Autor |
Eintrag |
Stamm-Gast
Erlangen
Warum nur wollen immer alle frei sein!
Beiträge: 200
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:13.12.21 19:49 IP: gespeichert
|
|
Vielleicht hatte Gangolf erwartet, daß Magda ihm gleich freudestrahlend von der Befreiung von der Fußfessel berichtet; weil sie aber nichts darüber sagte, könnte Gangolf meinen, es wäre schief gelaufen, und um die Traurigkeit einer Enttäuschung zu umgehen, fragt er lieber nicht nach.
Magda hingegen hatte wahrscheinlich angenommen, er wüßte es längst; sie zeigt ihre Dankbarkeit nicht in einem Redeschwall, sondern in der liebenden Zuneigung zu ihm - so entstehen Mißverständnisse! Für Gangolf bleibt es jedenfalls spannend, wie es weitergehen wird - und vielleicht nicht nur für ihn...
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von M A G N U S am 13.12.21 um 19:54 geändert
|
|
Stamm-Gast
Erlangen
Warum nur wollen immer alle frei sein!
Beiträge: 200
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:17.12.21 22:09 IP: gespeichert
|
|
32
Martina war alles andere als begeistert, als sie davon erfuhr, daß Gangolf bei Magda Unterschlupf finden sollte für die Zeit, da er sein gebrochenes Bein schonen mußte. Ihr Ärger galt weniger der Tatsache als solche, sondern vielmehr dem Umstand, nicht vorab gefragt worden zu sein, ob sie mit dieser Lösung einverstanden wäre. Sie machte Magda diesbezüglich schwere Vorhaltungen, bis sich schließlich Gangolf einmischte:
- "Stop, es lag an mir, ich bin schuld, ich hab' mich bei der Magda eingeladen und sie war so nett, mich aufzunehmen. Aber ich will euere Beziehung nicht stören."
Sie sind übereingekommen, daß Magda schon allein deshalb, da sie kein zweites Bett hatte, die Nacht über bei Martina verbringen würde. Obwohl sie sich dank des Senders, der anstelle der Fußfessel die Signale an die Überwachungsstelle funkte, jetzt überall hin frei bewegen konnte, wollte sie am Tag erst einmal weiterhin in ihrer Wohnung bleiben und im Nahbereich ihre Einkäufe tätigen, denn es könnte immerhin doch noch sein, daß die Leute in der Überwachungsstelle etwas bemerkt haben könnten und Wachtmeister Brause plötzlich wieder vor der Tür stünde. In diesem Fall könnte Magda eine zutiefst bedauerliche Miene aufsetzen, daß sie vergessen habe, das Ding aufzuladen.
Eigentlich wollte Martina Magda richtig hart bestrafen, doch sie besann sich und nahm sich vor, den sadistischen Akt erst am Abend bei ihr zuhause auszuleben. Durch das Erlebnis mit Joe und Kalle ist sie wieder auf den Geschmack gekommen, wie lustvoll es sein kann, ein echtes Teil im Leib zu verspüren. Sie nahm sich vor, Gangolfs Bettlegrichkeit auszunutzen, um mit einer speziellen Stellung seinen Lustzapfen zu empfangen.
Martina entblößte sich und stellte sich vor Gangolfs Bett. Dieser blickte auf die große Schönheit und es fiel ihm sofort auf:
- "Du hast heute ja gar keinen Keuschheitsgürtel um".
- "Weißt du auch, warum ich ihn abgelegt habe?"
Gangolf ahnte es, er wurde in seiner Gefühlswelt hin- und hergerissen. Einerseits fühlte er sich augenblicklich Magda viel näher verbunden und bedauerte, daß diese im Gürtel eingeschlossen gehalten wurde, andererseits konnte er seine Erregung nicht leugnen, als Martina mit ihrer ganzen Pracht vor ihm stand: Lange gewellte Haare, einen wohlgeformten Körper, dezent lackierte Fingernägel.
Als Martina merkte, daß Gangolf bereits vom Anblick ihrer nackten Schönheit geil wurde, zog sie einen Stuhl heran, setzte sich auf die vordere Hälfte der Sitzfläche, spreizte die Beine und befahl Magda, sie zu verwöhnen. Prompt eilte diese heran, kniete sich zwischen Martinas Oberschenkel und liebkoste ihre Schamlippen mit ihrem Mund; bald strich sie vorsichtig mit ihrer Zunge darüber, bald saugte sie diese leicht ein, bald massierte sie die Schamlippen mit ihren Mundlippen.
Nach einigen Minuten hatte Martina genug, sie drückte Magda weg und erhob sich. Sie holte Gangolfs Penis hervor und stülpte ihm ein Kondom über. Wie ein dicker schwarzer Finger ragte er aus Gangolfs flach daliegendem Körper; mit gekonntem Schwung stieg Martina mit einem Bein über ihn hinweg, plazierte ihre Füße an seine Seite, ähnlich wie es am Vormittag Magda getan hatte, mit dem Unterschied, daß sie sich nicht auf seinen Bauch niederließ, sondern weiter unterhalb im Stand kreisende Bewegungen durchführte, bis ihr Eingang auf Gangolfs gummierte Spitze traf.
Vorgefeuchtet durch Magdas Behandlung flutschte Gangolfs Teil wie von selbst hinein; Martina wippte in ihrer hockenden Stellung leicht auf und ab, stets darauf bedacht, es nicht herausspringen zu lassen. Als es soweit war, sank sie erschöpft nieder, was Gangolf einen gedehnten Seufzer ausstoßen ließ. Nach einiger Zeit erhob sie sich, sein Zapfen rutschte heraus, sie hob ihr Bein zurück und legte sich etwas gekrümmt an Gangolfs Seite. Dieser drehte sich, soweit sein krankes Bein es zuließ, an sie heran und drückte sie mit einem Arm an sich. Sein wertestes Teil befreite er von der Gummihülle und drückte es in Martinas Pofalte.
Beiden überkam ein kurzer wohliger Schlaf. Magda schlich in die Küche davon. Nach einigen Minuten erwachte Martina, stand auf und zog sich an. Dann forderte sie Magda auf, die Klemmstangen aus dem Winkel hinter dem Schrank hervorzuholen. Diese Stangen waren dafür gemacht, eine Kinderschaukel in einem Türrahmen aufzuhängen. Sie waren geteilt und über ein großes Gewinde miteinander verbunden. An den Enden der Stangen befanden sich tellerförmige Flansche, durch das Auseinanderdrehen der unterteilten Stangen konnten diese in die Türzargen gedrückt werden.
Martina brauchte diese Stangen natürlich nicht, um daran eine Kinderschaukel aufzuhängen.
- "Nimm' sie mit", forderte sie Magda auf, "die nehmen wir heute zu mir, da können wir sie auch gut gebrauchen, Gangolf wird sie nicht vermissen."
Gangolf schaute verwundert den beiden Frauen nach, als diese zunächst wortlos zur Wohnung hinausgingen. Magda drehte sich unter der Tür zu ihm um, lächelte ihn zum Abschied an und sagte:
- "Also bis morgen früh wieder, schlaf' gut."
Martina hingegen murmelte nur ein "Ciao" und drängte Magda hinaus.
Gangolf zog sich sein Laptop heran und tippte ihm Suchfeld des Internet-Browsers "Keuschheitsgürtel" ein. Er war baßerstaunt, was es da alles zu sehen und zu lesen gab. Dieses Thema hatte offensichtlich seinen Nimbus ebenso eingebüßt wie jenes der Handschellen. Er stieß sogar auf ein Forum, auf welchem sich Interessierte über Erfahrungen mit den verschiedenen Modellen austauschten. Dann entdeckte er dort eine Sparte, wo Mitglieder Geschichten schrieben, welche Keuschheitsgürtel und andere SM-Spielzeuge zum Inhalt hatten.
Stunde um Stunde verrann, als Gangolf schließlich auf eine ganz besondere Fantasiegeschichte stieß, welche beschrieb, wie Sklavinnen auf die Ruderbänke einer Galeere gefesselt sind und unbarmherzig ausgepeitscht werden. Das besondere daran war, daß diese Frauen als zusätzliche Qual ununterbrochen Keuschheitsgürtel tragen mußten, die nicht mehr geöffnet werden konnten.
In unregelmäßigen Abständen von zwei bis vier Wochen veröffentlichte der Amateurschreiber eine Fortsetzung, ergreifend ließ er die Leser in die Gefühlswelt der Frauen eintauchen, sowohl in jene der Sklavinnen, als auch der Aufseherinnen. Aufgrund des Schreibstils und der profunden Sachkenntnis vermutete Gangolf den Autor als österreichischen Sanitätsoffizier.
Am nächsten Morgen kam Magda mit einer großen Einkaufstüte in die Stube herein. Außer den frischen Semmeln hatte sie rohen und gekochten Schinken gekauft. Bevor sie das Frühstück bereitete, kniete sie vor das Bett und liebkoste Gangolf. Aus ihren Augen drückten sich ein paar Tränen.
- „Was hat die Martina mit dir nur wieder gemacht?“, erkundigte sich Gangolf besorgt.
- „Ach nichts“, wollte Magda die ehrliche Antwort vermeiden, „jetzt frühstücken wir erst einmal was.“
Gangolf nickte und erhob sich mühsam aus der Liegestatt, während Magda bereits hurtig in die Küche verschwunden war. Sie bereitete wieder ein köstliches Frühstück vor, doch kam sie nicht umhin, sich in der Küche auf einen Hocker niederzulassen, um ihr Gesicht leise schluchzend in die Hände zu vergraben, die Ellenbogen auf die Knie gestützt.
Wortlos begannen Magda und Gangolf zu frühstücken, er wollte ihr erst einmal ein paar Bissen gönnen und auch Schlucke des starken Kaffees, bevor er nachbohrte:`
- „Also was ist jetzt, willst du mir nicht sagen, warum du so traurig schaust?“
Magda schob ihren Teller beiseite, ergriff mit beiden Händen jene von Gangolf und drückte ihr Gesicht auf ihre Unterarme. Sofort schossen ihr die Tränen aus den Augen, Gangolf blieb nichts weiter übrig, als abzuwarten. Als sie sich wieder beruhigte und ihren Kopf empor hob, sah sie ihn mit verheultem Gesicht an und stammelte mit sich überschlagender Stimme:
- „Weißt du, ich diene gerne und mach’ alles, damit es die Menschen lieb haben und gut haben und schön, aber ich möcht’ nicht immer so arg bestraft werden, wenn ich was falsch gemacht habe oder nicht so ganz richtig und so, ach Gangi.“
Wieder kamen ihr einige Tränen, die sie mit dem Taschentuch wegwischte.
- „Laß’ doch einmal sehen“, entgegnete Gangolf, stand auf, humpelte zu ihr hinüber, indem er sich mit den Händen auf der Tischfläche abstütze. Er erfaßte ihr T-Shirt, das er mit einem Ruck hinter der Stuhllehne hervorzog bis zu ihren Schultern hinauf. Magda ließ ihn widerstandslos gewähren; was er auf ihrem Rücken erblickte, ließ ihn erschaudern: Zahlreiche Striemen zeichneten sich kreuz und quer auf ihrer blassen Haut ab.
- „Sie ist so hart“, sprach Magda nun gefaßt weiter, während Gangolf vorsichtig ihr Hemdchen über den mißhandelten Rücken zurückstreifte. Magda fuhr fort:
- „Vielleicht wäre es besser, deine Freunde hätten den Sender da gar nicht aufgestellt, dann könnte mich die Herrin nicht zu sich nehmen, aber das war es, was sie immer wollte und jetzt hat sie die Möglichkeit.“
Gangolf sah sie schweigend an. Er wußte nicht, was er sagen sollte, erstarrt vom Entsetzen. Beide tranken vom Kaffee und setzen ihr Frühstück fort. Nach einer Weile sagte Magda:
- „Weißt du, wie gemein das war, als sie den Sender aufgestellt hatten, da sind die vier alle gegangen dann und haben einfach das Licht ausgemacht und dann traute ich mich schnell noch zu rufen, sie sollen mich doch losbinden.“
- „Äh – nein, wieso losbinden und was war da alles, ich konnte ja leider nicht dabei sein mit dem blöden Sturz von dem Dach.“
- „Sie banden mich in einen ganz strengen Hogtie, so fest, daß ich mich überhaupt nicht rühren konnte, die Beine gespreizt, die Hände weit nach hinten, sogar die Zehen fest mit einer Schnur an die Haare, das hat so arg gezogen, es hat alles so weh getan, ganz lang war das so und dann haben sie sich alle amüsiert.“
- „Ah, was, wieso haben die das gemacht, warum hast du dich nicht gewehrt?“
- „Ich konnte doch nichts machen, die haben immer so was von Interenz gesagt oder so was, Interfenz oder was, und da mußte ich absolut ruhig bleiben, sonst gibt es Störungen.“
- „Interferenz, ja, ich verstehe, aber das dauert doch nur wenige Sekunden, höchstens Minuten, um den Sender zu synchronisieren mit der verdammten Fußfessel, und da haben die dich so lange bewegungsunfähig gefesselt?“
- „Ja und noch schlimmer, sie haben sich dabei amüsiert, jeder von den Männern bekam eine Frau, so wie ich das gehört habe, ich konnte sie nicht sehen, da ich ja immer mit gespanntem Kopf auf dem Boden lag.“
- „Du lagst auf dem Boden?“
- „Ja freilich, es war so hart.“
- „Unverschämt. Wer war denn noch alles da, du sagtest von vier.“
- „Die Bettina auch.“
- „Die Bettina! Sag’, kann das sein, daß die was mit der Martina hat?“
- „Ja freilich, wußtest du das nicht, die sind doch schon lang ein Paar und mich brauchen sie, also Martina, um Spaß zu haben“.
Gangolf verstand nun, wie es um die Frau Pfarrerin stand, er mußte sich nicht mehr in ihre Richtung bemühen. Und Magda hielten sie sich als Lustsklavin.
- „Und wie ging es weiter, sie ließen dich im Dunkeln liegen?“, wollte Gangolf wissen.
- „Nein, als ich rief, kam Bettina zurück und löste ein paar Knoten, so daß ich mich dann selbst befreien konnte. Mir tat alles weh, es war fast so schlimm...“
Magda hielt ein, doch Gangolf bohrte nach: „Fast so schlimm als was?“
Sie blieb ihm eine Antwort schuldig, statt dessen schüttelte sie nur leicht den Kopf.
Es gelang Gangolf, Bettina telephonisch zu erreichen. Sie führten ein längeres Gespräch, er forderte sie auf, Martina zu mahnen, keine Handgreiflichkeiten mehr an Magda zu verüben, schon gar nicht mehr das brutale Auspeitschen. Er argumentierte mit dem ersten Korintherbrief:
>Wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist<
Bettina äußerte sich bestürzt, sie hätte nicht gedacht, daß Martina, ihre Geliebte, dermaßen brutal war.
Es wurde Abend und es wurde Nacht, doch Martina kam nicht, um Magda abzuholen. Schließlich beschlossen Magda und Gangolf, sich das Bett zu teilen. Magda bat Gangolf, daß sich dieser ohne Pyjama-Oberteil niederlegen sollte. Eigentlich hätte sie ihn natürlich gänzlich nackt gehabt, doch wagte sie es nicht, wegen seines kranken Beins ihn darum zu bitten.
Gangolf willigte ein mit der Maßgabe, daß auch sie oben ohne sich zu ihm gesellen sollte. Die schwül-heiße Luft der Juli-Nacht ließ das schon allein aus Temperaturgründen problemlos zu. Magda streifte sich auch die Hose ab und stand nun nackt neben dem Bett, lediglich mit den beiden unheimlichen Fesseln bedeckt, dem Keuschheitsgürtel und der deaktivierten Fußfessel.
Als sich Magda sich niederlegte und sich neben ihm ausstreckte, griff Gangolf um sie herum und drückte sie ganz nahe an sich heran. Sie genoß es, sich mit ihrem Kopf unter seine Achsel zu schmiegen, ihm vorsichtig mit ihren zarten Lippen seine Flanke zu küssen, ihre und seine Lust steigerten sich von Minute zu Minute. An Schlaf war nicht zu denken. Magda flüsterte:
- „Bist du noch wach?“
- „Ja“, hauchte Gangolf.
Magda hob ihren Kopf und fragte: „Darf ich dich um etwas Unverschämtes bitten?“
‚Was wird jetzt wohl kommen’, überlegte sich Gangolf und forderte sie auf: „Ja, nur zu!“
- „Würdest du mich bitte an dem blöden Ding massieren?“
Im ersten Moment wußte Gangolf nicht, welches der beiden Teile sie jetzt als >blödes Ding< bezeichnete, blöd waren beide, aber eines davon noch blöder, das er jetzt massieren sollte. Als ob sie seine Gedanken lesen konnte, richtete sie sich auf, schob die gemeinsame Bettdecke von sich, so daß im Dämmerlicht der Keuschheitsgürtel sichtbar wurde.
- „Bitte drück’ fest auf das Schrittband, da wo die Löcher sind, ich werd’ sonst noch verrückt!“
Gangolf richtete sich nun auch auf und tastete sich zwischen ihre Beine hindurch zu dem Schrittband. Er konnte deutlich die Löchelein fühlen, durch welche ihre Flüssigkeiten austreten konnten. Bereits ein erstes kurzes Berühren des Eisens führte zu einem Aufstöhnen; als Gangolf nun auf- und niederdrückte und das Schrittband auch seitlich bewegte, wurde Magdas Stöhnen immer lauter, schließlich legte er seine andere Hand auf ihren Oberkörper und ließ die Finger spinnengleich ganz langsam in Richtung Brüste wandern.
Magdas Stöhnen ging in ein vernehmliches Keuchen über; als schließlich Daumen und Zeigefinger Magdas Brustwarzen umfaßten und an ihnen wechselweise herumzupften, war es ihr mit einem lauten Aufschrei gekommen; warm drückte sich ihre teuerste Flüssigkeit aus den Löchelein und an den seitlichen Begrenzungen des lusthemmenden Materials hindurch.
Magda wurde auch an den darauffolgenden Tagen nicht mehr abgeholt; Martina begnügte sich mit Bettinas Zärtlichkeiten, doch sie schwor sich, Gangolfs Einmischung an ihm zu rächen, nicht sofort, denn sie wollte doch noch einmal mit ihm Motorrad fahren. Sie wußte auch noch nicht, wie ihre Rache aussehen könnte, und sie ahnte natürlich nicht, daß die schicksalhafte Vorsehung in nicht allzu weiter Ferne ihre sadistischen Rachegelüste befriedigen würde.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von M A G N U S am 09.09.22 um 07:42 geändert
|
|
folssom |
|
Sklave/KG-Träger
Lieber durch Wahrheit unbeliebt, als durch Schleimerei beliebt
Beiträge: 2198
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:22.12.21 21:14 IP: gespeichert
|
|
Da kommen wohl harte Zeiten auf Magnus zu. Sarah
|
|
Stamm-Gast
Erlangen
Warum nur wollen immer alle frei sein!
Beiträge: 200
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:23.12.21 23:10 IP: gespeichert
|
|
Da ich morgen vielleicht nicht die rechte Ruhe dazu finden werde gibt es heute bereits eine neue Episode; passend zum morgigen Tag geht es um Geschenke, und passend für das lange Wochenende fällt die Fortsetzung länger als üblich aus:
33
Gangolfs Gesundheitszustand besserte sich zusehends, eines Tages beratschlagte er sich mit Magda und sie beschlossen, zu seinem Hof in Wesserbarg umzusiedeln. Offenbar funktionierte der Sender einwandfrei, andernfalls hätte längst die Überwachungsstelle in Näherdorf Alarm geschlagen und Brause in Marsch gesetzt.
Nachdem Magda ihre Habseligkeiten in Taschen und Tüten verstaut hatte, bestellte Gangolf ein Taxi, das sie nach Wesserbarg brachte. In der kleinen Ortschaft angekommen fragte der Taxifahrer, wo er die beiden hinbringen sollte. Als Gangolf in anwies, noch über die Teerstraße hinaus weiterzufahren, brummte der Fahrer mißmutig, denn sein schönes Fahrzeug wurde in dem ausgewaschenen Feldweg unschön hin- und hergerissen.
Kaum waren sie auf dem Hof angekommen, sprang Magda aus dem Wagen, um Gangolf beim Aussteigen behilflich zu sein.
- „Laß’ nur, es geht schon“, sagte er zu ihr und wandte sich dem Fahrer zu, um die Fahrt zu bezahlen. Dann stieg der Fahrer aus, öffnete den Kofferraum, nahm Taschen und Tüten heraus und verabschiedete sich.
Als Magda und Gangolf alleine in dem weiten Hof standen, umarmten sie sich. Nach zahlreichen Küssen ließ Magda schließlich von ihm ab, hob seine Krücken auf und reichte sie ihm. Gangolf konnte sich zwar schon recht gut auch ohne sie bewegen, doch war er vorsichtig genug, um vor allem auf dem unebenen Pflaster die Gehhilfen weiterhin in Anspruch zu nehmen.
Im Haus angekommen wurde Gangolf gleich wieder umarmt, wieder setzte es lang andauernde Küßchen, endlich durfte sich Gangolf auf seine Couch flacken, wie er es so gerne tat, bevor er von dem Dach stürzte. Eigentlich wollte er Magda durch das Haus führen, um ihr die Örtlichkeiten zu zeigen, doch sie meinte, sie fände alles alleine.
Als erstes inspizierte sie die Küche. Die Sachen im Kühlschrank waren augenscheinlich noch einwandfrei, während sie mit großem Bedauern den Brotrest wegwerfen mußte. Anschließend verstaute sie die mitgebrachten Lebensmittel. Sie machte sich mit den Gerätschaften vertraut und lief dann wieder in das Wohnzimmer.
Voller Freude stürmte Magda auf Gangolf ein und drückte seinen Oberkörper nieder. Ihm gelang es gerade noch rechtzeitig, seine Beine in die Höhe zu ziehen, als sie schon auf ihm lag, mit den Händen auf seinen Schultern abgestützt. Vorsichtig beugte sie sich immer weiter auf Gangolf hinab, bis ihr Kopf auf seinem Brustkorb zu liegen kam.
Magda genoß das Leben auf dem Land. Natürlich hatte das Städtchen Lüggen durchaus seine Reize, doch war diese absolute Einsamkeit für sie eine ganz neue Erfahrung. Gangolf richtete ihr sein Fahrrad her, indem er die Sattelstange vollständig in den Rahmenschaft absenkte. Der Sattel war für Magda zwar immer noch zu hoch, doch konnte sie mit den Zehenballen auch an der tiefsten Pedalstellung die Pedale bei durchgestreckten Beinen erreichen.
Magda liebte es, die Feld- und Waldwege zu befahren; es ging wegen der vielen Schlaglöcher nur langsam voran, indes wollte sie gar nicht schnell fahren, sie genoß einfach alles, sie empfand sich als Bestandteil der Natur. Eines Tages kam sie auf ihren Erkundigungstouren in Holzbuch heraus; die Ortschaft gefiel ihr auf Anhieb. Daß es sich dabei sogar um eine Stadtsiedlung handelte, mochte sie kaum glauben.
Die Rückfahrt zu Gangolfs Hof gestaltete sich schwierig, sie fand nicht mehr auf die verschlungenen Feldwege zurück. Nach einigen Versuchen, nach welchen sie immer wieder an dem Kanal ankam und nicht darüber hinaus, beschloß sie umzukehren, um über die Bundesstraße nach Weserbarg zu radeln. Der starke Autoverkehr störte sie sehr, doch es blieb ihr nichts anderes übrig.
Dank Google-Maps druckte Gangolf mehrere Karten aus, die er Magda auf ihren einsamen Erkundigungen mitgab. Auf diese Weise gelang es ihr, nicht nur immer neue Ecken in diesem herrlichen Naturreservat zu erkunden, bald erledigte sie die Einkäufe ganz alleine mit dem Fahrrad, indem sie problemlos zu dem Einkaufsmarkt nach Holzbuch radelte, ohne auf der Bundesstraße fahren zu müssen.
An einem regnerischen Samstag Vormittag schlug Gangolf vor, mit dem Auto >hinauszufahren<, wie er sich ausdrückte. Er hielt Magda die Beifahrertür auf, wartete, bis sie eingestiegen war und drückte dann die Tür langsam zu. Nach kurzer Fahrt kamen sie in Magdas vertrautes Städtchen Lüggen. Sie nahm an, daß hier das Ziel der kurzen Reise gewesen wäre. Gangolf grinste hingegen und verschwieg weiterhin das Reiseziel. Nach wenigen Kilometern kamen sie nach Altenburg, eine kleine Ortschaft südwestlich von Lüggen.
Magda erahnte, wohin Gangolf steuern würde, denn sie erspähte eine Yamaha-Motorradwerkstatt. Tatsächlich bog er auf die Seitenstraße ein. In dem Ladengeschäft betrachteten sie eingehend die auf den Stangen hängenden Motorradjacken und –hosen, Magda bestaunte die ihrer Meinung nach große Auswahl an Helmen, Handschuhen und Stiefeln.
Gangolf schien von der Auswahl nicht begeistert zu sein, er meinte: „Die haben ja nicht einmal richtige Lederkombis, nur so einfache Hosen und Jacken, ich glaub’, da brauchen wir nicht länger schauen, da gehen wir lieber wieder.“
Magda entgegnete nichts darauf, ohne sich darüber weiter Gedanken zu machen, nahm sie einfach an, daß sich Gangolf etwas Neues beschaffen wollte. Als sie wieder aus dem Laden traten, fing es stärker zu regnen an. Gangolf beherrschte sich und ging langsamen Schrittes zum Auto, auch wenn er dadurch ziemlich naß wurde.
- „Lauf’ zu“, feuerte er Magda an, „das Auto ist offen, steig’ ein, damit du nicht auch noch total naß wirst!“
Doch Magda war so verliebt in ihn, sie blieb solidarisch an seiner Seite und nahm sich vor, ihn dann im Auto wieder stark zu liebkosen.
Als sie sich von ihrer Umarmung loslösten, startete Gangolf den Golf, Magda strahlte ihn an, als ob sie ein riesiges Geschenk erhalten hätte.
- „Jetzt hast du doch gar nichts gekriegt, warum freust du dich so?“, wollte Gangolf wissen.
- „Einfach so, und ich hab’ dich gekriegt, das ist das größte Geschenk!“
Gangolf war es unangenehm, wenn sie von >Geschenk< sprach, freilich fand er sie außerordentlich nett, unglaublich hilfsbereit, aber eben auch hilfsbedürftig. Im Grunde genommen wußte er, daß er sich nicht mehr richtig von ihr lösen konnte, das würde einen unheimlichen Schaden in ihrer Seele anrichten.
Sie fuhren die Straße weiter in südliche Richtung, bis sie auf die Autobahn kamen. Der Regen wurde immer stärker, der Scheibenwischer kam jetzt zum Dauereinsatz. Als sie auf der Autobahn waren, ergriff Gangolf mit der rechten Hand Magdas linken Unterschenkel und zog diesen in die Höhe, faßte nach, um ihren Knöchel mit der verhaßten elektronischen Fußfessel zu ergreifen, und zog ihren Fuß zu sich auf seinen Schoß.
Überrascht ließ Magda Gangolfs >Handgreiflichkeit< geschehen, vollzog eine leichte Drehung nach links, ihre rechte Schulter kam jetzt auf der Fensterscheibe der Beifahrertür zu liegen. Genußvoll umfaßte Gangolf die gummierte Zehenkappe ihrer zerschlissenen Chucks und drückte den Fersenbereich zwischen seine Oberschenkel.
Magda erkannte sofort seine Absicht und drückte ihr Ferse auf seinem besten Teil auf und ab, während Gangolf ihre Zehen durch die Kappe hindurch zu massieren versuchte. Der immer stärker werdende Regen gab Gangolf die Rechtfertigung, ganz gemütlich hinter einem Lastauto herzufahren, ohne sich einem Überholstreß aussetzen zu müssen.
Gangolf freute sich, im ausreichenden Abstand zu den durch die Wassermassen leuchtenden Rücklichter mit gemächlichen 90 Kilometern die Stunde die Landschaft rechts und links der Autobahn zu betrachten, auch hin und wieder den Kopf zu Seite zu wenden, wobei er stets Magdas fortwährend strahlendes Gesicht gewahrte. Und er genoß natürlich die stimulierende Anwesenheit von Magdas Schuh.
- „Warst du schon einmal in Berlin?“ durchbrach Gangolf seine Sinnlichkeit. Magda antwortete nur mit einem mehrmaligen leichten Nicken, das er im rechten Augenwinkel gewahrte.
‚Was hab’ ich nur wieder für eine dämliche Frage gestellt’, überlegte sich Gangolf, ‚daß sie nicht antwortet, nur dieses stille Nicken, da stimmt also wieder was nicht.’
Gangolf vermied es, weiter nachzufragen; als es in eine leichte Linkskurve ging, griff er unbewußt mit seiner rechten Hand zum Lenkrad. Magda empfand das als Aufforderung, ihren Fuß zurückzuziehen. Sie konnte es freilich nicht verstehen, daß Gangolfs Handgriff lediglich dem sicheren Lenken durch die Kurve geschuldet war, umgekehrt vermutete Gangolf, daß Magda die Gelegenheit nutzen wollte, aus ihrer unbequemen Sitzhaltung herauszukommen, um wieder gerade im Sitz zu sitzen.
Der Regen ließ nach, Gangolf behielt seine rechte Hand am Lenkrad und leitete einen Überholvorgang ein. Sie näherten sich jetzt rasch der Hauptstadt, ohne Zuhilfenahme von Navigationsgeräten und sonstigen elektronischen Hilfsmitteln navigierte er sich mit seinem Gedächtnis nach Friedrichshain, kurvte noch ein paar Straßen herum, um schließlich auf dem Parkplatz eines großen Zweiradausstatters zu fahren.
Der Regen reduzierte sich freundlicherweise zu einem sanften Tröpfeln, Magdas und Gangolfs T-Shirts waren während der Autofahrt wieder einigermaßen getrocknet, sie wurden beim Verlassen des Fahrzeugs glücklicherweise nicht erneut naß. Beim Eintreten in die riesige Verkaufshalle wirkte Magda sichtlich erstaunt, Gangolf führte sie über breite Gänge zu der Verkaufsfläche mit endlos langen Reihen unterschiedlichster Motorradbekleidung.
Magda glaubte schon, bei der Yamaha-Werkstatt in Altenburg eine große Auswahl vorgefunden zu haben, doch war die Kollektion hier geradezu atemberaubend, das im wahrsten Sinne, denn das gegerbte und behandelte Leder verströmte hier seinen typischen Geruch.
Zielsicher steuerte Gangolf durch die Regalfronten, voll von bunten Helmen, Handschuhen und Stiefeln, hin zu den Lederkombis. Eine schier unglaubliche Vielzahl an Farben und Varianten schlug ihnen entgegen. Doch anstatt bei seiner Männergröße 98 stehen zu bleiben, zog er Magda weiter zu den Frauengrößen. Irritiert blickte sie ihn an, er entgegnete ihrem Blick mit der Frage:
- „Welche Größe hast du?“
Magda starrte ihn förmlich an, als ob er sie nach der Schuhgröße eines Mondkalbs gefragt hätte. Eine Verkäuferin gewahrte die beiden, sie war vielleicht wenige Jahre älter als Magda, hatte ein freundliches Gesicht, sie erkannte die Unschlüssigkeit der Kundschaft, kam herzu und lächelte Magda und Gangolf mit einem freundlichen „Hallo“ an. Gangolf ergriff das Wort:
„Wir wissen jetzt nicht, welche die Größe die richtige für sie wäre.“
Die Verkäuferin war sehr nett, sie hob nacheinander die schweren Kombis von der Stange, hielt sie an Magdas Schultern, um zu sehen, welche ihr am besten passen könnte. Magda war immer noch sprachlos, sie konnte es nicht begreifen, wie ihr geschah.
- „Da hinten sind die Kabinen“, sprach die Verkäuferin und zeigte in die entsprechende Richtung. Die Kombi schleppend ging sie voran, während Gangolf kurz davor war, die Magda zu schleppen, um sie endlich zu den Umkleiden zu bringen.
- „Jetzt mach’ schon“, drängte er sie, „die Verkäuferin hat auch noch andere Kunden, die auf sie warten.“
Mit geschicktem Schwung hing die Verkäuferin den Bügel mit der Motorradkombi an die umlaufende Stange vor der Kabine, an welcher auch der Vorhang befestigt war. Sie löste mit dem Taillenreißverschluß Ober- und Unterteil und legte letzteres in die Kabine. Immer noch verstört trat Magda ein, und die Verkäuferin zog mit einem raschelnden Geräusch den Vorhang zu.
Jetzt beeilte sich Magda, denn ihr wurde klar, daß es für Einwendungen zu spät war. Die Chucks hat sie in aller Eile einfach von den Füßen abgestreift, ohne erst die Bändel zu lösen. Auch ihre verbeulte Jeans landete achtlos in der Ecke, während sie bereits mit klopfenden Herzen zu dem Lederhaufen vor ihr griff und sich erst einmal orientieren mußte, wo hier überhaupt vorne und hinten, unten und oben war.
Als Magda wußte, woran sie war, flutschte sie behände in die mit gleitendem Futter versehene Hosenbeine; mit leicht rotem Kopf zog sie den Vorhang beiseite und lächelte Gangolf und Verkäuferin an. Diese prüfte mit fachfrauischem Blick die Situation, griff in Richtung Bund und fragte:
- „Darf ich?“
Magda nickte nur, wurde noch röter, es ging ihr irgendwie alles zu schnell, noch vor wenigen Minuten dachte sie nicht im Traum daran, jemals eine wie auch immer geartete Lederkleidung anzuprobieren, gar einen Motorradanzug. Die nette Verkäuferin führte ihren Finger in den Hosenbund aus kräftigen Elastan, das den Bund eng an die Taille schmiegte. Die Verkäuferin prüfte, ob der Zug angemessen war, weder zu locker, daß beim Gehen nicht sofort die Hose herunterrutschte, noch zu straff, daß es zu Einschnürungen kam.
Nachdem diese erste Vorprüfung erfolgreich bestanden war, bat die Verkäuferin Magda heraus und holte die Jacke vom Bügel. Sie half ihr in die Ärmelröhren, die Stretcheinsätze in den Armbeugen waren für Magda ganz ungewohnt, sie wollte schon abwehren, doch die Verkäuferin kannte das Problem mit den Mädels, die erstmals ausstaffiert werden sollten:
- „Einfach kräftig durchfahren mit der Hand.“
Nach einigem Hin- und Hergezerre steckte Magda in der Jacke, sie flötete etwas von zu eng, doch die Verkäuferin setzte ein verständnisvolles Lächeln auf und meinte:
- „Zieh’ den Reißverschluß nochmals auf, wir schließen erst `mal die Hose an.“
Magda verstand nur >Bahnhof<, erinnerte sich dann aber schnell, daß Jacke und Hose mit dem Taillenreißverschluß verbunden war zu einem einzigen Kleidungsstück. Die nette Verkäuferin ging in die Hocke, bog den Ledersaum der Jacke etwas in die Höhe und fädelte den Zipp ein. Dann versuchte sie, den Zipp zu verschieben, um den Reißverschluß zu verschließen, doch er klemmte.
- „Beug’ dich etwas nach vorn und zur Seite“, forderte sie Magda auf, „damit es nicht so spannt, dann geht es leichter mit dem zuziehen. Das Leder ist noch neu, es wird mit der Zeit geschmeidiger.“
Magda beugte sich, wie ihr geheißen wurde, und der Verkäuferin gelang es, eine handbreit den Reißverschluß zur Seite hin zu verschließen.
- „Jetzt leicht nach hinten beugen.“
Wieder konnte sie den Verschluß weiter bewegen, Magda verspürte schnell, daß jetzt der Verschluß auf der Höhe des Steißbeins angekommen war. Sie beugte sich jetzt ohne erneute Aufforderung weiter nach hinten rechts, dann ganz auf die rechte Seite, schließlich wieder leicht nach vorne.
- „Zu groß“, kommentierte die Verkäuferin sofort, „das dachte ich mir schon, Knie hängen auf die Waden, die Hände verschwinden in den Ärmeln.
- „Geh’ jetzt in die Hocke und streck’ die Arme nach vorn“, forderte die Verkäuferin auf. Die Händchen kamen jetzt zwar wieder zum Vorschein und die Kniee rutschten etwas weiter hinauf, insgesamt hing aber alles zu lapperig an Magdas schlanken Körper.
„Mindestens eine Nummer kleiner, das Leder dehnt sich ohnehin noch, es muß schon gut anliegen, daß da nichts flattert und so“.
Gangolf stimmte ihr zu. Magda konnte das gar nicht glauben, sie schwitzte jetzt schon in dem engen Anzug, und da sollte sie einen noch engeren probieren. Sie betrachtete sich in dem großen Spiegel, der an der Kabinenrückwand angebracht war. Mit Schreck gewahrte sie im Spiegelbild die elektronische Fußfessel, die leicht aus der Hose hervorlugte. Die Hose hatte genauso wie die Ärmel kurze Reißverschlüsse, damit das Leder sich auch an den engsten Körperstellen anschmiegte.
Mit hochrotem Kopf vollführte Magda das Falscheste, was sie machen konnte: Sie beugte sich jetzt nach links und starrte auf das Hosenbein. Von oben konnte sie ihr verhaßtes Ding nicht sehen, nur im Spiegelbild, doch die Verkäuferin wurde durch Magdas Verhalten auf die Fußfessel aufmerksam. Sie erkannte diese nicht gleich als solche, ging in die Hocke, um nachzusehen, was sich da so seltsam über dem Knöchel abhob.
Dann begriff die Verkäuferin schnell, um welches Teil es sich handelte, auch ihr stieg leicht die Röte in das Gesicht, sie erhob sich und meinte leicht irritiert:
- „Wir sollten auf jeden Fall eine Nummer kleiner probieren, dann kommt der Hosensaum jedenfalls höher über dem Knöchel zu liegen und dann drückt da nichts mehr.“
In dem Moment traten andere Kunden auf sie zu, die bereits länger im Hintergrund gewartet hatten. Gangolf erfaßte die Situation und sagte:
- „Vielen Dank für deine Hilfe, wir machen das schon allein, da warten schon andere.“
- „Ja gut, ruft einfach, dann komm’ ich wieder.“
Magda fiel ein Stein von ihrem Herzen, als sie mit Gangolf endlich allein vor der Kabine stand. Er sagte:
- „Ich hol’ dir jetzt eine Nummer kleiner, du kannst dich ja schon mal aus dieser herauszwängen, aber löse nicht den Taillenreißverschluß, sonst ist es schwierig, ihn dann wieder zusammenzubringen.“
- „Ich wart’ lieber auf dich“, meinte Magda und setzte sich auf den Hocker in der Kabine. Während Gangolf die nächstkleinere Kombi holte, beugte sich Magda noch einmal zur Seite, griff mit dem Arm nach unten und schob den Hosensaum nach oben, um die verfluchte Fessel betrachten zu können, als ob sie diese noch nie gesehen hätte. In dem Augenblick kam die nette Verkäuferin wieder herbei, nachdem sie die Fragen der anderen Kundschaft schnell beantworten konnte. Sie ging vor Magda in die Hocke und flüsterte neugierig:
- „Sag’ mal, darfst du mit der elektronischen Fessel überhaupt weit Motorrad fahren? Mein Freund hatte auch so eine, der durfte nicht aus dem Kiez heraus.“
Wieder errötete Magdas Gesicht in’s Unermeßliche, bevor Magda auch nur ansatzweise eine Antwort hätte stottern können, kam Gangolf heran, er erfaßte die Situation und klärte auf:
- „Das ist nur noch eine Attrappe, die wirkt nicht mehr, die haben wir ausgetrickst.“
Diese Erklärung war indes offenbar nicht geeignet, Magdas Röte zu mildern, die verständnisvolle Verkäuferin blickte nun Gangolf gar nicht mehr verständnisvoll an und fragte:
- „Geht so was?“
- „Eigentlich nicht, war sehr kompliziert.“
Wortlos griff sich die Verkäuferin an ihren eigenen Hosensaum, schob ihn in die Höhe und Gangolf erkannte das gleiche Modell der Fußfessel, wie sie Magda trug.
‚Nicht die auch noch’, stöhnte Gangolf im Geiste, ‚wo bin ich da bloß hineingeraten, hört das denn gar nicht mehr auf.’
Als ob die Verkäuferin Gedanken lesen konnte, sagte sie: „Egal, ich hab’ nur noch drei Wochen, dann bin ich frei, dann kommt die weg und ich hab’ schon ein Ziel, ich werd’ gleich nach Italien fahren, ich hab’ noch den ganzen Urlaub auch vom letzten Jahr.“
Gangolf atmete erleichtert auf, gemeinsam halfen sie Magda aus der Montur und wiederholten die Zeremonie mit der neuen Hülle. Nach und nach legte sich auch Magdas Nervosität, es tat ihr sichtbar gut, daß sie jetzt auch einer anderen fast gleichaltrigen Frau begegnete, die mit einer elektronischen Fußfessel ausgestattet war. Offenbar waren diese Fesseln bereits weiter verbreitet, als man das gemeinhin annehmen wollte.
Tatsächlich schien die neue Kombi in jeder Richtung gut zu passen; als Magda probeweise auf dem Hocker sitzend das linke Knie stark anwinkelte und damit die Sitzposition auf dem hohen Soziussitz der R1 simulierte, zog sich das Kniepolster genau an die richtige Stelle über das Knie und der Hosensaum rutschte über das lästige Kästchen der Fesselelektronik. Gangolf freute sich, indes hegte er im Geheimen die Sorge:
‚Jetzt haben wir nur noch das Problem dann bei den Stiefeln, da müssen wir sehen, daß wir welche finden, die da im Schaft weit genug sind und nicht drücken’.
- „Was für eine Maschine habt ihr denn?“, erkundigte sich die Verkäuferin.
- „R1“, gab Gangolf knapp zur Antwort.
- „Ah, dann sicherlich die blaue, da paßt die Kombi dann farblich auch ganz genau zu dem Motorrad, ich freue mich für euch.“
- „Kannst du uns auch noch für die anderen Sachen beraten?“, setzte Gangolf nach. Als die Verkäuferin ihn fragend ansah, ergänzte er:
- „Also wir brauchen für sie alles neu, und dann auch für mich, mein Zeug ist schon völlig abgeledert.“
- „Für die Helme da vorn ist ein Kollege zuständig, aber ich kann gern mitkommen, ist doch egal, ich bin übrigens die Birgit.“
- „Gangolf“, stellte er sich mit einer leichten Verbeugung vor, „und Magda“.
Magda war dabei, sich aus der Kombi zu schälen, was ihr indes nicht so leicht gelang, da sie in dem Umgang mit dem Taillenreißverschlusses noch nicht geübt war.
- „Laß’ ihn an“, rief Birgit ihr zu, „dann können wir besser Stiefel und Handschuhe anprobieren. Geht schon `mal vor, ich häng’ noch schnell die erste Kombi auf.“
Birgit war wieder hingebungsvoll bemüht, die richtigen Größen herauszufinden und holte geduldig die Teile von der Stange. Sie freute sich selbst, die beiden mit den neuen Sachen zu beglücken und sie freute sich natürlich auch auf den Bonus, den sie bekam, wenn sie mit den beiden auf diese Weise diesen maximal erzielbaren Umsatz für das Geschäft erzielte.
Nachdem beide komplett neu eingekleidet waren, im identischen Partnerlook, versteht sich, entledigten sie sich ihrer Lederhäute und schritten zu den Helmregalen. Sie gab dem dort zuständigen Kollegen einen Wink, daß sie übernähme, nachdem dieser ohnehin in mit einem anderen Kunden zu tun hatte.
Birgit riet den beiden zunächst zu einem Helm mit integrierter Sonnenschutzscheibe, die man durch einen Hebel herabdrücken konnte. Gangolf lehnte jedoch diese seit vielen Jahren bereits weit verbreitete Variante ab, da solchermaßen ausgestattete Helme deutlich schwerer waren. Überhaupt war für ihn das Gewicht kaufentscheidend neben den sonstigen höchstqualitativen Ansprüchen, die er beim Helmkauf stets geltend machte.
‚Was hilft ein Helm, wenn er im Ernstfall den Schlag nicht optimal dämpft’, war immer sein Reden, ‚oder wenn er so schwer ist, daß einem der Hals verspannt, oder daß das Visier nicht gut anliegt und Pfeifgeräusche erzeugt, oder wenn die Lüftung nicht klappt, daß man wegen des Hitzestaus im Stadtverkehr dauernd das Visier aufklappen muß, und, und, und’.
Birgit bemerkte schnell, daß der Preis bei Gangolf anscheinend keine Rolle spielte und so entschieden sie sich für Helme der oberen Preisklasse. Magda konnte es immer noch nicht richtig begreifen, was hier mit ihr geschah, doch schleppte sie zusammen mit den anderen beiden ihre Beute den weiten Weg zum Kassenbereich am Ausgang. Birgit führte dort ein kurzes Telephongespräch mit der Geschäftsleitung, sie einigten sich auf einen satten Preisrabatt für diesen Großeinkauf.
Der Kassier wunderte sich, daß Gangolf den mehrstelligen Tausender-Betrag in bar bezahlte, zusätzlich zu dem saftigen Rabatt erhielten die Neubekleideten jeweils ein blau-getöntes Wechselvisier und Lederpflegecreme gratis; Gangolf überlegte sich, ob dieses großherzige Entgegenkommen vielleicht auch damit zusammenhängen könnte, daß Birgit in Magda eine Ganoven-Kollegin wahrgenommen hatte.
Natürlich ahnte keiner der dreien, daß sich Gangolf einmal für Birgits preislichem Entgegenkommen auf eine ganz andere Weise bei jener bedanken würde.
Allen Lesern wünsche ich vergnügliche Stunden an den Festtagen, besonders jenen, die mich mit ihren Kommentaren folssom-folgsam auf dem Weg begleiten.
Die Geburt in einem Stall kommt mir vor wie eine SM-Story der besonderen Art; sie wird erst 33 Jahre später übertroffen...
|
|
folssom |
|
Sklave/KG-Träger
Lieber durch Wahrheit unbeliebt, als durch Schleimerei beliebt
Beiträge: 2198
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:29.12.21 23:44 IP: gespeichert
|
|
Wie wird Martina auf den Ausflug der beiden Turteltauben reagieren?
Wie wird Birgit in die Geschichte eingebunden?
Es bleibt spannend.
PS.
Wünsche dir ein schönes und gesundes neues Jahr. Sarah
|
|
Stamm-Gast
Erlangen
Warum nur wollen immer alle frei sein!
Beiträge: 200
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:31.12.21 19:12 IP: gespeichert
|
|
In der Tat wird es wohl ein angespanntes Verhältnis geben, Eifersucht und Machtanspruch werden vermutlich deutlich hervorbrechen. Schauen wir, wie es im Neuen Jahr weitergehen wird, wie Gangolf inmitten seiner Mädels seinen Weg findet!
Vielen Dank für die Anmerkungen, sie zeigen mir, daß der Roman zumindest bei Dir, Sarah, anscheinend gut ankommt.
34
Wie an jedem Morgen schlich sich Magda bereits kurz nach Sonnenaufgang in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten. Immer wenn sie dann Gangolf aufstehen hörte, drückte sie auf das Knöpfchen der bereits befüllten Kaffeemaschine und warf den Toaster an, auf dessen Ablagefläche sie zwei Semmeln legte, die sie am Vortag in Holzbuch gekauft hatte. Aus einem besonderen Grund hörte sie am heutigen Sonntag nicht, als Gangolf sich aus den Federn erhob.
Gangolf blinzelte aus den verschlafenen Augenwinkeln, er glaubte nicht richtig zu sehen, als er aus der Schlafzimmertür hinauslugte: Magda stand im Flur, komplett eingekleidet in ihre Motorradkombi, mit Handschuhen, Stiefeln und aufgesetztem Helm! Genießerisch betrachtete sie sich in dem großen Spiegel, sie strich mit den Handflächen über den Helm, klappte dabei das Visier zu, betastete anschließend ihre Brüste und beugte sich schließlich etwas nach vorne, um sich in den Schritt zu fassen.
'Da sage noch einmal einer, daß es keine Mondmenschen gäbe’, zitierte Gangolf im Geiste seinen Vater, und er freute sich riesig, daß Magda offensichtlich ihre neue Kleidung gefällt; mehr noch, er vermutete, daß die Lederkombi, in welcher sie steckte, im Verein mit Handschuhe, Stiefel und Helm einen geradezu erotischen Reiz in ihr auslöste. Er schlich sich heran und blieb hinter ihr stehen. Sofort gewahrte sie ihn im Spiegel und bewegte sich mit einem Ruck zu ihm herum.
Bevor Gangolf irgendwie reagieren konnte, hatte Magda ihn schon umarmt, und sie drückte die Vorderpartie des Helms an seine nackte, leicht behaarte Brust. Ihm kam die groteske Situation bekannt vor, vor einigen Wochen war es umgekehrt: Während er noch seinen Helm auf dem Kopf trug, kam Martina heran und küßte ihn auf das geschlossene Visier.
Nach Gangolfs Empfindung waren es endlose Minuten, wie sie so im Flur umarmt dastanden, bis Magda endlich von ihm abließ und an dem Kinnriemen herumfingerte, um den Helm ablegen zu können. Es gelang ihr nicht, ihre Fingerbewegungen wurden immer ruckhafter. Gangolf ergriff ihre Hände und begrüßte sie:
- "Guten Morgen, lieber Mondmensch, jetzt zieh' doch erst einmal deine schönen Handschuhe aus, dann wird alles leichter gehen."
Magda wurde indes noch nervöser, es gelang ihr nicht einmal, die Handschuhe abzustreifen.
- "Schau, zuerst das Klettbändchen da hinten lösen, dann kannst du sie von den Fingern ziehen", belehrte Gangolf sie. Als ihre zarten Händchen zum Vorschein kamen, nahm er ihr die Handschuhe ab und legte sie auf die kleine Kommode.
- "So, jetzt den Helm", fuhr er fort, nahm ihre rechte Hand und führte sie an den roten, etwa zwei Zentimeter langen Textilstreifen, der von dem Helmschloß herabragte.
- "Fühlst du den Textilstreifen da, an dem mußt du ziehen, dann geht das Schloß auf".
'Sie hätte das erst einmal üben sollen, bevor sie den Helm aufsetzt und verschließt', dachte sich Gangolf, anderseits war ihm klar, daß die Lust alle Vernunft zu besiegen in der Lage war.
'Wenn nur alle Schlösser so leicht aufspringen würden', dachte sich Magda, als es ihr tatsächlich mit einem kurzen Ruck gelang, das Kinnband zu öffnen. Sie nahm sich vor, mit Gangolf über ihr Problem zu sprechen, daß sie nun doch wieder einmal zu ihrer Herrin mußte, damit diese sie, wenn auch nur für kurze Zeit, von dem Keuschheitsgürtel befreite.
- "Willst du deinen Lederanzug nicht anbehalten", richtete Gangolf eine Frage, eher einen Wunsch, an Magda, "du schaust so bezaubernd in dem Leder aus und dann der Duft dazu, der Duft des Leders wird sich schnell verziehen, wenn wir ein paar Mal gefahren sind."
Magda himmelte ihn an und streckte sich, um ihm einen Kuß geben zu können. Sie erreichte jedoch nicht einmal sein Kinn, denn in den noch recht harten Motorradstiefeln gelang es ihr nicht so recht, sich auf die Zehenspitzen zu stellen. Gangolf beugte sich herab, um seinen Kuß abzuholen. Daraufhin verschwand Magda in die Küche, um endlich Kaffeemaschine, Toaster und Eierkocher in Gang zu setzen.
Als sie sich gemeinsam am Frühstückstisch niederließen, Magda in Lederanzug und Stiefeln, Gangolf barfuß in der Schlafanzughose, fragte er sie, wohin der erste Ausritt gehen sollte. Für sie war es das erste Mal, daß sie auf einem Motorrad mitfahren würde, auch Roller- oder Mopedfahren kannte sie nicht. Magda war jedes Ziel recht, sie kannte sich nicht im geringsten in der Gegend aus.
Gangolf fragte sie: "Darf ich dir eine persönliche Frage stellen?"
Im gleichen Augenblick, da er diese Worte ausgesprochen hatte, kam es ihm in den Sinn, daß praktisch alle Fragen an Magda persönlicher Natur waren.
- "Aber ja doch, immer", entgegnete Magda und sah ihn gespannt an.
- "Wo kommt du eigentlich her, der Sprache nach sprichst du ein akzentfreies Hochdeutsch, also ich kann dich überhaupt nicht einordnen."
- "Ach Gangi, ich komm' aus Berlin." Das war ihre knappe Antwort, und weil sie nichts weiter sagte, ließ es Gangolf damit bewenden. Ihm fiel ein, daß er sie am Vortag auf der Autofahrt gefragt hatte, ob sie schon einmal in Berlin gewesen sei, sie nickte nur als Antwort.
'Berlin", sinnierte Gangolf, 'und darüber will sie nicht sprechen, es muß da einen schlimmen Vorfall gegeben haben, wahrscheinlich der Grund für ihr ausgeprägtes devotes Verhalten'.
Gangolf erkundigte sich im Internet nach Gottesdiensten in der Gegend. Ein Besuch einer Kirche wäre ein lohnendes Ziel. Eigentlich wollte er endlich wieder in die katholische Kirche in Lüggen in der Hoffnung, dort die langhaarige Blonde zu treffen, die Krankenschwester Ramona, in die er sich etwas verliebt hatte. Doch dann sah er, daß um elf Uhr die Bettina in Schlepptsich predigen würde, und Magda war damit einverstanden, dort mit Gangolf in die Kirche zu gehen.
- "Macht das nichts aus, wenn wir da mit dem Motorrad-Klamotten im Gottesdienst sind?", fragte Magda besorgt.
- „Meinst du, daß der Heilige Geist dann nicht mehr in unsere Körper dringen kann?“, gab Gangolf schelmisch zur Antwort.
- „Also ich meine nur, die anderen Leute, was die meinen, wenn sie uns so sehen“.
- „Die anderen Leute, das ist dann deren Problem, wenn sie sich von unserer Erscheinung ablenken lassen.“
Gangolf kam auf ein anderes Thema zu sprechen: "Bevor wir losfahren, müssen wir das Leder gut eincremen", mahnte Gangolf, "es schaut heute nicht aus, daß es regnen wird", er warf einen prüfenden Blick aus dem Fenster und fuhr fort: "Im Gegenteil, es hat wohl gestern alles heruntergeregnet, es wird ein toller Tag heute, aber trotzdem müssen wir das Leder beim erstenmal jetzt eincremen."
Nun holte auch Gangolf seine neue Motorradkombi und schlüpfte hinein. Er fühlte sich sehr wohl in ihr, auch wenn sie wesentlich enger an seinem Leib zu liegen kam, oder vielleicht besser, weil sie enger seinen Körper umschlang und ihm damit den lustvollen Reiz des Eingewickel-seins verschaffte; beim aufrechten Stehen drückte sein Teil in der Mitte stark an das Leder, die Kombi war so geschnitten, daß sie beim Sitzen die beste Paßform hatte und nicht beim Stehen.
Magda und Gangolf rieben sich ausgiebig gegenseitig mit der speziellen Ledercreme ein, das Leder im Schritt behandelten sie besonders intensiv. Schließlich kamen auch noch die Handschuhe und Stiefel daran. Dann ging es los. Mit starkem Herzklopfen trat Magda in den Hof hinaus, Gangolf sperrte die Haustür ab und folgte ihr.
Nachdem Gangolf die Yamaha aus dem Stadel herausgeschoben und angelassen hatte, röchelte der leistungsstarke Motor mit ungleichmäßiger Leerlaufdrehzahl vor sich hin, als ob seine Seele zum Ausdruck bringen wollte: >Nun steigt schon endlich auf<.
Beide stülpten sich die Helme über, Gangolf kontrollierte, ob Magdas Kinnband richtig verschlossen war, weder zu lose, noch zu fest zugezurrt. Sie sogen genußvoll die Luft ein, das Futter verströmte einen eigenartigen Duft, welcher sich bereits nach kurzer Benutzungsdauer verflüchtigt haben wird. Als sie dann auch ihre Handschuhe übergestülpt hatten, näherte sich Magda dem vor sich hinröchelnden Motorrad, atmete nochmals tief durch und schickte sich an, aufzusteigen.
- "Halt", rief Gangolf, "zuerst ich. Das mag zwar unhöflich aussehen, aber erst muß ich sitzen, sonst kippt es um!"
Erschrocken wich Magda zurück, Gangolf erläuterte weiter: "Beim Absteigen ist es anders herum, da bist du dann die Erste."
Gangolf schwang sich auf seinen Sitz und gab mit einer leichten Kopfdrehung Magda das Zeichen, jetzt gleichfalls aufzusteigen. Er beließ dabei beide Hände an den Lenkergriffen, denn beim Aufsteigen des Mitfahrers mußte er das Motorrad fest im Griff behalten, um die ungleichmäßige Gewichtsbelastung während des Aufsteigens des Sozius', der Sozia, abzufangen. Doch Magda begriff das Zeichen nicht, so daß er rief:
"Nun komm', halt' dich an meinen Schultern fest und schwing' dein linkes, ah, dein rechtes Bein herum auf das Motorrad."
Dreimal hatte Gangolf bereits Mädels, die zum ersten Mal aufgestiegen waren und bei allen drei waren es die gleichen Schwierigkeiten, den hohen Soziussitz des Sportmotorrads zu erglimmen. Ihm kam es vor, daß Magda ganz besondere Schwierigkeiten hatte, das hehre Ziel zu erreichen, sie brachte zwar ihr rechtes Bein über den Sitz, zog sich aber nicht an Gangolfs Schultern hinauf, sondern versuchte, mit hüpfenden Bewegungen des linken Fußes empor zu kommen.
Gangolf schaltete den Motor ab und blökte aus dem die Stimme verstellenden Helm:
- "Zieh' dich mit aller Kraft mit den Händen an meinen Schultern hinauf, du kannst dich nicht mit den Füßen vom Boden abstemmen, der Sitz ist zu weit oben, die Füße werden nicht bis zum Boden kommen!"
Magdas Kopf brannte in dem Helmgehäuse, denn die bereits hoch am Himmel stehende Sonne sandte unbarmherzig ihre heißen Strahlen auf den Kampfplatz, Aufregung und Anstrengung heizten Magda zusätzlich ein. Endlich saß sie, wie vom Motorradkonstrukteur ausgedacht, hinter Gangolf oben auf, dieser drehte sich vorsichtig um und sah, daß ihre Beine fast durchgestreckt von ihren Hüften herunterhingen.
- "Du mußt die Kniee anwinkeln, bis deine Füße auf die Fußrasten kommen!"
Magda faßte all ihren Mut zusammen und wagte einen Widerspruch: "Aber dann stoßen sie ja an deine Beine!"
- "Das sollen sie auch, komm', hoch mit ihnen!", befahl Gangolf, und als Magda nun zögerlich das linke Knie heraufzog, ergriff er ihre Wade und drückte sie nach hinten, bis die Stiefelsohle auf der Raste zu liegen kam. Magda wagte es nicht, sich etwas herunterzubeugen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Sie konnte deshalb nicht sehen, wo die Fußrasten angebracht waren.
'Das geht ja gut los', dachte sich Gangolf, 'wie einfach war das mit der Martina, die ist mit einem affenartigem Schwung da hinten hinaufgeturnt und los ging's'.
- "So, jetzt das rechte Bein", drängte Gangolf.
- "Aber mein Knie ist ja so stark abgewinkelt, soll ich wirklich so sitzen?"
- "Ja klar, die Füße sitzen bei dieser Art von Motorrädern sehr hoch, komm', heb' ihn über den Auspuff!"
Nun wagte Magda doch einen kurzen Blick auf die rechte Seite hinunter und bemerkte erst jetzt, auf welcher Höhe die Fußrasten angebracht waren. Sie bekam leichte Panik, in dieser eingezwängten Haltung sitzen zu müssen. Auf der anderen Seite liebte sie jegliche Begrenzungen der Bewegungsfreiheit, solange sie nicht richtig schmerzhaft wurden.
- "Ja gut so", bekräftigte Gangolf sie, "und jetzt die Fersen noch weiter nach hinten, daß du nur mit den Zehen auf den Rasten bist, denn ich brauch' mit meinen Füßen mehr Platz nach hinten, wenn ich Schalten muß!"
Müßsam rutschte Magda die Stiefel noch weiter nach hinten, ihre Beine wurden dadurch noch weiter gekrümmt. Als diese Prozedur gemeistert worden war, drückte Gangolf ihre Kniee in seine Flanke und rief:
- "Stemm' die Knie in meine Seite, dann kannst du dich damit gut festklemmen, du kannst gar nicht herunterfallen. Und die Hände , damit hältst du dich ganz fest an mir umklammert vorne, dann kannst du nicht hinten herunterfallen."
Gangolf startete wieder den Motor, legte den ersten Gang ein und ließ die Kupplung ganz langsam kommen. Er drehte erst zwei Runden durch den geräumigen Hof, um zu prüfen, wie Magda das Fahren aufnehmen würde. Während der ersten Runde klammerte sie sich ganz fest an Gangolf, bei der zweiten Runde wurde sie lockerer. Gangolf steuerte auf den Feldweg hinaus, dort wurde es schwieriger, er wußte nicht, ob er den zahlreichen Schlaglöchern, so wie er es gewöhnlich machte, in engen Bögen ausweichen oder lieber ganz langsam in sie in Geradeausfahrt eintauchen sollte.
Irgendwie schafften sie es bis in die Siedlung. Als sie auf die durch den Ort führende Teerstraße gelangt waren, blieb Gangolf stehen und schaltete den Motor ab. Er wandte sich nach hinten um und quakte aus dem Helm:
- „Und wie is’ es, geht’s?“
Eigentlich eine dämliche Frage, dachte er sich sogleich, bislang kamen sie kaum über Schrittgeschwindigkeit hinaus, maximal erreichten sie langsames Fahrradtempo.
- „Ja“, war das einzige, was Magda herausbrachte.
Gangolf fiel ein, daß er vergessen hatte, die >ear plugs< zur Minderung der Fahr- und Motorgeräusche in die Ohren zu stecken. Somit rief er:
- „Steig’ noch `mal ab, ich hab’ die Wuserln für die Ohren vergessen!“
Magda begriff natürlich nicht im Geringsten, was Gangolf damit meinte. Vorsichtig nahm sie ihren rechten Fuß von der Raste. Doch so sehr sie auch ihr rechtes Bein durchstreckte, wollte es nicht gelingen, daß sie den Boden unter ihrem Fuß verspürte.
„Laß’ dich einfach herunterrutschen“, rief Gangolf, „und halt’ dich dabei an mir fest!“
Niel Armstrong betrat 51 Jahre zuvor als erster Mensch den Mond, Gangolf kam es vor, daß nun auch Magda den Mond beträte, so vorsichtig wie sie mit der Stiefelspitze das unbekannte Terrain ertastete. Endlich kam der rechte Fuß mit seiner gesamten Sohlenlänge auf dem Straßenrand zu stehen, doch die Operation Abstieg war damit noch lange nicht beendet.
Magda hüpfte auf dem rechten Fuß von dem Motorrad weg, um ihr linkes Bein über den Sitz zu bringen. Sie hatte alle Not, das Gleichgewicht dabei zu halten. Gangolf war von Natur aus zwar nicht ausgesprochen phlegmatisch, auf jeden Fall ziemlich geduldig, aber was er hier erlebte, ließ ihn dann doch leicht unruhig werden. Er klappte den Seitenständer aus und schwang sich nun ebenfalls aus dem Sattel.
Das Leder der Handschuhe hing recht fest um die Finger, erst nach Wochen würde es sich weiter dehnen, daß das Abziehen leichter ging. So fummelten beide ein paar Sekunden herum, bis ihre Hände befreit waren. Als Gangolf nun auch seinen Helm abnahm, machte es ihm Magda nach. Sie blickte ihn enttäuscht an, doch wagte sie nicht, ihn zu fragen, ob er wohl keine Lust hätte, mit ihr weiter zu fahren.
Gangolf fragte sie: „Also, wie geht es dir, willst du, daß wir dann auf der Straße weiterfahren?“
Magda lächelte und antwortete erleichtert: „Ja freilich, schön, danke, daß du das alles machst für mich.“
‚Schon wieder diese Dankesreigen’, dachte sich Gangolf, ‚wie geradezu selbstverständlich-fordernd war das mit der Martina. Aber klar, die ist die Herrin, jene die Sklavin.’
- „Ich hab’ die Ohr-Wuserln vergessen“, entgegnete Gangolf, öffnete den Jackenreißverschluß, holte aus der Innentasche zwei Packungen mit >ear plugs< heraus und riß die Plastikumhüllungen auf.
- „Schau, da sind diese, ja was sind das, wahrscheinlich so Schaumstoff, also die muß man so mit zwei Fingern zusammendrücken und rollen dabei, dann werden die ganz dünn und dann kann man sie weit in die Ohren drücken, dann hört man den Krach nicht so.“
Gangolf nahm einen Ohrstöpsel heraus und führte die beschriebene Handlung vor. Er führte das zusammengedrückte Stück in sein rechtes Ohr und reichte Magda einen weiteren Stöpsel. Entgeistert starrte Magda ihn an, sie verfiel in den Gedanken, was wohl noch alles für Vorbereitungen notwendig wären, bis das Motorradfahren endlich beginnen konnte.
‚Wie einfach ist dagegen das Radfahren’, kam ihr ihn den Sinn, ‚einfach aufsteigen und lostreten.’
Doch dann konzentrierte sie sich auf den Akt. Als sie beide Teile in ihre Ohren eingebracht hatte, fragte Gangolf nochmals nach ihrem Befinden. Erstaunt stellte Magda fest, daß sie fast noch genauso gut hörte wie zuvor. Doch bereits nach wenigen Sekunden entfaltete sich der Schaumstoff in den Ohren und schmiegte sich an den Gehörgängen. Die fernen Geräusche, die bislang von der Bundesstraße her zu vernehmen waren, konnte man plötzlich nicht mehr hören.
- „So, dann geht es los,“ bemerkte Gangolf, „ach, und noch was: Bitte steig’ immer von der linken Seite auf und ab, denn rechts ist der Auspuff, und der wird sehr heiß, also immer von links, und schwing’ dein rechtes Bein immer nach hinten herum, dann mußt du nicht so weghüpfen, nach hinten ist doch ewig Platz zum Herumschwingen!“
Magda nickte, und als Gangolf seinen Helm nahm, ergriff auch Magda den ihrigen und sie schlossen ihre Häupter in die Kugeln ein.
Magdas Aufstieg klappte nun schon wesentlich besser, ihre Stiefelspitzen fanden ohne Gangolfs Zutun die Fußrasten. Gangolf drehte sich nochmals um und rief mit lauter Stimme, denn die Ohrstöpsel zeigten Wirkung:
- „Also wann du was sagen willst während der Fahrt, dann stößt du mich kräftig an, denn ich werde dich nicht rufen hören, einverstanden?“
Magda nickte.
- „So und jetzt mach’ das Visier zu, denn während der Fahrt solltest du immer mit beiden Händen dich festhalten. Also bist du soweit?“
Nun krähte Magda ein „Ja“ aus ihrer Behausung und drückte das Visier zu. Gangolf konnte nur noch ihre Nase hinter dem bläulich getönten Plexiglas erahnen. Er wandte sich nach vorn, ließ den Motor an, legte den ersten Gang ein, was das Motorrad mit einem leichten Ruck quittierte. Auf der Teerstraße fuhr es sich wesentlich besser als zuvor über den holprigen Feldweg. Bevor sie auf die Bundesstraße einbogen, drehte er sich nochmals nach hinten, rief mit lauter Stimme, ob alles in Ordnung wäre, und Magda krähte ihr zustimmendes „Ja“.
‚Herr, laß wohl gelingen’, rief Gangolf mit den Worten des Psalmisten ein kurzes Stoßgebet zum Himmel; während Martina ihn damals befeuerte, einen wilden Ritt hinzulegen, spürte er bei Magda ganz deutlich die verkrampften Reaktionen ihrer Arm- und Beinmuskeln. Er beschleunigte sanft und bremste weit vorausschauend vorsichtig ab, allmählich wirkten Magdas Halte- und Klammerbewegungen entspannter und Gangolf wagte es erstmals, auf gerader Strecke Hundert zu fahren.
Gangolf kam es in den Sinn, nach ihrer Rückkehr Nachmittags oder am Abend mit Magda erstmals eine kurze Kajaktour zu unternehmen, vielleicht bist zur Insel, oder ein bißchen den kleinen Kanal auf und ab, bevor sie sich dann wieder endlos aneinander in die Nacht kuschelten.
Doch es sollte anders kommen.
Allen Lesern wünsche ich ein gutes neues Jahr; spannende Lektüre, Freude am Leben!
|
|
Ihr_joe |
|
Staff-Member
Baden-Württemberg
Die Welt ist eine Bühne. Nur... das Stück ist schlecht besetzt. Oscar Wilde
Beiträge: 3653
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:01.01.22 19:17 IP: gespeichert
|
|
Danke für die lieben Wünsche, für mich bleibt dann noch Dir und Deinen Lesern ein erfolgreiches 2022 zu wünschen.
Ihr_joe Toleranz beginnt dort, wo das eigene Weltbild aufhört. (Amandra Kamandara)
Storys:
Vergewaltigt! beendet
Der Brief bendet
Die 3 Schlüsselhalterinnen und die Vanilla beendet
Mein Schatz ... eine Fm Geschichte ohne KG beendet/gekürzt
BDSM Kurzgeschichten beendet
|
|
Stamm-Gast
Erlangen
Warum nur wollen immer alle frei sein!
Beiträge: 200
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:07.01.22 19:35 IP: gespeichert
|
|
Ja, schauen wir, was das Neue Jahr alles so mitsich bringen wird; ich lade ein zur ersten Fortsetzung des Jahres:
35
Gangolf hielt Magda die Kirchentüre auf, mit weit nach vorne gebeugtem Kopf spähte diese in den dunklen Vorraum des Seiteneingangs, als ob sie ihr Raumschiff verlassen hätte und einen ersten Schritt in das Weltall hinaus unternehmen müßte. Vorsichtig überschritt sie die Schwelle und Gangolf kam es in den Sinn, ob sie heute nicht nur zum ersten Mal Motorrad gefahren wäre, sondern vielleicht auch ein erstes Mal es wagte, den Fuß in eine Kirche zu setzen.
Tatsächlich wurden Magda und Gangolf in ihren Motorradkombis mißtrauisch beäugt, als sie in einer der hinteren Bankreihen Platz nahmen. Es lag in ihrer Natur, daß Magda im Kircheninneren Gangolf den Vortritt ließ; unsicher blickte sie sich um. Er dirigierte sie nach rechts in eine Bankreihe, doch sie zögerte und wollte ihn voraus lassen.
- „In der evangelischen Kirche ist es wie sonst im öffentlichen Leben, die Frau sitzt rechts, der Mann links neben ihr “, belehrte Gangolf sie. Vorsichtig tippelte Magda voran in die Bank, er drängte sie weiter, damit er bequem neben ihr Platz fände und nicht ganz am Rand sitzen müßte.
Als Pfarrerin Bettina während des Glockenläutens in das Kirchenschiff einzog und sich dann in die längs stehende Bank seitlich des Altars setzte, erkannte sie Magda und Gangolf am anderen Ende der Kirche nicht. Erst als sie sich nach dem Orgelvorspiel erhob, um die Gemeinde zu begrüßen, erblickte sie das Paar und spontan begrüßte sie speziell „alle Gäste, die heute außerhalb von unserer Gemeinde gekommen sind.“
Gangolf war die Vorab-Begrüßerei ansich schon zuwider und hier im Besonderen, denn prompt drehten sich einige der wenigen Gottesdienstbesucher um und richteten ihre neugierigen Blicke auf sie. Magda wurde durch diesen Umstand sehr verstört und auch Gangolf fand das irgendwie peinlich. Er dachte an die alte Liturgie, als die Begrüßung der Gemeinde erst nach dem Gloria erfolgte, vor dem ersten Gebet, sie bestand aus dem kurzen Zuruf des Geistlichen: „Der Herr sei mit euch!“
Als der Gottesdienst zu Ende war und das Orgelnachspiel verklungen, schritt Bettina auf ihren Stelzen-Schuhen zur Verabschiedung der Besucher zu dem südlichen Seitenausgang. Magda und Gangolf erhoben sich und gingen auf dem anderen Längsgang nach vorne zum Altar. Er wollte ihr die wenigen Kunstgegenschätze in der im einheitlichem hellen Stil gehaltenen Kirche zeigen. Das Altarbild zeigte das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern vor der Kreuzigung gehalten hatte.
Leider war das zweite Gemälde nur von der Ferne zu sehen, eine Kreuzigungsdarstellung, mit Maria und Johannes unter dem Kreuz. Gangolf ärgerte sich, daß dieses Bild weit oben, unzugänglich durch einen abgesperrten Aufgang, ziemlich dem Auge des Gottesdienstbesuchers entrückt einsam vor sich hin verstaubte. Magda war entsetzt, als sie sah, wie realistisch die Kreuzigungsszene gemalt worden war, wie mit dicken Nägeln die Hände an den Balken genagelt waren.
Als Magda und Gangolf sich wieder umwandten, um die Kirche durch den Seiteneingang zu verlassen, hatte Bettina die letzten Besucher verabschiedet. Sie freute sich sehr, daß sie nun die beiden alleine vor sich hatte, besonders freute sie sich, daß es anscheinend Gangolf gelungen ist, Magda mitzunehmen:
- „Ach kommt doch mit zum Mittagessen, ich hab’ mich mit Martina verabredete vorne in der Brauerei, da kann man gut Essen, wißt ihr, wo das ist?“
- „Oder möchtest du gleich weiter fahren?“, wandte sich Gangolf jetzt direkt an Magda, denn er war sich nicht sicher, ob sie überhaupt mit Martina und Bettina Mittagessen wollte.
- „Nein, nein, ich komme gern mit, wenn du weist, wo das ist“.
- „Kann man gar nicht verfehlen, immer die Dorfstraße vor und wo die Straße dann abknickt, geradeaus weiter und da ist es dann schon“, erläuterte Bettina.
- „Ja, kenn’ ich“, entgegnete Gangolf, „also bis gleich dann!“
Magda und Gangolf beschlossen, zu Fuß zu dem Wirtshaus die Dorfstraße entlang zu gehen, es war gar nicht weit. Nun faßte Magda Mut und sagte:
- „Gangi, ich möchte dir was sagen“.
Doch statt etwas zu sagen, blickte sie ihn stumm an. Gangolf blieb stehen und forderte sie auf:
- „Nun red’ schon“.
Er nahm an, daß ihr das Motorradfahren vermutlich keinen richtigen Spaß machte, oder daß ihr der Gottesdienstbesuch befremdlich war, dann das schaurige Bild der Kreuzigung Jesu. Doch es war ganz etwas anderes, was Magda auf der Seele brannte:
- „Ich möchte wieder `mal zur Herrin, also ich möchte nicht so eigentlich, aber ich möchte, daß sie mir wieder `mal den Chasti aufmacht, daß ich mich wieder `mal ordentlich waschen kann da drin.“
- „Aber ja doch, da hab’ ich gar nicht mehr d’ran gedacht, verzeih’ bitte, aber sag, willst du denn das Ding dann wieder haben, was ist das für ein Tick, daß du den immer anhast?“
Aus Magdas Augen wich der Glanz, den sie bis zu diesem Zeitpunkt ausstrahlten. Sie antwortete nicht auf Gangolfs Frage, dieser fragte auch nicht nach. Es gab immer noch so viele dunkle Stellen in der Vita dieser Frau, so viele Geheimnisse, so viel Schmerz, der sich im Stillen in ihrer Seele vergrub. Gangolf fühlte sich immer mehr dazu berufen, die Abgründe ihrer Seele zu erforschen, um ihr endlich wieder, oder sollte es besser heißen, erstmals überhaupt, ein rundum glücklich-sorgloses Dasein zu bereiten;
‚ausgerechnet ich als Techniker, wo sind denn nun die Seelenklempner, wo die Frau Theologin, haben die alle versagt?’
Wenige Minuten später erreichten Magda und Gangolf die Schlee. Hier machte die Hauptstraße eine scharfe Kurve nach Norden, geradeaus befand sich die Brauerei mit dem Wirtshaus. Im Fluß paddelten zwei Kajaks und ein Kanadier. Verträumt blickten Magda und Gangolf zum Wasser hinunter, Gangolf spürte, daß Magda etwas sagen wollte, sich anscheinend aber, wie so oft, nicht traute.
Gangolf baute ihr eine Brücke: "Bist du schon einmal Kajak gefahren?"
Magda sah ihn an und antwortete knapp: "Nein, wie sollte ich denn."
- "Ja weiß ich nicht, hier gibt es viele Bootsverleihe, vor Jahren bin ich einmal mit dem Motorrad aus Bayern hierher gefahren und dann hab' ich mir Kajaks ausgeliehen, jetzt hab' ich mir selber welche gekauft, ich liebe das Paddeln so wie das Motorradfahren."
- "Ist das ein Kajak, wo die Leute da zusammen d'rinn sitzen, oder ist das so ein schmales Boot, wo nur einer d'rinn sitzt?", wollte Magda wissen.
- "Also letzteres, es gibt zwar auch Zweier-Kajaks, wo dann zwei solche Sitze hintereinander sind, aber ich hab' zwei Einer, denn ich meine, daß jeder für sich so paddeln soll, wie es im angenehm ist. Und meistens ist man ja ohnehin allein, ich zumindest."
- "Also hast du zwei Kajaks, ich hab die gesehen in der Scheune, wie du heut' früh dein Motorrad herausgeschoben hast."
- "Ja, zuerst hab' ich so ein normales gekauft, das rote, aber dann wollte ich ein schnelles haben, das ist das grüne."
Magda drehte sich zu ihm und umarmte ihn. Sie vergrub ihr Gesicht auf Gangolfs Brust. Er kam sich irgendwie schäbig vor, denn er hatte so viel im Überfluß, während Magda so wenig hatte, so wenig in ihrem Leben erlebt hatte. Gangolf streichelte sie auf dem Kopf und sagte:
- "Weißt du noch, als wir den Fernsehfilm angesehen haben, da hast du mich gerufen, wie die Kajakfahrer vorkamen und ich hab' dir versprochen, daß wir das auch einmal machen werden, und wenn du willst, können wir das heute Nachmittag oder am Abend probieren."
- "Oh ja, das ist ein toller Tag heute, daß ich so viel erleben darf mit dir".
Als Magda und Gangolf den Gastgarten des Wirtshauses betraten, erblickten sie tatsächlich Martina, die in der hintersten Ecke des Areals an einem großen Tisch Stellung bezogen hatte. Nachdem sie vor ihr standen, blickte diese leicht erschrocken auf und rief:
- "Ja aber hallo, ihr seid hier, war für eine Überraschung".
- "Die Bettina hat uns gesagt, daß ihr hier Mittagessen werdet und sie hat uns angeboten, daß wir uns zu euch gesellen", sprudelte es aus Gangolf heraus.
- "Eine gute Idee. Und ihr seid wohl ein Paar geworden, so vollkommen gleich angezogen in dem Leder, schaut gut aus."
- "Ein Paar sind wir deshalb noch lange nicht", entgegnete Gangolf, "aber ich brauchte dringend eine neue Kombi und dann hab' ich die Magda gleich mitgenommen, daß sie auch eine hat."
Martina schien guter Laune zu sein, sie war jedenfalls umgänglicher als bei den Zusammenkünften in Magdas Wohnung. Gangolf gelang es, Magda auf den Stuhl zu dirigieren, der Martina gegenüber stand. Er setzte sich rechts neben Magda, denn er wollte lieber Bettina als Gesprächspartnerin gegenüber haben. Diese kam nach kurzer Zeit, und die Kellnerin brachte die Getränke. Sie prosteten sich mit dem frisch gezapften Bier zu, nur Magda bestellte einfach nur ein Wasser.
Was dann geschah, verschlug Gangolf den Atem: Martina gab Magda ein stummes Zeichen, indem sie kaum sichtbar kurz ihren Kopf hob. Magda erkannte offensichtlich diesen Befehl, sie erhob sich, schob den Stuhl nach hinten, bückte sich unter den Tisch und verkroch sich darunter, so daß nur noch die Stiefelabsätze hervorlugten. Martina griff nach unten und rückte ganz nah an die Tischkante heran, damit man nicht sehen konnte, wie sie den zentralen Knopf und den Reißverschluß ihrer Hose öffnete. Gleich darauf waren leise, aber doch eindeutige Geräusche unter der Tischplatte zu hören.
Bettina schien von der Szene keine Notiz zu nehmen, zumindest konnte sie ihre Überraschung vollkommen überspielen. Sie sprach zu Gangolf in ihrem umgekümmerten Plauderton weiter, als ob sie Magdas Verschwinden unter den Tisch geradezu normal empfände. Gangolf kam aus dem Staunen nicht heraus, doch war das erst der Anfang ungewöhnlichen Verhaltens, er hätte in diesem Augenblick nicht gedacht, daß diese Handlung noch steigerungsfähig wäre.
Als die Kellnerin mit dem Essen kam, sah sie Magda unter dem Tisch knien. Sie fragte: „Kann ich Ihnen behilflich sein?“
Martina antwortete an ihrer Statt selbstsicher: „Nein, nein, alles in Ordnung, danke!“
Offenbar hatte sie diese Antwort schon öfter gegeben, für sie und wohl auch für Bettina war Magdas Dienst unter dem Tisch vollkommen normal.
Die Kellnerin ließ sich ihre Verwunderung nicht anmerken, wünschte >Guten Appetit< und ging zur Küche zurück. Wieder erhielt Magda ein stummes Zeichen, vermutlich einen Tritt von Martinas Fuß, denn sie kam mit leicht errötetem Gesicht wieder zum Vorschein; während Bettina und Gangolf warteten, bis Magda sich auf ihren Stuhl gesetzt hatte, begann Martina bereits mit dem Essen.
Bettina breitete ihre Hände nach rechts zu Martina und gerade über den Tisch zu Gangolf aus, dann machten es ihr Gangolf und Magda nach. Doch Magda war zögerlich, während sie sofort Gangolfs Hand ergriff, legte sie ihre linke Hand auf die Tischplatte in Richtung Martina. Endlich legte diese ihr Besteck zur Seite und ergriff nun auch die Hände von Magda und Bettina.
‚Was bist du nur für ein arrogantes Arschloch’, ergrimmte sich Gangolf im Gedanken, denn er wußte noch nicht, daß dieses überhebliche Verhalten zum Spiel von Macht und Unterwerfung gehörte, und er wußte natürlich erst recht nicht, daß dieses Spiel Magda eine für ihn unbegreifliche Freude bereitete. Gangolf wurde sich indes klar darüber, warum Magdas Hosen, die wenigen, die sie besaß, alle aufgerissene Stellen an den Knieen hatten; es mochte modern sein, sich mit absichtlich eingeri-senen Löchern in der Jeans zu geben, >used<, wie das nun schon seit Jahrzehnten neudeutsch in der Fachsprache hieß, aber bei ihr war das eindeutig auf das Knieen auf hartem Boden zurückzuführen.
Mit leichtem Wehmut dachte Gangolf an die nagelneue Motorradkombi; erst wenige Stunden getragen fürchtete er um deutliche Riefen an den Kniepolstern, denn der Boden des Gartens bestand aus spitzem Kies. Auch die Zehenkappen ihrer Lederstiefel würden wohl in Mitleidenschaft gezogen werden; Gangolf dachte mit Schaudern an die zerkratzten Gummikappen von Magdas Chucks, jetzt wußte er, warum diese gar so mitgenommen ausgesehen hatten.
Während des Essens kamen sie auf das Motorradfahren zu sprechen. Martina war neidisch, daß Gangolf der Magda eine hochwertige Lederkombi gekauft hatte, noch dazu im Partnerlook. Gangolf erzählte, daß er früher gern Ende September nach Italien an die Adria gefahren war, da um diese Zeit die meisten Urlauber wieder zuhause und dadurch die Strände angenehm frei waren. Zu seiner Überraschung schlug Martina ohne lang nachzudenken vor, mit ihm auf dem Motorrad dorthin zu fahren.
Gangolf gab zu bedenken, daß es doch recht weit sei und eine Tortur für die Sozia, auch konnten sie dann kaum Gepäck mitnehmen. Vor langer Zeit war Gangolf zwar einmal für ein Wochenende mit einer Sozia nach Österreich gefahren, mit hoch aufgepacktem Tankrucksack und einem schweren Rucksack auf ihrem Rücken, und dazu sogar noch hinter dem Soziussitz die Zeltrolle geschnallt, doch war das eine einmalige Ausnahme.
Nun mischte sich Bettina ein: „Ich könnte euer Gepäck doch im Auto mitnehmen“.
Überrascht blickte Gangolf auf; anscheinend war es für Bettina selbstverständlich, daß sie mitkäme, wenn Martina in den Urlaub fuhr.
- „Das wäre freilich eine tolle Idee“, begeisterte sich Gangolf, denn das Gepäckproblem war für ihn bereits als Solofahrer oft eine leidige Angelegenheit. Magda sagte natürlich zu alledem nichts, sie schwieg fast die gesamte Zeit über. Somit war es wieder Gangolf, der für sie das Wort ergriff:
- „Und jetzt, wo die Magda wieder frei ist, kommt sie natürlich mit, dann könnt ihr euch abwechseln beim Mitfahren und es wird nicht so anstrengend.“
Martina warf ihm einen verächtlichen Blick zu, sagte indes nichts darauf. Bettina holte ihr i-Pad hervor und tippte im Kalender herum:
- „Am 15. September hab’ ich noch einen Gottesdienst, dann könnten wir am Montag fahren, oder fahren wir dann gleich am Sonntag Nachmittag los, und für den 22. such’ ich eine Vertretung.“
Überraschend schnell waren sich alle einig, daß sie in zwei Wochen, am Sonntag Nachmittag für ein bis zwei Wochen aufbrechen würden; keiner der Anwesenden ahnte freilich, daß Bettina noch viel mehr Vertretungen bräuchte, daß sie so schnell nicht mehr predigen würde.
Bettina, Martina und Gangolf bestellten sich noch einen Kaffee, nur Magda lehnte ab. Gangolf wußte, daß sie gerne Kaffee trank und er vermutete, daß es wohl wieder zu ihrer devoten Art gehörte, als leidende Magd keinen Anspruch darauf zu haben. Er bestellte auch für sie eine Tasse, ohne zu wissen, daß diese Portion schließlich von der Herrin ausgetrunken würde.
Kaum standen die Tassen auf dem Tisch, gab Martina ein mysteriöses Zeichen mit dem Zeigefinger, indem sie ihn zweimal längs der Tischkante hin und her bewegte. Offenbar verstand Magda sofort auch dieses Zeichen, sie erhob sich und verschwand wieder unter dem Tisch. Dieses Mal lugten indes nicht die Stiefelabsätze hervor, sondern an der rechten Querseite gewahrte Gangolf Magdas Stiefelspitzen. Gleichzeitig rückten die Damen ihm gegenüber etwas von dem Tisch ab, ihm kam es vor, also ob sie ihre Knie leicht anhoben.
Nun konnte Gangolf seine Neugier nicht mehr bremsen, er beugte sich an der linken Seite, wo Magda gesessen hatte, unter den Tisch und traute seinen Augen nicht: Da lag Magda auf dem Rücken längs unter dem Tisch, Martinas Füße auf ihrem Unterleib, Bettinas auf ihren Oberschenkeln.
Während Bettina anständigerweise ihre Chucks davongeschleudert hatte, wie sie das damals in der Sakristei der Grausneger Kirche tat, und Magdas lederbewehrte Beine liebevoll mit den Söckchen betupfte, behielt Marina selbstverständlich ihre 10-Loch-Boots an, sie bohrte die Fersen auf Magdas Brust, welche schutzlos der Bearbeitung ausgeliefert war, denn Magda hatte, wie auch Gangolf, den Reißverschluß der Jacke aufgezogen.
Bettina war klar, daß ihr Handeln einer Erklärung bedurfte.
- „Weißt du“, hub sie an, „wir haben ihr nicht umsonst den Namen Magda gegeben, du kennst sicher die biblische Figur der Magdalena, die Dienerin des Herrn, die weinend unter dem Kreuz stand, oft auch als die Büßerin verstanden.“
Gangolf nickte nur, die Anspielung auf die heilige Magdalena war ihm von Anfang an klar und ihm wurde bewußt, daß er Magdas Verlangen nicht befriedigen konnte; vielleicht wäre er in der Lage, eine stabile kräftige Frau, wie Martina sie war oder zumindest sich gab, zu dominieren, möglicherweise auch noch Bettina, aber Magda, die Zerbrechlichkeit in Person, physisch und psychisch, nein, dazu könnte er sich nie hinreißen. Andererseits wurde im auch klar, daß Magda diese Unterwürfigkeit, diese Erniedrigungen wollte, sie geradezu begehrte.
Schnell kamen sie überein, daß Magda nun zumindest des Nachts wieder bei Martina bleiben sollte; Gangolf war das ganz recht, denn manchmal verzweifelte er an ihrem Zaudern, an ihrer Zurückhaltung, auf Dauer würde er nicht damit umgehen können. Er hoffte nur, daß man ihr nicht wieder starke Schmerzen bereitete, immerhin hatte Bettina diesbezüglich mit Martina ein ernstes mahnendes Wort gesprochen.
Gangolf drehte noch eine schnelle Runde, bevor er zurück zu seinem Hof fuhr. Er fühlte sich wohl, wieder einmal einen Abend für sich allein zu haben, so sehr er Magdas Anwesenheit schätzte; ihre Fürsorglichkeit und Hilfe in den Haushaltssachen war kaum zu überbieten. Nachdem er sich etwas entspannt hatte, schlappte er zum Stadel und holte sich sein rotes Kajak heraus, das breitere, langsamere. Er paddelte gemütlich aus dem Kanal in den See hinaus und ließ sich mit dem Wellenschlag leicht hin- und herschütteln.
‚Eigentlich sollte jetzt die Magda in diesem Kajak sitzen’, kam es ihm in den Sinn, er hatte ihr die Bootsfahrt versprochen.
‚Es wird die Zeit kommen’, dachte er sich weiter, ‚es muß nicht alles auf einmal geschehen’.
Dann war er im Gedanken bei dem geplanten Urlaub, der bereits in zwei Wochen beginnen sollte,
‚mit diesen drei Weibern’, schalt er sich selber, ‚wo bin ich da hineingeraten’.
So unvernünftig es war, sich mit ihnen einzulassen, so reizvoll, so lustvoll fieberte er bereits jetzt diesem Urlaub entgegen.
Doch zunächst galt es, den nächsten Tag zu meistern.
|
|
folssom |
|
Sklave/KG-Träger
Lieber durch Wahrheit unbeliebt, als durch Schleimerei beliebt
Beiträge: 2198
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:09.01.22 01:33 IP: gespeichert
|
|
Bella Italia wartet nun auf dieses außergewöhnliche Quartett.
Ich vermute, da werden wohl einige unerwartete Überraschungen auf Gangolf zukommen. Sarah
|
|
Stamm-Gast
Erlangen
Warum nur wollen immer alle frei sein!
Beiträge: 200
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:14.01.22 22:54 IP: gespeichert
|
|
In der Tat bringt ein gemeinsamer Urlaub mit Bekannten, die man noch nicht so genau kennt, oftmals unliebsame Belastungen mitsich, und eine Motorradreise bedeutet immer erhöhtes Streßrisiko; in unserem Fall wird die Sache sicherlich noch komplizierter aufgrund der besonderen Neigungen der Beteiligten - bleiben wir gespannt, was in dem "Urlaub" alles geschehen wird!
Zunächst aber gibt es auch so, ganz ohne Urlaub, "Streß":
36
- "Brause hier, guten Tag, Herr Stumpf."
- "Guten Tag, Herr Kommissar."
- "Nichts Kommissar, wie geht es Ihnen, haben Sie ihren Sturz gut überstanden?"
- "Danke, geht wieder, bin fast vollkommen fit."
- "Sagen Sie, Herr Stumpf, wissen Sie, wo die arme Armdran ist?"
- "Äh - nein", antwortete Gangolf zögerlich, dabei hatte er nicht einmal gelogen, er wußte zwar, daß sie bei Martina war, aber ihm wurde erst durch Brauses Frage bewußt, noch nicht einmal zu wissen, wo Martina wohnte.
- "Ist sie nicht bei sich zu Hause in ihrer kleinen Wohnung?"
- "Nee, da war ich schon, sie macht nicht auf und an's Telephon geht sie auch nicht 'ran, darum hab' ich Sie jetzt angerufen, ob Sie was wüßten".
- "Nein, tut mir Leid, aber ich kann ja `mal Erkundigungen einholen, sie kann sich ja nicht weit bewegen."
- "Das Seltsame daran ist, daß die in der Überwachungszentrale behaupten, ihr Aufenthaltsort wäre auf den Meter genau in ihrer Wohnung."
- "Sehr seltsam."
- "Ja, also schauen Sie, daß Sie sie finden, ich hab' heute frei und wollte eigentlich zum Angeln hinausfahren, aber mein Chef wollte noch, daß ich die Armbrust spreche. Aber machen wir es so, wenn Sie sie gefunden haben, kommen Sie bitte mit ihr hierher auf die Wache, dann kann es ihr mein Chef selber sagen, einfach beim Dienststellenleiter Nisselpriem melden."
- „Aha, wie heißt der, Nisselpriem?“
- „Ja genau, paßt irgendwie zu ihm.“
- "Gut. Was macht das abgerissene Kabel von der Photovoltaik auf dem Dach ihrer Tochter?"
- "Ah ja, da war ein Kollege von Ihnen d'ran, der hat erst einmal einen Dachdecker kommen lassen, der hat das halbe Dach abgedeckt, zuerst auch ein Gerüst aufgestellt, also das war so teuer, daß wohl der ganze Gewinn mit dem Solarstrom wieder d'rauf ging dabei."
- "Ja, das ist bedauerlich, d'rum wollte ich eine einfache Reparatur machen ohne großen Aufwand. Nun ja, also wir kommen, sobald ich sie habe, viel Spaß beim Angeln."
- "Danke."
'Verdammt, was soll das bedeuten', überlegte sich Gangolf, 'immerhin war er nicht ärgerlich, wahrscheinlich reine Routine, wollte sich vergewissern, daß sie noch da ist.'
Gangolf wählte Martinas Nummer, prompt quäkte wieder die scheußliche Ansage des Anrufbeantworters. Zum ersten Mal war er entschlossen, ihr etwas daraufzusprechen und mit entrüsteter Stimme sprach er:
- "Also Martina, Spaß beiseite, jetzt ruf' gleich zurück, der Brause hat nämlich angerufen wegen der Magda, sein Chef will die dringend sehen!"
Tatsächlich rief Martina sofort zurück, in ihrer Stimme lag eine gewisse Verwunderung:
- "Ja, was machen wir da jetzt?"
- "Komm' mit ihr hergefahren."
- "Das geht nicht, ich bin in Berlin und muß jetzt gleich zu einer OP."
'Was für eine blöde Ausrede', dachte sich Gangolf, 'zu was für einer OP muß die wohl. Schön genug ist sie doch, mit einer OP kann sie nur häßlicher werden.'
- "Fahr' zur Tina, die hat 'nen Schlüssel für meine Wohnung, dann kannst du sie 'rausholen."
- "Hast du die Magda eingesperrt?"
- "Ja klar doch, bei mir ist die immer eingesperrt, die braucht das."
- "Hm, also du kannst wirklich nicht mit ihr herfahren?"
- "Nein, frühestens am Nachmittag, aber ich hab' heut' viele Termine hier."
- "Und wo wohnst du?"
- "Südprommenade 5"
- "Südprommenade 5, und in welcher Ortschaft prommenierst du da?"
- "Äh, das weißt du gar nicht? In Laukuv."
- "Nein, wußte ich nicht, ich weiß auch nicht, wo die Bettina wohnt, ist alles so geheimnisvoll mit euch, ich weiß nur, daß sie Pfarrerin ist."
- "Ich muß jetzt Schluß machen, also hol' dir den Schlüssel von ihr und hol' sie 'raus, kannst sie dann gleich bei dir behalten, hoffentlich muß sie nicht wieder einfahren."
- "Ja, das wär' schlimm, andererseits ist sie ja bei dir wohl in einem viel schlimmeren Gefängnis."
Grußlos beendete Martina das Gespräch und Gangolf kam sich wieder einmal vor wie der letzte Depp; es war auch kurios: Zuerst arrangierte er seine Technik-Bekannten, die sich daran machten, speziell für Magda einen fußfesselsimulierenden Sender zu bauen und jetzt muß er zu dieser seltsamen Pfarrerin, deren beste Freundin sich nie bei ihr im Gottesdienst blicken läßt, dort den Schlüssel abholen, nach Laukuv fahren, um Magda zu befreien und mit dieser zur Polizei zu fahren.
'Wo bin ich da nur hineingeraten', verfluchte sich Gangolf selbst, doch es gab kaum mehr ein zurück, er hing bereits viel zu tief mit im Dunstkreis der drei Frauen.
Glücklicherweise meldete sich Bettina am Telephon, ohne daß Gangolf lange Erklärungen auf den Anrufbeantworter hätte sprechen müssen.
- "Äh - ja, den Schlüssel, ja klar, jetzt wo können wir uns treffen, wo bist du gerade?"
- "Ja ich bin bei mir."
"Kannst du in's Pfarrhaus kommen, treffen wir uns am besten dort. Weißt du noch, wie du da hinkommst?"
- "Ja, ich glaub' schon, peinlich genug, es beim ersten Mal nicht gleich gefunden zu haben."
- "Schön, also bis etwa in einer halben Stunde."
Am liebsten wäre Gangolf mit dem Motorrad losgefahren, um Magda abzuholen. Ihren Helm hatte er ohnehin noch am Motorrad hängen und die Lederkombi hatte sie ja gestern Nachmittag an, als sie zu Martina abtransportiert worden war. Doch da er mit Magda von Laukuv gleich zur Polizei in Lüggen fahren wollte, zog er es vor, mit dem Auto zu fahren.
- "Gibt es Ärger, funktioniert der Sender nicht richtig?", wollte Bettina wissen, als sie ihm die Tür des Pfarrhauses in Lüggen öffnete.
- "Weiß' ich noch nicht", antwortete Gangolf wahrheitsgemäß, "aber den Ärger hab' jedenfalls ich, daß ich jetzt da nach Laukuv hinaus muß und die arme Magda dort herausholen, stell' dir vor, die Martina, die übertreibt doch wirklich, die hat die Magda bei sich eingesperrt."
Bettina antwortete einsilbig: "Hm."
Mehr konnte und wollte sie nicht dazu sagen.
- "Leider kann ich nicht mitkommen, hab' gleich wieder einen Termin. Und bitte bring' mir den Schlüssel wieder, oder gib' ihn hier im Büro ab, daß ich ihn heut' Abend wieder habe."
'Alle haben Termine, nur ich kann mir ja stets zu jedem Zeitpunkt freinehmen", grollte Gangolf in sich hinein, 'und wozu braucht die Pfarrerin so dringend den Schlüssel von der Martina, eine verrückte Weiberei, in welche ich da geraten bin.'
Als Gangolf an das Haus kam, wo Martina wohnte, traf ihn fast der Schlag: Auf dem Klingelschild erspähte er zwei Namen: Weiß – Litte.
‚So ist das also’, kam es Gangolf in den Sinn, ‚die lieben sich nicht nur, sondern wohnen auch zusammen und die ehrwürdige Frau Pfarrerin Bettina Litte ist demnach in allem eingeweiht, was mit der armen Magda alles geschieht. Deshalb hat sie nur mit einem knappen >hm< geantwortet, als ich sie gefragt habe, ob sie wüßte, daß Martina die Magda eingesperrt hat.’
Gangolf sperrte die Haustür auf und stieg in den zweiten Stock hinauf. Beim Hinaufsteigen steigerte sich mit jedem Schritt seine Erregung, was ihn in der Wohnung erwarten würde, wie er Magda vorfände. Der gleiche Schlüssel paßte für die Wohnungstür; nachdem er sie geöffnet hatte, betrat er den Flur der Dachgeschoßwohnung. Er machte die Tür hinter sich zu und rief nach Magda.
Eigentlich war ihm klar, daß dieses verängstigte Wesen sich nicht rühren würde und so rief Gangolf schließlich auch seinen Namen. Doch auch mit dieser Maßnahme gelang es nicht, Magda hinter dem Ofen hervor zu holen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Zimmer zu betreten. Er fing mit dem ersten Zimmer an, dessen Tür links vom Gang abging, es war die Küche. Ein flüchtiger Blick genügte, um festzustellen, daß hier niemand war.
Auch in den darauffolgenden Räumen konnte Gangolf Magda nicht entdecken. Im Schlafzimmer der beiden lagen Bettinas megahohe Stiefeletten herum, aber auch andere High Heels lagen kreuz und quer vor dem einen Bett, weiter hinten lagen wilde Gewandhaufen. Auf der anderen Seite des Doppelbetts stand nichts herum, auf dem Nachtkästchen lag lediglich ein Buch. Er nahm an, daß auf dieser Seite Martina schlief, während auf der chaotischen Seite Bettina nächtigte. Kurz verspürte er den reizvollen Impuls, den breiten Schlafzimmerschrank zu öffnen, doch dann beherrschte er sich.
Zuletzt gelangte Gangolf in das Badezimmer. Auch dieses war leer.
‚Verdammt, wo ist sie nur’, fluchte Gangolf leise vor sich hin, ‚ist sie am End’ davon?’
Er schaute noch einmal in die Küche, ob Magda vielleicht unter dem Tisch festgebunden lag. Nichts. Dann inspizierte er nochmals auch alle anderen Zimmer ganz genau; frustriert ließ er sich längs auf das breite Doppelbett fallen.
‚Blöde Weiber.’
Gangolf sinnierte eine Weile und starrte auf die Decke. Ihm verging jegliche Lust, jedweder Nervenkitzel ist ihm entschwunden.
‚Wo kann man Menschen einsperren?’, überlegte er sich, ‚in den Filmen sind die Gefangenen entweder in alten Backsteinbau-Gefängnissen unter üblen Zuständen eingesperrt, oder in noch schlimmeren Verliesen, unter uralten Burggemäuern, in schaurigen Gewölben, in feuchten Kellern’.
- „Keller!“, rief er aus und gab sich einen Ruck, um dem Bett zu entfleuchen.
‚Doch warum hat die blöde Kuh nichts davon gesagt, daß sie die Magda im Keller eingesperrt hat? Oder in einem Dachbodenabteil? Oder gar in der Garage? Blöde Weiber.’
Gangolf entdeckte an dem Schlüsselbrettchen neben der Wohnungstür einen kleinen Ring mit mehreren Schlüsseln daran, einem größeren und einige kleine.
‚Da könnte der Kellerschlüssel dabei sein’, überlegte er sich und nahm sie zu sich.
Unten angekommen gelang es Gangolf indes nicht, die schwere Kellertür aus Metall aufzusperren. Selbst der große Schlüssel an dem Bund paßte nicht. Unschlüssig wandte er sich wieder um, und während er sich anschickte, die Treppe hinaufzusteigen, kam es ihm in den Sinn, daß vielleicht der Wohnungsschüssel sperrte, der auch für die Haustür paßte.
Tatsächlich konnte Gangolf mit dem Wohnungs- und Haustürschlüssel die Kellertür aufsperren; als er den Lichtschalter betätigte, fand er sich in einem typischen Kellergang wieder, zu dessen Seiten Öffnungen abgingen, die mit Lattenverschlägen verschlossen waren. Die meisten Verschläge waren innen mit Pappe oder ähnlichem Material abgedeckt, so daß man nicht in die dahinter liegenden Abteile blickten konnte.
Gangolf zählte acht Eingänge, alle mit großen Vorhängeschlössern abgesperrt. Er lauschte angestrengt, konnte indes keinen Laut vernehmen. Wieder rief er nach Magda, auch mit seinem Namen, doch er erhielt keine Antwort. Zwar vermeinte er, irgend ein schwaches Geräusch wahrzunehmen, doch konnte er nicht einmal die Richtung ausmachen, aus welchem es hätte stammen können.
Während Gangolf noch unschlüssig herum stand, ging das Licht aus und er stand plötzlich im Dunkeln. Irritiert tastete er sich zum Kellereingang zurück, bog am Ende des Gangs nach links und fand dort den Lichtschalter, dessen Tasterfläche mit einer Glimmlampe beleuchtet war.
‚Die haben aber die Zeit kurz eingestellt an dem Lichtautomaten’, knurrte Gangolf vor sich hin und schaltete wieder das Licht ein. Er beschloß, nacheinander die mitgebrachten Schlüsselein in die Vorhängeschlösser zu stecken, um auszuprobieren, welches Abteil zu der Wohnung von Martina und Bettina gehörte. Es ging nicht ganz schnell, die vielen kleinen Schlüssel der Reihe nach herzunehmen und in die Schlösser zu stecken. Er war gerade bei dem dritten Abteil, als wieder das Licht ausging.
- „Verdammt nochmal“, fluchte Gangolf ungehalten; in selben Augenblick vernahm er wieder ein Geräusch, dieses Mal deutlicher, ihm kam es vor, daß es aus dem Abteil stammte, vor dem er jetzt im Dunkeln stand. Es hatte etwas Schabendes ansich, er vermeinte, auch ein gedämpftes Murmeln zu vernehmen. Er wandte sich wieder dem Eingang zu, um erneut das Licht einzuschalten. Er erschrak nicht schlecht, als sich die Funsel von selbst wieder entzündete, und jetzt erst bemerkte er den Mann, der ihm in dem schmalen Gang entgegen kam.
Der Fremde betrachtete Gangolf mit großen Augen, indes wunderte sich jener nicht, daß dieser offenbar im Dunkeln vor ihm stand, denn bei der kurzen Einschaltdauer des Lichts mußte man zwangsläufig im Dunkeln aus dem Kellergang zum Eingang zurückkehren. Merkwürdig kam dem Mann allerdings vor, was Gangolf da unten zu suchen hätte, denn er hatte Gangolf natürlich noch nie gesehen, dieser war ein Fremder für ihn, und er wurde mißtrauisch.
- „Wer sind Sie?“, wollte er wissen, Gangolf stammelte: „Ein Bekannter der Martina, ich soll was holen.“
Der Fremde beäugte ihn weiterhin mißtrauisch, Gangolf eraßte die Situation und meinte:
- „Hier, sie hat mir ihren Wohnungsschlüssel gegeben, der sperrt auch die Kellertür“. Dabei zog Gangolf diesen aus der Hosentasche und zeigte in her. Sein gegenüber brummte etwas und sperrte das zweite Abteil auf. Gangolf zog es vor, den Keller erst einmal wieder zu verlassen, er konnte schlecht weiter herumprobieren, welches Schloß denn endlich passen würde.
Gangolf verließ das Haus und ging den Weg in die Richtung zu dem kleinen Parkplatz, wo er seinen Golf abgestellt hatte. Doch dann gewahrte er einen schwachen Lichtschimmer aus dem zweiten Fensterschacht und hörte auch Geräusche durch das gekippte Kellerfenster herauf.
‚Aha, da ist der Typ zugange’, überlegte Gangolf und blieb stehen. In diesem Moment hörte er, wie sich die Haustür hinter sich öffnete und zeitgleich kam ein Mann vom Parkplatz her auf den Gehweg zu dem Haus. Er fühlte sich in der Klemme und beschloß deshalb, ruhigen Schrittes weiterzugehen. Er nickte dem entgegenkommenden Mann zu, dieser betrachtete ihn kurz und nickte ebenso, bevor sie aneinander vorbeigingen.
Entnervt setzte sich Gangolf in sein Auto und wartete einige Minuten. Er sah, wie der Mann mit der Frau, die mit einem Kinderwagen aus dem Haus gekommen war, ein paar Worte wechselte. Gangolf wurde übersensibel, ihm kam es vor, daß sie über ihn sprachen, er vermeinte, Kopfbewegungen in seine Richtung wahrzunehmen.
‚Natürlich sprechen sie über mich’, überlegte sich Gangolf, ‚jeder, der nicht zu dem Haus gehörte und am hellichten Vormittag da herumging, war verdächtig.’
Als dann erneut die Haustür aufging und jener Mann heraustrat, dem er im Keller begegnet war, reichte es ihm endgültig. Tatsächlich gesellte sich auch dieser Hausbewohner zu den beiden und begann offensichtlich, ihnen beizupflichten. Gangolf verwünschte sich, er ließ den Motor an, stieß zurück und fuhr davon. Weiter entfernt auf der Straße fand er eine Parklücke.
Gangolf stellte den Sitz zurück, drehte die Rückenlehne ganz nach hinten und hob die Füße links und rechts vom Lenkrad auf das Armaturenbrett, die Fußspitzen gegen die Windschutzscheibe gedrückt. Er grübelte vor sich hin, ob das alles nur ein schlechter Scherz gewesen sei, ob die beiden Weiber ihn auf die Probe stellen wollten, ihm ihren Wohnungsschlüssel anvertrauten, ob er ihr Vertrauen mißbrauchte und in ihrer Wohnung herumschnüffeln würde, die Schubladen herauszöge, seiner Neugier freien Lauf ließe, während sie Magda ganz wo anders versteckt hielten.
Was er nicht in Erwägung gezogen hatte war die Möglichkeit, daß sich die Hausbewohner beim Ausparken sein Autokennzeichen notiert hatten.
Magda war zur gleichen Zeit vollkommen verzweifelt und dem Wahnsinn nahe, als sie Gangolfs Stimme gehört hatte, sie aber ihm nicht antworten konnte.
|
|
Stamm-Gast
Erlangen
Warum nur wollen immer alle frei sein!
Beiträge: 200
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:21.01.22 21:53 IP: gespeichert
|
|
37
Dienststellenleiter Nisselpriem platzte der Kragen: „Es ist jetzt 9 Uhr 37, wie lange sollen wir noch warten, wenn sie um zehn Uhr immer noch nicht telephonisch erreichbar ist oder mit diesem Stumpf hier auftaucht, dann lassen wir ihre Tür aufbrechen, ich steh’ schließlich in der Verantwortung, daß die überwachte Person tatsächlich auch anwesend ist im Überwachungsbereich.“
Brause meinte dagegen: „Der Überwachungsbereich wird jetzt noch viel größer, da wird es noch schwieriger, sie jederzeit zu erreichen, da kann sie dann sonst wo sein.“
- „Dann muß sie so ein verdammtes einfachen Handy akzeptieren, es überall hin mitzunehmen, wenn sie schon diese erweiterte Freiheit haben will. Und jetzt fahr’ endlich mit deinen Kumpels zum Fischen, Olaf, sonst brauchst du heute gleich gar nicht mehr los.“
Wie Nisselpriem voraussah, war Frau Armdran auch um zehn Uhr nicht erreichbar und sie ist auch nicht auf der Polizeiwache erschienen. Er wies die Streifenpolizisten Holger Meier und Katrin Mauser an, einen Türöffnungsdienst zu beauftragen, Magdas Wohnung zu öffnen und Magda zu ihm auf das Polizeirevier zu bringen. Meier rief verschiedene Öffnungsdienste an, der am frühesten Verfügbare versprach, bis halb elf an der besagten Wohnung zu sein.
Innerhalb kürzester Zeit gelang es dem Türöffnungsspezialisten, die Haustür zu öffnen. Diese war nicht abgesperrt, er mußte nur einen zu einem Haken gebogenen Draht in den Türdichtgummi einführen und etwas hin- und herdrehen, um den abgeschrägten Riegel zu erwischen und diesen zurückdrücken. Magdas Wohnungstür war indes abgesperrt; während die alten sogenannten Sicherheitsschlösser mit speziellen Haken nach minutenlangem Herumstochern geknackt werden konnten, war das mit den Schlössern des neuersten Typs völlig ausgeschlossen.
Der Spezialist bemühte sich gar nicht erst, sondern bohrte das Schloß auf. Auch das war keine einfache Arbeit, er mußte spezielle Hartmetallbohrer zum Einsatz bringen, bis er endlich an den Verriegelungszapfen kam. Die beiden Polizisten quittierten den erfolgreichen Aufbruch und betraten Magdas kleine Wohnung. Sie brauchten nicht lange, um sich zu überzeugen, daß dort niemand anwesend war. Zurück im Streifenwagen meldeten sie sich bei Nisselpriem, der etwas von einem Fahndungsaufruf sprach. Doch zuvor sollten sie jetzt sofort nach Laukuv fahren zu den beiden Kolleginnen im Laukuver Rathaus, denen wurde ein Einbrecher gemeldet, der auf frischer Tat erwischt worden sei, sich zwar vom Tatort entfernte, indes wurde das Kennzeichen des Fahrzeugs notiert.
In der kleinen Polizeidienststelle im Laukuver Rathaus erläuterte die dort diensthabende Polizistin ihren Kollegen aus Lüggen, daß nach einem grünen Golf Kombi gesucht würde, der Fahrzeughalter und vermutlich damit auch der Fahrer wurde dank des bekannten Autokennzeichens als Gangolf Stumpf identifiziert.
- „Bitte fahrt doch gleich `mal in die Wohnanlage dort, Südprommenade 5, ich ruf’ derweil die Zeugen an, daß sie gleich hinauskämen und unten auf euch warten.“
Alle drei Polizeibeamten waren sich einig, daß der Einbrecher vermutlich hätte rasch ergriffen werden können, wenn es in Laukuv eine personell stärker besetzte Dienststelle gegeben hätte, aber die allein Diensthabende konnte ihren Posten nicht verlassen und war angehalten, für solche Vorkommnisse die Kollegen aus Lüggen zu rufen.
Gangolf schreckte aus seinem Dösen empor, und sein Schreck wurde nicht gelindert, als er nach dem Klopfen auf die Fensterscheibe zwei Polizistengesichter wahrnahm, die ihn verdutzt anglotzten. Hurtig zog er seine Beine zurück und öffnete die Fensterscheibe.
- „Was machen Sie hier?“ raunzte ihn Meier an.
- „Ich meditiere“, gab Gangolf äußerlich gelassen zur Antwort. Innerlich liefen seine Gedankenströme auf Hochtouren: Sofort wurde ihm klar, daß die Polizisten wegen seines Aufenthalts in dem Keller gerufen wurden und diese ihn hier im parkenden Auto fanden. Sollte er seinen Aufenthalt in dem Keller des Wohnhauses von Martina und Bettina leugnen? Mindestens ein Zeuge würde ihn ganz sicher erkennen, vermutlich auch die anderen beiden.
Viel Zeit blieb Gangolf nicht, die Polizistin Mauser gab spitz zurück: „Meditieren Sie immer nach einem Einbruch?“
- „Äh – was?“ gab Gangolf zurück und hoffte, sich dumm stellend Zeit zu gewinnen, Zeit, die er dringend benötigte, um sich eine Strategie zurecht zu legen.
- „Steigen Sie aus“, nötigte ihn Meier, „und zeigen Sie Führerschein und Fahrzeugpapiere her.“
‚Vielleicht begnügen sie sich doch nur mit einer Fahrzeugkontrolle’, hoffte Gangolf, immerhin hatte er ja nichts Verdächtiges in seinem Auto.
Nachdem er die verlangten Dokumente ausgehändigt hatte, befahl ihn Meier:
- „So, jetzt sperren Sie ihr Fahrzeug ab und kommen mit uns.“
- „Nein, das geht jetzt nicht, ich muß jetzt los, ist es denn verboten, im korrekt geparkten Auto kurz zu meditieren?“, entgegnete Gangolf.
- „Es ist durchaus verboten, einen Einbruch zu begehen, Herr Stumpf, jetzt sperren Sie schon ab“, wiederholte sich Meier.
Gangolf stand weiter zögerlich da, unschlüssig, wie er sich verhalten sollte. Die Entscheidung wurde ihm abgenommen.
- „Katrin, leg’ ihm Handschellen an“, forderte Meier seine Kollegin auf, im gleichen Augenblick drückte er Gangolfs Arme hinter den Rücken, die kesse Polizistin Mauser holte die Schellen aus der Gürteltasche und fesselte damit Gangolfs Hände.
Die Situation war grotesk: Erstmals wurden Gangolf Handschellen angelegt, nicht von Freunden, in einem Spiel aus Spaß, sondern im vollen Ernst, von einer jungen Polizistin, die ihn mit schnippischer spitzer Zunge anschnauzte. Prompt verspürte Gangolf sein Lustorgan anschwellen, obwohl er wußte, daß die Lage für ihn sehr unangenehm ausgehen könnte.
Meier dirigierte ihn auf die Rückbank des Streifenwagens, es war für Gangolf nicht einfach, hinten einzusteigen mit auf den auf den Rücken gefesselten Händen. Als er saß, schlug Mauser die Tür zu und Meier stieg von der anderen Seite ein, um sich neben Gangolf zu setzen. Als jener seine Türe zugezogen hatte, stieg sie vorne ein und fuhr los.
Mit Schrecken erkannte Gangolf, daß sie nicht Richtung Innenstadt fuhren, sondern zurück zu der Wohnanlage. Fieberhaft grübelte er nach einer Lösung. Das einfachste wäre es gewesen, mit dem Schlüssel in den Keller hinunter zu spazieren und zu verkünden, daß er für Frau Litte etwas holen sollte. Schließlich hatte er ja von ihr den Schlüssel bekommen. Doch würde es unglaubwürdig klingen, wenn er nicht einmal wußte, welches Kellerabteil seiner Bekannten gehörte.
Gangolf wollte unter allen Umständen vermeiden, daß nun die Hausbewohner ihn das Abteil von Weiß und Litte zeigten; freilich wäre das die Entlastung für ihn gewesen, wenn er hurtig die Schlüsselchen des Bundes aus der Tasche zöge und diese ihn als rechtmäßigen Besucher des Kellerabteils auswiesen. Doch was, wenn sie dann Magda streng gefesselt und geknebelt dort fänden?
Es gäbe endlose Verhöre, Freiheitsberaubung war ein schweres Delikt, vermutlich würden die Kriminaler aus Wuselhausen hinzugezogen, schwirrte es Gangolf durch den Kopf. Er konnte sich nicht sicher sein, daß Magda glaubwürdig beteuerte, es wäre alles nur ein Spiel. Sie war ja ohnehin stets eingeschüchtert und dann erst beim Anblick der Polizisten und der Hausbewohner; nein, dieses Zusammentreffen mußte Gangolf unbedingt vermeiden.
Dann wäre noch die Wohnung. Doch was wäre, wenn die Polizisten darauf bestünden, sofort in den Keller zu gehen, um ihnen zu zeigen, was er da holen sollte. Und in der Wohnung, was sollte er ihnen dort zeigen? Siedend heiß fiel ihm ein, daß Magda auch in dem großen Schlafzimmerschrank versteckt sein könnte. Er könnte sich selbst ohrfeigen, ihn nicht geöffnet zu haben, er wollte anständig bleiben und nicht in den intimen Sachen herumschnüffeln, aber vielleicht haben es die zwei Freiheitsberauberinnen geradezu selbstverständlich angenommen, daß er dort als ersten nachsehen würde.
- „Ja, der war’s“, riefen die drei Zeugen vor dem Haus im Chor, als Gangolf aus dem Streifenwagen herausgezerrt wurde. Mittlerweile waren weitere Hausbewohner zu den Wartenden hinzugetreten. Gangolf faßte einen Entschluß und es sollte sich herausstellen, daß dieser für ihn zwar zunächst nachteilig war, die Gesamtsituation für alle anderen Beteiligten aber retten konnte.
- „Ich verweigere hier vor den Leuten jegliche Aussage und werde auch das Haus nicht betreten, auch wenn ich dazu berechtigt wäre.“
- „Wie sind Sie hineingekommen?“, wollte Meier wissen.
- „Ich hab’ den Schlüssel von Frau Litte gekriegt“, antwortete Gangolf wahrheitsgemäß.
- „Na dann sperren Sie mal auf“, forderte Mauer ihn auf.
- „Geht nicht,“ zickte Gangolf zurück.
- „Was heißt >geht nicht<, haben Sie nun einen Schlüssel für das Haus oder haben Sie nicht?“ ereiferte sich die junge Polizistin.
- „Mit auf den Rücken gefesselten Händen, hä?“, raunzte Gangolf zurück.
- „Mach’ im die Schellen ab“, forderte Meier sie auf. Sie kam der Aufforderung nach, und als Gangolf keine Anstalten unternahm, zur Haustür zu treten, obwohl die Menschenansammlung ihm den Weg freimachte, geiferte sie ihn an:
- „Also was ist jetzt?“
- „Ich geh’ da nicht hinein, wie ich schon sagte, und ich verweigere auch jede Aussage“, wiederholte sich Gangolf.
Entnervt fauchte Meier: „Leg’ ihm die Schellen wieder an und dann Abmarsch in die Zelle, der will es nicht anders.“
- „Einverstanden“, entgegnete Gangolf und hielt artig seine Hände auf den Rücken. Kopfschüttelnd verfrachteten die beiden Polizisten ihn wieder in das Polizeiauto und fuhren zum Revier nach Lüggen.
- „Warum verweigern Sie sich“, wandte sich der neben ihm sitzende Meier an ihn, „wenn Sie wirklich den Schlüssel von der Hausbewohnerin bekamen, dann hätte sich doch jetzt alles aufklären lassen.“
- „Ach, wenn Sie wüßten“, äußerte sich Gangolf, „das ist alles nicht so einfach, aber ich bin froh, daß wir jetzt erst einmal von hier fort kommen, in Lüggen könnten Sie dann bitte Frau Litte verständigen, die wird alles aufklären können.“
‚Ein seltsamer Vogel’, dachten sich die beiden Polizisten, ‚vor den Zeugen seines Einbruchs oder seines Einbruchversuchs oder gar seines rechtmäßigen Eintretens in den Keller verweigert er sich total und jetzt schlägt er vor, diese Litte hinzuzurufen.’
Auf dem Revier in Lüggen wurde Gangolf sofort in ein Vernehmungszimmer gebracht. Gangolf setzte sich in dem kahlen kleinen Raum, während Meier an der Tür stehen blieb. Nach wenigen Minuten kam Dienststellenleiter Nisselpriem herein. Gangolf erhob sich, er erwartete, daß Nisselpriem ihm die Hand reichte, doch als dieser keine diesbezüglichen Anstalten erkennen ließ, sondern nur ein kurzes: „Guten Tag, setzen Sie sich wieder“ als Gruß von sich gab, grüßte Gangolf mit einer leichten Verbeugung und stellte sich vor:
- „Gangolf Stumpf“.
Als Nisselpriem den Namen hörte, erinnerte er sich an Wachtmeister Brauses Worte, daß ein gewisser Stumpf mit der verschollenen Marlies Armdran befreundet oder doch zumindest gut bekannt war und daß jener versprach, diese ausfindig zu machen und mit ihr auf das Revier zu kommen.
- „Ah, sind Sie nicht der Bekannte von Frau Armdran?“, wandte sich Nisselpriem an ihn.
- „Ja, ich kenne sie und ich hab’ Herrn Brause versprochen, nach ihr zu suchen, doch ich wurde bei meinen Überlegungen unterbrochen, wo sie sein könnte.“
Nisselpriem war hin- und hergerissen, ob er nun mit der offiziellen Vernehmung beginnen, oder ob er lieber mit Gangolf über Magda sprechen sollte. Gangolf kam Nisselpriem zuvor:
- „Ich möchte Sie bitten, Frau Bettina Litte, Pfarrerin an der hiesigen Paul Gerhard-Kirche zu verständigen, die mir ihren Schlüssel gab, um zu ihrer Wohnung nach Laukuv zu fahren.“
- „Was haben Sie denn dort gemacht oder was sollten Sie dort machen oder holen?“, wollte Nisselpriem wissen.
- „Ich will das jetzt nicht sagen, das muß ich auch nicht, ich bin rechtmäßig in das Haus hineingegangen und bin keiner Rechenschaft schuldig, was ich in der Wohnung oder in dem Kellerabteil der beiden Damen gemacht habe.“
- „So einfach ist das nicht, Herr Stumpf, Sie bleiben also dabei, den Schlüssel, aus welchem Grund auch immer, von Frau Litte bekommen zu haben?“
- „Ja sicher, das hab’ ich auch ihren Kollegen vor Ort schon gesagt, aber ich geh’ doch dort nicht in das Haus hinein, die Leute dort lynchen mich doch, gefesselt in Handschellen.“
Gangolf kam richtig in Fahrt und ehe er sich weiter hineinsteigerte, hob Nisselpriem die Hand und sagte:
- „Wir werden das überprüfen“.
Nisselpriem verließ den Vernehmungsraum, Gangolf war mit Meier wieder allein. Nach einigen Minuten kam er wieder zurück, dieses Mal in Begleitung von der jungen Polizistin Katrin. Er sagte:
- „Frau Litte kann erst in zwei bis drei Stunden hier sein, also ich schlage vor, Sie fahren nochmals hinaus nach Laukuv und zeigen meinen beiden Kollegen und Kolleginnen, was Sie da in der Wohnung oder im Keller gesucht haben und für Frau Litte holen wollten; die Hausbewohner sind jetzt wohl nicht mehr da im Weg, wenn Sie sich da irgendwie geschämt haben.“
- „Nein, das werde ich nicht tun, ich möchte das Haus nicht mehr betreten und werde es auch nicht mehr tun. Sperren Sie mich lieber hier ein, bis Frau Litte oder auch Frau Weiß, die auch dort wohnt, bezeugt, daß ich rechtmäßig ihren Schlüssel habe und deshalb dort auch in das Haus hineingehen durfte.“
- „Herr Stumpf“, versuchte es Nisselpriem nochmals, „seien Sie doch vernünftig, lassen Sie uns das abkürzen und helfen Sie uns lieber, Frau Armdran zu finden. Haben Sie eine Idee, wo sie sein könnte?“
- „Natürlich hab’ ich Ideen, aber ich werde sie lieber allein suchen, ich möchte jetzt nicht auch noch hier in Lüggen mit ihren uniformierten Kollegen auffallen. Es ist schlimm genug, daß ich mich in meinem Wohnort, in Wesserbarg, nicht mehr blicken lassen kann, als die Kriminaler aus Wuselhausen und ihre Leute, Brause voran, tagelang meine Bude auf den Kopf stellten.“
Nisselpriem äußerte sein Bedauern über die damaligen Vorfälle, ihm blieb es indes unverständlich, warum Gangolf sich so stur weigerte, Littes Haus nochmals zu betreten. Schließlich verständigten sie sich tatsächlich darauf, Gangolf in der Polizeizelle warten zu lassen, bis Litte erscheinen würde.
Gangolf fiel ein Stein von Herzen, als er endlich für sich allein in der Zelle war; in der Abgeschiedenheit des vergitterten Kellerraums konnte er sich eine Strategie zurechtlegen, wie er und alle an Magdas Verschwinden Beteiligte aus der Affäre ungeschoren herauskämen.
Nie hatte Gangolf Latein gelernt und er war froh, daß dieser Kelch an ihm vorüber ging. Seine Großmutter kannte noch viele Teile der lateinischen Messe, wie sie vor dem zweiten Vatikanischen Konzil in der katholischen Kirche gefeiert wurde. Beiläufig hat die Großmutter ihm immer wieder die lateinischen Texte vorgesprochen, die zauberformelhaften Wendungen faszinierten ihn von Jugend an.
Gangolf hätte sich in seinen Kindertagen natürlich nicht im geringsten vorstellen könnten, daß er einmal in die Situation käme, sich auf jene Sprache zu besinnen, um mit ihrer Hilfe eine geheime Botschaft zu verkünden.
Nun mußte nur noch Bettina mitspielen, hoffentlich war sie geistesgegenwärtig genug.
|
|
folssom |
|
Sklave/KG-Träger
Lieber durch Wahrheit unbeliebt, als durch Schleimerei beliebt
Beiträge: 2198
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:28.01.22 01:07 IP: gespeichert
|
|
Gangolf scheint wohl die besondere Gabe zu haben, um von einem Problem möglichst schnell zum nächsten zu gelangen. Sarah
|
|
Stamm-Gast
Erlangen
Warum nur wollen immer alle frei sein!
Beiträge: 200
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:29.01.22 05:36 IP: gespeichert
|
|
Das empfinde ich auch so; dabei hatte er bislang ein beneidenswert-sorgenfreies Leben!
Doch nicht nur Gangolf hatte ein Problem, Magdas war noch wesentlich größer:
38
- „Gangolf, Gangolf“, quakte sie in den Knebel, voller Verzweiflung, am Ende ihrer Kräfte. Sie wußte zwar genau, daß der dicke Silikonball in ihrem Mund alle Laute zu einem leisen dumpfen Grunzen herabwürdigte, doch sie rief es immer wieder:
- „Gangolf, Gangolf“.
Sie hatte ihn zweifelsfrei rufen hören, nach ihr, hat den Namen gehört, den ihre Herrin ihr gegeben hatte, trotz der Schaumstoffkügelchen, die man ihr in die Ohren gesteckt hat. Glücklicherweise hat man den Schaumstoff nicht fest zusammengedrückt, bevor man ihn in ihr Ohr gedrückt hatte, so daß er nicht tief im Gehörgang zu liegen kam; auf diese Weise konnte sie, wenn auch verzerrt, Geräusche wahrnehmen, und eben auch Stimmen.
Doch gab es keine weiteren Stimmen. Nur den einen kurzen Satz hat sie vernommen, sie hat ihn in ihrem Ohr behalten, als hätte sie niemals zuvor etwas anderes gehört:
- „Magda, bist du da, ich bin’s, Gangolf.“
Dann wurde es wieder vollkommen still um sie herum. Um sie herum war eine enge Holzkiste, eine alte Kartoffelkiste. Zwischen den Brettern gab es Ritzen und auch einige Astlöcher. Fahl schimmerte das Licht durch diese schmalen Aussparungen. Es war nicht als Licht zu bezeichnen. Es war nur ein Schimmer.
Ihre Augen haben sich an die Dunkelheit gewöhnt. Als der Deckel geschlossen wurde, meinte sie, in der absoluten Finsternis zu sitzen. Doch nach und nach erhellte sich der Innenraum der Kiste. Als erstes konnte sie ihre Füße wahrnehmen. Bräunlich erahnte sie die Konturen der Fußoberseiten, die Zehen waren besser zu erkennen.
Sie spürte das ungehobelte Holz unter ihren Füßen und unter ihrem Pofleisch. Als sie sich leicht zu bewegen versuchte, bohrten sich Holzspieße in ihr zarte Haut. Sie ignorierte jeden Schmerz.
‚Bloß den blöden Knebel loswerden’, war ihr dringlichster Gedanke. Alles andere war auszuhalten, aber das fortgesetzte Gewürge, unfähig, richtig schlucken zu können, der Sabber auf ihre Knie und Oberschenkel. Ekelhaft. Würg. Kotz.
Sie erlag einem Hustenanfall. Sie ring um Luft. Der Atem ging schwer. Panik. Nackte Panik, so nackt wie sie selbst.
Nackt bis auf den Knebel. Und den Handschellen auf ihrem Rücken. Und dem Ding natürlich.
Es dauerte Minuten, bis sie den Husten- und Würgereiz unter Kontrolle gebracht hatte. Sie hielt den Atem an. Ihr Herzschlag beruhigte sich. Sie wagte es wieder, vorsichtig einzuatmen, und dann auch auszuatmen. Ruhig. Bewußt. Beherrscht.
Endlich funktionierte es wieder, funktionierte sie wieder. Wirre Gedanken kreuzten durch ihr Gedächtnis:
‚Wäre ich bloß nach dem Essen wieder mit Gangolf zurückgefahren, auf seinem Motorrad, es war so schön, ich hatte zwar tierische Angst, aber so hinter ihm sitzend, hilflos ausgeliefert, es war ein irres Gefühl, warum bin ich nur wieder mit der Herrin mit, und mit ihrer Gespielin. Sie haben mich nicht von dem blöden Gürtel befreit, mich nur nackt unter die Dusche gestellt und abgespritzt. Mit dem scharfen Strahl in das Schrittband gespritzt. Viel zu kalt. Ich schrie auf. Dann plötzlich viel zu heiß.
Das war gleich noch schlimmer. Wie liebevoll hätte mich Gangolf gebadet. Ich hätte ihn bitten sollen. Ich traute mich nicht.
Was wird Gangolf jetzt machen, er hat nach mir gesucht. Ach Gangi, komm doch. Komm schnell. Ich halte es nicht mehr aus. Nimm mir den blöden Klumpen aus dem Mund. Und dann kannst du mich ja wieder einsperren in die blöde Kiste, wenn dir das Lust macht. Aber den Knebel, nimm ihn weg, bitte, biiite. Schnell, sofort, jeeetzt.
Warum gehst du wieder? Hörtest du mich nicht? Ich rief, so laut ich konnte. Es klang grauenhaft. Alles ist grauenhaft hier. Eben eine Haft. Eine grauenhafte Haft.
Ich muß den Knebel loswerden. Sonst sterb’ ich. Nie klagte ich über Schmerzen. Die Peitsche. Auch sie war schrecklich, doch der Schmerz war nur immer für Sekunden da. Kurz. Aber der Knebel. Erstickungsanfälle.
Wäre doch Gangolf nicht aufgetaucht. Nicht in meinem Leben, in meinem elenden Leben. Ein anderes habe ich nicht verdient. Er und seine Freunde, ihnen ist es gelungen, so einen Kasten da hinzustellen. Ich wurde frei dadurch. Frei, um hier bei der Herrin eingesperrt zu werden. Hier zu sterben. Wie glücklich war ich mit dem Ding, als das noch funktionierte. Ich durfte Einkaufen gehen. Über den Markt schlendern. Mittagessen kochen. Alles machen. Und jetzt werde ich abgeholt. Abtransportiert. Als Lustobjekt. Unter dem Tisch. Als Fußabtreter. Im Türrahmen. Als auszuklopfender Teppich. Meine neue Freiheit.’
Magda gelang es, mit ihrem Oberkörper ein bißchen auf und ab zu wippen, etwas vor und zurück. Nach langem Mühen gelang es ihr zudem, ihren Kopf auf die Knie zu drücken und dabei den Po etwas nach oben zu heben. Mehrfach versuchte sie sich in dieser Übung, immer wieder mußte sie sich auf den harten Bretterboden zurückplumpsen lassen.
Nach vielen Versuchen gelang es Magda, den linken Fuß etwas nach hinten zu setzen. Ihre rechte Schulter wurde dadurch an die rauhen Seitenbretter der Kiste gedrückt. Sie war froh, durch diese Gewichtsverlagerung eine geringfügig veränderte Körperhaltung einzunehmen. Nach einigen Minuten drückte sie sich mit der Schulter ab, sie bemerkte, daß die Seitenbretter sich etwas durchbogen.
Nun lag Magdas linke Schulter mit der Kiste in Berührung. Magda mutmaßte, daß diese gerade so breit war, daß sie mit ihrem Körper hineinpaßte. Als nun das Gewicht mehr auf ihrer linken Seite lag, gelang es ihr, auch den rechten Fuß etwas zurückzuziehen. Wieder stieg ihr Herzschlag an, wieder mußte sie mit bewußter Atmung dem Würgereiz zuvorkommen. Wieder vergingen ungezählte Minuten.
‚Sollte ich versuchen, die Hände unter dem Hintern durchzubekommen?’, schoß es ihr plötzlich durch den Kopf,
‚ich muß versuchen, den Hintern kurz in die Höhe zu kriegen und gleichzeitig die Hände mit den verdammten Schellen darunter durchziehen.’
Das war leichter gedacht als gemacht. Sie benötigte unzählige Anläufe, aber sie wollte unbedingt durchsteigen, obwohl von >steigen< in ihrer Zwangslage keine Rede sein konnte. Sie war richtig besessen von dem Gedanken, die Hände nach vorne zu bekommen, um den Knebel lösen zu können.
Endlich gelang es ihr, ihren Oberkörper zu einem Hohlkreuz zu spannen, die Schultern nach hinten zu ziehen, mit einem Ruck nach vorne den Po wenige Zentimeter in die Höhe zu bringen und gleichzeitig die Hände unter diesem hindurchzuziehen. Doch es reichte nicht, die Hände ganz unter dem Po hindurchzuschieben, sie plumpste wieder auf das Hinterteil mit den Händen darunter.
Schmerzhaft bissen sich die verhältnismäßig scharfkantigen Schellen in das Fleisch der Handballen und des Unterarms, glücklicherweise hatte ihre Sadistin die Schellen arretiert, die Sperre hineingedrückt, um das weitere Zuziehen zu verhindern. Auf diese Weise blieb die Zirkulation des Blutes aufrecht erhalten.
Die Schmerzen wurden unerträglich und ihr wurde klar, daß sie jetzt schnell handeln mußte. Sie atmete nochmals tief ein und hielt dann den Atem an. Sie schob den Po nach hinten, so weit es nur irgend möglich war. Sie merkte, daß die aufkommende Panik ihre Kräfte steigerte. Es blieb ihr unerklärlich, aber irgendwie gelang es ihr tatsächlich, die Hände unter die Pobacken hindurchzudrücken.
Magda atmete kräftig mehrere Male ein und aus. Jeder noch so kleine Fortschritt machte sie glücklich und zuversichtlich, das Ziel zu erreichen.
‚Welches Ziel eigentlich?’ fragte sie sich plötzlich. Freiheit? Freiheit von wem? Was kommt hinter der Freiheit?
Der pochende Schmerz an ihren Händen ließ sie wieder sich auf das Hier und Jetzt zu beschränken. Das einzig wichtige Ziel war, den Knebel los zu werden. Beim nächsten Hustenreiz konnte er den Tod bedeuten, den Tod durch Ersticken, den grausamen Tod.
Magdas Hände waren jetzt zwischen Ober- und Unterschenkeln in den Kniekehlen gefesselt. Sie mußte versuchen, mit den Füßen durchzusteigen. Doch wie konnte man steigen, wenn man gerade einmal mit angewinkelten Beinen und niedergedrücktem Kopf in eine schmerzhafte sitzende Position gezwungen war.
Wieder mußte Magda minutenlang eine aufkeimende Verzweiflung mit konzentrierter Atemtechnik begegnen. Als der Anfall vorüber war, begann sie mit den Übungen, die Füße anzuheben und dabei die gefesselten Hände unter den Sohlen hindurchzuzwängen. Sie mußte immer wieder Rast einlegen, um nicht außer Atem zu kommen und auch den Schmerz durch Ruhe etwas abklingen zu lassen.
Magda versuchte immer und immer wieder, mit den Händen die Fersen zu ergreifen und diese leicht anzuheben. Doch es gelang ihr lediglich, auf diese Weise die Handrücken bis etwa zur Mitte der Sohlen zu bewegen. An diesem Punkt spießten sich die Schellen und sie konnte die Finger nicht weiter nach vorne bringen. Zahlreiche Holzspieße riß sie sich in die Haut, ihre Augen wurden feucht.
Endlich kam ihr die erfolgversprechende Idee: Sie mußte versuchen, die Hände so weit wie möglich in den Schellen zu drehen, damit die Handinnenflächen nach oben zeigten. Mit ausgestreckten Fingern drückte sie diese unter die Fersen hindurch, die Daumen standen dabei weit nach außen, diese blieben bei dieser Methode bedeutungslos.
Als Magda ihre Fingerspitzen unter der Sohle spürte, krümmte sie die Finger, bis sich die Fingernägel in das zarte Fleisch der Sohlen krallten. Auf diese Weise gelang es ihr, die Füße millimeterweise zu ihrem Körper zu ziehen. Dann streckte sie die Finger wieder aus, sie kamen einige Zentimeter weiter nach vorne zu liegen. Mehrfach wiederholte sie das wechselweise Krümmen und Strecken, sie spürte, wie der harte Stahl der Handschellen nun unter den Fersen drückte.
Das Adrenalin ließ Magdas Schmerzen verfliegen, sie kannte kein zurück mehr. So nahe sie sich auch am Ziel wähnte, so diszipliniert war sie in ihrem Handeln, immer wieder Pausen einzulegen, um bloß keinen Hustenreiz auszulösen. Schließlich fühlte sie mit den Fingerspitzen ihre Zehen, zuerst nur die kleinen, später konnte sie auch die großen Zehen ertasten. Auch ihre Zehen gaben gleichzeitig die Rückmeldung der Berührung, sie krümmten sich reflexartig, und nun gelang es Magda, diese zu umgreifen.
Magda wähnte sich ganz nah am Ziel, aber das letzte Stück war immer noch harte Arbeit. Sie konnte zwar ihre Zehen umgreifen, doch ging es mit der bislang angewendeten Methode des abwechselnden Streckens und Krümmens der Finger nicht mehr weiter, denn beim Strecken lagen die Fingerspitzen bereits in der Luft vor den Füßen. Sie überlegte kurz und kam zu dem Schluß, daß sie sich nun mit ihren Füßen auf den Handflächen nach hinten arbeiten mußte.
Es war unvorstellbar mühsam, die Zehen abzuwinkeln, sich in die Handinnenflächen zu bohren, und anschließend die Zehen wieder zu strecken. Millimeter um Millimeter kam Magda dem Ziel näher, nach gefühlten Ewigkeiten erreichten ihre Zehen die Handballen, endlich schrappten sie über das harte Eisen der Handschellen.
Überglücklich ließ sich Magda zurückfallen, ihr Rücken drückte die Bretter an der hinteren Stirnfläche der Kiste spürbar durch. Sie drehte ihre Hände in eine angenehme Position in den Schellen und legte sie auf ihren Fußrücken ab. Ihr linker Unterarm bekam die elektronische Fußfessel zu spüren und Magda wünschte, diese wäre noch aktiv und würde sie an ihr bisheriges Leben fesseln.
Mit einem Ruck entwand sich Magda den Gedanken an die Vergangenheit und konzentrierte sich darauf, die Hände nun noch über die Knie zu bekommen. Im Vergleich zu den bereits gemeisterten Aufgaben war das eine einfache Übung; als sie auch diese Handlung abgeschlossen hatte, betastete sie ihre Brüste und ließ ihre Handfläche eine Weile auf diesen ruhen.
Schließlich griff sie zu dem vorläufig letzten Akt in der Kiste, sie drehte den Kopf so weit wie möglich nach rechts und versuchte, den Riemen des Knebels zu lösen. Sie ertastete zwar die Metallsschlaufe und den Spieß, der durch das Loch in dem Riemen ging, doch sie konnte nicht das lose Riemenende fühlen.
‚Ah, falsche Richtung’, ging es ihr durch den Kopf, und als sie schnell den Kopf nach links drehte, geschah das, woran sie nicht mehr gedacht hatte: So kurz vor dem Ziel ließ sie alle Vorsicht außer acht, durch die abrupte Kopfdrehung drückte sich der angesammelte Speichel in den Rachen, es kam zu dem gefürchteten Würgereiz und ein unaufhaltsamer Hustenanfall führte zu einem Tobsuchtsanfall; ihr Kopf schlug in Panik mit voller Kraft auf die Unterseite des Kistendeckels, die Bretter gaben leicht nach, federten aber im gleichen Augenblick zurück und drückten den Kopf wieder nach unten, ihr gesamter Körper begann in Folge des Hustenreizes zu beben, die Panik war im vollen Gange.
‚Neiiin, jetzt nicht sterben’, hörte Magda eine Stimme in ihrem Innersten rufen, ‚beherrsche dich doch, jetzt so knapp vor dem Ziel!’
Tatsächlich gelang es Magda, die fahrigen Bewegungen abzustellen und die Atemstöße zu verlangsamen. Die Tränen flossen ihr über die Wangen, das Herz hämmerte, daß sie das Gefühl hatte, ihr Brustkorb müßte platzen. Kalter Schweiß drang aus ihren Poren, sie fröstelte.
Endlich besann sich Magda, was sie als letztes getan hatte und was sie jetzt tun müßte. Vorsichtig drehte sie den Kopf nach links, ertastete das Ende des Knebelriemens und tastete sich an ihm weiter, bis sie die Schlaufe spürte. Es war nicht ganz einfach, den Riemen durch diese hindurchzudrücken, doch nach wenigen Sekunden war der Riemen vollständig durch die Schlaufe hindurchgefädelt.
Der schwierigste Teil der Operation stand Magda noch bevor. Sie mußte jetzt an dem Riemen ziehen, um den Schnallenstift aus dem Riemenloch herauszudrücken. Doch immer noch in den engen Handschellen gefesselt schien diese allerletzte Aufgabe die schwierigste zu werden. Um nicht wieder einer Panikattacke zu verfallen, nahm sie die Hände von der Schulter und ließ den Kopf nach hinten sinken.
Magda versuchte, die letzen Reserven zu mobilisieren, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren. Ihr Körper kämpfte mittlerweile an allen Fronten: Schmerzen an den Handgelenken, Schultern, Ellenbogen, Rücken, Hüfte und Nacken, dazu der leichte Schüttelfrost, der immer wieder aufkeimende Würgereiz.
Nach einigen Minuten drehte Magda ihren Kopf wieder nach links, tastete mit den Fingern am Riemen des Knebels entlang, hielt den Atem an, als sie den Stift spürte, umklammerte den Riemen, drückte ihn etwas vom Kopf weg, schob den Zeigefinger weiter vor, drückte ihn unter den Stift, zog noch stärker an dem Riemen, was den Knebel spürbar weiter in den Mundraum drückte, doch dann bemerkte sie endlich, daß der Stift aus dem Loch gezogen wurde.
Mit dem Zeigefinger klappte Magda den Stift der Riemenschnalle zurück und ließ den Riemen los. Die Tränen der Freude vermischten sich mit jenen des Schmerzes, doch als sie versuchte, den Knebel mit ihrer Zunge aus dem Mund zu drücken, erlebte sie erneut einen Rückschlag in dem Bemühen, sich des Teufelszeugs zu entledigen. Magda glaubte, wahnsinnig zu werden: Obwohl es ihr nach endlosen Mühen gelungen war, den Riemen hinter ihrem Kopf zu lösen, gab der Kiefer den Würgeball nicht frei. Die Muskeln des Kiefers waren erstarrt von der ungewohnten anhaltenden Überdehnung, sie konnten den Unterkiefer nicht nach unten ziehen, um den Weg für den Knebel frei zu machen.
Magda blieb nichts anderes übrig, als die nun lose herunterhängenden Riemen links und rechts des Mundes mit den Händen zu fassen und vorsichtig daran zu ziehen. Der Kiefer wurde schmerzhaft einige Millimeter auseinander gedrückt und mit einem ploppenden Geräusch entwich das Scheusal Magdas Mundhöhle.
Aufgelöst in Schwäche sackte Magda in der Kiste zusammen, ihre Gedanken schweiften nochmals kurz zu Gangolf, ob er mit seinem geliebten Motorrad herumkurven würde oder mit dem Boot herumpaddelte, warum er überhaupt nach ihr gesucht hatte, wie er sich eingesetzt hatte, daß sie mit nach Italien mitgenommen würde auf der geplanten gemeinsamen Reise; sie sehnte sich nach der Wärme seines starken Körpers, die sie in ihrer schmalen Liegestatt auf dem alten als Bett dienenden Sofa genossen hatte.
Erschöpft von der Anstrengung, die ihr die Knebelbefreiungsaktion verursachte, döste Magda trotz ihrer gänzlich unbequemen Körperhaltung ein.
Sie ahnte natürlich nicht im Entferntesten, daß zur gleichen Zeit auch Gangolf eingesperrt war; zwar war seine Zelle im Vergleich zu Magdas hölzernem Gefängnis geradezu fürstlich-bequem, andererseits war Gangolfs Polizeizelle absolut ausbruchsicher, ganz im Gegensatz zu Magdas Kiste.
|
|
Stamm-Gast
Erlangen
Warum nur wollen immer alle frei sein!
Beiträge: 200
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:04.02.22 19:51 IP: gespeichert
|
|
39
Gangolf nahm wie selbstverständlich an, daß man Bettina hinzuzöge, wenn das eigentliche Verhör in dem Vernehmungszimmer stattfinden würde. Er überlegte, daß sie wahrscheinlich gleich nach ihrer Aussage wieder hinausgehen müßte und er dann wieder allein den vernehmenden Beamten ausgeliefert wäre.
Er wollte Bettina unbedingt eine Nachricht hinterlassen, daß sie sich sofort um Magda kümmern und sie auf diese Polizeiwache bringen muß. Andererseits konnte er das nicht laut äußern, denn nichts wäre ferner, als daß sich ein Suchtrupp in Bewegung setzte und im Hause Weiß-Litte das Schnüffeln begann – mit den dramatischen Folgen für alle Beteiligten.
Leise rezitierte Gangolf die alten lateinischen Texte, die er von seiner Großmutter in Kindertagen beiläufig gelernt hatte. Sobald er auf Bettina träfe, würde er sie sofort mit dem >dominus tecum< begrüßen, der Herr sei mit dir. Nach einer kurzen Schreck-Pause würde er mit dem Ave Maria fortfahren, wobei er sich nicht sicher sein konnte, daß Bettina als Evangelische mit diesem Gebet, noch dazu auf Lateinisch, etwas anfangen konnte:
>Benedicta tu in mulieribus< - du bist gebenedeit unter den Weibern.
Dann wollte Gangolf in das Vaterunser überleiten mit dem letzten Vers:
>libera nos a malo< - erlöse uns von dem Übel.
Das wollte Gangolf abändern: >libera Magdalena a casa tua<
Er ahnte zwar, daß im Lateinischen auch die Namen gebeugt werden, doch wußte er natürlich nicht, wie der Akkusativ für Magdalena lautete. Das gleiche Unvermögen lähmte ihn bezüglich des Dativs von casa, er wußte nicht einmal, ob >casa< überhaupt das Lateinische Wort für das Haus sei, er nahm einfach den italienischen Begriff dafür.
Dann mußte Gangolf Bettina klarmachen, Magda hierher zu bringen. Er besann sich auf die Rufe nach dem Heiligen Geist:
>Veni creator spiritus<, Gangolf änderte ab:
>Veni cum Magdalena in locus iste< - komme mit Magdalena in diesen Ort.
Das >locus iste< wurde am Kirchweihfest zitiert, mit den Worten des Jakob, als dieser sein Haupt in der Wüste auf einen Stein bettete und den Ort verwünschte:
>terribilis est locus iste!<
Mit diesen lateinischen Fragmenten hoffte Gangolf, Bettina klarzumachen, daß sie Magda herholen sollte. Doch es kam ganz anders. Kaum war er damit im Gange, die Phrasen halblaut zu wiederholen, damit er diese dann ohne zu Stottern heruntersagen in der Lage war, hörte er auf dem Kellerflur Schritte und die äußere Tür der Zelle wurde geöffnet.
Polizistin Mauser trat herein, sperrte die vergitterte Tür zu Gangolfs Zelle auf und rief ihm grußlos zu:
- „Heraustreten, hier haben Sie ihre Sachen!“
Gangolf blickte verdutzt darein, als die kesse Polizistin ihm sein Handy überreichte. Er nahm es an sich und ging an ihr vorbei, den Gang entlang zur Stiege. Sie folgte ihm, im Erdgeschoß angekommen gab sie ihm einen Wink mit dem ausgestreckten Arm:
- „Da geht’s raus.“
Gangolf blickte sie irritiert an, Mauser sah sich genötigt, deutlicher zu werden:
- „Nun machen Sie schon, daß Sie fort kommen, ist alles erledigt!“
Immer noch ganz perplex wandte sich Gangolf der Tür zu und verließ das schöne Backsteinhaus.
‚Gar nichts ist erledigt’, ergrimmte er sich, ‚im Gegenteil, jetzt geht der Affentanz wieder von vorn los.’
‚Magda liegt weit weg in einem Kellerloch, die Bluthunde werden scharf gemacht und wie er zu seinem Auto kommen sollte, war den Polis hier natürlich vollkommen egal.’
Seine Latein-Relikte hatte er jedenfalls umsonst hervorgeholt. Als er Bettinas Nummer auf dem Smartphone wählte, piepte dieses dreimal und hauchte den Geist aus: Akku leer.
- „Verdammt, verdammt, verdammt“, fluchte Gangolf laut, denn anstatt froh zu sein, so ganz ohne weiteres die Freiheit wieder erlangt zu haben, fühlte er sich vollkommen unfrei, ständig als Gejagter. Ihm kam das Pfarrhaus in den Sinn, das sich gleichfalls im Westen der Stadt, nicht so weit entfernt von der Polizeiwache, befand. Dort würde er nach Bettina fragen, er würde alle Anwesenden nötigen, solange herumzutelephonieren, bis er jene an der Strippe hätte.
Gangolf trat aus dem Polizeigebäude und überquerte die davor verlaufende Bundesstraße. Es bereitete ihm keine Freude, auf dem Gehweg an der vielbefahrenen Straße entlang zu gehen. Aus irgend einem Grund, den er sich nicht erklären konnte, drehte sich Gangolf auf seinem Weg Richtung Innenstadt um und betrachtete für eine Weile das Backsteinhaus, in dessen Keller er eingesperrt war.
Wieder einmal traute Gangolf seinen Augen nicht: Kam da nicht ein Auto vorbeigerauscht, auf dessen Beifahrersitz eine Frau saß, die wie Magda aussah?
‚Eine Sinnestäuschung’, sagte er sich, ‚das kann sie nicht gewesen sein, es gibt anscheinend noch mehr junge Frauen, die so abgewrackt aus der Wäsche schauen.’
Als Gangolf etwa eine Viertel Stunde später zu dem Pfarrhaus kam, hörte er von der Ferne das Zwölf-Uhr-Läuten.
‚Schon wieder Mittag’, nörgelte er mit sich selbst, ‚da wird dann schon wieder der ganze Tag vergehen, bis das alles erledigt ist.’
Eine Frau mittleren Alters kam aus dem Gebäude heraus und sperrte die Tür hinter sich zu. Gangolf kam die groteske Situation in den Sinn, als er erstmals Martina begegnete, hier, an dieser Tür, als jene herauskam, ihn auf dem schmalen Weg durch den kleinen Vorgarten gestreift hatte, ohne ihn anzusehen. Jetzt schlug wieder diese Tür vor seiner Nase zu.
Bevor Gangolf überhaupt seinen Mund öffnen konnte, pfefferte ihm die Absperrende entgegen:
- „Die Bürozeit ist für heute zuende, kommen Sie morgen wieder!“
- „Nein, das werde ich nicht tun, sie werden jetzt nochmals aufmachen, ich bin Organist und muß dringend mit Pfarrerin Litte sprechen.“
- „Die ist ohnehin nicht da, haben Sie denn einen Termin?“
- „Nein, ich hab’ nie einen Termin, es ist ein absoluter Notfall, sperren Sie endlich wieder auf und versuchen Sie, sie telephonisch zu erreichen, mein Akku an dem verdammten Handy ist aus.“
- „Nichts da, gehen Sie mir aus dem Weg.“
- „Ich nötige Sie“, ereiferte sich Gangolf, „und da können Sie gleich die Polizei rufen, von denen komm’ ich nämlich grad her, es geht um eine wirklich bedrohliche Sache, nicht für mich, nicht für sie, aber für eine arme Frau, die in einem Keller eingesperrt liegt.“
Die Pfarrsekretärin kam nun doch in’s Grübeln, unschlüssig und erstaunt betrachtete sie Gangolf, als ob sie soeben von einer gelandeten Mars-Raumsonde Nachricht erhalten hätte. Gangolf baute sich vor ihr auf und gab ihr dadurch zu verstehen, daß er sie nicht gehen lassen würde. Mißmutig sperrte die Frau auf und stakste in das geräumige Büro.
Sie drückte an dem breiten Apparat eine Kurzwahltaste, es tutete ein paar Mal, dann war die Verbindung hergestellt:
- „Bettina, da ist ein junger Mann, der sagt, er sei Organist, hab’ ihn aber noch nie gesehen, und er meint, es sei dringend, aber mach’ es kurz, es ist schon nach zwölf.“
Sie reichte Gangolf den Hörer, er kam ohne Umschweife auf das Thema zu sprechen:
- „Bettina, es ist tierisch ernst, das Spiel ist aus, wir müssen uns sofort treffen und nach Laukuv hinaus fahren, ich hab’ dort mein Auto stehen, also bitte komm’ gleich her!“ ... „Dann sag’ den Termin ab, es gibt jetzt nichts Wichtigeres in dieser Welt mehr, wer weiß, ob sie überhaupt noch lebt, ich hörte zumindest nicht das geringste von ihr.“
Gangolf ging in die volle Offensive, es war ihm egal, was sich die Sekretärin dachte. Bettina versprach, sofort zum Pfarrhaus zu kommen. Gangolf legte auf und bedankte sich bei der Frau. Gemeinsam schritten sie hinaus, sie sperrte wieder ab, während sich Gangolf demonstrativ auf die Bordsteinkante setzte, die Ellenbogen auf den Knien abgestützt, das Gesicht in die Handflächen gelegt.
Die Pfarrsekretärin ging kopfschüttelnd an Gangolf vorüber, er hörte, wie sich das Klappern ihrer Absätze immer weiter entfernte. Nach einer Weile vernahm er das Schnurren von Bettinas Elektrowägelchen. Bettina betrachtet ihn von Weitem, wie er da so zusammengeknickt am Straßenrand saß. Als sie bei ihm angekommen auf der Straße stehen blieb, erhob er sich schnell, riß die Beifahrertür auf und schwang sich auf den Sitz.
- „Kehr’ schnell um und fahr’ nach Laukuv!“, befahl Gangolf. Bettina blickte ihn verdutzt an, denn so hatte sie ihn noch nie erlebt.
- „Was ist denn los, du warst doch dort, hat mir soeben ein Polizist gesagt und ich sagte ihm auch, daß ich dir meinen Schlüssel gegeben hatte.“
- „Jetzt red’ nicht lang, bitte, fahr schon, ich erzähl’ die alles unterwegs.“
Ohne nochmals zu fragen, wendete Bettina ihr Auto und fuhr aus der Sackgasse heraus. Sie bog nach Westen in Richtung des Bahnhofs ab. Gangolf überlegte sich, daß er vielleicht einen kleinen Umweg gegangen ist, denn er war von der anderen Richtung her gekommen. Tatsächlich war Bettina schnell auf der Bundesstraße, kurz darauf passierten sie das Polizeigebäude.
- „Wo habt ihr sie versteckt“, begann nun Gangolf, „die Martina sagte nur, ich soll sie aus euerer Wohnung holen.“
- „Ja ich weiß nicht“, entgegnete Bettina, ich bin schon zeitig los heute morgen, da war Magda noch oben bei uns in der Küche.“
- „Ich hab’ euere ganze Wohnung durchsucht, also noch nicht den Schlafzimmerschrank, aber ich fand keine Spur von der Magda. Dann bin ich in den Keller hinunter, aber ich wußte nicht, welches euer Abteil ist. Überhaupt wußte ich gar nicht, daß du mit der Martina zusammenlebst. Jedenfalls kam ein Hausbewohner herunter und wollte mich zur Rede stellen. Ich bin dann lieber wieder davon, auch wenn ich ihm sagte, daß ich von dir den Schlüssel bekommen habe.
Dann kamen draußen noch mehr Leute zusammen, sie haben wohl meine Autonummer aufgeschrieben und die Polizei verständigt. Die fanden mich dann auch und meinten, ich sei ein Einbrecher. Die wollten dann, daß ich mit ihnen in das Haus zurück käme, doch das wollte ich unbedingt vermeiden. Am Ende liegt da Magda mit zerschundenem Körper eingesperrt in einem Abteil oder einen Schrank, das wäre glatte Freiheitsberaubung.“
Bettina nickte nachdenklich und meinte: „Ja, du hast recht, das ist eine ernste Sache jetzt, wer weiß, was Martina mit ihr heute am Morgen noch alles gemacht hat. Und du sagst, die Polizei sucht sie ohnehin, funktioniert denn der Sender nicht mehr?“
- „Ich weiß es nicht, was der Grund ist, aber wir müssen jetzt schleunigst mit der Magda bei denen auftauchen, sonst wird noch alles schlimmer. Der Brause hat wohl auch schon mehrfach bei ihr angerufen, vergebens natürlich, und er war auch schon dort. Er ist jetzt zum Angeln gefahren und wir müssen uns bei seinem Chef melden.“
Nach einer kurzen Pause fuhr Gangolf fort: „Der Brause war ja ganz freundlich und es wäre gar kein Problem gewesen, wenn die Magda nicht irgendwo unauffindbar eingesperrt worden wäre. Dann wären wir dort einfach hin, hätten beteuert, daß der Akku an dem verdammten Fesseldings aus war und alles wäre wieder in Ordnung gekommen, aber jetzt können wir uns eine fabelhafte Lügengeschichte zusammenzimmern, wo die arme Magda den ganzen Vormittag über war in dieser Kleinstadt.“
Als sie zu der kleinen Wohnanlage an der Südpromenade kamen, schlug Gangolf vor, gleich in den Keller zu schauen, denn den kleinen Schlüsselbund hatte er ohnehin noch in seiner Hosentasche.
- „Ich war gerade am dritten Abteil, als dann der Mann kam. Er selber öffnete das zweite Abteil; ich konnte ja schlecht alle durchprobieren und dann behaupten, ich sei hier rechtmäßig herunten.“
- „Du hast ja richtig gehandelt, Gangolf“, gab Bettina klein bei, „ich muß mit Martina ein ernstes Wort reden, ein sehr ernstes, daß es so nicht mehr weiter gehen kann.“
- „Hier, das Abteil in der Mitte nach links herüber ist unseres, zeig `mal die Schlüssel her, ich weiß auch immer nicht, welches der richtige ist, ich bin da ganz selten unten.“
Und während Bettina in dem Vorhängeschloß herumstocherte, rief sie: „Hallo Magda, wir sind es, also der Gangolf und ich.“
Beiden schlug das Herz höher in Erwartung, was ihnen hinter der gut verschlossenen Abteiltüre erwartete.
|
|
folssom |
|
Sklave/KG-Träger
Lieber durch Wahrheit unbeliebt, als durch Schleimerei beliebt
Beiträge: 2198
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:06.02.22 00:42 IP: gespeichert
|
|
Zitat |
„Du hast ja richtig gehandelt, Gangolf“, gab Bettina klein bei, „ich muß mit Martina ein ernstes Wort reden, ein sehr ernstes, daß es so nicht mehr weiter gehen kann.“
|
Bei dem Gespräch möchte ich gern "Mäuschen" spielen. Sarah
|
|
Stamm-Gast
Erlangen
Warum nur wollen immer alle frei sein!
Beiträge: 200
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:07.02.22 16:20 IP: gespeichert
|
|
"Bei dem Gespräch möchte ich gern "Mäuschen" spielen." (folssom)
Dein einfühlsames Mitdenken freut mich, liebe Leserin, und so darf ich Dich ermuntern, Dir deine Gedanken zu machen, was du als "Mäuschen" zu hören bekommst; für die Beteiligten in der Geschichte steht noch alles offen, wie es mit ihnen weiter gehen wird - das Reizvolle an einem Fortsetzungsroman ist die Einschränkung, daß man nicht einfach gierig weiterlesen kann, sondern bis zum Wochenende warten muß, bis die neue Episode erscheint, immerhin kann man bis dahin seinen Fantasien nachhängen, ihnen freien Lauf geben, das wünsche ich Euch allen, verehrte Leserschaft!
M a g n u s .
|
|
Stamm-Gast
Erlangen
Warum nur wollen immer alle frei sein!
Beiträge: 200
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:11.02.22 22:40 IP: gespeichert
|
|
Wieder kommt eine neue runde Zahl: Die 40-ste Fortsetzung, und aus diesem Anlaß wird die Episode auch etwas länger sein als üblich - indes immer noch kein Vergleich mit den Mammut-Geschichten, die hier von den Meister-Schriftstellern veröffentlicht werden...
40
Zunächst begriff Magda nicht, wo sie sich befand. Sie bemühte sich, ihrem Dämmerzustand zu entfliehen, indem sie willentlich die Augen aufschlug. Um sie herum war es finster; als sie ihre verspannten Glieder strecken wollte, bemerkte sie, daß ihr Bewegungsspielraum in allen Richtungen eingeschränkt war. Jetzt erst realisierte sie, daß sie in einer engen Holzkiste saß, mit gefesselten Händen, und sie erinnerte sich an die Qualen, die ihr der Knebel bereitet hatte.
Bei dem Gefühl, in jeder Richtung eingesperrt zu sein, mit in Handschellen gelegten Händen, überfiel Magda auf’s Neue dieses alte Gefühl der Geborgenheit; sie genoß die Unfreiheit der Bewegungsunfähigkeit, des Eingeschlossenseins. In ihr stiegen die Lustgefühle auf, die sie gänzlich verloren hatte, als sie mit dem bedrohlichen Würgereiz zu kämpfen hatte.
Magda wußte weder, wie lang sie in der Kiste gedöst hatte, noch konnte sie abschätzen, wie lange sie in dieser eigenartigen Bewegungslosigkeit verharrt hatte, doch verspürte sie bei allem Glücksgefühl die zunehmende Kälte, die sich überall über ihren Körper breitmachte. Direkt vor ihren Augen auf der linken Seite erspähte sie ein großes Astholz, das matte Tageslicht traf ihr Gesicht. Sie konnte sich nicht erinnern, daß sie es bereits vor ihrem Dämmern wahrgenommen hätte.
‚Jedes Astloch schwächt das Holz’, erinnerte sie sich an die Worte des Lehrmeister im Werkunterricht.
‚So schlecht war dieser Unterricht in dem Heim gar nicht, und auch das Kochen und das alles mit den Haushaltsarbeiten’, reflektierte Magda. Aus einem Impuls heraus, ihre Untätigkeit zu überwinden und damit das Kältegefühl zu lindern, streckte sie Zeige- und Mittelfinger durch das Brett, als ob sie dadurch Kontakt mit der Außenwelt aufnehmen wollte.
Anhand der Ritzen bemerkte sie, daß das Brett mit dem großen Astloch recht schmal war, als Abschluß nach oben war es nicht so breit als die anderen, die sich nach unten anschlossen. Sie verspürte Lust, auszuprobieren, dieses oberste Brett, was eher eine dünngehobelte Latte darstellte, mit der Faust durchzudrücken, wie weit es sich nach außen bewegen würde.
Sie zog die Finger aus dem Astloch und ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie stemmte sich kräftig gegen das Holz mit den zur Faust geformten Fingern an die besagte Latte, mit der rechten Schulter an die gegenüberliegende Kistenwand. Sie hatte noch nicht einmal ihre volle Kraft entfaltet, als das Holz mit einem knisternden Geräusch genau an der Stelle des Astlochs leicht einbrach. Die Fasern hielten das Holz links und rechts der Bruchstelle zwar noch zusammen, aber es war an dieser Stelle einen Finger breit nach außen gedrückt.
Tatsächlich reichte die Anstrengung aus, Magdas Kreislauf anzuregen, es wurde ihr spürbar wärmer. Sie lehnte sich wieder zurück und hob den Kopf in die Höhe, soweit der Kistendeckel das zuließ. Zu ihrer Überraschung hob sich dieser etwas nach oben und die zerbrochene linke Latte bewegte sich dabei. Magda kam zu dem Schluß, daß der Deckel mit der Latte in irgendeiner Weise in Verbindung stünde.
‚Das ist das Schloß’, mutmaßte Magda, ‚der Deckel muß ja irgendwie mit dem Kistengehäuse zusammengesperrt sein.’
Magdas Erforschergeist war erwacht, sie ballte wieder ihre gefesselten Hände und drückte den Kistendeckel nach oben. Tatsächlich bewegte sich jener deutlich in die Höhe; als sie zusätzlich ihren Kopf nach oben drückte, gab es ein knirschendes Geräusch und der gesamte Deckel schwang längs der linken Seite auf. Sie gewahrte die Bestandteile des Schlosses, an dem der eine Rest der seitlichen Latte hing. Der rechte Teil des Deckels war weiterhin mit zwei Scharnieren an der rechten Wand befestigt.
Das helle Licht blendete die an die Dunkelheit gewöhnten Augen, Magda schloß sie instinktiv und nahm die Hände wieder zurück. Sie bedachte nicht, daß nun der Kistendeckel ungebremst auf ihren leicht aus der Kiste ragende Kopf fiel; sie stieß einen Wehelaut aus und zog den Kopf wieder hinab auf ihre Knie.
Als sich der Schmerz verzogen hatte, drückte sie den Deckel wieder auf, dieses Mal in Gänze, so daß er senkrecht zu stehen kam und darüber hinaus über die rechte Kistenkante nach außen hinunterklappte. Das Tageslicht flutete jetzt erbarmungslos in die enge Behausung, Magda blinzelte ein paar Mal und hob ihren Kopf wieder über den Kistenrand. Anhand des verhältnismäßig hellen Lichtes vermutete sie, daß es in etwa Mittag sein mußte, indes schien an diesem Morgen schien nur ein sehr gedämpftes Licht durch das schmale Kellerfenster.
Es erwies sich für Magda alles andere als einfach, aus der geöffneten Kiste hinauszusteigen. Ihre Knochen waren steif, die Gelenke schmerzten bei jeder Kraftanstrengung. Ihre Hände steckten in den Handschellen, sie konnte sich deshalb nicht mit jenen vom Kistenboden abstemmen, nirgends war der Zwischenraum für beide Hände gleichzeitig breit genug.
Magda umklammerte den vor ihr liegenden Kistenrand, als sie daran zog, riß sie sich sofort einen dicken Spieß in die Innenseite ihres rechten Zeigefingers. Dieser begann zu bluten, doch bemerkte Magda davon zunächst nichts, denn die Tropfen bedeckten die Außenseite der Kiste. Sie verspürte durchaus den Schmerz der durchstochenen Haut, doch auch fast alle anderen Körperglieder mischten sich in das Konzert der Schmerzarien ein, so daß Magda mit rhythmischen Bewegungen ihrer Arme und ihres Oberkörpers versuchte, in Schwung zu kommen.
Nach mehrmaligen Hin- und Herwippen gelang es Magda schließlich, den Hintern in die Höhe zu bekommen, sie setze ihn auf den hinteren Kistenrand ab. In ihrer allgemeinen Erschöpfung verharrte sie in dieser eigenartigen sitzenden Körperhaltung, bis sich die nach Ausstrecken verlangenden Kniee zu Wort meldeten. Vorsichtig hob sie die Beine über den Kistenrand und setzte ihre Füße auf dem Boden vor der linken Kistenseite.
- „That's one small step for man, one giant leap for mankind”, zitierte Magda Neil Armstrong, diesen Satz hat sie sich in dem spärlichen Englischunterricht eingeprägt. Dabei war es nicht der Staub der Mondoberfläche, sondern jener des kalten Kellerestrichs, den ihre zarten Füßchen zu spüren bekamen, als Magda nach Stunden des Eingesperrtseins die Raumkapsel verließ.
Zusätzlich zu der Kälte auf ihren Fußsohlen verspürte Magda ein unangenehmes Kribbeln, als die Blutzirkulation durch ihre Waden Fahrt aufnahm. Als sie sich nach einigen Sekunden fit fühlte, einen ersten Aufstehversuch zu unternehmen, um ihre kartoffelkistige Raumkapsel endgültig zu verlassen, ergriff sie der Schwindel und wieder kamen ihr dabei die Bilder von den ersten Menschen auf dem Mond in den Sinn, wie diese vor über 60 Jahren mit größter Vorsicht erste Schritte auf dem ungewohnten Terrain unternahmen.
Magda torkelte zu einem Hocker, der vor einem alten Tisch in der Ecke des Kellerraumes stand; während sie sich mit den immer noch gefesselten Händen an der Tischkante festhielt, setzte sie sich nieder. Normalerweise machte es ihr überhaupt nichts aus, sich auf den Boden zu setzen oder zu legen, jetzt aber, nach der langen Verklemmung in der engen Kiste nahm sie die für ihre Verhältnisse bequeme Sitzgelegenheit dankbar an.
Mit dem Rücken an die Tischkante gelehnt streckte Magda ihre Beine schräg nach vor ab, sie führte mit ihren Zehen kreisende Bewegungen aus und kam in’s Grübeln, wie es nun weiterginge. Sie bekäme sicherlich schlimmste Strafen, irgendwann würde ihre Herrin hereinkommen und entsetzt ihre Flucht aus der Kiste bemerken. Magda sinnierte, daß sie jetzt nicht auf halben Wege stecken bleiben durfte; jeglicher Fluchtversuch kam in den Augen der gestrengen Herrin einer tatsächlich gelungenen Flucht gleich.
So sehr Magda die Erniedrigung liebte, das Ausgeliefertsein, den Kontrollverlust ihrer Herrin fürchtete sie; ihre Furcht wurde im Laufe der Zeit immer größer, es kam ihr vor, daß Martina sich in ihrem Sadismus fortwährend steigerte, diese brauchte offenbar immer höhere Dosen von Schmerzbereitung, um das Feuer der teuflischen Lust am Lodern zu halten.
Während ihre Gedanken bei den drohenden Strafmaßnahmen waren, schweiften Magdas Blicke durch den Kellerraum. Unweit ihres Sitzplatzes entdeckte sie eine kleinere Holzkiste, in welcher sich allerhand Werkzeug befand; wahllos zusammengeworfen erkannte sie Zangen, Schraubenzieher, Büsten und eine große Säge. Sofort wurden ihre Lebensgeister geweckt, ihre Überlebensgeister, denn Martinas Rache wäre ungeheuerlich. Sie mußte jetzt fliehen, das begonnene Werk vollenden.
Magda wog die Chancen ab, das Kellerfenster zu öffnen. Sie erkannte die Möglichkeit, das äußere Gitter, das sich vor dem eigentlichen Glasfenster befand, mit den Schraubenziehern und Zangen abzuschrauben. Allerdings war die Arbeit mit den in den Schellen steckenden Händen recht mühsam. Mehr noch fürchtete sie indes die Blicke der Leute, wenn sie dann mit Handschellen gefesselt herumlaufen müßte.
Glücklicherweise sah Magda ihren fransigen Bademantel, in welchem sie heute Morgen hierher gebracht worden war, und gnädigerweise durfte sie beim Hinuntergehen auch ihre Chucks an den Füßen haben. Sie erhob sich schwerfällig, sie verspürte glücklich, wie ihre Beweglichkeit allmählich wieder zunahm. Sie angelte sich ihre Chucks, schlüpfte hinein und freute sich der aufkeimenden Wärme, die das isolierende Gummi hergab.
Als sie zu dem Hocker zurückschlenderte, entdeckte sie in der Werkzeugkiste auch eine kleine Säge. Aus dem Werkunterricht wußte sie, daß das eine Puksäge war, mit welcher man dünnes Eisen durchsägen konnte. Hurtig zog sie das Teil aus dem Durcheinander, legte ihre Hände auf den Tisch und versuchte, ein Kettenglied zwischen den Schellen durchzusägen.
Magda konnte die Säge natürlich nicht richtig anfassen, sie konnte den Bügel nicht umgreifen, sondern mußte sie umgekehrt halten, um die Bewegungsrichtung nach innen, zu ihrem Körper hin, zu gestalten. Schnell begriff sie, daß es nicht gelingen würde, die sich stets verdrehenden Glieder anzusägen, sondern die zwar drehbare, aber doch einigermaßen fest mit der linken Schelle verbundene Öse.
Es war eine mühsame Arbeit, immer wieder sprang das Sägeblatt aus dem bereits eingeritzten Schlitz. Als dann ihr rechter Zeigefinger wieder stark das Bluten begann, mußte Magda eine längere Pause einlegen. Sie stützte die Ellenbogen auf der Tischfläche ab, so daß die Hände nach oben ragten. Auf diese Weise gelang es ihr, die Blutung zu stillen.
Erst jetzt gewahrte Magda die kleine Blutlache, die sich vor der Kartoffelkiste gebildet hatte, als sie sich aus dieser mit kräftigem Fingereinsatz herausgewunden hatte. Ein paar Tröpfchen wiesen den Weg zu dem Hocker und nun gab es wieder deutliche Blutspuren auf dem Tisch. Als die Bluterei zum Erliegen kam, setzte sie wieder die Säge an, doch schon nach wenigen Schüben begann das Blut wieder aus der Innenseite des Zeigefingers herauszurinnen.
Magda versuchte verzweifelt, den Finger nicht an der Aktion zu beteiligen und hielt ihn etwas nach oben, während jetzt der Mittelfinger und der Daumen die Hauptarbeit verrichten mußten. Doch allein schon das Hin- und Herbewegen ließ das Blut weiter aus der Haut fahren, wo der dicke Holzspieß eingerammt war. Vielleicht hätte sie den Spieß stecken lassen sollen, überlegte sie sich, sie hatte ihn verhältnismäßig leicht mit den Zähnen entfernt.
Es blieb Magda nichts anderes übrig, als die Säge mit der linken Hand zu nehmen; als Rechtshänderin war ihr das Greifen mit dieser Hand zwar ungewohnt, aber es ging immer noch besser als mit der verletzten rechten. Wieder setzte sie die kleine Säge an, wieder rutschte sie zahllose Male ab, bis sie endlich eine so tiefe Rille gesägt hatte, daß das Sägblatt nicht dauernd wieder hinaussprang.
Nach einiger Zeit mußte Magda eine Pause einlegen, ihre Finger verkrampften sich dermaßen, daß es schmerzhaft wurde. Als sie die Säge herausgezogen hatte, besah sie sich den Fortschritt der Arbeit, und sie stellte freudevoll fest, daß die Öse bereits fast gänzlich durchgesägt war. Sie versuchte mit rüttelnden und zerrenden Bewegungen, die weitgehend durchgesägte Öse wegzubiegen, doch sie gab nicht nach. Es blieb ihr nichts übrig, als nochmals die Säge anzusetzen, und nun war es nach wenigen Zügen geschehen.
Überglücklich ließ Magda die Säge aus Hand gleiten und hob ihre Arme empor, streckte sie weit auseinander, dem Pfarrer gleich, wenn er im Gottesdienst die Gläubigen mit einer ausladenden Geste begrüßt: >Dominus vobiscum<.
‚Das wäre also geschafft’, beglückwünschte sich Magda selber, das Fensterchen würde wohl keine große Probleme bereiten, sie hatte ja bereits festgestellt, daß sie dank des Werkzeugs das Gitter abschrauben könnte. Der enge Fensterschacht wäre dann noch eine gewisse Herausforderung, aber auch das wäre wohl zu meistern.
‚Doch was dann’, kam es Magda siedend heiß in den Sinn, ‚wie geht das Leben draußen weiter, wie komme ich nach Lüggen, wie komme ich an meine Wohnungsschlüssel, wie an meine Geldbörse, wie kann ich Gangolf erreichen, ach Gangolf, komm’ doch bitte, komm’ jetzt, ich kriech’ aus dem Kellerloch und draußen kannst du mich in deine Hände nehmen, in der Wärme des Sonnenscheins, in die Wärme deines starken Körpers, oh Gangi, komm’ doch!’
Magda konnte sich natürlich nicht in den kühnsten Träumen ausmalen, daß Gangolf zu diesem Zeitpunkt immer noch festsaß und sein Gefängnisgitter nicht einfach abzuschrauben war, und daß dieser tollkühne Pläne schmiedete, wie er ihre Befreiung organisieren könnte, ohne daß die Polizei davon etwas erführe.
Das über dem Fensterschacht angebrachte Abdeckgitter entpuppte sich als letztes Hindernis in die Freiheit; so sehr auch Magda drückte und sich dabei die dünnen Metall-Quadrate in ihre Handflächen gruben, wollte es sich nicht nach oben entfernen lassen. Magda fürchtete in einer ersten Panikattacke, es wäre an dem Rahmen festgeschweißt oder sonst wie unlösbar mit diesem verbunden. Sie zwängte sich nochmals zurück durch das kleine Fenster und holte aus der Werkzeugkiste den größeren der beiden Hämmer, die sie darin gefunden hatte.
Ungeachtet des möglichen Aufsehens, das sie durch das Hämmern erzeugt haben könnte, schlug Magda kräftig auf das Gitter ein, bis dieses aus dem Rahmen sprang. Vorsichtig setzte sie die Metallquadrate auf den sich angrenzenden Rasen ab und lugte aus dem Schacht heraus. Soweit sie es übersehen konnte, erblickte sie keinen Menschen, der sie bei der Aktion beobachtet hätte. Ein letztes Mal kauerte sie sich nieder und duckte sich nochmals durch das Fensterlein in ihren Gefängnisraum, dem sie zu entfliehen sich anschickte.
In Siegerpose schwang Magda den großen Hammer in einem Bogen durch die Luft und warf ihn in die Werkzeugkiste. Anschließend nahm sie ihren Bademantel, rollte ihn zusammen und warf ihn aus dem Fensterschacht nach oben. Sie wollte ihn erst draußen anziehen, um ihn nicht beim Herauszwängen zu beschmutzen oder gar aufzureißen. Ein letztes Mal blickte sie zurück, beim Anblick der Kartoffelkiste überkam sie leichte Wehmut.
Kurz entschlossen stieg Magda nochmals in die Kiste, und als sie den Knebel schnöd in einer Ecke darin liegen sah, nahm sie ihn in die Hände, rubbelte mit den Fingern über den Silikonball, öffnete den Mund, so weit sie konnte, preßte den Knebel in die Mundhöhle und zurrte den Riemen hinter ihrem Kopf fest.
Erstaunlicherweise überkam Magda jetzt kein bißchen Anzeichen eines Würgereflexes, das lag daran, überlegte sie, daß sie jederzeit sich von dem Knebel befreien konnte. Somit war jedglicher Panikanfall bereits von Anfang an ausgeschlossen und sie konnte das Gefühl der Stummheit richtig genießen. Schließlich griff sie nach rechts über den Kistenrand, hob den Deckel an, drückte ihren Kopf tief hinab auf ihre angewinkelten Knie und ließ den Deckel zufallen.
Magda genoß das Gefühl des Eingezwängtseins, sie belutschte hingebungsvoll die Knebelunterseite und war kurz davor, ihre Befreiungsaktion zu bereuen.
'Wenn mich das Ding nur nicht so gequält hätte mit dem Würgereiz, ich wär' so gern geblieben, es ist einfach toll, die Kiste ist genau so groß, daß ich darin gerade so Platz habe', sinnierte Magda.
Lustvoll drückte sie sich das Schrittband ihres Keuschheitsgürtels hin und her, sie spürte deutlich, wie es darunter warm wurde. Als sie auf diese Weise ihre devote Seele baumeln ließ, hörte sie plötzlich Geräusche, die von draußen kommen mußten. Sie erstarrte in ihren Bewegungen und hielt den Atem an.
- "Ist da wer?", vernahm sie deutlich die Stimme eines Mannes. Magda verhielt sich mucksmäuschenstill. Jetzt wurde ihr die Situation klar: Jemand sah das Kellerschachtgitter im Gras liegen und machte sich anscheinend Gedanken, was es damit auf sich hätte.
'Hoffentlich hat er nicht meinen Bademantel mitgenommen', kam es Magda siedendheiß in den Sinn; ein gräßlicher Gedanke, ihres einzigen Kleidungsstückes beraubt zu sein.
'War ich blöd', schalt sie sich selber, 'hätte ich doch bloß nicht den Mantel hinausgeworfen, und vor allem, daß ich dann nochmals in die verdammte Kiste gestiegen bin.'
Magda befreite sich von dem Knebel und klappte, so geräuschlos als möglich, den Kistendeckel auf. Gerade als sie aus der Kiste heraussteigen wollte, gewahrte sie ein weiteres Geräusch, diesesmal kam es aus dem Kellergang.
'Auch das noch, jetzt bin ich verloren', erkannte Magda glasklar ihre fatale Lage. Jetzt würde der Hausmeister kommen oder sonst wer und nachsehen wollen, was es mit dem geöffneten Kellerfenster aufsich hat.
'Das wird ein Riesen-Theater werden', folgerte Magda und klappte hurtig dem Deckel über ihren Kopf zu.
'Jetzt bloß die Nerven behalten', nahm sie sich vor und kauerte still in ihrem Gefängnis. Nach einigen Sekunden vernahm sie, wie sich die Schritte wieder entfernten. Erleichtert atmete sie auf, doch ihr war klar, daß das noch nichts heißen mußte, überall lauerten jetzt tausend Gefahren, bis hin, daß die Polizei gerufen würde, daß man annehmen konnte, ein Einbruch sei geschehen.
Als sie eine ganze Weile nichts mehr gehört hatte, weder von dem Kellergang her, noch vom Fenster, verließ Magda die Kiste und drückte sich wieder das enge Fenster hindurch in den Lichtschacht. Der Fremde hatte das Gitter nur lose über den Rahmen des Schachts gelegt, es gelang ihm anscheinend nicht, es wieder richtig in den Rahmen einzusetzen. Nicht umsonst benötigte Magda den Hammer, um es herauszuschlagen und jetzt war es so verbeult, daß es auch mit kräftigen Tritten nicht mehr einzusetzen war.
Wieder legte Magda die engmaschigen Quadrate in das Gras ab und lugte vorsichtig über den Schachtrand. In diesem Augenblick sah sie in der Ferne einen Mann zu den Müllcontainern gehen; sie traute ihren Augen nicht: Dieser Mann hatte ein Knäuel in der Hand, öffnete die Klappe des Altkleider-Containers und warf jenes hinein. Beim Hineinwerfen erkannte Magda in dem Kleidungsstück ihren Bademantel. Erst jetzt suchte sie den Umkreis des Schachtes ab, in welchem sie hockte, und stellte mit Verzweiflung fest, daß dieses letzte Kleidungsstück, das sie hier besessen hatte, tatsächlich nicht da lag. Sie überlegte fieberhaft:
'Als ich den Mantel aus dem Schacht hinausgeworfen hatte, mußte er in der Nähe irgendwo im Gras niedergefallen sein. Doch hier ist er nicht, also muß ihn der Mann mitgenommen haben. Vielleicht war er es, der soeben im Kellergang war.'
Während sie versuchte, ihre aufkeimende Verzweiflung zu unterdrücken, beobachtete Magda, wie der Fremde mehrfach den Bügel an dem Altkleider-Container nach hinten zurückdrücken wollte, doch befanden sich bereits zu viele Kleidungsstücke in dem verhältnismäßig kleinen Kasten, so daß die Klappe nicht mehr ganz zu ging.
Magda erkannte ihre Chance, am Ende doch noch zu ihrem begehrten Stoff zu gelangen; überhaupt war sie froh, daß seit einigen Jahren die neue Verordnung in Kraft getreten war, daß für mehrere Häuser gemeinschaftlich ein Altkleider-Container aufgestellt werden mußte, auch Glas- und Altmetall-Container waren jetzt Pflicht. Auf diese Weise wurde ihr Mantel wenigstens nicht in den Hausmüll geworfen, der im Grund genommen nur noch aus wirklich stinkenden Hinterlassenschaften bestand, denn für alle sauberen Abfälle gab es spezielle Entsorgungsbehälter.
Als der Mann verschwunden war und auch sonst niemand sich im Sichtbereich zwischen ihrem Standort und dem Entsorgungsplatz aufzuhalten schien, stieg Magda aus dem Schacht; die Sonne stand gleißend-hell am Himmel, ihr Strahl spiegelte sich auf der glänzenden Oberfläche ihres Keuschheitsgürtels.
'Verdammt, dieses Scheiß-Ding', empörte sich Magda im Stillen und erst jetzt wurde ihr bewußt, daß sie abgesehen von den drei Stahlteilen völlig nackt dastand. Sie hatte zwar die Verbindungskette zwischen den Handschellen durchtrennt, die Schellen jedoch umfaßten als Armringe weiterhin ihre Gelenke.
'Sollte ich doch lieber wieder zurück in den Keller und warten, bis die Herrin eintraf?', überlegte sich Magda, doch sie entschied sich, den Spießrutenlauf zu dem Container zu wagen.
'Ist es eine Straftat, nackt herumzulaufen?', kam es ihr kurzzeitig in den Sinn, doch sie schüttelte alle Gedanken ab und spurtete zu dem Altkleider-Container. Beim Laufen verlor sie ihren rechten Schuh, einer schlechten Gewohnheit folgend hatte sie die Schuhe nicht fest zugeschnürt, sondern war nur in die locker zugebundenen Chucks hineingeschlüpft. Beim Rennen strafte dieser lässige Umgang; ohne sich weiter darum zu kümmern, schüttelte Magda jetzt auch den linken Schuh von ihrem Fuß und lief die restlichen Meter barfuß.
Am Altkleider-Container angekommen stellte Magda freudevoll fest, daß tatsächlich die Klappe nicht ganz nach hinten gedrückt war; neben ihrem Bademantel hing eine Hose halb in der Klappe, halb im Container eingezwängt. Sie mußte sich auf den Zehenspitzen stehend gewaltig strecken, um zu den Kleidungsstücken zu gelangen, doch fehlten ihr wenige Zentimeter, sie zu ergreifen.
Wieder war Magda der Verzweiflung nahe, 'hört denn dieser Alptraum gar nicht mehr auf', empörte sie sich innerlich, sie hüpfte in die Höhe, ihre nackten Brüste schrappten schmerzhaft an dem Blech der Einwurfklappe, doch es gelang ihr, beide Kleidungsstücke zu fassen. Der Kampf war indes noch nicht zu Ende, sie konnte zwar die Stücke soweit aus dem Container herausziehen, daß sie wieder mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen kam, die Stoffe waren aber immer noch zwischen Klappe und Container eingeklemmt.
Verzweifelt ließ Magda die Hose los und rüttelte mit der jetzt freien Hand an dem Bügel der Einwurfklappe, während sie ihren Bademantel festhielt und daran zog, immer darauf bedacht, ihn dabei nicht zu zerreißen. Endlich gab der Mechanismus den Mantel frei, Magda zog in aus dem Kasten heraus und schlüpfte sofort hinein. In der Aufregung vertauschte sie die Ärmel, mußte kostbare Sekunden darauf verwenden, nochmals herauszuschlüpfen, um den Mantel richtig anzulegen.
Ihr Herz hämmerte unaufhaltsam, erschöpft von Anstrengung und Aufregung atmete Magda ein paar Mal tief durch, dann wollte sie die Hose herausziehen. Wieder mußte sie in die Höhe springen, diesesmal waren ihre Brüste durch den flauschigen Stoff des Bademantels geschützt. Es gelang ihr, auch die Hose herauszuziehen, ohne lang zu überlegen, stieg sie hurtig in die Röhren.
Die Hose paßte Magda erstaunlich gut, doch war sie nur dreiviertel lang, so daß ihre Waden sichtbar blieben - und mit ihnen auch die elektronische Fußfessel, die sie weiterhin als Attrappe am linken Knöchel trug. Sollte eine Kontrolle kommen, könnte sie das Teil vorzeigen, obwohl es nicht mehr ihren Standort funkte. Magda kam sich vor wie eine Asoziale, sie war auch eine in diesem Augenblick, die im Altkleider-Container wühlte, um sich etwas zum Anziehen zu beschaffen.
Langsam ging sie zu ihren Schuhen zurück, die sie achtlos im Gras zurücklassen mußte. Sie setze sich mit einem Seufzer nieder, schlüpfte hinein, löste den viel zu locker hängenden Knoten der Schnürsenkel, zog diese straff und verknotete sie wieder, so daß sie jetzt nicht mehr so leicht aus den Schuhen unabsichtlich herausschlüpfen würde.
'Diese Latschen müßte ich eigentlich gleich da hineinhauen', kam es ihr in den Sinn, doch sie hatte erst einmal ganz andere Sorgen.
Von weiten beobachtete ein Mann das Geschehen. Zunächst wollte er sich kopfschüttelnd entfernen, doch dann empfand er ein gewisses Mitleid mit der armen jungen Frau, wie sich diese abmühte, springend irgendwelche Kleidungsstücke aus dem Container zu angeln, welche andere weggeworfen hatten.
Unschlüssig erhob sich Magda und ging in die Richtung zur Straße. Der Mann, der sie beobachtet hatte, ging in gleicher Richtung, um auf dem Parkplatz der Wohnanlage zu seinem Auto zu gelangen. Er drehte sich um und fragte Magda, ob er ihr irgendwie helfen könnte; er griff in die Tasche und wollte ihr ein paar Euro zuzustecken.
'Wie das Schicksal gnädig sein kann', kam es Magda in den Sinn und sie antwortete wie aus der Pistole geschossen:
- "Ja, ich müßte nach Lüggen, zu meiner Wohnung, bitte, dürfte ich bei Ihnen mitfahren, können Sie mich da hinbringen, ich bin in eine Notsituation hier geraten."
Der Mann blickte sie etwas überrascht an, denn mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet. Er entgegnete:
- "Da haben Sie aber Glück, ich muß nämlich auch dort hin, also kommen Sie mit!"
Nach wenigen Metern hatten sie das Auto des Fremden erreicht, dieser betätigte die Fernbedienung, um die Türen zu öffnen. Prompt quittierte das Fahrzeug die Handlung mit dem Aufflammen der Blinker. Der Mann öffnete die Beifahrertür und gab Magda mit einem leichten Kopfnicken zu verstehen, daß sie einsteigen sollte. Magda lächelte ihn dankbar an und schwang sich in die Limousine.
Während der Fahrt versuchte der Fahrer, ein Gespräch zu entfachen, doch welches unverfängliche Thema er auch immer anschnitt, erhielt er, wenn überhaupt, von Magda nur einsilbige Antworten. Schließlich gab er es auf und sie fuhren den restlichen Weg schweigend nebeneinandersitzend.
Als sie nach Lüggen hereinkamen, traute Magda ihren Augen nicht: Da stand doch am Gehweg Gangolf und stierte sie mit erstauntem Gesicht an.
'Nein, das kann nicht sein, das muß eine Sinnestäuschung sein, bin ich dabei, den Verstand zu verlieren?' Magda schüttelte energisch den Kopf und hielt dann die Hände vor das Gesicht.
- "Haben Sie ein Gespenst gesehen?", fragte der Fahrer Magda. Diese stotterte:
- "Äh - nein, ich dachte nur, es ist ein Bekannter, aber der kann hier gar nicht sein, was soll er hier herumstehen, ich muß mich getäuscht haben."
Indes bemerkte auch der Fahrer, daß der Fremde auf dem Gehweg ebenfalls eine außergewöhnliche Reaktion abgab, als sie vorüberfuhren, als ob sie in einem Unterseeboot daherkämen.
'Was hab ich da nur für eine mitgenommen', wunderte sich der Fahrer, ursprünglich wollte er Magda zu einem Kaffee auf dem Markt einladen, doch da sie sich dermaßen ungesprächig gab, zog er vor, den Kaffee lieber alleine mit der Lektüre einer Zeitschrift zu trinken. Magda bedankte sich artig, als sie auf dem Markt angekommen waren und verabschiedete sich:
- "Sie haben mir sehr geholfen, ich hätte nicht gewußt, wie ich sonst her gekommen wäre."
Magda band den Bademantel fester zu, damit ihr die nackten Brüste nicht herausschwippten, sie begann, in dem warmen Stoff unter der gleißenden Sonne gehörig zu schwitzen. Auch ihre Füße wurden schwitzig, sie achtete nicht des Unbills und schlappte in südöstlicher Richtung davon.
'Jetzt muß ich nur noch in die Wohnung kommen', kam es ihr in den Sinn, als sie die große Fläche des Marktplatzes verließ. An ihrem Haus angekommen drückte sie den unteren Klingelknopf. Wie sie erwartet hatte, kam niemand heraus, ihr zu öffnen. Die Räume im Erdgeschoß wurden als Warenlager genutzt, nur selten hielten sich dort Leute auf. Ab und zu kam jemand, um etwas zu holen oder darin abzustellen.
Magda setzte sich neben die Tür auf den Boden, den Rücken an die Hausmauer gelehnt. Sie stützte die Ellenbogen auf die Knie und legte das Gesicht, so wie sie es häufig praktizierte, in die Handflächen. Auf diese Weise schützte sie ihre Gesichtshaut vor den sengenden Sonnenstrahlen, gleichzeitig ermöglichte diese Haltung ein ungestörteres Nachdenken, da zumindest ihre Augen nicht von den umgebenden Reizen abgelenkt worden waren. Sie litt mittlerweile unbändigen Durst, in der Kiste hatte sie viel Flüssigkeit durch den austretenden Speichel verloren, die enorme Sommerhitze bewirkte ein Übriges.
'Gangolf hat schon recht', sinnierte sie, 'es ist meine Wohnung, und ich möchte da wieder wohnen, und ich möchte das tun, was mir gefällt. So schön das ist mit Martina, aber ich möchte mein eigenes Leben führen, vor allem nicht mehr gequält werden, ich möchte meine Lust haben und nicht nur die Lust sein für sie.'
Magda machte sich ausführlich Gedanken über ihre Zukunft, wie sie mit ihren Bedürfnissen, mit ihren Wünschen zurecht kommen würde, sie dachte an ihr >Herrin<, die sie enttäuschen würde, an Bettina, die Verständnisvolle, und natürlich an Gangolf. Dann kam ihr Helfersyndrom an die Oberfläche. Sie überlegte sich, nach Afrika auszuwandern, um dort Brunnen zu graben.
‚Daß die armen Kinderchen dort wenigstens Wasser trinken können und nicht so durstig sind wie ich gerade’, ging es Magda durch den Kopf, ‚ach, wenn nur Gangi mitkäme, der kann ihr sicherlich zeigen, wie man Brunnen gräbt, der kann doch alles.’
Irgendwann wurde Magda durch ein Geräusch aus ihren Gedanken herausgerissen, ein Lieferwagen bog in den Hof ein und hielt in der Nähe des Hauses an. Das typische Ratschen einer seitlichen Schiebetür traf zu ihr herüber, sie hob den Kopf und gewahrte einen Arbeiter, den sie bereits mehrmals gesehen hatte. Als dieser mit einer Schachtel in der Hand näher kam, erhob sie sich und murmelte etwas, daß sie sich ausgeschlossen habe.
Der Arbeiter setzte das Paket ab und sperrte auf. Er hielt Magda die Tür auf, sie trat in das vertraute Ambiente hinein und hielt nun ihrerseits dem Arbeiter die Tür auf. Als dieser mit seinem Paket hereintrat, meinte er:
- "Wenn du noch was brauchst, ich bin noch `ne Weile da."
Magda lächelte ihn an und murmelte ein "Danke". Dann schritt sie nach oben. Es kam ihr nicht in den Sinn, daß sie mit ihrer Wohnungstür das gleiche Problem haben würde wie unten an der Haustür, daß sie nämlich keinen Schlüssel hatte. Doch bevor sie sich über das neuerliche Problem Gedanken machen mußte, gewahrte Magda, daß die Wohnungstür halb offen stand. Sie erblickte sofort das aufgebohrte und aufgebrochene Schloß.
Unschlüssig, über den Umstand froh zu sein, da sie nun zu ihrer Überraschung problemlos in ihre Wohnung gelangte, aber auch besorgt, ausgeraubt worden zu sein, betrat sie die ihr vertrauten eigenen vier Wände. Sie lief gleich zu dem neuen Schränklein, das Gangolf gezimmert hatte und welches den Geheimsender barg. Da es unversehrt aussah, atmete Magda erleichtert auf und nahm nun auch alle anderen wenigen Habseligkeiten in Augenschein.
Erstaunt stellte Magda fest, daß alles unberührt aussah, daß nichts durchwühlt worden war und daß auch nichts fehlte.
'Vermutlich', sagte sie sich, 'haben die gleich erkannt, daß es bei mir nichts zu holen gibt. Jetzt erst `mal unter die Dusche und dann sehe ich nach den Vorräten, was ich mir zu Essen kochen kann.'
Nachdem sie mit der Dusche fertig war, hüllte sie sich in ihr Badetuch und ließ sich auf das Sofa fallen.
'Was für ein irrer Tag', dachte sie sich, 'endlich ist alles zu Ende gegangen.'
Doch der Tag war noch lange nicht zu Ende.
|
|
Stamm-Gast
Erlangen
Warum nur wollen immer alle frei sein!
Beiträge: 200
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:18.02.22 22:50 IP: gespeichert
|
|
41
Quietschend drückte Bettina den innen mit dünnen Holzplatten verkleideten Lattenverschlag des Kellerabteils auf, im Gegenlicht vermochte sie zunächst keine Einzelheiten in dem Raum wahrnehmen. Gangolf trat nach ihr ein, auch er blinzelte mit den Augen, nach einigen Sekunden erkannten beide, daß das Fenster geöffnet stand und das vorgesetzte Gitter abgeschraubt am Boden lag.
- „Waren da am Ende wirklich Einbrecher?“, rief Gangolf erstaunt aus. Auf dem Tisch sah er die Puksäge liegen, dann gewahrte er Eisenspäne. Die Flecken auf der Oberfläche kamen ihm seltsam vor.
- „Da hat jemand etwas durchgesägt“, sagte er zu Bettina, die nun ihrerseits den Blick auf den Tisch warf. Dann sahen sie sich weiter in dem Kellerraum um. Erst jetzt gewahrten sie die offenstehende Kartoffelkiste mit der zerborstenen Abschlußleiste, an welcher das Deckelschloß baumelte. Vor der Kiste betrachteten sie das dunkel gefärbte Blut, das sich auf dem Boden gesammelt hatte, das sie nicht sogleich als solches erkannt hatten.
- „Sag’ `mal, ist das Blut?“, wandte sich Bettina an Gangolf?
- „Ja, ich glaub’ schon, und das auf der Tischplatte ist wahrscheinlich auch ein’s,“, pflichtete Gangolf ihr bei und beiden stieg eine böse Ahnung auf.
Hurtig kletterte Bettina auf den Tisch und schob ihren Kopf durch das geöffnete Fenster in den Lichtschacht. Sie erkannte sofort, daß das Abdeckgitter nicht auf dem Schachtrahmen saß.
- „Das Abdeckgitter fehlt auch“, rief sie aus.
- „Dann hat hier am Ende wirklich einer eingebrochen“, entwich es Gangolf, „und d’rum waren die so überzeugt, ich wäre das gewesen, wie ich da in dem dunklen Kellergang stand und nicht wußte, welches Abteil ich aufsperren muß“.
- „Da kam also jemand und hat die Kiste aufgebrochen und sich dabei verletzt. Doch was war darinnen?“, stellte Bettina die Frage, obwohl ihre Ahnung immer mehr zur Gewißheit wurde.
- „Besser gesagt, wer war darinnen!“, entgegnete Gangolf.
Sie beugten sich über den Kistenrand und sahen den Knebel auf dem Kistenboden liegen; ihre Blicke begegneten sich.
- „Bleibt nur noch die Frage, wer sie befreit hat“, überlegte Bettina.
- „Oder sie hat es selber getan“, vervollständigte Gangolf.
- „Und wo ist sie jetzt?“
Der Mann, der eine Stunde zuvor das herausgehebelte Schachtgitter entdeckte und den davor liegenden Bademantel kurzerhand in den Altkleider-Container warf, machte sich plötzlich Gedanken:
‚Ist da wer in einem Bademantel eingebrochen und hat den Mantel dann draußen liegen lassen? Die Kellerabteile waren alle abgesperrt. Was war da los?’
Ihm fiel ein, daß es ihm nicht gelungen war, den Mantel vollständig in den Container mit der Einwurfklappe hineinzubringen, da dieser bereits randvoll gefüllt gewesen war. Er beschloß, nochmals zu dem Container zu gehen, um den Mantel wieder herauszufischen und neben den geöffneten Keller-Lichtschacht zurückzulegen. Erstaunt stellte er fest, daß der Bademantel nicht mehr in der Klappe hing und auch das andere Kleidungsstück, das bereits zuvor dort eingezwängt gewesen war, konnte er nicht mehr sehen. Eigentlich wollte er die Polizei rufen, doch wenn nun das Corpus delicti nicht mehr da war, würde er sich wohl nur lächerlich machen und er beschloß, die Sache zu vergessen.
Brause fand beim Angeln keine richtige Entspannung, ständig kreisten seine Gedanken um Magda, warum diese ausgerechnet an diesem Tag unauffindbar geblieben war. Ein Kajakfahrer, dem die Ruten im Wege waren, murrte ihn an:
- „Verfluchte Würmerbader, müßt ihr denn überall sein“.
Schon lange hatte Brause diesen Spott nicht mehr zu Ohren bekommen, er mußte daranhalten, nicht in ein Lachen auszubrechen. Er wählte Magdas Nummer und vernahm nach einigen Sekunden ihre klägliches Stimmchen: „Hallo?“
- „Brause hier, Tach, Frau Armdran, schön, Sie zu hören, wie geht es Ihnen?“
Es blieb eine Weile still in der Leitung, ehe Magda schüchtern antwortete:
- „Ja gut. Ich glaube, daß bei mir eingebrochen wurde, als ich heute Vormittag nicht da war. Wollen Sie sich das ansehen?“
Brause kombinierte blitzschnell: ‚Da waren die Kollegen da und ließen wohl die Tür aufbrechen, diese Hornochsen, statt zu warten, bis die Armdran wieder in ihrer Wohnung wäre. Sie steht ja nicht unter Hausarrest und kann sich in der ganzen Stadt aufhalten.’
- „Oh, das tut mir leid“, antwortete Brause, „ja, ich komme so in einer viertel bis halben Stunde zu Ihnen, soll ich `was mitbringen, hab` ziemlich einen Kohldampf“.
- „Oh ja, das wäre sehr nett von Ihnen“, entgegnete Magda, auch sie verspürte Hunger.
- „Ich fahr’ bei dem Hähnchenstand vorbei, denn bis der Fisch gemacht ist, das dauert zu lange, ich lass` Ihnen einen da, den können Sie dann in Ruhe morgen zubereiten.“
- „Au ja fein, danke, daß Sie immer so nett zu mir sind.“
Magda war sich unschlüssig, wie sie sich kleiden sollte. Es kamen nur der Wollkragenpullover und der Bademantel in Frage, denn nur diese Kleidungsstücke reichten ihr weit über die Handgelenke, so daß sie in der Lage waren, die Handschellen zu überdecken. Sie entschied sich für den flauschigen Bademantel, immerhin konnte sie das glaubhaft herüberbringen, als sie soeben erst aus der Dusche gestiegen war, der Pullover war dagegen viel zu warm, sein Tragen wäre geradezu auffällig gewesen.
Als Brause klingelte, lief sie hurtig die Stiege hinab, um ihm die Haustür zu öffnen. Brause erwiderte ihren Gruß und heftete seinen Blick für einen kurzen Augenblick auf Magdas schwarzen Büstenhalter, der aus dem Bademantel hervorlugte.
- „Ich hoffe, ich störte sie nicht in ihrem Bad“, versuchte sich Brause zu entschuldigen; er bemerkte ihr Parfum und wunderte sich über die gepflegten Haare, denn Magda hatte sich tatsächlich für ihre Verhältnisse ungewöhnlich lange mit der Körperpflege befaßt.
- „Nein, nein, gar nicht, ich bin froh, daß ich eine Ansprache bekomme“, antwortete Magda wahrheitsgemäß. Sie befand sich tatsächlich in einer gewissen Leere, unschlüssig, wie sie den Nachmittag und Abend verbringen würde.
Brause betrachtete das aufgebohrte Schloß, sagte aber nichts dazu. Auch Magda ging nicht darauf ein, sie blickte lieber erwartungsvoll auf die kleine Tüte, in welcher sie Brauses mitgebrachte Grillhähnchen erhoffte.
Schweigend verschlangen Magda und Brause ihre Portionen. Als sie fertig waren, fragte Brause:
- „Wissen Sie, wo ihr Bekannter ist, Herr Stumpf?“
- „Nein“, gab Magda kurz zur Antwort, „ist was mit ihm?“
- „Ich versuchte ihn, heute am Vormittag zu erreichen, aber sein Handy war aus.“
- „Keine Ahnung. Aber würden Sie es bitte nochmals probieren, es wär’ so schön, wenn er wieder `mal käme.“
- „Ja, das kann ich machen, haben Sie denn nicht seine Nummer?“
- „Nein, ich habe überhaupt keine Telephonnummer von wem, ich werde immer nur angerufen.“
- „Ach, Frau Armdran, haben Sie `mal was zu Schreiben, ich schreib’ Ihnen seine Nummer auf, für alle Fälle. Während Magda einen kleinen Notizblock und einen Stift aus der Küche holte, blätterte Brause die Kontaktliste seines Handys durch. Nachdem er Gangolfs Nummer notiert hatte, erinnerte es sich an den eigentlichen Grund seines Besuchs und sagte:
- „Beinahe hätte ich es vergessen, Frau Armdran, bitte kommen Sie morgen auf das Polizeirevier, mein Chef, Dienststellenleiter Nisselpriem möchte Sie sprechen, vielleicht kann Herr Stumpf Sie dort hinbringen, ich selber bin nicht im Dienst, wie Sie sehen, und was der zu sagen hat, ist seine Amtshandlung, ich sag’ ihm nur, daß das heute nichts mehr wird, er ist vielleicht schon im Feierabend. Also vergessen Sie es nicht, kommen Sie, sobald es geht, auf das Revier.“
Magda sah ihn mit großen Augen an, sie ahnte Unheilvolles, doch wunderte sie sich, daß Brause nichts weiter dazu sagte. Es gelang ihr gerade noch, ein „Wiederseh’n“ zu stottern, als Brause sich verabschiedet hatte und zur Wohnungstür hinausging. Auf den Wohnungseinbruch kam sie gar nicht mehr zu sprechen, sie verdrängte dieses Ereignis, auch Brause hatte es während seines gesamten Aufenthalts nicht erwähnt.
Magdas Herz schlug höher. Seit sie in ihrer kleinen Wohnung eingezogen war, hatte sie noch nie einen Anruf unternommen. Sie legte den Notizblock neben das Telephon und tippte auf den quadratischen Wahltasten nacheinander die Ziffern ein, die sie von dem Zettel ablas. Sie wußte gar nicht mehr, daß jede Taste beim Niederdrücken einen anderen Ton erzeugte; als das Wartezeichen ertönte, umspannte sie aufgeregt den Hörer.
Unschlüssig, was als nächstes zu tun wäre, standen Bettina und Gangolf noch eine Weile in dem Kellerabteil herum. Ihre Gedankengänge wurde durch den schrillen Klingelton von Gangolfs Smartphone abrupt unterbrochen.
- „Ja hallo, was für eine Überraschung“, erklang Gangolfs freudevolle Stimme, „du bist also bei dir zu hause!“ ... „Ja klar komme ich, soll ich die Bettina auch mitbringen, sie steht g’rad neben mir“ ... „Schön, wir kommen gleich, zehn Minuten, Viertelstund“ ... „Servus“.
- „Die ist bei sich daheim“, rief Gangolf aufgeregt, Bettina hatte das natürlich längst mitbekommen, auch wenn sie Magda nicht hatte hören können.
- „Sollen wir ihr das sagen, daß wir hier ihre Kiste fanden, die sie aufgebrochen hatte?“, überlegte Bettina.
- „Schauen wir erst einmal, wie die Magda so d’rauf ist“, entgegnete Gangolf, „vielleicht ergibt es sich von selber, wenn wir ihr es sagen, oder wenn es sich nicht ergibt, dann lassen wir es zumindest für heute. Aber wir sollten erst einmal noch das Gitter oben wieder einsetzen, damit nicht jemand auf die Idee kommt, hier wäre wirklich eingebrochen worden.“
Als sie um das Haus herumgegangen waren, sahen Bettina und Gangolf das Abdeckgitter vor dem Lichtschacht liegen. Gangolf legte es auf den Rahmen, sie wunderten sich, daß es nicht in diesen hineinrutschte. Auch mehrmaliges Daraufspringen half nichts, es ließ sich nicht in den Rahmen drücken. Ratlos blickten sie sich an, als in diesem Augenblick ein Mann über den Rasen hinzukam.
- „Ah, Sie schon wieder, Sie waren doch heute Vormittag schon da unten im Keller, was machen Sie da schon wieder?“
Ehe Bettina Worte suchte, um den Sachverhalt aufzuklären, ging Gangolf in die Offensive:
- „Da hat anscheinend wirklich jemand eingebrochen, aber unten fehlt nichts, wir waren soeben unten gewesen und haben nachgesehen. Aber das
Gitter ist verbogen, wir bringen es nicht mehr auf den Lichtschacht hier in den Rahmen.“
- „Hm“, brummte der Mann, stemmte sich mit seinem deutlich höherem Gewicht auf das Abdeckgitter, konnte aber gleichfalls nichts ausrichten. Achselzuckend ging er von dannen.
- „Fahr’ schon `mal los“, forderte Gangolf Bettina auf, „ich hab’ weiter vorn auf der Straße mein’ Golf hingestellt, treffen wir uns dann bei der Magda.“
- „Ja gut, ich hol’ dann noch was vom Bäcker, dann soll sie uns einen guten Kaffee brauen.“
- „Halt“, widersprach Gangolf, „sie >soll< nicht, sondern wir >bitten< sie, mit den sprachlichen Gewohnheiten fängt es an, ihr ihr Menschsein zurückzugeben.“
- „Oh Gangolf, du hast ja so recht, so ist es, ich hab’ mich auch schon so daran gewöhnt, sie so niederträchtig zu behandeln, das geschah im Lauf der Zeit so ganz unbewußt, o Herr, vergib’ mir.“
Schuldbewußt blickte sie ihn an, Gangolf setzte eine verständnisvolle Miene auf und sie schritten bis zu ihrem Auto wortlos nebeneinander her.
Als sich die kleine Gruppe zur Kaffeetafel niedersetzte, begann Magda mit erstaunlich gefestigter Stimme zu sprechen:
- „Polizeimann Brause war da, er war sehr nett und hat mir ein Hähnchen mitgebracht, das wir dann gleich gegessen hatten. Und vielen Dank für das Gebäck, das ihr mir mitgebracht habt. Also damit ich es nicht vergesse, er will, daß wir uns morgen bei dem Polizeichef Nisselmann melden, oder wie der heißt, und er meinte, ob du mich hinbringen könntest. Das wäre sehr lieb von dir, Gangi, oder natürlich auch du, liebe Tina.“
Bettina und Gangolf betrachteten Magda überrascht, denn sie konnten sich nicht erinnern, daß Magda je eine solch lange Ansprache gehalten hätte. Doch diese fuhr sogar noch fort:
- „Und bitte versteht ihr, daß ich jetzt doch wieder lieber in meiner Wohnung hier bleiben möchte, nachts auf jeden Fall, und am Tag freue ich mich natürlich über euch und wenn ihr zum Essen kommen wollt oder wir fahren wo hin, wie neulich dort in dem Dorf, das war so schön, wo die Schiffe rudern und so.“
Bettina und Gangolf begannen gleichzeitig zu sprechen in dem Sinn, daß sie natürlich volles Verständnis hätten für Magdas Wunsch. Bettina versprach, darüber mit Martina zu reden, denn auch sie müsse Magdas Willen respektieren auf ein selbstbestimmtes Leben.
- „Reicht es, wenn ich dir morgen deine Sachen mitbringe, die noch bei mir sind?“ fragte Gangolf.
- „Ja freilich, das ist lieb, vor allem die Geldbörse, dann kann ich wieder Einkaufen gehen und mir was kochen und natürlich auch für euch, am Sonntag oder wann ihr es wollt. Und auch das Gewand, ich hab’ das noch bei dir, denn wir sind mit dem Motorrad weggefahren von dir und die Lederkombi liegt noch bei der Herrin.“
- „Die bringe ich dir“, versprach Bettina.
Als sie sich erhoben, um sich zu verabschieden, umarmte Magda Gangolf, sie drückte ihm einen langanhaltenden Kuß auf seine Brust. Schließlich wandte sie sich zu Bettina, auch mit ihr fiel sie in eine innige Umarmung; als Bettina die Arme wieder von Bettinas Rücken löste, nahm Magda Bettinas Hände und drückte sie auf ihre Brüste, ihre Augen begegneten sich auf gleicher Höhe.
Bei den Umarmungen bemerkte sowohl Bettina als auch Gangolf einen harten Druck auf den Rücken. Sie konnten sich diese Tatsache nicht begreiflich machen und sagten dazu nichts. Als Gangolf bereits im Begriff war, die Wohnungstür aufzuziehen, rief Magda ihm hinterher:
- „Ach Gangi, kannst du morgen deine Eisensäge mitbringen, aber eine große, wenn möglich“.
Gangolf wandte sich nochmals um und fragte:
- „Ja sicher, wozu brauchst du sie denn?“ Noch während er die Frage aussprach, fiel ihm die Puksäge auf dem Kellertisch ein und die dane-benliegenden Eisenspäne. Magda hob einen Arm und schüttelte den weiten Ärmel ihres Bademantels zurück, Bettina und Gangolf starrten auf das im Abendlicht glänzende Eisen des stählernen Armreifs.
- „Respekt“, fuhr Gangolf fort, „daß es dir gelungen ist, mit der kleinen Säge die Verbindungskette durchzusägen, aber die großen Stücke da, die müssen wir in den Schraubstock einspannen zum Sägen, schon allein deshalb, damit nicht beim Abrutschen des Sägblatts deine Hand verletzt wird. Habt ihr nicht den Schlüssel dazu?“
Magda sah das ein, sie erinnerte sich an die Mühe, die sie hatte, das verhältnismäßig dünne Kettchen durchzusägen. Gangolf betrachtete das Schellenschloß genauer, es war nicht der übliche einfache Mechanismus, den man notfalls mit einem einfachen kleinen gebogenen Draht lösen konnte, sondern ein seitlich angebrachtes richtiges Schloß. Bettina wollte nicht Martina um die Herausgabe des Spezialschlüssels bitten, sie fürchtete ohnehin die gewaltige Auseinandersetzung, die sie am Abend mit ihr führen würde.
Bettina akzeptierte, daß Magda das Spielzeug für Martina war. Sie beteiligte sich selten an den Aktionen, die Martina mit Magda vollzog, vor allem nicht an den Quälereien. Manchmal kam es vor, daß Bettina Magda unter dem Tisch sitzend oder liegend vorfand, dann ließ sie es zu und genoß es auch, wenn diese ihr im Schritt streichelte oder wenn sie ihre Füße auf Magdas Körper abstellen konnte, Bettina streifte dabei im Gegensatz zu Martina stets die Schuhe ab.
Magda, Bettina und Gangolf kamen überein, sogleich nach Wesserbarg zu Gangolfs Haus aufzubrechen, um dort Magda aus den Schellen zu befreien, auch Bettina kam in ihrem Auto mit.
Keiner der drei ahnte, daß zur gleichen Zeit jemand beim Anblick einer aufgebrochenen Kiste einen Tobsuchtsanfall erlitt.
|
|
folssom |
|
Sklave/KG-Träger
Lieber durch Wahrheit unbeliebt, als durch Schleimerei beliebt
Beiträge: 2198
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:20.02.22 00:54 IP: gespeichert
|
|
Zitat |
Keiner der drei ahnte, daß zur gleichen Zeit jemand beim Anblick einer aufgebrochenen Kiste einen Tobsuchtsanfall erlitt.
|
Die bedauernswerte Martina musste leider feststellen, das ihr "Vöglein" entflogen war. Sarah
|
|
Stamm-Gast
Erlangen
Warum nur wollen immer alle frei sein!
Beiträge: 200
Geschlecht: User ist offline
|
RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses
|
Datum:26.02.22 04:17 IP: gespeichert
|
|
Vielen Dank, Sarah, für deinen Kommentar, "daß die bedauernswerte Martina..."; diese Einschätzung der "bedauernswerten Martina" ist sehr zynisch und es freut mich sehr, zeigt es mir doch, daß Du und hoffentlich andere Leser gleichfalls dich in die Gefühlswelt der beteiligten Personen in dem Roman hineinverdenkst!
42
Gangolfs erste Idee war das Durchsägen der Schellen. Dazu wollte er die Schellen in den Schraubstock einspannen und zwischen dem eingeschelltem Handgelenk und dem Schellenbügel Holzstäbchen unterschieben, damit Magdas Haut auf keinen Fall in Mitleidenschaft gezogen würde, weder durch die heißen Eisensägespäne, noch durch das Sägeblatt selbst, wenn es anfänglich aus der noch nicht tief genug gesägten Rille herausspränge oder wenn es am Ende dann zwischen den beiden durchgesägten Teilen hindurchfiele.
Doch dann besann sich Gangolf einer anderen Vorgehensweise. Er spannte einen großen Holzblock auf das Tischchen der Ständerbohrmaschine, auf dessen oberer Kante der Bolzen der Schellen aufgelegt wurde. Magda mußte dazu ihre Händchen stark nach unten abwinkeln, damit die Handschellen waagrecht zu liegen kamen. Gangolf spannte einen Edelstahlbohrer ein, sollte der Gelenkbolzen aus gehärtetem Stahl bestehen, gelänge es ihm damit auf jeden Fall, diesen herauszubohren.
Mit breitem Klebeband umschlung Gangolf Magdas Handgelenke, um die Haut vor den sich drehenden Bohrspiralen zu schützen. Nach wenigen Sekunden waren die Bolzen durchbohrt, die Unterteile mit den sägezahnförmigen Zacken lösten sich von den aus den zwei parallelliegenden Gegenstücken bestehenden Oberteilen, Magdas Händchen waren frei. Noch bevor Gangolf das Klebeband von ihren Handgelenken abziehen konnte, fühlte er sich am Kopf umarmt: Magda zog ihn zu sich herab und drückte auf Gangolfs Mund einen dicken Kuß.
Im Wohnzimmer feierten alle drei Magdas Befreiung, sogar Magda, die bislang immer nur Wasser, Kaffee oder Tee trank, willigte auf ein Glas Weißwein ein. Gangolf holte eine Flasche Chardonnay aus dem Kühlschrank, während Magda und Bettina sich gemeinsam zu schaffen machten, ein Abendessen herzurichten. Bettina ließ es bei dem einen Glas bewenden, sie mußte noch nach Laukuv heimfahren, sie fürchtete auch die zu erwartende Debatte mit ihrer Mitbewohnerin Martina, sie wollte dazu einen klaren Kopf behalten.
Magda schlug von sich aus vor, diese eine Nacht nun doch noch einmal bei Gangolf zu bleiben, damit dieser sich beim Trinken nicht zurückhalten mußte und überhaupt, um ihm den nochmaligen Weg nach Lüggen zu ersparen.
- „Wie kamst du überhaupt in deine Wohnung, deine Sachen liegen ja noch alle hier?“, fiel es plötzlich Gangolf ein. Magda überlegte einen Augenblick, bis sie antwortete:
- „Hast du nicht gesehen, bei mir wurde eingebrochen, die Wohnungstür stand offen und die Haustür unten, da wartete ich davor solange, bis einer von unten kam.“
- „Was, bei dir wurde eingebrochen?“, erstaunte sich Bettina, doch Gangolf ahnte schnell, wer diese Einbrecher wohl gewesen waren.
- „Hast du das nicht gleich dem Brause gezeigt?“, wollte Bettina weiter wissen.
- „Er hat nichts dazu gesagt“, entgegnete Magda, wieder zu ihrer alten Schüchternheit zurückgekehrt.
- „Mann, da kommt ein Polizist zu dir zu Besuch, was für ein Zufall, und der reagiert gar nicht auf die Einbruchspuren? Was haben die denn alles überhaupt gestohlen, warum hast du denn uns nichts gesagt, also ich hätte das als Allererstes gesagt, das ist ja wirklich nichts Alltägliches“, echauffierte sich Bettina.
- „Ach weißt du, ich war sooo froh, daß ich wieder in meine Wohnung kam, ich hatte ja keinen Schlüssel, der ist hier in der Hosentasche von der Jeans, die ich bei Gangi zurückließ.“
- „Das klingt ja so, als ob du froh darüber warst, daß bei dir eingebrochen wurde.“
- „Ja, so war es, ich war froh, auf diese Weise in meine Wohnung ohne Schlüssel hineinzukommen und gestohlen haben die nichts, es war nicht einmal der Schrank durchwühlt und auch sonst nichts, ich glaube, die haben schnell bemerkt, daß bei mir nichts zu holen war.“
- „Aber morgen, wenn wir zur Polizei fahren, zu dem Obersten dort, wie hieß er gleich wieder, du weißt schon, dem sagen wir das aber.“
- „Kommst du denn mit, o ja, das würde mich sehr freuen, dann gehen wir zu dritt dort hin, da bin ich dann nicht mehr so aufgeregt. Habt ihr eine Idee, was die von mir wollen, stimmt was an dem Sender nicht?“
Nun mischte sich Gangolf ein: „Es kann wohl nichts besonders Schlimmes sein, was sie dir sagen wollen, denn sonst hätten sie das schon gesagt, also der Brause war ja bei dir, und sie hätten uns nicht noch einmal einen Tag Aufschub gegeben, uns zu melden.“
Die beiden jungen Frauen fanden Gangolfs Argumentation einleuchtend und machten sich diesbezüglich keine weiteren Gedanken.
- „Mäßige dich“, entrüstete sich Bettina, als Martina ihr heftige Vorhaltungen machte wegen Magdas Verschwinden, „es war allein deine Idee, Magda da unten im Keller einzusperren und wenn du sie nicht in die enge Kiste gesperrt hättest, wäre sie wohl gar nicht auf die Idee gekommen, zu flüchten. Aber in dem engen Gefängnis bekam sie wahrscheinlich die totale Panik, noch dazu mit dem dicken Knebel, den wir in der Kiste fanden.“
- „Wer ist wir?“, wollte Martina wissen, sie mäßigte ihren Tonfall.
- „Ja ich und Gangolf, sonst natürlich niemand.“
- „Der war auch mit dabei? Ich dachte, er wäre allein am Vormittag hierher gefahren?“
- „Ja, ist er auch, doch Nachbarn kamen zusammen und hielten ihn für einen Einbrecher. Die Polizei hat ihn geholt und er mußte einige Zeit in der Polizeizelle eingesperrt bleiben in Lüggen. Und das alles wegen dir, weil du es immer mit Magda übertreibst!“
- „Was hat das mit Magda zu tun, wieso läßt er sich von der Polizei einsperren, er hatte doch deinen Schlüssel?“
- „Das schon, aber er wußte nicht, welches Abteil unseres ist und probierte dort an allen Schlössern herum, dabei wurde er beobachtet. Und den Polizisten wollte er natürlich nicht sagen, daß da in einem Abteil eine Person eingesperrt wird, die unter Überwachung steht, die ausgerechnet an diesem Tag von der Polizei gesucht wird. Sei froh, daß er so besonnen reagierte und nichts sagte und sich dafür sogar verhaften ließ, bis ich den Sachverhalt klären konnte. Das hätte böse aufgehen können für dich, Martina, hast du das verstanden?“
Martina sah ihre Freundin erstaunt und nachdenklich an, sie nickte leicht, gab aber keine Antwort. Nach einer Weile fragte sie:
- „Und jetzt ist sie wieder bei Gangolf?“
- „Ja, aber nur für heute Nacht nochmals, ihre Sachen liegen ja noch bei ihn. Aber ab morgen will sie wieder in ihrer Wohnung bleiben und das mußt du respektieren, sie ist nicht deine Sklavin, über die du unbegrenzt verfügen kannst, sie ist ein Mensch mit eigenem Willen, mit eigenem Leben. Sie hat genug für dich getan, eigentlich unermeßlich viel, sei ihr doch endlich einmal richtig dankbar dafür.“
Martina schluckte. Sie war sich bewußt, daß Bettina natürlich recht hatte. Und dennoch hatte sie sich so in die reizvolle Vorstellung hineinversenkt, daß Magda nun ganz ihr gehöre, wenn sie von der überwachenden Fußfessel befreit wäre. Im Grunde hätte sich für Martina wenig bis nichts geändert in ihrem Verhältnis zu Magda, wenn diese weiter in ihrer kleinen Wohnung bliebe. Ihre Enttäuschung war nicht zu übersehen, niedergeschlagen zog sie das Schlüsselein für Magdas Keuschheitsgürtel hervor und übergab es Bettina mit den Worten:
- „Willst du deines auch gleich haben, dann ist es eben vorbei mit uns.“
- „Jetzt schütte nicht das Kind mit dem Bade aus“, gab Bettina zur Antwort, „unsere Liebe hat doch hoffentlich nichts mit deinem Verhältnis zu Magda zu tun.“
- „Nein, natürlich nicht“, schickte sich Martina schnell an zu antworten. Obwohl der Ärger und die Enttäuschung noch deutlich spürbar in ihren Knochen saß, wandte sie sich zu Bettina um und umarmte sie. Die beiden Tinas gaben sich einen langanhaltenden Kuß, sie verzogen sich in’s Schlafzimmer und gaben sich einander hin.
Beide versuchten, ihre negativen Gedanken abzuschütteln, das war gar nicht so leicht, auch wenn sie jetzt wieder innig verschlungen nebeneinander auf dem breiten Bett ruhten. Bettina hegte den Gedanken, sich von Martina zu trennen, vor allem wegen ihrer sadistischen Handlungen an Magda, aber auch wegen ihres Desinteresses an religiösen Dingen. Martina überlegte gleichfalls, sich von Bettina zu trennen, damit dann Magda ihren Platz einnähme, denn sie konnte getrost auf Bettinas sanfte weibliche Liebesbezeugungen verzichten, indes gierte sie geradezu auf die Aussicht, ihren Sadismus ungehemmten Lauf zu lassen.
Gangolf bereitete Magda auf dem Wohnzimmersofa eine Liegestatt, während er sich in das Schlafzimmer in sein gewohntes Bett zurückzog. Beiden fiel es schwer, einzuschlafen. Der Tag war einfach zu aufregend, um schnell Schlaf zu finden. Beide waren eingesperrt, wenn auch auf ganz verschiedene Weise. Und beiden viel es schwer, dem erotischen Impuls zu widerstehen, den jeweils andern aufzusuchen, um sich in einem Bett aneinandergekuschelt zu lieben.
Magda nahm sich vor, Gangolf zu fragen, ob er wüßte, wie man einen Brunnen gräbt, was man alles dafür bräuchte. Gangolf indes machte sich Gedanken, was Nisselpriem so Wichtiges zu verkünden hätte, daß der Brause das nicht sagen durfte oder wollte.
‚Warum muß Magda deswegen extra auf’s Revier kommen?’, grübelte er, bis er endlich einschlief.
Als Gangolf am nächsten Morgen die Augen aufschlug, drang ihm der verlockende Duft frischgebrühten Kaffees und aufgewärmter Semmeln in die Nase. Es schwang sich freudvoll aus dem Bett und lief in die Küche.
- „Magda, du kannst es nicht lassen, mich zu verwöhnen. Wie war deine Nacht, konntest du halbwegs gut schlafen?“
- „Ganz gut“, log Magda, denn sie lag oft lange Zeit mit offenen Augen da und grübelte, was die Polizei ihr sagen würde und auch, wie das Brunnenbauen ginge. Sie schmiedete auch gleich das Feuer, solange es glühte:
- „Sag’ `mal, Gangi, weißt du, wie man einen Brunnen gräbt?“
Verdutzt blickte Gangolf Magda an, er meinte, nicht richtig gehört zu haben.
- „Wie kommst du denn da d’rauf?“
- „Ja weißt du, wie ich da gestern so arg Durst hatte, da dachte ich an die armen Kinder in Afrika, die nichts zu trinken haben und da beschloß ich, nach Afrika zu fahren und dort Brunnen zu graben. Ich kann ja jetzt überall hinfahren in der Welt, weil du so lieb warst, den Sender zu bauen und deine Freunde, und das find’ ich so toll, du bist so lieb.“
Magda sprang zu ihm und versetzte ihm einen Kuß.
- „Ach, entschuldige bitte, ich hab’ dir noch gar nicht eingeschenkt, da red’ ich vom Trinken und geb’ dir nichts, entschuldige bitte, ach bin ich unnütz.“
Sie ergriff die Kaffeekanne, um ihm einzugießen, doch Gangolf werte ab und wies sie mit hartem Tonfall zurück:
- „Nein, nein und nochmals nein, du bist niiie unnütz, du warst es nie und du wirst es nie sein, Magda, Marlies, hör’ endlich damit auf, dich schlecht vorzukommen, genau das Gegenteil ist der Fall, duuu bist die Liebe schlechthin, duuu machst dich überall nützlich, das sieht man ja genau hier schon wieder mit dem tollen Frühstück, das duuu bereitet hast, versteh’ das doch endlich.“
Gangolf hatte Mühe, sich selber einzubremsen, er war schon wieder an der Grenze angelangt, an welcher ihm Magdas Unterwürfigkeit auf den Geist ging. Magda blickte ihn erschrocken an und war kurz davor, Tränen abzudrücken, doch gelang es ihr, sich zu beherrschen.
- „Schau“, sprach Gangolf weiter, „ich nehme jetzt deine halbgefüllte Tasse und du kriegst meine ungebrauchte leere, die füll’ ich dir jetzt mit heißem Kaffee und ich trinke deinen aus, du bist hier zu Gast und sollst den frischen heißen Kaffee genießen.“
Gangolf vertauschte die Tassen und schenkte Magda den heißen Kaffee ein. Sie ließ ihn gewähren, aufgrund seines bestimmenden Tonfalls wagte sie keinen Widerspruch. Als Gangolf ihre Tasse zum Mund führte, bemerkte er sogleich, daß der Kaffee darinnen tatsächlich bereits deutlich ausgekühlt war, er folgerte daraus, daß Magda bereits längere Zeit allein in die Küche saß, sich zwar eine Tasse eingoß, dann aber doch auf ihn wartete, bis er endlich zum Frühstück kam.
Auch Magda führte nun die Tasse zum Mund und hätte sich beinahe die Zunge verbrannt. Verschämt lächelte sie Gangolf an, sie war durch diese symbolische Liebeshandlung im Innersten ganz gerührt. Sie spürte mehr und mehr in ihr das harmonische Verlangen von Devotheit und geliebt und geachtet zu werden. Sie träumte davon, daß ihre Herrin diese Balance halten könnte; Magda sehnte sich nach Martinas Schrittband, wie sie es zwischen ihren Oberschenkeln kauernd mit der Zunge abschleckte und dabei Martinas Ausscheidungen zu spüren bekam.
‚Doch warum muß sie mich dann immer noch schlagen dazu, sie könnte doch meine Haare kraulen, wie es Gangi so lieb macht.’
Magda begann zu Schluchzen, sie ließ sich von dem Stuhl gleiten und kniete vor Gangolf und bettete ihr Gesicht auf seine Oberschenkel. Gangolf blickte erstaunt auf sie herab, schüttelte den Kopf und begann, ihr Haar zu kraulen.
- „Ach Gangi“, flötete Magda durch seine Beine hindurch, „kannst du Gedanken lesen?“
- „Äh – nein, vielleicht, warum?“, entgegnete er und hörte mit seinen Handbewegungen in Magdas Haar auf.
- „Mache doch weiter“, bat Magda und Gangolf bezog seine vermeintliche Fähigkeit des Gedankenlesen auf diese Tätigkeit, die er ungefragt auf Magdas Kopf begonnen hatte.
‚Hoffentlich geht der Tag gut aus’, machte sich nun Gangolf Gedanken und begann damit, Magdas Haar wieder zu kraulen,
‚hoffentlich gibt es vom Nisselpriem gute Nachrichten, hoffentlich gibt sich das mit der Martina wieder, hoffentlich bleibt Magda in Zukunft nicht weiter so auf ihn fokussiert.
Hoffentlich, hoffentlich.’
Eigentlich suchte er eine Rassige, schon was in Richtung >wilder Feger<.
|
|
|
|
|
|