft zu Wein werden zu lassen. Und es gab immer etwas zu tun. Bald schon begann die Zeit, wo im Weinberg gearbeitet werden musste, eine Arbeit, die ihr leicht von der Hand ging und ihr gut gefiel.
So vergingen die Monate fast wie im Fluge. Immer wieder besuchte sie ihre Mutter in München, das Verhältnis war, wenn auch nicht gerade perfekt, so doch ohne weitere Spannungen; allein, eine gewisse Distanz blieb.
Ende des Sommers erhielt Monika Bescheid von der australischen Botschaft, dass ihr Antrag auf Familienzusammenführung angenommen sei und sie nun ihren Wohnsitz nach Australien verlegen dürfe. Sie erlebte noch schöne Spätsommertage am Main, arbeitete bei der Weinlese mit und verabschiedete sich dann von ihrem Arbeitgeber, bei dem sie so vieles gelernt hatte, was ihr für ihr zukünftiges Leben nützlich sein würde.

Doch bevor sie endgültig München und damit die Heimat verließ, machte sie noch einen Abstecher nach Köln, wo sie Danielas Grab aufsuchte. Sie hatte niemandem von diesem Besuch erzählt, stand nun da und rang nach Worten, Worten, die tief in ihr steckten, aber einfach nicht hervorkommen wollten. Aus ihrer Tasche entnahm sie einen roten Sandstein, den sie aus Australien mitgebracht hatte, drückte diesen Stein in stummer Geste gegen ihre Lippen, legte ihn dann auf das Grab ihrer Freundin.

Zurück in München drängte es sie am Abend vor ihrer Abreise noch ein letztes Mal hinüber zur Nachbarin. Auch Agnes ging es ganz offensichtlich wieder besser; der Mensch lernt es, sich mit Schicksalsschlägen abzufinden. Sie berichtete von ihrer Zeit am Main, sah aber keinen Anlass, von ihrem Besuch an Danielas Grab zu sprechen.
Aber sie spürte, dass ihr eine ganz andere Frage auf der Seele lag. Etwas, wovon sie bisher niemandem berichtet hatte. Agnes war womöglich die Einzige, die ihr eine Antwort geben konnte.
Die beiden Frauen, jung und alt, saßen bei einem gemütlichen Schoppen Wein beisammen. Monika berichtete davon, wie es gewesen war, als sie vor einem Dreivierteljahr sich mit dem Fahrrad von Adelaide aus auf den Weg zu ihrem Vater gemacht hatte. Es war das erste Mal, dass sie davon erzählte, bisher hatte sich niemand dafür interessiert.
"Ich wäre fast wieder umgekehrt, nur wenige Meter vor dem Ziel. Plötzlich konnte ich einfach nicht mehr, es gab kein vor und kein zurück..." Sie legte eine Pause ein, kam auch in ihrer Erzählung nicht vorwärts.

Agnes legte ihre Hand auf Monikas Hand. "Aber dann bist du doch weitergefahren, oder? Wie hast du es geschafft, Moni?"

Daniela blickte auf, sah ihr direkt in die Augen. "Ich habe eine Stimme gehört...."

Agnes entgegnete dem Blick, lächelte sie liebevoll an.

"Eine Stimme, Agnes. Laut und deutlich. Auf Deutsch. Ich bin der Rebstock!, hatte diese Stimme gesagt. Dann...." Sie kam nicht weiter. Tränen quollen ihr aus den Augen.

"...dann war alles anders, nicht wahr?", nahm Agnes den Satz wieder auf.

Monika nickte nur. "Agnes, war das ... war das ´Gott´? Oder wenigstens Jesus"

Agnes antwortete nicht. Sie lächelte sie weiter liebevoll an, aber es war ein ernsthaftes Lächeln jetzt. "Ach mein Kind... Nein, weißt du, diese Frage kann ich dir nicht beantworten. Niemand kann das. Ich weiß nur, dass du nicht ´wenigstens Jesus´ sagen kannst."

Monika verstand es nicht sofort. Sie gab sich nicht zufrieden mit der Antwort. "Agnes, können wir ... Gott erkennen?"

Agnes schüttelte den Kopf. Ihr Züge wurden ernster. "Ich habe mein ganzes Leben darüber nachgedacht, Moni. Nein, ich glaube es nicht. Nur Gott selber kann das, nur er weiß, wer er ist, was er ist, wo er ist, wie er ist und wann er ist. Und sollte es oben im Himmel von Engeln nur so wimmeln, auch sie könnten Gott nicht in ganzer Größe erkennen." Sie blickte hinüber zu Monika, die plötzlich einen traurigen Gesichtsausdruck angenommen hatte. "Sei nicht traurig, Moni. Es obliegt uns nicht, die Frage nach Gott zu stellen. Es gibt etwas ganz anderes, das wir erkennen können, und das ist wichtiger und besser, als alles andere."

Monika schaute sie fragend an.

"Uns selbst, Monika. Wir können nur uns selbst erkennen, wer wir sind, wie wir sind, und warum wir so sind, wie wir sind. Du hast einen wichtigen Schritt gemacht, aber, glaube mir, du bist noch lange nicht am Ende des Weges angekommen! Halte fest an dem, was du erkannt hast, aber hinterfrage es ständig. Zögere nicht, Schritte hinein in neues, unbekanntes Terrain zu machen. Aber vergiss eines nicht...", ihr Mund wurde immer breiter, sie begann leise zu lachen, "gehe nie mit den Händen in der Hosentasche! Halte sie immer so, dass andere dich auffangen können, wenn du stolperst, denn der Weg ist lang und uneben und früher oder später kommt jeder von uns ins Stolpern! Ja, versprichst du mir das??"

Monika stand auf und zog die gute Nachbarin an sich. Ja, das versprach sie, denn es konnte ja auch sein, dass sie selber andere würde auffangen müssen! Andere, die genauso wie sie durchs Leben stolperten, auf der ewigen Suche nach Liebe und Wahrheit...


:´´(
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maximilian24
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  RE: Agonie (Fortsetzung von "Frust") Datum:21.05.13 21:34 IP: gespeichert Moderator melden


Liebe Daniela!
Jetzt, wo wir am Ende der Trilogie stehen, jetzt kann ich Dir nur danken. Es war großartig, wie Du uns über drei Winter hindurch mit der besten Story die ich je im Netz gelesen habe, verwöhnt hast!
Euer Maximilian

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  RE: Agonie (Fortsetzung von "Frust") Datum:23.05.13 01:09 IP: gespeichert Moderator melden


Danke für diese super Story.

Ich habe mir mal die Mühe gemacht, und festgestellt, das die ganze Story ÜBER 125000 Wörter enthält.

Das ist also schon keine Story mehr sondern schon ein Roman bzw. ein größeres Taschenbuch mit fast 300 Seiten.

Wenn man jetzt noch bedenkt wie lange Du an diesem Werk gesessen bist, biss das Konzept auch veröffentlicht werden konnte!!!

Nur schade das wir jetzt nicht mehr erfahren, wie es mit der Kommissarin Ingeborg Wimmer weitergeht.

Liebe Daniela 20 zum schluss nochmals meinen herzlichen DANK.

-----
Gruß vom Zwerglein


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  RE: Agonie (Fortsetzung von "Frust") Datum:23.05.13 21:28 IP: gespeichert Moderator melden


Liebe Daniela,

ein sehr starker und tiefgründiger Abschluß, den Du hier lieferst. Jetzt weiß ich gar nicht mehr, worauf ich mich die kommenden Sonntag-Abende freuen soll.

Wie im wahren Leben gibt es einiges, was ungeklärt bleibt - und das Leben geht weiter, zumindest für die, die überlebt haben. Aber vielleicht setzt Du ja noch einen drauf, und machst eine Quadrilogie aus dieser Geschichte - ich würde mich freuen.

Auf jeden Fall meinen herzlichsten Dank für so viele unterhaltsame und auch inspirierende Stunden, die ich mit Deiner Geschichte verbringen durfte.

Dir alles herzlich Gute, und keusche Grüße
Keuschling
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maximilian24
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  RE: Agonie (Fortsetzung von "Frust") Datum:29.05.13 22:12 IP: gespeichert Moderator melden


Liebe Daniela!
Ich bin überzeugt, dass Du gar nicht abschätzen kannst, wie oft ich (und sicherlich viele Deiner Leser) immer wieder an Deinen Roman zurück denken müssen. Selten ein Text, der so vielfältige Interessen berührt.
Heute zum Beispiel habe ich mich spontan an jene Schwester Hildegard in Köln erinnert. Sie wurde ja förmlich infisziert, wie sie sich da als Chefin der Messdienerinnen entwickelt hat. Ich frage mich, wie sie vom weiteren Schicksal Danielas berührt wurde? Was muss passieren, dass man auf so einem Weg umkehrt? Oder konnte sie gar nicht umkehren? Gute Vorsätze?

Euer Maximilian, der jedem Leser empfiehlt, die ganze Trilogie durch zu lesen.


[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von maximilian24 am 29.05.13 um 22:14 geändert
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Toree
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  RE: Agonie (Fortsetzung von "Frust") Datum:01.06.13 00:43 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Daniela,
erst einmal Danke für diese tolle Geschichte.
Leider bleiben viele Fragen ungeklärt, wie schon die Schreiben vor mir feststellen mussten.
1. Was geschied mit Frau Wimmer am Heiligenabend?
- Der Fall scheint ja nicht bis dahin aufgeklärt zusein.
- Und wie geht es mit den zwei weiter?
2. Bei Klaus / Babara wurde eine Hausdurchsuchung gemacht.
- Was war der Grund? (Oder habe ich da was überlesen)
3. Wenn schon nicht für die Kriminalisten, hättest du doch uns lesern mitteilen können, wer die Täterin war, und woran war Daniela schuld

Viele offene Fragen, die du Beantworten könntest. Vielleicht in der Geschichte Agonie II
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Daniela 20
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  RE: Agonie (Fortsetzung von "Frust") Datum:15.06.13 17:36 IP: gespeichert Moderator melden


Liebe Leser!

Dies ist keine Fortsetzung der Geschichte. Ich möchte nur meine drei Teile der München-Trilogie ein wenig zusammenführen.
Mir geht es gut. Ich wünsche allen Lesern weiterhin gute Spannung beim Lesen meiner Geschichte!

Eure Daniela 20
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  RE: Agonie (Fortsetzung von "Frust") Datum:22.12.14 17:14 IP: gespeichert Moderator melden


Liebe Leser meiner langen Geschichten!

Nein, leider gibt es immer noch keine richtige Fortsetzung! Ich muss gestehen, es gibt einen Anfang von Teil 4 unter dem Titel "Schuld", aber ich hänge seit Jahren fest, finde nicht mehr die Ruhe und den inneren Drang zum Schreiben. Obwohl ich durchaus spüre, dass es da noch etwas gibt, was ich gern loswerden möchte.

So möchte ich nun wenigstens meine drei Teile hier wieder einmal zusammenfügen. Es kann sein, dass es immer noch Leser, neue wie alte, gibt, die noch nicht alles gelesen haben.

Euch allen wünsche ich von Herzen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr 2015!

Eure Daniela 20
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  RE: Agonie (Fortsetzung von "Frust") Datum:23.12.14 09:35 IP: gespeichert Moderator melden


Dir auch ein schönes Weihnachstsfest und guten Rutsch
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  RE: Agonie (Fortsetzung von "Frust") Datum:01.03.16 15:43 IP: gespeichert Moderator melden


Ich möchte meine drei Geschichten wieder nach vorne bringen. Ein letzter Teil ist in Vorbereitung, man wird ihn besser verstehen können, wenn man die ganze Geschichte kennt. Näheres lese man bitte unter der Rubrik Diskussion über Stories: München-Trilogie. Daniela 20
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  RE: Agonie (Fortsetzung von "Frust") Datum:23.10.16 18:38 IP: gespeichert Moderator melden


Bald geht es los mit Teil 4!!
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  RE: Agonie (Fortsetzung von "Frust") Datum:13.11.17 13:39 IP: gespeichert Moderator melden


13.11.2017

Liebe Leser! In wenigen Wochen werde ich hier im Forum den fünften und

abschließenden 'Band' meiner München-Trilogie vorstellen - was diese somit zu einer

Pentalogie macht.

Wie immer wird es den Winter hindurch jeden Sonntagabend um 22 Uhr ein neues

Kapitel geben. Meine Begründung für diesen Termin ist einfach: Macht Euch erst ein

schönes Wochenende! Kümmert Euch um Familie und Freunde, gern auch etwas um

ein gemütliches Zuhause. Und zum Schluss dann gibt es von mir ein wenig zur

'geistigen Erbauung'.... hihi.

Teil 5 unter dem Titel "Versöhnung" setzt, zum besseren Verständnis, die Kenntnis der

ersten vier Teile voraus. (Zuspätgekommene werden bei mir nicht vom Leben bestraft!)

Klar, lesen kann man den neuen Teil auch ohne Vorkenntnis, aber besser ist es schon,

wenn man weiß, warum alles so kommt, wie es kommen musste.

Um es dem Leser einfacher zu machen, möchte ich nun hier die Teile "Herbstferien"

(1.Teil), "Frust" (2.Teil), "Agonie" (3.Teil) und "Schuld" (4.Teil) ein wenig nach vorne

bringen.

Wenn Ihr Meinungen oder Kritik habt, schreibt sie bitte nicht hier, sondern in der

Rubrik 'Diskussion über Stories', unter der Überschrift 'München-Trilogie'!

Herzlichen Dank und bis bald!

Eure Daniela 20
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