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Ambi Valent
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  Folge 35: Die gute Schwester Datum:13.04.10 13:32 IP: gespeichert Moderator melden


35. Heimkinder

Schwester Susanne trug die hausübliche Tracht, als würde sie zu ihr gehören. Auf Gerlinde wirkte sie stolz, und eine gewisse Autorität ausstrahlend. Dennoch durchlief ihr ein Schauer über den Rücken, als sie sich vorstellte, sich auch so verkleiden zu müssen. Dies Titelbilder von den alten Arztromanen gingen ihr nicht aus dem Sinn. Und der hohe steife Kragen sah sehr unbequem aus. Ein grässliche Vorstellung.

Dies Schwester sah adrett aus, sauber und aufgeräumt. Die längeren Haare wohl zu einem Dutt unter dem Häubchen versteckt. Eigentlich nicht unsympathisch, aber sicher bis über beide Ohren Spießer, auch wenn man es ihr nicht am Gesicht ansah.

Sie wurden einander vorgestellt. Herzliche Freundlichkeit strahlte Schwester Susanne aus. Und Gerlinde konnte ihren Widerwillen ganz gut verbergen und spielte weiter mit.

Zuerst spazierten sie durch den Park und unterhielten sich, schnell einigten sie sich auf das Du. ´Mir hat diese Frau Ritter schon einen kräftigen Schrecken eingejagt. Keuscheitsgürtel, Körperstrafen, Kleiderordnung. Wie kommst du hier im Haus klar?´

´Ach, der Drache. Sie liebt es, kleinen Mädchen Angst zu machen.´ Schwester Susanne lachte.

Am liebsten hätte ihr Gerlinde ihr eine gelangt. Sie ein kleines Mädchen zu nennen. Das sollte sie besser lassen. Aber sie musste ja die Rolle durchhalten.

Schwester Susanne fuhr fort. ´Ja, das gibt es alles, ist aber weit weniger schlimm, als es sich anhört. Man gewöhnt sich daran. Das ist aber eine neuer Tradition, die erst der Drache eingeführt hat. Eigentlich sollte ich nicht mehr vom Drachen sprechen, denn Frau Ritter hat sich ziemlich gewandelt. Die meisten Schwestern fürchten sie weniger als das sie sie respektieren, vielleicht sogar verehren und lieben.´

´Seine Chefin verehren? So wie einen Sektenführer?´ Gerlinde konnte ihren Journalistengeist nicht ganz unterdrücken.

´Alle Schwestern haben Erfahrungen in anderen Häusern gemacht. Und die wissen, wie ätzend die Arbeit sein kann. Hier herrscht ein Geist der Schwesterlichkeit, den viele als äußerst wohltuend empfinden. Und das liegt sicher hauptsächlich an Frau Ritter und ihren seltsamen Methoden.

Sektenführerin? Coole Idee!´ Schwester Susanne brach in lautes Gelächter aus, das passte eigentlich nicht so recht zu der Erscheinung, die sie abgab.

Gerlinde flaxte mit: ´Ist denn so was korrektes Verhalten für eine Schwester? Oder besser ein Fall für eine Disziplinübung?´

´So ein Quatsch! Was für eine Regel sollte ich gebrochen haben, liebes Fräulein? Lautes Lachen verboten? Wenn ich hier in der Öffentlichkeit so ein süßes Ding wie dich vernaschen würde, dann hätte ich Probleme.´ Schwester Susanne hatte ein eigenartiges Talent, zu provozieren.

Gerlinde war irgendwie auf der Mischung zwischen einer garstigen Explosion und einem freundschaftlichen Lachanfall. Diese Schnepfe nannte sie ´liebes Fräulein´ und ´süßes Ding´ – aber auf eine Art, die man ihr noch nicht mal übel nehmen konnte.

´Und? Würdest du gerne? Machen denn Schwestern so was?´ Natürlich mit einer verdeckten Spitze.

´u meinst ob ich ne Lesbe bin, dich auf dich steht? Ja, schon etwas. Aber hab keine Angst. Ich werde mir solche Flaxereien nicht erlauben und dich irgendwie weiter belästigen. Es gibt hier viele süße Schwestern, die nichts von einer intimen Beziehung halten. Und die fühlen sich hier trotzdem wohl, weil die auch nicht angemacht werden. Solche Mädchen wie ich respektieren das.

Und ob das Schwestern ansonsten machen? Ja, letzthin wurden welche erwischt, wie sie sich in der Öffentlichkeit geküsst haben. Das wurde bestraft, aber nur leicht.´ Schwester Susanne wurde nun wieder etwas ernster.

´Also nicht nur Keuschheitsgürtel, sondern auch nicht mal ein Bisschen Zärtlichkeit unter Schwestern?´

´er Drache, Frau Ritter, hat nur was dagegen, sich erwischen zu lassen. Was wir im Privaten machen, will sie nicht wissen.´ Schwester Susanne irrte da etwas und hatte nur offiziell recht. Neugierig war Frau Ritter schon. Aber das brauchte ja niemand zu wissen.

´Aber mal zu dir – was soll das Gefrage? Stehst du auch auf nette Mädchen? Oder ist das dir zu anrüchig? Sollte ich dir gegenüber etwas züchtiger sein?´ Schwester Susanne hatte immer noch diesen losen Ton drauf.

´Also – ich habe nicht gerade einen Hormonstau und suche auch nicht eine neue Liebhaberin. Aber ich bin keineswegs prüde. Mach ruhig deine Späße. Ich habe nichts dagegen. Aber erwarte nicht von mir, dass ich gleich darauf einsteige.´ Gerlinde fühlte sich an einige Erfahrungen in ihrer Jugend erinnert. Irgendwie klang eine Seite bei ihr an. Aber solche eher unzüchtigen Reden hätte sie in der Umgebung, in der alles so sauber und adrett erschien, nicht erwartet. Und irgendwie fand sie dies Schwester Susanne tatsächlich anziehend, auch wenn sie sich nicht gleich verliebte.

Als hier die Schwesternunterkünfte gezeigt wurde, kamen einige Erinnerungen auf: ´as erinnert mich fatal an das Heim, in dem ich meine Kindheit verbrachte. Sicher, hier ist es viel ordentlicher, aber die schlechte Erinnerung haftet dem an.´

´u warst im Heim? Ich auch. Aber so schlecht fand ich das nicht. Wir haben den Betreuern das Leben zur Hölle gemacht.´ Über Schwester Susannes Gesicht zog sich ein fieses Grinsen.

´Bei mir war es eher umgekehrt. Bei uns haben die Betreuer uns das Leben zur Hölle gemacht, mir besonders.´

Aber Schwester Susanne hörte nicht gut zu. Sie war ganz in ihrer eigenen Erinnerung. ´Ich blieb drin, bis ich 16 war. Da haben wir einen Betreuer auf die Intensivstation geprügelt.´

Gerlinde war nun neugierig. Irgendwie hätte sie es den Schweinen gerne heimgezahlt. Eben das, was da diese Schwester, die gar nicht so brav war, wie sie anfangs aussah, gerade andeutete. ´Los, erzähle!´

´Eine Tusse aus unserer Clique erzählte, das sie ein Betreuer angefasst hätte. Eigentlich war das ein ganz Süßer, dem man das gar nicht zugetraut hätte. Wir waren sofort auf 180 und haben den uns vorgeknöpft. Irgendwie bin ich froh, dass er keine bleibenden Schäden davon getragen hatte, aber er lag eine Woche auf Intensiv.´

Gerlinde war nun selber emotional beteiligt. ´Warum hast du jetzt auch noch Mitleid mit diesem Schwein.´ Innerlich hatte sie einen ganz Anderen vor Augen.

´Na ja, es stellte sich heraus, dass die Tusse die Geschichte nur erfunden hatte. Eigentlich wollte sie ihn verführen. Er war auch wirklich ganz süß, aber verheiratet. Und als er sich standhaft geweigert hat, hat sie eine Story erfunden. Wir sind darauf rein gefallen. Damals fand ich schlimmer, dass wir in den Jugendknast kamen, als das, was wir ihm antaten. Heute sehe ich das anders. Ich empfinde so was wie Schuld. Bislang habe ich mich noch nicht getraut, mich persönlich zu entschuldigen. Ist ja auch schon lange her. Aber ich glaube, ich sollte es trotzdem tun.´

´u warst also schon eine richtig Wilde. Und dann im Jugendknast wegen schwerer Körperverletzung. Wie passt das zu der braven Schwester, die hier vor mir steht?´

´Im Knast ließ ich mich natürlich auch nicht unterkriegen. Kira. meine Zellengenossin war so ähnlich drauf wie ich. Wir feierten Parties und hatten wilden Sex. Drogen gabs natürlich auch. Aber eigentlich nur bis zu einem Tag, der mein Leben veränderte.

Ich hatte noch einen dicken Kopf, also wollte ich das Zeug nicht nehmen, was Kira mir anbot. Sie nahm es dann alleine. Wir haben dann trotzdem miteinander geschlafen. Bis auf einmal Kira ganz merkwürdig wurde. Sie fing an zu schreien, und hatte einen glasigen Blick. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Die Aufsicht zu rufen war immer mit Risiko verbunden. Wahrscheinlich gab es ein Verweis wegen den Drogen. Aber das war nicht nur ein Bisschen was, das wurde ernst, sehr ernst. Das merkte ich gleich. Und ich rief die Aufsicht. Die ganze Zeit. Niemand kam.

Kira ging es immer schlechter. Ich liebte das Mädchen und hatte dieses Gefühl der Hilflosigkeit. Ich hielt sie in den Armen, und Blut lief ihr aus der Nase. Sie stöhnte und jammerte. Immer wieder rief ich nach der Aufsicht. Niemand kam. Sie winselte weiter. Ich war am Ende. Aber es war noch nicht vorbei. So ging das etwa zwei Stunden weiter. Die Aufsicht kam kurz nachdem Kira in meinen Armen gestorben war.

Sie brachten mich dann erst mal in die Klapse. Die Schwestern waren richtig nett zu mir. Und ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich wollte nicht so enden. Irgendwie bildete ich mir ein, dass mich ein Schutzengel davor bewahrt hatte, diese teuflische Zeug zu nehmen. Und das ich jetzt eine Aufgabe hätte.

Ich hab mich dann richtig auf den Hosenboden gesetzt und noch die mittlere Reife gepackt. Und nachher noch das Schwesternexamen. Aber die Welt hat mich dort auch nicht auf Rosen gebettet. Ich war nicht mehr die, die ich früher war. Ich wollte den Leutchen helfen. Das war mir wichtig. Statt dessen hatte ich Stress mit den anderen Schwestern. Die haben mich nie richtig akzeptiert. Und die waren so schnodderig mir gegenüber drauf.

Und dann hab ich diese Anzeige gesehen. Auf, du verrücktes Huhn, sagte ich mir. Das probierst du jetzt mal aus. Ich dachte ich bin irre, als ich hier ankam. Im Nachhinein kann ich nicht mal sagen, wie ich das gemacht habe, oder was mich dahin geritten hat. Vielleicht war es Schwester Gisela, die mich am Anfang in Empfang genommen hat. Ich hatte mich sofort in die verliebt. Aber dann habe ich mich an diesen etwas schrillen Stil hier gewöhnt. Und irgendwie fand ich es doch gut.

Hier habe ich zwei Dinge erfahren, die ich mir sehr gewünscht hatte. Ich konnte mich um die Patienten wirklich liebevoll kümmern, ohne von den Mitschwestern deswegen gleich gemobbt werde. Und es gibt hier einen Zusammenhalt unter den Schwestern, der ist wirklich großartig.´

Gerlinde war wirklich beeindruckt. Es war zwar ziemlich anders als ihre eigenen Erfahrungen, aber es hatte sie persönlich bewegt. Trotzdem wollte sie ihrer journalistischen Aufgabe nachkommen. ´Und jetzt stehst du auf Hausordnung und Keuschheitsgürtel?´

´Quatsch! Wenn du nur diese Sachen dir anschaust, dann ist es einfach nur schrill. Aber es geht schon ein wenig um Disziplin. Ich habe gemerkt, dass ich das auch brauche. Wenn da keine Hilfe durch Regeln und eine gute Gemeinschaft ist, dann raste ich regelmäßig aus. Bevor ich hier her kam, hatte ich natürlich mehrere Rückfälle, Ich habe meine Ausbildung an einem zweiten Krankenhaus abgeschlossen, weil ich aus dem ersten geflogen war. So ohne weiteres kriege ich mein Leben nicht in den Griff.´

´Und jetzt bist du dankbar dafür, das man dich an der Kurzen Leine führt? Wieso haben die dich hier überhaupt genommen?´

´Meine Zeugnisse und mein Lebenslauf waren nicht gut. Frau Ritter hat auch sehr kritisch geguckt. Ich hab ihr gesagt, dass ich eben Disziplin brauche, sonst gehe ich vor die Hunde. Ja, ich bin dankbar, dass ich hier den Halt finde, den ich brauche. Niemand wirft mir hier meine Vergangenheit vor. Und wenn ich heute Scheiße baue, dann gibt es vielleicht mal eine ätzende Strafe, aber dann ist es auch wieder gut. Kein Mobbing, kein Bossing.´

´Also, du findest gut, wenn du den Arsch versohlt bekommst?´

´Quatsch! Ich hasse es. Ich stehe nicht auf Schmerz und Erniedrigung. Aber Strafe muss sein. Ehrlich, ich finde das sogar human. Man ist hier nicht nachtragend. Mir hilft das.´

´Kann ich mir nicht vorstellen. Du wirst also tatsächlich geschlagen?´

´Ja. Und es tut auch sauweh. Aber es hilft. Mir zumindest. Gerade gestern erst habe ich eine Strafe eingefangen. Willst du mal meine aufgeplatzten Striemen pflegen.´

Gerlinde war leicht angewidert, aber zu neugierig, um abzulehnen. Sie waren ja noch in Schwester Susannes Zimmer. Sie nickte nur. Schwester Susanne drehte sich um, raffte den Rock und zog den Schlüpfer runter. Gerlindes Blick blieb an dem neoprengepolsterten Keuscheitsgürtel hängen. Aber ihre Backen waren makellos, noch nicht mal gerötet.

´Sag mal, willst du mich verarschen? Außer dem Keuschheitsgürtel ist nichts zu sehen.´

´Jetzt beleidigst du mich aber. Habe ich nicht einen knackigen Arsch?´ Schwester Susanne lächelte keck.

´Nein, der sieht wirklich gut aus, aber das mit den Schlägen von gestern Abend. Da hast du mich hoch genommen.´

´Hab ich nicht. Ich habe fünf gekriegt mit einem Lineal, voll durchgezogen. Das hinterläst eben keine Spuren.´

´Und wofür hast du die gekriegt? Hat der Drache das Strafmaß festgelegt?´

´Ich bin Volleyball-Spielerin. Bei einem Auswärts-Turnier hat mir der Whiskey zu gut geschmeckt. Und dann habe ich mich verplappert.´

´Und dafür wirst du geschlagen?´

´So einfach ist das nicht. Ich habe damit unsere Gemeinschaft gefährdet. Wenn die Presse davon Wind kriegt, dann wird das hier ziemlich hässlich. Die werden daraus eine Sensation machen. Und wir können unser kleines Glück knicken. Ich fühle mich wie durch den Gully gezogen.´

Gerlinde dachte, wenn du wüsstest! Aber sie verstand Schwester Susanne. Und sie mochte sie. Ihr war zwar der Stil trotz der Erklärungen immer noch ziemlich strange. Aber sie war nachdenklich geworden und wollte sich nun ernsthaft auf diese merkwürdigen Sitten einlassen.

´u hast nicht gesagt, wer das Strafmaß festlegt.´

´Normalerweise gibt es ein Regelheft. Da stehen die Strafen drin. Wer sich selber anzeigt, bekommt meist als Bonus die Hälfte erlassen. Aber für mein Vergehen gab es keine Regel. Frau Ritter hat ausdrücklich darauf hingewiesen. Ich war überrascht, dass sie mir keine Vorwürfe gemacht hatte, sondern sich selber angeklagt hat.

Ich selber habe gesagt, dass ich fünf verdient habe. Es war mir mit meiner Zerknirschung schon verdammt ernst. Und die anderen Schwestern sollten mir auch glauben, wie leid es mir tut.´

Gelinde schaute etwas ungläubig. ´Es heißt doch immer, dass diese Frau Ritter so streng sei.´

´Ist sie für gewöhnlich auch. Nur gestern war sie mehr streng gegen sich selber. Sie hat dann auch fünf genommen. Sie sagt, sie habe uns nicht hinreichend vorbereitet. Es sei also ihre Schuld gewesen.´

Sie sprachen noch über dies und das. Eine sehr nachdenkliche Gerlinde brauchte etwas Zeit, um einzuschlafen. Diese Frau Ritter spielte sehr hoch. Schwester Susanne war wirklich eine Plaudertasche. Was die alles erzählt hatte, daraus lassen sich wirklich hässliche Sensationen basteln. Aber sie wollte das gar nicht. Ihr wurde Vertrauen entgegen gebracht. Und diese Leute, die sie hier traf, gehörten zu den nettesten, denen sie in ihrem ganzen Leben begegnet ist. Sie wollte nicht deren Lebenstraum in den Dreck treten.

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Latex ist cool

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latex_steven  
  RE: Die gute Schwester Datum:13.04.10 14:08 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Ambivalent !

Du schreibst es ja schon, daß Schwester Susanne
eine Plaudertasche ist. Nicht daß da wieder eine
Strafe wartet ?
Kann Gerlinde diese Informationen nach draußen
schmuggeln ?
Oder wird sie beim Schmuggeln erwischt und dann
dafür bestraft?

Viele Grüße SteveN



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Ambi Valent
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  RE: Die gute Schwester Datum:13.04.10 14:39 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo SteveN

Zitat

Du schreibst es ja schon, daß Schwester Susanne
eine Plaudertasche ist. Nicht daß da wieder eine
Strafe wartet ?


Aber das weiß doch auch der Drache. Warum hat sie sonst die beiden zusammengesetzt? Ich meine, die pokert eben hoch.

Zitat
Kann Gerlinde diese Informationen nach draußen schmuggeln ?
Oder wird sie beim Schmuggeln erwischt und dann
dafür bestraft?


Sie könnte schon und Frau Ritter hat ihr ja ziemlich freie Hand gelassen. Ob das mal gut geht?
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  RE: Die gute Schwester Datum:13.04.10 16:56 IP: gespeichert Moderator melden


Ich glaube eher, daß Gerlinde eine feste Daueranstellung erhält,
nachdem sie einen sehr seriösen Bericht abgeliefert hat.

Hauptsache, sie vergißt nicht die Sondervereinbarung mit der
Redakteurin.
Achte das Leben!
Urteile erst, wenn du genug weißt und vor allem sei Tolerant!
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Xanduli
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  RE: Die gute Schwester Datum:14.04.10 07:51 IP: gespeichert Moderator melden


Ich kann mir nicht vorstellen das es so einfach mit der Presse von statten geht seht euch andere geschichten von Ambi an.

das kann nicht so "ja hier ist es toll da bleib ich" werden wird sicher eine dramatische wendung nehmen.

Läuft hier meine meinung viel zu gut ist ja fast das Paradies hier

Ambi lässt uns hoffen und dann geht es ruckzuck und unsere Schwestern stehen vor einem Trümmerhaufen.

aber alles spekulationen wir sind hier die zuschauer

weiter so Ambi und Danke für die Fortsetzung von Agnes in Licht und Schaten.
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Ambi Valent
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  Folge 36: Die gute Schwester Datum:14.04.10 23:05 IP: gespeichert Moderator melden


36. Ein erfundener Traum

Das war eine Herausforderung. Natürlich musste es schon ein bisschen krass sein, aber nicht zu sehr. Wenn Jonas eine zu zahme Geschichte erzählte, dann wäre Agathe sicher enttäuscht. Aber wenn sie zu blutig würde, könnte die Sache doch schief gehen. Eigentlich war es ihm gar nicht recht, dass Agathe selber darin mitspielen wollte. Denn er hatte sie auch viel zu lieb, um ihr was Böses anzutun, auch wenn es nur die Phantasie war. Aber er verstand sie schon. Es war ihr wichtig, selber Teil seiner Gedanken zu sein, nicht eine Nebenrolle dort zu spielen.

Zum Glück hatte sie ihm ja erlaubt, mit dem Computer zu schreiben. Da konnte er wenigstens noch alles wieder ändern. Seine erste Geschichte sah so aus:

Zitat
Du wachst auf. Deine Augen sind noch tränennass. Deine Brustwarzen schmerzen gewaltig. Und nun fällt dir der Traum wieder ein. Oh ja, es war nur ein Traum, was für ein Glück. Im Gedanken gehst du noch mal alle Szenen durch. Wie lebendig sie noch waren, aufgeladen mit Gefühlen – und Schmerzen.

Du meldest dich zum Dienst bei der Oberschwester. ´So geht das aber nicht!´, sagt sie streng nach einer missbilligenden Musterung. Du merkst, dass du nackt bist. Bis auf den Keuschheitsgürtel hast du rein gar nichts an. ´Sie müssen heute auf die Männerstation, aber hurtig. Wo haben Sie denn ihre Kleider?´

´Die waren auf einmal alle weg.´ Sagst du ganz verzweifelt.

´Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Sie müssen los. Für ihre Nippel habe ich aber etwas.´ Die Oberschwester zeigt die zwei wunderschöne, blau schillernde Schmettelinge. Du betrachtest sie und merkst, das die metallernen Flügel über ein Scharnier verbunden sind. An der Unterseite haben sie spitze Krallen. Du setzt sie auf deine rechte Brustwarze und betätigst den Mechanismus. Es tut so weh, das dir sofort Tränen in die Augen steigen. Mit Mühe unterdrückst du einen Schrei. Die Flügel sind eingerastet und lassen sich nicht mehr öffnen. Mit großen fragenden Augen siehst du die Oberschwester an.

´Keine Bange. Ich habe den Schlüssel. Heute Abend mache ich sie dir wieder ab. Aber du musst auch noch deine linke Brustwarze bedecken.´

Du zuckst zusammen, alles krampft sich in dir zusammen. Erst heute Abend ?! Du siehst die Oberschwester mit deinen verheulten Augen an und schüttelst mit dem Kopf.

´Stellen sie sich nicht so an. Sehen sie doch nur, wie hart die linke Warze schon geworden ist. Sie vertrödeln ihre Zeit.´ herrscht sie dich an.

Du bist eingeschüchtert. So sehr, dass du tust, was sie von dir verlangt. Obwohl du weißt, wie viel Schmerz sich hinter der Schönheit verbirgt.

´Na also, geht doch. Nicht ganz standesgemäß … aber ab auf Station. Mit nackten Füßen läufst du über den Gang, der Schmerz pocht in deiner Brust. Du aber bist stolz und verschränkst die Arme hinter dem Rücken. Dennoch schämst du dich. Was sollen die Leute sagen. Sie sehen deine Tränen, sie sehen deinen fast nackten Körper. Aber du gehst weiter. Einige Leute begegnen dir. Keiner spricht dich an. Alle sehen vorbei an dir.

´Gut´, denkst du, ´Wenigstens lassen sie mich in Ruhe.´ Du arbeitest dein Pensum. Fütterst die Patienten, wäscht sie, achtest auf die Medikamenteneinnahme. Keiner sieht dich an, keiner interessiert sich für deine Tränen oder deinen erregten Körper. Nun wird es dir unheimlich. ´Bin ich so wenig attraktiv? Mag mich niemand ansehen? Bin ich nicht begehrenswert? Bin ich so unwichtig?´ Die Männer langweilen sich, dein Schmerz lässt nicht nach …

Eine Schwester kommt lächelnd an dir vorbei. Sie ist komplett in Tracht. Sie bewundert deine Schmetterlinge. ´Sind die aber schön. Kannst du die mir auch mal ausleihen?´ Aber sie wartet nicht auf eine Antwort, schon ist sie weg.



Schwester Agathe hatte Spätschicht, er hatte Frühschicht. Als sie kam, drückte er ihr den Umschlag wortlos in die Hand. Nur die Augen funkelten und blitzten. In Sekundenbruchteilen eine intensive Kommunikation. Er stellte sich vor, wie sie durch die ganze Schicht den Umschlag mit sich herumtrug. Wo sollte sie ihn ablegen? Sie ahnte grob, was drin stand, aber sie konnte ihn während der nächsten Stunden im Dienst nicht lesen.

----

Am nächsten Morgen schon sah er sie, als sie durch den Park joggte. Im vorbeilaufen steckte sie ihm einen Umschlag zu. Zum Glück war noch Zeit bis zum Dienstbeginn. Er las:

Zitat
Liebster Jonas

Eine surreale Geschichte. Ich habe trotzdem sofort nachgesehen, ob meine Knöspchen noch unversehrt sind. Sie taten weh beim Lesen. Aber sie waren auch wirklich ganz hart.

Was ich vermisst habe, bist Du. Du tauchst ja gar nicht auf … ist das bei deinen Geschichten öfters so? Traust du dich nicht?

Aber nun will ich die Geschichte ´meines´ Traumes weiter schreiben:

Als ich gerade ein Bett in einem Zimmer mit 4 Männern frisch bezogen hatte, kam die Oberschwester rein und schimpfte. Das Bett sei nicht ordentlich gemacht. Sie hatte eine Reitgerte dabei und meinte, ich solle mich über das Bett legen. ´Aber doch nicht vor den Patienten´ rief ich erschrocken. Die aber meinten, ich habe es verdient.

Auch die Oberschwester bestand darauf: ´Gerade vor den Patienten, damit sie sehen, dass wir hier keine Schlamperei dulden. Also kniete ich mich vor das Bett und biss die Zähne zusammen. Den ersten Schlag konnte ich noch ohne Wimmern ertragen, aber ich wusste, dass es mir beim zweiten nicht mehr gelingen würde.

Da öffnete sich die Tür und du kamst herein. ´Was ist denn hier los?´ kam von dir in so scharfen Ton, dass sogar die Oberschwester zusammenzuckte.

Die meinte dann nur kleinlaut: ´Das hat sie verdient.´

´So ein Unsinn. Das hat kein Mensch verdient.

Ich habe Sie heute Morgen beobachtet, wie Sie einen großen Kleidersack in den Keller gestellt haben. Gerade habe ich nachgesehen. Das Namensschild von Schwester Agathe war noch an der Tracht. Sie haben sich eines scheußlichen Verbrechens schuldig gemacht.

Früher hatte man Hexen verbrannt. Heute bekommen sie einen Verweis.´

Dann hast du mich in deine Arme genommen, und mir diese schrecklichen Schmetterlinge von den Brustwarzen genommen. Aber es tat noch mal sehr weh, als das Blut wieder in meine Knospen strömte. Du hast mich dann ganz fest umarmt und mich gedrückt. Ich musste weinen, aber diesmal nicht wegen der Schmerzen, die ja immer noch da waren, sondern vor lauter Glück, als du mich küsstest. Dann hast du ganz zärtlich meine Aureolen massiert. Und der Schmerz ging gleich weg.

Irgendwie bist du mein Held, obwohl mich deine Geschichte ja erst in diese schmerzhafte Lage gebracht hat. Aber ich sehe dich als meinen Retter. Vielleicht musst du mir in der Phantasie auch mal richtig weh tun. Oder vielleicht besser doch nicht?

Deine
Agathe


PS.: Leider ist die Folter nicht nur in der Phantasie. Du weißt, ich trage den hier üblichen Keuschheitsgürtel. Und bei dieser Geschichte und den Gefühlen, die sie bei mir auslöst, denke ich, dass es ein Folterinstrument ist.



Abgefahren, dachte Jonas. Die Frau raubt mir die Sinne. Wie kann ich heute überhaupt noch arbeiten, mit dieser Geschichte im Kopf. Man könnte gar nicht glauben, dass eigentlich doch gar nichts passiert war.



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latex_steven  
  RE: Die gute Schwester Datum:15.04.10 11:32 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Ambi Valent !

In den Briefen mit ihren Geschichten lassen sie ihren
Gefühlen freien lauf. Vieleicht kommen die Träumereien
ja so weit, daß sie in die Keuschheitsgürtel Zapfen
reindenken ?

Viele Grüße SteveN



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  RE: Die gute Schwester Datum:15.04.10 12:51 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat

Die Frau raubt mir die Sinne. Wie kann ich heute überhaupt noch arbeiten, mit dieser Geschichte im Kopf.


Tja der arme Jonas.
Ich würde sagen selber Schuld, warum muss er auch so neugierig sein, den Brief noch vor der Arbeit zu lesen. ---gg---

Danke Ambi Valent
-----
Gruß vom Zwerglein

[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von Zwerglein am 15.04.10 um 12:51 geändert
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Ambi Valent
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  RE: Folge 37: Die gute Schwester Datum:15.04.10 19:18 IP: gespeichert Moderator melden


37. Keine Mission Impossible

´Da haben sie mir was schönes eingebrockt.´ Gerlinde war eher verwirrt als verärgert. ´Ich habe tatsächlich bereits eine starke Sympathie zu ihrem Haus, den Schwestern und sogar zu ihren schrägen Methoden gewonnen. Wie soll ich da meine Arbeit machen können? Sie wissen doch, dass zu starke Identifikation mit den Opfern der Journalistin nicht gut tut. Eigentlich müsste ich wegen Befangenheit schmeißen.´

´Bitte bloß nicht. Damit würden Sie uns denen zum Fraß vorwerfen, die kaltschnäutzig so eine Geschichte ausschlachten. Und was wollen sie dann tun? Zusehen, wie sie uns auseinander nehmen? Oder wollen sie nachher gar ganz einfach als Schwester bei uns arbeiten – auch wenn sie ahnen können, was auf uns zukommt?´ Frau Ritter, die sonst immer streng und diszipliniert den Eindruck eines Felsens machte, den nichts erschüttern konnte, hatte sich in den letzten Tagen verändert. Sie war besorgt und schien keinen sicheren Ausweg zu sehen.

´Aber was sollte ich schreiben? Dass es irgendwie OK sei, wenn junge Frauen gezwungen werden, einen Keuschheitsgürtel zu tragen? Die müssten mich doch auch für völlig durchgeknallt halten. Als wäre ich durch eine Hirnwäsche gelaufen.´

´Ich habe Ihnen nicht vorgemacht, dass ihr Job einfach wäre. Das ist eine Herausforderung. Mein Tipp zum Beginn: Enthalten sie sich eines Urteils. Beobachten sie und versuchen, neutral zu bleiben. Und schreiben sie, was sie sehen und erleben.

Die besten Reportagen, die ich las, waren in diesem Stil. Und glauben sie mir, ich kenne die unterschwellige Manipulation, die nur so tut, als wäre sie neutral, um so doch den Leuten was unterzujubeln. Die meine ich nicht. Versuchen sie erst gar nicht, eine Undercover-Pressesprecherin des Hauses zu werden. Schreiben sie einfach ohne irgend einen Hintergedanken. Danach können sie ja die Sache noch mal durchgehen.

Wenn sie wollen, und nur dann, helfe ich Ihnen. Ich habe allerdings den Verdacht, dass ich selber kritischer über meine Arbeit schreibe, als Sie das zur Zeit im Sinn haben.´

Gerlinde war unentschlossen, jetzt in zivil. ´Als ich vorhin in der Tracht alte sabbernde Männer gefüttert habe, und deren Undankbarkeit spürte, dann dachte ich nicht zuerst, „Was für ein Scheiß-Job“, sondern: „Es ist wirklich befriedigend, das Richtige zu tun. Es ist besser, einfach die Welt im Kleinen zu gestalten, als hier die Pseudo-Revolutionärin und Kämpferin für Frauenrechte zu spielen.“ Ich habe zum ersten Mal gespürt, dass es nicht zuerst um Dankbarkeit und Anerkennung geht, sondern dass das Dienen einen Sinn in sich selber hat. Das hat mich erschreckt. Es passt nicht zu meinem Selbstbild und zu meiner Lebenseinstellung.

Und dieses ganze bizarre Set-Up schien mir auf einmal als Hilfe, von mir und meinen Wünschen abzusehen. Ich habe eine Aufgabe gespürt, mal nicht Selbstdarstellerin oder Schauspielerin zu sein, obwohl ich eine definierte Rolle ausübte. Irgendwie hat mich diese Erfahrung umgehauen.´

´Schreiben sie das doch einfach mal auf. Das Gefühl wird so nicht lange anhalten. Ihr Ego und Ihre Bedürfnisse werden sich schon wieder zu Wort melden. Aber sie dürfen sich ruhig mal auf solche Gefühle einlassen. Die meisten Schwestern erleben so was bei weitem nicht so stark wie sie. Sie scheinen das nicht erwartet zu haben. Deswegen sind sie so betroffen.

Also, was ist nun? Bleiben Sie dabei? Was sagen Sie ihrer Cheffin?´ Frau Ritter wirkte auf einmal eher mütterlich.

Innerlich war Frau Ritter tief bewegt. Sie hatte sich regelrecht in Gerlinde verliebt. Nicht auf eine erotische Weise, das war ihr hier und jetzt nicht wichtig. Sondern auf eine Art Seelenverwandtschaft, wie sie es noch nie bei einem Menschen empfunden hatte. Ihr Idealbild von einer guten Frau war die starke und kritische Person, die aber dennoch fähig war, sich selbst zu hinterfragen, und auch sich selbst einem Ziel hingeben zu können, das größer war als sie selber. Und das sah sie in Gerlinde.

Aber sie blieb auch diesem Gefühl gegenüber wachsam. Sie wollte nicht ihre eigenen idealisierten Vorstellungen auf einen lebenden Menschen projizierten. Gerlinde würde sie früher oder später zwangsläufig enttäuschen müssen, denn lebende Menschen gleichen nie den Idealen.

Etwas unschlüssig, fast verträumt, kam leise ´Ja. Aber ich habe ehrlich gesagt keinen Plan, dafür aber die Angst, dass ich das gehörig versauen werde. Wahrscheinlich schade ich Ihnen mehr als ich nütze.´

´Und wenn schon. Wir sind alle Menschen, machen Fehler und leiden an Unzulänglichkeiten. Das macht die Fehler zwar nicht besser, und entbindet uns nicht von dem Bemühen, die Fehler zu vermeiden, aber es sollte uns Mut machen, auch Risiken einzugehen. Wahrscheinlich werden sie die Aufgabe nicht so gut lösen, wie sie es hoffen. Vielleicht werden sie uns dennoch Verraten. Petrus hatte ja auch Jesus versprochen, dass er immer standhaft bleiben wollte, und ihn dann doch verraten. Jesus hatte ihn trotzdem lieb.

Natürlich will ich mindestens so sehr wie Sie, dass unserer beider Wünsche in Erfüllung gehen, und das sie der Versuchung nicht erliegen. Aber wenn sie nun vor der Aufgabe erstarren wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange, dann ist nichts gewonnen. Auch nicht, wenn sie kneifen. Es werden andere kommen, die weniger Skrupel haben.´

Frau Ritter schickte sie noch zu Schwester Ilse. Sie sollte sie vermessen für den Keuschheitsgürtel. Schwester Ilse war schon eine Marke für sich. Bestimmt ebenso Lesbe wie diese Schwester Susanne, aber auch auf eine kecke Art, die Gerlinde eher ansprach, als sie es wahr haben wollte. Wie zufällig sie ihre Klitoris streichelte, ihr Blicke zuwarf, und dann doch noch mit einem Spekulum zu kommen. ´Das braucht man für den KG nicht, aber ich bin eben neugierig.´ hatte sie erklärt.

Eigentlich hätte Gerlinde eher pikiert sein müssen, von einer Lesbe an ihren privatesten Teilen befingert zu werden, aber es störte sie zu ihrem eigenem Überraschen nicht. ´Falls du danach suchst, Ich bin, seit ich neun war, da unten keine Jungfrau mehr.´

Schwester Ilse zog sich sofort zurück und bekam einen ernsten Ausdruck. Sie setzte sich neben sie und nahm sie in die Arme. ´Ich war schon 17 als ich vergewaltigt wurde. Da ist es sicher nur noch halb so schlimm.´

Gerlinde wollte eigentlich gar nicht so persönlich werden. Aber jetzt war es passiert. Und die Schwestern verstanden sie anscheinend sehr gut.

Bevor sie wieder auf dem Heimweg war, rief sie vom Handy aus ihre Chefin an: ´Entwarnung! Sie haben mich nicht in ein Verließ gesteckt. Ich bin auf dem Heimweg.´

Emma Braun lachte: ´Da haben sie wohl noch mal Glück gehabt. Wie ist es gelaufen?´

´Ich bin drin. Die haben mich schon vermessen und einen speziell für mich gemachten Keuschheitsgürtel in Auftrag gegeben.´ Gerlinde wusste, dass das bei Frau Braun einen Schauer auslösen würde. Zumindest war sie davon überzeugt, dass dem so wäre.

Frau Braun reagierte aber ein Bisschen anders: ´Sie wissen, dass ich da keine einfache schrille Sensationsstory haben möchte. Sie sollen das etwas differenzierter schreiben. Tun sie ruhig so, als ob es ganz OK wäre, mit so einem Teil rumzulaufen. Ich will die Spannung bei unseren Leserinnen aufbauen. Die sollen nicht nur einmal unser Blatt kaufen, sondern da muss eine schöne Fortsetzungsgeschichte draus werden. Und wenn wir da gleich die Katze aus dem Sack lassen, dann ist die Spannung verpufft. Wenn es aber kontrovers wird, dann interessieren sich die Leute dafür. Vielleicht gibt es dann ein heftiges Diskussionsforum. Das treibt letztlich die Verkaufszahlen. Meinen Sie, Sie packen das?

Also: Beißen sie die Zähne zusammen und halten sie es möglichst drei Monate aus. Vielleicht können sie mir Morgen schon was zu ihren Erfahrungen bringen.´

Auf der Autofahrt pfiff Gerlinde die Lieder aus dem Radio mit. Es war vielleicht doch nicht so schwer wie sie dachte. Wenn die Braun dachte, sie würde sich verbiegen, wenn sie viel Verständnis für derartige Praxis vorheuchelte, dann brauchte sie ja auch nicht zu wissen, dass es ihr damit viel ernster war. Sie war durch und durch glücklich. Im Gedanken ging sie schon den Text durch, den sie zunächst für Frau Braun schreiben wollte.

Ein toller Auftrag. Aber sie wollte sich nicht zu früh freuen. Es lagen da noch Tretminen auf dem Weg.

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  RE: Die gute Schwester Datum:15.04.10 19:33 IP: gespeichert Moderator melden


hallo ambi valent,


auf die tretminen bin ich gespannt.


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  RE: Die gute Schwester Datum:16.04.10 16:47 IP: gespeichert Moderator melden


38. Unangenehme Veränderungen

´Merkst du eigentlich noch was?´ Schwester Anna standen die Tränen in den Augen.

Schwester Agathe sah sie ahnungs- und fassungslos an. ´Ich weiß wirklich nicht, wovon du sprichst.´

´u läufst rum, als wärst du ganz wo anders. Deine Arbeit ist fahrig und unkonzentriert. Du stehst völlig neben dir. Und wenn man sich dann den schönen Jonas ansieht, dann meint man, dass er die gleichen Symptome hat. Möglicherweise von der gleichen Krankheit befallen.´

Schwester Agathe wurde nun etwas ärgerlich. ´Ich halte nicht so viel von Eifersucht.´

´Ja, ich bin eifersüchtig, aber es geht nicht um mich. Jeder sieht das, auch Frau Ritter.´

´Und? Was will sie mir vorwerfen?´ Schwester Agathe blieb noch uneinsichtig.

´Sie wirft dir vielleicht gar nichts vor. Sie will dich versetzen. Aber das soll sie dir lieber selber sagen.´ Die Tränen standen Schwester Anna noch immer in den Augen.

Schwester Agathe brauchte eine Weile um zu verstehen, was da passierte. ´Sie will, dass ich hier ausziehe?´ Schwester Anna nickte stumm.

Schweigen.

Langsam merkte Schwester Agathe, was für eine Enttäuschung über Schwester Anna herein brach. Ihre Liebe war so zart und zerbrechlich. Und endlich sah sie Anna wieder mit den Augen einer Liebenden. Sie umarmte Anna, drückte sie. ´Kann man denn da gar nichts machen? Ich will nicht weg von dir.´

Als sich Schwester Anna wieder etwas gefangen hat, und die Tränen aus ihren Augen wischte, erzählte sie von der Unterredung. ´Frau Ritter will Birget aus der Station raus haben. Sie soll ganz normal im Schwesternwohnheim sein. Sie scheint sie aus dem Einflussbereich von Frau Dr. Smeroff entfernen zu wollen. Aber sie gibt es nicht zu. Wir haben uns nur angesehen und sofort verstanden, dass wir beide mit den Ansichten von Frau Dr. nicht einverstanden sind.

Aber sie hat dennoch bei ihr angefragt, ob sie als behandelnde Ärztin die Maßnahme unterstützt. Die hat sogar zugestimmt, allerdings unter der Auflage, dass ich sie weiter beaufsichtige. Und sie soll auf der Psycho-Station bleiben, damit sie sie unter Kontrolle behält. Mir kommt das wie ein subtiler Kleinkrieg zwischen Frau Dr. und dem Drachen vor. Bis jetzt steht es Gleichstand.

Kurz: Birget soll hier einziehen.´

´ann ist das doch gar nicht wegen mir! Und ich hatte schon ein schlechtes Gewissen dir gegenüber.´

´Täusch dich mal nicht. Die weiß genau was läuft. Morgen früh nach der Visite sollst du dich bei ihr melden. Sie murmelte was von „Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“. Ich denke, sie will dich möglichst weit von Jonas weg bringen.´

´Weiß sie das zwischen uns beiden?´

´Ich hab es ihr nicht gesagt, aber ich glaube, dass sie es nicht weiß. Sonst hätte sie es mir vielleicht auch nicht angetan.´

Schwester Agathe versuchte zu trösten. ´Birget ist doch auch total nett, und gut sieht sie auch aus. Und gegen Zärtlichkeiten mit Frauen hat sie auch keine prinzipiellen Probleme. Ich glaube, die mag dich. Vielleicht wird es mit ihr noch besser als mit mir.´

Schwester Annas Züge verhärteten sich. ´u bist herzlos. Mir geht es doch nicht um ein Bisschen Schmuserei. Mir geht es um Dich. Ich liebe dich.´

Schwester Agathe war nun betroffen. Dieser Trost war wohl keiner gewesen.´Wir machen natürlich weiter. Mach dir keine Sorgen.´ Aber sie selbst war nicht überzeugt.

Schwester Anna fuhr fort: ´Und außerdem hat doch die bescheuerte Smeroff mich zur Aufsicht verdonnert, dass Birget keinen Sex haben soll.´ Beide wussten nicht so recht, ob sie nun lachen oder weinen sollten.

´u weißt doch. Ich bin immer total zuverlässig. Ich richte mich nach den Anweisungen und werde nichts tun, was Birget oder mich gefährdet.´

´Aber wenn du doch mit Frau Ritter unter einer Decke steckst …´

´a kennst du den Drachen aber schlecht. Auch wenn wir die gleiche Meinung haben, wird sie kein Auge zudrücken, niemals. Und ich würde es auch nicht tun.´

´Jetzt aber genug geredet. Wenn wir vielleicht nur noch wenig Zeit haben, dann sollten wir sie auch nutzen. Komm zu mir ins Bett.´ Agathe machte das Licht aus. Oh ja, sie liebte Schwester Anna auch. Und nicht nur ihre besondere Art, sondern auch ihre Zärtlichkeiten.

----

Am nächsten Morgen fand sich Schwester Agathe bei Frau Ritter ein. Der strafende Blick ließ Unheil erwarten. ´Schwester Agathe, der Wandel ihrer Arbeiteinstellung ist augenfällig. Wir brauchen wohl nicht zu rätseln, was da die Ursache ist?´

Schwester Agathe nickte betreten.

´Gut. Gehen sie und holen sie die Briefe. Ich will sie sehen.´

Stark errötend setzte sich Agathe zur Wehr. ´as geht nicht. Es sind persönliche Briefe, sehr persönliche sogar.´

´Und wie stellen sie sich das weiter vor? Wir sind hier ein Pflegebetrieb mit einem hohen Anspruch an Qualität. Die Hausregeln wurden extra dafür gemacht, dass so etwas nicht passiert.´

´Welche Regel habe ich denn gebrochen?´ Schwester Agathe versucht sich zu wehren.

´Über Spitzfindigkeiten und Formalia werde ich nicht mit Ihnen diskutieren. Sie wissen sehr wohl, dass sie nur versuchen, ein Schlupfloch zu graben. Das aber lasse ich nicht zu. Ich will, dass sich das ändert.

Schwester Anna hat ihnen ja schon etwas gesagt. Sie arbeiten ab morgen auf der Gerontologie. Bei Schwester Ilse ist ein Bett frei geworden. Sie verstehen sich doch mit Schwester Ilse? Da wird ihnen diese Maßnahme sicher etwas erträglicher sein. Ich will ihre Kooperation.´

Schwester Agathe wollte ihr Liebe zu Schwester Anna nicht so klaglos verraten, gerade weil ihr das Zusammensein mit Schwester Ilse durchaus reizvoll erschien. ´Aber ich bin sehr gern mit Schwester Anna in einem Zimmer. Ich will sie nicht verlassen.´

Frau Ritter merkte auf. Sie war tatsächlich in Unkenntnis über die Beziehung zwischen ihnen. ´Es tut mir leid, eigentlich mehr wegen Schwester Anna, aber ich kann da nicht anders entscheiden. Für die nächste Zeit muss ich auf diese Trennung bestehen. In einem halben Jahr können wir vielleicht noch mal darüber reden.

Aber bezüglich der Briefe. Ich werde nicht darauf bestehen, sie zu lesen. Aber ich will nicht, dass das so weiter geht. Wir müssen das eindämmen. Ich werde auch nichts unerträgliches von Ihnen verlangen. Aber es wird ihnen nicht schmecken:

Erstens. Sie schreiben einen kurzen Brief, in dem sie ihren Briefpartner über die Änderungen Informieren, und dann drei Wochen Sendepause.

Zweitens: Danach nur ein Brief pro Woche.

Können Sie damit leben?´

´Und was, wenn nicht?´

Frau Ritter sah Schwester Agathe traurig und streng zugleich lange an. ´enken sie mal nach!´

Schwester Agathe merkte, dass hier kein Verhandlungsspielraum war.

´Falls sie glauben, dass sie schummeln können. Vielleicht würde es eine Weile gehen. Aber ich würde das als schweren Vertrauensbruch werten. Sie sollten das lassen. Ich denke, mit den Auflagen bin ich ihnen schon weit entgegen gekommen.´

Schweren Herzens nickte Schwester Agathe.

´Ich will ihre Kooperation. Sprechen sie bitte aus, wozu sie sich verpflichten.´

´Ich werde mich beugen. Die nächsten drei Wochen nur ein Brief und danach nur wöchentlich einer.´

´Gut, dann wäre das geklärt. Aber dennoch, Strafe muss sein. Ich gehe davon aus, dass sie sich beim nächsten Schwesternabend mit einer Selbstanzeige melden.´

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  RE: Die gute Schwester Datum:16.04.10 23:27 IP: gespeichert Moderator melden



Zitat

Gut, dann wäre das geklärt. Aber dennoch, Strafe muss sein. Ich gehe davon aus, dass sie sich beim nächsten Schwesternabend mit einer Selbstanzeige melden.´


Wofür die Selbstanzeige?

Aber doch nicht wegen dem Briefeschreiben, denn das ist ja nicht verboten.

Höchstens wegen Vernachlässigung des Dienstes!

3 Wochen lang nur ein Brief, wie hält das der verliebte Doktore aus

Mindestens ein halbes Jahr wird er sie auch nicht sehen können.

Oder lässt er sich auch versetzen?

Auch Schwester Anna trift es hart, wenn sie jetzt ausziehen muss.

Gerlinde wird jetzt erstmals einen Schwesternabend miterleben.

Zitat

´Ich habe tatsächlich bereits eine starke Sympathie zu ihrem Haus, den Schwestern und sogar zu ihren schrägen Methoden gewonnen.


Wird die Sympathie nach dem miterlebten Schwesternabend auch noch vorhanden sein

Fragen über Fragen.

Danke Ambi Valent.
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  RE: RE Zwerglein: Die gute Schwester Datum:17.04.10 01:56 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Zwerglein.

Zitat

Zitat

Gut, dann wäre das geklärt. Aber dennoch, Strafe muss sein. Ich gehe davon aus, dass sie sich beim nächsten Schwesternabend mit einer Selbstanzeige melden.´


Wofür die Selbstanzeige?

Aber doch nicht wegen dem Briefeschreiben, denn das ist ja nicht verboten.

Höchstens wegen Vernachlässigung des Dienstes!


Du wirst erkennen, dass Schwester Agathe lange Zeit hat, über ihre ´Verfehlungen´ nachzudenken. Das ist natürlich perfid, denn so braucht Frau Ritter keine eigene Anklage zu konstruieren, sondern die ´Übeltäterin´ sucht selber die Anklage.

Zitat
3 Wochen lang nur ein Brief, wie hält das der verliebte Doktore aus

Mindestens ein halbes Jahr wird er sie auch nicht sehen können.

Oder lässt er sich auch versetzen?


Das werden wir sicher noch herausfinden.

Zitat
Gerlinde wird jetzt erstmals einen Schwesternabend miterleben.


Aber das duert noch ein wenig.

Zitat
Zitat

´Ich habe tatsächlich bereits eine starke Sympathie zu ihrem Haus, den Schwestern und sogar zu ihren schrägen Methoden gewonnen.


Wird die Sympathie nach dem miterlebten Schwesternabend auch noch vorhanden sein


Wie gesagt: Es bleibt spannend.
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  RE: Die gute Schwester Datum:17.04.10 18:11 IP: gespeichert Moderator melden


39. Tagebuch, Erster Versuch

Emma Braun sah aus dem Fenster, wie Gerlinde Schimmelpfennig gerade auch zur Redaktion kam. Sie öffnete die Mail, die sie gestern spät abends noch absandte. Der erste Entwurf für ihre Reportage.

Zitat
Das seltsame Sanatorium 1

Es ist Dienstag in einem großen Privatsanatorium in Deutschland. Ich habe ein Bewerbungsgespräch als Pflegekraft. Was mein Gegenüber nicht wissen sollte: Es sind Gerüchte zu äußerst ungewöhnlichen Praktiken zu uns gedrungen. Stimmen diese? Ist hier ein dunkles Geheimnis? Oder findet man Wege, deutliche Verbesserungen im Pflegesystem einzurichten. Kann es hier Schule machen oder stehen wir vor einem Skandal? All diesen Fragen gehe ich nach, nicht als Reporterin, sondern als Betroffene, als Schwester, der man nichts vor machen kann. Wenn es ein Geheimnis gibt – ich werde es heraus finden …

Ich lege mein Examen vor. Ja, die Anzeige hat mich sehr angesprochen. Ich finde Ordnung und Disziplin sehr wichtig, so versichere ich der Pflegedienstleitung. Ich sollte mir das noch mal gut überlegen, meinte die ältere Dame, deren Strenge einschüchternd wirkt. Es würde kein Sex geduldet. Nicht mit Ärzten, nicht mit Patienten. Man sähe es nicht gerne, wenn betagte wohlhabende Patienten in einer Weise behandelt werden, die zu einer unerwünschten Beziehung führen. Sie nannte das Wort Goldsucherinnen. ´Soll ich denn nicht die Patienten sehr zuvorkommend behandeln?´ will ich wissen.

´Doch schon, aber jeder Patient soll diese Premium-Pflege erhalten, nicht nur die, von denen man sich einen persönlichen Vorteil erhofft.
Natürlich dürfen wir auch keine Trinkgelder annehmen, die bei Beginn des Aufenthaltes gezahlt würden. Wenn die Patienten sich wohl fühlen, dürfen sie anonyme Spenden in die Gemeinschaftskasse eben.´

Ich bin beeindruckt. Man nimmt es hier mit der Qualität sehr genau. Hier würde ich vielleicht selber gerne Patient sein. Aber Schwester? Wie sollen denn diese strengen Regeln durchgesetzt werden? Und nun nähern wir uns der Kehrseite, den dunklen Geheimnissen. Denn es geht hier um allzu menschliches. Schwestern sind keine höheren Wesen, die über jeder Versuchung stehen.

Viele Menschen wissen, dass der Stress im Gesundheitswesen oft sehr schwierige Arbeitsverhältnisse hervor bringt. Klagen über Mobbing der Angestellten und schlechte Behandlung von Patienten sind allerorts zu hören. Hier soll es anders sein? Ist da nur eine geheuchelte Firnis über ein ´Business as Ususal´ gezogen? Allerdings sprechen die Gerüchte eine andere Sprache. Man würde mit äußerst unkonventionellen Methoden die Regeln durchsetzen.

Schwester Monika (Name geändert) soll mir das Haus zeigen. Die Schwester scheint aus einer längst vergangenen Zeit zu stammen. Sie trägt eine altmodische steife Tracht, so wie alle Schwestern des Hauses. Mir wird bange, dass ich auch einen so engen Steifen Kragen tragen soll.

Adrett sieht sie aus, aufgeräumt, ordentlich, so wie das ganze Anwesen. Sieh strahlt die Freundlichkeit in Person aus, einladend, als ob sie selber vor Glück überströmt. Drogen? Nein, Schwester Monika lacht. Die sind hier auch strengstens verboten.

´Wie setzt man denn diese Verbote durch?´ Insistiere ich, denn es gibt vieles auf der Welt, was verboten ist, und die Menschen tun es doch. ´Hier herrscht ein sehr aufmerksames Regiment der Überwachung. Und die Maßnahmen zur Disziplinierung werden dir auch nicht gefallen,´ sagt die Schwester geheimnisvoll.

Ach ja, wer sich nun eine ältere und mütterliche Schwester Monika vorstellt, der würde überrascht sein. Sie ist etwa 25 und bildhübsch, ein Traum für einen gesunden Mann. Sie spielt im Volleyball-Team des Hauses, dass es immerhin in die Führungsgruppe der Landesliga geschafft hat. Mich interessiert diese Schwester, die Glück verströmt wie Freibier und dabei etwas von unangenehmen Disziplinarmaßnahmen spricht.

Das Heile-Welt-Szenario zerbröselt, wenn sie von ihrer Vergangenheit spricht. Sie war ein schlimmer Finger, Heimkind, Jugendknast, Drogen, schwere Körperverletzung. Jemand, der eigentlich eine vorgegebene Biografie hat, und die sieht nicht gut aus. Kaum zu glauben, dass sich diese bei ihr nicht ereignete. Ein Wunder?

Sie selber spricht von einem Schutzengel, der sie davor bewahrte, dass Teufelszeug zu nehmen, an der ihre Zellengenossin und beste Freundin verreckte. Eine traumatische Erfahrung, die ihr Leben auf den Kopf stellte. Sie wollte nicht so enden, und lernte, was das Zeug hielt. Aber viele Rückfälle führten sie wieder an den Rand des Abgrundes, bis sie schließlich in diesem Haus ankam. Ihr Lebenswandel konnte nicht verborgen werden. Dennoch bekam sie den Job, denn sie erklärte: ´Ich brauche die Disziplin, sonst gehe ich vor die Hunde´.


Gerlinde kam in Emma Braun´s Büro:´Und?´

´Bin gerade fertig geworden. Das schreit nach mehr.´ Frau Braun wollte nicht zu euphorisch sein. ´Aber sie haben noch nichts von Keuschheitsgürtel und Körperstrafen geschrieben.´

´Sollte sich?´

´Nein, sie haben mich nur allzu gut verstanden. Die Serie wird ein Renner.´ sagte Frau Braun. Zumindest wenn die anderen Frauen so empfinden wie ich, dachte sie weiter.

´Oder vielleicht doch – Die Reportage könnte zumindest im zweiten Teil davon anfangen.´

Gerlinde schaute sie an. ´Und da ist noch was. Ich möchte eine Vereinbarung, dass redaktionelle Änderungen nur mit meiner Zustimmung erscheinen dürfen. Anderenfalls wird eine hohe Vertragsstrafe, sagen wir 20 000 Euro fällig.´

Emma Braun wurde sehr dienstlich: ´Das ist hier aber nicht üblich.´

Gerlinde spürte aber, dass diese Gegenwehr nicht unüberwindlich ist. ´Hören sie. Ich soll drei Monate mit einem Keuscheitsgürtel rumlaufen. Da kann ich schon etwas entgegenkommen erwarten. Und mich interessiert es einen Scheiß, was hier üblich ist.´

Emma Braun schluckte, aber sie sah das Argument ein. Immerhin schien Frau Schimmelpfennig das Thema richtig anzugehen. Das Risiko war da eher gering. ´Schicken sie mir bitte den Vertragsentwurf rüber. Wenn es so bleibt was sie sagen, sollte das problemlos durch gehen.´

Nachdem Gerlinde Schimmelpfennig den Raum verlassen hatte, leistete sie sich einige Tagträume. Sie stellte sich ihre Mitarbeiterin sehr intensiv mit Keuschheitsgürtel und Schwesterntracht vor und fühlte sich irre kinky dabei.

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  RE: Die gute Schwester Datum:17.04.10 18:55 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Ambi Valent!
Um Frau Braun zu zitieren: "Das schreit nach mehr." Aber Du veröffentlichst ja schon in einer geradezu atemberaubenden Geschwindigkeit, da mag ich gar nicht drängeln. Eine tolle Geschichte, ich bin ganz weg.

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  RE: Die gute Schwester Datum:18.04.10 01:01 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat

Hallo Ambi Valent!
Um Frau Braun zu zitieren: \"Das schreit nach mehr.\" Aber Du veröffentlichst ja schon in einer geradezu atemberaubenden Geschwindigkeit, da mag ich gar nicht drängeln. Eine tolle Geschichte, ich bin ganz weg.


Stimmt, er hat ein Waahhhnnnsinnnnsss Tempo drauf.

Der erste Versuch war ja gar nicht so schlecht.

Die Vertragstrafenklausel wir wahrscheinlich auch durchgehen.

Und zu guter letzt,
Zitat

Sie stellte sich ihre Mitarbeiterin sehr intensiv mit Keuschheitsgürtel und Schwesterntracht vor und fühlte sich irre kinky dabei.

habe ich das Gefühl, das Frau Braun auch dringend einen KG benötigt.

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  RE: Die gute Schwester Datum:18.04.10 03:19 IP: gespeichert Moderator melden


hallo ambivalent,

da hast du mich wieder schwer begeistert. danke für den guten lesestoff. hoffentlich hast du noch mehr davon.


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  RE: Die gute Schwester Datum:18.04.10 10:22 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Ambivalent !

Mir scheint, daß Gerlinde eine Aspirantin auf eine
(dauerhafte) Schwestern-Stellung ist. Erst fühlt sie
sich dabei kinky, dann wird es sie zur Berufung ...

Viele Grüße SteveN



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Ambi Valent
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  Folge 40: Die gute Schwester Datum:18.04.10 17:17 IP: gespeichert Moderator melden


40. Überraschende, märchenhafte Post

Der Umschlag war dick. Völlig unerwartet, das Agathe ihm schon wieder schrieb, wo er doch seinen Brief noch gar nicht fertig hatte. Zum Glück hat sie ihm den erst zum Ende seiner Schicht in die Hand gedrückt. Eigentlich hätte er vor Erwartung zitternd es kaum erwarten können, den Brief zu lesen. Aber etwas stimmte nicht. Agathe hatte kein Wort gesagt, aber sie hatte einen so traurigen Blick, der Unheil verhieß. Ein flüchtige Berührung ihrer Finger, wie zum Abschied.

Es half nichts, die Bedenken beiseite wischend öffnete er den Umschlag:

Zitat
Liebster Jonas

Unsere Beziehung hat mich völlig eingenommen, ich war dieser Welt entrückt. Zu sehr in eine Welt des Märchens und der Phantasie, als dass es auch in dieser Welt unbemerkt bleiben konnte. Und auch im Märchen gibt es die böse Hexe, die dem Glück des Traumpaares entgegen steht. Hier haben wir keine bösen Hexen, aber wir haben unsere Frau Ritter. Und die hat mich aufs schärfste ermahnt, denn die Hausregeln verbieten Beziehungen zwischen Ärzten und Schwestern. Ich dachte zwar, dass die für Brieffreundschaften nicht gelte, aber Frau Ritter hat mir nur zu deutlich gemacht, dass ich hier im Irrtum sei.

Kurz gesagt, sie hat mir Auflagen verordnet, die mir wahrscheinlich genau so wenig schmecken wie dir. Die nächsten drei Wochen dürfen wir uns nur einmal schreiben – und das ist dieser Brief. Danach nur ein Brief pro Woche. Außerdem hat sie mich auf die Gerontologie versetzt, damit wir uns nicht so häufig über den Weg laufen.

Das ist alles sehr hart für mich, aber ich bin gewillt, die Auflagen einzuhalten. Es könnte alles viel schlimmer kommen. Und auch dich bitte ich, dich an die Vorgaben zu halten. Vielleicht hat es für unsere Beziehung doch etwas Gutes, wenn sie nicht so hitzig abläuft. Dennoch, so recht will ich es nicht einsehen.

Damit du aber nicht 3 Wochen auf dem Trockenen sitzt, wollte ich dir etwas Wegzehrung für die Durststrecke mit geben. Du sollst mich nicht vergessen. Darum habe ich ein Märchen für dich geschrieben. Viel mehr, den Anfang eines Märchen, das du dann weiter schreiben kannst. Zeit genug hast du ja, deine Phantasie walten zu lassen. Also denn:

-----------

Es war einmal ein weiser König, den seine Untertanen liebten, denn er war gerecht und sorgte für Frieden und Wohlstand im Land. Er war gesegnet mit einer weisen, wunderschönen Frau, die ihn noch mehr liebte als sein Volk. Was er aber nicht wusste war, dass ein dunkles Geheimnis seine Frau Gertrudis umgab. Einst, als sie in einer schweren Krankheit lag, und kein Arzt ihr helfen konnte, besuchte ein altes Kräuterweiblein ihre verzweifelten Eltern. Sie sagten ihr, dass sie sie heilen könnte. Sie gab ihr einen Tee, und das Fieber sank.

Aber sie forderte zu ihrem Lohn die erste Frucht ihres Leibes. Die Eltern erschraken und wollten einen so verwerflichen Handel nicht eingehen. Da sagte die Alte: ´Der Tee hat euch Linderung gebracht, aber er war nicht stark genug für die Heilung. So wird das Fieber wieder steigen. Morgen komme ich wieder, aber ich werde sie nur heilen, wenn ihr mich nicht um meinen Lohn prellen wollt´, sagte sie und verschwand.

Als das Fieber wieder stieg berieten die Eltern, denn es war erkennbar, dass das Kind sterben würde und keine andere Möglichkeit bleib, als dem Begehr der Hexe statt zu geben. Gesagt, getan. Die Kräuterfrau gab sich mit dem Versprechen zufrieden und Gertrudis wurde wieder gesund und erblühte zu der schönsten aller Frauen, die zu Recht die Königin wurde.

Nun aber, als sie einem wunderschönen Kind namens Agathe das Leben schenkte, klopfte es an die Tür und die Kräuterfrau trat ein. Sofort fiel Gertrudis ihre eingegangene Verpflichtung ein, aber sie weinte und flehte darum, das Kind behalten zu dürfen – zumindest bis es abgestillt sei.

Die Alte aber sprach: ´Ich sehe in deinem Herzen, dass du mir das Kind nicht geben willst, auch in 2 Jahren nicht, denn so lange gedachtest du, das Kind zu stillen. Ich gebe dir 8 Wochen Zeit. Denn dann muss ich wieder in dieses Land kommen, das meiner Hilfe bedarf.´

Gertrudis merkte wohl auf und fragte: ´Erklärt Euch, weise Frau.´

´Eine schreckliche Plage zieht durch die Länder. Sie wird an den Grenzen eures Reiches nicht halt machen. Und ich muss eilen, anderen zu Helfen. Wenn ich in acht Wochen wiederkomme, und ihr meiner Hilfe nicht bedürft, so sei Euch eure Schuld erlassen´, sprachs und verschwand.

Leider erfüllte sich die Prophezeiung der Alten und die Not war groß im Lande als die Alte abermals an die Tür klopfte. Gertrudis öffnete so traurig und niedergeschlagen, dass sogar das Herz der Alten weich wurde. ´Willst du mir nun dein Töchterlein geben?´ fragte sie dennoch.

´Oh nein, ich will es nicht. Aber ihr habt das Recht auf Eurer Seite, und sollte mir auch das Herz brechen, so will ich mich nicht gegen Recht und Schuldigkeit stellen. Nur zwei Bitten habe ich an euch. Sorgt für sie gut und gebt mir ein Mittel, das mir einen leichten Tod gewährt.´

´Mit Nichten sollt ihr sterben, edle Frau. Ihr werdet weitere Söhne und Töchter gebären, die ich nicht von euch fordere. Ich gebe Euch ein Tee, der dir das Vergessen schenkt und so Eure Last erleichtert. Und – als Zeichen meiner Verbundenheit mit Euch – werde ich Eure Tochter zu euch zurück bringen, nachdem sie 25 Lenze und 25 Sommer mir diente. Sie wird rein und schön zu euch kommen, gekleidet wie eine Magd. Sie wird von keinem Manne wissen. Und eure Herzen sollen wieder vereint sein.´ So sprach sie, nahm das Kind und ging.

Es war nicht das Leben einer Königstochter sondern das Leben einer Dienstmagd in armen Hause, das Agathe von Kindesbeinen an erfuhr. Sie erfuhr heiße Sommer und bitterkalte Winter. Die Alte war stets streng zu ihr, aber sie strafte nur um zu erziehen. Sie musste viel lernen, zwischen der Haus-und Gartenarbeit. Kräuterkunde vor allem, aber auch lesen und schreiben, und die alten Bücher und Kenntnisse über die Natur, die ihr die Alte vermittelte.

Agathe gewöhnte sich daran, kratzige Kleider zu tragen. Die Alte hieß sie oft, sich nackt auszuziehen und trug ihr auf, nicht zu zucken oder zu lachen. Dann streichelte sie sie am ganzen Körper und kitzelte sie sie. Aber sie konnte sich nie beherrschen. Auf kurz oder lang kicherte sie oder zuckte. Zur Strafe zwickte sie dann die Alte.

Als Agathe zu einem schönen Mädchen herangereift war, ging die Alte mit ihm zu einem Schmied dessen Ruf seiner Geschicklichkeit durch alle Lande ging. Er fertigte ein eisernes Höschen für Agathe, das nur wenig drückte und scheuerte.

Die Alte erklärte ihr, dass sie ihrer Mutter versprochen hatte, sie ihr als Jungfrau zurück zu bringen. Und das sei nun der Preis für ihr Versprechen …

-------

So weit die Geschichte. Jetzt will ich, dass du weiter schriebst. Will die Alte, dass auch Agathe sie streichelt? - Natürlich erst, nachdem sie ihren achtzehnten Geburtstag hinter sich hat. Wird sie geraubt von bösen Wegelagerern, und wer befreit sie? Vielleicht der edle Prinz Jonas?

Überlege dir gut was du schreibst und vergiss mich nicht

Deine Agathe



Sehnsucht und Wehmut erfüllten ihn. So nah und doch so fern. Eine Durststrecke, ja Agathe empfand genau wie er. Aber wie hätte er sie vergessen können, auch wenn sie ihm nicht dieses Märchen gesandt hätte …


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